In dieser Arbeit werde ich mich speziell auf die Textualität beziehen und darauf bezogen der Frage dieser Hausarbeit nachgehen, wann ein Text als solcher in der Kommunikation verstanden wird und wie ich ihn rekonstruieren kann. Zunächst musste ich einen Text bestimmen, den ich auf seine Textualität prüfen wollte. Da es ein unendliches Feld an Texten gibt, war die Wahl nur mit Eingrenzungen von Faktoren möglich. So habe ich nach einem für mich interessanten, wie auch für die
Aufgabenstellung sinnvollen Text gesucht. Meine Wahl ist bezüglich der Ausschlusskriterien auf das Werk „Brabbelback“ gefallen. Der Text „Brabbelback“ von Lieselotte und Martin Remane ist eine deutsche Übersetzung des Unsinns-Gedicht „Jabberwocky“ von Lewis Carroll. Da es sich um ein geschriebenes Medium handelt, werde ich mich auch nur auf die geschriebene Textkommunikation beziehen.
Bei meiner Gliederung wird als Erstes die Definition der Textualität Stück für Stück aufgebaut und der Schwerpunkt wie auch die Richtung der Arbeit deutlich. Des Weiteren konzentriere ich mich auf den Begriff „Textkonstitution“. Um den Rahmen festzulegen, indem ich arbeite, wird der Übergang von de Beaugrande und Dresslers Kriterien zu den Kriterien Hausendorf und Kesselheims dargestellt. Zusätzlich muss der Begriff „Akzeptabilität“ im Einzelnen aufgezeigt werden, weil es sich um ein abstraktes Kriterium handelt. Die Textualitätsquellen, die aus dem Übergang entstehen, werden separat zu der Analyse des Textes erläutert, weil ich sie in dieser nur implizit erwähnen werde. Damit habe ich den Wechsel der beiden Ansätze endgültig deutlich gemacht und kann mich mithilfe dieses vorgefertigten Wissens auf den Text „Brabbelback“ beziehen.
Dafür verknüpfe ich ihn mit den jeweiligen Unterkategorien der Textualität von Hausendorf und Kesselheim – und zwar den Textualitätsmerkmalen und die sich auf diese beziehenden Textualitätshinweise, um eine qualitative Analyse zu gewährleisten. Im Schlussteil zeige ich auf, wie gut mir die Analyse gelungen ist; ob es Komplikationen oder Schwierigkeiten wegen des Textes gab.
Brabbelback
Lieselotte & Martin Remane
Es sunnte Gold, und Molch und Lurch krawallten 'rum im grünen Kreis, den Flattrings ging es durch und durch, sie quiepsten wie die Quiekedeis.
»Nimm dich in acht vorm Brabbelback, mein Sohn! Er beißt, wenn er dich packt. Reiß aus, reiß aus vorm Sabbelschnack, vorm Jubjub, der dich zwickt und zwackt!«
Er aber schwuchtelt mit dem Schwert, trabaust dem Unhold hinterdrein. Doch beim Tumtumbaum macht er kehrt und grübelt: Wo, wo mag er sein?
Und während er so duselnd stand, kam feuerfauchend Brabbelback quer durch den Dusterwald gerannt, der Brabbelback, der Sabbelschnack!
Komm 'ran, komm 'ran! Und schwipp und schwapp haut er das Schwert ihm ins Genick, der Unhold fiel, sein Kopf war ab, der Held kam mit dem Kopf zurück.
»Ermurkst hast du den Brabbelback! Umarmen wird man dich zu Haus! Callu, callei! Mit Sabbelschnack« und seinem Tratschen ist es aus!
Es sunnte Gold, und Molch und Lurch krawallten 'rum im grünen Kreis, den Flattrings ging es durch und durch, sie quiepsten wie die Quiekedeis.
(Lieselotte & Remane)
1. Einleitung
Die Textlinguistik ist eine Wissenschaft, die sich mit dem über den Satz Hinausgehenden beschäftigt. Sie eröffnet dadurch ein großes Feld für analysierende Vorgehensweisen. De Beaugrande und Dressier haben im Jahre 1981 Kriterien vorgestellt, um einen Textaufbau zu rekonstruieren. Hausendorf und Kesselheim nahmen sich die Kriterien 2008 vor und erneuerten die Theorie. Sie erweiterten die Rekonstruktion der Text-Kommunikation und machten sie für die heutige Zeit anwendbar auf einen Text.
In dieser Arbeit werde ich mich speziell auf die Textualität beziehen und darauf bezogen der Frage dieser Hausarbeit nachgehen, wann ein Text als solcher in der Kommunikation verstanden wird und wie ich ihn rekonstruieren kann. Zunächst musste ich einen Text bestimmen, den ich auf seine Textualität prüfen wollte. Da es ein unendliches Feld an Texten gibt, war die Wahl nur mit Eingrenzungen von Faktoren möglich. So habe ich nach einem für mich interessanten, wie auch für die Aufgabenstellung sinnvollen Text gesucht. Meine Wahl ist bezüglich der Ausschlusskriterien auf das Werk „Brabbelback“ gefallen. Der Text „Brabbelback“ von Lieselotte und Martin Remane ist eine deutsche Übersetzung des Unsinns-Gedicht „Jabberwocky“ von Lewis Carroll. Da es sich um ein geschriebenes Medium handelt, werde ich mich auch nur auf die geschriebene Textkommunikation beziehen.
Bei meiner Gliederung wird als Erstes die Definition der Textualität Stück für Stück aufgebaut und der Schwerpunkt wie auch die Richtung der Arbeit deutlich. Des Weiteren konzentriere ich mich auf den Begriff „Textkonstitution“. Um den Rahmen festzulegen, indem ich arbeite, wird der Übergang von de Beaugrande und Dresslers Kriterien zu den Kriterien Hausendorf und Kesselheims dargestellt. Zusätzlich muss der Begriff „Akzeptabilität“ im Einzelnen aufgezeigt werden, weil es sich um ein abstraktes Kriterium handelt. Die Textualitätsquellen, die aus dem Übergang entstehen, werden separat zu der Analyse des Textes erläutert, weil ich sie in dieser nur implizit erwähnen werde. Damit habe ich den Wechsel der beiden Ansätze endgültig deutlich gemacht und kann mich mithilfe dieses vorgefertigten Wissens auf den Text „Brabbelback“ beziehen. Dafür verknüpfe ich ihn mit den jeweiligen Unterkategorien der Textualität von Hausendorf und Kesselheim - und zwar den Textualitätsmerkmalen und die sich auf diese beziehenden Textualitätshinweise, um eine qualitative Analyse zu gewährleisten. Im Schlussteil zeige ich auf, wie gut mir die Analyse gelungen ist; ob es Komplikationen oder Schwierigkeiten wegen des Textes gab.
2. Definition von Textualität
Die Textualität beschäftigt die moderne deutschsprachige Textlinguistik schon seit den Anfängen der 70er Jahre und wird von Hausendorf, Kesselheim, Kato und Breitholz so definiert: „Textualität ist seit dem Aufkommen der Textlinguistik ein Begriff für die Bedingungen, die sprachliche Erscheinungsformen erfüllen müssen, um als Text wahrgenommen und behandelt zu werden.“ (Hausendorf, Kesselheim, Kato & Breitholz 2017: S. 1). Damit solch eine Bedingung gelingt, wird ein Text rekonstruiert. Um solch eine Rekonstruktion erfolgreich auszuführen, muss der Begriff Kommunikation beachtet werden.
Wenn wir vor diesem Hintergrund an das Textualitätskonzept von de Beaugrande und Dressier anknüpfen, beziehen wir uns in erster Linie auf die Vorstellung, dass es die Aufgabe der Textlinguistik sein sollte, den Prozess der Textkonstitution nachzuzeichnen; dass ihr Textbegriff also erklären können sollte, wie Textualität in der ,Text-Kommunikation‘ zustande kommt. Ausgangs- und Fluchtpunkt der textlinguistischen Analyse ist also der Gegenstand der ,Text-Kommunikation‘. Die theoretische Herausforderung besteht dann darin, im Einzelnen zu entwickeln, was es bedeutet, die ,Kommunikation durch Texte“ zum Gegenstand zu machen, (ebd. S.7)
Texte sollen nicht die Bedeutung ihrer Aussagekraft verlieren. Aus diesem Grund ist es wichtig, nicht die Kommunikation nur als ein Austausch von Rezipienten und Produzenten zu verstehen, sondern als Verstehen der Textualitätshinweise in einem Text, um die Reproduktion des Textes in einer Kommunikation erfolgreich durchzuführen. „Ausdruck und Manifestation dieser Kommunikation ist deshalb nicht die Empirie tatsächlicher Lektürevorgänge von Lesern und Leserinnen aus Fleisch und Blut, sondern der Text selbst, verstanden als Ansammlung von Lesbarkeitshinweisen“ (ebd. S. 23). Produzent und Rezipient sollen aus dem Grund weniger eine Rolle spielen, weil sonst der Text an sich nur noch subjektiv interpretierbar ist; der Leser wie auch Autor ordnen dem Text sonst nur ihren eigenen verstandenen Sinn zu (ebd. S.21).
Der Begriff der Textualität wird aber nicht nur mit der Text-Kommunikation verbunden, sondern auch mit dem Begriff der Lesbarkeit. Die Lesbarkeit ersetzt sogar den Begriff der Textualität, da sie besser geeignet ist. Denn erst durch die Lesbarkeit der Texte kann Kommunikation zustande kommen; es wäre sonst unmöglich, den Text rekonstruieren zu können, ohne ihn in seiner Gestaltung lesbar zu machen. Es ist eine Alternative zu der Kommunikationsbedingung der „Anwesenheit“ bei den Face-to-face- Interaktionen (vgl. Hausendorf et. al. 2017: S. 8). So wird durch die Lesbarkeit ein Austausch über das Geschriebene möglich. Da aber eine Trennung von Gesprochenen und Geschriebenen wichtig ist, sollte eher nicht von Alternative gesprochen werden, sondern von einer anderen Herangehensweise für eine andere Art von Rekonstruktion.
3. Die Textkonstitution
Bezogen auf de Beaugrande und Dresslers Textualitätsbegriffe gibt es zwei bedeutende Merkmale, die hier kurz Erwähnung finden sollen, damit die Textkonstitution im weiteren Verlauf besser dargestellt werden kann. Es handelt sich um die Begriffe Kohäsion und Kohärenz.
Der Unterschied von Kohäsion und Kohärenz fällt also mit zwei Unterscheidungen zusammen: mit der von grammatischen vs. semantischen Abhängigkeiten von Textkomponenten und mit der von Oberfläche und Tiefe, wobei Oberfläche für die sichtbaren sprachlichen Signale von Textualität steht und die suggerierte (wenn auch nicht explizit so benannte) ,Tiefe‘ für den Beitrag der Sprachbenutzer zur Verknüpfung von ,Textwissen‘ und ,Weltwissen‘. (Hausendorf et. al. 2017: S. 18)
Kohäsion bezieht sich somit auf die grammatische Oberflächenstruktur, beispielsweise die Syntax, und Kohärenz setzt den Schwerpunkt auf die semantischen Abhängigkeiten, die einem Text zugrunde liegen (vgl. Hausendorf et. al. 2017: S.9). Beide Merkmale können erst in Verbindung mit der Beschäftigung eines Textes angewendet und analysiert werden.
Deswegen wird bei de Beaugrande und Dressier differenziert zwischen den sogenannten „text-zentrierten“ und „verwender-zentrierten“ Begriffen (vgl. Hausendorf et. al. 2017: S. 9). Mit „verwender-zentriert“ ist die Person an sich gemeint, welche ihre eigene Interpretation der Bedeutung von Text in ihren „Wissensschatz“ aktiviert. „Text-zentriert“ hingegen meint wiederum alles, was dem Text nur allein inhärent ist. Die Textualitätskriterien von de Beaugrande und Dressier wie die kürzlich genannte Kohärenz und Kohäsion führen aber dazu, dass verwender-zentriert wie auch textzentriert auf beide zutrifft - also ist so eine Unterteilung immer mit Schwierigkeiten verbunden. Für beide ist das verwender-zentrierte Wissen nötig, doch äußern sie sich auch in den text-zentrierten Kriterien (vgl. ebd. S. 9f.). Hausendorf und Kesselheim bauen sie an dieser Stelle als thematische Zusammengehörigkeit (Kohärenz) und Verknüpfbarkeit (Kohäsion) in ihre Textkonstitution ein.
Zwei andere Kriterien von de Beaugrande und Dressier werden von Hausendorf und Kesselheim jeweils für ihre Textkonstitution angepasst; die Situationalität als auch der Kontext. Lektüresituation wird zur Wahrnehmung und Lektürekontext zur Vertrautheit, (vgl Hausendorf S.19). Damit sind sie aber noch nicht endgültig einzuordnen, weswegen ich ein Zitat Hausendorfs et. al. erwähne, die es einzuordnen vermögen: „Dabei werden wir vorschlagen, die sogenannten „verwender-zentrierten“ Textualitätskriterien nicht als Textualitätskr/ter/en, sondern als Textualitätsque/Zen zu erfassen: Indem wir die empirische Basis der Textanaylse über Sprache hinaus auch auf die Wahrnehmung und die Vertrautheit ausdehnen.“ (Hausendorf et. al. 2017: S.13) Auf die sogenannten „Textualitätsquellen“ werde ich in den dafür jeweils angelegten Abschnitt eingehen.
Die restlichen Kriterien von de Beaugrande und Dressier (Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität und Intertextualität), die zunächst zu den „verwenderzentrierten“ Kriterien gehörten, werden in der Textkonstitution Hausendorf und Kesselheims als Merkmale dienen, auf die mit Textualitätsquellen hingewiesen wird durch die Textualitätshinweise (vgl. Hausendorf et. al. S.20). Insgesamt werden die 7 Kriterien (Akeptabilität, Intentionalität, Informativität, Situationalität, Intertextualität, Kohäsion und Kohärenz) nicht als ein geschlossenes, theoretisches System, sondern als eine Nebeneinanderstellung verschiedener Aspekte behandelt, wodurch sie offen sind für neue Ansätze und eine Überarbeitung im Hinblick auf ihre Inhaltsgröße und Qualität (vgl. Adamzik 2008: S. 57). Somit ist keine rigide Zuordnung all dieser spezifischen Kriterien gemeint und auch nicht nötig. Trotzdem ist jeder zu analysierende Text davon betroffen, wie viele dieser Funktionen diesen zugebilligt werden sollen oder ob jedem Text genau eine Funktion zugeordnet wird - es ist ein extensiver Spielraum für jeglichen Nutzen offen. Auch kann eine Hierarchie der Textfunktionen postuliert werden, was sich aber vor allem bei der sprachlichen Kommunikation als schwierig erweist, (vgl. Hausendorf et. al. 2017: S.235).
Wer als Textwissenschaftler die Textkonstitution verstehend erklären möchte, muss also eine ziemlich ungewohnte Perspektive einnehmen. Er muss das, was im Alltag meistens ganz selbstverständlich funktioniert - auf der Basis unhinterfragter Wissensbestände, Überzeugungen und Routinen - als ein erklärungsbedürftiges Problem betrachten: Das vermeintliche Einfache, die sprachliche Kommunikation, erweist sich bei näheren Hinsehen als äußerst kompliziert (Habscheid 2009: S. 28).
Die auch darauf beruhende „geschriebene“ Kommunikation wird durch die Kriterien allumfassender und gibt dem Text den Stellenwert, welcher dieser verdient - aber gleichzeitig wird die Herausforderung der Rekonstruktion deutlich.
3.1. Die Akzeptabilität
Zu dem Rezipient gibt es den Produzenten oder auch den Autor. Für den Autor geht es darum, den Sinn rekonstruierbar zu machen, den ein Kommunikationspartner dann im Text erschließen kann. Da aber die genaue Intention des Autors für den Rezipienten in unerreichbarer Ferne bleibt, muss der Leser sich auf die Textkonstitution verlassen (vgl. Habscheid 2009: S. 30).
Lesen interessiert uns in diesem Sinne nicht als psychischer, einsamer Vorgang, sondern als Kommunikationsprozess, vor dessen Hintergrund das jeweils in einer konkreten Lektüre tatsächlich“ Gelesene (und Verstandene) als Folge der Realisierung von Lesbarkeitshinweisen erscheint. (Hausendorf et. al. 2017: S. 23).
Wenn also der Kommunikationsprozess mit dem Text gelungen ist, wird der Begriff Akzeptabilität wichtig. Dieser kommt erst zustande, wenn die Lesbarkeitshinweise ausreichend zugetroffen haben. Die Akzeptabilität des Textes entsteht also erst dann, nachdem die Textualität erfüllt ist. (vgl. Habscheid 2009: S. 29). Damit ist die Akzeptabilität ein Kriterium von de Beaugrande und Dressier, das ein Endresultat der Rekonstruktion des Textes ist; also eher nach dem gelungenen Textaufbau und für meine Rekonstruktion an sich nicht wichtig.
4. Textualitätsquellen
Die Textualitätsquellen sind ein erster Schritt für eine gelungene Textidentifikation und eine Anpassung oder auch Erweiterung zu den Begriffen von de Beaugrande und Dressier. Sie gehören, wie schon erwähnt, zu den „verwender-zentrierten“ Begriffen und sind somit vom Leser auf den Text beziehend.
Dabei werden wir vorschlagen, die sogenannten „verwender-zentrierten“ Textualitätskriterien nicht als Textualitätskriterien, sondern als Textualitätsquellen zu erfassen: Indem wir die empirische Basis der Textanalyse über Sprache hinaus auch auf die Wahrnehmung und die Vertrautheit ausdehnen [...] (Hausendorf et. al. 2017: S. 13).
In diesem Zitat sind die drei Quellen genannt: Sprache, Wahrnehmbarkeit und Vertrautheit. Bei Hausendorf et. al wird zwischen Lektüresituation - womit das von den Lesern wahrnehmbare gemeint ist - und Lektürekontext - mit dem die Vertrautheit des Lesers mit einem Text verbunden ist - unterschieden (vgl., ebd. S. 19). Das Vertrautheitsabhängige hilft dabei, Hinweise für den Text anwendungsfreundlicher zu machen. Das bedeutet, dass je mehr Vorerfahrung besteht, beispielsweise weniger Nützlichkeitshinweise erschlossen werden müssen, sondern vorausgesetzt sind. Unsere Konventionen, die aus unserer Kultur hervorkommen, geben uns das gewünschte Vorwissen (Vertrautheit) (vgl. Hausendorf et. al. S. 249). Es hilft also bei der Wirksamkeitsfrage von Textualitätshinweisen und der Genauigkeit bei der Eingliederung (vgl. ebd. S. 19). Eine andere Textualitätsquelle, die Wahrnehmung, bezieht sich nach Hausendorf und Kesselheim (2008) auf die Oberflächenstrukturen des Textes, auf die materiellen Träger, die räumliche und praktische Einbettung und die Schriftgestaltung/ das Layout. Als letzte Quelle sollte noch die Sprachlichkeit erwähnt werden, welche sich auf das bezieht, was grammatisch oder in den Wörtern zu lesen ist.
„Hausendorf und Kesselheim (2008) unterscheiden als ,Quellen‘, aus denen ,Hinweise‘ geschöpft werden, die Wahrnehmbarkeit situativer Umstände, die Sprachlichkeit (Wörter, Grammatik), und das Welt- und Kommunikationswissen des Lesers im Sinne einer Vertrautheit mit dem Kontext“. (Habscheid 2009: S.36). In dieser Rekapitulation wird deutlich, dass die drei Quellen die Textualitätshinweise postulieren oder sogar beeinflussen. Die Textualitätsquellen können folglich als Hilfsmittel bezeichnet werden, aus denen Textualitätshinweise geschöpft werden können. „Schriftsprachlichkeit, Wahrnehmbarkeit und Vertrautheit sind in diesem Sinne gleichrangige Quellen für Lesbarkeit, aus denen sich die Lesbarkeitshinweise in einer je aktuellen Lektüre ergeben.“ (ebd., S. 23).
Die Textualitätsmerkmale, wie auch die Textualitätshinweise werde ich im Zusammenhang mit der Analyse erläutern, da diese zu den „text-zentrierten“ Begriffen gehören, bzw. sich in dem Text äußern. Die Textualitätsquellen werde ich in der Analyse nicht nochmal explizit benennen und allumfassend erklären, sondern implizit als gegebene Hilfsmittel voraussetzten.
5. Analyse des Textes „Brabbelback“ nach Textualität
Der Text „Brabbelback“ ist ein hochwertiger Text, der sich im Gegensatz zu kleineren Texten, die an der Peripherie liegen, mit Informationsreichtum auszeichnet. Um dies kurz zu verdeutlichen, gehe ich auf die sogenannten Nützlichkeitshinweise ein. Die Robustheit dieser Nützlichkeitshinweise beruht größtenteils aus dem Ausschöpfen der Lektüresituation (kraft sinnlicher Wahrnehmung) und des Lektürekontextes (kraft erworbenen Wissens) (vgl. Hausendorf et. al. 2017: S. 271). Bezogen auf meinen Text ist das Reduzieren von Nützlichkeitshinweisen nicht der Fall, da es sich um einen relativ großen handelt - das bedeutet, dass dieser aus vielen Textualitätsmerkmalen besteht, die ihn analysierbar machen.
Systemtheoretisch formuliert markieren die Lesbarkeitsmerkmale die Schwellen und Unwahrscheinlichkeiten (die ,Probleme‘) der Textkommunikation. Lesbarkeitshinweise sind dann die empirisch-evolutionäre Antwort auf diese Unwahrscheinlichkeiten als Text: als Ansammlung von Lesbarkeitshinweisen ist der Text nichts anderes als diese Antwort. Lesbarkeitsquellen schliesslich [sic!] sind die allgemeineren Hilfsmittel (die ,Medien‘: Sprache, Wahrnehmung, Wissen), auf die dabei ko-evolutionär zurückgegriffen werden kann. (Hausendorf et. al. 2017: S. 24)
Die beschriebenen Funktionen in diesem Zitat und das vorher schon allumfassend erwähnte (Begriff Textkonstitution und Textualitätsquellen) baue ich nunmehr in meine Analyse ein und setzte die Zusammenhänge der Textualität im weitesten Sinne als beschrieben voraus - ich werde es hier in der Praxis anwenden. Konzentrieren werde ich mich reihenweise auf die von Hausendorf & Kesselheim (2008) ernannten sechs Textualitätsmerkmale Begrenzbarkeit, intratextuelle Verknüpfbarkeit (Kohäsion), thematische Zusammengehörigkeit (Kohärenz), pragmatische Nützlichkeit, Musterhaftigkeit und die intertextuelle Beziehbarkeit auf andere Texte (vgl. Habscheid 2009: S.34f.). Um einen Überblick über die Hinweise zu bekommen, werde ich auch sie kurz erwähnen. Als Textualitätshinweise werden Abgrenzungs- und Gliederungshinweise, Verknüpfungshinweise, Themahinweise, Hinweise auf Textfunktionen, Hinweise auf Textsorten und Intertextualitätshinweise verstanden, (vgl. Hausendorf & Kesselheim 2008: S. 23ff. ,zitiert nach Habscheid 2009: S. 36). Durch diese ergibt sich dann ein Faden für die Rekonstruktion der Konstitution eines Textes als Lektüreeinheit.
Ich konzentriere mich zunächst auf die Begrenzbarkeitsmerkmale. Der Text fängt mit einem fett gedruckten Wort „Brabbelback“ an, dass zumeist an dieser Position als Titel oder Überschrift fungiert. Unter diesem werden - in auch hervorgehobener Schrift - zwei Namen, „Lieselotte & Martin Remane“, erwähnt, die wohl die Autoren des Textes sind. Des Weiteren folgen sieben unterteilte Abschnitte. Die Tatsache, dass, und wie unterteilt (abgegrenzt) wird, gibt ein Hinweis darauf, dass eine bewusste Gliederung in dem Text verfolgt worden ist. Das Erkennen folgert sich aus den elliptischen Zeilen der Abschnitte, die erst zusammenhängend einen Sinn ergeben und auf Gliederungshinweise, als auch auf Verknüpfbarkeitshinweise hinweisen.
Verknüpfbarkeitsmerkmale (die Kohäsion) sind bspw. Proformen, Substitutionen und die Rekurrenz, die sich auch in diesem Text wiederfinden. Der erste und der letzte Abschnitt sind syntaktisch identisch und somit ein Merkmal für eine Rekurrenz, die das Gedicht als einen geschlossenen, zirkulären Text dastehen lassen, der anfängt, wie er endet (Zeile 1-4 und 25-28). Der zweite Abschnitt ist von dem Personalpronomen „er“ geprägt, dass als Substitution/Stellvertreter fungiert für den Begriff „Brabbelback“ und die Zeilen oberflächenverstärkt verknüpft (Zeile 5-6). Auch das Personalpronomen „er“ im dritten Abschnitt wie auch im vierten Abschnitt verknüpfen die Zeilen miteinander und machen sie aufeinander beziehbar (Zeile 9-12 u. Zeile 13). Es gibt auch noch weitere Verkettungen von Proformen, die genau dieselbe Funktion erfüllen. In dem dritten und vierten Abschnitt ist den beiden Konjunktionen „und“ und „doch“ die Funktion als Relationshinweise zuzuschreiben, die auf eine Verknüpfbarkeit dieser beiden Strophen und der ihnen inhärenten Zeilen hinweist (Zeile 8-12 und 13-16). Der Mittelteil wird mit den zusammenhängenden Pronominalisierungen und Relationen zu einer Einheit, die das Gedicht harmonisch und kohäsiv erscheinen lassen, und durch die erste und letzte Strophe (wie ich schon erwähnte) wird der Einstieg und das Ende deutlich.
Da sich auf einige Textualitätsmerkmale mehrere Textualitätshinweise beziehen, kann es Überschneidungen geben oder Hinweise werden wiederholt. Vor allem im nächsten, der thematischen Zusammengehörigkeit, wird das der Fall sein; zusätzlich muss ich auch mehrere Merkmale nennen. Die Kohärenz - oder auch thematische Zusammengehörigkeit - wird schon allein durch die Gliederbarkeit, Begrenzbarkeit und auch durch die Kohäsion deutlich, die dazu verhelfen, einen zusammenhängenden Inhalt erkennbar zu machen. So sind die unvollständigen Zeilen für uns nicht verständlich, solange wir sie nicht mit den darauffolgenden Zeilen verbinden. Die Abschnitte stellen einen zeitliche, dynamische Handlung her. Zwar werden die erste und letzte Strophe wiederholt, was aber nicht dazu führt, den inhaltlichen Zusammenhang zu destruieren. Die Kohärenz wird nachweislich erst mit weiteren Merkmalen klarer.
Auch die pragmatische Nützlichkeit als Merkmal kann die thematische Zusammengehörigkeit erkenntlicher machen. Der Autor selbst versucht nicht etwas für ihn überzeugendes mitzuteilen, sondern unterstellt eine Mitteilungsabsicht, die eine Nützlichkeit in sich trägt. Im weiteren Verlauf wird auffallen, dass auch die Nützlichkeitshinweise der Lektüre mit der Lektüreeinheit - womit auch Abgenzungs- und Gliederungshinweise gemeint sind - verbunden werden müssen (vgl. Hausendorf et. al. 2017: S. 258). Sie muss aber nicht nur mit diesen Hinweisen verbunden, sondern auch wieder unter der Beachtung von anderen Merkmalen aufgedeckt werden. Das Problem der pragmatischen Nützlichkeit in diesem Fall ist, dass diese Art von Text als Kommunikationsorganon keine feste Handlungsintention beinhaltet, die aus diesem hervorgeht; die Intention des Autors (damit ist das Beziehen auf das zu Lesende gemeint) ist nicht deutlich genug identifizierbar.
Indem Nützlichkeitshinweise den Text, in dem sie auftreten, als Ausdruck einer sprachlichen Handlung kenntlich machen, lösen sie das Problem, die Lektüre als Vollzug von Kommunikation erlebbar und behandelbar zu machen. Zum Beispiel kann man sich auf dieser Grundlage beim Lesen eines beschrifteten Stück Papiers geschmeichelt fühlen, wenn man gelesen hat, dass man eingeladen worden ist. (Hausendorf et. al. 2017: S. 231f.)
Das Deuten des Textes samt einer Erzählstruktur ist aber mit Vorerfahrungen und Interpretationsspielraum möglich und die Frage der Nützlichkeit oder des Merkmals, dass zum Nützlichkeitshinweis führt, istin dem Fall die Musterhaftigkeit.
In dem Text fallen die vielen rhetorischen Mittel - wie beispielsweise die Neologismen (Flattrings, quiepsten, Quiekedeis, Brabbelback etc.) -, das Reimschema (Kreuzreime), die sieben Strophen mit jeweils vier Versen auf, dass aus dem Vorwissen hervorgeht und somit mit großer Sicherheit deutlich macht, dass es sich um ein Gedicht handelt, welches sich aus dem Merkmal der Musterhaftigkeit ziehen lässt. Das Gedicht ist primär von dem Autor so gestaltet worden, dass es für den Leser interpretierbar ist. Mit einer Interpretierbarkeit durch Reime und die Versform ist sie vor allem für die Unterhaltung dienlich; allein durch die Neologismen wird versucht, das Gedicht interessant und nicht zu leicht verständlich darzustellen, damit das eigene Interpretieren nicht verloren geht. Die vielen Satzzeichen leiten während des Lesens eine lebhafte Betonung ein, die sich auch als Unterhaltungsnützlichkeit äußern. Daraus speist sich auch der Nützlichkeitshinweis; der Nutzen als Unterhaltungsmedium.
In den Umgang mit einem Text gehen unsere früheren Erfahrungen mit ähnlichen Texten ein. Indem wir in unserer Sozialisation ein breit gefächertes Wissen über Textsorten erwerben, von der Geburtstagskarte bis zur Seminararbeit, wachsen wir in eine gesellschaftlich-kulturelle Ordnung hinein. (Habscheid 2009: S.33).
Textsortenwissen erleichtert die Kommunikation und Reproduktion des Textes. Im Bezug auf diesem Werk ist es nicht als einzelner unabhängiger Text von allen anderen zu verstehen, aber auch nicht als das Endresultat des Kompilierens vieler Texte. Es wurde hier ein expliziter Text übersetzt. Dieses Merkmal wird verstanden als sogenannte Intertextuelle Beziehbarkeit, die zum großen Teil mit Vorwissen einhergeht. Diese äußert sich darin, dass der Text „Brabbelback“ die „versuchte“ Übersetzung des Werkes „Jabberwocky“ ist, das aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt worden ist. Gedichte mit solch einem hohen Anteil von Neologismen lassen bei der Übersetzung in die deutsche Sprache andere Interpretationen zu - darum auch der Begriff „versucht“.
Die beiden Autoren des Textes „Brabbelback“ mussten mit ihren eigenen Neologismen einen neuen Text „schaffen“, dass zu einem neuen Textaufbau geführt hat.
In dem Gedicht „Brabbelback“ kann auch eine inhaltliche Struktur abgeleitet werden, die sich in einem Vertextungsmuster äußert. „Zu unserem textbezogenen Handlungswissen gehört auch die Kenntnis elementarer Muster der Textherstellung wie ,Beschreiben, Erklären, Erzählen oder Argumentieren.“ (Habscheid 2009: S. 45). Solche elementaren Vertextungsmuster, zugehörig zu den Verknüpfbarkeitshinweisen, tragen dazu bei, einen Text als Ganzes zu verstehen. „Die Hinweise darauf, dass ein Text einem solchen Muster folgt, erstrecken sich über die Zeichenoberfläche und tragen auf diese Weise mit dazu bei, dass eine Lektüreeinheit, also ein Text, als Ganzes konstituiert werden kann.“ (Hausendorf & Kesselheim 2008: S. 90, zitiert nach Habscheid 2009: S. 45). Für meinen Text lässt sich die „Erzählung“ zuordnen, da es in einem Gedicht primär um das Erzählen von einer Geschichte oder einem Ereignis (wie hier das Köpfen des Brabbelbacks) geht. Ich habe diesen Verknüpfbarkeitshinweis aus dem Grund als letztes genannt, da aus meiner Sicht jener Hinweis einen großen Teil an Vorkenntnis bezogen auf die Textkonstitution erfordert.
„Unsere These ist, dass Textualitätssignale dafür verantwortlich sind, dass Textualität beim Lesen zustandekommt, ja, dass ein Text nichts anderes ist als ein Ensemble solcher Textualitätshinweise.“ (Hausendorf et. al. 2017: S. 12). Die erwähnten Hinweise, die ich identifizieren konnte, zeigen deutlich auf, was für ein Potenzial in Texten steckt und wie sie aufgebaut sind. Zuletzt will ich noch darauf hinweisen, dass nicht alle Aspekte der Textualität zutreffen müssen, da es nicht darum ging, eine rigide Textdefinition mithilfe eines Systems aufzuzeigen, sondern den Text in einem Kommunikationsprozess bezogen auf mich zu reproduzieren. Auch Habscheid (2009) weist darauf hin, dass nicht immer alle Kriterien der Textualität erfüllt sein müssen und auch unterschiedlich gewichtet sein können, (vgl. Habscheid 2009: S. 33).
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