Der Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam mit rund 900
Millionen Mitgliedern die weltweit drittgrößte Religion. Im Gegensatz zu den
beiden Erstgenannten kennt er weder ein gemeinsames Glaubensbekenntnis
noch einen alleinigen Gründer.
Mit dem Wort „Hindu“ haben ursprünglich die Perser die im Industal lebenden
Menschen bezeichnet. Als die Muslime Teile Indiens eroberten, verwendeten
sie das Wort für alle Nicht-Muslime. Während der englischen Kolonialzeit
wurden mit dem Sammelbegriff „Hinduismus“ alle Religionsgruppen bezeichnet,
die sich keiner anderen Religion, wie Buddhismus oder Jainismus, zuordnen
ließen.
Natürlich gibt es aber bei aller Verschiedenheit auch Gemeinsamkeiten,
beispielsweise „(...) das Kastensystem, die Autorität des Veda, den Begriff des
dharma und die arische Identität.“ Manche dieser Gemeinsamkeiten lassen
sich bis zu den Vorläufern des Hinduismus zurückführen, der durch die
Verschmelzung altindischer Religionen und der vedischen Religion der Arier
entstanden ist. Mit der vedischen Religion und dem Opferritual als ihrem
wesentlichen Bestandteil beschäftigt sich die nun folgende Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die vedische Religion
2.1 Die Industal-Kultur
2.2 Die Arier
2.3 Die vedischen Schriften
2.4 Das vedische Weltbild
3. Das vedische Opferritual
3.1 Das Śrauta-Ritual
3.2 Somaritual und Pferdeopfer
4. Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam mit rund 900 Millionen Mitgliedern die weltweit drittgrößte Religion. Im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten kennt er weder ein gemeinsames Glaubensbekenntnis noch einen alleinigen Gründer.
Mit dem Wort „Hindu“ haben ursprünglich die Perser die im Industal lebenden Menschen bezeichnet. Als die Muslime Teile Indiens eroberten, verwendeten sie das Wort für alle Nicht-Muslime. Während der englischen Kolonialzeit wurden mit dem Sammelbegriff „Hinduismus“ alle Religionsgruppen bezeichnet, die sich keiner anderen Religion, wie Buddhismus oder Jainismus, zuordnen ließen.
Natürlich gibt es aber bei aller Verschiedenheit auch Gemeinsamkeiten, beispielsweise „(...) das Kastensystem, die Autorität des Veda, den Begriff des dharma und die arische Identität.“1 Manche dieser Gemeinsamkeiten lassen sich bis zu den Vorläufern des Hinduismus zurückführen, der durch die Verschmelzung altindischer Religionen und der vedischen Religion der Arier entstanden ist. Mit der vedischen Religion und dem Opferritual als ihrem wesentlichen Bestandteil beschäftigt sich die nun folgende Arbeit.
2. Die vedische Religion
2.1 Die Industal-Kultur
Die bedeutendste Kultur der vorarischen Zeit ist die der Industal-Zivilisation (ca. 2500 – 1500 v.Chr.). Durch archäologische Ausgrabungen wurde die Existenz „komplexe(r) Stadtanlagen mit bis zu 40.000 Einwohnern, Bewässerungssystemen, Häusern und Burgen aus gebrannten, gleichmäßig geformten Ziegeln sowie befestigten, rechtwinkligen Straßen“2 nachgewiesen; über die Religion ist allerdings so gut wie nichts bekannt. Es wurden zwar einige Inschriften auf Steinsiegeln und Kupfertellern gefunden, diese aber konnten noch nicht entziffert werden.3 Die vorhandenen Fundstücke lassen jedoch den Schluss zu, dass es sich um einen „hochentwickelten Bilderkult“ handelte, „der die Verehrung von männlichen und weiblichen Gottheiten (...), von heiligen Tieren (...), Pflanzen (...), Phallussteinen und heiligen Symbolen (...) zum Gegenstand hatte.“4Im Gegensatz zur vedischen Religionen gab es wohl Tempel, in denen die Rituale stattfanden. Es ist anzunehmen, dass einige nicht im Veda erwähnte Elemente des heutigen Hinduismus, wie beispielsweise die Verehrung fruchtbarer Göttinnen, ihren Ursprung in dieser vorvedischen Religion haben.
In dem Jahrhundert 1800 – 1700 v.Chr. nahm die Bevölkerung des Industales rapide ab, als mögliche Gründe hierfür werden zum Beispiel Naturkatastrophen genannt. Entgegen früherer Annahmen scheint es relativ sicher, dass diese einst blühende Hochkultur sich bereits im Niedergang befand, als die ersten Arier in das Land kamen.
2.2 Die Arier
Um das Jahr 1500 v.Chr. begann die Einwanderung indoeuropäischer Viehnomaden, die sich selbst ārya („Edle“) nannten. Ihre Herkunft ist nicht ganz geklärt, wahrscheinlich stammen sie aus dem Kaukasus. Nur ein Teil der Arier ließ sich in Indien nieder, der andere Teil ging in das Gebiet des heutigen Iran; daraus lässt sich auch die Sprachverwandtschaft sowie die Ähnlichkeiten der vedischen und der avestischen Religion erklären. Die arischen Einwanderer hatten gegenüber der einheimischen Bevölkerung einen klaren Vorteil: Die Kenntnis der Pferdezucht und des Streitwagens. Dadurch waren die Neuankömmlinge militärisch deutlich überlegen und konnten so rasch die Vorherrschaft gewinnen.
Neben dieser Migrationstheorie gibt es aber noch eine neuere, vor allem von indischen Forschern vertretene These, die jedoch in der Fachwelt umstritten ist: Demnach entstand die arische Kultur aus der einheimischen Industal- Zivilisation. Das dadurch auftretende Problem der Sprachverwandtschaft des Sanskrit mit anderen indoeuropäischen Sprachen wird durch die Theorie erklärt, auch die uns noch unbekannte Sprache der Industal-Kultur sei Teil dieser Sprachfamilie gewesen. Also habe die Einwanderung schon viel früher stattgefunden, oder, noch radikaler, Indien sei das Ursprungsland der indoeuropäischen Kultur. Unterstützt wird diese These durch die bis heute fehlenden archäologischen Beweise für die Migrationstheorie. Dem steht entgegen, dass Pferde und Wagen offensichtlich von den Ariern eingeführt wurden – sie waren der vorher herrschenden Kultur unbekannt.
2.3 Die vedischen Schriften
So wenig über die Herkunft der Arier bekannt ist, umso mehr wissen wir über ihre Religion. Diese Tatsache verdanken wir dem Veda (Wissen), der umfangreichsten und ältesten Sammlung religiöser Sanskrittexte und „mit das älteste religiöse Schrifttum der Welt.“5 Erst einige hundert Jahre nach Beginn unserer Zeitrechnung aufgeschrieben, wurde er die Jahrhunderte davor mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Der Überlieferung nach hat der Veda übermenschlichen Ursprung und wurde Sehern offenbart, er ist für einen Gläubigen also „nicht zu einem besonderen Zeitpunkt in der Geschichte entstanden, sondern ewig und göttlichen Ursprungs.“6
Den Kern bilden die vier Samhitās, also die eigentlichen Schriftsammlungen: Der Ŗgveda (ŗc = Vers), die älteste Sammlung, besteht aus Hymnen und Versen, mit denen beim Ritual die Götter angerufen werden. Es umfasst zehn Bücher, die 1028 solcher Hymnen mit insgesamt über 10 000 Strophen beinhalten.
Die Texte des Sāmaveda (sāman = Melodie) sind mit „biblischen Psalmen vergleichbar“7 , es sind Lieder, größtenteils textlich identisch mit den Hymnen aus dem Ŗgveda, die während des Rituals gesungen werden.
Der Yajurveda (yajus = Opferspruch) enthält die „Ritualanweisungen für die Opferverrichtungen.“8 Man unterscheidet hierbei zwischen dem Schwarzen Yajurveda, in dem sich außer den Anweisungen auch noch Deutungen finden, und dem, nur aus Opfersprüchen bestehenden, wahrscheinlich später entstandenen Weißen Yajurveda.
Die letzte der vier Sammlungen, der Atharvaveda (atharvan = Feuerpriester), wurde erst sehr spät in den Kanon mit aufgenommen, obwohl manche Texte darin sogar älter sind als die des Ŗgveda. In ihm finden sich Zaubersprüche zur Abwehr böser Geister und Dämonen.
[...]
1 Knott, S. 147
2 Michaels, S. 49
3 Vgl. Flood, S. 27
4 Glasenapp, S. 27
5 Michaels, S. 68
6 Knott, S. 22
7 Michaels, S. 69
8 Michaels, S. 69
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Heidecker (Autor:in), 2007, Die vedische Religion unter besonderer Berücksichtigung des Opferrituals, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119383
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