Diese Fallstudie beschäftigt sich mit der aufsuchenden Jugendsozialarbeit und legt den Fokus auf die klientenzentrierte Gesprächsführung als eine Methode des Streetwork.
In dieser Arbeit wird zunächst auf den theoretischen Hintergrund eingegangen, indem sowohl das Handlungsfeld Streetwork als auch die klientenzentrierte Gesprächsführung näher betrachtet werden. Anhand des rekonstruierten Fallbeispiels wird im Anschluss eine mögliche Anwendung der klientenzentrierten Gesprächsführung illustriert. Zum Schluss folgt das Fazit.
Für den Begriff der mobilen Jugendarbeit finden sich in der Literatur diverse Bezeichnungen, die bedeutungsgleich verwendet werden. Im weiteren Verlauf der Fallstudie wird hierfür insbesondere das Synonym Streetwork beziehungsweise Straßensozialarbeit genutzt.
Bei der mobilen Jugendarbeit handelt es sich um ein besonders zeitintensives Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit, welches sowohl von Abbrüchen und Neuanfänge als auch Veränderungen und stetigen Entwicklungsprozessen geprägt ist. Aus den Vereinigten Staaten vorausgegangen fand der Ansatz der aufsuchenden Jugendsozialarbeit seit Mitte der siebziger Jahre Einzug in Deutschland und wurde kontinuierlich ausgebaut. Das ursprüngliche Ziel lag darin, dem abweichenden Verhalten randständiger Gruppierungen, die "sperriger, lauter und weniger angepasst sind als der Durchschnittsjugendliche", entgegenzuwirken.
Nach Möglichkeit sollten genannte Gruppierungen unter Kontrolle gehalten oder gar aufgelöst werden. In der Praxis rebellierten diese jedoch gegen pädagogisches Bemühen von Fachkräften der Sozialen Arbeit oder mieden institutionalisierte Beratungsangebote nahezu vollständig. Das führte dazu, dass sich der Fokus der Sozialarbeitenden weg vom Verhalten hin zu den persönlichen Schwierigkeiten der betroffenen Randgruppen verlagerte und sich eine neue Form der Straßensozialarbeit entwickelte.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Handlungsfeld Streetwork
3 Klientenzentrierte Gesprächsführung
4 Fallbeispiel „Lena“
5 Anwendung der Methode
6 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In einer aktuellen Broschüre der Mobilen Jugendarbeit Leipzig e.V. heißt es:
Wenn heutzutage ein Marathonläufer an den Start zu seinem Wettkampf geht, sieht man ihm die monatelange Vorbereitung nicht an. Weder die hunderte von Trainingskilometer oder seine körperliche und mentale Weiterentwicklung, noch [...] die Rückschlage, Verletzungen und Zweifel, die auf dem Weg dahin lagen. Und erst wenn er letztlich im Ziel angekommen ist, kann er die Früchte für all das ernten. Mobile Jugendarbeit ist ein Marathon mit all diesem Drum und Dran. (2021, S. 14)
Für den Begriff der mobilen Jugendarbeit finden sich in der Literatur diverse Bezeichnungen, die bedeutungsgleich verwendet werden (Galuske, 2013, S. 292). Im weiteren Verlauf der Fallstudie wird hierfür insbesondere das Synonym Streetwork bzw. Straßensozialarbeit genutzt.
Im Hinblick auf das oben genannte Zitat wird deutlich, dass es sich bei der mobilen Jugendarbeit um ein besonders zeitintensives Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit handelt, welches sowohl von Abbrüchen und Neuanfängen als auch Veränderungen und stetigen Entwicklungsprozessen geprägt ist. Aus den Vereinigten Staaten vorausgegangen, fand der Ansatz der aufsuchenden Jugendsozialarbeit seit Mitte der siebziger Jahre Einzug in Deutschland und wurde kontinuierlich ausgebaut (Galuske, 2013, S. 293). Das ursprüngliche Ziel lag darin, dem abweichenden Verhalten randständiger Gruppierungen, die „sperriger, lauter und weniger angepasst sind als der Durchschnittsjugendliche“ (Gref, 1995, S. 15), entgegenzuwirken. Nach Möglichkeit sollten genannte Gruppierungen unter Kontrolle gehalten oder gar aufgelöst werden. In der Praxis rebellierten diese jedoch gegen pädagogisches Bemühen von Fachkräften der Sozialen Arbeit oder mieden institutionalisierte Beratungsangebote nahezu vollständig. Das führte dazu, dass sich der Fokus der Sozialarbeitenden weg vom Verhalten hin zu den persönlichen Schwierigkeiten der betroffenen Randgruppen verlagerte und sich eine neue Form der Straßensozialarbeit entwickelte (Wendt, 2017, S. 237). In diesem Zusammenhang soll Streetwork den „Alltag [der Jugendlichen] begleiten und sich an den Schwierigkeiten orientieren, die ihnen durch das Ausleben ihrer Entwürfe und Alltagsbewältigungsmuster erwachsen könnten, um gemeinsam [...] durch parteiliche Unterstützung, Beratungs- und Hilfsangebote deren Lebenswelt lebenswerter zu gestalten und/oder Alternativen aufzuzeigen“ (Wendt, 2017, S. 238 – 239). Galuske verdeutlicht: „sie zielt zunächst auf eine Unterstützung der Betroffenen bei ihren Versuchen zur Bewältigung ihrer spezifischen Lebenslage, auf Hilfe bei der Lebensbewältigung“ (2013, S. 295).
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Fallstudie mit der aufsuchenden Jugendsozialarbeit und legt den Fokus auf die klientenzentrierte Gesprächsführung als eine Methode des Streetwork. Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst auf den theoretischen Hintergrund eingegangen, indem sowohl das Handlungsfeld Streetwork als auch die klientenzentrierte Gesprächsführung näher betrachtet wird. Anhand des in Kapitel 4 rekonstruierten Fallbeispiels, wird im Anschluss eine mögliche Anwendung der klientenzentrierten Gesprächsführung illustriert. Im letzten Kapitel folgt das Fazit.
2 Handlungsfeld Streetwork
Zum besseren Verständnis der Fallthematik und Nachvollziehbarkeit der gewählten Methode, wird im folgenden Kapitel zunächst das Handlungsfeld Streetwork beschrieben.
Wie bereits zu Beginn angedeutet, richtet sich Streetwork vorrangig an „junge Menschen, die von Ausgrenzung und sozialer Benachteiligung bedroht bzw. betroffen sind und für die der öffentliche Raum zum überwiegenden Lebensort geworden ist“ (Tossmann, Jonas & Tensil, 2008, S. 7). Galuske fügt hinzu, dass innerhalb dieser Zielgruppe häufig Subkulturen herrschen, die sich von einrichtungsgebundenen Beratungsangeboten distanziert haben und diesen weitgehend ausweichen (2013, S. 293). Als Folge dessen werden weder Hilfsangebote angenommen noch greifen Sanktionen (Gref, 1995, S. 14).
An dieser Stelle setzt Streetwork als niedrigschwelliges Handlungsfeld an und unternimmt den Versuch, ebendieser Zielgruppe einen lebensweltnahen Zugang zu sozialpädagogischen Angeboten zu schaffen, indem der Ort der Beratungs- und Hilfsangebote der unmittelbare Lebensort der Gruppe selbst ist (Galuske, 2013, S. 294). Das bedeutet, dass sich Sozialarbeitende in das direkte Umfeld der Zielgruppe, zum Beispiel Straßenecken sowie Parks, Spiel- und Bolzplätze begeben (Gref, 1995, S. 13). Huber gebraucht für dieses aufsuchende Vorgehen in der Straßensozialarbeit den Begriff der sogenannten „Geh-Struktur“ (2014, S. 10). Wichtig hervorzuheben ist hier jedoch, dass Streetwork keiner konkreten Methode zuzuordnen ist, sondern sich einer Vielzahl klassischer Methoden der Sozialen Arbeit bedient (Huber, 2014, S. 6) – darunter auch die klientenzentrierte Gesprächsführung, die in Kapitel 3 thematisiert wird. Trotz der Tatsache, dass es in der Praxis kein allgemeingültiges Streetwork-Konzept gibt, können insgesamt sechs konzeptionelle Grundorientierungen benannt werden (Gref, 1995, S. 13). Diese werden im Folgenden wiedergegeben:
1. Streetwork orientiert sich an der der Zielgruppe. Das heißt, dass Sozialarbeitende in diesem Handlungsfeld Beratungs- sowie Hilfsangebote nicht an alle, sondern an präzise eingegrenzte Zielgruppen adressieren. Beispielhaft können hier Wohnungslose oder Drogenabhängige aufgeführt werden.
2. Es herrscht eine Versorgungsorientierung, sodass gilt „durch Kenntnis des Umfelds infrastrukturelle Schwachstellen zu identifizieren und Schritte zu deren Behebung zu initiieren“ (Galuske, 2013, S. 294). Dies impliziert, dass die Fachkraft über diverse Hilfenetzwerke verfügt (Huber, 2014, S. 6). Gref ergänzt, dass dafür Sorge getragen werden muss, dass insbesondere die Lebenssituation der betroffenen Person Berücksichtigung findet (1995, S. 15).
3. Streetwork umfasst einen ganzheitlichen Arbeitsansatz, sodass Sozialarbeitende „in aller Regel als Universalansprechpartner zur Verfügung [stehen]; für psychosoziale Probleme, Hilfe in Notlagen und Krisensituationen, Durchsetzung von Rechtsansprüchen, Schul-, Berufs-, Wohnungsprobleme, bei Jugendlichen auch Freizeitprobleme“ (Gref, 1995, S. 16).
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- Quote paper
- Anonymous,, 2021, Die klientenzentrierte Gesprächsführung als Methode des Streetwork in der Jugendsozialarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1182059
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