Gutes Zuhören ermöglicht eine achtsame und effektive psychosoziale Beratung, die Sozialarbeiterin braucht dazu geeigneten Fähigkeiten. Welche Fähigkeiten sind das?
Von der Antike bis in die heutige Zeit wurde über die Wirkung von gutem Zuhören nachgedacht. Welche bisherigen Erkenntnisse sind heute hilfreich für die Entwicklung einer erhöhten Kompetenz für gutes Zuhören? Und wie kann daraus eine achtsame Haltung für eine wirkungsvolle psychosoziale Beratung und Begleitung abgeleitet werden?
In dieser Bachelorarbeit werden die positiven Wirkungen von gutem Zuhören aus verschiedenen Blickwinkeln aufgezeigt. Querverbindungen zwischen den Themenbereichen und den wissenschaftlichen Erkenntnissen ermöglichen eine neue Sichtweise auf das Zuhören und lassen die Wirkung auf den Menschen erkennen. Es wird der Einfluss auf die innere Haltung und das Potential für die psychosoziale Beratung und Begleitung dargelegt. Diese Ausführungen können die eigene Haltung zum Zuhören und die positive Wirkung auf Beratungsbeziehungen neu erleben lassen, damit die Gesprächskompetenz „vom Kopf ins Herz rutscht“. Die tiefgreifenden Vorgänge beim echten Zuhören beeinflussen die Berater-Klient-Beziehung und den Erfolg des Beratungsgesprächs. Von daher kann diese Arbeit als Beitrag für die professionelle Haltung zum Zuhören dienen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Beratung
2.1 Beratung Allgemein
2.2 Beratungsformen
2.3 Beratung in der Sozialen Arbeit
2.3.1 Sozialprofessionelle Beratungskompetenzen
2.3.2PsychosozialeBeratung
2.3.3 Psychodynamische Beratung
2.3.4 Systemisch-konstruktivistische Beratung
2.4 Abgrenzung zur Psychotherapie
3. Zuhören
3.1 Philosophische Erkenntnisse
3.1.1 Philosophen der Antike
3.1.2 Philosophen der neueren Zeit
3.1.3 Philosophen der Gegenwart
3.2 Hören, Zuhören, Kommunikation im Beratungskontext
3.2.1FunktiondesHörens
3.2.2Ziele desgutenZuhörens
3.2.3 Konzepte für gutes Zuhören
3.2.4 Kommunikationsmodelle
3.2.5 Handlungskompetenzen für gutes Zuhören
4. Professionelle Haltung in der psychosozialen Beratung
4.1 7 Leitgedanken für gutes Zuhören
4.2 „Einlassendes Zuhören“
4.3 Eine Zuhörkultur beleben
5. Schlussbetrachtung
6. Anhang
Literaturverzeichnis / Weiterführende Literatur
[Der Anhang ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht im Lieferumfang enthalten.]
Gender-Hinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der
Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Danksagung
Diese Bachelorarbeit ist der Abschluss meines Fernstudiums an der Diploma Hochschule, an der es trotz meiner beruflichen Tätigkeit und meines fortgeschrittenen Alters möglich ist, einen lang gehegten Ausbildungswunsch zu erfüllen.
Besonderen Dank an Herrn Dr. Fischer, der meine Bachelorarbeit betreut und begutachtet hat und der immer aktiv dafür sorgte, dass wir der Vorlesung folgten und zuhörten. Vielen Dank an alle Dozenten, denen es wichtig war, dass wir zuhörten. Ein großes Dankeschön an Evelyn, Wibke und Johanna für das Korrekturlesen. Danke an alle, die mich während der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt und motiviert haben.
Ich bedanke mich bei den Vorstandsfrauen von Frauen helfen Frauen Ortenau e.V. für die finanzielle Unterstützung und für den Ort, an dem mein „Wissen aus dem Bauch in den Kopf ‘ und umgekehrt rutschen konnte.
Ganz besonders danke ich meinem Ehemann Martin, der seelenruhig und unermüdlich an mich glaubte, mich unterstützte und mir zuhörte.
Abschließend möchte ich mich mit ganzer Seele bei meinen Heimeltern Ute und Walter Gruber bedanken, die mir damals so zugehört haben, dass sich meine kindliche Seele wieder beruhigte und ich ein glückseliges Leben (mit allem was dazu gehört) leben kann.
1. Einleitung
„Wie die Seele eines Künstlers in seinen Werken spürbar wird, ist die Seele eines Menschen hörbar in dem, was er sagt.“ (Riffer / Kaiser / Sprung / Streibl, 2017: 23)
Während meiner Arbeit in der stationären Jugendhilfe und im anonymen Frauenhaus habe ich psychosoziale Beratungen mit geringer Beziehungstiefe erlebt, aber auch Beratungsbeziehungen, in denen eine stabile Bindung von Beraterin und Klientin erkennbar war. Dabei konnte ich feststellen, dass es bei Beratungen mit geringer Beziehungstiefe zu vorzeitigen Abbrüchen der Beratung durch die Klientin und zu Resignation bei der Beraterin kam. Beratungen mit einer stabilen Bindung hatten häufig einen befriedigenderen Verlauf für Beraterin und Klientin. Diese Beraterinnen konnten mit einer sehr aufmerksamen Haltung eine intensive Beziehung zur Klientin aufbauen. Die Frage nach der Wirkung von aufmerksamem Zuhören in der psychosozialen Beratung hat mich zu dem Thema dieser Bachelorarbeit motiviert.
In der Sozialen Arbeit wird die psychosoziale Unterstützung durch die Zusammenarbeit von Beraterin und Klientin erreicht. Dies setzt eine Beziehung mit der Klientin voraus, Gespräche sind dabei das wichtigste Mittel für die Beziehungsarbeit. Gutes Zuhören fördert die Beziehung von Beraterin und Klientin. Diese Beziehung ist Voraussetzung für eine gute Bindung, nach Brisch sind bindungsfördemdes Verhalten und Lebensweltorientierung wichtige Voraussetzungen für die Multiperspektivische Fallarbeit, (vgl. Brisch 2002) Das bindungsfördernde Verhalten wird durch eine wertschätzende Beziehung von Beraterin und Klientin erreicht. Gutes Zuhören ist hierfür ein oft ungenutztes Potential und „eine vergessene Kunst“ (Schüre, 2017: 1). Gutes Zuhören wird seit der Antike gelehrt, von Momo beispielhaft gezeigt, von Carl Rogers erklärt und von vielen Menschen geschätzt: „96 Prozent aller Erwachsenen geben in Umfragen an, dass sie sich selbst für gute Zuhörer halten. Die Realität sieht meist etwas anders aus.“ (Specht / Penland, 2016: 1) Auch in der Sozialen Arbeit wird das gute Zuhören mit seinem Potential für die Beratung oft nicht genutzt. Dabei ist das erlebte Kompetenzgefühl in der Beratung entscheidend: „Fähigkeiten in dem Bereich der Beratung und der Gesprächsführung können somit wesentlich zur Berufszufriedenheit beitragen“. (Büttner / Quin- del, 2005: 190) Eine entscheidende Fähigkeit ist die berufliche Haltung. Sie fordert professionelles Handeln als wertegeleitetes Handeln. (Vgl. Spiegel, 2018: 83) Dies setzt voraus, dass sich die Sozialarbeiterinnen mit den „persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Werten / Normen auseinandersetzen, um ihre Ansprüche an das berufliche Handeln zu klären und einen individuellen professionellen -^Habitus auszubilden.“ (ebd.: 83) An den Hochschulen wird diesjedoch wegen der kognitiven Ausrichtung der persönlichkeitsorientierten bzw. personalintensiven Arbeit wenig geleistet und nur von wenigen Lehrenden gewünscht. „Meine Forderung bez. der Verfügung über ein Set beruflicher -> Haltungen wird ebenfalls eher selten geteilt“ (ebd.: 83). Methodenkonzepte sind zahlreich vertreten, zu den beruflichen Haltungen gibt es allerdings nur wenige Konzepte. „Es mangelt Fachkräften häufig auch an der Überzeugung, diese wirklich in den individuellen beruflichen -^Habitus zu übernehmen“ Stattdessen wäre es für wertegeleitetes Handeln erforderlich: „Dass das Wissen vom Kopf ins Herz rutscht und ich es lebe.“ (ebd.: 83)
Gutes Zuhören ermöglicht eine achtsame und effektive psychosoziale Beratung, die Sozialarbeiterin braucht dazu geeigneten Fähigkeiten. Welche Fähigkeiten sind das? Von der Antike bis in die heutige Zeit wurde über die Wirkung von gutem Zuhören nachgedacht. Welche bisherigen Erkenntnisse sind heute hilfreich für die Entwicklung einer erhöhten Kompetenz für gutes Zuhören? Und wie kann daraus eine achtsame Haltung für eine wirkungsvolle psychosoziale Beratung und Begleitung abgeleitet werden?
In dieser Bachelorarbeit werden die positiven Wirkungen von gutem Zuhören aus verschiedenen Blickwinkeln aufgezeigt. Querverbindungen zwischen den Themenbereichen und den wissenschaftlichen Erkenntnissen ermöglichen eine neue Sichtweise auf das Zuhören und lassen die Wirkung auf den Menschen erkennen. Es wird der Einfluss auf die innere Haltung und das Potential für die psychosoziale Beratung und Begleitung dargelegt. Diese Ausführungen können die eigene Haltung zum Zuhören und die positive Wirkung auf Beratungsbeziehungen neu erleben lassen, damit die Gesprächskompetenz „vom Kopf ins Herz rutscht“. Die tiefgreifenden Vorgänge beim echten Zuhören beeinflussen die Berater-Klient-Beziehung und den Erfolg des Beratungsgesprächs. Von daher kann diese Arbeit als Beitrag für die professionelle Haltung zum Zuhören dienen.
Mit den dargestellten Zielen von gutem Zuhören wird aufgezeigt, wie wertvoll und vorteilhaft sie für die Beraterin und für die Klientin sind. Die Klientin kann Vertrauen fassen und sich öffnen. Es wird gezeigt, dass Konzepte für gutes Zuhören das methodische Vorgehen bei Beratungen und damit das Erreichen der Ziele für Klientinnen und Beraterin ermöglichen. (Vgl. Spiegel, 2018: 11) Kapitel 2 und 3 beschreiben die bisherigen Erkenntnisse und Voraussetzungen, die gutes Zuhören konstituieren. Aus den Bereichen „Beratung“, „Philosophische Erkenntnisse“ und „Kommunikation“ werden die wichtigsten Grundlagen für gutes Zuhören aus der Literaturrecherche definiert und in Beziehung gesetzt.
In Kapitel 2 wird gezeigt, dass die funktionelle professionelle Beratung die Aufgabe hat, für die Lebensbewältigung in Krisensituationen förderlich zu sein. Es werden weitere Beratungsformen vom Coaching bis zur Therapie dargestellt mit ihrer jeweiligen Definition und dem Anwendungsbereich. Die Beratungspraxis in der Sozialen Arbeit stellt mit ihrer Vielzahl verschiedener Handlungsfelder hohe Ansprüche an die erforderlichen Kompetenzen und an eine ethisch basierte Haltung. Der Beratungsprozess wird in allen Phasen von den Grundhaltungen und den Handlungsmodellen beeinflusst.
Kapitel 3 zeigt auf, dass sich die notwendigen Kompetenzen und Haltungen für bewusstes Zuhören aus einer sehr langen wissenschaftlichen Entwicklungsgeschichte ableiten. Es wird das Verständnis und der Wert des Zuhörens von den Philosophen der Antike bis zu den Human- und Geisteswissenschaften der letzten Jahre dargestellt. Mit diesen Fragestellungen ist die Philosophie eine wichtige Bezugswissenschaft der Sozialen Arbeit und ethisches Urteilsvermögen eine wichtige Handlungskompetenz für Sozialarbeiterinnen. Für die komplexen Aufgabenstellungen im psychosozialen Beratungsgespräch ermöglichen verschiedene Konzepte für gutes Zuhören das methodische Vorgehen bei Beratungen und das Erreichen der Ziele für Klientin und Beraterin. Die dafür erforderlichen Handlungskompetenzen der Sozialarbeiterin werden dargestellt und erklärt.
In Kapitel 4 sind die Erkenntnisse aus Kapitel 2 und 3 zusammengefasst, um die Voraussetzungen für eine achtsame und professionelle Haltung zu begründen. Es wird der Anspruch an die Zuhörerin definiert, eine Motivation aufgezeigt und die Perspektiven für die Umsetzung des guten Zuhörens beschrieben. Es werden die positiven Auswirkungen einer guten Handlungskompetenz im Zusammenhang mit geeignetem Berufswissen und einer respektvollen Haltung gegenüber den Klientinnen näher beschrieben, die mit dem methodischen Arbeiten kombiniert die berufliche Effizienz fördern. Eine respektvolle und achtsame Haltung gegenüber den Klientinnen ist in der psychosozialen Beratung besonders bedeutend. Zusammen mit dem guten Zuhören fördert sie eine intensive Bindung und ermöglicht eine wirkungsvollere psychosoziale Beratung.
In Kapitel 4.1 werden 7 Leitgedanken vorgestellt, die die Möglichkeit aufzeigen, einen individuellen Handlungsanspruch zu entwickeln. Sie haben den Anspruch, die erforderliche Haltung für gutes Zuhören zu entwickeln.
In Kapitel 4.2 wird der neue Begriff „Einlassendes Zuhören“ vorgestellt, der im Laufe der Arbeit als Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse über gutes Zuhören entwickelt wurde. „Einlassendes Zuhören“ beschreibt gutes Zuhören mit neuen weiterführenden Aspekten aus den Human- und Geisteswissenschaften der letzten Jahre. „Einlassendes Zuhören“ ist ein Potential für die psychosoziale Beratung und Begleitung.
Kapitel 4.3 belebt die Zuhörkultur, indem uns die Erkenntnisse der griechischen Philosophen zusammen mit den neuen weiterführenden Aspekten den Wert des Zuhörens heute wieder nahebringen.
2. Beratung
„Beratung ist eine Form zwischenmenschlicher Unterstützung im Alltag. Sie stellt Hilfe bereit, wenn jemand nicht weiter weiß, im Entscheiden oder Handeln blockiert ist, den Überblick in lebenswichtigen Momenten verloren hat.“ (Eckert / Biermann-Ratjen / Höger, 2006: 333)
Hilfe durch Beratung wird von Menschen in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld gefunden. Dabei werden Fragestellungen zur materiellen, seelischen und geistigen Unterstützung durch Freunde, Familie, Vereine, Kirchen und Gemeinden beantwortet.
Die Industrialisierung hat ab Ende des 18 Jahrhunderts einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel hervorgerufen. In der ursprünglich ganzheitlichen Lebenswelt der Großfamilie wurden Aufgaben wie Arbeiten, Familie versorgen und Erfahrungen sammeln innerhalb einer Verbundgemeinschaft bewältigt. Diese Aufgaben wurden durch die Erfordernisse der Industrialisierung zunehmend von Institutionen übernommen. Die These des Sozialphilosophen Jürgen Habermas beschreibt diese zunehmende Trennung zwischen Gesellschaftssystemen und Lebenswelt der Menschen. „Habermas teilt in seiner kritischen Gesellschaftstheorie die Gesellschaft in ,Systemwelt‘ und ,Lebenswelt‘ ein“ (Lambers, 2016: 100). „Damit verlor die Lebensanleitung und Beratung durch Eltern, Großeltern, Verwandte, Nachbarn an Einfluss“ (Schubert / Rohr / ZwickerPelzer, 2019: 2).
Für den nun notwendigen Beratungsbedarf hat sich die Aufteilung in funktionelle und spezialisierte Beratung bis in die heutige Zeit erhalten. Die funktionelle Beratung hat die Aufgabe für die Lebensbewältigung in Krisensituationen förderlich zu sein. Die spezialisierte Beratung konzentriert sich dagegen auf einen Lebensbereich, z. Bsp. Gesundheit oder Weiterbildung.
2.1. Beratung Allgemein
„Alltagsberatung kommt ohne klar definierte Settings aus, sie findet zum Beispiel im Flur, im Fahrstuhl oder beim Mittagessen statt, häufig auch ohne konkretes Hilfeersuchen oder belegbare Expertise...“ (Günther, 2017: 9). Diese Settings werden im privaten Alltagsgespräch auch nicht erwartet. Der Vorteil der Alltagsberatung unter Bekannten und Freunden liegt vielmehr in der vertrauten Mitteilung einer freundschaftlichen persönlichen Meinung oder auch in dem ungebetenen kritischen Rat.
Im Gegensatz dazu ist die professionelle Beratung fundiert und abgestimmt in einem individuellen Beratungsgespräch gestaltet. Systemische Werkzeuge kommen zum Einsatz und unterstützen damit den Kunden in der Reflektion: „Der Coach ist der fremde Freund“ (Menne, 2019: 11).
Die professionelle Beratung im sozialberuflichen Kontext unterscheidet sich grundlegend von der Alltagsberatung. „Nach dem Verständnis der Deutschen Gesellschaft für Beratung (DGFB) befasst sich Beratung auf theoriegeleiteter Grundlage mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben und multifaktoriell bestimmten Problem- und Konfliktsituationen. Sie wendet sich als eine personen- und strukturbezogene soziale Dienstleistung an unterschiedliche Adressaten und begründet hier spezifische Beratungsfelder (z. Bsp. Erziehungs- und Familienberatung, Bildungs-, Sucht- und Oganisationsbera- tung).“ (Schnoor, 2013: 11) Entsprechend gibt es folgende Beratungsformen:
2.2. Beratungsformen
Coaching
„Coaching ist ein Arbeitsbündnis auf Augenhöhe. Ziel ist die Entwicklung von Potential - durch Hilfe zur Selbsthilfe. Dadurch unterscheidet sich Coaching von Training oder Beratung.“ (Menne, 2019: 15)
Während bei der Beratung der Sachverhalt zu einem Problem durch Fachwissen gelöst wird, ist beim Coaching der Aufbau von Selbstkompetenz einer Person im Fokus. „Ein guter Coach gestaltet passgenau einen individuellen Beratungsprozess: vertraulich, dialogisch, offen“, (ebd.: 83, 11). Beim Coaching finden strukturierte Gespräche zwischen dem Coach und dem Coachee (Ratsuchenden) statt. Für eine individuell abgestimmte Beratung muss der Coach den Coachee in seinem Anliegen verstehen. Die am häufigsten genutzten Strategien dafür sind Klärungen, aktives Zuhören und Fragen.
Training
Training bereitet auf eine konkrete Aufgabe vor. Beim Training werden dazu geeignete Kompetenzen, Verhalten bzw. Abläufe erlernt oder gesteigert. Häufig werden dabei Fähigkeiten durch sich wiederholende Abläufe verbessert.
Mediation
Mediation ist eine Form der Beratung, die sich auf Konfliktlösung fokussiert. „Sie ist ein Verfahren zur Beilegung und Lösung eines Konflikts zwischen (zumeist) zwei Parteien, die aufgrund unterschiedlicher Meinungen über eine Sache oder ein Anliegen in streitige Auseinandersetzungen geraten sind.“ (Schubert / Rohr / Zwicker-Pelzer, 2019: 250) Der Mediator trägt durch Entscheidungsfindung zu einer Lösung bei, die von beiden Seiten akzeptiert wird.
Mentoring
Es handelt sich bei Mentoring um einen Wissenstransfer zwischen erfahrenen und weniger erfahrenen Personen. „Wenn eine erfahrene Fachkraft einer Nachwuchskraft zur Seite steht oder eine neue Kollegin berät und ihr Firmenkultur und -wissen vermittelt, dann spricht man von einem Mentoring.“ (Menne, 2019: 14)
Supervision
Supervision richtet sich meist an Sozialarbeiter, Therapeuten und Berater, die mit Klienten arbeiten. Supervision ist ein regelgeleitetes Verfahren zur Förderung der Selbst- und Fremdreflexion. Fachpersonal erhält neue Sichtweisen auf einen gegebenen Sachverhalt. „Die besondere Bedeutung der Supervision für die Soziale Arbeit ergibt sich aus der Tatsache, dass in der Sozialen Arbeit die Beziehungsarbeit zum Klientel die zentrale Stellung zukommt, an der permanent gearbeitet werden muss...“ (Nahtschläger, 2016: 18)
Therapie
Therapie meint alle Maßnahmen, die darauf abzielen Behinderungen, Krankheiten und Verletzungen positiv zu beeinflussen. Dabei ist die Kommunikation zwischen Therapeut und Patient eine wichtige Komponente der meisten Therapien.
Die Psychotherapie ist eine Sammelbezeichnung für alle Behandlungsformen von psychischen und psychosomatischen Störungen. Psychische Störungen („seelische Krankheiten“) sind beispielsweise Depressionen, Angsterkrankungen, Essstörungen, Neurosen, Psychosen und Abhängigkeiten, deren Behandlung Aufgabe von Therapeuten und nicht von Coaches sind. Prof. Dr. Alfred Pritz erklärt im Vorwort (Pritz, 2018: 5): „Psychotherapie ist eine Erfahrungswissenschaft, die das eigene subjektive Erleben ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stellt.“
2.3 Beratung in der Sozialen Arbeit
In der Sozialen Arbeit werden soziale Probleme mehrdimensional bearbeitet: „Es sind vermischte Problemlagen und ihre Folgen, die sowohl materieller, körperlicher, psychischer und sozialer Art sind“ (Wartenpfuhl, 2016: 24). Die Beratung in der Sozialen Arbeit bezieht sich daher auf eine Vielzahl verschiedener Handlungsfelder und Ansprüche. Mit dem Begriff Tripelmandat der Sozialen Arbeit wird zum Ausdruck gebracht, dass sich die Sozialarbeiterin zwischen Staat (Kontrolle) und Klient (Hilfe) und ihrer eigenen Fachlichkeit (Profession) bewegt. Im Unterschied zu vielen anderen Berufen mit Beratungspraxis steht die Soziale Arbeit unter großer sozialpolitischer Aufmerksamkeit, ethisch basierter Haltung und Verpflichtung und fachlich reflektierter Grundlage mit ihren Klientinnen.“ (Brinkmann, 2017: 15) Kenntnisse dieser Hintergründe sind Voraussetzung für eine gute Beratung mit den entsprechenden Kompetenzen zu berücksichtigen. Die soziale Situation des Klienten, wie er in das soziale System eingebettet ist, spielt bei der Interpretation seiner Aussagen eine wichtige Rolle. In der Vielzahl der Informationen ist eine Methodik wichtig, ohne die ein strukturiertes Vorgehen und eine effektive professionelle Arbeit nicht möglich wären. Galluske benennt methodische Vorgehensweisen „Methodenkonzepte“. Zu den Methodenkonzepten gehören klientenzentrierte, systemische bzw. lösungsorientierte Beratungskonzepte, (vgl. Spiegel, 2018: 68) Die Beratung in der Sozialen Arbeit zeichnet sich deshalb durch methodisches Vorgehen in verschiedenen Handlungsfeldem mit einer Vielzahl an Konzepten, Methoden, Verfahren und Techniken aus. Zum methodischen Handeln hat Franz Stimmer einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Ebenen in einem Arbeitsprozess entwickelt. (vgl. Nahtschläger, 2016: 24)
Anthropologie - Sozialphilosophie - Ethik
Soziale Arbeit
Sozialpädagogik
Personenbezogene (und slruklurbezogene) präventive, korrigierende und kompensierende
Dienstleistungen einschließlich ihrer Organisation, fokussiert auf Sozialisationsprozesse
und soziale Problemlagen
Theorie - Forschung
Handlungsfelder
llandlungsleitende Konzepte
Arbeitsprinzipien
Förderung von llilie zur Selbsthilfe, Emanzipation, Mündigkeit, Menschenrechten,
Kommunikative Verständigung, Mehrperspektivität, zirkuläre Problemlösung
Arbeitsformen
Interaktionsmedien
Beratung
Psychosoziale Therapie Begleitung-Unterstützung-Betreuung Bildung-Erziehung
Methoden
Metbodenimmanent
Für Situationsanalyse - Intervention
In vielen Lebenslagen mit sozialen Problemen kann die Soziale Beratung Hilfe leisten. Wie unter 2.1 beschrieben sind dabei die Alltagsberatung und die professionelle Beratung in der Sozialen Arbeit klar voneinander zu unterscheiden.
Die Beratung in der Sozialen Arbeit ist fundiert und abgestimmt in einem individuellen Beratungsgespräch gestaltet. Zudem ist sie dadurch gekennzeichnet, dass sie zusätzlich zu den Merkmalen der Alltagsberatung weitere Merkmale der Sozialpädagogischen Beratung hat:
- Der Kompetenzbereich ist unklarer konturiert als bei der therapeutische Beratung und bezieht sich auf regionale Einheiten oder Problemgruppen.
- Alles was im Alltag zum Problem wird kann auch in die Allzuständigkeit des Sozialarbeiters fallen.
- Offen für unterschiedliche Angebotsformen und vielfältige Adressatsgruppen
- Sozialarbeiterische Beratung ist Beratungshandeln in der Komplexität alltägli- cherProblemlagen undProblemlösungsstrategien. (vgl. Galuske, 2013: 73-74)
Ausführliche Beratungsprozesse in der Sozialen Arbeit lassen sich nach Wartenpfuhl (Günther, 2017) in 6 Phasen darstellen:
-> 1. Einstieg -> 2. Einschätzung der Problemlage -> 3. Zielentwicklung -> -> 4. Hilfeplanung -> 5. Durchführung -> 6. Beendigung und Evaluation
Die professionelle Gestaltung eines Beratungsgesprächs wird in einer Grundstruktur dargestellt und besteht aus folgenden Phasen:
1. Vorbereitung des Beratungsgesprächs
2. Einleitung und Explorationsphase
3. Konstruktionsphase
4. Vereinbarung weiterer Schritte und Abschluss des Beratungsgesprächs
In folgendem Diagramm werden die Einflüsse auf den Beratungsprozess dargestellt:
Die angewandten Grundhaltungen, Theorien, Beratungsgestaltung und Handlungsmodelle des Sozialarbeiters beeinflussen den Beratungsprozess in allen Phasen und Ausprägungen. Beratungskompetenz setzt Gesprächsführungskompetenz voraus, die unter anderem durch Kenntnis der verschiedenen Kommunikationsformen erworben werden kann. Kompetenzen für gutes Zuhören sind an Kommunikation gebunden. Ebenso ist eine gute Kommunikation ohne die Fähigkeit des Zuhörens nicht möglich. dass hier Gesprächskompetenz als notwendige, ... Voraussetzung für erfolgreiches sozialarbeiterisches Handeln betrachtet wird.“ (Widulle, 2012: 14)
Für eine professionelle Beratung ist daher die Beratungskompetenz der Sozialarbeiter besonders wichtig und wird im Folgenden dargestellt.
2.3.1 Sozialprofessionelle Beratungskompetenzen
„Die Alltagsberatung und die Sozialprofessionelle Beratung sind deutlich voneinander abzugrenzen.
,Sozialprofessionelle Beratung ist eine subjektangepasste, biographiebezogene, situationsadäquate, kommunikativ vermittelte und vereinbarte Unterstützungshandlung zur Verbesserung der Einsichts-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit von Einzelnen, Gruppen und Institutionen/ “ (Günther, 2017: 9)
Die Beratung hat in der Sozialen Arbeit eine besondere Bedeutung, da diese in allen Arbeitsfeldern integraler Bestandteil ist. „Gespräche im professionellen Kontext der Sozialen Arbeit werden als sozialkommunikative Form methodischen Handelns und als kooperative und kommunikative Problembearbeitung in einer großen Vielfalt von Kontexten, Aufgaben, Rollen und Problemen betrachtet.“ (Widulle, 2012: 31)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Deshalb ist die Beratungskompetenz für die professionelle Berufspraxis der Sozialarbeiter besonders wichtig. Die Beratungskompetenzen der Sozialen Arbeit werden im Weiteren in vier Bereichen dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. Spiegel, 2018: 88-89), (vgl. Warschburger, 2009: 32-34), (vgl. eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft, 2015: 1-7), (vgl. Michel-Schwartze, 2007: 214), (vgl. Ertelt/ Schulz, 2015: 32), (vgl. Widulle, 2012: 97, 152-153), (vgl. Galuske / Thole, 2006: 104)
DieHaltungdes Beraters ist geprägt von seinen Einstellungen und Werten und bestimmt damit seine Handlungsrichtung und die Beziehung zum Klienten. „Handlungen und Haltungen gehören zusammen. Hinter jeder Handlung steht eine Haltung und umgekehrt drückt sich jede Haltung in bestimmten Handlungen aus.“ (Spiegel, 2018: 8889) Die Haltung bestimmt dieMethodeund wie damit gearbeitet wird.
[...]
- Citar trabajo
- Karin Homberg (Autor), 2020, Gutes Zuhören – ein Potential für die psychosoziale Beratung und Begleitung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1192681
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.