Die vorliegende Arbeit untersucht die Problematik der Bekleidungsindustrie in Bezug auf die Verschwendung von Textilien.
Regelmäßige Berichte und Studien zeigen das Ausmaß an Verschwendung, ob durch Unternehmen oder Privatkonsumenten. Durch die pandemische Lage auf der ganzen Welt und die steuerlichen Nachteile für Sachspenden forderten Bündnis Grünen-Bundestagsfraktion, Einzelhandelsverband HDE und der Paritätischen Wohlfahrtsverband eine rechtssichere Lösung zum Spenden von massenhafter Lagerware.
Eine im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Onlineumfrage mit einem Umfang von 304 Teilnehmern zeigt das Konsumverhalten und Bewusstsein von Verbrauchern.
Durch diese Arbeit soll herausgefiltert werden, wo das Problem der Verschwendung von Kleidung liegt, wie die Mode als Branche durch Übernahme der Verantwortung eingreifen kann und wie Endverbraucher der Textilien, Politik und Unternehmen zur Umweltverbesserung teilhaben können, um die Erde ein Stück weit von unserer schädlichen Lebensweise zu schützen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Problematik der Kleiderverschwendung detailliert aufzuzeigen sowie die Forderung der Allianz der Grünen, dem Einzelhandel und den Wohlfahrtsverbänden "SpendenstattVernichten" aufzuarbeiten und auf das Problem zu beziehen.
Die Forderung bezieht sich zwar auf die Vernichtung von Kleidung von Einzelhändlern, die Problematik der Kleiderverschwendung aber bis hin zum Endverbraucher der Kleidung. So wird in dem empirischen Teil der vorliegenden Arbeit nicht nur auf die Einschätzung von Privatkonsumenten auf die problematische Lage in den Unternehmen eingegangen, sondern auch deren eigenes Konsumverhalten hinterfragt.
Folgende Fragen werden beantwortet:
1. Welche Alternativen gibt es für Kleidung, die nicht mehr verkauft werden kann?
2. Ist Spenden ein langfristiger Lösungsansatz für die Kleiderverschwendung in der Mode?
3. Welche Möglichkeiten gibt es für die Politik, Unternehmen und Privatpersonen, die Textilverschwendung zu stoppen?
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen
1.2 Aufbau der Arbeit
2 Grundlagen
2.1 Fast Fashion
2.2 Konsum und Konsumverhalten
2.3 Nachhaltigkeit
3 Problematik der konventionellen Modeindustrie
3.1 Textilverbrennung
3.2 Retouren
3.3 Vernichtungswelle Corona
3.4 Importverbote für Kleiderspenden
3.5 CSR
4 SpendenstattVernichten
4.1 Forderung SpendenstattVernichten
4.2 Steuerrecht
4.3 Änderung der Umsatzsteuer
5 Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetztes
6 Drei-Säulen-Modell
7 Methodik
7.1 Aufbau des Fragebogens
7.2 Datenerhebung
7.3 Datenauswertung
7.3.1 Soziodemographische Parameter
7.3.2 Allgemeines Konsumverhalten in Bezug auf Kleidung
7.3.3 Verwertungsverhalten von Kleidung
7.3.4 Einschätzung der Verwertung von Kleidung in der Bekleidungsindustrie
7.3.5 Einschätzung von Umsatzsteuerfreien Spenden
7.4 Zusammenfassung Hauptergebnisse und Diskussion
8 Möglichkeiten gegen die Textilverschwendung
8.1 Politik
8.2 Unternehmen
8.3 Privatkonsumenten
8.4 Patagonia als positives Beispiel
9 Fazit
9.1 Ausblick
Literaturverzeichnis
Anlage(n)
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Kreislaufwirtschaft (vgl. Europäisches Parlament 2015)
Abbildung 2 Geschlechterverteilung
Abbildung 3 Altersverteilung
Abbildung 4 Derzeitige Tätigkeit
Abbildung 5 Häufigkeit von Kleidungskäufen
Abbildung 6 Anzahl Kleidungssstücke
Abbildung 7 Genutzte Kleidung
Abbildung 8 Aussortieren der Kleidung
Abbildung 9 Beweggründe zum Aussortieren
Abbildung 10 Umgang mit aussortierter Kleidung
Abbildung 11 Einschätzung - was passiert mit unverkaufter Saisonware
Abbildung 12 Meinung - Steuern auf Spenden
Abbildung 13 Würden Unternehmen ihre Ware spenden, wenn die Umsatzsteuer entfällt
1 Einleitung
Neue Kleidung ist in unserer Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit geworden, welches mit der Zeit das Verschwendungs- und Konsumverhalten von Textilien wesentlich verändert hat. Entlang der gesamten Textilkette entstehen umfassende Probleme für Mensch und Umwelt.1 Entgegen der Art und Weise von Entwurf, Produktion und Verwendung, der uns heute selbstverständlichen Mode, wird immer deutlicher welche Nachteile diese Art und Weise des Textilsystems aufweist. Abgesehen von den Treibhausgasemissionen die jährlich durch die Textilproduktion ausgeschüttet werden oder die gefährliche Situation für Textilarbeiter - welche uns beispielsweise durch die Einsturz-Katastrophe „Rana Plaza" im Jahr 2013 nochmal klar wurde, sorgten zuletzt Tonnen an unverkaufter Kleidung, durch die immer noch bestehende Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Schließung des Einzelhandels, für überfüllte Lager und anschließende Müllverbrennungen. Aber auch vor dieser Herausforderung quellten Warenlager von Modehändlern über und führten zu Mengen an Textilmüll. Die aktuelle Bekleidungsindustrie ist verschwenderisch im Umgang von wichtigen Ressourcen und insbesondere schädlich gegenüber der Umwelt.
Vor allem in der Modeindustrie macht die Steuerregelung auf Sachspenden eine Alternative zur Verbrennung schwieriger. Aus diesem Grund fordern Grünen, Einzelhandel und Wohlfahrtverbände die Bundesregierung zum Handeln durch die Forderung SpendenstattVernichten auf.
Aber auch die Sammelmenge von Alttextilien von Privatpersonen ist über die Jahre beträchtlich gestiegen, von rund 300.000 Tonnen im Jahr 2013 auf rund 1,3 Millionen Tonnen im Jahr 2018. (vgl. bvse - Alttextilstudie)
Am Ende der Textilkette treffen wir auf das Problem der Vernichtung - Mülldeponien sind die günstigste Alternative für Unternehmen ihre überschüssige Ware loszuwerden.
Im Rahmen dieser Arbeit wird herausgefiltert wo das Problem der Verschwendung von Kleidung liegt, wie die Mode als Branche durch Übernahme der Verantwortung eingreifen kann und wie Endverbraucher der Textilien, Politik und Unternehmen zur Umweltverbesserung teilhaben können, um die Erde ein Stück weit von unserer schädlichen Lebensweise zu schützen.
Bei der Verwendung von Literatur muss darauf verwiesen werden, dass viele Punkte dieser Arbeit noch sehr aktuell sind und es wenig Buchliteratur gibt.
1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es die Problematik der Kleiderverschwendung detailliert aufzuzeigen, sowie die Forderung der Allianz der Grünen, dem Einzelhandel und den Wohlfahrtsverbänden SpendenstattVernichten aufzuarbeiten und auf das Problem zu beziehen. Die Forderung bezieht sich zwar auf die Vernichtung von Kleidung von Einzelhändlern, die Problematik der Kleiderverschwendung aber bis hin zum Endverbraucher der Kleidung. So wird in dem empirischen Teil der vorliegenden Arbeit nicht nur auf die Einschätzung von Privatkonsumenten auf die problematische Lage in den Unternehmen eingegangen, sondern auch deren eigenes Konsumverhalten hinterfragt. Die Arbeit beschäftigt sich mit der zentralen Fragestellung, wie die Problematik der Verschwendung minimiert werden kann. Hieraus können weitere Fragestellungen definiert werden:
- Welche Alternativen gibt es für Kleidung, die nicht mehr verkauft werden kann?
- Ist Spenden ein langfristiger Lösungsansatz für die Kleiderverschwendung in der Mode?
- Welche Möglichkeiten gibt es für die Politik, Unternehmen und Privatpersonen die Textilverschwendung zu stoppen?
1.2 Aufbau der Arbeit
Zur Bearbeitung und der zuvor gestellten Forschungsfragen wird die Vorgehensweise wie folgt gewählt:
Zuerst bilden detaillierte Beschreibungen über die wichtigsten Fachbegriffe eine Grundlage für die darauffolgende Thematisierung der Problematik. Hier werden zunächst die Begriffe Konsum und Konsumverhalten, Nachhaltigkeit, Nachhaltiger Konsum und das Phänomen Fast Fashion erklärt. Durch diese Begriffserklärungen soll es dem Leser einfacher gemacht werde, das Thema von Grund an zu verstehen.
Darauf aufbauend folgt die Erläuterung der Thesis der vorliegenden Arbeit. Unter dem Kapitel 3 der Problematik der Kleiderverschwendung werden die Überproduktion, die Verbrennung von Textilien, das Retouren Problem der Wirtschaft und insbesondere das aktuelle Thema der Corona-Krise und das mit sich bringende Problem der großen Flut an übriggebliebener Kleidung thematisiert. Auch das Thema CSR - Corporate Social Responsibility wird dort aufgegriffen.
Im vierten Kapitel der Arbeit wird auf die Forderung SpendenstattVernichten eingegangen. Hier werden insbesondere das Steuerrecht und die kurzfristige Änderung der Umsatzsteuer auf Sachspenden interessant.
Nachfolgend wird auf das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die dazugehörige Obhutspflicht und die Abfallrahmenrichtlinie eingegangen.
Die Theorie des Drei-Säulen-Modells wird definiert. Die Kritik an diesem Modell wird in einem Unterpunkt erläutert.
Der zweite Teil der Arbeit - der empirische Teil - beginnt mit der Erläuterung der Methodik zur Erfassung von Ergebnissen. Anschließend wird kurz auf die Struktur des hergestellten Fragebogens eingegangen. In der Datenauswertung werden die Ergebnisse in fünf Untergruppen sortiert und ausgewertet. Daran wird die Zusammenfassung der Hauptergebnisse der Forschung gekoppelt und diese diskutiert.
Ein Teil dieser Ergebnisse führt zu der nachfolgenden Handlungsempfehlung und den Möglichkeiten der Minimierung von Textilverschwendung, welche nochmal in drei Punkte unterteilt sind: Politik, Unternehmen und Privatkonsument. Hierbei wird ein positives Beispiel, aus der Wirtschaft, als Unterstützung herangezogen.
Zum Schluss folgen das Fazit und ein verfasster Ausblick auf die weiteren Jahre der Modeindustrie und der hier diskutierten Probleme.
2 Grundlagen
2.1 Fast Fashion
Das Phänomen Fast Fashion hat die Textil- und Modeindustrie der heutigen Zeit übernommen. Der aktuellste Modetrend, wird zu einen günstigen Preis in kürzester Zeit produziert. (vgl. KVF 2019: S. 3 zit. n. Chachon & Swiney 2001: 778).
Hier gibt es schon lange nicht mehr nur die Saisonkollektionen - Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter - Zara bietet bis zu 24 Kollektionen im Jahr an, H&M kommt an die 12 bis 16 Kollektionen. (vgl. McKinsey Sutainability 2016). Auf jeden Monat bezogen wechseln die Kollektionen also um die zweimal im Monat. Die Fast-Fashion Branche braucht kaum Zeit, um Trends zu erkennen und sie in ihrer Produktion umzusetzen. „It refers to the concept of shortening lead time (production, distribution etc) and offering new products to the market as fast as possible." (Choi 2013: S. 3).
Jede Woche etwas Neues zu einem niedrigen Preis, sodass man schon gar nicht mehr wirklich darüber nachdenkt, ob man dieses T-Shirt oder die Hose wirklich braucht oder ob man nicht sowas ähnliches schon besitzt. Umso mehr leiden unter der schnellen Produktion und der niedrigen Preise die Arbeitsrechte, Mindestlöhne der Arbeiter und die Qualität der Kleidung.
Eine wichtige Rolle für den Konsumenten spielen die billigen Preise, die vor allem für die Zielgruppe der jungen Generation von Bedeutung sind. Und auch die Aktualität ist für sie sehr wichtig - immer auf dem neuen Stand sein. Dies bedeutet jedoch auch das durch die Überproduktion in der Fast-Fashion Branche viel übrig bleibt, diese aber nicht gelagert werden kann, da das Lager schon wieder mit neuer Ware belegt ist.
2.2 Konsum und Konsumverhalten
Laut Rosenkranz und Schneider wird unter Konsum: „sämtliche Aktivitäten von Einzelpersonen oder privaten Haushalten verstanden, die auf die Entnahme von Gütern oder Dienstleistungen aus dem Markt gerichtet sind. [...] Soziologisch gesehen ist Konsum soziales Handeln mit umfassenden gesellschaftlichen und individuellen Funktionen." (Rosenkranz & Schneider 2000: S. 11f).
Konsum bedeutet für unsere heutige Gesellschaft der Gebrauch, das Verbrauchen und die Nutzung von Gütern in unserem alltäglichen Leben. Das Kaufen und Verbrauchen von Gütern spielen heute eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. So spricht man auch von einer „Konsumgesellschaft".
Durch die immer größer werdende Konsumbereitschaft, steigt die Produktion der Hersteller, somit sinken die Preise durch höhere Stückzahlen.
Aber warum konsumieren wir so viel?
Rosenkranz und Schneider nennt für den Grund des Massenkonsums drei Belohnungsarten, die Objektbelohnung, die Sozialbelohnung und die Selbstbelohnung. Mit der die Objektbelohnung meint er den käuflichen Erwerb eines Produktes und die darauffolgende Benutzung dieser. Die Sozialbelohnung wird durch Anerkennung Anderer besteuert. Durch den Kauf eines bestimmten Produktes erfährt man Komplimente aber auch Neid gegenüber diesem Erwerb. Durch die Selbstbelohnung erfahren wir Befriedigung und Zufriedenheit. (vgl Rosenkranz & Schneider 2000: S.30). Aber auch die Wahrnehmung von Glück und Identität spielen in das massive Verhalten ein. Die ausgeschütteten Glücksgefühle nach einem erfolgreichen Kauf verführen zu immer weiteren Shopping-Touren.
„Endlich Wachstum' stellt sechs Funktionen des Konsums auf:
1. Befriedigung von Grundbedürfnissen
2. Wohlergehen/Glück
3. Attraktivität/Zuneigung
4. Identität/Zugehörigkeit
5. Gesellschaftliche Bedeutung
6. Gewohnheit
(vgl. endlich-wachstum o.J.: S. 1f.).
2.3 Nachhaltigkeit
Der Brundtlandreport 1987 definiert nachhaltige Entwicklung als: „eine Entwicklung, die den Bedürfnissen heutiger Generationen Rechnung trägt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen" (United Nations). Das Drei-Säulen-Modell welches im Kapitel 6 weiter definiert wird, stützt sich auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit - Ökologische-, Ökonomische- und Soziale Nachhaltigkeit. (vgl. Deutscher Bundestag 1998: S. 18ff.).
Der Nachhaltigkeitsbegriff stammt aus der Forstwirtschaft, in der es hiernach um den Umgang mit den Wäldern und den darauf kommenden Bedürfnissen der nächsten Generationen geht. (vgl. Deutscher Bundestag o.J.).
Nachhaltiger Konsum
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit definiert nachhaltigen Konsum als „Teil einer nachhaltigen Lebensweise und ein Verbraucherverhalten, das unter anderem Umweltaspekte und soziale Aspekte bei Kauf und Nutzung von Produkten und Dienstleistungen berücksichtigt." (vgl BMU o.J.).
Häufig wird über die nachhaltige Lebensweise gesagt oder gedacht, dass man sich in jeder Phase einschränken muss. Hier sind jedoch die kleinen Schritte wichtig. Um einen nachhaltigen Konsum umzusetzen muss man nicht auf alles verzichten. Das Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens reicht meist schon aus, um eigene Probleme zu analysieren und dieses Schritt für Schritt zu verbessern.
3 Problematik der konventionellen Modeindustrie
Einer der wichtigsten Branchen in Deutschland stellt die Textil- und Bekleidungsindustrie dar, weltweit werden über 100 Milliarden Kleidungsstücke im Jahr produziert. (vgl. Femnet 2020: S.1).
Die Deutschen kauften laut Quarks im Jahr 2019 durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. (vgl. Quarks 2019:) Im Abschnitt 4.2.2 wird durch die Umfrage nochmal deutlicher wieviel die Menschen kaufen und wieviel dann tatsächlich in Benutzung ist.
Das nachhaltige Mode-Startup Labfresh veröffentlichte eine Studie über die Textilabfälle in Europa. Diese ergab, dass Deutschland, wie in Tabelle 1 zu sehen ist, 391,752 Tonnen an produzierten Textilabfällen produziert. Die Studie besagt das 24,3 Prozent des Textilmülls CO2-intensiv verbrannt werden. (vgl. Labfresh o.J).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Fashion Waste Index (vgl. Labfresh o.J.)
(1. Country 2. Yearly Total Textile waste (Tonnes) 3. Yearly textile waste per person (Kg) 4. Yearly recycled textile waste per person (Kg)5. Yearly reusable textile waste per person (Kg) 6. Yearly incinerated textile waste per person (Kg) 7. Yearly landfilled textile waste per person (Kg) 8. Spending Per person, pound per capita (2018) 9. Yearly export of worn clothing per person (Kg) 10. Final Score (100-0, 100 being the worst))
Die Massenproduktion der Fast-Fashion Unternehmen führen zu großen unverkauften Lagerbeständen auch ohne die Corona-Pandemie. Hier gibt es schon lange nicht mehr nur die Saisonkollektionen - Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter - Zara bietet bis zu 24 Kollektionen im Jahr an, H&M kommt an die 12 bis 16 Kollektionen. (vgl. McKinsey Stustainibility 2016). Durch die Überproduktion der Unternehmen übersteigt das Angebot die Nachfrage. Die Ware, die am Kollektionsende keine Abnehmer findet und auch nach einer Preissenkung nicht verkauft wird, wird beseitigt. Jedes Jahr werden neue Berichte veröffentlicht, die beweisen sollen, dass zahlreiche Unternehmen, trotz der in Deutschland bestehenden Abfallgesetzen, ihre Ware tonnenweise verbrennen. H&M soll seit 2013 laut des dänischen TV-Programms „Operation X" pro Jahr 12 Tonnen unverkaufte Ware verbrannt haben, diese Anschuldigung streitet jedoch das Fast-Fashion Unternehmen ab. (vgl. Fashionunited 2017).
Abgesehen von Fast-Fashion-Labels verbrennen auch verschiedenste Luxusmarken ihre unverkaufte Kleidung. In dem Geschäftsbericht des Unternehmens Burberry wurde 2017/2018 der Betrag 28,6 Millionen BGBP für die Zerstörung der eigenen Produkte genannt. (vgl. Burberry 2018: S. 165)
Neben dem Einzelhandel ist mit dem Online-Handel ein weiteres Problem entstanden - die Retouren. Eine Studie der Universität Bamberg hat im Jahr 2019 herausgefunden, dass etwa vier Prozent der Ware vom deutschen Online- und Versandhandel, welche zurückgesandt werden, vernichtet werden. Das sind rund 20 Millionen Artikel, die nicht wieder verkauft werden. (vgl. Universität Bamberg 2020). Und auch nach der Einführung der Obhutspflicht im Kreislaufwirtschaftsgesetz halten sich nicht alle an die Regelung.
Überproduktion
Das Angebot übersteigt die Nachfrage - die einfachste Definitionsbeschreibung der Überproduktion. (vgl. Duden o.J). Unternehmen produzieren mehr als die Kunden benötigen. „Eine der Hauptursachen der unvorstellbaren Menge. An Textil-Müll ist das
Ergebnis der Überproduktion von Ware, die nicht verkauft wird." (vgl. Dany 2018 S. 142) Hauptsächlich ist es die Fast-Fashion Branche, die eine solche Überproduktion betreibt. Durch mehrere Kollektionen im Jahr wird viel mehr produziert als die Menschheit eigentlich benötigen würde. Diese Übermenge wird durch ein Nichtwissen von Konzernen betrieben. Diese können oder wollen nicht einschätzen wie viel Kleidung wirklich in die Produktion gehen muss um die Nachfrage angemessen zu decken. (vgl. Dany 2018 S. 142)
3.1 Textilverbrennung
Über die detaillierten Zahlen der ausgestoßenen Schadstoffe durch die Verbrennung von Textilien gibt es kaum bis keine Belege oder Studien. Die NABU- der Naturschutzbund Deutschland e.V. - gibt 66 Müllverbrennungsanlagen mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 20,6 Millionen Tonnen Müll sowie 32 EBS-Kraftwerke mit einer Kapazität von 5,8 Millionen Tonnen in Deutschland an. Hier werden jedoch nicht nur die Textilien gezählt, sondern der gesamte Abfall, der verbrannt wird. Für die Abfallbehandlung wird in Deutschland überwiegend die Rostfeuerung betrieben. 92 der zuvor genannten Anlagen sind mit einem Rostfeuerungssystem ausgestattet bei denen der Müll auf einem Rost liegt. (vgl. NABU o.J). Eine Öffnung ermöglicht es die Luft hineinzuschleusen und die Verbrennungsasche abzuführen.
3.2 Retouren
Retouren sind nach dem Galber Wirtschaftslexikon „an den Verkäufer zurückgesandte Ware." (Gabler Wirtschaftslexikion 2018)
Gemäß Paragraph 312 g Absatz 1 im BGB steht dem Kunden ein grundsätzliches Widerrufsrecht mit einer Widerrufsfrist von 14 Tagen zu. (vgl. § 355 Abs. 2 BGB).
Insbesondere in der jetzigen Corona-geprägten Zeit wurde das Online-Shopping für viele noch ein Stück attraktiver. Die Tagesschau betitelt den Online-Handel als klaren
Krisengewinner. „Allein im August 2020 steigerte die Branche demnach ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahresmonat um 22,9 Prozent. Von April bis Juni habe der reale Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar bei 32 Prozent gelegen." (vgl. Tagesschau 2020). Und auch zukünftig wird sich der Online-Handel weiter vergrößern. Doch gibt es auch hier Nachteile. Abgesehen von der großen Belastung für die Umwelt und das Klima, durch den Transport der vielen Bestellungen, berichtet das ZDF, das etwa jedes sechste Paket wieder zurückgesendet wird. (vgl. ZDF 2020). Vor allem geschieht dies, weil die Konsumenten die Kleidung nicht wie gewohnt im Store anprobieren können. Somit werden verschiedene Größen und Farben bestellt, die Teile, die nicht passen oder gefallen kommen zurück an den Händler. Durch die erhöhten Personal- und Lagerkosten der wieder retournierten Kleidung wird ein Teil, häufig einfach vernichtet. Das Aufbereiten und Lagern der Teile würde mehr Zeit und Geld kosten. Und auch hier kommt das steuerliche Problem bei Sachspenden wieder zur Sprache, hierrüber wird in Kapitel 4.2 informiert.
3.3 Vernichtungswelle Corona
Bis zum jetzigen Zeitpunkt zählte ganz Deutschland rund 3.700.000 bestätigte SARS- CoV-2-Nachweisfälle. (vgl. Tagesschau 2021). Der erste Corona-Fall in Deutschland wurde am 27.01.2020 erfasst, seitdem musste der Einzelhandel zweimal über eine nicht definierte Zeit schließen. Zwar konnte, durch die heutige Digitalisierung, über den Online-Handel trotz allem Kleidung verkauft werden, jedoch blieben die Lagerbestände groß. Der Spiegel berichtet von 500 Millionen Kleidungsstücken, die in Deutschland im Winter liegen geblieben sind. (vgl. Spiegel 2021).
Und auch die Privatkonsumenten haben die Corona-Pandemie zum auszusortieren genutzt. So haben sich in den letzten eineinhalb Jahren Berge an Altkleidern gestaut. Der ZDF berichtet in seiner Doku das in dieser Zeit auch Firmen ihre Sammelarbeit einstellen mussten, da diese nicht hinterherkamen. (vgl. NDR Doku 2021)
Vor allem durch den weltweiten Einbruch der Handelsketten konnten viele Alttextilien nicht weiter exportiert werden. Wie in Absatz 3,4 nochmal erklärt, schloss Kenia seine Grenzen für Secondhand-Kleidung durch das bestehende gesundheitliche Risiko.
3.4 Importverbote für Kleiderspenden
Die Fokus schreibt: „Über unsere gebrauchte Kleidung freuen sich noch viele. Die Textilexporteure auf jeden Fall. In Afrika aber wehrt man sich gegen die Flut an Altkleidern, die dort die Märkte überschwemmen und zerstört." (vgl. Fokus 2018). Dort wie unsere Kleiderspende ankommt führt sie oft zu Überforderung der dortig angesiedelten Menschen.
Nigeria, Äthiopien und Südafrika führten ein Importverbot für Secondhand-Kleidung ein, die EAC - Ostafrikanische Gemeinschaft verkündete 2016 die Importe von Altkleidern bis 2019 zu stoppen und auch Kenia räumte Ende März 2020 ein Importverbot auf Altkleider ein. (vgl. Focus 2018). Durch das erhöhte Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie wurde hier für eine kurze Zeit die Einfuhr von Altkleidern gestoppt.
3.5 CSR
Unter „Corporate Social Responsibility" oder kurz CSR ist die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens zu verstehen. (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales o.J). Vor allem weil das Thema Nachhaltigkeit, durch den Globalisierungsprozess der letzten Jahre, einen großen Teil in der heutigen Zeit eingenommen hat, wächst die Bedeutung von CSR für die Modebranche stetig. Um den Aspekt der Corporate Social Responsibility auszuschöpfen muss die Verantwortlichkeit gegenüber der Umwelt nicht nur durch Taten umgesetzt werden, sondern auch transparent kommuniziert werden. Durch die Umsetzung von CSR haben die Unternehmen eine Chance einen wirklichen Einfluss auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft zu schaffen und gleichzeitig ihr Image positiv zu verändern.
Die EU Kommission erklärt in ihrem Grünbuch 2001:
„Immer mehr europäische Unternehmen agieren sozial verantwortlich als Reaktion auf mannigfaltigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Druck. Ihr Ziel ist es, ein Zeichen zu setzen gegenüber den Stakeholdern, mit denen sie in einer Wechselbeziehung stehen: Arbeitnehmer, Anteilseigner, Investoren, Verbraucher, öffentliche Behörden und NRO. Die Unternehmen sehen ihr freiwilliges Engagement als Zukunftsinvestition, die letztlich auch dazu beitragen soll, ihre Ertragskraft zu steigern." (vgl. EU-Kommission 2001: S. 4)
Greenwashing
Hier kommt die Bezeichnung Greenwashing ins Spiel. Nachhaltigkeit wird häufig als PR-Instrument genutzt. Hartmann bezeichnet Greenwashing als Bemühung der Konzerne, durch Öko- und Sozialversprechen ihre schmutzigen Kerngeschäfte zu verstecken. Diese Strategie sei im Moment erfolgreicher denn je, doch hinter der grünen Scheinwelt, würde sich die Zerstörung rapide fortsetzen. (vgl. Hartmann 2018: S. 2)
Greenwashing ist somit ein kritisch angesehenes Marketinginstrument, welches ein Unternehmen in der Öffentlichkeit und bei den Konsumenten ins „grüne Licht" rücken soll. Hierbei geht es darum ein Nachhaltiges und Umweltbewusstes Image zu schaffen, für dass das Unternehmen in Wirklichkeit nicht genügend Grundlagen aufzeigt. Insbesondere durch das immer größer werdende Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen und Gesellschaft ist es für das Image eines Konzerns wichtig darauf achtzugeben.
„Greenwashing bezeichnet den Versuch von Unternehmen, durch Marketing- und PR- Maßnahmen ein „grünes Image" zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wortschöpfung zu implementieren. Bezog sich der Begriff ursprünglich auf eine suggerierte Umweltfreundlichkeit, findet dieser mittlerweile auch für suggerierte Unternehmensverantwortung Verwendung." (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon)
H&M - Ein Beispiel für die Nachhaltigkeits-Lüge
Hier kann das Unternehmen H&M als Beispiel herangezogen werden. Der schwedische Modekonzern wirbt auf der Internet-Seite sowohl als auch in den Stores mit mehr Transparenz über das Herstellungsland der Kleidung, sowie das Recyceln. Mit ihrem Conscious-Konzept bringt H&M Kollektionen heraus, die aus nachhaltigen Materialien bestehen. Hierfür wurde H&M schon des Öfteren von Modemagazinen wie Harper's Bazaar oder der Vogue gelobt. (vgl. Vogue 2020] (vgl. Harper's Bazaar 2020).
Doch immer wieder aufkommende Schlagzeilen, wie beispielsweise, zuvor beschrieben, über das dänische TV-Programm „Operation X" oder aber andere Studien über die Kinderarbeit der Modekette, lassen das Nachhaltigkeits-Image des Unternehmen bröckeln. (vgl. SOMO 2017: S 79).
Hier wird also klar, wie Unternehmen Social Responsibility in Bezug auf die Nachhaltigkeit durch Greenwashing ausnutzen, um sich ein besseres Image zu verschaffen, welches gar nicht oder nur eingeschränkt gewährleistet ist. Oft wird die Umwelt hintenangestellt und die Corporate Social Responsibiliy nur als Anhängsel angesehen - so Ludger Heidbring, Professor für praktische Philosophie an der Universität Kiel. (vgl. Welt 2015).
[...]
1Optional: Erst ab 3 Abbildungen einfügen
- Citation du texte
- Julia Möllers (Auteur), 2021, Die Initiative "SpendenstattVernichten". Kleiderverschwendung in der Modeindustrie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1187637
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