In dieser Einsendeaufgabe wird die Professionalität in der Weiterbildungsgesellschaft thematisiert. Zunächst wird der
Begriff der Diversitätskompetenz und deren zunehmende Bedeutung für die Gestaltung eines den Lebenslauf begleitenden Lehrens und Lernens behandelt. Im weiteren Verlauf werden Kriterien einer kompetenzorientierten Gestaltung von Prüfung(en) und Zertifizierungen benannt. Des Weiteren werden mögliche didaktische Arrangements für ein Fallbeispiel herausgearbeitet. Abschließend geht es um die Auswirkungen der Entwicklung des Berufskonzepts auf das Verständnis von Professionalität und Qualität der Weiterbildner sowie die Entwicklung von Kompetenzen, die die Voraussetzung für professionelle Handlungen sind.
Einsendeaufgabe 1
Diversitätskompetenz
Der Diversity-Ansatz (Diversity = dt. Vielfalt) ist eine notwendige Maßnahme in der Erwachsenenbildung zur Gewährleistung der Chancengleichheit. Dieser soll Respekt verschaffen und Gruppen- und individuellen Gegebenheiten von Menschen in sozialen Kontexten anerkennen. Es wird das Ziel verfolgt, dass jeder unter der Berücksichtigung von bspw. Alter, Geschlecht, religiöser oder sexueller Orientierung sowie Behinderung oder sozialem Status gleichermaßen anerkannt wird. (vgl. Arnold 2015: Studienbrief EB0110, Glossar, S. V)
Auf diesem Weg können Bildungs- und Lernprozesse für jeden Menschen, unabhängig von der sozialen Herkunft, zugänglich gemacht werden.
In Bezug auf Lehr-Lernsituationen in Bildungs- und Lernprozessen geht es darum die Vielfalt dieser Gegebenheiten bzw. Lernvoraussetzungen als Bereicherung für alle Be-teiligten zu erkennen, wertzuschätzen und positiv nutzen zu können. Die Heterogenität soll hierbei als förderliche Maßnahme für didaktische Settings angesehen und als all-gemeine Voraussetzung für den Lernprozess in der Planung von Lehr-Lernarrangements berücksichtigt werden. (vgl. ebd., S. V)
Um die oben genannten Aspekte in den Lehr-Lernprozessen berücksichtigen und um-setzen zu können sowie der weiteren Öffnung der sozialen Schere entgegenzuwirken, wird die Diversitätskompetenz zunehmend bedeutender.
Mit dem Begriff Diversitätskompetenz ist ein Bündel von Kompetenzen gemeint, das sich auf den Umgang mit den gemeinsamen und unterschiedlichen Lernvoraussetzun-gen im Lehr-Lernprozess bezieht. Erforderlich ist fundiertes diversitätstheoretisches Wissen sowie systematische und kontinuierliche Selbstreflexion der eigenen Diversität. Zudem wird eine hohe Sozialkompetenz benötigt sowie die Fähigkeit in Lehr-Lernsituationen optimal handeln zu können, um Diversität managen zu können. Es handelt sich hierbei um eine Grundvoraussetzung für die diversitätssensible Erwach-senenbildung. (vgl. Abdul- Hussain/ Hofmann 2013)
Es wird auch die Fähigkeit einbegriffen mit einer Störung der vertrauten Weltansichten durch die Interpretation bzw. Deutung anderer gelassen umgehen zu können. Die ein-gespurten Deutungs- und Emotionsmuster sind mit einem nüchternen Blick zu betrach-ten, mit den Deutungen anderer ins Verhältnis zu setzen und die eigenen Muster ggf. anzupassen. (vgl. Arnold 2015: Studienbrief EB0210, S. 3ff.) Andere Deutungen sollen nicht verurteilt bzw. als falsch interpretiert werden. Diese sind selbst zu reflektieren, zu 2
hinterfragen und Erfahrungen damit zu bilden. Die Erklärungen und Deutungen anderer stellen Alternativen dar und bestimmen das eigene Handeln. Diese Fähigkeit kann geschult oder über die Lebensspanne entwickelt werden. (vgl. ebd., S. 5)
Wie die Referenzsituation zeigt, kann man nicht jeder Zielgruppe mit den gleichen Lehr-/Lernformen zur Unterstützung, Begleitung und Beratung im Lehr-Lernprozess gegenübertreten. Es müssen adäquate und diversitätssensible Handlungen und Interventionen entwickelt werden. Den Quereinsteigern und deren spezifischen Kompetenzbiographien gegenüber ist eine wertschätzende Haltung zu entwickeln. Sie müssen ebenso als Zielgruppe anerkannt werden wie die üblichen Studienbewerber mit allge-meiner Hochschulreife und man muss ihnen unterstützungsorientiert als Bera- ter/in und Begleiter/in zur Seite stehen. (vgl. ebd., S. 49) Die Diversitätskompetenz ist somit wichtig für eine
„perspektivanknüpfende und transformative Kompetenzentwicklung. Transformatives Erwachsenenlernen ist (stets) ein Lernen vom Anderen her: Man muss die lebensweltlichen Perspektiven des Anderen kennen, um sich (überhaupt) in einer lernanregenden und begleitenden Bewegung mit den in der jeweiligen Zielgruppe etablierten Formen des Denkens, Fühlens und Handelns verschränken zu können.“ (ebd. S. 5)
Der Lernprozess ist „ein durch Differenz und Vielfalt gekennzeichneter Weg“ (ebd., S. 65). Es hängt von den Individuen ab, was sie aus den Umweltveränderungen machen. Sie sind die Entwickler ihrer Aneignungsprozesse. Jedoch haben die Lehrenden die Aufgabe entsprechende Zugänge zu Bildungs- und Lernprozessen zu schaffen und die Lernenden zum Lernen anzuregen. (vgl. ebd., S. 65)
In der modernen Gesellschaft hat sich das Lernen zu einer lebensbegleitenden Notwendigkeit entwickelt. Es wird nicht mehr nur vorbereitend gelernt. Wichtig ist es das Wissen über die Lebensspanne zu erweitern und die Kompetenzen zu sichern bzw. anzupassen, um die Lebensanforderungen und Aufgaben in der Berufswelt bewältigen zu können. Dies bedeutet, dass die Lernenden aus unterschiedlichen Lebenssituationen heraus lernen und sich in verschiedenen Lebensphasen für eine Wiederaufnahme der Lernprozesse entscheiden. Sie verfügen über unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Aneignungslogiken. (vgl. Arnold 2014: Studienbrief EB0120, S. 25) Darüber hinaus folgen die Aneignungsbewegungen den individuellen Deutungsund Emotionsmustern, die über die Biographie eingespurt wurden. Dies verdeutlicht, dass die milieutheoretischen Unterschiede mit dem Trend zur Wissensgesellschaft zunehmen. Dadurch kann der Lehr-Lernprozess auch nicht immer von Lernwiderständen freigehalten werden. (vgl. ebd., S. 65)
Um professionelle Lernzugänge zu schaffen und zum Bildungserfolg zu verhelfen, ist es notwendig, dass die Lehrenden über das oben beschriebene Bündel an Kompetenzen verfügen. Dadurch können die Lernenden individuell im Lehr-Lernprozess beraten und begleitet werden. (vgl. Arnold 2015: Studienbrief EB0210, S. 5)
Neben der Fachkompetenz, dem fundierten Wissen, die mit dem Begriff der Diversitätskompetenz einbegriffen ist, müssen die Lehrenden auch über die Fähigkeit der Selbstreflexion verfügen. Diese Fähigkeit dient dazu, die eigene Handlung aus einer zweiten Beobachterperspektive zu betrachten und darauf zu prüfen, ob diese zur Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten der Lernenden beiträgt.
Zur Entwicklung der Bereitschaft sich auf neue Denk- und Verhaltensweisen einzulassen ist die im Bündel eingegriffene Sozialkompetenz hilfreich. Mit der Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit können problematische oder ungewohnte Situationen gemeistert werden. Diese Situationen gewinnen in der modernen Gesellschaft an Bedeutung. (vgl. Arnold 2015: Studienbrief EB0110, S. 45)
Darüber hinaus hilft die Handlungskompetenz die Rahmenbedingungen für eine professionelle Gestaltung der Lehr-Lernarrangements zu schaffen. Denn aufgrund der Vielfalt an milieutypischen Lernvoraussetzungen gewinnen komplexe und differenzierte Lernumgebungen an Bedeutung, die die Lernenden zum Selbstlernen anregen und ihnen Selbstentfaltungs- und Erfahrungsräume bieten sollen (vgl. Arnold 2015: Studienbrief EB0210, S. 65). Den Lernenden müssen unterschiedliche Lernmethoden/- techniken aufgezeigt werden, die die individuellen Lernvoraussetzungen optimal bedienen.
Die Methodenkompetenz ist notwendig, wenn es darum geht Diversitätsmanagement in Organisationen zu implementieren. Diese verhilft zur konkreten Einführung von diversitätsspezifischen Maßnahmen und Managementkonzepten. (vgl. Hanappi-Egger/ Hofmann 2012, S. 327 ff.)
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- Vanessa Gisch (Author), 2019, Professionalität in der Weiterbildungsgesellschaft. Diversitätskompetenz und kompetenzorientierte Gestaltung von Prüfungen und Zertifizierungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1195037
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