Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, was genau hinter dem Fleisch aus dem Labor steckt. Wie wird es hergestellt? Welche Vor- und Nachteile hat es für die Umwelt, aber auch für uns Menschen? Wie schneidet es im Vergleich zur herkömmlichen Fleischproduktion ab?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 1
2 Geschichte und Vision ... 3
3
Herstellung ... 5
3.1
Herstellungsprozess ... 6
3.2
Produktionskosten ... 7
3.3
Markttauglichkeit ... 8
4
Vergleich zur herkömmlichen
Fleischproduktion ... 10
4.1
Landnutzung ... 10
4.2
Treibhausgas-Emissionen und
Energieverbrauch ...11
4.3
Wasserverbrauch ... 11
4.4
Verwendung
Antibiotika ... 12
4.5
Zusammenfassung des
Vergleichs ...13
5 Fazit ... 15
6 Literaturverzeichnis ... 16
7 Abbildungsverzeichnis ... 17
1 Einleitung
Im Jahr 2019 wurden alleine in Deutschland mehr als 760 Millionen Tiere geschlachtet, global sind es jährlich etwa 80 Milliarden Tiere.
Weltweit steigt die Nachfrage nach Fleischprodukten weiterhin an und das trotz teils schlechter Haltungsbedingungen der Tiere durch Massentierhaltung, riesigen Lebensmittelskandalen und teilweise desaströser Arbeitsbedingungen für Menschen, die in der fleischverarbeitenden Industrie tätig sind.
Während die Nachfrage nach Fleisch immer weiter steigt, steigt allerdings auch der Anteil an Vegetarier:innen und Veganer:innen in Deutschland und damit auch die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten.
Doch nun stehen nicht mehr nur Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis im Fokus der Öffentlichkeit, denn auch die Herstellung zellbasierter Fleischprodukte aus dem Labor schreitet immer weiter voran.
Das sogenannte In-Vitro-Fleisch (lat. Fleisch aus dem Glas) bringt viel Hoffnung auf eine Welt, in der Tiere nicht mehr in solchen Ausmaßen unter Menschen leiden müssen, da die Herstellung keiner Massentierhaltung bedarf und insgesamt umweltfreundlicher ist.
Gängige Bezeichnungen für das Fleisch aus dem Labor sind zum Beispiel „In-Vitro- Fleisch“, „Cultured Meat“ oder auch „Clean Meat“, bisher gibt es noch keine Festlegung für den Namen. In der folgenden Arbeit werde ich den Begriff „In-Vitro-Fleisch“ verwenden.
Es wirkt fast zu perfekt, um wahr zu sein, ist es uns wirklich möglich durch In-Vitro-Fleisch die Massentierhaltung in ferner Zukunft abzuschaffen und die damit einhergehenden Umweltbelastungen einzudämmen?
Aufgrund des steigenden Interesses für Fleischersatzprodukte in unserer Gesellschaft, halte ich die Auseinandersetzung mit diesen Produkten für sinnvoll.
Mein Ziel ist es herauszufinden was genau hinter diesem Fleisch aus dem Labor steckt. Wie wird es hergestellt, welche Vor- und Nachteile hat es für die Umwelt, aber auch für uns Menschen und wie schneidet es im Vergleich zur herkömmlichen Fleischproduktion ab, würde ich, als Vegetarierin, es sogar essen?
Zu Beginn wird die Idee und die Vision hinter dem In-Vitro-Fleisch erläutert, wobei ich auch auf die Gründer:innen dieser Idee und die Forschenden, die daran arbeiten, eingehen werde. Im Anschluss folgt eine Erklärung der Herstellung und des Herstellungsprozesses, dessen Ressourcenverbrauch und Kosten ich mir genau anschauen möchte, um, anhand verschiedener Faktoren, zum Schluss einen Vergleich zur herkömmlichen Fleischproduktion herstellen zu können. Wenn nicht explizit anders erwähnt, dann handelt es sich bei In-Vitro-Fleisch immer um Rindfleisch. Es wird fast ausschließlich über diese Art des Fleisches gesprochen, da es auf die Umwelt und das Klima derzeit die größten Auswirkungen hat.
2 Geschichte und Vision
In erster Linie sieht die Vision des In-Vitro-Fleisches eine Welt ohne Schlachtfleisch vor, eine Welt in der das Töten von Tieren und die Massentierhaltung keinen Platz mehr findet und doch keine vollständige Abkehr vom Fleischkonsum erfordert. Mit dieser Innovation solle es möglich sein, die immer weiter wachsende Weltbevölkerung mit Fleisch zu versorgen, ohne jedoch die Umwelt unter immer stärkere Belastungen zu setzen und Tiere dafür leiden zu lassen, sei es in der Haltung oder der Schlachtung.
Das erste Patent zur Herstellung von In-Vitro- Fleisch erhielt im Jahre 1999 der niederländische Forscher Willem van Eelen. Er galt als Vater des In-Vitro-Fleisch-Ansatzes, er war selbst Gegner der Tierhaltung und schaffte es dennoch nicht sich vegetarisch zu ernähren. Er hatte also ein persönliches Interesse daran einen Weg aus diesem Dilemma zu finden. Van Eelen hatte in seinem Leben diesen einen Augenblick, in dem sich alles für ihn veränderte. Dieser Augenblick war 1948 an der medizinischen Fakultät der Vrije Universität Amsterdam, als er zum ersten Mal ein Gewebe sah, welches am Leben erhalten wurde. Später beschrieb Van Eelen diesen Moment als die Geburtsstunde der In-Vitro-Fleisch-Idee, doch erst 1975, durch den plötzlichen Tod seiner Frau, beschäftigte er sich wieder mit dieser Idee und deren Umsetzung. Die ersten Menschen, die seine Idee teilten und unterstützten waren die heutige Professorin Carlijn Bouten und der heutige Mitgründer von Mosa Meat[1] Peter Verstrate.
Es kostete Van Eelen viel Überzeugungsarbeit Investor:innen für sich zu gewinnen, nachdem ihm 1999 allerdings sein Patent erteilt wurde, investierte selbst die niederländische Regierung in diese Innovation.
Willem van Eelen begann später die Zusammenarbeit mit Mark Post, ebenfalls Mitgründer des Unternehmens Mosa Meat,welcher heute als der Pionier der Szene welcher zu diesem Zeitpunkt noch etwa 300 000 Dollar kostete (bis 2018 wurden die Kosten allerdings schon auf 600 Dollar reduziert). Das riesige Medienecho, welches auf die Verkostung des Burgers folgte, sorgte erstmals dafür, dass die Idee des In-Vitro-Fleisches weltweit in aller Munde war.
In den letzten 10 Jahren sind zahlreiche Unternehmen gegründet worden, welche an der Herstellung des künstlichen Fleisches arbeiten. Ira van Eelen [2] erklärt im Interview es sei heute keine Open- Source-Industrie mehr. Dies verlangsame die Entwicklung, da Unternehmen, im Gegensatz zu Forschenden an der Universität, nicht mehr miteinander sprächen (Vgl. Nadine Filko, 2019).
3 Herstellung
Vorab möchte ich drei Begriffe erklären, um ein besseres Verständnis des Herstellungsprozesses zu ermöglichen.
Da der Herstellungsprozess auf der Stammzelltechnologie basiert benötigt es eine Erklärung des Begriffs „Stammzellen“. Diese sind Zellen, welche gar nicht oder nur gering spezialisiert sind und sich daher zu jedem Zelltyp entwickeln können. Des Weiteren sind Stammzellen in der Lage sich unbegrenzt zu teilen. Durch die unbegrenzte Teilung dieser Zellen soll es in Zukunft möglich sein, mit Entnahme weniger Zellen, mehrere Tonnen Fleisch herzustellen.
Die Technik der Stammzelltechnologie wurde ursprünglich für die Herstellung künstlicher Organe entwickelt, die Vision dabei ist es, Organtransplantationen in Zukunft überflüssig zu machen. Auch bedarf es der Erklärung des Begriffes „Bioreaktor“ (auch als Fermenter bekannt). Ein Bioreaktor ist ein Behälter, welcher zur Kultivierung von Mikroorganismen und Zellen dient. In Bioreaktoren sind wichtige Faktoren steuerbar, daher kann die Zellkultivierung meist unter optimalen Bedingungen stattfinden. Sowohl die Temperatur und der pH-Wert, als auch die Zusammensetzung des Nährmediums und die Sauerstoffzufuhr sind im Bioreaktor kontrollierbar. Bioreaktoren gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen, je nachdem für welchen Zweck er verwendet wird. Für die Herstellung der tierischen Zellkultur werden meist Rührkesselreaktoren verwendet, diese ermöglichen durch mechanisches Rühren das Wachstum von Zellen. Zudem erkläre ich den Begriff „extrazelluläre Matrix“ (EZM), diese beschreibt alle körpereigenen Substanzen, welche im Interzellularraum liegen, also zwischen den Zellen. Die EZM ist wichtig für die Formgebung und Festigkeit von Geweben und auch für die Formgebung von Organen. Des Weiteren werden durch die EZM die Organe an ihrer Position im Körper gehalten.
[1] Niederländisches Unternehmen im Bereich In-Vitro-Fleisch
[2] Tochter von Willem van Eelen
- Citar trabajo
- Mascha Ulbricht (Autor), 2021, Fleisch aus dem Labor. Eine Alternative zu herkömmlichem Fleisch?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1194227
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