Bereits in der Lebenswelt von Kleinkindern nehmen Medien in ihrer Vielfalt einen mehr oder weniger bedeutenden Platz ein – nahezu ausnahmslos sind bereits Säuglinge davon umgeben. Diese Entwicklung betrifft nicht allein den familiären Bereich: Schulen – sowie immer mehr Kitas – äußern mit stark steigender Tendenz das Bedürfnis nach Unterstützung für einen angemessenen Umgang mit digitalen Medien, befeuert durch die öffentliche Diskussion über das deutsche Abschneiden in internationalen Vergleichsstudien wie ICILS. Sinnvoll erscheint für das gesunde Aufwachsen in einer Medienkindheit, die mehr als je zuvor von tiefgreifenden und rasanten Veränderungen geprägt ist, sowohl der bewusste und altersgerechte Einsatz digitaler Medien als auch die individuelle Förderung analoger Alternativen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Praktikum
3. Planung durch Projektmanagement
3.1 ADDIE-Modell
3.2 systemisches Projektmanagement
4. Pädagogisch-didaktische Durchführung
4.1 Vorlesung nach Karl-Heinz Flechsig
4.2 Anchored Instruction
4.3 theaterpädagogische Methode Jeux Dramatiques
5. Professionalisierung und Kompetenzerwerb
5.1 Professionelle Kompetenz nach Michael M. Roth
5.2 Professionelle Kompetenz nach Wolfgang Nieke
6. Evaluation und Qualitätsmanagement
6.1 Evaluation
6.2 Qualitätsmanagement
6.3 Vergleich: Evaluation - Qualitätsmanagement
7. Weblog-Reflexion
8. Fazit
Literaturverzeichnis
[Anm. d. Red.: Die Abb.1 sowie die Anhänge sind nicht im Lieferumfang enthalten]
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb.1:Modulbausteine Medienbalance
Abb. 2:Holistisches Modell professioneller pädagogischer Handlungskompetenz
Abb. 3:Qualitätsstandards Suchtprävention
[Anm. d. Red.: Die Abb.1 sowie die Anhänge sind nicht im Lieferumfang enthalten]
1. Einleitung
Kinder haben Rechte. Dazu gehört unter anderem das Recht auf Medienbildung (Weise, 2015, S. 251-252) und gleichermaßen das Recht auf Spiel (Richard- Elsner, 2017, S. 38-39). Beide Ansprüche sind in der UN-Kinderrechtskonvention verankert (BMFSFJ, 2018). In diesem Spannungsfeld bewegt sich das Projekt Medienbalance. Bereits in der Lebenswelt von Kleinkindern nehmen Medien in ihrer Vielfalt einen mehr oder weniger bedeutenden Platz ein - nahezu ausnahmslos sind bereits Säuglinge davon umgeben (BLIKK- Projektteam, 2017). Diese Entwicklung betrifft nicht allein den familiären Bereich: Schulen - sowie immer mehr Kitas - äußern mit stark steigender Tendenz das Bedürfnis nach Unterstützung für einen angemessenen Umgang mit digitalen Medien, befeuert durch die öffentliche Diskussion über das deutsche Abschneiden in internationalen Vergleichsstudien wie ICILS.Sinnvoll erscheint für das gesunde Aufwachsen in einer Medienkindheit, die mehr als je zuvor von tiefgreifenden und rasanten Veränderungen geprägt ist, sowohl der bewusste und altersgerechte Einsatz digitaler Medien als auch die individuelle Förderung analoger Alternativen. Wie kann also ein Gleichgewicht hergestellt werden, um die scheinbar antinomischen Anforderungen aus der Kinderrechtskonvention zu erfüllen?
Diese Hausarbeit wird als Reflektierende Dokumentation (RD) für das Projekt Medienbalance verfasst - einer Bildungsmaßnahme, welche sich vorwiegend im Erwachsenenbereich verortet. Die RD möchte den Theorie-Praxis-Transfer zur Planung, Durchführung und Evaluation für dieses Projekt nachvollziehbar darlegen, da ein begründetes Vorgehen als Fundament in der professionellen Bildungsarbeit vorausgesetzt wird (FernUniversität in Hagen, xxxx). Im B.A.- Studiengang Bildungswissenschaft sollen die Studierenden an der FernUniversität in Hagen zum theoretisch fundierten, kompetenten und wissenschaftlich reflektierten Handeln in Praxisfeldern der Bildungsarbeit befähigt werden, wobei ein Praktikum dem Erwerb von Kompetenzen durch reflektierte Erfahrung und beabsichtigtes Lernen im Praxisfeld dient (FernUniversität in Hagen, xxxx). Entsprechend ist der Aufbau gegliedert: Kapitel zwei stellt den Zusammenhang von Systemtheorie (Luhmann, 2018) und Praktikumsprojekt her, außerdem werden die Rahmenbedingungen und Dialoggruppen vorgestellt. In Kapitel drei stehen die ausgewählten Projektmanagementmodelle im Fokus, deren vielfältige lerntheoretische Positionen aus Kognitivismus, Konstruktivismus und Pragmatismus mit der praktischen Umsetzung verknüpft und dem komplexen Projektaufbau gerecht werden sollen. Darauf folgt in Kapitel vier die konkrete Anwendung im pädagogisch-didaktischen Bereich anhand eingesetzter Methoden (Flechsig, 1996; Bransford et al., 1990; Frei, 2007) und basierend auf den begründeten Theorien. Kapitel fünf beleuchtet das professionelle Handeln des Projektleiters anhand der Modelle von Roth (2012) und Nieke (2002). Der Evaluation (Stockmann & Meyer, 2014) und dem Qualitätsmanagement (Ruckstuhl et al., 2001) widmet sich das Kapitel sechs und bezieht dabei Qualitätsstandards aus der Suchtprävention mit ein. Im siebten Kapitel werden sowohl der theoretische Hintergrund (de Witt & Czerwionka, 2013; Jörissen & Marotzki, 2009) sowie die praktischen Erfahrungen zum projektbegleitenden Weblogeinsatz im Rahmen des Fernstudien-Moduls 3B behandelt. Ein Resümee mit einer kritischen Reflexion in Kapitel acht rundet diese Hausarbeit ab. Grundlage für die Konzepterstellung und Konzeptanpassung des Projekts war die Literaturrecherche aus den Kalenderjahren xxxx und xxxx. Für die vorliegende RD nutzt der Autor - falls verfügbar und sinnvoll - Quellenneuerungen.
2. Praktikum
„Systeme [...] konstituieren und sie erhalten sich durch Erzeugung und Erhaltung einer Differenz zur Umwelt“ (Luhmann, 2018, S. 35). Als System gelten Elemente, die in wechselseitiger Beziehung stehen und miteinander verbunden sind. In der Systemtheorie, die für Luhmann (2018, S. 31) eine Theorie selbstreferentieller Systeme darstellt, werden geradlinig-kausale Erklärungen von zirkulären Erklärungen abgelöst „und statt isolierter Objekte werden die Relationen zwischen ihnen betrachtet“ (Simon, 2006, S. 12). An diesem systemischen Ansatz orientiert sich das Projekt Medienbalance und ist daher sowohl an die Lehrkräfte von Grundschulen respektive an die Erzieher*innenvon Kitas(blaueModuleinheitenfür Multiplikator*innen), an die Eltern (gemeinsame Projektvorstellung mit den Multiplikator*innen sowie separater Elternabend zur Medienerziehungin violetter Farbe),als auchan die Grundschulkinder der 4. Klassen adressiert (Besuch des eigens konzipierten Theaterstücks, grün markiert). Die Darstellung der einzelnen modularen Bausteine des Projekts in Abbildung 1 verschafft einen Überblick über einen kompletten Durchlauf.
Im Schuljahr 2018/19 werden mehrere Durchläufe absolviert. Ein Durchlauf erfolgt jeweils mit zwei kooperierenden, bevorzugt benachbarten, Bildungseinrichtungen, sogenannten Tandem-Teams. Die Planung der einzelnen Termine - mit Ausnahme der Theateraufführung im xxx - sieht einen ausgewogenen örtlichen Wechsel zwischen den Tandem-Teams vor. Die grundlegende Projektidee ist, neben der Betreuungwährend der Moduleeinen eigenständigen Austausch zwischen den oben genannten Adressaten hinsichtlich des Umgangs mit digitalen Medien über das Projekt hinaus anzuregen (Anhang A). In Anbetracht des eingeschränkten Umfangs dieserRD liegt der mit dem Lehrgebiet abgestimmte Fokus auf jenen Modulen, an welchen die Lehrkräfte der Grundschulen beteiligt waren.
3. Planung durch Projektmanagement
Projektmanagement erfordert das „systematische Vorgehen bei der Abwicklung und Leitung von Projekten“ (Beifuss & Holzbaur, 2020, S. 7). Für das Projekt Medienbalance fällt die Entscheidung zum einen auf das ADDIE -Modell (Peterson, 2003) als grundlegendem Rahmenkonzept. Zum anderen wird das systemische Projektmanagement (Thomas & Kreszmeier, 2015) gewählt, das Verbindungen zur pädagogisch-didaktischen Durchführung und zum Qualitätsmanagement erkennen lässt. Die angeführten Modelle zum Projektmanagement sind in diesem Kapitel Gegenstand dertheoretischen und praktischen Betrachtung.
3.1 ADDIE-Modell
Das ADDIE -Modell beschreibt ein flexibles, universelles Ablaufschema, das unter anderem für die Planung von Bildungsmaßnahmen Verwendung findet. Es ist zurückzuführen auf das Urmodell des Instruktionsdesigns ( Instructional Design, kurz ID ) nach dem US-amerikanischen Bildungspsychologen Robert M. Gagné und zählt zur ersten ID -Generation (Niegemann, 2020, S. 96), welches eine systematische Konzeption sowie das Entwickeln von Lernangeboten vorsieht (Kerres, 2018, S. 232). Mit seiner Offenheit umfasst das ADDIE - Konzept mit dem Behaviorismus, Kognitivismus respektive Konstruktivismus eine große Bandbreite an Lerntheorien (Kerres, 2018, S. 234). Das Akronym ADDIE beinhaltet die Anfangsbuchstaben für die fünf Phasen Analysis, Design, Development, Implementation und Evaluation (Peterson, 2003, S. 227), die im Folgenden beschrieben und auf das Praktikum bezogen werden.
In der Phase der Analyse wird vorrangigdie Zielgruppe auf Vorkenntnisse und Ziele untersucht(Peterson, 2003, S. 228-229). Die vorliegende RD bezieht sich auf die Dialoggruppe der Grundschullehrkräfte. Das Suchtpräventionsprojekt Medienbalance soll ihnen die Umsetzung des DigitalPakts Schule (BMBF, 2019) erleichtern, analoge Alternativen wie das freie Spiel anregen, den Austausch mit Kolleg*innen innerhalb und außerhalb der eigenen Einrichtung bezüglich Chancen und Risiken digitaler Medien fördern sowie im Bedarfsfall Unterstützung beim Medienkonzept geben. Als Stolperstein sollte sich im weiteren Projektverlauf der Bewerbungsmodus erweisen: Dieser sieht die Anmeldung einer Schule als Einrichtung vor, die meistens zentral über die Schulleitung erfolgt und nicht von den einzelnen Teilnehmenden vorgenommen wird. Auf die daraus resultierende Bildung enorm heterogener Gruppen - speziell hinsichtlich Motivation, persönlicher LernzieleundVorkenntnisse-wird noch eingegangen.
Es folgt die Design-Phase, in der instruktionale Strategien entworfen werden (Peterson, 2003, S. 229-230). In einer systematischen Vorgehensweise sind die einzelnen Elemente der Module festzulegen. Relativschnellwirdklar, dass auch hier ein Gleichgewicht bezüglich Vortragsinput unter Aktivierung der Teilnehmenden sowie körperlichem Erlebnis mittelseinergeeignetenMethode geschaffen werden soll. An dieser Stelle fälltdie Entscheidung auf die ModellKombination aus ADDIE und dem systemischen Projektmanagement.
Für die Wissensvermittlung ist die Materialentwicklung in der DevelopmentPhase besonders bedeutsam (Peterson, 2003, S. 231). Die Vorlesungen werden selbstständig in Form von Powerpoint-Präsentation erstellt. Die Rechte für Texte, Fotos und das Video (Ausschnitt aus der Dokumentation eines öffentlich-rechtlichen Senders) sind abzuklären. Die Powerpoint-Folien mit den rechtefreien oder erworbenen Inhalten werden den Teilnehmenden anschließend als PDF-Datei per Mail zur Verfügung gestellt.
Die Durchführung mit den Teilnehmenden wird in der Implementierungs-Phase vollzogen(Peterson, 2003, S. 231). Für die Implementierungdesvorliegenden Projekts findet konkret das Modell des Anchored Instruction Anwendung, welchesunterPunkt 4.2 beschrieben wird.
Zeitlich unabhängig über den zusammenhängenden Prozess erstreckt sichdie Phase der Evaluation (Peterson, 2003, S. 231-232). Mit den Ergebnissen der formativen wie auch der summativen Evaluationen aus dem Projekt Medienbalance kann der Nutzen oder Erfolg der Bildungsmaßnahme an den vorab festgelegten Zielen gemessen und Anpassungen für weitere Durchläufe vorgenommen werden.
3.2 systemisches Projektmanagement
Ein Projekt als befristetes Vorhaben in einem bestehenden System hat seinen Ausgangspunkt in einem Problem oder einem Mangel, wobei es für das systemische Projektmanagement (Anhang B) „bereits in den Geburtsstunden und Grobausrichtungen des Projekts, einen Perspektivenschwenk von den Defiziten zu den Ressourcen zu vollziehen“ (Hufenus, 2015, S. 221) gilt. Dies steht der Aufgabe von Qualitätsmanagern und Evaluatoren konträr gegenüber, die Defizite aufdecken sollen (Stockmann, 2002, S. 25). DenMangel, aus dem das Projekt Medienbalance geboren wird, erkennen die beteiligten Bildungseinrichtungen nach eigenen Angaben vorwiegend im Suchtpotenzial von Medien aufgrund der hohen Attraktivität für die Nutzer*innen. Auf den ersten Blick scheinen geeignetemedienpädagogische Interventionenhäufigzu fehlen.
„Ideen, die in Worten oder Bildern Ausdruck finden, kreieren Wirklichkeiten. Sie rufen Resonanzen und Kommunikationsprozesse hervor, die wiederum neue Ideen auftauchen lassen.“ (Hufenus, 2015, S. 223)
Speziell die Projektkonstellation, welche jeweils zwei Bildungseinrichtungen pro Durchlauf zusammenführt,sollals Nährboden für neue Ideen dienen. Im Idealfall wird dieser initiierte Austausch nach dem Projekt fortgesetzt. Als hilfreich erweist sich für viele Teilnehmende die Perspektive, dass medienkompetente Suchtprävention bereits vor dem Einsatz digitaler Geräte in der Kita oder Schule beginnen kann, indemunter anderemim Morgenkreis auf die Medienaktivitäten der einzelnen Kinder in der letzten Zeit interessiert eingegangen wird und bei Bedarf auch Erfahrungen mit Videos oder Computerspielen altersgerecht besprochen werden. Eine weitere wertvolle Ressourcekann darinausgemacht werden,dass Erwachsene die Nutzung kindgerechterInternet-Suchmaschinen aktiv unterstützenund ihr eigenes Nutzungsverhalten kritisch reflektieren. In der Förderung von motorischen und kognitiven Talenten der Kinderals mindestens gleichwertig attraktive analoge Alternativen wird zudem eine wirksame Vorbeugung gegen einseitige, exzessive Mediennutzung erkannt.
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- Quote paper
- Roman Wehlisch (Author), 2022, Reflektierende Dokumentation über das Projekt "Medienbalance", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1184727
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