Die Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen der digitalen Kommunikation auf die zwischenmenschliche Kommunikation – mit allen dazugehörigen körpersprachlichen Facetten und Ausdrucksformen. Fehlt nämlich die Körpersprache, so fehlt ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation zur Verständigung. Diesen Aspekt fokussiert die Autorin und möchte darstellen, mit welchen Auswirkungen und Folgen sich ein derartiges Fehlen zeigt. Das heißt im Speziellen, ob sich die digitale Kommunikation auf die Wahrnehmungsfähigkeit von Körpersprache auswirkt. Und wenn ja, dann wie? In diese Richtung hat sie auch ihre Fragestellungen und die Hypothese entwickelt: Welchen Einfluss haben digitale Kommunikationsmittel auf die zwischenmenschliche Kommunikation? Inwieweit verändert sich die zwischenmenschliche Kommunikation, im speziellen der Einsatz und das Verstehen von Körpersprache, durch Medienkonsum und das Verwenden von digitalen Medien? Fehlt bei Unterhaltungen mit digitalen Kommunikationsmitteln der Einsatz von Körpersprache wie Mimik und Gestik? Die Hypothese lautet: „Durch die ubiquitäre Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln und dem Leben ‚in‘ Medienwelten wird das ‚Lesen‘ von Körpersprache verlernt und Botschaften werden immer häufiger missinterpretiert.“
Medien, wohin das Auge blickt und das Ohr hört. Wir Menschen sind täglich und in fast allen Lebensbereichen von einer Vielzahl von unterschiedlichen Medien, medialen Anwendungen, „Apparaten“ (i.S.v. audiovisuellen Produktions- und Reproduktionstechnologien), künstlichen Intelligenzen etc. umgeben, unser beruflicher wie auch privater Alltag ist schon seit Jahrzehnten zunehmend zu einem „Medienalltag“ geworden, in welchem wir nicht nur mit, sondern zunehmend auch in virtuellen (Medien-)Welten leben. Und: diese medialen Umwelten sind aufgrund ständiger technologischer Neu- und Weiterentwicklungen in unserer kapitalistisch orientierten Konsumgesellschaft einer permanenten Veränderung unterworfen. Das hat unweigerlich Folgen für unsere Fähigkeit zu kommunizieren. Die Frage ist nur, in welcher Weise die medialen Angebote und Mittel mit zwischenmenschlicher Kommunikation verzahnt sind? Leiden wir unter diesem Medienalltag, denaturieren wir in unseren kommunikativen Kompetenzen, oder erfahren wir durch die ungeahnten Erweiterungen und Möglichkeiten der virtuellen digitalen Plattformen (Stichwort: „Metaversum“) einen humanen Entwicklungsschub in noch nie da gewesener Form?
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abstract
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Motivation zur Wahl und Relevanz des Themas
1.2. Problemstellung und Vorstellung des Themas
1.3. Ziel und Methodik der Arbeit
1.4. Verlauf und Aufbau der Argumentation
1.5. Themenfelder und Kapitel
2. Zwischenmenschliche Kommunikation
2.1. Kommunikationstheoretische Ansätze
2.2. Definitionen und Abgrenzungen
2.3. Kommunikationsmodelle
2.3.1. Das Sender-Empfänger-Modell nach Shannon/Weaver
2.3.2. Die Lasswell-Formel
2.3.3. Paul Watzlawick und die Pragmatik der Kommunikation
2.3.4. Das Organon Modell von Karl Bühler
2.3.5. Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun
2.4. Zusammenfassung
2.5. Diskussion und Kritik
3. Körperliche und nonverbale Kommunikation
3.1. Definitionen und Bedeutung von Körpersprache
3.2. Funktionen nonverbaler Kommunikation
3.2.1. Allgemeine nonverbale Funktionen nach Ekman und Friesen
3.2.2. Allgemeine nonverbale Funktionen nach Scherer
3.3. Dimensionen der Körpersprache
3.3.1. Mimik (Gesichtsausdruck)
3.3.2. Blickverhalten oder Blickkontakt
3.3.3. Gestik (Zeichen und Signale in Form von Körperbewegungen)
3.3.4. Körperhaltung
3.3.5. Proxemik (Raumverhalten bzw. Nähe- und Distanzverhalten)
3.3.6. Aussehen und Kleidung
3.3.7. Nonverbale Vokalisierungen
3.4. Emotionen, Gefühle, Stimmungen und körpersprachlicher Ausdruck
3.4.1. Emotionen als Auslöser und Ausdruck von Körpersprache
3.4.2. Gefühle und Stimmungen als Körperspracheausdruck
3.5. Ursprünge von Körpersprache
3.5.1. Anatomische und physiologische Grundlagen der Körpersprache
3.5.2. Evolution und Entwicklung von Körpersprache
3.5.3. Erziehung und Entwicklung von Körpersprache
3.5.3.1. Die Bedeutung des Gesichtsausdrucks in Erziehung und Entwicklung
3.5.3.2. Die Bedeutung von Blickverhalten in Erziehung und Entwicklung
3.5.4. Kultur und Körpersprache
3.6. Zusammenfassung
3.7. Diskussion und Kritik
4. Digitale, mediatisierte Kommunikation und Social Media
4.1. Einführung
4.2. Historischer Hintergrund
4.3. Definition und Bedeutung von digitaler, mediatisierter Kommunikation
4.4. Computervermittelte, mediatisierte Kommunikation im Vergleich zu „Face-To-Face“-Kommunikation
4.5. Interpersonelle, mediatisierte Kommunikation
4.6. Soziale Medien wie Facebook, Instagram, WhatsApp & Co. für die interpersonelle Kommunikation
4.7. Körperspracheersatz bei digitaler Kommunikation
4.7.1. Emojis & Emoticons
4.7.2. Soundwörter, Aktionswörter & Akronyme
4.7.3. GIFs und Memes
4.8. Zusammenfassung
4.9. Diskussion und Kritik
5. Auswirkungen mediatisierter Kommunikation auf interpersonelle Kommunikation
5.1. Digitale Demenz und digitaler Autismus
5.2. Verlust zur Fähigkeit von Empathie
5.3. Zusammenfassung
5.4. Diskussion und Kritik
6. Fazit und Zusammenfassung
6.1. Resümee
6.2. Ausblick
Literaturverzeichnis
Studienberichte und TV-Berichte
Anhang I
Quellenverzeichnis der Online Lexika und Online Quellen in den Fußnoten I
Danke III
Zusammenfassung
Generation digitaler „PSEUDO-AUTISTEN“?
Wie digitale Kommunikationsmittel die Wahrnehmungsfähigkeit Körpersprache
zu interpretieren verändern
Wir leben in einer sich verändernden Welt, deren Wandel auch das Verhältnis des Menschen zu seinen Ausdrucksformen, seinem sozialen Handeln, seinem Verständnis von zwischenmenschlicher Kommunikation, seiner Kommunikationsfähigkeit, verändert – und der zu einem großen Teil im Kontext des Wandels der Medien stattfindet (vgl. Krotz 2019: 12).
Das menschliche Kommunizieren in all seinen Formen, „face-to-face“ [1] oder mittels digitaler Medien, ist die Basis von Alltag, von Identität, Persönlichkeit und sozialen Beziehungen sowie auch von aller kulturellen und gesellschaftlichen Wirklichkeit (vgl. Krotz 2019: 11). Menschen sind täglich in nahezu allen Lebensbereichen von einer Vielzahl von Medien umgeben und es scheint unser Alltag ist ein Medienalltag (vgl. Höflich 2016: 1; Linke/Scholte 2019: 1). Wir leben nicht nur mit , sondern vielmehr „in“ Medienwelten (vgl. Deuze 2012: 1).
Es ist daher auch anzunehmen, dass mediatisierte, digitale Kommunikation in einem Konkurrenzverhältnis zur Face-to-face-Kommunikation steht. Es handelt sich dabei aber nicht unbedingt um eine Dichotomie 2 (vgl. Höflich 2016: 5). Denn die Kommunikation mittels digitaler Kommunikationsmittel, Massenkommunikation und die zwischenmenschliche Kommunikation sind miteinander eng verzahnt (ebd.: 5).
Dennoch macht sich diese Arbeit auf die Suche nach Gegensätzen, die Einschränkungen und Störungen bedingen und die, die zwischenmenschliche Kommunikation „leiden“ lassen, eben durch den Einsatz von mediatisierter Kommunikation und einem Übermaß an Medienkonsum. Wobei mit „leiden“ das gegenseitige „Verstehen“ in zwischenmenschlichen Kommunikationsprozessen gemeint ist und dabei geht es nicht zuletzt nur um das gesprochene Wort beim Verstehen, sondern um den gesamten Körper (vgl. Höflich 2016: 13), „mit dem wir ‚kommunizieren‘, ja selbst die Gestaltung unserer Umwelt kann als Vehikel der Kommunikation dienen“ (ebd.: 13). Kommunikation ist ein komplexes Konstrukt aus Sprache, Tonfall, Lautstärke, Gestik, Mimik, Körperhaltung und vielen weiteren nonverbalen und paraverbalen Ausdrucksformen (vgl. Plate 2014: 23). Wenn also alles kommunikativ von „Belang“ ist (vgl. Höflich 2016: 13), dann heißt das auch, dass die Körpersprache für die Kommunikation von „Belang“ ist. Wenn nun „die nonverbale Kommunikation für die Vermittlung der Beziehungsebene von Bedeutung ist, was geschieht dann, wenn gewisse nonverbale Hinweise wegfallen?“ (Höflich 2016: 30)
Das Leben „in“ Medienwelten führt unweigerlich zur Frage nach den Folgen (vgl. Höflich 2016: 11) und so ist für diese Arbeit von Interesse, ob durch die ubiquitäre 3 Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln und dem Leben „in“ Medienwelten (ebd.: 11) das „Lesen“ von Körpersprache noch erlernt und Kommunikationsbotschaften verständlich interpretiert werden können.
Wie der Medienwandel ist auch die Entwicklung und Bildung von zwischenmenschlicher Kommunikationsfähigkeit im Wandel. Sie verändert sich, und das Maß der Veränderung ist Thema dieser Arbeit.
Abstract
Generation of digital "PSEUDO-AUTISTS"?
How digital means of communication changes the ability to perceive body language
We live in a changing world, the change of which is also changing man's relationship to his forms of expression, his social action, his understanding of interpersonal communication, his ability to communicate, and which to a large extent is taking place in the context of the change of the media.
Human communication in all its forms, face-to-face or via digital media, is the basis of everyday life, social relationships and identity, as well as of all cultural and social reality.
People are surrounded by a multitude of media every day in almost all areas of life and it seems our everyday life is a media everyday life. We not only live with media, but rather live in media worlds.
It can be assumed that digital communication is in a competitive relationship with face-to-face communication. However, this is not necessarily a dichotomy. For communication by means of digital communication media, mass communication media and interpersonal communication are closely interlinked.
Nevertheless, this paper searches for limitations and disturbances that cause interpersonal communication to suffer, precisely through the use of mediatized communication and an excess of media consumption. “Suffering" refers to the mutual "understanding" in interpersonal communication processes, and this is not only about language in understanding but also about our entire body with which we "communicate", even the design of our environment can serve as a vehicle of communication.
Communication is a complex construct of language, tone of voice, volume, gestures, facial expressions, body posture and many other non-verbal forms of expression. So, if everything is communicatively "relevant", this also means that body language is very much "relevant" for communication. Now, if non-verbal communication is relevant to communicating the relational level, what happens when certain non-verbal cues are removed?
Living in media worlds inevitably leads to the question of the consequences and so it is of interest for this paper whether, through the ubiquitous use of digital means of communication and living in media worlds, the reading of body language could still be learned, and communication messages interpreted in a comprehensible way.
Like media change, the development of interpersonal communication is also changing. It is changing, and the extent of the change is the subject of this work.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Beispielhafte Darstellung der Unwahrscheinlichkeiten der Kommunikation in Anlehnung an Luhman (vgl. Luhmann 1981: 26 f)
Tabelle 2: Beispielhafte Eigenschaften digitaler, Computer vermittelter und analoger Kommunikation bzw. Face-to-Face-Kommunikation (eigene Darstellung angelehnt an bzw. zitiert nach Bauer/Müßle 2020: 13)
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (Quelle: eigene Darstellung)
Abbildung 2: Das Modell der mathematischen Kommunikationstheorie nach Shannon und Weaver (zit. nach Merten 1999: 74)
Abbildung 3: Erweiterte Randbedingungen von Kommunikation nach Badura (zit. nach Bonfadelli 2002: 430; Leitner 2011: 19)
Abbildung 4: Das Organon Modell der Sprache nach Karl Bühler modifiziert nach Bühler 1934 / 1982: 28 (Quelle: Schützeichel 2015: 35)
Abbildung 5: Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun (Quelle: Schulz von Thun 2003: 34)
Abbildung 6: Funktionen der nonverbalen Kommunikation nach Ekman und Friesen (Quelle: Leitner 2011: 53)
Abbildung 7: Funktionen der nonverbalen Kommunikation nach Scherer (Quelle: Leitner 2011: 49)
Abbildung 8: Nonverbale Verbalisierungen nach Argyle (vgl. Argyle 2013: 179)
Abbildung 9: Rahmen zwischen offline und online (Quelle: Höflich 2016: 157)
1. Einleitung
1.1. Motivation zur Wahl und Relevanz des Themas
Kommunikativ beeinträchtigt! Wenn ja, wie sehr?
Zu Beginn meiner Arbeit habe ich mir die sehr provokante Frage gestellt, ob wir uns zu „kommunikativ Beeinträchtigten“ entwickeln oder dies sogar schon durch die Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln und einem Übermaß an Medienkonsum geworden sind. Diese sehr bewusst gewählte Polemik 4 der Bewahrpädagogik, auch vorneweg im Titel der Arbeit mit der Anspielung darauf, dass wir eine Generation von „Pseudo-Autisten“ heranziehen, nimmt Bezug auf Studien und Medienberichte und zeigt damit einen kulturkritischen Blick auf das Geschehen unserer Zeit.
Kommunikation ist ein komplexes Konstrukt aus Sprache, Tonfall, Lautstärke, Gestik, Mimik, Körperhaltung und vielen weiteren Facetten von nonverbaler und paraverbaler Kommunikation (vgl. Plate 2014: 23). Aber was, wenn Teile dieses komplexen Konstrukts verkümmern, verlernt oder nie gelernt werden, wenn zwischenmenschliche Kommunikation durch den Einsatz von digitalen Kommunikationsmitteln ersetzt, wenn persönliche Gespräche und das einander Verstehen „auf der Strecke bleiben“, werden unsere Kinder dann zu „Pseudo-Autisten“? Entwickeln sie sich zu so genannten „Smombies“ ? 5 Wächst eine Generation „kommunikativ Beeinträchtigter“ heran?
Sonja Gobara, Leiterin des Ambulatorium Sonnenschein, nennt im ORF Thema-Beitrag vom 5. Oktober 2020 ein neues Krankheitsbild, den „Pseudo-Autismus“, ausgelöst durch exzessiven Handy- und Tablet-Konsum bei Kindern (vgl. ORF Thema 2020).
Denn Kinder, die in ihrem Therapiezentrum behandelt werden, zeigen vermehrt ähnliche Symptome wie Autisten, meiden Blickkontakt und zeigen wenig soziale Motivation mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten. Digitale Medien vereinnahmen, weiß auch Georg Sojka (ORF Thema 2020) am Institut für Erziehungshilfe, „wir beamen uns von der realen, allgemeinen Welt weg auf dieses eine Gerät, fokussieren uns stark und lassen uns nicht ablenken – und verlieren kommunikative Kompetenz,“ ist Sojka (ORF Thema 2020) überzeugt. Er spricht weiter von „digitaler Demenz“, da das Gehirn sich verändert und findet, „mit einem Schaden für die Gesellschaft“, sehr drastische Worte, die diese Entwicklung beschreiben.
Das digitale Helferlein ist mittlerweile Babysitter-Ersatz (Salzburg ORF.at 2019: o.S.) und „[…] ist sozusagen der digitale Schnuller. Das alles hat aber massive Nebenwirkungen auf die Kinder. Es verändert zum Beispiel unser Kommunikationsverhalten, wie wir miteinander sprechen und auch wie viel wir miteinander sprechen“, betont Neurobiologe Bernd Hufnagl (Salzburg ORF.at 2019: o.S.).
„Ein Leben ohne Medien ist heutzutage kein leichtes Unterfangen. Entweder läuft man Gefahr – oder glaubt dies zumindest – informationell abgekoppelt oder kommunikativ isoliert zu werden“ (Höflich 2016: 1). Digitale Medien sind aus dem Alltag von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht wegzudenken. 98 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind online (vgl. DIVSI U25-Studie 2014: 4), auch bei den Kindern sind es bereits 86 Prozent (vgl. DIVSI U25-Studie 2014: 11) 6. Als tägliche Begleiter der Zwölf- bis 19-Jährigen stellen sich Smartphone und Internet heraus. Mit 93 bzw. 89 Prozent sind sie zur Selbstverständlichkeit unter den Heranwachsenden geworden (vgl. JIM-Studie 2020: 13). 7
Online zu sein ist für Menschen unter 25 Jahren ein Synonym für das „Verbundensein“ mit dem Kosmos des persönlichen Freundes-, Bekannten- und Familien-Netzwerkes geworden. Es wird kaum noch zwischen On- und Offline-Zeiten getrennt. Das Smartphone ist der Begleiter für alle Lebenslagen. Damit, oder auch zusätzlich mit dem Tablet, ist man ständig verfügbar, kann permanent auf diverse Nutzungs- und Kommunikationsmöglichkeiten zugreifen. Ein Leben „ohne“ ist für die meisten nicht mehr vorstellbar. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen werden Kurznachrichten als Kommunikationsform dem persönlichen Gespräch vorgezogen. (vgl. DIVSI U25-Studie 2015: 11ff). Auch die Ergebnisse der BLIKK-Studie 8 (2016: 7) zum Umgang mit digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen zeigen teils signifikante Zusammenhänge auf der bivariaten Ebene 9 zwischen einem erhöhten digitalen Medienkonsum und der Beobachtung von einzelnen, von den Eltern beschriebenen, Entwicklungsauffälligkeiten (vgl. BLIKK Studie 2016: 7).
Nach Deuze (2012: 1), leben wir nicht nur mit den Medien, sondern „in“ einer Medienwelt. Alles, was die Menschen machen und wo sie es machen, ist nach Deuze mediengeprägt. Die angeführten Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche digitale Kommunikationsmittel nicht nur nutzen, sondern auch dem persönlichen Gespräch vorziehen und zeitgleich lassen Mediziner und Therapeuten mit Beobachtungen über das Schwinden kommunikativer Kompetenzen aufhorchen.
Dass der nonverbale Anteil der Kommunikation aber nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, ist aus der Kommunikationswissenschaft sehr wohl bekannt, und dass die Stimmigkeit zwischen Inhalt und den nonverbalen Botschaften wesentlich zur gelungenen Kommunikation beiträgt. Watzlawick et. al (vgl. 2017: 60; Satir 2010: 117), Schulz von Thun (vgl. 1989: 209 ff) und Luhmann (vgl. 1981: 26 ff) verstehen Kommunikation als komplexes Konstrukt, das sich nicht nur der Sprache bedient. Das trifft sich auch mit dem Konzept der Stimmigkeit beziehungsweise Kongruenz 10 bei Carl Rogers (vgl. Plate 2014: 51). Auch Bandler und Grinder (vgl. Plate 2014: 40 ff) verwenden das Modell der Kongruenz. Ausgesendet werden in der verbalen Modalität sowohl verbale als auch paraverbale Botschaften (was ich sage und wie ich es sage) und in der kinästhetischen Modalität sowohl Mimik als auch Gestik. Zwischen diesen verschiedenen Botschaften kann ein Beobachter nun eine Kongruenz oder eine Inkongruenz feststellen – wenn beispielsweise die Worte nicht zur Mimik passen (vgl. Plate 2014: 40 ff). So wie Watzlawick et. al argumentieren, dass „man nicht nicht kommunizieren kann“ und, dass Kommunikation auch Verhalten sei. Und so wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man auch nicht nicht kommunizieren – und so hat im Beisein eines anderen jedes Verhalten auch einen potenziell kommunikativen Charakter (vgl. Plate 2014: 20). Dieses „Verhalten“ (mit dessen kommunikativen Charakter), das sich in der Körpersprache zeigt, fehlt unbestritten durch den Einsatz von digitalen Kommunikationsmitteln und mediatisierter Kommunikation.
In meiner Arbeit möchte ich mich eben genau dem „Verhalten“, der Körpersprache, und dessen Fehlen bei digitaler, mediatisierter Kommunikation, widmen.
Die Fragen, die diese Arbeit beantworten möchte, sind, ob Körpersprache durch den Einsatz von digitalen Kommunikationsmitteln und dem Einsatz von mediatisierter Kommunikation verlernt wird, ob uns bei digitalen Unterhaltungen der Einsatz von Körpersprache wie Mimik und Gestik fehlt und inwieweit sich die Wahrnehmungsfähigkeit ändert Körpersprache zu interpretieren. Auch Höflich (2016: 30), folgte diesem Gedanken und fragte, wenn „die nonverbale Kommunikation für die Vermittlung der Beziehungsebene von Bedeutung ist, was geschieht dann, wenn gewisse nonverbale Hinweise wegfallen? Sei es [ … ] weil ich ein Kommunikationsmedium verwende, bei dem bestimmte nonverbale Hinweise ausgeblendet werden.“ (Höflich 2016: 30)
Die damit zum Ausdruck gebrachte Hypothese wird diese Arbeit nachfolgend beschäftigen.
1.2. Problemstellung und Vorstellung des Themas
Die „tragende“ Hypothese, die das Thema der Arbeit sein wird, ist, dass man durch die zunehmende Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln und dem Leben „in“ einem „Medienalltag“ das „Lesen“ von Körpersprache verlernt bzw. erschwert wird und Botschaften immer häufiger missinterpretiert werden. Da nonverbale Kommunikation zum Verstehen von Mitteilungen wesentlich beiträgt, ist anzunehmen, dass die Körpersprache fehlen wird, wenn sie bedingt durch den Einsatz digitaler Kommunikationsmittel nicht vorhanden ist. Es gibt Tränen des Schmerzes und der Freude und ein Lächeln kann Sympathie oder Verachtung ausdrücken. Analoge Kommunikation ist mehrdeutig und kann unterschiedlich entschlüsselt werden. „Ohne die richtige analoge Untermalung bleibt jedwede Beziehungsklärung fragwürdig.“ (Watzlawick zitiert nach Plate 2014: 24)
Im Zeitalter sozialer Netzwerke und sozialer Medien sind wir zwar miteinander „vernetzt“, verlernen dabei aber wie zwischenmenschliche Kommunikation funktioniert und wie Körpersprache gelesen und somit das Gegenüber und seine Botschaften (besser) verstanden werden können.
Nun stellen sich folgende Fragen: Welchen Einfluss haben die digitalen Kommunikationsmittel auf die zwischenmenschliche Kommunikation von Kindern und Jugendlichen? Inwieweit verändert sich die zwischenmenschliche Kommunikation, im speziellen der Einsatz und das Verstehen von Körpersprache, durch Medienkonsum und das Verwenden von digitalen Medien?
Verliert die heranwachsende Generation die Kompetenz erfolgreich zu kommunizieren bzw. haben sie solche Kompetenzen je erlernt? Welche Auswirkungen hat das auf das Kommunikationsverhalten?
Wenn nonverbale Botschaften wie Tonfall, Mimik und Gestik entfallen, kann es dadurch zu Missverständnissen kommen? Das Interesse der Arbeit liegt darin herauszuarbeiten, wie viel nonverbale Kommunikation bzw. wie viele Anteile nonverbalen Verhaltens die zwischenmenschliche Kommunikation tatsächlich benötigt, um als gelungene Kommunikation verstanden zu werden. Die Arbeit möchte daher die Folgen des Fehlens von Körpersprache untersuchen und stellt folgende Forschungsfragen.
Forschungsfragen:
- Welchen Einfluss haben digitale Kommunikationsmittel auf die zwischenmenschliche Kommunikation?
- Welche Folgen hat das Leben „in“ Medienwelten auf die zwischenmenschliche Kommunikationsfähigkeit?
- Fehlt bei Unterhaltungen mit digitalen Kommunikationsmitteln der Einsatz von Körpersprache wie Mimik und Gestik?
- Wenn Mimik und Gestik fehlen, wird sich dann „noch verstanden“?
Hypothese:
Durch die ubiquitäre Nutzung von digitalen Kommunikationsmitteln und dem Leben „in“ Medienwelten wird das „Lesen“ von Körpersprache verlernt (nicht erlernt) und Botschaften werden immer häufiger missinterpretiert.
1.3. Ziel und Methodik der Arbeit
Diese Arbeit möchte aufzeigen, wie wichtig Körpersprache als Bestandteil der zwischenmenschlichen Kommunikation für die Verständigung ist. Fehlt die Körpersprache, fehlt ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation zur „guten, besseren“ Verständigung.
Für diese Arbeit wurde die Metaanalyse, eine Form der Literaturanalyse, als geeignete Methode gewählt, um einen Überblick und eine Zusammenfassung bisher durchgeführter Studien und vorhandener Literatur zu liefern. Durch die Zusammenführung zentraler Forschungsergebnisse und Literatur soll zu neuen Erkenntnisse erlangt werden (vgl. Lueginger/Renger 2013: 1). Dabei werden scheinbar gegensätzliche Aspekte zusammengeführt Widersprüche aufgedeckt, unterschiedliche Theorien erörtert, Probleme aufgezeigt und diese anschließend diskutiert.
1.4. Verlauf und Aufbau der Argumentation
Der Verlauf der Argumentation bedient sich des Prinzips der Dialektik 11, deren Wesen darin besteht, durch Aufdeckung von Widersprüchen und deren Überwindung zur Erkenntnis zu gelangen und scheinbar gegensätzliche Aspekte zusammenzuführen und zu diskutieren. So wird angenommen, dass mediatisierte, digitale Kommunikation in einem Konkurrenzverhältnis zur Face-to-face-Kommunikation steht (vgl. Höflich 2016: 5). Es handelt sich dabei aber nicht unbedingt um eine Dichotomie (ebd.: 5). Denn die Kommunikation mittels digitaler Kommunikationsmittel, Massenkommunikation und die interpersonelle Kommunikation sind eng miteinander verzahnt (ebd.: 5). Ebenso wird ein Blick darauf geworfen inwiefern Kommunikationsmedien eine Störgröße darstellen, die eine Face-to-face-Kommunikation, auf die eine oder andere Art einschränken. Eine Art der Störung, so ist anzunehmen, durch die mediatisierte, digitale Kommunikation, ist die eingeschränkte Wahrnehmung und auch der eingeschränkte Einsatz von Körpersprache. Durch diese Einschränkung bzw. Störung ist weiter anzunehmen, dass darunter die zwischenmenschliche Kommunikation leidet. Wobei mit „leiden“ das gegenseitige Verstehen in zwischenmenschlichen Kommunikationsprozessen gemeint ist. „Und nicht zuletzt geht es nicht nur um die Sprache, sondern um unseren gesamten Körper, mit dem wir ‚kommunizieren‘, ja selbst die Gestaltung unserer Umwelt kann als Vehikel der Kommunikation dienen“ (Höflich 2016: 13). Wenn also alles kommunikativ von „Belang“ ist (ebd.: 13), dann scheint es, dass die Körpersprache für die Kommunikation sehr wohl „Belang“ hat und wichtig ist.
Im Weiteren geht es in dieser Arbeit um die zwischenmenschliche Kommunikation und ihre digitalen Kommunikationsmittel und im Engeren um die Auswirkungen der digitalen Kommunikationsmittel auf die zwischenmenschliche Kommunikation und dessen Teilaspekt – die Körpersprache.
1.5. Themenfelder und Kapitel
Vorweg werden die Grundzüge der interpersonellen Kommunikation zu Beginn in der Arbeit dargestellt und erläutert. Dabei wird „Kommunikation als ein grundlegendes soziales Geschehen“ (Höflich 2016: 13) betrachtet und der menschliche Kommunikationsprozess als ein komplexer, hoch dynamischer und wechselseitig bedingter Interaktionsprozess verstanden und beschrieben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (Quelle: eigene Darstellung)
Im einleitenden Kapitel 2 beschäftigt sich diese Arbeit mit der zwischenmenschlichen Kommunikation, um dann darauf aufbauend im Kapitel 3 den spezifischen „Bauteil“ der interpersonellen Kommunikation, die Körpersprache, näher zu erklären.
Auf den ersten Blick ist zwischenmenschliche Kommunikation ein alltägliches Geschehen, das sich in unendlich vielen Varianten ereignet und dem wir uns kaum entziehen können (vgl. Rothe 2017: 1; Merten 1999: 13, 15). Auf den zweiten Blick lässt sich so Alltägliches, wie die zwischenmenschliche Kommunikation, nicht in einfachen Worten beschreiben. Das wird diese Arbeit unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der Kommunikations-, Sozial- und Persönlichkeitspsychologie und auch kommunikationswissenschaftlichen, medienwissenschaftlichen und soziologischen Theorien, zeigen.
Da zuvor beispielshaft die Rahmenbedingungen für den Begriff, den Ablauf und die Formen von zwischenmenschlicher Kommunikation abgesteckt werden konnten, wird folgend auf die Körpersprache, die ein wichtiger und nicht unbedeutender Faktor des „Verstehens“ in jedem Kommunikationsprozess ist, eingegangen.
Im Kapitel 4 wird die digitale, mediatisierte interpersonelle Kommunikation erörtert. Eigentlich scheint kein ausgesprochener Mangel an kommunikationswissenschaftlichen Einführungen zu bestehen, aber sucht man zum Thema der interpersonellen Kommunikation und ihren Medien in Hinblick auf deren Auswirkungen auf Körpersprache und nonverbale Kommunikation, dessen Wahrnehmungsfähigkeit und Einsatz, dann wird es schon um einiges schwieriger. Das Kapitel 4 soll einen Überblick der mediatisierten, interpersonellen Kommunikation darstellen und eine Einführung sein mit einem überschaubaren Umfang. Vorangeschickt wird die computervermittelte, mediatisierte Kommunikation im unmittelbaren Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation. Es werden dazu auch einzelne Medien für die interpersonelle Kommunikation herausgegriffen, um den Körpersprachersatz bei digitaler Kommunikation aufzeigen zu können.
Kommt Körpersprache bei digitaler Kommunikation zum Einsatz, und wenn, in welcher Form kann Körpersprache durch Emoticons und Codes ersetzt werden. Das sind die zentralen Fragen dieses Kapitels, die Antworten finden sollen.
Das Kapitel 5 befasst sich abschließend noch eingehend mit den Auswirkungen mediatisierter Kommunikation auf die interpersonelle Kommunikation und überprüft reflektierend die Forschungsfrage dahingehend kritisch. Dabei sollen auch Folgen des „Überkonsums“ von digitalen Kommunikationsmitteln und Medien mit der Frage nach den Medieneffekten aufgezeigt werden.
Negative Momente und Faktoren einer mediatisierten Welt werden nach Höflich (2016: 219) beispielhaft in
- einer Entfremdung, Zurückgezogenheit und Isolation der Menschen voneinander und einem Verlernen kommunikativer Fähigkeiten, weil man es nicht mehr gewohnt ist, von Angesicht zu Angesicht miteinander zu kommunizieren (vgl. Höflich 2016: 219; Eilert 2013: 18),
- in digitaler Demenz (vgl. Spitzer: 2012) und
- in digitalem Autismus,
- in Vereinsamung (vgl. Döring 2018: 18),
- in einem Verlust der Fähigkeit zu Empathie (vgl. Spitzer 2015: 306
- und ähnlich dem „Kasper-Hauser-Syndrom“ [12] , durch die Flucht (bzw. dem permanenten Aufenthalt) in „digitale Welten“, in einem Entwicklungsrückstand bei Kindern und Jugendlichen gesehen.
Eilert (2013: 18) prangert den Verlust kommunikativer Fähigkeiten mit diesen Worten an:
„In einer Welt, in der es normal ist, dass schon die Vierjährigen mit Videokonsolen spielen, Stunden vor dem Fernseher verbringen und der echte zwischenmenschliche Austausch immer kürzer kommt, verkümmert unsere Fähigkeit, mit Gefühlen angemessen umzugehen, zunehmend.“ (Eilert 2013: 18)
Allerdings gibt es auch „Medieneuphoriker“ (vgl. Höflich 2016: 220) für die, die Vorteile in einer Medienwelt zu leben nur überwiegen (ebd.: 220). Die Frage, ob mediatisierte zwischenmenschliche Kommunikation nun eher positiv oder negativ einzuschätzen ist, wird (vgl. Döring 2018: 22) in aktuellen sozialwissenschaftlichen und kommunikationswissenschaftlichen Studien und Forschungen zunehmend ambivalent beantwortet: Vor- und Nachteile gehen dabei relativ ausgewogen nebeneinander (ebd.: 22). Und im konkreten Fall entscheiden Personen-, Situations- und Umweltfaktoren über die Gestaltung der digitalen, mediatisierten Individualkommunikation und die daraus resultierenden größeren oder kleineren Konsequenzen (vgl. Döring 2018: 22). Doch das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt nicht im Aufdecken und Klären von Vor- und Nachteilen, sondern, ob die Annahme Bestätigung findet, dass die Wahrnehmungsfähigkeit von Körpersprache bei mediatisierter, interpersoneller Kommunikation „leidet“.
Abschließend zeigt das Kapitel 6 noch in einem Resümee, dass von einer Dualität der Medieneffekte (vgl. Höflich 2016: 220f) gesprochen werden kann, es gibt positive wie negative Medieneffekte. Und, dass emotionale Ausdrucksformen Universalien aufzeigen und evolutionsbedingt angeboren sind, daher auch nicht verlernt werden können. Doch bringt man hier die Kultur ins Spiel, so Höflich (2016: 19), dann zeigt sich, dass es zwar Universalien gibt, aber die Art und Weise, wie sich Emotionen in gewissen Gegebenheiten und unter gewissen Umständen äußern, jedoch durch kulturelle Rahmen vorbestimmt ist (vgl. Höflich 2016: 19).
Das Leben „in“ Medienwelten führt unweigerlich zur Frage nach den Folgen (vgl. Höflich 2016: 1, 11; Krotz 2007: 49). Wie auch der Medienwandel ist auch die Entwicklung von Kommunikationsfähigkeit im Wandel. Sie verändert sich, dass Maß der Veränderung ist Thema dieser Arbeit.
2. Zwischenmenschliche Kommunikation
Bevor sich diese Arbeit ausführlich mit nonverbaler Kommunikation beschäftigt, muss zuvor die zwischenmenschliche Kommunikation betrachtet werden, um dann einen spezifischen „Bauteil“ der interpersonellen Kommunikation, die Körpersprache, darauf aufbauend erklären zu können. Die Bezeichnungen „zwischenmenschliche Kommunikation“, „interpersonelle Kommunikation“ und „interpersonale Kommunikation“ werden dabei in dieser Arbeit synonym verwendet. Auch wenn von Face-to-face-Kommunikation oder Kommunikation von Angesicht zu Angesicht geschrieben wird, ist in dieser Arbeit immer die zwischenmenschliche Kommunikation in räumlich und zeitlich selben Umfang gemeint, das setzt für die Kommunikation voraus, dass mindestens zwei Personen am selben Ort und zur selben Zeit sind.
Zwischenmenschliche Kommunikation kann nach Leitner (2011: 8) als eine, wenn nicht sogar als „DIE“ zentrale Aktivität in unserem Leben bezeichnet werden, und man kann sogar behaupten, dass Menschen mit anderen Menschen kommunizieren müssen, um überhaupt zu überleben (ebd.: 8), sich zu entwickeln und in unserer Gesellschaft bestehen zu können. Mit den Worten von Luhmann:
„Ohne Kommunikation gibt es keine menschlichen Beziehungen, ja kein menschliches Leben.“ (Luhmann 1981: 25)
Auch Höflich findet ähnliche Worte:
„Wir sind nicht dazu geschaffen, allein und ohne Kontakte zu unseren Mitmenschen zu leben. Ja, ohne Kommunikation gibt es wohl keine menschliche Existenz.“ (Höflich 2016: 13)
Rothe (2006: 5) spricht von Lebensqualität und vergleicht dabei die Qualität der zwischenmenschlichen Kommunikation mit einem Maß von Lebensqualität. Je höher die Qualität der Kommunikation, desto höher auch die Lebensqualität:
„Gelingende Kommunikation ist gemeinsames und freies Handeln zweier Menschen. Zwischenmenschliche Kommunikation in kongruenter Qualität ist Leben, d.h. Lebensqualität und Qualität der zwischenmenschlichen Kommunikation, vor allem der Face-to-face-Kommunikation, sind nicht voneinander zu trennen.“ (Rothe 2006: 5)
Unsere Entwicklung als unverwechselbare, einzigartige Person geschieht über die gesamte Lebensspanne hinweg in Abhängigkeit von zwischenmenschlicher Kommunikation (vgl. Rothe 2006: 5). Auf den Punkt gebracht, ist zwischenmenschliche Kommunikation für die Entwicklung und das (Über-) Leben von zentraler Bedeutung und geschieht überall, wo Menschen miteinander in Kontakt kommen. Somit stellt zwischenmenschliche Kommunikation ein so genanntes „ubiquitäres Ereignis“ 13 dar (vgl. Rothe 2006: 14).
Auf den ersten Blick ist die zwischenmenschliche Kommunikation ein ganz alltägliches Geschehen, das sich in unendlich vielen Varianten ereignet und dem wir uns kaum entziehen können (vgl. Rothe 2017: 1; Merten 1999: 13, 15). Doch scheinbar so Alltägliches und Allgegenwärtiges, wie die zwischenmenschliche Kommunikation, lässt sich nicht in einfachen Worten und einer allgemein gültigen Definition beschreiben. Das wird diese Arbeit noch unter Berücksichtigung und einem Einbeziehen von Erkenntnissen aus der Kommunikations-, Sozial- und Persönlichkeitspsychologie und auch kommunikationswissenschaftlichen, medienwissenschaftlichen und soziologischen Einsichten und Theorien, zeigen. Denn, das Konkrete (in diesem Fall das Alltägliche, die alltägliche Kommunikation) ist bekanntlich nicht immer das Einfache (vgl. Frindte / Geschke 2019: 11, 35).
Da diese Arbeit die Relevanz von Körpersprache bei zwischenmenschlicher Kommunikation zum Thema hat und diese ins „Rampenlicht“ rücken wird, mache ich an dieser Stelle bereits mit den Worten von Watzlawick et al. (2017: 58) darauf aufmerksam, dass das „Material“ jeglicher Kommunikation keineswegs nur Worte sind, sondern auch alle paralinguistischen Phänomene (wie z. B. Tonfall, Schnelligkeit oder Langsamkeit der Sprache, Pausen, Lachen und Seufzen), Körperhaltung, Körper- und Ausdrucksbewegungen (Körpersprache wie etwa Mimik und Gestik) usw. innerhalb eines bestimmten Kontextes beinhaltet –kurz, Verhalten jedweder Art (vgl. Watzlawick et al. 2017: 58). Das „Material“ menschlicher Kommunikation umfasst demnach mehr als nur Worte. Es sind auch alle nichtverbalen Begleiterscheinungen, die sogenannte Körpersprache, inbegriffen und so ist in Watzlawicks pragmatischer Sicht, nicht nur die Sprache, sondern alles Verhalten Kommunikation (vgl. Watzlawick et al. 2017: 25 f).
„Man kann nicht nicht kommunizieren. “ (Watzlawick et al. 2017: 60) Und Watzlawick et. al führen weiter aus, dass man sich „nicht nicht verhalten kann“. In ihrem Werk über „Menschliche Kommunikation“ beginnt ein beschriebener Gedankengang damit, dass jedes Lebewesen, also auch jeder Mensch, sich zu jedem Zeitpunkt seines Lebens in irgendeiner Art und Weise verhält. Das menschliche Verhalten ist eine grundlegende Eigenschaft, die immer da ist und man sich zu keiner Zeit nicht nicht verhalten kann (vgl. Watzlawick et al. 2011: 58).
Nur 7 % der Informationen, die wir vermitteln und annehmen, entstammen der Sprache, weitere 55 % der Körpersprache und 38 % dem Klang der Stimme (die Mehrabian-Formel 14 55-38-7 zit. n. Lasko 2016: 171). Die Bedeutung nonverbaler Aspekte in der Kommunikation ist damit nicht zu unterschätzen. Bewusste und unbewusste Bewegungen des Körpers können Meinungen, Motive, Absichten und Stimmungen transportieren und transparent machen. Worte können gänzlich andere Inhalte vermitteln als das, was die Körpersprache uns verrät, die auf Instinkten und der Erziehung ebenso beruht wie auf Bedingungen der sozialen Umwelt (ebd.: 171). Gebärden, Gestik, Mimik, Haltung, Sprechweise und Bewegungen zeichnen somit ein Gesamtbild, das gelesen und interpretiert werden kann. Körpersprache, die auf Instinkten, Erziehung und der sozialen Umwelt beruht, kann demnach je nach Erziehung, Herkunft und sozialer Umwelt variieren bzw. mehr oder weniger ausgeprägt sein und auch je nach Erziehung und sozialer Umwelt besser oder weniger gut gelesen werden (ebd.: 171).
Im Folgenden soll aber erst noch geklärt werden, welche Definitionen und Begrifflichkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation für diese Arbeit von Relevanz sind und welcher Kriterien es bedarf, um kommunizieren zu können, bevor sich eingehend mit der Körpersprache beschäftigt werden kann.
2.1. Kommunikationstheoretische Ansätze
„Es sei nichts so praktisch wie eine gute Theorie,“ meinte Lewin (zit. n. Frindte/Geschke 2019: 85). Dennoch, praktisch unmöglich zu lösen, scheint die Aufgabe nach einer allgemeingültigen Definition für die Kommunikation. Da aber wissenschaftliche Theorien mehr oder weniger systematische Konstruktionen sind, mit denen Bereiche der Wirklichkeit und ihre Veränderungen beschrieben und erklärt werden (vgl. Frindte/Geschke 2019: 87), wird sich diese Arbeit mit Teilbereichen der theoretischen Ansätze zum Begriff Kommunikation beschäftigen und eine Wirklichkeit dazu konstruieren.
Wie komplex und schwierig – praktisch unmöglich – die Findung einer allgemeingültigen Definition für Kommunikation bzw. zwischenmenschliche Kommunikation ist (vgl. Leitner 2011: 9; Rothe 2006: 108f), zeigt eine Auflistung von Merten (1999: 77 ff). In dieser finden sich 160 verschiedene Definitions- und Erklärungsversuche zum Begriff der Kommunikation. Diese 160 Definitionen beziehungsweise Definitionsansätze führt Merten auf neun Typen von Explikaten, die sich nach der Häufigkeit ihres Vorkommens wie folgt ordnen lassen: Kommunikation wird definiert durch: 1) Transmission, 2) Reiz-Reaktion, 3) Austausch, 4) Interaktion, 5) Interpretation, 6) Verhalten, 7) Teilhabe, 8) Beziehung und 9) Verständigung (vgl. Merten 1999, 79).
Das folgende Kapitel ist als Einführung in das breite Themenfeld zwischenmenschlicher Kommunikation konzipiert und es soll nicht um die Findung einer allgemeingültigen Definition für Kommunikation bzw. zwischenmenschliche Kommunikation gehen, sondern vielmehr eine Übersicht der theoretischen Ansätze und die Bereitstellung unterschiedlicher für die nonverbale Kommunikation, Körpersprache, relevanter Erkenntnisse darstellen. Diese sollen einerseits die Komplexität des Themas aufzeigen, andererseits aber auch die Basis für diese Arbeit liefern und damit in weiterer Folge auch Verständnis für die nonverbale Kommunikation selbst und ihre Funktionen, Dimensionen und Wirkungen schaffen. Es sollen zunächst Ansätze, Begrifflichkeiten und Theorien vorgestellt werden, die in der Kommunikationstheorie häufig vorkommen. Im Zentrum der Ausführungen stehen theoretische Ansätze und Kommunikationstheorien, wobei die zwischenmenschliche Kommunikation im Fokus der Betrachtungen stehen wird, ergänzt durch kommunikationspsychologische Überlegungen, die dem weiteren Verständnis dienen.
2.2. Definitionen und Abgrenzungen
Der Begriff Kommunikation im weitesten Sinne und zwischenmenschliche Kommunikation im engeren Sinne betrachtet, beschäftigt sich mit sozialer Interaktion (vgl. Watzlawick et al. 2017: 58 ff), sozialen Systemen und Interaktionssystemen (vgl. Luhmann, 1981: 26 ff), Sender-Empfänger-Modellen (u.a. vgl. Shannon & Weaver in Rothe 2006: 80; Merten 1999: 74; Schulz von Thun 1981: 30 ff), sozialen Phänomenen (vgl. Rothe 2006: 213), sozialen Geschehen (vgl. Höflich 2016:13) und unter anderem mit verständnisorientierten, nicht verständnisorientierten oder strategischen Kommunikationsverständnissen (Habermas 1981).
Die These der Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation bespricht Luhmann (1981: 25ff) und beschäftigt sich mit Fragen, die Unmögliches in Mögliches und Unwahrscheinliches in Wahrscheinliches transformieren.
Seine Kommunikationstheorie behauptet bzw. stellt fest: Kommunikation ist unwahrscheinlich. Sie ist unwahrscheinlich, obwohl wir sie jeden Tag erleben, praktizieren und ohne sie, so betont Luhmann (1981: 26 f), nicht leben würden. Die Aufgabe eine unwahrscheinliche Kommunikation möglich zu machen, lässt sich nur lösen, wenn man Kommunikation nicht als Phänomen, sondern als Problem betrachtet. Wenn man zunächst fragt, wie Kommunikation überhaupt möglich ist, stößt man auf eine Mehrzahl an Hindernissen und Problemen, die überwunden werden müssen.
Luhmann (1981: 26 f) hat drei Unwahrscheinlichkeiten identifiziert. Angelehnt daran habe ich Luhmanns Unwahrscheinlichkeit der Aufmerksamkeit hier noch mit und expliziert angeführt:
1.
Unwahrscheinlichkeit des Verstehens
Als erstes ist es unwahrscheinlich, dass man versteht, was ein anderer meint, bedingt durch die Trennung und Individualisierung des Bewusstseins. Das heißt, dass das eigene Gedächtnis Informationen bereitstellt, die nur dann einen Sinn erkennen bzw. verstehen können , wenn ein Kontext zur Information hergestellt werden kann.
2.
Unwahrscheinlichkeit des Erreichens des Empfängers
Es ist unwahrscheinlich, dass eine Kommunikation Personen erreicht, die in der konkreten Situation nicht anwesend sind. Das Problem liegt hier in der räumlichen und zeitlichen Bedingung für Kommunikation.
3.
Unwahrscheinlichkeit der Aufmerksamkeit
Sind gleicher Ort bzw. Raum zur selben Zeit gegeben, setzt dies aber noch nicht die Aufmerksamkeit des Gegenübers voraus.
4.
Unwahrscheinlichkeit des Erfolgs
Unter Erfolg wird verstanden, dass der Empfänger den selektiven Inhalt der Kommunikation (Information) als Prämisse des eigenen Verhaltens übernimmt, also an die Selektion weitere Selektionen anschließt und dadurch die Selektivität verstärkt.
Tabelle 1: Beispielhafte Darstellung der Unwahrscheinlichkeiten der Kommunikation in Anlehnung an Luhman (vgl. Luhmann 1981: 26 f)
Ohne Kommunikation bilden sich keine sozialen Systeme und diese sozialen Systeme (bzw. Arten von Kommunikation), werden durch den selektiven Prozess bestimmt, der wiederum nur durch eine „wahrscheinliche“ Kommunikation möglich ist (vgl. Luhmann 1981: 27). Unter selektiven Prozess versteht Luhmann:
„ Handeln nach entsprechenden Direktiven, aber auch Erleben, Denken und weitere Kognitionen Verarbeiten unter der Voraussetzung, daß eine bestimmte Information zutrifft.“ (Luhmann 1981: 27)
Für Rothe (2006: 9 f) wird zwischenmenschliche Kommunikation dann möglich, wenn mindestens zwei Menschen an einem entsprechenden Kommunikationsprozess beteiligt sind, wodurch auch von einem sozialen Ereignis gesprochen werden darf.
Interpersonelle Kommunikation kann als beständiger interpretierbarer Prozess gesehen werden, welcher bewusst, aber auch unbewusst ablaufen kann und stellt gleichzeitig einen mehrschichtigen und komplex ablaufenden Austausch unterschiedlicher Informationseinheiten dar (vgl. Leitner 2011: 10).
„Die Regel, es sei nicht möglich, nicht zu kommunizieren, gilt nur innerhalb von Interaktionssystemen unter Anwesenden, und selbst hier regelt sie nur, daß, nicht was kommuniziert wird.“ (Luhmann 1981: 27)
Beim interaktiven Prozess der Kommunikation, dem Austausch von Informationen, geben wir verbal wie auch nonverbal, bewusst und auch unbewusst, weiter was wir meinen, denken und fühlen:
„Der Austausch von Informationen zwischen Menschen spielt in jeder sozialen Interaktion eine Rolle. Sowohl verbal als auch nonverbal geben wir bewusst oder unbewusst weiter, was wir meinen, denken oder fühlen.“ (Traut-Mattausch/Frey 2006: 536)
Kommunikation zwischen Menschen kann auch beispielhaft definiert werden als eine Form des sozialen Handelns, das sich im subjektiven Sinn auf das Denken, Fühlen, Handeln anderer Menschen bezogen stattfindet. Es handelt sich demnach um ein verbales und (oder auch) nonverbales „Miteinander-in-Beziehung Treten“ von Menschen zum Austausch von Informationen (vgl. Bonfadelli 2002: 23).
Menschliche Kommunikation betrifft demnach immer zwei Personen, wobei diese gemeinsame Handlung, der Prozess der Kommunikation, noch keine Rückschlüsse auf die Qualität, das einander Verstehen, die Art oder Ablauf der Kommunikation zulässt (vgl. Leitner 2011: 10). Es lässt sich also zusammenfassend mit Sicherheit feststellen, wenn wir von Kommunikation reden, meinen wir offenbar das, was Menschen alltäglich tun: in Beziehung treten, Verbindungen schaffen, miteinander umgehen, sich verständigen und sich auszutauschen. Und dieses alltägliche Tun bestimmt auch unsere Vorstellungen darüber, was wir wie tun bzw. WIE wir das tun (vgl. Frindte / Geschke 2019: 22). Für Rothe (2006: 5) ist zwischenmenschliche Kommunikation, als eine von beiden Kommunikationspartnern gemeinsame, bestimmte Handlung, insbesondere Face-to-face-Kommunikation, die Urform der Kommunikation (vgl. Rothe 2006: 5). Wobei eigentlich die Face-to-face-Kommunikation eher eine irreführende Bezeichnung ist, denn es ist nicht nur das Gesicht, über das wir kommunizieren, sondern wir kommunizieren durch und mit unserem Körper, mit Mimik, Gestik, der Stimme, der Körperhaltung und Körperbewegung sowie den Augen im Blickkontakt (vgl. Rothe 2006: 10). Rothe führt weiter aus:
"Die Face-to-face-Kommunikation im strengen Sinne ist gekennzeichnet dadurch, dass zwei Menschen zur gleichen Zeit am gleichen Ort miteinander kommunizieren, d.h. die leibliche Dimension ist zum gleichen Raumzeitpunkt gegeben. Beide Kommunizierenden können einander uneingeschränkt mit allen Sinnen wahrnehmen. Diese Wahrnehmung ist in allen anderen Kommunikationsformen mehr oder weniger eingeschränkt. Wie gerade im Vergleich mit der computervermittelten Kommunikation deutlich wird [...] gehört zur Face-to-face-Kommunikation wesentlich die Leibdimension, ihr Ausdruck im und durch den Leib, über den wir uns in vielfältiger Weise mitteilen." (Rothe 2006: 13)
Was Rothe (2006: 13) damit unterstreicht, ist die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation für die zwischenmenschliche Kommunikation. Ohne die Leibdimension, ohne Körpersprache, kann zwischenmenschliche Kommunikation in ihrer Gesamtheit nur bedingt funktionieren. Folglich ist es tatsächlich so, dass Menschen nicht nur mit ihrer Stimme bzw. durch ihre gemeinsame Sprache, sondern vielmehr auch mit ihrer Mimik, Gestik, Körperhaltung oder Körperbewegung – mit ihrer ganzen Leibdimension – in zwischenmenschlichen Kommunikationssituationen kommunizieren (vgl. Rothe 2006: 10).
Röhner und Schütz (2016: 6; 2020: 7) bringen Kommunikation auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und nennen folgende Kernbestandteile: Sendende Person, Nachricht und Empfänger:in. Für eine umfassendere Begriffserklärung sind diese Bestandteile natürlich nicht ausreichend und so können für Röhner und Schütz (2016: 6f; 2020: 7f) in Anlehnung an Six et al. (2007) folgende Merkmale von Kommunikation festgehalten werden:
1. Kommunikation entspricht einem Prozess zwischen mindestens zwei Personen . Die Beteiligten treten miteinander in Beziehung, indem sie Zeichen austauschen. Für eine gelingende Kommunikation sind ein gemeinsames Zeichenrepertoire, dessen Verständnis sowie meist ein gemeinsamer Erfahrungs- und Wissenshintergrund eine wichtige Grundlage. Zeichen können im Kommunikationsprozess als Symptome, Ikone und Symbole genutzt werden (vgl. Röhner/Schütz 2020: 7).
2. Die Nachricht entspricht den Zeichen , die von dem Sender oder der Senderin en- und von dem Empfänger oder der Empfängerin dekodiert werden. Zu beachten ist, dass die gesendete und die empfangene Nachricht sich nicht notwendigerweise entsprechen müssen und es zu Missverständnissen kommen kann (vgl. Röhner/Schütz 2020: 7).
3. Sowohl das Senden als auch das Empfangen von Nachrichten setzen angemessene Mittel bzw. Modalitäten voraus (z. B. im Verlauf zwischenmenschlicher Kommunikation, eine Face-to-face-Kommunikation, der mimische Ausdruck und die Sprache oder bei medienvermittelter Kommunikation z. B. die entsprechende Funkverbindung) (ebd.: 7).
4. Kommunikation findet stets in einem bestimmten Kontext statt. Das jeweilige Kommunikationsklima kann neben anderen Faktoren, wie den vorherrschenden Kommunikationsregeln, den gesamten Kommunikationsprozess und dessen Ergebnisse mitbestimmen. Die am Kommunikationsprozess beteiligten Personen sind keinesfalls passiv. Jedoch ist nicht jede Aktivität für uns direkt sichtbar und beobachtbar. Sie führen sichtbare (z. B. eine Geste, ein Lächeln) und nicht sichtbare Aktivitäten (z. B. Eindrucksbildung vom Gegenüber) aus (ebd.: 8).
5. Kommunikation hat interaktiven Prozesscharakter und zeichnet sich durch wechselseitige Beeinflussung aus (ebd.: 8).
6. Obwohl Kommunikation immer ein Ziel verfolgt, muss sie nicht immer vollständig bewusst erfolgen. Beispielsweise mag eine Person, die mit einer Äußerung nicht einverstanden ist, unwillkürlich die Stirn runzeln. So lässt sich festhalten, dass Kommunikation stets zielgerichtet ist, aber nicht notwendigerweise vollständig bewusst erfolgt (vgl. Röhner / Schütz 2020: 8).
Nach Merten (1999: 13 f) zeichnet sich die Kommunikationsforschung gegenüber anderen Disziplinen durch zumindest zwei Besonderheiten aus: Zum einem durch die Alltäglichkeit und die Banalität der Kommunikation und zum anderen durch die Relevanz von Kommunikation. Er gliedert Kommunikation in vier Dimensionen und unterscheidet dabei zwischen medialer und informeller sowie nach intentionaler und non-intentionaler Kommunikation (vgl. Merten 1999: 13f; Rothe 2006: 13, 109). Für die Analyse von Kommunikation setzt Merten beim einfachsten Kommunikationsprozess, der informellen Kommunikation (der mündlichen, personalen, Face-to-face Kommunikation) an. Kommunikation zeichnet sich dabei durch Profanität, Universalität, Flüchtigkeit, Relationalität und Unvermeidbarkeit aus.
1. Die Profanität von Kommunikation erklärt die Tatsache, dass Kommunikationsprozesse jederzeit von jedermann mit geringstem Aufwand initiiert werden können und Kommunikation eine banale Alltäglichkeit darstellt. Jedoch die Analyse von Kommunikation bringt ungemeine Schwierigkeiten mit sich, gerade weil Kommunikation so einfach und ökonomisch einzusetzen ist (ebd.: 15).
2. Universalität bezeichnet die Tatsache, dass Kommunikation alle Bereiche des menschlichen Daseins betrifft (ebd.: 16).
3. Flüchtigkeit beschreibt die Erkenntnis, dass Kommunikation nicht nach festen Regeln vermessen, gewogen, beschrieben oder bestimmt werden kann (ebd.: 16f).
4. Mit Relationalität ist gemeint, dass Kommunikation eine spezifische und dynamische Relation zwischen Kommunikator und Rezipient darstellt. Kommunikation lässt sich demnach nicht als Objekt dingfest machen, sondern nur als relationale Größe, als Prozess zwischen Kommunikator und Rezipient, der nicht statisch, sondern dynamisch begriffen werden muss (ebd.: 17).
5. Mit der Unvermeidbarkeit bedient Merten (ebd.: 17) das weltbekannte Axiom von Paul Watzlawick das besagt, dass Menschen nicht nicht kommunizieren können (vgl. Watzlawick et al. 2017: 58; Merten 1999: 17).
Wie bereits anfangs schon in die Thematik einführend erläutert, ist nach Watzlawick et al. (2017: 58) das „Material“ jeglicher Kommunikation keineswegs nur Worte, sondern auch alle paralinguistischen Phänomene, Körperhaltung, Körperausdruck und Körpersprache innerhalb eines bestimmten Kontextes (vgl. Watzlawick et al. 2017: 58). Das Verhalten jeder Art ist somit auch Kommunikation und es sind auch alle nichtverbalen Begleiterscheinungen, die sogenannte Körpersprache inbegriffen und so ist in Watzlawicks pragmatischer Sicht, nicht nur die Sprache, sondern alles Verhalten Kommunikation (vgl. Watzlawick et al. 2017: 25 f). Verhalten hat eine Eigenschaft, die gerne übersehen wird: Man kann sich nicht nicht verhalten. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass alles Verhalten in einer zwischenpersönlichen Situation auch Mitteilungscharakter hat. Das heißt: Zwischenmenschliche Kommunikation ist, daraus folgend, wie immer man es auch versuchen mag, dass man nicht nicht kommunizieren kann (vgl. Watzlawick et al. 2017: 58 f).
Des Weiteren besteht in der zwischenmenschlichen Kommunikation die Relation zwischen Inhalts- und Beziehungsaspekt . Der I nhaltsaspekt übermittelt und regelt die „Daten“, der Beziehungsaspekt legt fest und bestimmt, wie diese „Daten“ aufzufassen sind (vgl. Watzlawick et al. 2017: 63). Menschliche Kommunikation kann dabei in drei Segmente zur Analyse und näheren Betrachtung unterteilt werden, wobei es sich hierbei um Syntaktik, Semantik und Pragmatik handelt (vgl. Watzlawick et al. 2017: 25).
- Die Syntaktik beschäftigt sich mit der Art und Weise der Nachrichtenübermittlung,
- die Semantik mit der Bedeutung der verwendeten Symbole und
- die Pragmatik mit den Konsequenzen, welche die zwischenmenschliche Kommunikation für die Kommunikationsteilnehmer: innen haben kann (ebd.: 25).
Watzlawicks Erkenntnisse zur Pragmatik der Kommunikation werden noch bei den Kommunikationsmodellen eingehend diskutiert (ebd.: 25).
Die Arbeit von Watzlawick et al. fand auch besonderen Anklang in der praktisch orientierten Anleitung zum „Miteinander reden" von Friedemann Schulz von Thun. Er beruft sich theoretisch auf die Ansätze von Carl Rogers, Alfred Adler, Ruth Cohn, Fritz Perls und Paul Watzlawick (vgl. Schulz von Thun 1989: 13). Hinter Schulz von Thuns Empfehlungen und Anweisungen zum besseren Kommunizieren steht ein individuumszentriertes Konzept von Kommunikation, in der Nachfolge auch von Shannon und Weaver, gerade wenn es um das Verständnis zwischen Sender und Empfänger geht (vgl. Rothe 2006: 104). Die Kommunikationsmodelle, aufbauend auf dem Klassiker von Shannon und Weaver oder auch dem sehr linearen Konzept der Lasswell Formel, werden in Hinblick auf die Relevanz und Bedeutung von Körpersprache im Kapitel 2.4. noch vorgestellt.
Die kommunikationstheoretischen Ansätze und Definitionen konnten nun einen ersten Eindruck vermitteln wie Kommunikation zu verstehen ist und dessen Einbindung von Körpersprache für gelingende Kommunikation.
2.3. Kommunikationsmodelle
Dass Kommunikation immer ein wechselseitiges Geschehen, ein Prozess, zwischen mindestens zwei Menschen ist, wurde beim Darstellen der kommunikationstheoretischen Ansätze bereits eingehend erläutert. Im folgenden Kapitel wird ein Blick auf die Wechselseitigkeit geworfen, die sich in nonverbalem und verbalem Verhalten ausdrücken kann. Es soll ein Verständnis dafür geschaffen werden, wie in dieser Arbeit die zwischenmenschliche Kommunikationsprozess verstanden wird und wie der zu erforschende nonverbale Bereich der Kommunikation – die Körpersprache – darin ihren Platz findet.
Beginnend mit dem Klassiker der Kommunikationsmodelle nach Shannon und Weaver, der aus sozialwissenschaftlicher Sicht unbefriedigend, nur den linearen Prozess der Signal- bzw. Informationsübermittlung abbildet (vgl. Bentele/Beck 1994: 22) und auch die Bedeutungen, die der Kommunikator einer Information zuschreibt, nicht überträgt (vgl. Merten 1999: 75), werden nach und nach komplexere Modelle vorgestellt.
Modelle, die Einfachheit des Transportmodells wie nach Shannon und Weaver überwunden haben (vgl. Beck 2007: 27f) und die Wechselseitigkeit des Prozesses mit in die Betrachtung nehmen, also die Tatsache betonen, dass Kommunikation in zwei Richtungen ablaufen kann und semantische sowie pragmatische Aspekte zu berücksichtigen sind (vgl. Bentele/Beck 1994: 25; Leitner 2011: 20). Und so sind letztlich Modelle, auch die Kommunikationsmodelle, eine Aggregation und Abstraktion der Wirklichkeit, die zu einem bestimmten Anteil diese Wirklichkeit darstellen sollen und dienen dazu, die Komplexität der Wirklichkeit zu reduzieren (vgl. Baller/Schaller 2017: 19).
2.3.1. Das Sender-Empfänger-Modell nach Shannon/Weaver
Mit dem Shannon/Weaver Modell wird ein Modell aus der Nachrichtentechnik vorgestellt. Es beschreibt als perfekt formalisiertes Modell in mathematischen Termini die Probleme, die die korrekte syntaktische Übertragung von elektronisch verschlüsselten Aussagen bzw. Informationen (Messages) erzeugt (vgl. Merten 1999: 74; Schützeichel 2015: 19; Rothe 2006: 80).
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Abbildung 2: Das Modell der mathematischen Kommunikationstheorie nach Shannon und Weaver (zit. nach Merten 1999: 74)
Die Darstellung des Modells zeigt in Anlehnung an die Modalitäten der Telefonkommunikation einen Sender und einen Empfänger (vgl. Rothe 2006: 80f, Leitner 2011: 18; Schützeichel 2015: 20). Der Transmitter wandelt die dabei zu übertragende Information in ein Signal um, encodiert das Signal, welches übermittelt und schlussendlich beim Empfänger mithilfe eines Receivers wieder in die ursprüngliche Nachricht zurückgewandelt und decodiert wird (vgl. Rothe 2006: 81; Leitner 2011: 18; Bentele/Beck 1994: 21; Schützeichel 2015: 19). Eine so genannte Noise Source stellt dabei das technische Problem wie etwa in Form eines „Rauschens“ dar (Bentele/Beck 1994: 22). Dieses Problem der genauen und eindeutigen Signalübermittlung kann analog gesehen auch für die Kommunikationswissenschaft gelten, da entsprechende verbale und nonverbale Signale durch unterschiedlichste Umstände und Faktoren gestört bzw. verändert werden können (vgl. Leitner 2011: 18; Merten 1999: 74f). Bezogen auf die Face-to-face-Kommunikation ohne technische Hilfsmittel wäre die Nachrichtenquelle das Gehirn des Sprechers, dessen Stimmbänder würden dem Sender entsprechen, der das Signal erzeugt, welches durch die Luft, dem Kanal, übertragen wird. Die Ohren und die dort stimulierten Gehörnerven stellen den Empfänger dar, und dessen Gehirn würde schließlich dem Ziel der Botschaft entsprechen und diese Botschaft decodieren (vgl. Bonfadelli 2002: 427). Das „Rauschen“ bezogen auf die Face-to-face-Kommunikation kann z. B. durch Straßenlärm oder sonstige Umweltgeräusche, den Empfang der Sprechsignale beim Empfänger stören (vgl. Bonfadelli 2002: 428).
„Information“ (Message) darf in dieser mathematischen, technischen Theorie nicht mit „Bedeutung“ gleichgesetzt werden (ebd.: 428), anders formuliert: Probleme, die bei der Codierung bzw. Decodierung auftreten, werden im Modell von Shannon/Weaver nicht berücksichtigt (vgl. Leitner 2011: 18; Merten 1999: 75). „Bedeutungen“, die der Kommunikator einer „Information“ zuschreibt, können nicht übertragen werden und können somit niemals identisch zu denen des Rezipienten sein (vgl. Merten 1999: 75). All dies hat der Soziologe Bernhard Badura (1971) erkannt, als er die technisch mathematische Perspektive des Shannon/Weaver-Modells auf die zwischenmenschliche Kommunikation übertrug und eine adaptierte Variante des ursprünglichen Modells vorlegte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Erweiterte Randbedingungen von Kommunikation nach Badura (zit. nach Bonfadelli 2002: 430; Leitner 2011: 19)
In Entsprechung zu den Nebengeräuschen bei der elektrischen Signalübertragung erweitert Badura das Modell von Shannon/Weaver, welche das ursprünglich rein syntaktische Modell um semantische und pragmatische Aspekte erweitert und unterscheidet vier Klassen gesellschaftlicher Randbedingungen von Kommunikation (vgl. Bonfadelli 2002: 429 f):
1. Abhängig von der Kommunikationssituation – in welcher der Kommunikationsvorgang stattfindet – wird beispielsweise die Informationsaufnahme, -verarbeitung und -interpretation immer anders sein (vgl. Leitner 2011: 20).
2. Das Informationsniveau beschreibt den Grad der Verständlichkeit, der Abstraktheit oder der Konkretheit der Information beeinflusst durch den Übertragungsprozess (ebd.: 20).
3. Der emotive Erlebnishorizont beschreibt die Art und Weise wie die Information bei der betreffenden Person aufgenommen und verarbeitet wird, beeinflusst durch Emotionen (ebd.: 20).
4. Das Interesse einer Person am Thema beeinflusst die Art und Weise der Informationsaufnahme und die Ver- sowie Entschlüsselungsprozesse (ebd.: 20).
Diese Randbedingungen sollen den Umstand verdeutlichen, dass Begleiterscheinungen des sozialen Informationsübertragungsprozesses die Ver- und Entschlüsselung der Signale beeinflussen können (vgl. Leitner 2011: 20). Kommunikation findet immer unter „gesellschaftlichen Randbedingungen“ statt, deshalb können sowohl interpersonelle als auch massenmediale Kommunikationsprozesse aus diesem Blickwinkel betrachtet werden (vgl. Bonfadelli 2002: 431).
2.3.2. Die Lasswell-Formel
Der Austausch von Informationen zwischen Menschen spielt in jeder sozialen Interaktion eine wichtige Rolle. Sowohl verbal als auch nonverbal geben wir bewusst oder unbewusst weiter, was wir meinen, denken oder fühlen (vgl. Traut-Mattausch/Frey 2006: 536). An diesem Kommunikationsprozess sind nach Harold D. Lasswell (1948) folgende Komponenten beteiligt: Wer (Sender) sagt was (Nachricht) zu wem (Empfänger) womit (Zeichensignal) durch welches Medium (Kanal) mit welcher Absicht (Intention) und mit welchem Effekt (Reaktion des Empfängers) (vgl. Traut-Mattausch/Frey 2006: 536; Schützeichel 2015: 22f)? Mit Hilfe dieses Ansatzes, der sogenannten „Lasswell-Formel“, ist es möglich Kommunikationsprozesse zu beschreiben (vgl. Frindte/Geschke 2019: 194).
2.3.3. Paul Watzlawick und die Pragmatik der Kommunikation
Watzlawick sieht in der Pragmatik jenen Bereich, um den sich die Kommunikationswissenschaft im Besonderen zu kümmern habe. Er versteht unter Pragmatik der Kommunikation einen reziproken Prozess, in dem alle Beteiligten Personen handeln und reagieren bzw. empfangen und senden (vgl. Frindte/Geschke 2019: 199).
„Denn das Material der Pragmatik sind nicht nur Worte, ihre Konfigurationen und ihre Bedeutungen – also die Daten der Syntaktik und der Semantik –, sondern auch alle nichtverbalen Begleiterscheinungen, die sogenannte Körpersprache inbegriffen.“ (Watzlawick 2017: 25)
Watzlawick (2017) führt seine pragmatische Sicht der Kommunikation wie folgt weiter aus:
„Und schließlich ist die die kommunikativen Abläufe bestimmende Rolle des Kontextes, also der «Umwelt» jeder Kommunikation, in Betracht zu ziehen. In dieser pragmatischen Sicht ist demnach nicht nur die Sprache, sondern alles Verhalten Kommunikation – selbst die kommunikativen Aspekte jedes Kontextes – beeinflusst das Verhalten.“ (Watzlawick 2017: 25f)
Wenn man untersucht, was eine Mitteilung enthält, so erweist sich nach Watzlawick et. al (2017: 61) der Inhalt der Mitteilung als Information und gleichzeitig enthält eine Mitteilung einen weiteren wichtigen, aber weniger offensichtlichen Aspekt – nämlich wie der Sender die Mitteilung vom Empfänger verstanden haben möchte (vgl. Watzlawick 2017: 61). So finden wir nach Watzlawick et al. (2017: 61) in jeder Kommunikation sowohl einen Inhalts- als auch Beziehungsaspekt . (vgl. Watzlawick et al. 2017: 61; vgl. Höflich 2016: 29).
„In der menschlichen Kommunikation besteht dieselbe Relation zwischen Inhalts- und Beziehungsaspekt: Der Inhaltsaspekt vermittelt die «Daten», der Beziehungsaspekt weist an, wie diese Daten aufzufassen sind.“ (Watzlawick et al. 2017: 63).
Signale, welche sowohl auf der Inhalts- als auch auf der Beziehungsebene dieselbe Nachricht übermitteln, werden als kongruent bezeichnet. Widersprüchliche Signale werden hingegen als inkongruent gekennzeichnet (vgl. Schulz von Thun 1989: 35; Rothe 2006: 228f). Das trifft sich auch mit dem Konzept der Stimmigkeit beziehungsweise Kongruenz bei Carl Rogers (vgl. Plate 2014: 51). Auch Bandler und Grinder (vgl. Plate 2014: 40ff) verwenden das Modell der Kongruenz. Ausgesendet werden in der verbalen Modalität sowohl verbale als auch paraverbale Botschaften (was ich sage und wie ich es sage) und in der kinästhetischen Modalität, dem Verhalten, sowohl Mimik als auch Gestik. Zwischen diesen verschiedenen Botschaften kann ein Beobachter nun eine Kongruenz oder eine Inkongruenz feststellen – wenn beispielsweise die Worte nicht zur Mimik passen (vgl. Satir 2010: 117f). Wie etwa eine positive Beziehungsaussage (wie ich habe dich lieb) von einer abweisenden Körperbewegung oder einer reserviert distanzierten Körperhaltung begleitet sein kann (vgl. Schulz von Thun 1989: 37).
Betrachtet man Kommunikation bildhaft, dann kann „quasi bildlich“ die Kommunikation bzw. der Kommunikationsprozess auch „kreisförmig“ gesehen und verstanden werden. Das heißt, ohne Anfang und ohne Ende – „als unendliche Schleife“. Es gibt weder einen Anfangspunkt noch einen Endpunkt. Eine Person nimmt eine Mitteilung auf, die sie von einer anderen Person erhalten hat, empfängt diese und verarbeitet die Information. Dann wird auf das Empfangene reagiert und der nächste ist an der Reihe zu reagieren – und so entsteht ein „kreisförmiger“ Kommunikationsprozess (vgl. Watzlawick et al. 2017: 65ff; Schulz von Thun 1989: 82ff; Lubienetzki 2020: 46). Aus der eingehenden Darstellung des Kreislaufes einer Kommunikation erklärt sich Watzlawicks (2017) Axiom der Interpunktion von Ereignisfolgen: Die Natur jeder Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe bedingt (vgl. Watzlawick 2017: 69f; Frindte/Geschke 2019: 200).
[...]
1 Kommunikation von Angesicht zu Angesicht
2 Dualität, Gegensätzlichkeit
3 allgegenwärtig, überall vorkommend
4 Kennzeichen von Polemik ist, dass mit Mitteln der Übertreibung, der Ironie und des Sarkasmus gearbeitet wird. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Polemik, 11.10.2021)
5 Kofferwort aus den Begriffen „Smartphone“ und „Zombie“
6 Die DIVSI Studie ist eine Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet
7 JIM-Studie steht für Jugend, Internet, Medien
8 BLIKK steht für Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation; Studie BLIKK-Medien: Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien
9 Die bivariate Statistik analysiert zwei Variablen gemeinsam. Obenstehend werden die Zusammenhänge zwischen einem erhöhten elektronischen Medienkonsum und der Beobachtung der von Eltern beschriebenen Entwicklungsauffälligkeiten, aufgezeigt.
10 Kongruenz (von lat. congruens „übereinstimmend“, „passend “) bedeutet allgemein Übereinstimmung. Der Begriff wurde von Carl Rogers im Rahmen seiner Klienten zentrierten Psychotherapie geprägt. Hier benennt Rogers die Kongruenz als eine der erforderlichen Grundhaltungen des Therapeuten in der Beziehung zu seinem Patienten. Siehe dazu auch (Quelle) unter https://de.wikipedia.org/wiki/Kongruenz_(Psychotherapie) (11.10.2021)
11 Die Dialektik wird als Mittel zur methodischen Wahrheitsfindung, um Gegensätze zwischen Begriff und Gegenstand, Diskussionsteilnehmenden oder reale Gegensätze in Natur oder Gesellschaft zu analysieren und zu beschreiben, verstanden. Siehe auch (Quelle) unter https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektik (15.11.2021)
12 In Medizin und Psychologie verwendet man für die schwerste Form von Hospitalismus oft den Begriff „Kaspar-Hauser-Syndrom“ bei völligem Reizentzug in Kombination mit Einpferchung. Siehe auch (Quelle) unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Hospitalismus
13 Das Adjektiv ubiquitär bedeutet „allgegenwärtig“ oder „überall verbreitet“. Ubiquitär kann gut verwendet werden, um eine bedingungslose Verbreitung oder Allgegenwärtigkeit eines Sachverhaltes, eines Gegenstandes, Konventionen oder Meinungen hervorzuheben. Siehe dazu auch (Quelle) unter https://neueswort.de/ubiquitaer/ (10.11.2021)
14 Außerhalb der wissenschaftlichen Psychologie wurde Mehrabian bekannt durch eine Aussage zur Bedeutung nonverbaler Elemente in der menschlichen Kommunikation. Gemäß der sogenannten 7-38-55-Regel wird die Wirkung einer Mitteilung über das eigene emotionale Empfinden von Mögen/Ablehnung („like“/ „dislike“), die in Bezug auf die Komponenten Inhalt, stimmlicher oder mimischer Ausdruck widersprüchlich ist, zu 7 % durch den sprachlichen Inhalt, zu 38 % durch den stimmlichen Ausdruck und zu 55 % durch die Körpersprache bestimmt. Siehe dazu auch (Quelle) unter https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Mehrabian (24.04.2021)
- Quote paper
- Silvia Faulhammer (Author), 2021, Wie digitale Kommunikationsmittel die Wahrnehmungsfähigkeit, Körpersprache zu interpretieren, verändern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1181693
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