Das Volk der Krimtataren kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Seine Heimat, die strategisch günstig gelegene Halbinsel Krim am Schwarzen Meer, war seit jeher ein für viele Völkerschaften begehrtes Territorium. Aus diesem Grunde erlebte die krimtatarische Bevölkerung eine Vielzahl teilweise unterdrückender Fremdherrschaften, kann andererseits aber auch auf kurzzeitige Perioden eigener Macht und Blütezeit verweisen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges widerfuhr den Krimtataren großes Unrecht: Die gesamte krimtatarische Bevölkerung wurde auf Befehl Stalins aus seiner Heimat verbannt und nach Zentralasien deportiert. Der Ablauf und die Folgen der Massendeportation, die von der Sowjetregierung vorgebrachte Begründung für diese Maßnahme sowie der jahrzehntelange Kampf der Krimtataren um eine Rückkehr auf die Halbinsel bilden den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist zum einen, die Geschichte des krimtatarischen Volkes bis zur Gegenwart chronologisch zusammenzufassen, im Besonderen aber soll die Deportation detailliert wiedergegeben, die sowjetische Rechtfertigung bloßgestellt und die wahren Gründe für dieses Unrecht aufgezeigt werden. Darüber hinaus ist beabsichtigt, die Situation der in den neunziger Jahren zurückgekehrten Krimtataren darzustellen und kritisch zu beurteilen. Zu diesem Zwecke werden vorab die ethnogenetischen und historischen Hintergründe dargestellt. Kapitel 2 schildert die Genese des krimtatarischen Volkes bis hin zur erstmaligen Errichtung einer eigenen Herrschaft, des Krim-Khanats. Im folgenden dritten Abschnitt steht die Zeit der unterdrückenden zaristischen Regentschaft bis zur Oktoberrevolution im Mittelpunkt. Kapitel 4 beschreibt eine erneute Periode krimtatarischer Machtausübung und kultureller Blüte in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, ausgelöst durch Lenins Nationalitätenpolitik.
In den folgenden Abschnitten liegt der thematische Schwerpunkt der Arbeit. Im fünften Kapitel werden Planung, Durchführung und Folgen der Massendeportation dargestellt, mit besonderer Berücksichtigung und kritischer Hinterfragung der von Sowjetseite angegebenen Gründe für diese Maßnahme. Im folgenden sechsten Abschnitt wird der politische Kampf der krimtatarischen Nationalbewegung, die sich Mitte der 1950er Jahre herausbildete, näher beleuchtet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ursprung der Krimtataren:
- Von der 'Goldenen Horde' zum Krim-Khanat
- Vom Zarenreich & den Wirren der Revolution
- Das 'Goldene Zeitalter' der Krimtataren
- und sein abruptes Ende unter Stalin
- Das Trauma der Deportation
- Der lange Kampf der Krimtataren um die Wiederherstellung ihrer Rechte
- Die Anfänge der krimtatarischen Nationalbewegung
- Die Bewegung nach 1967: Der lange Weg zurück in die Heimat
- Die Zeit der Rückkehr
- Die Nationalbewegung nach dem Ende der Sowjetunion
- Die triste Gegenwart
- Ein Ausblick
- Quellenverzeichnis
- Literatur
- Internet-Links
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zeichnet die Geschichte des krimtatarischen Volkes nach und beleuchtet insbesondere die Deportation der Krimtataren unter Stalin. Neben der chronologischen Darstellung der Geschichte bis zur Gegenwart, soll die Deportation detailliert wiedergegeben und die sowjetische Rechtfertigung für diese Maßnahme bloßgestellt werden. Darüber hinaus wird die Situation der in den neunziger Jahren zurückgekehrten Krimtataren dargestellt und kritisch beurteilt.
- Die Genese des krimtatarischen Volkes und die Errichtung des Krim-Khanats
- Die unterdrückende zaristische Herrschaft und die Oktoberrevolution
- Die krimtatarische Machtausübung und kulturelle Blüte in den zwanziger Jahren
- Die Planung, Durchführung und Folgen der Massendeportation
- Der politische Kampf der krimtatarischen Nationalbewegung um die Wiederherstellung ihrer Rechte
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel schildert die Entstehung des krimtatarischen Volkes und die Errichtung des Krim-Khanats. Es wird die Vermischung verschiedener Völkergruppen, der Einfluss des Islams und der Zerfall der Goldenen Horde beleuchtet. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Zeit der zaristischen Herrschaft bis zur Oktoberrevolution. Es werden die russischen Eroberungsbestrebungen und die Reaktion der Krimtataren mit Massenemigrationen beschrieben. Das vierte Kapitel beschreibt die Periode der krimtatarischen Machtausübung und kulturellen Blüte in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die durch Lenins Nationalitätenpolitik ausgelöst wurde.
Das fünfte Kapitel stellt die Deportation der Krimtataren im Mai 1944 dar. Es werden die Vorbereitungen, die Durchführung und die Folgen der Massendeportation detailliert beschrieben. Die sowjetische Rechtfertigung für diese Maßnahme wird anhand von Dokumenten des sowjetischen Staatsarchives kritisch hinterfragt. Das sechste Kapitel beleuchtet den politischen Kampf der krimtatarischen Nationalbewegung, die sich Mitte der 1950er Jahre herausbildete. Es wird die Besonderheit der Bewegung, deren gewaltloser Kampf um die Wiederherstellung ihrer Rechte, hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Geschichte des krimtatarischen Volkes, die Deportation der Krimtataren, die krimtatarische Nationalbewegung, die Wiederherstellung der Rechte der Krimtataren, die Rückkehr auf die Krim, die Integration der Krimtataren, die Krim-ASSR, die Krim-Halbinsel, die Sowjetunion, Russland, die Ukraine, Stalin, die Geschichte des 20. Jahrhunderts, die ethnische Genese, die politische Unterdrückung, die kulturelle Blüte, die nationale Identität, der Völkermord, die politische Rehabilitierung, die Menschenrechte, die internationale Gemeinschaft, die soziale Diskriminierung, die Radikalisierung, der Integrationsprozess.
- Arbeit zitieren
- Karsten Kramer (Autor:in), 2001, Die Geschichte des krimtatarischen Volkes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11957
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