Zunächst wird die Frage, wer in der Forschungspraxis als ExpertIn angesprochen wird, unter Bezugnahme auf den ExpertInnenbegriff nach Schütz, Sprondel, Hitlzer sowie Meuser und Nagel rekapitulierend dargestellt und damit die wissenssoziologische Perspektive auf den Begriff beleuchtet. Außerdem werden die gesellschaftstheoretische und die methodologische Perspektive auf den ExpertInnenbegriff angerissen. In Kapitel zwei erfolgt die Unterscheidung zwischen einer zentralen und einer Randstellung von ExpertInneninterviews (EI) im Forschungsdesign. Innerhalb der zentralen Stellung des EI wird zwischen zwei Untersuchungsanlagen differenziert, die mit jeweils unterschiedlichen Arten von ExpertInnenwissen einhergehen: dem Kontextwissen auf der einen und dem Betriebswissen auf der anderen Seite. Darauf aufbauend sind in Kapitel drei wesentliche Aspekte der Vorüberlegungen im Hinblick auf die Gestaltung des Leitfadens, das Interviewthema, die Auswahl der zu Interviewenden sowie den Feldzugang zu erläutern. Die Herausarbeitung von allgemeinen sowie speziellen Regeln für die interviewende Person während und nach der Erhebung bildet das vierte Kapitel dieser Ausarbeitung. Hier werden mögliche Fehlerquellen und Möglichkeiten, diese zu umgehen, behandelt. In einem letzten Schritt wird sich den Problemen des EI gewidmet (5). Es folgt eine zusammenfassende Schlussbetrachtung (6).
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Der Expertinnenbegriff
2. Das Forschungsinteresse
3. Vorüberlegungen
4. Datenerhebung
5. Kritik der Methode
6. Resümee
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Relevanz des Expertinneninterviews (El) kann nicht zuletzt daran festgemacht werden, dass es im Rahmen der empirischen Sozialforschung1 ein weit verbreitetes Verfahren ist (vgl. Meuser/Nagel 2008: 368). Das El ist auch insofern von Belang, als im Zuge der Zeit Wissen gesellschaftlich vermehrt an Bedeutung gewinnt. Dementsprechend ist es naheliegend, „Strategien der Wissensbeschaffung zu erlernen und erfolgreich anwenden zu können“ (Glä- ser/Laudel 2010:15). Dahingehend stellt das El ein qualitatives Datenerhebungsverfahren dar, das sich von anderen Methoden in mehreren Aspekten unterscheidet: Es gilt in Bezug auf den Feldzugang und die Datenerhebung als zeitlich und ökonomisch weniger aufwendig als z.B. teilnehmende Beobachtungen oder quantitative Untersuchungen, denen gegenüber das El eine „dichte Datengewinnung" (Bogner/Menz 2005: 7) bietet. Damit fungiert das El als „Abkürzung aufwendiger Beobachtungsprozesse" (ebd.). Diese Überlegung tangiert an die Vorstellung, dass Expertinnen über ein bestimmtes Wissen verfügen, das exklusiv und detailliert (vgl. Peter 2010: 330) sowie komplex (vgl. Meuser/Nagel 2013: 457) ist. Das Augenmerk liegt bei EI nicht auf der Person der Expertinnen, sondern auf deren „organisatorische[m] oder institutionelle^] Zusammenhang" (ebd. 1989: 442). In diesem Zusammenhang stellen Expertinnen lediglich einen Faktor dar, indes einen signifikanten, sofern sie „Insider-Erfahrungen spezifischer Statusgruppen" (ebd.: 466) besitzen. Der in einen „Funktionskontext eingebundene Akteur" (ebd. 2008: 369) verfügt damit über ein Erfahrungswissen bezüglich spezifischer Praktiken und Bereiche, wie z.B. Gesetzmäßigkeiten, Routinen, Strukturen und Relevanzen, die soziale Systeme reproduzieren (vgl. ebd. 2013: 458). Durch El können Forscherinnen jenes Wissen, das als Spezialwissen beschrieben wird, rekonstruieren bzw. sich erschließen. Daher beschreiben Gläser und Laudel (2010) solche Forschungsprozesse als „rekonstruierende Untersuchungen" (ebd.: 13, Hervorheb. im Orig.). Es besteht Einigkeit darin, dass es sich bei El um ein offenes und leitfadenorientiertes Verfahren2 handelt (vgl. Meuser/Nagel 1989: 441).
Vor dem Hintergrund dieser Verortung des El soll folgende Gliederung ausgearbeitet werden: Zunächst wird die Frage, wer in der Forschungspraxis als Expertin angesprochen wird, unter Bezugnahme auf den Expertinnenbegriff nach Schütz, Sprondel, Hitlzer sowie Meuser und Nagel rekapitulierend dargestellt und damit die wissenssoziologische Perspektive auf den Begriff beleuchtet. Außerdem werden die gesellschaftstheoretische und die methodologische Perspektive auf den Expertinnenbegriffangerissen (1). In Kapitel zwei erfolgt die Unterscheidung zwischen einer zentralen und einer Randstellung von Expertinneninterviews im Forschungsdesign. Innerhalb der zentralen Stellung des El wird zwischen zwei Untersuchungsanlagen differenziert, die mit jeweils unterschiedlichen Arten von Expertinnenwissen einhergehen: dem Kontextwissen auf der einen und dem Betriebswissen auf der anderen Seite. Darauf aufbauend sind in Kapitel drei wesentliche Aspekte der Vorüberlegungen im Hinblick aufdie Gestaltung des Leitfadens, das Interviewthema, die Auswahl der zu Interviewenden sowie den Feldzugang zu erläutern. Die Herausarbeitung von allgemeinen sowie speziellen Regeln für die interviewende Person während und nach der Erhebung bildet das vierte Kapitel dieser Ausarbeitung. Hier werden mögliche Fehlerquellen und Möglichkeiten, diese zu umgehen, behandelt. In einem letzten Schritt wird sich den Problemen des El gewidmet (5). Es folgt eine zusammenfassende Schlussbetrachtung (6).
1. Der Expertinnenbegriff
El werden häufig in der „industriesoziologische[n] Forschung, [der] soziologischen Verwendungsforschung, [der] Organisationsforschung, [der] Bildungsforschung und [der] Implementations- und Evaluationsforschung" (ebd. 2013: 457).
eingesetzt. Ihr Adressatinnenkreis ist sehr umfassend und reicht von Führungspositionen aus Politik, Wirtschaft, Verbänden etc. über Lehrerinnen und Sozialarbeiterinnen bis hin zu Personalräten (vgl. ebd. 1989: 442f.). Gläser und Laudel (2010) machen darauf aufmerksam, dass die Expertinnenrolle nicht zwangsläufig an Berufspositionen gebunden ist, sondern dass „jeder von uns" (ebd.: 11) über Expertinnenwissen verfügt: So auch ein Hobby-Künstler, der alles über sein Kunstwerk und dessen Kontext in Erfahrung bringt (vgl. ebd.). Den El liegt ein Begriff von Expertin zugrunde, der in der Literatur sehr wenig systematisch behandelt wird (vgl. Meu- ser/Nagel 2013: 460). In der soziologischen Literatur sind mindestens drei Zugangsweisen auf den Expertinnenbegriff zu verzeichnen. Jedem Zugriff liegt ein anderes Forschungsinteresse zugrunde.
[...]
1 Gegenstand empirischer Sozialforschung ist das soziale Handeln, dessen Ablauf und Wirkungen sowie ihre Ursachen nachzuweisen sind. Empirische Sozialforschung bezieht sich auf einen spezifischen „Ausschnitt der sozialen Welt" (Gläser/Laudel 2010: 24) mit dem Ziel, diesen Bezug dafür zu nutzen, Theorien weiterzuentwickeln. Gleichwohl von ,empirischen‘ und damit auf Erfahrung beruhenden Forschungsprozessen die Rede ist, basieren die Beobachtungen der sozialen Wirklichkeit stets auf Theorien und aus diesen Beobachtungen resultieren theoretische Erkenntnisse (vgl. ebd.). Zudem lässt sich die qualitative von der quantitativen Sozialforschung unterscheiden (vgl. hierzu auch ebd.: 23-29). Dahingehend sind alle Methoden der Sozialforschung als „Beobachtungsmethoden" (ebd.: 39) oder „Befragungsmethoden" (ebd.) einzuordnen.
2 Hier wird angemerkt, dass „es falsch [wäre], [...] eine bestimmte Form von interviews (z.B. leitfadengestützte Interviews) mit Experteninterviews gleichzusetzen und zur Grundlage einer Einordnung zu machen. Entscheidend sind vielmehr das Ziel der Untersuchung, der daraus abgeleitete Zweck des Interviews und die sich daraus ergebende Rolle des Interviewpartners“ (ebd.: 13, Hervorheb. im Orig.).
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.