Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte 2016 einen Artikel, der sich mit einer Studie von Dr. Josef Meier, ein Habilitand der Universität Augsburg, beschäftigt. Meier führte eine internationale Studie durch, welche Prüfungsängste und Nervosität als Untersuchungsgegenstand hatte. Das Ergebnis bildet das ab, was anzunehmen war: Mehr als die Hälfe aller Schüler*innen in Deutschland leiden demnach vor Prüfungen an Stress! Hiermit verzeichnet Deutschland nach Italien im europäisch-internationalen Vergleich mit 56,1 Prozent den höchsten Wert. Als Fazit seiner Ergebnisse folgert Meier, dass die schulischen Leistungen unter der Nervosität leiden. Konsequenz und Lösungsansatz sind für ihn die Implementierung stressreduzierenden Lernens in den Unterricht. Die an einer Gesamtpopulation von fast 10000 Schüler*innen erstellte Studie wie der Bericht der Süddeutschen Zeitung lassen jedoch die Frage offen, was genau die Quelle der Nervosität sein könnte. Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der Emotion Leistungsangst und betrachtet diese als einen von vielen möglichen Gründen für die Nervosität und somit verminderte Lernerfolge. Unter dieser Annahme werden Regulationsmöglichkeiten angeführt, welche der Vorbeugung und Bearbeitung von Leistungsangst dienen. Diese Untersuchung soll sich an folgender Hypothese orientieren: Leistungsangst wird durch Emotionsregulation vorgebeugt und bearbeitet. Der Betrachtung der Wirkung von Regulationsmethoden wird eine begriffliche Definition der Grundbegriffe vorangestellt. Der Bericht schließt mit einem kurzen Fazit und Ausblick
Inhaltsverzeichnis
Möglichkeiten der Regulation der Emotion Leistungsangst
Hinführung zum Thema
Definition der Grundbegriffe
Definition von Emotion und Angst
Definition von Leistungsangst und deren Entstehung
Regulation von Leistungsangst
Regulation als Schutzfunktion
Regulation der Selbstwahrnehmung
Regulation durch Veränderung der Ziel- und Motivationsstruktur
Abschließendes Fazit
Literaturverzeichnis
Möglichkeiten der Regulation der Emotion Leistungsangst
Hinführung zum Thema
Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte 2016 einen Artikel, der sich mit einer Studie von Dr. Josef Meier, ein Habilitand der Universität Augsburg, beschäftigt (vgl. Kohlmaier 2016). Meier führte eine internationale Studie durch, welche Prüfungsängste und Nervosität als Untersuchungsgegenstand hatte. Das Ergebnis bildet das ab, was anzunehmen war: Mehr als die Hälfe aller Schüler*innen in Deutschland leiden demnach vor Prüfungen an Stress! Hiermit verzeichnet Deutschland nach Italien im europäisch-internationalen Vergleich mit 56,1 Prozent den höchsten Wert. Als Fazit seiner Ergebnisse folgert Meier, dass die schulischen Leistungen unter der Nervosität leiden. Konsequenz und Lösungsansatz sind für ihn die Implementierung stressreduzierenden Lernens in den Unterricht. Die an einer Gesamtpopulation von fast 10000 Schüler*innen erstellte Studie wie der Bericht der Süddeutschen Zeitung lassen jedoch die Frage offen, was genau die Quelle der Nervosität sein könnte. Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der Emotion Leistungsangst und betrachtet diese als einen von vielen möglichen Gründen für die Nervosität und somit verminderte Lernerfolge. Unter dieser Annahme werden Regulationsmöglichkeiten angeführt, welche der Vorbeugung und Bearbeitung von Leistungsangst dienen. Diese Untersuchung soll sich an folgender Hypothese orientieren: Leistungsangst wird durch Emotionsregulation vorgebeugt und bearbeitet. Der Betrachtung der Wirkung von Regulationsmethoden wird eine begriffliche Definition der Grundbegriffe vorangestellt. Der Bericht schließt mit einem kurzen Fazit und Ausblick.
Definition der Grundbegriffe
Definition von Emotion und Angst
Bevor sich den Leistungsängsten und deren Auswirkungen gewidmet wird, soll einleitend eine kurze begriffliche Hinführung vorgenommen werden. Leistungsangst lässt sich als Unterkategorie der Angst codieren. Die Findung einer Definition für derartig alltägliche Konstrukte wie Angst und Emotionen ist keine leichte Aufgabe. In der Fachliteratur sind hierzu sehr viele Ausführungen und Versuche zu finden. Izard nennt Emotionen, im Zuge seiner Definition von Angst, sehr offen und allgemein eine Kombination aus Affekten und affektiv-kognitiven Strukturen (vgl. Izard 1999, S. 397). Frenzel differenziert diese Dualität weiter aus. Ihr Ansatz lautet:
“Emotionen sind mehrdimensionale Konstrukte, die aus affektiven, physiologischen, kognitiven, expressiven und motivationalen Komponenten bestehen” (Frenzel A., Emotionen, S. 20).
Diese Mehrdimensionalität macht eine Definition und Erfassung von konkreten Emotionen kompliziert. Beispielhaft wird nun eine kurze Erklärung der Angst an einigen Komponenten von Emotionen nach Frenzel vorgenommen. Auf kognitiver Ebene drängen sich durch Ängste oft begleitende Gedanken des Versagens oder der Unsicherheit auf. Affektuell kann Angst auch gespürt werden und zu Gefühlen der Beklemmung oder Pein führen. Ebenso ist die physiologische Komponente bei dem Erleben von Angst oft sehr ausgeprägt. Die meist negativ konnotierten Gefühle lösen einen Zustand aus, der auch körperlich spürbare Begleiterscheinungen wie einen hohen Puls, zitternde Gliedmaßen oder Schwitzen mit sich bringen kann (vgl. Mietzel 2007, S. 405). Diese Aufzählung ließe sich noch um einige Punkte erweitern, worauf jedoch aus Gründen des Umfangs verzichtet wird (vgl. Frenzel 2017, S. 20-22).
Definition von Leistungsangst und deren Entstehung
Möchte man sich nun der Unterkategorie der Leistungsangst begrifflich nähern, so empfiehlt es sich, diese multiperspektivische Schichtung der Emotion zusammenzufassen. Schwarzer tut dies in seiner Ausführung zur Leistungsangst und nennt die unterschiedlichen Komponenten allgemein Kognitionsinhalte. Diese Zusammenfassung dient ihm der Beschreibung der Entstehung von Leistungsängsten. Neben den Kognitionsinhalten bedingen zwei andere Aspekte die Herausbildung dieser konkreten Form von Angst. Neben den kognitiven Aspekten spielt für ihn die subjektive Wahrnehmung eine entscheidende Rolle. Jedes Individuum hat einen unterschiedlichen sozialisatorischen Hintergrund und nimmt die Umwelt individuell wahr. Als dritte Komponente führt er die Auslösesituation ein, welche in diesem Fall eine gewisse Leistungsanforderung darstellt. Fasst man dies zu einer stichhaltigen Definition zusammen, ist Leistungsangst demnach für Schwarzer eine
„Besorgtheit und Aufgeregtheit angesichts von Leistungsanforderungen, die [subjektiv – Anm.d. Verf.] als selbstwertbedrohlich eingeschätzt werden“ (Schwarzer 2000, S. 105).
Die einführend betrachtete Statistik belegt zwar eine Existenz des Problems der Nervosität in Leistungssituationen, jedoch bleibt die Frage nach der hemmenden Wirkung ungeklärt. Die soeben beschrieben Beschaffenheit von Leistungsangst und deren Nebenwirkungen lassen bereits eine leistungshemmende Wirkung vermuten. Den wissenschaftlichen Nachweis liefern verschiedenste Studien. Eine sehr neue und aussagekräftige Auswertung liefern Hanna Maria Weber und Franz Petermann (vgl. Weber; Petermann 2016). Aber auch ältere Studien belegen, dass Prüfungs- und Leistungsängste und Lernerfolg miteinander in Korrelation stehen (vgl. McDonald 2001, S. 18) (vgl. Zakaria; Nordin 2008). Aufgrund dieser Statistiken kann der von Dr. Josef Meier vermutete Zusammenhang zwischen Leistungsangst und Lernleistung als bestätigt verstanden werden. Auf eine ausführliche Ausführung dieser Statistiken wird aus Gründen des Umfangs jedoch verzichtet.
Regulation von Leistungsangst
Welche Möglichkeiten gibt es nun Leistungsangst vorzubeugen? Der nächste Abschnitt befasst sich mit Methoden der Selbstregulierung. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der subjektiven und selbstgesteuerten Regulation. Eine Abänderung der externen Variablen wie Lernumfeld, Unterricht oder Lernpersonal wird hierbei nicht betrachtet.
Regulation als Schutzfunktion
Regulation von Leistungsemotionen ist im Schulalltag in den meisten Fällen wenig konstruktiv und dient dem Selbstschutz. Schätzt man eine Situation als selbstwertbedrohlich ein, so greifen oft automatisch Schutzmechanismen. Eine Auflistung dieser Regulationsstrategien liefert Hascher in ihrer Ausführung zu Emotionen im Schulalltag (vgl. Hascher 2005, S. 619). Eine sich einstellende Resignation ist beispielsweise eine sehr häufige Form der Bewältigung von Leistungsängsten. Auch sogenanntes „Defending“ ist eine Lösung, welche von Schüler*innen gerne angewandt wird („Ich konnte doch nichts dafür“ (Hascher 2005, S. 619)). Die These der Verteidigungsstrategie bei Leistungsängsten wird auch von Mietzel gestützt (vgl. Mietzel 2007, S.410). Das Setzen von enorm hohen Ansprüchen an sich selbst oder das Hinauszögern einer Arbeit sind Methoden, die schon prospektiv dafür sorgen, dass ein Versagen nicht auf die eigenen Mängel an Fähigkeiten zurückzuführen ist. Diese Liste an wenig konstruktiven Regulationsmechanismen ließe sich noch um einige Punkte ergänzen. Die hier beschriebenen Formen von Regulation der Leistungsangst ist leider vorherrschend und wird auch durch das Schulsystem und die Form von Leistungsnachweisen begünstigt. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, diese Art der Regulation zu durchbrechen. Diesen Verhaltensweisen soll sich nun gewidmet werden.
Regulation der Selbstwahrnehmung
Eine Form der nutzbringenden Regulation ist die bewusste Vorbereitung auf Leistungsnachweise und somit Beeinflussung der Selbstwahrnehmung. Schüler*innen, die sich selbst geringe Fähigkeiten zuschreiben, schätzen eine Situation schneller selbstwertbedrohend ein als selbstbewusstere Menschen. Als ein Aspekt der Selbstregulation wird also das bewusste Arbeiten an der Selbstwahrnehmung verstanden. In der Praxis kann dies beispielsweise durch einen frühzeitigen Beginn der Prüfungsvorbereitung geschehen. Eine intensive Vorbereitung auf eine Leistungsanforderung kann Nervosität vorbeugen. Die Verankerung von Wissen im Langzeitgedächtnis ermöglicht Sicherheit und erleichtert das Abrufen von prüfungsrelevanten Informationen. Sind die Informationen schnell und sicher abrufbar, wird der Beginn der Angstspirale vorgebeugt und die oben beschriebenen Komponenten der Angst werden am Auftreten gehindert (vgl. Mietzel 2007, S. 411).
Regulation durch Veränderung der Ziel- und Motivationsstruktur
Ein weiterer Punkt, der eine konstruktive Form der Regulation darstellt, ist das bewusste Beeinflussen der eigenen Ziel- und Motivationsstruktur. Konkurrenzdenken ist ein Aspekt, welcher bei ängstlichen Schüler*innen schnell zu einem selbstwertbedrohenden Denken führen kann. Während hierbei, beispielsweise durch Lehrkräfte, auch stark an der externen Variable gearbeitet werden kann, ist auch Selbstregulation möglich. Es gilt, sich auf die eigenen Aufgaben zu konzentrieren und die Wahrnehmung bewusst auf die Aufgabe zu lenken. Befasst man sich zu stark mit dem intersubjektiven Vergleich mit Mitschüler*innen, so verliert man sich schnell in einer ängstlichen Haltung und neigt dazu an seiner eigenen Selbstwahrnehmung zu zweifeln. Zentral ist also die Veränderung der Zielstruktur von einer fremdgeleiteten zu einer selbstgesteuerten Zielauslegung. Besser zu sein als Mitschüler*innen, ist als extrinsische Motivation zu verstehen. Das Erlangen von einem sozialen Status oder von Zugehörigkeit zu einer höheren Leistungsgruppe rufen schneller ein selbstwertbedrohendes Gefühl hervor als intrinsisch Motivation. Es gilt also intrinsische Motivation wie Interesse oder Sinnhaftigkeit in der Leistungsanforderung zu finden, um Leistungsängsten vorzubeugen (vgl. Mietzel 2007, S. 411ff).
Abschließendes Fazit
Eine umfassende Repräsentation der Thematik ist auf diesem begrenzten Umfang dieser Arbeit leider nicht möglich. Jedoch lässt sich festhalten, dass Emotionsregulation und Vermittlung von Möglichkeiten derer ein im Schulsystem unterrepräsentierte Gegenstände sind. Die eingehende Studie zeigt, wie viele Menschen von der Problematik betroffen sind. Die Auswirkungen, welche Leistungsangst auf das Leben eines Individuums haben kann, sind enorm hoch und nicht auf die Schulzeit beschränkt. So argumentiert Gieseke, dass die in der Schulzeiten erworbene Leistungsängste auch im Bereich der Erwachsenen- und Weiterbildung eine zentrale Rolle spielen (vgl. Gieseke 2016, S. 66). Hierbei wäre eine interessante Betrachtung, ob und inwiefern sich die Erfahrungen in der Kindheit auf das Weiterbildungsverhalten und den Weiterbildungswille von Erwachsenen auswirkt oder
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- Citation du texte
- Sebastian Baudrexl (Auteur), 2021, Möglichkeiten der Regulation der Emotion Leistungsangst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1195774
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