Dass der Terror mittlerweile nicht mehr vor den Toren Europas steht, sondern sich bereits seinen Weg tief in unsere demokratische Gesellschaft gebahnt hat, ist keine Neuigkeit. Die Brutalität der islamistisch motivierten Gewaltakte ist schwerlich in Worte zu fassen. Dies zeigen unter anderem die jüngsten Beispiele vom Weihnachtsmarkt in Berlin, den Champs-Élysées in Paris und der Konzerthalle in Manchester.
Ohne Zweifel hat der Terrorismus jetzt auch Europa ins Visier genommen. Die aktuelle Berichterstattung über die Krisensituation im Nahen Osten, in Verbindung mit der Thematik Terrorismus, lässt unweigerlich Bilder von Männern mit schwarz vermummten Gesichtern, die ihr Sturmgewehr in Richtung des Himmels strecken und in deren Hintergrund die schwarzen Fahnen des Islamischen Staates (IS) wehen, entstehen. Sinnbildlich ein schwarzer Schatten der Gewalt, der sich mittlerweile auch über Europa erstreckt.
Wer sind diese Terroristen, die ihrem Glauben folgend, sich zu Akten des Terrors entscheiden, unschuldige Zivilisten töten und sogar, wie in Manchester, vor Kindern und Jugendlichen keinen Halt machen? Woher kommen diese Männer und Frauen, die ihrem Glauben anscheinend blind folgen und dafür mitunter den eigenen Tod in Kauf nehmen? Sind die Bilder, die wir dazu im Kopf haben, wirklich deckungsgleich mit der Realität? Kommt die Gefahr wirklich von außerhalb der europäischen Grenzen? Ist die Bewältigung dieser Herausforderung allein Aufgabe der Polizei und anderer Sicherheitsbehörden oder ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich der Problematik zu stellen?
Der Fokus dieser Ausarbeitung liegt insbesondere auf der Beantwortung dieser Fragen und ob Dschihadisten und einsame Wölfe, die hier im Westen aufgewachsen sind und sich auch hier radikalisiert haben, eine ernstzunehmende Gefahr darstellen. Außerdem wird auf die Thematik des islamistisch motivierten Terrorismus aufmerksam gemacht und es werden Einblicke in Hintergründe und mögliche Ursachen für das aktuelle Phänomen gewährt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Einführung
Aufbau und Vorgehensweise
1. Ausgangssituation
1.1 Der Ruf des Kalifen - eine Erklärung des plötzlichen Anstiegs von Ausreisenden
1.2 Die Propaganda entfaltet ihre Wirkung
2. Begriffserklärung
2.1 Terrorismus
2.2 Extremismus
2.3 Dschihadismus
2.4 Ideologie
2.5 Einsamer Wolf – „Lone Wolf“
3. Junge Europäer im Kontext des Dschihad
3.1 Herkunftsländer
3.2 Ursachen der Radikalisierung
3.2.1 Psychologische Faktoren
3.2.2 Soziologische Faktoren
4. Der einsame Wolf und dessen Rolle im Islamischen Staat
4.1 Strategie
4.1.1 Roshonora Choudhry
4.1.2 Arid Uka
4.1.3 Internet 1.0
4.1.4 Internet 2.0
4.1.5 Ursache oder Konsequenz?
4.2 Auswirkungen
5. Terrorismusbekämpfung
5.1 Makrotheorien
5.2 Mikroverhalten
5.3 Prävention
5.3.1 Handlungsfeld Schule
5.3.2 Handlungsfeld Jugend- und Sozialarbeit
5.3.4 Handlungsfeld Internet
5.4 Deradikalisierung
Fazit
Literaturverzeichnis
Anhänge
Anhang A: Aktuelle Chronik ausgewählter europäischer Terroranschläge mit islamistischem Hintergrund
Anhang B: Experteninterview Claudia Levenig
Anhang C: Experteninterview C. Sadler
Abkürzungsverzeichnis
BKA Bundeskriminalamt
BpB Bundeszentrale für politische Bildung
CIA Central Intelligence Agency
FBI Federal Bureau of Investigation
Hamas Harakat al Mukawamah al Islamijah
ICCT International Centre for Counter Terrorism
ICSR International Centre for the Study of Radicalisation
IS Islamischer Staat
ISIS Islamischer Staat im Irak und Syrien
PF Polizeiführung/ -führer
RAID Recherche, Assistance, Intervention, Dissuasion
(Spezialeinheit der französischen Police nationale)
RUSI Royal United Services Institute for Defence and Security Studies
SE Spezialeinheit
VG Verhandlungsgruppe
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: "Anzahl aktueller/letzter Ausreisen und Rückreisen pro Quartal" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 34) 11
Abbildung 2: "Anschluss an islamistisch-jihadistische Gruppen" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 29) 11
Abbildung 3: "Herkunftsländer europäischer IS-Kämpfer" (Eigene Darstellung nach International Centre for Counter-Terrorism – The Hague, 2016, S.50) 18
Abbildung 4: "Altersverteilung bei der ersten Ausreise und zum Stichtag 2016" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 13) 25
Abbildung 5: "Radikalisierungsfaktoren im zeitlichen Vergleich" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 21) 34
Abbildung 6: “Number of Lone-Actor Terrorists Plots and Attacks Per Year from 2000 to 2014", (aus Ellis, C., Pantucci, R., de Roy van Zuijdewijn, J., Bakker, E., Gomis, B., Palombi S. & Smith, M., 2016, S. 19) 36
Abbildung 7: "Letzte/aktuelle Ausreisen (nach Quartal)" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 27) 42
Einführung
Dass der Terror mittlerweile nicht mehr vor den Toren Europas steht, sondern sich bereits seinen Weg tief in unsere demokratische Gesellschaft gebahnt hat, ist keine Neuigkeit. Die Brutalität der islamistisch motivierten Gewaltakte ist schwerlich in Worte zu fassen. Dies zeigen unter anderem die jüngsten Beispiele vom Weihnachtsmarkt in Berlin, den Champs-Élysées in Paris und der Konzerthalle in Manchester.
Ohne Zweifel hat der Terrorismus jetzt auch Europa ins Visier genommen.
Die aktuelle Berichterstattung über die Krisensituation im Nahen Osten, in Verbindung mit der Thematik Terrorismus, lässt unweigerlich Bilder von Männern mit schwarz vermummten Gesichtern, die ihr Sturmgewehr in Richtung des Himmels strecken und in deren Hintergrund die schwarzen Fahnen des Islamischen Staates (IS) wehen, entstehen. Sinnbildlich ein schwarzer Schatten der Gewalt, der sich mittlerweile auch über Europa erstreckt.
Wer sind diese Terroristen, die ihrem Glauben folgend, sich zu Akten des Terrors entscheiden, unschuldige Zivilisten töten und sogar, wie in Manchester, vor Kindern und Jugendlichen keinen Halt machen? Woher kommen diese Männer und Frauen, die ihrem Glauben anscheinend blind folgen und dafür mitunter den eigenen Tod in Kauf nehmen? Sind die Bilder, die wir dazu im Kopf haben, wirklich deckungsgleich mit der Realität? Kommt die Gefahr wirklich von außerhalb der europäischen Grenzen? Ist die Bewältigung dieser Herausforderung allein Aufgabe der Polizei und anderer Sicherheitsbehörden oder ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzten und sich der Problematik zu stellen?
Der Fokus dieser Ausarbeitung liegt insbesondere auf der Beantwortung dieser Fragen und ob Dschihadisten und einsame Wölfe, die hier im Westen aufgewachsen sind und sich auch hier radikalisiert haben, eine ernstzunehmende Gefahr darstellen.
Außerdem wird auf die Thematik des islamistisch motivierten Terrorismus aufmerksam gemacht und es werden Einblicke in Hintergründe und mögliche Ursachen für das aktuelle Phänomen gewährt.
Darüber hinaus soll sie beitragen zu klären, dass nicht nur Sicherheitskräfte und Behörden, sondern auch alle anderen Teilsysteme der Gesellschaft (Bildung und Erziehung, Politik und Verwaltung etc.) in der Verantwortung stehen sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzten.
Es werden Radikalisierungsursachen sowie Täterstrategien vorgestellt. In diesem Zusammenhang wird die zunehmende Bedeutung des Mediums Internet für Dschihadisten erklärt, sowie mögliche Terrorbekämpfungsmaßnahmen abgebildet.
Die Motivation hinter der Auswahl der Thematik liegt vor allem auch in der zunehmenden Bedeutung für die Polizeiarbeit. Terrorismus war bereits in früheren Zeiten ein gewichtiges Thema für die Innere Sicherheit, ist aber mittlerweile zu einem der zentralsten Themen herangereift. Terrorismus bekämpfen kann nur derjenige, der auch die Wurzeln der Probleme erkennt. Wenn wir die Mechanismen nicht verstehen, die Motive nicht nachvollziehen können und die Augen vor den eigentlichen Ursachen verschließen, wird die Bewältigung dieser Aufgabe ein schier unlösbares Problem darstellen.
Aufbau und Vorgehensweise
Im ersten Kapitel wird die Ausgangssituation dargestellt. Dies beinhaltet Fallbeispiele europäischer Terrorakte sowie eine Erklärung des plötzlichen Anstiegs von Ausreisenden, die sich in Richtung des Islamischen Staates aufgemacht haben.
Im zweiten Kapitel werden Begriffe erklärt, die im Zusammenhang mit Terrorismus immer wieder auftauchen, oft aber nicht hinreichend erläutert werden.
Kapitel drei beschäftigt sich damit, was junge Europäer mit dem Dschihad verbindet und wo deren Herkunftsländer liegen. Des Weiteren werden die Ursachen von Radikalisierung beleuchtet sowie die besondere Problematik der „Generation Allah“ verdeutlicht.
Das vierte Kapitel zeigt die Entstehung des „Lone-Wolf Terrorism“ auf und verweist auf die Idee hinter diesem Konzept. Ebenso wird die Rolle des Mediums Internet sowie dessen Auswirkungen in das „Lone-Wolf Terrorism Konzept“ anhand von Fallbeispielen eingeordnet.
Im fünften Kapitel werden Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung vorgestellt. Aufgrund des großen Spektrums an Möglichkeiten den Terror zu bekämpfen, wurde der Inhalt dieses Kapitels auf die Bereiche Prävention und Deradikalisierung beschränkt.
Ein abschließendes Fazit soll Denkanstöße liefern, die für unterschiedliche Berufsgruppen im Umgang mit der Thematik hilfreich sein könnten.
Zur Erstellung dieser Arbeit wurde zunächst eine Literaturrecherche durchgeführt. Die Literatur wurde gemäß der Hauptthematik und anhand ihrer Aktualität sowie ihrer wissenschaftlichen Relevanz ausgewählt. Neben Primärliteratur wurde auch Sekundärliteratur verwendet. Um der Ausarbeitung Praxisnähe zu verleihen sowie Einblicke in Meinungen verschiedener Berufsgruppen zu gewähren, wurden Interviews mit Experten geführt.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei dieser wissenschaftlichen Arbeit ausschließlich die männliche Sprachform verwendet. Diese gilt in den entsprechenden Fällen jedoch für beide Geschlechter.
1. Ausgangssituation
„Die europäische Öffentlichkeit ist angesichts der beiden Massenmorde im Süden Frankreichs und in Brüssel entsetzt, [...] Europa befindet sich im Fadenkreuz von Al-Qaida und ISIS. Der globale Dschihad, so die Erkenntnis der Behörden, ist in Europa angekommen“ (Schirra, 2015, S.297 f).
Liest man diese Zeilen, so denkt man an die Stürmung der Redaktion Charlie Hebdo, den Anschlag im Le Bataclan und die Sprengstoffanschläge im Brüsseler Flughafen Zeventem und der Metrostation Maelbeek.
Gemeint sind jedoch die Massenmorde der Franzosen mit algerischer Herkunft Mehdi Nemmouche und Mohammed Merah.
Nemmouche stürmte am 25. Mai 2014, bewaffnet mit einem Sturmgewehr, das jüdische Museum in Brüssel. Er erschoss ein Ehepaar, eine Praktikantin und den Museumswachmann. Danach floh Nemmouche, konnte aber durch die französische Polizei festgenommen werden.
Merah war Mitglied der Terrororganisation Al-Qaida und tötete am 11. März 2012 einen Soldaten in Toulouse. Vier Tage später tötete er zwei weitere Soldaten, diesmal in Montauban. Wieder vier Tage später fuhr er zu einer jüdischen Schule, schoss dort auf Lehrer und Kinder. Danach betrat er die Schule und ermordete einen Rabbiner und seine zwei kleinen Kinder. Als letztes erschoss er die 8-jährige Tochter des Direktors.
Merah versteckte sich danach in seiner Wohnung in Toulouse. Es kam zum Schusswechsel mit französischen Spezialeinheiten, bei dem drei Polizisten verletzt wurden. Merah wurde schließlich durch einen Scharfschützen der Polizei erschossen.
Sowohl Merahs als auch Nemmouches Radikalisierung fand in Europa statt. Im Anschluss an seine Radikalisierung absolvierte Merah eine terroristische Ausbildung in Pakistan und Afghanistan. Nemmouches Ausbildung fand in Syrien statt. Beide waren nach ihrer Rückkehr bereit, im Heiligen Krieg in Europa zu kämpfen. Merah und Nemmouche waren den Sicherheitsbehörden bekannt, trotzdem konnten die Anschläge nicht verhindert werden. (Schirra, 2015, S.296 ff)
Mansour (2015, S. 29), selbst ehemaliger radikaler Islamist mit israelisch-arabischer Abstammung und jetzt renommierter Islamismusexperte und Psychologe, ist der Meinung, dass der islamische Radikalismus mittlerweile ganz Europa bedroht. Immer wieder wird die mediale Berichterstattung insbesondere von Aktionen der Terrormiliz Islamischer Staat überschattet und ein baldiges Ende der Terroranschläge, auch im europäischen Bereich, ist momentan nicht absehbar.
1.1 Der Ruf des Kalifen - eine Erklärung des plötzlichen Anstiegs von Ausreisenden
Der Aufstieg zum Kalifen von Abu Bakr al-Baghdadis begann am 04. Juli des Jahres 2014, als im Internet ein Video mit einer Rede Baghdadis auftauchte, in der er sich selbst zum Kalifen ausrief.
Baghdadis, Anführer des Islamischen Staates im Irak und Syrien (ISIS) und bislang nur im islamistischen Untergrund operierend, bezeichnete sich ab diesem Zeitpunkt als rechtmäßiger Herrscher aller muslimischen Länder und verkündete, dass der Islamische Staat im Irak und Syrien ab jetzt nur noch Islamischer Staat heißen sollte.
Das Besondere an dem viralen Video war zum einen, dass sich Baghdadis das erste Mal in aller Öffentlichkeit zeigte und zum anderen, dass die selbstgewählte Bezeichnung „Kalif“ ihn als direkten Nachfolger des Propheten Mohammed auszeichnete. Als letzter Kalif galt bis in das Jahr 1924 in Konstantinopel der osmanischen Sultan Abdülmecid II. (Steinberg, 2015, S. 15)
So mächtig wie Abdülmecid, war Baghdadis, der sich nun Kalif Ibrahim nannte, längst nicht. Um seine und die Macht des Islamischen Staates auszuweiten, sendete er per Tonaufnahme seine Botschaft an alle Muslime der Welt:
„ Die Muslime wurden besiegt , nachdem ihr Kalifat gestürzt war ; anschließend verschwand auch ihr Staat . Die Ungläubigen schafften es , die Muslime zu erniedrigen und zu schwächen und überall die Herrschaft über sie zu übernehmen , ihre Güter und Bodenschätze zu rauben und ihre Rechte zu stehlen . Dies geschah , indem die Ungläubigen sie mit Kriegen überzogen , ihre Länder besetzten und verräterische Agenten als Herrscher einsetzten , die die Muslime mit Feuer und Schwert beherrschten und betrügerische und wohlklingende Parolen verbreiteten wie Zivilisation , Frieden , Koexistenz , Freiheit , Demokratie , Säkularismus , Baathismus , Nationalismus und Vaterlandsliebe ... Diese Herrscher bemühen sich weiterhin darum , die Muslime zu versklaven und sie mit diesen Parolen von ihrer Religion abzubringen , mit dem Ergebnis , dass die Muslime sich entweder vom Islam abwenden und zu Ungläubigen werden ... oder unterdrückt , bekriegt und vertrieben werden , getötet inhaftiert und brutal gefoltert werden , nachdem man ihnen vorgeworden hat , Terroristen zu sein “ ( Steinberg , 2015, S . 16).
„ Frohlocket und erwartet Gutes und erhebet Eure Häupter . Denn ihr habt heute dank der Huld Gottes einen Staat und ein Kalifat , das Eure Würde und Eure Größe wiederherstellt und Eure Rechte und Eure Souveränität zurückgewinnt . Ein Staat , in dem der Perser und der Araber , der Weiße und der Schwarze , der Orientale und der Westler gemeinsam als Brüder leben . Ein Kalifat , das den Kaukasier , den Inder und den Chinesen , den Syrer , Iraker und Jeminiten , den Ägypter , Marokkaner und Amerikaner , den Franzosen , Deutschen und Australier vereint . Gott versöhnte sie miteinander und sie wurden Brüder , die einander für Gott lieben und die in einem Schützengraben stehen , wo sie einander verteidigen und beschützen und sich füreinander opfern . Ihr Blut wurde unter einer Flagge und einem gemeinsamen Ziel und in einem Heerlager eins , und sie genießen diesen Segen , den Segen der Bruderschaft im Glauben , der , wenn die Könige nur seinen Geschmack schmeckten , sie ihre Königreiche verließen und um diesen Segen kämpften . Und Dank sei Gott “ ( Steinberg , 2015, S . 16 f ).
„ O Ihr Muslime, kommt also rasch in Euren Staat, ja Euren Staat. Kommt rasch zu ihm. Denn Syrien gehört nicht den Syrern, der Irak nicht den Irakern, sondern die Erde gehört Gott allein, der sie demjenigen unter seinen Dienern zum Erbe gibt, den er auserwählt ... Dieser Staat ist der Staat der Muslime, die Erde die Erde der Muslime, aller Muslime. O ihr Muslime, wo immer Ihr auch seid, wer in den islamischen Staat auswandern kann, der soll dies tun, denn die Auswanderung in das Haus des Islam ist eine Pflicht“ (Steinberg, 2015, S. 17).
Bereits zum Zeitpunkt der Ausrufung des Kalifats Baghdadis gehörten große Teile des Nord- und Westiraks sowie kleine Teile des angrenzenden Syriens zu seinem Herrschaftsgebiet. Die Propaganda zeigte schnell ihre Wirkung:
Etwa 15.000 Ausländer waren bis einschließlich 2012 nach Syrien gereist, um gegen den syrischen Machthaber Assad zu kämpfen. Bei den meisten Ausländern handelte es sich um Saudi-Araber, Marokkaner und Tunesier, die bereit waren den Muslimen beizustehen.
Besorgniserregend war aber auch die Zahl der europäischen Ausländer, die Richtung Syrien zogen. Bereits Ende 2014 waren es mehr als 3000 Europäer, darunter ca. 550 Deutsche.
Nicht alle Ausgereisten schlossen sich dem Islamischen Staat an, doch der Zulauf, den dieser erhielt, war erheblich und ließ ihn zu einer der größten Dschihadistenorganisation weltweit werden. (Steinberg, 2015, S. 18)
1.2 Die Propaganda entfaltet ihre Wirkung
Die Zahl derer, die bereit sind für ihren Glauben Richtung Syrien in den Krieg zu ziehen, steigt immer noch stetig. Der offiziellen Schätzung (Stand 17. März 2017) zur Folge sind ca. 920 Männer und Frauen allein aus Deutschland in den Krieg gezogen, um den IS oder andere Terrorgruppen zu unterstützen. Ein Großteil der Ausgereisten hat einen muslimischen Migrationshintergrund und ist in Deutschland geboren. Bei etwa 12,5 Prozent der Ausgereisten handelt es sich um Konvertiten.
Zurzeit befinden sich etwa 33 Prozent der Ausgereisten wieder in Deutschland und werden durch die deutschen Sicherheitsbehörden überwacht. Bei über 70 Rückkehrern liegen den Behörden Erkenntnisse über die Beteiligung an Kriegshandlungen oder speziellen Kampfausbildungen vor.
Gerade die Rückkehrer sind von besonderen Interesse für islamistische Terrororganisationen, da sie über Kampferfahrung, gepaart mit westlichem Aussehen samt deutscher Personaldokumente verfügen. Dies befähigt sie unerkannt, im Sinne der Organisationen, auf deutschem und auch europäischem Staatsgebiet zu operieren. (verfassungsschutz.de, 2017, S. 1)
Abbildung 1: "Anzahl aktueller/letzter Ausreisen und Rückreisen pro Quartal" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 34)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: "Anschluss an islamistisch-jihadistische Gruppen" (aus Bundeskriminalamt, Bundesamt für Verfassungsschutz & Hessisches Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, 2016, S. 29)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Begriffserklärung
2.1 Terrorismus
Der Begriff des Terrorismus leitet sich von dem lateinischen Wort „terror“ ab und bedeutet übersetzt „Schrecken“. Bislang gibt es keine Legaldefinition von Terrorismus, da sich die aktuelle Definition immer an der aktuellen Sicherheitspolitik eines Landes orientiert. Der Begriff Terrorismus wird im Allgemeinen mit etwas Negativem verbunden. Zu beachten ist hierbei der jeweilige Standpunkt eines Individuums, welcher darüber entscheidet, ob es sich bei der betrachteten Gruppierung um Terroristen oder um Freiheitskämpfer für eine gerechte Sache handelt. (Thamm, 2002, S. 83)
Problematisch ist demnach die Schaffung einer objektiven Definition. Möglich ist dies nur, wenn sich der Definitionsversuch von Bestandsmerkmalen wie den Tätern und deren politischer Motivation distanziert. Peter R. Neumann, Leiter des International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR), definiert Terrorismus folgendermaßen:
„Terrorismus soll terrorisieren – und er ist deshalb, anders als konventionelle(re) Formen der Gewalt, vor allem eine brutale Form der psychologischen Kriegsführung. Das Ziel von Anschlägen ist, Stärke zu demonstrieren, Gegner einzuschüchtern, Chaos zu stiften und damit eine Situation zu schaffen, in der normales Leben unmöglich wird. Unter solchen Bedingungen lassen sich potentielle Anhänger leichter mobilisieren, der Gegner reagiert über, macht Fehler und beschleunigt damit, ohne sich dessen bewusst zu sein, die eigene Niederlage” (Neumann, 2016, S. 27).
Diese Definition von Terror ist losgelöst von dem Kriterium, wer ihn zu welchem Ziel einsetzt. Denn Terror wird beispielsweise auch durch mexikanische Drogenkartelle eingesetzt, um potentielle Konkurrenz auszuschalten oder um Beamte zu bestechen.
Terroristische Organisationen werden hingegen oftmals für politische oder nichtstaatliche Gruppierungen gehalten, obwohl sich die Organisationen zumeist nicht einzig und allein auf Terrorismus spezialisiert haben. So auch die Hamas. (Neumann, 2016, S. 27 f)
Hamas steht als Abkürzung für „Harakat al Mukawamah al Islamijah“ und bedeutet übersetzt „islamische Widerstandsbewegung“ und zugleich im arabischen Raum „Glaubenseifer“. Die Hamas wurde durch die EU und die USA als Terrororganisation eingestuft. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates in ganz Palästina. Für dieses Ziel bedient sich die Hamas der Gewalt in Form von Selbstmordanschlägen und auch Raketenangriffen, welche vom Gazastreifen auf Israel abgefeuert werden. Seit 2007 kontrolliert die Hamas den Gazastreifen. (tagesschau.de, 2012, o.A)
Die Hamas ist aber nicht nur eine Terrororganisation, sie errichtet auch Bildungsstätten wie Kindergärten und Schulen, stellt eigene Kandidaten bei politischen Wahlen, saniert Straßen und leitet Scharia-Gerichte. Hier stellt sich also die Frage, warum beispielsweise Mitglieder der Hamas, anders als Mitglieder von Drogenkartellen, als Terroristen gelten. Besteht die Intention von Terror in den Zielen oder in der Methodik? Möglicherweise misst sich die Wahrnehmung von Angst in der Bevölkerung auch daran, von wem die Gewalt ausgeübt wird.
Schwierig wird es, wenn sich die oben genannte Definitionsproblematik mit Werturteilen vermengt. Junge europäische Männer, die sich beispielsweise der Freien syrischen Armee, einer Rebellengruppe, anschließen, werden als „terroristische Auslandskämpfer“ eingestuft und müssen sich dafür auch vor europäischen Gerichten verantworten. Dies trifft jedoch nicht auf diejenigen zu, die sich kurdischen Milizen im Kampf gegen den Islamischen Staat anschließen. Ganz im Gegenteil, denn Mitglieder der kurdischen Milizen werden bei ihrer Rückkehr als Helden gefeiert. Dabei kämpft auch die Freie syrische Armee gegen den Islamischen Staat. Beiden Gruppierungen geht es um die Erhaltung von Freiheit und Demokratie, trotzdem gelten die einen als terroristische Auslandskämpfer und die anderen nicht. (Neumann, 2016, S. 28)
Eine abschließende Definition von Terrorismus lässt sich an dieser Stelle nicht finden, denn die Definition ist, wie oben beschrieben, dynamisch, abhängig von dem Kontext und verändert sich anhand verschiedener Perspektiven. Grundlegend für Terrorismus könnte aber die psychische oder physische Gewaltanwendung sein, welche als Methode eingesetzt wird, um die Ideologie des Gewaltausübenden durchzusetzen.
2.2 Extremismus
Zunächst muss festgehalten werden, dass kein Mensch als Extremist geboren wird. Es gibt keine genetische Veranlagung, die einen Menschen zu einem Extremisten werden lässt. Alle Versuche das Gegenteil zu beweisen, sind bislang erfolglos verlaufen. Wie bei jedem menschlichen Verhalten, welches sich in verschiedene Richtungen entwickeln kann, gibt es bestimmte Faktoren, die den Verhaltenswandel zu beeinflussen vermögen. Dies trifft auch auf die Radikalisierung zu. Extremismus kann als Ergebnis des Radikalisierungsprozesses angesehen werden.
Präzise erklärt ist Extremismus damit aber immer noch nicht. Das Extrem eines Verhaltens wird von der Gesellschaft bestimmt, denn diese definiert auch, was noch als gemäßigt und demnach nicht als extrem gilt.
Im Gegensatz zur westlichen Welt dürfen saudi-arabische Frauen nicht ohne einen männlichen Begleiter aus dem Haus gehen. Diese Verhaltensmaßregelung gilt dort als gemäßigt und normal. Erhebt jemand Einsprüche gegen diese Norm, so würde er als extrem gelten.
Extremismus ist dynamisch und verändert sich mit und an der ihn umgebenden Gesellschaft, welche die Norm bestimmt.
Auch hier im Westen hat sich der Begriff des Extremismus gewandelt. Vor nicht allzu langer Zeit wurden Kritiker der Sklaverei oder Unterstützter sowie Akteure der Homosexualitätsbewegung für Extremisten gehalten und auch für diese „Verbrechen“ verfolgt und bestraft.
Neumann zitiert an dieser Stelle den politischen Philosophen Roger Scruton, welcher den Extremismus-Begriff in kognitiven und gewaltbereiten Extremismus unterscheidet: „Wer Mittel einsetzt, die das Leben, die Freiheit und die Menschenrechte anderer [...] aufs Spiel [setzt]“ (Neumann, 2016, S. 30), ist ein Extremist. Dabei ist es unerheblich, welche Motivation ihn geleitet hat. (Neumann, 2016, S. 28 ff)
2.3 Dschihadismus
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) ist der Dschihadismus:
„eine militante Form des radikalen Islamismus. Den Jihad verstehen seine Vertreter als einen auch gewaltsam zu führenden Kampf "für die Sache Gottes". Die Beteiligung an diesem Kampf ist nach diesem Verständnis eine Pflicht eines jeden Muslim. Geprägt ist die Ideologie des Dschihadismus von einer strikten Ablehnung vermeintlicher Neuerungen im Islam. Die Ursachen solcher Abweichungen von einem "wahren Islam" sehen sie vor allem im "Westen" und dessen, wie Dschihadisten behaupten, dekadenten Gesellschaftsform. Zu bekämpfen sind nach dieser Vorstellung nicht nur alle Nicht-Muslime, sondern auch solche Muslime, die einem anderen Islamverständnis folgen – etwa Intellektuelle oder Anhänger des schiitischen Islam. Auch sie werden von Dschihadisten zu Ungläubigen erklärt. Dieser Vorwurf wird als "takfir" (von arab. kufr = Unglaube) bezeichnet. Apostaten (Abfällige vom Glauben) sind nach dschihadistischem Islamverständnis zu töten“(bpb.de, 2012, o.A).
Wichmann zur Folge, findet sich die Rechtfertigung des gewalttätigen Dschihad im Koran, doch dort taucht der Begriff Dschihad nur sehr selten auf. Einen Aufruf zur Gewalt gegenüber Ungläubigen, also Andersdenkenden, findet sich jedoch in der neunten Sure in den Versen 29 bis 30. Dort steht geschrieben:
„Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der Religion der Wahrheit angehören – von denen, denen das Buch zugekommen ist, bis von dem, was ihre Hand besitzt, Tribut entrichten als Erniedrigte. Den Juden sagen: Uzayr ist Gottes Sohn und die Christen sagen: Christus ist Gottes Sohn. Das ist ihre Rede aus ihrem eigenen Munde. Damit reden sie wie die, die vorher ungläubig waren. Gott bekämpfe sie!“ (Wichmann, 2014, S. 145).
Wichmann sieht in diesen Sätzen die Erklärung des Dschihad, welcher seiner Aussage nach „die ideologische Handlungsanweisung der islamischen Fundamentalisten für einen bewaffneten Kampf im Namen des Islam“ (Wichmann, 2014, S. 145) darstellt.
Grundgedanke des Dschihad ist die gewaltsame Bekämpfung des Westens, welcher versucht den Islam den westlichen Strukturen anzupassen. (Wichmann, 2014, S.145)
2.4 Ideologie
Nach Neumann (2016, S. 85) kann als Ideologie die Weltanschauung, also das Ideensystem einer Person verstanden werden, welches Einfluss auf die Aktionen und die Gedanken hinter diesen Aktionen nehmen kann. Praktisch gesehen hat jeder, der sich im Allgemeinen mit Politik befasst, eine Idee und eine Vorstellung von einem Ziel, welches irgendwie erreicht werden soll. Die Beeinflussung der eigenen Handlungen findet also dauerhaft statt.
Neumann erklärt, dass sich das politische Ideensystem, also die Ideologie, aus drei verschiedenen Funktionen zusammensetzt.
Die erste Funktion besteht in der Diagnose, in der geklärt wird, welches Problem vorliegt und worin oder bei wem die Ursache liegt.
Die zweite Funktion ist die Prognose, bei der die Frage nach Lösungsansätzen gestellt wird.
Die dritte Funktion ist die der Motivation, in der versucht wird, die eigene Rolle in das Ideensystem zu integrieren.
Neumann sieht in dieser Funktionsaufteilung der Ideologie die besondere Wichtigkeit für Radikalisierungsverläufe.
Wer die Radikalisierungsverläufe verstehen will, muss die Ideologien dahinter ebenfalls verstehen, denn: „Sie reduzieren Komplexität, kanalisieren Frust, lenken diesen in eine politische Richtung, artikulieren eine Vision und liefern eine Handlungsanleitung“ (Neumann, 2016, S. 85).
2.5 Einsamer Wolf – „Lone Wolf“
Wie im Fall des Terrorismus, gibt es auch für das Phänomen der einsamen Wölfe keine feststehende, offizielle Definition. Wichtig ist hier die Unterscheidung zwischen Einzeltäter und einsamen Wolf.
Handelt ein Täter in der konkreten Anschlagssituation allein, bedeutet es im Umkehrschluss nicht zwangsläufig, dass es sich bei ihm um einen einsamen Wolf handelt. Zu unterscheiden ist, ob sich der Täter zum Zeitpunkt der Tat innerhalb der Struktur einer terroristischen Organisation befindet und nur in der konkreten Anschlagssituation alleine handelt oder ob er selbstständig und alleine, ohne externe Befehle, Kommandos oder Unterstützung handelt.
Kompliziert wird es, wenn der einsame Wolf zwar allein, ohne Terrororganisation im Hintergrund handelt, jedoch mal ein Teil eben jener war oder seine Radikalisierung im Geflecht einer Gruppe stattfand.
Zusätzlich darf bei dieser Problematik nicht das Motiv der Attentäter außer Acht gelassen werden, denn oftmals sind es psychische Probleme, die einen Teil der Ursache für einen Anschlag bilden.
Kann man von einem Anschlag, der von einem einsamen Wolf begangen wurde, welcher aber beispielsweise mit dem Islamischen Staat sympathisiert bzw. von dieser Terrororganisation inspiriert wurde, trotzdem von einem Anschlag des IS sprechen? Möglich ist es auch, dass der Anschlag nur persönliche Gründe hatte und die offenbarte Weltanschauung dahinter nicht wirklich vertreten wird. (Neumann, 2016, S. 181 f)
Pfahl-Traughber erklärt, dass es sich bei einsamen Wölfen grundsätzlich um politisch motivierte Akteure handelt, deren Alleinstellungsmerkmale die allein ausgeführte Tathandlung, die Selbstbestimmtheit jeder Aktion sowie die fehlende Zugehörigkeit zu einer Gruppe sind.
Diese Kriterien richten sich aber nur auf die konkrete Tatplanung und -ausführung, sodass der Akteur, welcher zuvor einer Gruppe angehört hat oder immer noch angehört, trotzdem als einsamer Wolf bezeichnet werden kann.
Pfahl-Traughber vollendet somit die Überlegungen von Neumann, welcher eine Komplikation in der zuvor vollzogenen Radikalisierung im Gruppengeflecht oder der ehemaligen Zugehörigkeit des Akteurs zu einer Gruppe sah. (Pfahl-Traughber, 2016, S. 232)
3. Junge Europäer im Kontext des Dschihad
3.1 Herkunftsländer
Abbildung 3: "Herkunftsländer europäischer IS-Kämpfer" (Eigene Darstellung nach International Centre for Counter-Terrorism – The Hague, 2016, S.50)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2 Ursachen der Radikalisierung
Die Basis des Radikalismus besteht laut Mansour (2015, S. 31) aus gewöhnlichen Jugendlichen, welche die westlichen Werte und besonders die Demokratie ablehnen. Diese Jugendlichen bezeichnet er als die „Generation Allah“. In der Generation finden sich all jene wieder, „die Geschlechtertrennung befürworten, die Gleichberechtigung ablehnen, die an Verschwörungstheorien glauben, die antisemitische Einstellungen haben, die jeden Zweifel und jedes Hinterfragen des Glaubens ablehnen, die an einen zornigen Gott glauben, der Ungläubige mit der Hölle bestraft“ (Mansour, 2015, S. 31). Die Generation ist jene, die sich noch nicht zum Islam bekannt hat, aber auch diejenige, mit der man sich auseinandersetzen muss, will man die Radikalisierung, welche sich unerkannt in der Gesellschaft vollzieht, bekämpfen.
Die Generation Allah bleibt den Bundesbehörden weitestgehend verborgen, denn sie befindet sich in einem frühen Radikalisierungsstadium, in dem Gewalt noch keine Rolle spielt. Gefährlich bleibt jedoch die schwelende, der Demokratie feindlich gesinnte Einstellung, die sich durch Propaganda ausweitet. Dies bietet die beste Grundlage für gewalttätigen Extremismus, deshalb muss der Kampf gegen den Extremismus genau an dieser Stelle gekämpft werden, denn hat sich die Gewalt erst einmal ihren Weg gebahnt, ist der Kampf schon fast verloren.
Von besonderer Wichtigkeit ist es, dass das Problem der Radikalisierung nicht verharmlost wird. Um Radikalisierung effektiv zu verhindern, müssen die Ursachen und nicht die Symptome bekämpft werden.
Zurzeit wird oft behauptet, dass es sich bei der Radikalisierung von Jugendlichen nur um eine Phase handelt, die, wie andere Erscheinungen in der Phase der Adoleszenz, wieder abklingt. Jugendliche würden den Drang zum Islamismus nur verspüren, da sie sich wie andere Jugendliche, gegen ihre Eltern und im Allgemeinen gegen die Gesellschaft aufbegehren wollen. Dies würde nur dem Zweck dienen, sich von anderen Heranwachsenden abzuheben und den Zusammenhalt des eigenen Freundeskreises zu demonstrieren.
Mansour bezeichnet dieses Phänomen als „Pop-Dschihadismus“ und bezieht sich damit auf die Erklärung seiner Kollegin Claudia Dantschke: „Die Vermittlung und Etablierung einer radikalen Ideologie durch Elemente und Akteure der Popkultur. Diese dient nicht zur Abgrenzung von anderen Jugendkulturen und als Protest, sondern als maximaler Gegenentwurf zur Demokratie und zu all ihren Werten“ (Mansour, 2015, S. 93).
Würde man die Radikalisierung der Jugend fälschlicherweise als eine temporäre Phase abtun, verschließe man die Augen vor den vielfältigen Faktoren, die den Radikalisierungsprozess verursachen.
Ein weiterer Erklärungsversuch besteht in der Annahme, dass Mobbing und Rassismus dazu führen, dass sie sich dem Islamismus zuwenden. Dies stellt zumindest einen wichtigen Teilaspekt dar, denn diese Tatsache wird bewusst durch Rekrutierungsnetzwerke der islamistischen Organisationen instrumentalisiert, um Jugendliche auf sich aufmerksam zu machen.
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- Lucas Sander (Author), 2017, Europäischer Terrorismus. Westliche Dschihadisten und einsame Wölfe – Eine ernstzunehmende Gefahr für unsere Gesellschaft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1193938
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