In dieser Arbeit wird über die Geschichte der Stadt Köln bis zum dreizehnten Jahrhundert berichtet. Ausgangspunkt soll das elfte Jahrhundert und der Streit zwischen Köln und seinem Erzbischof Anno II sein. Philipp von Heinsberg entschied in dieser Urkunde, aus dem Jahre 1180, aufgrund des Schiedsspruchs des Kaisers und auf Rat der Fürsten, sich nicht komplett gegen die Bürger Kölns zu stellen. Diese hatten zwar seine Autorität in gewisser Weise angezweifelt, indem sie sich über das Verbot hinweg gesetzt hatten, jedoch entschied der Erzbischof Philipp von Heinsberg für eine friedliche Vereinbarung. Doch wie konnte es soweit kommen, dass eine Stadt sich gegen ihren Erzbischof auflehnte und über seinen Kopf hinweg entschied. War eine Stadtmauer wirklich so bedeutend, um einen Streit mit dem Erzbischof in Kauf zu nehmen? Trug die Stadtmauer vielleicht sogar zu einem gesellschaftlichen Zugehörigkeitsgefühl bei?
Um dieser Frage nach zu gehen, soll, neben verschiedenen wissenschaftlichen Beiträgen zu diesem Thema, ein Ausschnitt aus der im Jahre 1074 über den Streit von Erzbischof Anno II. und der Stadt Köln in den Annalen des Lambert von Hersfeld, Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe herangezogen werden, welche maßgeblich Aufschluss über das Verhältnis von Bürgern der Stadt Köln und dem Erzbischof Anno II. aufzeigt. Weiter sollen verschiedene wissenschaftliche Beiträge bezüglich der Städte im Mittelalter und besonders die Stadtgeschichte Kölns hinzugezogen werden, welche immer wieder neue Erkenntnisse erlangt, durch die Interpretation jeder Generation zu ihrem eigenen Geschichtsbild, sowie das Bekanntwerden neuer Quellen und neuen Untersuchen von bereits bekannten Quellen.
1.Einleitung
„bekundet, dass der Streit zwischen ihm uns seinen Kölner Bürgern um den Wall und Graben, den sie gegen sein Verbot zur Befestigung der Stadt zu bauen sich herausgenommen hätten, und um die Gebäude, die ohne seine und seiner Vorgänger Erlaubnis auf dem linpat, dem Markt oder auf einem anderen öffentlichen Ort errichtet seine, durch Schiedsspruch des Kaisers und gemäss dem Rat der Fürsten (des Reichs) also geschlichtet sei (…)“. 1
Philipp von Heinsberg entschied in diese Urkunde, aus dem Jahre 1180, aufgrund des Schiedsspruchs des Kaisers und auf Rat der Fürsten, sich nicht komplett gegen die Bürger Kölns zu stellen. Diese hatten zwar seine Autorität in gewisser Weise angezweifelt, indem sie sich über das Verbot hinweg gesetzt hatten, jedoch entschied der Erzbischof Philipp von Heinsberg für eine friedliche Vereinbarung.
Doch wie konnte es soweit kommen, dass eine Stadt sich gegen ihren Erzbischof auflehnte und über seinen Kopf hinweg entschied. War eine Stadtmauer wirklich so bedeutend, um einen Streit mit dem Erzbischof in Kauf zu nehmen? Trug die Stadtmauer vielleicht sogar zu einem gesellschaftlichen Zugehörigkeitsgefühl bei?
Um dieser Frage nach zu gehen, soll, neben verschiedenen wissenschaftlichen Beiträgen zu diesem Thema, ein Ausschnitt aus der im Jahre 1074 über den Streit von Erzbischof Anno II. und der Stadt Köln in den Annalen des Lambert von Hersfeld, Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe herangezogen werden, welche maßgeblich Aufschluss über das Verhältnis von Bürgern der Stadt Köln und dem Erzbischof Anno II. aufzeigt. Weiter sollen verschiedene wissenschaftliche Beiträge bezüglich der Städte im Mittelalter und besonders die Stadtgeschichte Kölns hinzugezogen werden, welche immer wieder neue Erkenntnisse erlangt, durch die Interpretation jeder Generation zu ihrem eigenen Geschichtsbild, sowie das Bekanntwerden neuer Quellen und neuen Untersuchen von bereits bekannten Quellen. Bedauernswerterweise gibt es aus der Zeit des Mittelalters nicht die Umfangreichen Stadtchroniken, wie wir sie heute kennen. Die Stadt wurde oftmals im Bezug auf die „Geschichte von Abteien und Kirchen, über Lebensbeschreibungen und Memoiren, Berichte von Regierungsepochen, Kriegen und diplomatischen Unterhaltung“2 erwähnt. Ihnen stand nicht die grundlegende Forschung oder den Vergleich mit anderen Städten bzw. die Weitsicht zum Thema „Stadt“ zur Verfügung. Dies wandelte sich erst gegen Ende des zweiten Weltkrieges.3 Damals wusste man noch nicht, „was Menschengeist und Menschenhand gestaltet, geprägt, berührt hat“ zu einer Quelle werden kann.4 Doch wie sah es in Zeiten des Mittelalters mit dem Zugehörigkeitsgefühl aus?
Die Frage nach dem Zugehörigkeitsgefühl, ist eine Frage die in der gesamten Geschichte immer wieder auftaucht. Mit gesellschaftlicher Zugehörigkeit ist das Zusammengehörigkeitsgefühl in einzelnen Gruppen, Dörfern, Städte, Ländern u.v.m. gemeint. Im Zeitalter der Globalisierung nehmen wir eine durch Migration, Handel und Massenkommunikation vernetzte Welt sehr intensiv wahr. Das Europa aus mehreren Nationen besteht und doch zugleich eine Einheit bildet ist für uns heute selbstverständlich. Bei Fußballspielen merken wir oftmals am meisten, dass wir in Deutschland eine Einheit sind. Jeder jubelt und freut sich wenn unsere Helden ein Tor schießen.
Doch wie sah das vor unserer Zeit aus? In einer Zeit ohne moderne Techniken, ohne die Freiheit die wir heute besitzen? Empfanden die Menschen im Mittelalter so etwas wie ein Zugehörigkeitsgefühl und was hat die Stadtmauer dazu beigetragen?
Eine historische Epoche abzugrenzen ist oft schwierig und umstritten. „Langfristige historische Kontinuität wirken über Epochengrenzen hinweg verbindend, oder das Nebeneinander von Altem und Neuem innerhalb eines Zeitabschnitts stellt jede Zäsur infrage. Dennoch sind Epochengrenzen eine Gliederungshilfe für den Historiker. Sie ermöglichen es ihm, in der unüberschaubaren Fülle vergangener Ereignisse Strukturen und Zusammenhänge erkennbar zu machen.“ 5
Im Lichte der neuen Auffassung möchte ich nun über die Geschichte der Stadt Köln bis zum 13.Jahrhundert berichten. Mein Ausgangspunkt soll das 11.Jahrhundert und der Streit zwischen Köln und seinem Erzbischof Anno II. sein.
2. Erzbischof Anno II. von Köln und sein Streit mit den Kölner Bürgern
„Im Jahre 1074 kam es zu einer Rebellion der K ö lner Bürger gegen ihren Lehnsherrn, den Erzbischof Anno II. 6
Aufgrund eines Streites, indem sich Anno II. das Recht herausnahm das Schiff eines Kaufmannes, für seinen Besuch, den Bischof von Münster als angemessenes Transportmittel zu nehmen, eskalierte die Lage. Viele junge Bürger und Kaufmannsleute schlossen sich zusammen um gegen der Erzbischof vorzugehen. Sie stürmten sein Domizil und zerstörten es weitgehend. Festentschlossen den Erzbischof zu töten, suchten sie diesen. Doch der war durch eine Hintertür geflüchtet und kam er nach drei Tagen nach seiner Flucht wieder. Im Schlepptau hatte er Unterstützer des ganzen Landes. Nachdem die Bürger der Stadt begriffen, dass sie gegen den Erzbischof und seine Leute nicht ankamen, ergaben sie sich. 7 In einem nach ihm benannten Lied, dem Annolied, heißt es, Anno glänzt durch Köln und er wiederum lässt Köln auch glänzen, sodass eine Wechselwirkung entsteht.8 Zudem handelt das Lied von seinen Erfolgen, seiner Beliebtheit, seiner Umkehr und von seinem Tod.
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1 Regesta Imperii. Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter 1100–1205, (Reg. Imp. II).Dr. Richard Knipping, Düsseldorf 1985.
2 Dr. Wilhelm Rausch u.a.; Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13.Jahrhundert. Linz 1963, S.13
3 Rausch. Die Städte Mitteleuropas, S.9
4 Johann Gustav Droysen
5 Juneja, Monica; Wenzlhuemer, Roland; Die Neuzeit. 1789-1914 S.10
6 Ladewig, Marco; Klose, Dagmar; Freiheit im Mittelalter am Beispiel der Stadt. Potsdam 2009.
7 Rausch, Die Städte Mitteleuropas. S.9
8 Oberste, Repräsentation, S.39
- Quote paper
- Celine Prchal (Author), 2018, Die Stadtmauer Kölns und der Konflikt mit Erzbischof Anno II., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1195079
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