In den Jahren 1579 bis 1584 unternahm der Kosakenataman Jermak Timofeewitsch mit einer Gruppe von 540 Kriegern seine Feldzüge jenseits des Ural, um das Chanat Sibir zu zerschlagen und das riesige Territorium dem Moskauer Reich anzugliedern.
Im Jahre 1579 brach er an der Spitze seiner Kosakenabteilung in das unbekannte Gebiet auf. Im Herbst des Jahres 1582 fand die entscheidende Schlacht gegen Kutschum, den Herrscher des Chanats Sibir, vor den Toren der Hauptstadt des Sibirischen Reiches Isker statt, die mit dem Sieg der Kosaken über die Tataren endete.
Aber die Kosaken hielten sich in Sibirien nur zwei Jahre durch. Die sibirischen Tataren versuchten immer wieder, das Land zurückzuerobern. In einem dieser Gefechte fiel im Jahre 1584 auch Jermak selbst. Nach seinem Tod gingen die eroberten Gebiete wieder verloren und wurden erst im Jahre 1591 zurückerobert. Kutschum selbst wurde im Sommer 1598 endgültig geschlagen, also erst vierzehn Jahre nach Jermaks Tod.
Dennoch wird Jermak eine entscheidende Rolle bei der Eroberung Sibiriens zugeschrieben. Einer der ersten Historiker Sibiriens, Remesow, rückte Jermak in die Nähe eines Heiligen.
Über Jermaks Feldzüge nach Sibirien existieren zahlreiche Legenden und Lieder.
In meiner Arbeit wird es um den Versuch gehen, die Rolle Jermaks bei der Eroberung von Sibirien zu bestimmen. Was ist Lüge und was ist wahr an den Legenden um den Kosakenataman?
Bevor ich zur Beantwortung dieser Fragen komme, gebe ich zuerst einen kurzen geschichtlichen Überblick Sibiriens und komme auf die ersten Eroberer Sibiriens, die sibirischen Tataren, zu sprechen. Aus dem Grunde, dass Sibiriens Reichtum der Anstoß für die Eroberung und Angliederung des Landes war, spielten auch die Handelskontakte mit russischen und ausländischen Kaufleuten und besonders mit Nowgorod eine große Rolle. Es darf auch nicht vergessen werden, dass ohne die Unterstützung der Kosaken durch das Haus Stroganow und die Erlaubnis des Zaren Iwan IV. an die Erfolge bei den Feldzügen gar nicht zu denken wäre. Die Stroganows warben die Kosaken an und rüsteten diese mit Munition und Proviant auf. Folgend werde ich auf die Biographie des Ataman Jermak Timofeewitsch zu sprechen kommen, soweit sich diese feststellen lässt. Folgend werde ich den Kriegszug der Kosaken gegen das Chanat Sibir, deren Ausgang und Folgen beschreiben.
Die Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich hat sich nicht sofort vollzogen. Jermaks Feldzug stand am Beginn der Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich. Dieser Prozess war kompliziert und vielschichtig. W. Radloff betonte zu Recht, dass das Schwert bei der Unterwerfung Sibiriens unter das russische Zepter nicht die ausschlaggebende Rolle spielte. Erst die darauf folgende Bauernkolonisation, die Pflug und Egge nach Sibirien brachte, schuf die Grundlage für feste Bindungen.
Bei meiner Arbeit werde ich mich hauptsächlich auf die Werke von Ludmila Thomas „Geschichte Sibiriens“ und „Iwan der Schreckliche und seine Zeit“ von Ruslan G. Skrynnikow stützen.
Inhaltsverzeichnis
A: Einleitung
B: Hauptteil
1. Kurzer geschichtlicher Überblick
2. Die sibirischen Tataren
3. Die Russen in Sibirien
3.1. Handelskontakte mit Nowgorod
3.2. Die Rolle des Hauses Stroganow bei der Eroberung Sibiriens
3.3. Kosaken jenseits des Ural
3.3.1. Die Kosaken
3.3.2. Kosakenataman Jermak Timofeewitsch
3.3.3. Der Kriegszug der Kosaken gegen das Chanat Sibir
3.3.4. Die Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich
C: Schluss
D: Literaturverzeichnis:
A: Einleitung
In den Jahren 1579 bis 1584 unternahm der Kosakenataman Jermak Timofeewitsch mit einer Gruppe von 540 Kriegern seine Feldzüge jenseits des Ural, um das Chanat Sibir zu zerschlagen und das riesige Territorium dem Moskauer Reich anzugliedern.
Im Jahre 1579 brach er an der Spitze seiner Kosakenabteilung in das unbekannte Gebiet auf. Im Herbst des Jahres 1582 fand die entscheidende Schlacht gegen Kutschum, den Herrscher des Chanats Sibir, vor den Toren der Hauptstadt des Sibirischen Reiches Isker statt, die mit dem Sieg der Kosaken über die Tataren endete.
Aber die Kosaken hielten sich in Sibirien nur zwei Jahre durch. Die sibirischen Tataren versuchten immer wieder, das Land zurückzuerobern. In einem dieser Gefechte fiel im Jahre 1584 auch Jermak selbst. Nach seinem Tod gingen die eroberten Gebiete wieder verloren und wurden erst im Jahre 1591 zurückerobert. Kutschum selbst wurde im Sommer 1598 endgültig geschlagen, also erst vierzehn Jahre nach Jermaks Tod.
Dennoch wird Jermak eine entscheidende Rolle bei der Eroberung Sibiriens zugeschrieben. Einer der ersten Historiker Sibiriens, Remesow, rückte Jermak in die Nähe eines Heiligen.
Über Jermaks Feldzüge nach Sibirien existieren zahlreiche Legenden und Lieder.
In meiner Arbeit wird es um den Versuch gehen, die Rolle Jermaks bei der Eroberung von Sibirien zu bestimmen. Was ist Lüge und was ist wahr an den Legenden um den Kosakenataman?
Bevor ich zur Beantwortung dieser Fragen komme, gebe ich zuerst einen kurzen geschichtlichen Überblick Sibiriens und komme auf die ersten Eroberer Sibiriens, die sibirischen Tataren, zu sprechen. Aus dem Grunde, dass Sibiriens Reichtum der Anstoß für die Eroberung und Angliederung des Landes war, spielten auch die Handelskontakte mit russischen und ausländischen Kaufleuten und besonders mit Nowgorod eine große Rolle. Es darf auch nicht vergessen werden, dass ohne die Unterstützung der Kosaken durch das Haus Stroganow und die Erlaubnis des Zaren Iwan IV. an die Erfolge bei den Feldzügen gar nicht zu denken wäre. Die Stroganows warben die Kosaken an und rüsteten diese mit Munition und Proviant auf. Folgend werde ich auf die Biographie des Ataman Jermak Timofeewitsch zu sprechen kommen, soweit sich diese feststellen lässt. Folgend werde ich den Kriegszug der Kosaken gegen das Chanat Sibir, deren Ausgang und Folgen beschreiben.
Die Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich hat sich nicht sofort vollzogen. Jermaks Feldzug stand am Beginn der Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich. Dieser Prozess war kompliziert und vielschichtig. W. Radloff betonte zu Recht, dass das Schwert bei der Unterwerfung Sibiriens unter das russische Zepter nicht die ausschlaggebende Rolle spielte. Erst die darauf folgende Bauernkolonisation, die Pflug und Egge nach Sibirien brachte, schuf die Grundlage für feste Bindungen.
Bei meiner Arbeit werde ich mich hauptsächlich auf die Werke von Ludmila Thomas „Geschichte Sibiriens“ und „Iwan der Schreckliche und seine Zeit“ von Ruslan G. Skrynnikow stützen.
B: Hauptteil
1. Kurzer geschichtlicher Überblick
Bereits im 1. Jahrtausend v. u. Z. entstanden die ersten turkischen Steppenstaaten auf dem Territorium Sibiriens. Vom 3. Jh. v. u. Z. bis 73 u. Z. befand sich Zentralasien unter der Herrschaft des Hunnenreiches. Im 11. bis 13. Jh. entstanden die ersten Staaten am Amur und an der Pazifikküste. Anfang des 13. Jh. entstand das Mongolische Weltreich unter Dschingis- Chan. Bereits in der 2. Hälfte des 14. Jh. begann der Zerfall der Goldenen Horde. Im Jahre 1380 siegte das russische Heer unter Dimitri Donskoi über die Tataro- Mongolen in der Schlacht auf dem Kulikowo- Feld.
Anfang des 15. Jh. entstand das Chanat Sibir. 1552 wurde das Chanat Kasan durch den russischen Staat zerschlagen.
In den Jahren 1579 bis 1584 fanden die Feldzüge Jermaks jenseits des Ural statt. Es war auch der Beginn der ersten Etappe der Kolonisation Sibiriens. Im Jahre 1598 wurde das Chanat Sibir endgültig zerschlagen.
Ende des 16. Jh. wurden die ersten westsibirischen Städte durch Kosakentrupps gegründet:
1586- Tjumen, 1587- Tobolsk, 1593- Berjosow, 1594- Surgut, Tara, 1596- Narym.
Anfang des 18. Jh. wurde Ostsibirien dem Russischen Reich angegliedert. Die Bauernkolonisation nimmt ihren Anfang. Zweite Etappe der Kolonisation ist zu verzeichnen. Es entstehen ostsibirische Städte: 1619- Jenisseisk, 1628- Krasnojarsk, 1630- Ilimsk, 1631- Bratsk, 1632- Jakutsk, 1661- Irkutsk. (Ludmila Thomas: Geschichte Sibiriens: 224-225)
2. Die sibirischen Tataren
Bevor Sibirien von den Russen erobert wurde, beherrschten die Mongolo- Tataren das Land. Es handelt sich dabei um die Nachkommen der Mongolo- Tataren, die Anfang des 13. Jh. unter Dschingis- Chan das Mongolische Weltreich gründeten, die Goldene Horde. Das Reich wurde dann unter den Nachkommen von Dschingis- Chan in einzelne Chanate aufgeteilt. So entstand Anfang des 15. Jh. das Chanat Sibir.
„Die sibirischen Tataren waren Halbnomaden. Sie gingen der Viehzucht nach, züchteten Pferde und Schafe. An den Ufern des Tobol und des Irtysch bestanden kleine Ackerbaugebiete. Die sesshafte Bevölkerung befasste sich mit der Hauswirtschaft, sie töpferte, webte und schmolz und bearbeitete Metall. Mursas und Begs, die Inhaber von Fürstentümern, besaßen Weiden, Vieh und Sklaven, welche für sie große Reichtümer darstellten. ’Schwarze’ Leute bildeten den niedrigsten gesellschaftlichen Stand. Sie leisteten Wehrdienst in Abteilungen ihrer Herren und zahlten ihnen alljährlich Steuern. Die sibirischen Chane machten sich die örtlichen Chanten- und Mansenstämme im Ural, am Unterlauf des Irtysch und am Ob mit Gewalt untertan. Diese Stämme lebten hauptsächlich vom Fischfang und von der Jagd. In den südlichen Gebieten, wo sie mit den Baschkiren und Tataren in Berührung kamen, begann sich auch die Viehzucht zu entwickeln. Die Mansen, die an der Tawda lebten, gingen der Jagd und dem primitiven Ackerbau nach.“ (Ruslan G. Skrynnikow: Iwan der Schreckliche und seine Zeit: 298)
3. Die Russen in Sibirien
3.1. Handelskontakte mit Nowgorod
„Das Vordringen russischer Kaufleute hinter den Ural wird bereits in der Nowgoroder Chronik aus dem Jahre 1377 erwähnt. Sie berichtet von der Reise des Gjurata Rogowitsch in das Jugraland und nach Samojad- Gebiete hinter dem Ural, die nach den dort ansässigen Völkern benannt wurden. Es handelt sich um Ugren und Samojeden. Auch andere Quellen bestätigen die Existenz von Handelsbeziehungen zwischen Nowgorod und den Stämmen im Nordwesten Sibiriens. Es war vor allem der Zobelpelz, der die russischen Kaufleute anlockte. Die Strapazen und Gefahren der Reise hinter den ’steinernen Gürtel’, wie der Ural genannt wurde, nahm man gern in Kauf, denn die Pelze waren auf den Märkten Westeuropas und in Byzanz sehr gefragt und erzielten hohe Gewinne.“ (Ludmila Thomas: Geschichte Sibiriens: 17)
„ Nach Nordwesten Sibiriens gelangten die Kaufleute in der Regel, indem sie mit Booten die Petschora abwärts in die Kara- See einfuhren, die Halbinsel Jamal umrundeten und den Fluss Tas aufwärts fuhren. Zum Handelszentrum entwickelte sich hier Mangaseja, eine Siedlung am Unterlauf des Tas, in der Nähe der Einmündung des Flüsschen Mangasejka. Sie war lange Zeit der Vorposten Russlands im transuralischen Raum.
Nach der Sibirienchronik von Schtscheglov gehörte ’Jugorija’ ab 1264 offiziell zur Zahl der Nowgoroder Amtsbezirke, und ab 1488 trug Iwan III. auch die Bezeichnung ’Jugorski’ in seinem langen Titel.“ (Norbert Wein: Sibirien: 49)
„ Etwa zu dieser Zeit gab es auch die ersten Versuche, Asien über das Polarmeer zu erreichen. Holzboote mit 40 bis 60 Mann Besetzung überquerten das Weiße Meer und das Eismeer und erreichten die Ob- Mündung. Von Teilnehmern dieser wagemutigen Expeditionen sind Beschreibungen der Eismeerküste und der Insel Waigatsch und Nowaja Semlja überliefert. Den Spuren der Seeleute folgte bald Militär, das im Auftrag der Nowgoroder Kaufleute den Besitzanspruch auf die fremden Gebiete sichern sollte. An den Ufern der Flüsse Pinega, Petschora und Wytschegda wurden die ersten russischen Festungen gebaut. Als Nowgorod 1478 seine Unabhängigkeit verlor, gingen auch die von ihm eroberten Gebiete an das Moskauer Fürstentum über. Der schwere nördliche Seeweg schränkte die Handelsverbindungen mit den Gebieten hinter dem Ural stark ein. Der kürzere und gefahrlosere südliche Landweg war aber vorerst für die russischen Kaufleute versperrt. Erst der erfolgreiche Feldzug Iwans IV. gegen das Kasaner Reich im Jahre 1552 und dessen Anschluss an Russland machten den südlichen Weg nach Sibirien frei. Damit begann die systematische Erschließung und Eroberung Sibiriens, die in mehreren Etappen und mit unterschiedlichen Zielsetzungen verlief.
In den überlieferten Handschriften aus jener Zeit und in der umfangreichen Literatur wird das reguläre Vordringen russischer Kosakentruppen nach Sibirien mit dem Hause Stroganow und vor allem mit dem Namen des Kosakenführers Jermak in Beziehung gebracht, wobei die Rolle des Letztgenannten sehr umstritten war und ist.“ (Ludmila Thomas: Geschichte Sibiriens: 17-18)
3.2. Die Rolle des Hauses Stroganow bei der Eroberung Sibiriens
„ Stroganow ist ein Familienname von Großkaufleuten, Unternehmern, Großgrundbesitzern und Staatsmännern. Die Tätigkeit der Stroganow reicht bis ins 14. Jh. zurück. Als Stammväter gelten vier Handelsleute Spiridon, Kusma, Luka und Fjodor, deren Vorfahren Bauern aus dem Weißmeerraum waren. Die Stroganows, die bereits früh in mehrere Familienzweige zerfielen, gehörten im 16. und 17. Jh. nicht nur zu den Hauptrepräsentanten der russischen Wirtschaft, sondern wirkten ebenso aktiv an der innen- und Außenpolitik des Zarenreiches mit. So übten sie unter Iwan IV. bedeutende Staatsämter aus und beteiligten sich als Sonderbeamte und Bevollmächtigte an der Politik und den Handelsgeschäften der russischen Regierung. Welche Machtmittel sie in ihren Händen konzentrierten, geht daraus hervor, dass sie ein eigenes Heer unterhielten, mit dem sie nicht nur den Vorstoß nach Sibirien im Jahre 1581 unter Jermak einleiteten, sondern auch die Kriege Iwans IV. und der Zaren Russlands im 17. Jh. tatkräftig unterstützten.“ (Erich Donnert: Altrussisches Kulturlexikon: 348)
„ Der Aufstieg der Familie Stroganow begann im 15. Jh.. Vor allem die Gewinne aus dem Handel und der Salzförderung im Uralgebiet ließen sie schnell zu den reichsten und einflussreichsten Familien des Landes werden. Die Gunst des Zaren sicherten sie sich, indem sie z. B. Truppen für den Livländischen Krieg stellten und ausrüsteten. Der Zar wusste solche Hilfe zu lohnen und sicherte sich seinerseits diese Geldquelle durch Landgeschenke an die Familie Stroganow.“ (Ludmila Thomas: Geschichte Sibiriens: 19)
„ Die wichtigsten Vertreter der Stroganows im 16. Jh. waren Anika Stroganow und seine Söhne. Sie wirkten nicht nur als reiche Grundbesitzer und Salzindustrielle, sondern betätigten sich ebenso als Eisenhütten- und Bergwerksunternehmer wie auch als Besitzer großer Schmiedewerkstätten und als bekannte Großkaufleute, die sich vor allem auf das Rauchwarengeschäft verlegt hatten.“ (Erich Donnert: Altrussisches Kulturlexikon: 348)
Anika Stroganow, der Inhaber des Geschäftshauses, wollte das Land an der Kama haben, 146 Werst Ödland. Durch seinen Sohn Grigori bat er den Zaren um die Erlaubnis, „ in dieser Wildnis Wald abholzen zu können, außer Flüchtlingen und Sträflingen dort Bauern anzusiedeln, Äcker zu bebauen und Häuser zu errichten. Im Moskauer Reich ahnte man bereits, welche Reichtümer in der Uraler Erde verborgen lagen. Die Stroganows versprachen dem Fiskus sagenhafte Gewinne und verpflichteten sich, Lagerstätten von Salz, vielleicht aber auch von wertvollen Erzen zu erschließen.“ (Ruslan G. Skrynnikow: Iwan der Schreckliche und seine zeit: 299)
Iwan IV. erteilte den Stroganows die Erlaubnis, an der Kama Salzsiederei zu errichten und Salz zu kochen. „’ Und sollten sie (die Stroganows) irgendwo Silber-, Kupfer- oder Zinnerz finden’, gab der Zar seinen Willen kund,’ so sollte Grigori sogleich unseren Schatzmeistern über diese Erze schreiben. Er selber darf jedoch diese Erze ohne unser Wissen nicht abbauen.’“ (Ruslan G. Skrynnikow: Iwan der Schreckliche und seine zeit: 299)
Die Stroganows bekamen also die Ländereien im Ural- Vorland zur Nutzung und übernahmen „gleichzeitig die Verpflichtung, die Gegend an der Kama ’ vor Nogaiern und sonstigen Horden’ zu schützen. Zu diesem Zweck erbauten sie an der Kama eine befestigte Siedlung und versahen sie mit Geschützen. Für ihre Ausgaben gewährte der Staat den Stroganows Steuerfreiheit für zwanzig Jahre.“ (Ruslan G. Skrynnikow. Iwan der Schreckliche und seine Zeit: 299)
Die Stroganows ließen dort zwei Festungen erbauen: die Festung Kankor an der Kama und etwas später die Festung Kergedan, die auch Orjol- Gorodok genannt wurde. Durch diese Festung wurden die von den Stroganows gegründeten Salzsiedereien zuverlässig geschützt. In weniger als zehn Jahren erschlossen die Geschäftsleute an der Kama viele Salzvorkommen, hatten 27 Salzsiedereien, ließen insgesamt vier Festungen auf ihre eigenen Kosten bauen und stellten für jede von ihnen eine Garnison auf. „ Und nun rauchten die Schlote ihrer Salzsiedereien zwischen Sol- Wytschegodskaja und Perm. 1566 erwies Iwan IV. Anika die Gnade, sein Patrimonium an der Kama in die Opritschnina einzubeziehen. Der Dienst in der Opritschnina brachte dem Geschäftshaus der Stroganows neue Vorteile und Privilegien. (…) Er (Anika) bat den Zaren um neue Ländereien. 1568 übergab Iwan IV. Stroganow eine Schenkungsurkunde für noch nicht erschlossene Gebiete der Opritschnina am Tschussowaja- Fluss.
Als 1570 Anika Stroganow starb, erbten den ganzen Besitz seine drei Kinder. Die Söhne führten das Geschäft des Vaters mit großem Erfolg weiter. Mitten in der Opritschnina begannen die Stroganows mit Zustimmung des Zaren Maßnahmen zu ergreifen, um die südlichen Grenzen ihrer Besitzungen vor den Überfällen der Nogaier zu schützen. ’ Um sich vor den sibirischen und nogaischen Leuten zu schützen’ und Ostjaken und Wogulen an der Tschussowaja und in anderen Gegenden ’zu bezwingen’ , ließ Jakow Stroganow an der Sylwa die fünfte Festung errichten. Indem sie den Umstand ausnutzten, dass die Nogaier- Horde Vasall des Moskauer Reiches wurde, drangen die Stroganows nach Transuralien vor und gründeten an dem dünn besiedelten Tachtscheja- Ufer ihre eigene Siedlung. Sie sahen in dieser Siedlung ihren zukünftig wichtigsten Stützpunkt in Transuralien, vor dem aus sie hinter den Tobol vorstoßen und Sibirien ganz an sich reißen wollten. Ihre Rechnung ging jedoch nicht auf. Sie schafften es nicht, sich in Transuralien zu behaupten. Während des Tscheremissen- Aufstandes im Jahre 1572 tauchten im Wolgagebiet an der Kama Rebellen auf. Ihnen schlossen sich die dort lebenden Ostjaken und Baschkiren an. Die Aufständischen drangen bis nach Kankor und Kergedan vor. Der sibirische Chan Kutschum nutzte die Gelegenheit, um seine Truppen an die russische Grenze zu schicken. (…) Kutschum vernichtete nicht nur die Stroganow- Siedlungen in Transuralien, sondern unterwarf sich auch die einheimischen Stämme. Die Bevölkerung war jedoch nicht ohne Widerstand dazu bereit, sich der Macht des Chans zu beugen. Wie die Stroganows berichteten, baten die Ostjaken aus Tachtscheja um Hilfe, da sie ’ dem Sibirischen (Chan) weder Tribut noch Steuern geben und sich gemeinsam mit ihnen gegen den Sibirischen wehren wollten’. Aufgrund des Hilferufs der Chanten hofften die Stroganows, im Kampf gegen Kutschum all diejenigen Stämme an ihre Seite zu bringen, die mit den Abgaben an ihn unzufrieden waren. Die Pläne der Permer Salzhändler wurden von der Zarenministration unterstützt. (…) Die reichen Permer Salzgewinner waren dermaßen davon überzeugt, dass Kutschum ihrem Ansturm nicht standhalten werde, dass sie sich vom Zaren einen Freibrief für noch nicht angeschlossene Ländereien erbaten. 1574 erfüllte Iwan IV. ihre Bitte und erlaubte ihnen, in Transuralien – an Tobol, Irtysch und Ob- Festungen zu errichten. (…) Obwohl die militärischen Kräfte der Permer Salzsieder viel größer waren als das Heer von Kutschum, wagten sie es nicht, nach Transuralien zu ziehen, um Tachtscheja von neuem zu besetzen. Nach einiger Zeit wurde klar, dass die Stroganows der Aufgabe, Sibirien an das Moskauer reich anzugliedern, nicht gewachsen waren. Als Oberhaupt der Familie hatte Anika Stroganow zu Lebzeiten von seinen Kindern stets bedingungslosen Gehorsam gefordert. (…) Nach Anikas Tod hatten seine Erben jedoch sofort damit begonnen, die Gruben, den Bodenbesitz und allen anderen Reichtum unter sich aufzuteilen, was der Finanzmacht des Geschäftshauses ernsthaften Schaden zufügte. Die Opritschnina und zusammen mit ihr die großzügigen Vergünstigungen für die Salzgewinner näherten sich ihrem Ende. Einst hatte Iwan IV. die Besitzungen Anika Stroganows im Ural- Vorland für 20 Jahre von den Steuern befreit. Im Jahre 1579 lief diese Frist ab, und so kamen Amtleute ins Permgebiet, welche die Dörfer der Stroganows mit einer Steuer belegten. Aufgrund der militärischen Misserfolge befahl der Zar von allen Kaufleuten im Lande große Summen einzutreiben. Die jährlichen Abgaben und militärischen Sondersteuern gingen den Stroganows gegen den Strich. Während die Abgaben wuchsen, schrumpften die Einnahmen katastrophal zusammen, und ihre Geldtruhen leerten sich allmählich.
[...]
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- Julia-Maria Warkentin (Autor), 2003, Jermak – Bezwinger Sibiriens: Geschichte oder Legende?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120117
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