In Folge dieser Arbeit wird sich am Anfang mit der Definition und dem Ursprung von Good Governance beschäftigt. Der nächste Schritt betrachtet den Deutschen Olympischen Sportbund in seiner Entstehung und die Rolle, die er als größter Verband in Deutschland für die Gesellschaft und Politik einnimmt. Mit der Einsetzung eines Good Governance Kodex hat der DOSB für sich die Elemente der Integrität, Partizipation, Verantwortung und Transparenz als Leitfaden bestimmt. Diese Komponenten werden in dieser Arbeit allgemein definiert und anschließend damit verglichen, wie sie der DOSB definiert und umsetzt. Dazu fügt sich eine eigene Bewertung jeweils zu den Paradigmen an. Im letzten Kapitel dieser Arbeit werden wichtige Punkte zusammengefasst und sich der Frage angenähert ob oder wie Good Governance die Strukturen vom DOSB ändert. Den Abschluss macht eine Bewertung mit den Vor- und Nachteilen von Good Governance.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Was ist Good Governance ?
2. Die Rolle des Deutschen Olympischen Sportbund zum Staat und der Gesellschaft
3. Der Deutsche Olympische Sportbund und Good Governance
4. Was versteht der Deutsche Olympische Sportbund unter Good Governance und wie wendet er es an?
4.1. Definition von Integrität, Umsetzung durch den Deutschen Olympischen Sportbund und Bewertung
4.2. Definition von Partizipation und Einbindung, Umsetzung durch den Deutschen Olympischen Sportbund und Bewertung
4.3. Definition von Transparenz, Umsetzung durch den Deutschen Olympischen Sportbund und Bewertung
4.4. Definition von Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht, Umsetzung durch den Deutschen Olympischen Sportbund und Bewertung
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
8. Anhang
Einleitung
Der Einzug von Governance in die Politikwissenschaft hat die Sicht auf Strukturen in Institutionen verändert. Als 1996 Good Governance die politische Bühne betreten hat, wurden Paradigmen entwickelt, die für nicht demokratische Institutionen strukturelle Veränderungen mit sich brachten. So hat sich Good Governance weiterentwickelt und Einzug in die Wirtschaft, in Form von Corporate Governance, vollzogen. Der internationale Sport gerät wegen Doping, fehlender Transparenz und Interessenverquickungen bis hin zur Korruption immer wieder in die Kritik.1 Um dem entgegen zu treten, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit Transparency International Deutschland das Konzept von Good Governance im Sport entwickelt. Der DOSB hat als Dachverband aller deutschen Sportverbände eine besondere Rolle in der Gesellschaft gegenüber seinen Mitgliedern und der Politik. Mit Good Governance ist auch der DOSB angehalten sich an eine „Gute Verbandsführung“ zu halten. Die bedeutet gleichzeitig eine strukturelle Anpassung an das Konzept. Daraus entsteht das Interesse, wie Good Governance die Strukturen im DOSB verändert. Aus wissenschaftlicher Sicht bietet der Blick aus der Politikwissenschaft viele Erkenntnisse über den Sport und seinen politischen Implikationen, da kaum eine Zuwendung stattgefunden hat.2 Erste sozialwissenschaftliche Publikationen aus dem Jahr 2019 greifen die Thematik „Good Governance im Sport“ bereits auf. Die Forschung über den DOSB verfolgt das Interesse der gesellschaftlichen Relevanz oder beobachtet die über die Bestandserhebung die Entwicklung der Mitglieder im Verband.
In Folge dieser Arbeit wird sich am Anfang mit der Definition und dem Ursprung von Good Governance beschäftigt. Der nächste Schritt betrachtet den Deutschen Olympischen Sportbund in seiner Entstehung und die Rolle, die er als größter Verband in Deutschland für die Gesellschaft und Politik einnimmt. Mit der Einsetzung eines Good Governance Kodex hat der DOSB für sich die Elemente der Integrität, Partizipation, Verantwortung und Transparenz als Leitfaden bestimmt. Diese Komponenten werden in dieser Arbeit allgemein definiert und anschließend damit verglichen, wie sie der DOSB definiert und umsetzt. Dazu fügt sich eine eigene Bewertung jeweils zu den Paradigmen an. Im letzten Kapitel dieser Arbeit werden wichtige Punkte zusammengefasst und sich der Frage angenähert ob oder wie Good Governance die Strukturen vom DOSB ändert. Den Abschluss macht eine Bewertung mit den Vor- und Nachteilen von Good Governance.
1. Was ist Good Governance ?
Mit der Überprüfung der Washington Konsensus 1990 wurden aus der Entwicklungspolitik in Afrika die Erkenntnisse gezogen, dass es einen Reformbedarf bei der Entwicklungshilfe gibt. Bis dahin wurde davon ausgegangen, dass die Finanzierung einzelner Projekte im Vordergrund stehen müsse. Dies veranlasste die Weltbank zur eigenständigen Studie „Governance and Development.“ Die ein Umdenken in Entwicklungshilfe brachte, da erkannt wurde, dass eine Hinwendung zu Abläufen, Prozessen und Strukturen auf staatlichen Institutionen und Ordnung für die Gesellschaft an Bedeutung gewinnt. Auch wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass makroökonomische Konzepte zur Umsetzung nur eine funktionsfähige staatliche Institution gewährleisten kann.
„Good governance is epitomized by predictable, open, and enlightened policymaking (that is, transparent processes); a bureaucracy imbued with a professional ethos; an executive arm of government accountable for its actions; and a strong civil society participating in public affairs; and all behaving under the rule of law.” 3
Im Nachhinein kann diese Studie als Wiege des Denkens in den Bahnen der Good Governance bezeichnet werden, denn es wurde deutlich, dass die endogenen Strukturen der Good Governance den Prozess der Entwicklung entscheidend beeinflussen und lenken.4 Der Begriff von Good Governance hat sich dann im Laufe der Zeit weiter entwickelt und bezieht sich nicht mehr nur auf die Entwicklungshilfe, sondern „hat sich zu einem rechtsverbindlichen Dokument [mit normativen Ansätzen, die in Abbildung 1, S. 6, aufgezeigt werden] als gemeinsamen Ziel internationaler Kooperation gefunden.“5
Abb.1. Elemente von Good Governance
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Als Beispiel nationalstaatlicher Definition für Paradigmen der Entwicklungshilfe, beschreibt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in der Bundesrepublik Deutschland:
„Good Governance wird häufig mit "gute Regierungsführung“, "gute Staatsführung" oder auch "verantwortungsvolle Regierungsführung" übersetzt.
Ein umfassendes Verständnis von Good Governance geht jedoch noch darüber hinaus: Der Begriff "Governance" umfasst die Art und Weise, wie in einem Staat Entscheidungen getroffen, politische Inhalte formuliert und umgesetzt werden. Good Governance ist transparent, effektiv und legt Rechenschaft ab. Sie beteiligt die gesamte Bevölkerung und berücksichtigt die Meinung und die Bedürfnisse von Minderheiten und Schwachen. Alle Bürgerinnen und Bürger werden mit den notwendigen öffentlichen Gütern und sozialen Dienstleistungen versorgt.“6
Parallel zur Implementierung von dem Begriff „Good Governance“, folge auch die Neuerung in politikwissenschaftlichen Analysen, vom Terminus der politischen Steuerung hin zu dem Anglizismus von Governance. Während die politische Steuerung eng mit der Durchsetzung des souveränen Staates verbunden ist,7 sowie im weitesten Sinne die Machtausübung des Staates von oben nach unten betrachtet. Mit dem Governance Begriff hat sich für Mayntz 8 ein „Paradigmenwechsel“ vollzogen. „ Governance soll nun vor allem auf Strukturen oder Institutionen ausgerichtet sein, und so treten anstelle des Steuerungshandelns „Regelungsstrukturen“, in denen öffentliche und private hierarchische und netzwerkartige Formen der Regelung zusammen wirken“.9
Ein wichtiger Bestandteil von Governance im modernen Staat sind die Institutionen gesellschaftlicher Selbstregelung, die entweder freiwillig oder im staatlichen Auftrag erfolgen. So kann Good Governance als allgemeingültige Regel begriffen werden, die auch im privatem Sektor durch den gleichen ethischen Kodex, für fairen Wettbewerb sorgen, Verbraucher schützen und die Verhandlungen zwischen unterschiedlichen Organisationen, wie Behörden, Verbänden, Parteien usw. verbessern.
2. Die Rolle des Deutschen Olympischen Sportbund zum Staat und der Gesellschaft
„Die institutionelle Schnittstellen zwischen dem arbeitenden Staat und einer in Verbänden und bürgerschaftlichen Initiativen organisierten Gesellschaft sind von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Ländern und Regionen.“10„Zugleich bildet der selbstverwaltende Sport in seiner Gesamtheit die größte Freiwilligen Organisation der bundesdeutschen Zivilgesellschaft.“11 Aus diesem Kontext heraus lässt sich die Rolle vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) hervorheben. Der DOSB ist nach seinem Zusammenschluss 2006, durch Deutscher Sportbund (DSB) mit dem Nationale olympischen Komitee für Deutschland (NOK) zu einem Verband der Verbände gewachsen, der die gewachsene gesellschaftliche Bedeutung im Sport widerspiegelt.12 Unter dem Dach des DOSB werden die Verbände in drei Verbandsgruppen aufgeteilt, nationale Spitzenverbände, Sportbünde der Länder und die Verbände mit besonderen Aufgaben. Die Interdependenz zwischen Staat und DOSB kann, laut Fehres13 an vier Punkten festgestellt werden. Zum Ersten ist es die Lobbyarbeit auf europäischer und nationaler Ebene, sowie in Richtung International Olympia Committee (IOC) die Fundamente der politischen Kommunikation vom DOSB, die die Aktivitäten und Leistungen des organisierten Sports in Deutschland sichtbar machen. Als Zweiten Aspekt ist der Leistungssport zu nennen, der durch das Ministerium des Innern, der für die Rahmen des olympischen und nicht-olympischen Leistungssport auf nationaler Ebene verantwortlich ist. Mit der Deutsche Sportjugend (DSJ) kann der dritte Punkt erwähnt werden. Die DSJ bildet eine der größten Jugendverbände14 in Deutschland, die im Wesentlichen durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit dem Kinder und Jugendplan des Bundes gefördert werden. Der abschließende Punkt betrifft die Sportentwicklung. Sie befasst sich im wesentlichen mit den Themen des Breitensports und der Bildung, die aus den Bedürfnissen des gemeinwohlorientierten Sports unmittelbar entstehen und ihn in seinem Kern anführt. Die Schnittstelle ergibt sich einerseits aus den Erfordernissen und der Veränderung von gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen andererseits.15
3. Der Deutsche Olympische Sportbund und Good Governance
Mit dem Wandel durch die Globalisierung werden die Ansprüche und Bedürfnisse, für eine Weiterentwicklung sowie Anpassung von Strukturen und Steuerungsfähigkeit auch zivilgesellschaftlich relevanter. Dadurch ist ebenfalls mit der Governance-Theorie ein Paradigma für gute ethische Handlungen zudem auf wirtschaftlicher- und Vereinsebene gewachsen. Im wirtschaftlichen Sektor etablierte sich der Corporate Governance Kodex.16
Die Menschen erwarten vom organisierten Sport Transparenz, Fair Play und die Einhaltung von Regeln und gesellschaftlichen Werten. Nicht nur in Sonntagsreden, sondern im praktischen Handeln der Verantwortlichen auf allen Ebenen im Sport. Der Sport und die im Sport Handelnden vermitteln diese Werte in ihrem täglichen Sportbetrieb im Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt. Sie leisten damit einen großen Beitrag in der Wertevermittlung in unserer Gesellschaft keineswegs ausschließlich, aber insbesondere im Nachwuchsbereich. Medial im Fokus standen in den letzten Jahren aber auch nicht hinnehmbare Verfehlungen internationaler Sportfachverbände, die in ihrer Binnenorganisation gegen diese Regeln verstoßen haben, bis hin zu strafbarem Verhalten. Die Gleichsetzung dieser Vorgänge mit dem Sport allgemein entspricht nicht der Lebensrealität. Denn sie trübt in wachsendem Maße das Bild und die Integrität des Sports in Öffentlichkeit und Politik.17 Die Wahrung der Integrität des Sports gehört zu den zentralen Herausforderungen des organisierten Sports und ist bedeutend für dessen Anerkennung in Staat und Gesellschaft. Seine Maßnahmen gegen Korruption, Manipulation sowie Diskriminierung orientieren sich an anerkannten Grundsätzen einer Good Governance. Dabei geht es um eine erhöhte Transparenz in finanziellen belangen, eine stärkere Partizipation alle Sportbeteiligten sowie klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten.18
[...]
1 Hamburger Sportbund, „Good Governance im Sport - Warum Transparenz und Fair Play im Verein/Verband?“, Aufgerufen am: 27.09.2019.
2 Vgl. Ruge, Undine, Sozialwissenschaft und Sport, oder: Warum ein sozialwissenschaftliches Jahrbuch über Fußball nötig ist, in: Löschke Peter/Ruge Undine/ Stoltz Klaus, Fußballwelten Zum Verhältnis von Sport, Politik, Ökonomie und Gesellschaft, in: Jahrbuch für Europa- und Nordamerika Studien (Hrsg), Folge 5, 2001, Wiesbaden, 2002, S. 8.
3 World Bank 1996: VII
4 Vgl. Dolzer, Rudolf, Matthias Herdegen, und Bernhard Vogel, “Good Governance." Gute Regierungsführung im 21 Jahrhundert, Freiburg, 2007, S. 13-23.
5 Dolzer, 2007, S. 13.
6 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, http:// www.bmz.de/de/themen/goodgovernance/index.html?follow=adword Aufgerufen am: 16.09.2019.
7 Vgl. Göhler, Gerhard, in: Politik und Zeitgeschichte, Bonn, 2-3/2010 S.35.
8 „Governance meint dann das Gesamt aller nebeneinander bestehenden Formen der kollektiven Regelung gesellschaftlicher Sachverhalte.“
9 Vgl. Göhler, S. 35.
10 Czada, Roland, in Benz, Arthur, und Nicolai Dose (Hrsg.), Governance - Regieren in komplexen Regelsystemen: eine Einführung, Wiesbaden, 2010.
11 Fehres, Karin, 2009 S. 106. in: Buss Wolfgang & Sven Güldenpfennig (Hg.), Politik im Sport; Dokumentation des Symposiums „Sportpolitik als wissenschaftliche Entwicklungsregion“ am 18./19. Juni 2009 in Göttingen, Hildesheim, 2010.
12 Vgl. Fehres, 2009, S. 106.
13 Vgl. Fehres, 2009, S. 106.
14 Vgl. Fehres, 2009, S. 107.
15 Vgl. Fehres, 2009, S. 107.
16 „Der Deutsche Corporate Governance Kodex stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält in Form von Empfehlungen und Anregungen international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung.“ (Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, https://www.dcgk.de/de/ Aufgerufen am 26.09.2019.)
17 Vgl. Böhnke, Cornelia, Aktuelle Anforderungen an und Herausforderungen für den Sport, Good Governance und Compliance im Sport, https://lsb-berlin.net/fileadmin/ redaktion/doc/News/LSB_-_Good_Governance_und_Compliance_im_Sport.pdf, Aufgerufen am: 28.08.2019.
18 Höfling, Wolfram ,Johannes Horst and Martin Nolte (Hrsg.), Good Governance Im Sport, in: Sport-Recht-Gesellschaft VII, Tübingen, 2018, Vorwort.
- Arbeit zitieren
- Daniel Eich (Autor:in), 2019, Wie verändert Good Governance die Strukturen des Deutschen Olympischen Sportbundes?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1192544
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