Die Ideen von Karl Marx auf einen einzigen Begriff herunterzubrechen, ist sicherlich ein problematisches Unterfangen und kann dem komplexen und auf unterschiedliche Schwerpunkte und Wissenschaftszweige ausgerichteten Werk des Denkers kaum gerecht werden. Würde man es dennoch versuchen, käme höchstwahrscheinlich das Konzept der
Arbeit in die engere Auswahl, da es sich quer durch Marxens Schriften zieht und dabei ebenso vielgestaltig ist wie die Natur seiner Untersuchungen. "Arbeit" kommt hier infrage unter dem Gesichtspunkt allgemeiner schöpferischer Lebenstätigkeit, als Prozess der Herstellung von Gütern oder auch im Sinne von Lohn- bzw. Erwerbsarbeit, um nur
einige Facetten dieses Phänomens zu nennen.
Dementsprechend lässt sich feststellen, dass sich der Begriff der Arbeit in verschiedener Weise im Marxschen Werk widerspiegelt, je nachdem, welches Wissenschaftsgebiet von ihm behandelt wird. In philosophisch-anthropologischer Hinsicht kommt der Arbeit eine zentrale Bedeutung als Grundvoraussetzung für tätige, menschliche Existenz zu, wohingegen aus soziologischer Perspektive die tragende Rolle der Arbeit bzw. der Arbeiterklasse innerhalb der Gesellschaft im Mittelpunkt steht. Auch im Feld der politischen Ökonomie gilt laut Marx - entgegen dem
kapitalistischen Selbstverständnis, das die zentrale Bedeutung des Warentauschs hervorhebt - das Primat der Arbeit .
Wo Arbeit einer der Dreh- und Angelpunkte zu sein scheint, ist jedoch auch der Stellenwert ihrer teilweisen oder gänzlichen Abwesenheit zu klären. Hierzu eigenen sich begriffliche Gegenkonzepte wie Freizeit, Muße, Müßiggang oder auch Faulheit, die ebenso wie der Begriff der Arbeit eine philosophische Tradition besitzen, deren Ursprünge bis in die Antike zurückreichen.
Dies zu untersuchen soll das Ziel der vorliegenden Arbeit sein. Dabei geht es zunächst darum, in welchem Verhältnis Arbeit und Faulheit1 generell zueinander stehen bzw. stehen können. Weiterhin soll untersucht werden, inwiefern Marx diese Beziehung in seinen Schriften aufgreift, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Marxschen Arbeits- und
Entfremdungsbegriff gelegt wird, der als Ausgangspunkt für die weitere Untersuchung dient. Aus den Ergebnissen werden schließlich politische und gesellschaftliche Implikationen folgen, die vor allem im Schlussteil aufgegriffen,
beleuchtet und bewertet werden.
Inhaltsverzeichnis
1 EINFÜHRUNG
2 HAUPTTEIL
2.1 Perspektiven auf das Verhältnis von Arbeit und Faulheit
2.2 Die Rolle der Arbeit im Marxschen Menschenbild
2.3 Das Verhältnis von Arbeit und Faulheit bei Marx
2.4 Freizeit und gesellschaftlicher Wohlstand - die utopische Dimension der Faulheit bei Marx
2.5 Das „Recht auf Faulheit“ - Begrenzung der Arbeitszeit als politische Forderung innerhalb der marxistischen Arbeiterbewegung
3 S CHLUSSTEIL
3.1 Zusammenfassung
3.2 Gegenwärtige Entwicklung - „Faulheit“ als Mittel zur Produktivitäts- und Effizienzsteigerung?
3.3 Ausblick - „Mut zur Faulheit“ als gesellschaftliche Aufgabe?
4 L ITERATURVERZEICHNIS
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