Die vorliegende Arbeit wird sich intensiver mit der Aufwand- Nutzen-Relation des Sportunterrichts beschäftigen. Speziell wird hier die Trainingsmethode des „HIFT-hochintensiven funktionalen Trainings“ und dessen Anwendung im Schulsport untersucht und auf Wirksamkeit überprüft. Das Ziel der Studie ist die Wirkung von kurzen CrossFit-orientierten HIFT-Workouts (unter fünf Minuten) auf die Entwicklung von motorischen Fähigkeiten von Schüler/-innen im Rahmen des Sportunterrichts zu untersuchen und neue Erkenntnisse über Anpassungen und Eignung von kurzen HIF-Trainingsinterventionen im Schulsport zu liefern. Inwiefern sich solche Trainingsinterventionen gegenüber dem normal ablaufenden Sportunterricht profilieren können oder sogar signifikante Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen festgestellt werden, wird die vorliegende Arbeit aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Einordnung
2.1 Krafttraining im Kindes- und Jugendalter
2.1.1 Die aktuelle Studienlage
2.1.2 Fitness- und Krafttraining im Schulsport
2.1.3 Limitationen von Kraft- und Fitnesstraining in der Schule
2.2 Trainingsmethoden im Vergleich- HIIT versus HIFT
2.2.1 HIIT (High-Intensity Intervall Training)
2.2.2 HIIT in der Schule
2.2.3 HIFT (High-Intensity Functional Training)
2.2.4 CrossFit®
2.2.5 CrossFit® in der Schule
3 Problemstellung
4 Methode
4.1 Untersuchungsdesign
4.2 Instrumente und Messgeräte
4.3 Stichprobenkonstruktion
4.4 HIF-Trainingsintervention
4.5 Untersuchungsdurchführung
4.6 Datenanalyse
4.7 Methodenkritik
5 Ergebnisse
5.1 30-Meter Sprint
5.2 Medizinballdruckwurf
5.3 Standweitsprung
5.4 Liegestütz rücklings
5.5 800-Meter Lauf
6 Diskussion
6.1 Auswertung der Ergebnisse und theoretische Begründungen
6.2 Methodenkritik
7 Fazit und praktische Konsequenzen für den Schulsport
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Der menschliche Körper ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Mehr als 650 Muskeln befähigen uns dazu, einfache und hochkomplexe Bewegungen auszuführen, sie zu adaptieren und weiterzuentwickeln. Muskeln sind sozusagen die Kraftwerke unseres Körpers und evolutionsbiologisch ist der Mensch auf Bewegung programmiert. Diese Anlagen werden in einer modernen Zivilisationsgesellschaft jedoch eher zu einem Risikofaktor, da wir nicht mehr im Einklang mit unserem biologischen Erbe leben (Wengel, 2018). Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Übergewicht treten immer häufiger, nicht nur bei älteren, sondern auch bei jungen Menschen, auf. Die Entwicklung zur globalen Entkörperlichung widerspricht jedoch dem „goldenen Zeitalter körperlicher Leistung“, da wir uns in einer Ära der Optimierung körperlicher Bewegung befinden (Starrett, 2019, S. 15). Die Kluft zwischen Bewegungsarmut und großartigen körperlichen Leistungen wird immer größer, dazwischen wird die Zahl der normalgewichtigen und aktiven Mensch immer geringer.
Der jüngst erschienene Bericht der WHO (2018) zum Thema K örperliche Aktivität sieht den Bewegungsmangel als einen der größten Sterbe-Risikofaktoren. Der WHO- Bericht gibt an, dass mehr als 80% der weltweiten Bevölkerung an Bewegungsman - gel leiden. Weltweit betrachtet erfüllen 81% der Jugendlichen zwischen 11 bis 17 Jahren nicht die Bewegungsempfehlungen der WHO. Die WHO empfiehlt etwa 60 Minuten moderate bis stärkere körperlicher Aktivität am Tag und mindestens drei Mal pro Woche muskel- und knochenstärkende Übungen auszuführen.
Auch in Deutschland sind durchschnittlich 83% der Jugendlichen körperlich nicht aktiv genug, wobei Mädchen den größeren Anteil ausmachen. Zumindest in Deutschland sind die Wissensressourcen durch mediale Präsenz für jeden zugänglich. Laut den Daten der WHO erscheint es, dass theoretisch jeder den Weg zu einer gesunden Lebensweise kennt, aber nur wenige ihn auch wirklich beschreiten..
Inwiefern der Sportunterricht zur Gesunderhaltung der Schüler*innen beiträgt, ist nur schwer zu bestimmen und nachzuvollziehen, da Sportunterricht in Deutschland, bei 90 bis 135 Minuten in der Woche nur einen kleineren Beitrag zu den Empfehlungen der WHO beisteuern kann.
Der Sportunterricht hat sich als Ziel gesetzt, die Handlungsfähigkeit im Sport von Schüler*innen zu entwicklen. Darunter zählt auch die operative Handlungsfähigkeit auszubilden, welche „einen Grundbestand an körperlicher Fitness, an sportlichem Können“ beschreibt (Gogoll, 2013, S. 12) sowie die damit verbundenen Wissensaspekte (z.B. Trainierbarkeit von Kraft oder Ausdauer). Die Handlungsform soll Schüler*innen dazu qualifizieren, an der Sport- und Bewegungskultur teilnehmen zu können (Hermann, Sygusch & Töpfer, 2020).
Die aktuelle Forschungsliteratur im Bereich Schulsport beschäftigt sich mit möglichen Wegen zur Verbesserung von motorischen Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer) im Rahmen des Sportunterrichts. Konservative Modelle, wie das Zirkeltraining oder GAT, gelten dabei als überholte, zeitintensive und bei den Schüler*innen als eher unbeliebte Trainingsmethoden.
Das hochintensive Intervalltraining (HIIT in der Schule, Engel et al., 2018), welches auch in dieser Arbeit vorgestellt wird, könnte dabei eine Methode darstellen, Zeit zu sparen und die Motivation der Schüler*innen zu stärken. Allerdings sind bisher durchgeführte Studien noch relativ zeitintensiv und umfassen die Gesamtdauer des Sportunterrichts. Des Weiteren sind aktuell durchgeführte Trainingsmethoden nur in einzelnen Kompetenzbereichen, wie beispielsweise Fitness und Gesundheit, anwendbar. In aktuellen Untersuchungen konnten die Wirkung von unimodalem HIIT (Laufintervallen) von etwa 25 Minuten in der Schule erforscht werden, jedoch nicht wie sich kürzere intensive Belastungen mit multimodale Übungen (z.B. Burpee- Hockstreckliegestütz) auf die Schüler*innen auswirken. Die positive Wirkung von solchem HIFT, an dem Beispiel CrossFit®, konnte in mehreren Studien mit Erwachsenen in CrossFit®-Trainingsstätten nachgewiesen werden (Buckley et al., 2015). Wie sich aber CrossFit®-orientiertes HIFT in der Schule auf motorische Fähigkeiten auswirkt, wurde noch nicht untersucht.
Aus diesem Grund wird sich die vorliegende Arbeit noch intensiver mit der AufwandNutzen-Relation des Sportunterrichts beschäftigen. Speziell wird hier die Trainingsmethode des „HIFT-hochintensiven funktionalen Trainings“ und dessen Anwendung im Schulsport untersucht und auf Wirksamkeit überprüft.
Das Ziel der Studie ist die Wirkung von kurzen CrossFit®-orientierten HIFT-Workouts (unter fünf Minuten) auf die Entwicklung von motorischen Fähigkeiten von Schüler*innen im Rahmen des Sportunterrichts zu untersuchen und neue Erkenntnisse über Anpassungen und Eignung von kurzen HIF-Trainingsinterventionen im Schulsport zu liefern. Inwiefern sich solche Trainingsinterventionen gegenüber dem normal ablaufenden Sportunterricht profilieren können oder sogar signifikante Unter- schiede zwischen den Untersuchungsgruppen festgestellt werden, wird die vorliegende Arbeit aufzeigen.
Anhand einer explorativen quasi-experimentellen Studie werden zwei Gruppen einer 10. Klasse über einen Zeitraum von acht Wochen auf die Entwicklung von motorischen Fähigkeiten untersucht und analysiert.
Zu Beginn der Arbeit wird das Thema Krafttraining im Kindes- und Jugendalter in den theoretischen Rahmen eingeordnet und durch aktuelle Literatur überprüft. Hierbei wird die aktuelle Studienlage sowie die Handhabung mit Krafttraining in der Schule erläutert.
Im darauffolgenden Kapitel werden die Trainingsmethoden des hochintensiven Intervalltrainings (HIIT) sowie des hochintensiven funktionalen Trainings (HIFT) und deren Einordnung in den Schulsport vorgestellt. Am Beispiel CrossFit®, als HIF-Trainings- programm, wird ein aktueller Fitness-Trend beschrieben und die gegenwärtige Umsetzung im Schulsport geschildert.
In nächsten Schritt wird die Problemstellung der Arbeit vorgestellt sowie mögliche Untersuchungsfragen und Erwartungshaltungen.
Das vierte Kapitel setzt sich mit der Methodik der Untersuchungsstudie auseinander und beschreibt u.a. das Untersuchungsdesign, die Instrumente, die Stichprobenkon - struktion sowie Untersuchungsdurchführung und die Datenanalyse der Studie. Es folgt das Kernstück der Arbeit, die objektive Vorstellung der Ergebnisse. Hierbei werden die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten der Untersuchungsgruppen für die jeweiligen Teststationen vorgestellt und ausgewertet.
Im sechsten Kapitel werden die untersuchten Ergebnisse diskutiert und anhand von Literatur begründet. Anschließend werden die Erkenntnisse des HIFT auf den Schulsport übertragen und mögliche Schlussfolgerungen und Konsequenzen für den Sportunterricht abgeleitet.
2 Theoretische Einordnung
In diesem Kapitel wird die aktuelle Studienlage zum Thema Krafttraining im Kindes- und Jugendalter und dessen Bedeutung für den Schulsport dargestellt. Des Weiteren werden die Limitationen von Kraft- und Fitnesstraining im Sportunterricht betrachtet. Aus den gewonnen Erkenntnissen folgt dann die Vorstellung möglicher alternativer Trainingsmethoden, wie HIIT und HIFT und deren aktuellen Forschungsstand im Bereich Fitness und Sportunterricht.
2.1 Krafttraining im Kindes- und Jugendalter
2.1.1 Die aktuelle Studienlage
Die Bedeutung des Krafttrainings mit Kinder und Jugendlichen befindet sich auf nationaler Ebene in einem Sinneswandel. In den Zeiten der 70er bis 90er Jahre herrschte in der deutschen Fachliteratur eine eher zurückhaltende Meinung zum Thema Krafttraining mit Kinder und Jugendlichen. Hierbei galt mehrheitlich die Aussage, dass durch die geringe anabole Testosteronkonzentration keine signifikanten Kraftzuwächse bei Kindern und Jugendlichen verzeichnet werden können. Außerdem würde Krafttraining einen negativen Einfluss auf das Wachstum und den Verknöcherungsprozess haben, was wiederum zu einem erhöhten Verletzungsrisiko führen könne (Fröhlich, Gießing & Strack, 2011). Kritiker des Krafttrainings im Kinder- und Jugendalter argumentieren: „Unterhalb des 8.-10. Lebensjahres besteht kaum eine Trainierbarkeit im Sinne der morphologischen Adaptation“ (Hollmann & Hettinger, 1990, S.251). Haare (1986, S. 149) bekräftigt diese Aussage und behauptet:
„Ein relativ einseitig auf die spezifischen Anforderungen der Wettkampfdisziplin ausgerichtetes Krafttraining mit Kinder und Jugendlichen soll auch im Hochleistungssport vermieden werden, denn es kann in Extremfällen Wirbelsäulen- und Knochendeformationen, [.] hervorrufen“.
Laut den Ergebnissen der NEISS-Untersuchungen (National Electronic Injurie Surveillance System) im Zeitraum von 1978 bis 1998 wurden unterschiedliche Verletzungen, wie Prellungen, Hämatome oder Platzwunden, während „weight lifting activity or equipment“ bei Heranwachsenden und Erwachsenen untersucht. Hierbei konnte festgestellt werden, dass sich Kinder (jünger als sechs Jahre) überproportional häufiger zu Hause an Krafttrainingsgeräten verletzten als andere Altersgruppen (Fröhlich, Gießing & Strack, 2011). Jones et al. (2000, S. 6) hat auf Grundlage der NEISS-Un- tersuchungen folgende Empfehlung ausgesprochen:
„Gewichtetraining ist sicher, wenn es korrekt und unter Anleitung ausgeführt wird. [.] Die sicherste Variante dürfte darin bestehen, das Gewichtetraining in entsprechenden Einrichtungen unter der Anleitung gut ausgebildeter und erfahrener Experten zu absolvieren“.
Die Sinnhaftigkeit von Krafttraining im Kinder und Jugendalter wurde im angloamerikanischen Raum weitaus früher erkannt und ist nun auch auf nationaler Ebene in der Ausbildung von Übungsleitern, Trainern und Studenten nicht mehr wegzudenken (vgl. Granacher et al., 2011; 2018; Lessings et al.; 2016 Llyod et al., 2014). Befürworter des Krafttrainings bei Kindern und Jugendlichen vertreten die Aussage, dass Krafttraining altersgemäß angelegt werden sollte, mit dem Sinn der Haltungsprophylaxe, beziehungsweise zur Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit unbedingt erforderlich sei (Weineck, 2003). Konträr zu der im oberen Abschnitt getätigten Aussage, über die fehlende anabole Veränderung der morphologischen Strukturen, durch die geringe Konzentration androgener Hormone, vertritt Ehlenz (1998) die Auffassung, dass der Beginn der Trainierbarkeit der Kraft bei Kindern nach bisherigen wissenschaftlichen Aussagen und praktischen Erscheinungsbildern um das 7. bis 9. Lebensjahr liegt. In einer achtwöchigen Trainingsintervention zur Untersuchung des 1RM (One-Rep-Maximum) bei 5- bis 12-jährigen Mädchen und Jungen wurden durch spezifisches Krafttraining, Steigerungen von 5% bis über 40% bei den Übungen wie chest press und leg extension festgestellt (Faigenbaum et al., 1999). Dabei fielen geschlechtsspezifische Unterscheidungen relativ gering aus, wobei Jungen i.d.R. geringfügig höhere Werte erzielten. Festgestellt wurde aber auch, dass Muskelgruppen, die im Alltag stärker beansprucht werden, wie die untere Extremitäten (Hüpfen, Springen und Laufen), höhere Kraftwerte aufzeigten als die oberen Extremitäten (Schmidtbleicher, 1994).
Mit steigendem Alter und dem Erreichen der Pubeszenz (Geschlechtsreife) gilt in der Wissenschaft die Ansicht, dass sich der Körper am stärksten entwickelt und es zu großen Kraftzuwächsen kommt. Diese Annahme ist korrekt, wenn Kraft nicht in Abhängigkeit zur Körpermasse betrachtet wird. Denn mit steigender Kraft steigt auch die Körpermasse, was im Jugendalter meist ungünstig für die Relativkraft ausfällt. Hierzu kommt, dass sich das Muskelwachstum meist nach dem Skelettwachstum entwickelt. Somit zeigt sich das Last-Kraft-Verhältnis während der Pubeszenz i.d.R. weniger günstig und bei Mädchen sogar stagnierend (Fry et al., 2002; Menzi et al., 2007). Guy und Micheli (2001) fanden heraus, dass die relativen Kraftzuwächse pro Muskelquerschnitt (-masse) bei Kindern vor der Pubertät ebenso hoch oder sogar höher sind als bei Jugendlichen in der Pubertät. Somit kann kontrastiert werden, dass die relativen Kraftzuwächse in den verschiedenen Entwicklungsphasen sich nicht bedeutsam unterscheiden (Fröhlich, Gießing & Strack, 2019).
Fröhlich, Giesing und Strack (2011) stellten außerdem fest, dass der Grund für die Wende über den Diskurs von Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen auf die Frühphase der ersten empirischen Studie zurückzuführen ist. Hierbei wurden keine signifikanten Effekte in Bezug auf die Steigerung der Kraft und Leistungsfähigkeit festgestellt (Kirsten, 1963; Vrijens, 1978). Erst durch die in Positionspapieren zahlreicher renommierter Fachgesellschaften, wie zum Beispiel dem American Academy of Pediatrics (2008), des American College of Sports Medicine (2007) und der National Strength and Conditioning Association (2008), revidierten Erkenntnisse, fand eine Änderung, hin zur Krafttrainingsempfehlung, statt. Das Position Statement Paper on Youth Resistance Training (2014) zum Thema Krafttraining im Nachwuchsleistungssport konnte bestätigen, dass spezifisch ausgerichtetes Krafttraining ausdrücklich im Sinne der Primärfunktion, der Verletzungsprophylaxe, der Leistungssteigerung, zur Verbesserung von Trainierbarkeit und Effizienz der Sporttechnik, der allgemeinen Fitness sowie der psychischen Wohlbefinden empfohlen wird (vgl. Fröhlich, Gießing & Strack, 2011).
Mit Betrachtung der Ontogenese, des kalendarischen sowie des biologischen Alters werden verschiedene Modelle vorgestellt, in denen Wissenschaftler*innen das Trainieren von verschiedenen Kraftfähigkeiten (Kraftausdauer, Maximalkraft und Schnellkraft) mit dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes begründen. Wollny (2002) behauptet, dass spätestens ab dem Kindesalter das kalendarische Alter zunehmend an Erklärungswert verliert und für das einzelne Individuum nur eine eingeschränkte Gültigkeit besitzt. Eine weitere wichtige Unterscheidung neben dem biologischen und chronologischem Alter ist die Differenzierung von retardierten und akzelerierten Körperbaumerkmalen, so Tittel und Wutscherk (1992). Somit wird deutlich, dass das selbe Lebensalter nicht zwangsläufig eine bestimmte Merkmalsausbildung bedeutet und individuelle Unterschiede in Entwicklungsverläufen hinsichtlich Eintrittszeitpunkt, der Geschwindigkeit und des Ausgangsniveaus berücksichtigt werden müssen (Wollny, 2002).
Krafttraining im Kindes und Jugendalter kann aufgrund der Studienlage wie folgt beschrieben werden:
„Unter Krafttraining im Kindes-und Jugendalter wird im Allgemeinen die Verwendung von freien Hanteln und Maschinen ebenso wie die Verwendung des eigenen Körpergewichts oder von Kleingeräten [...] zur Erzeugung eines zu überwindenden Widerstandes verstanden“ (American Academy of Pediatrics, 2001. S.1471; Benjamin et al., 2003, S. 1; Bompa & Carrera, 2015, S. 131 f,; Hamill, 1994, S. 53, Lloyd et al., 2014, S. 498).
Zawieja (2011) betont wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche im Gegensatz zu erwachsenen Athleten*innen Krafttraining lernen. Er beschreibt seine Ansichten mit folgendem Grundsatz:
„Das Krafttraining wird nicht wie im Erwachsenentraining beschrieben ausgeführt, sondern wird als Lerntraining im hohem Qualitätsanspruch verstanden: Kinder lernen Krafttraining!“ (Zawieja, 2011, S. 38).
Für den in der vorliegenden Studie untersuchten Altersbereich von 15 bis 16 Jahren beschreibt Grosser (2008, S. 188) eine sensible Phase für die Trainierbarkeit von Schnellkraft, Reaktivkraft, Maximalkraft und Kraftausdauer sowie einer Skelettstabilisierung und aber auch einer eingeschränkten Beweglichkeit. Er definiert diese Phase der muskulären Anpassung als Forcierungsphase.
Was Krafttraining im Rahmen des Schulsports bedeutet und wie es am besten umgesetzt werden könnte, wird im folgenden Punkt 2.1.2, Krafttraining im Schulsport näher beleuchtet.
2.1.2 Fitness- und Krafttraining im Schulsport
Auf Grundlage der im Kapitel 2.1.1 gewonnen Erkenntnisse ist die Durchführung und Ausbildung von Kraft- und Fitnesstraining in einem modernen Sportunterricht zu empfehlen. Bereits in den 1960er Jahren wurden auf Grundlage ostdeutscher didaktischer Forschungen die konditionelle Wirkungen, vor allem auf die Kraftfähigkeiten im Schulsport, überzeugend nachgewiesen (vgl. Hoffmann, Grundmann, Pausch, 1963, Hunold 1967). Diese positiven Forschungserkenntnisse weisen jedoch auch in Hinblick auf Langfristigkeit und Umsetzbarkeit im Sportunterricht einige Lücken auf. Die Problematik der Forschung in den 1960er Jahre ist, dass diese Studien sehr zeitintensiv und nur über kurze Zeitträume von zwei bis maximal drei Monaten durchgeführt wurden. Außerdem fanden keine Tests zur Ermittlung des Kraftverlaufs statt, sondern lediglich Prä- und Posttests. Somit steht offen, ob bei diesen Interventionen von trainingswissenschaftlicher Nachhaltigkeit gesprochen werden kann und ob ein einmaliges wöchentliches Training, was mit hohen Zeitanteilen den Sportunterricht überfordert, dazu ausreicht, um eine Anpassung bei Schüler*innen zu erreichen (Zeuner, 2011). Aufgrund dieser Erkenntnisse scheint laut Zeuner (2001, S.60)
„[...] eine konditionelle Schulung zum Zweck der Leistungsverbesserung letztendlich Zeitverschwendung [...] und sollte auf außerunterrichtliche Aktivitäten ausgelagert werden“.
Schulsport wird durch den Lehrplan des jeweiligen Bundeslandes, in der Regel auf Fertigkeitslernen (Üben) ausgelegt und beschäftigt sich eher selten mit der Entwicklung motorischer Fähigkeiten. Motorische Fähigkeiten werden meist nebenbei gelehrt; in der Regel ohne das bewusste Wissen der Schüler*innen. Neben den Vollzugsformen Erkunden, Üben, Spielen und Wetteifern kann die Form des Trainierens in der Schule kaum umgesetzt werden, da neben motorischen Fähigkeiten vor allem Sportarten vermittelt werden, welche in kurzen Zeiträumen wechseln und verschiedene Bewegungsansprüche haben (Ehni, 1977).
„Trainieren beschreibt eher die physiologischen, auf körperliche Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit ausgerichtete Dimension von Lern-und Übungsprozessen mit dem langfristigen und planmäßigen Ziel der Leistungssteigerung (Kuhlmann, 2008, S. 24).
Im sächsischen Lernplan zählt der Lernbereich Fitness zum Typ 2 und soll in den Klassenstufen 5 bis 7 und 8 bis 10 einmal verbindlich unterrichtet werden. Daraus ergibt sich ein relativ geringer Stellenwert für diesen Lernbereich. Im Lernbereich Fitness soll es vor allem um die Förderung der Gesundheit, des Gesundheitsbewusstseins und der körperlichen Leistungsfähigkeit gehen (Lehrplan für Sport Sachsen, 2019, S. 3). Fraglich ist jedoch, ob es nachhaltig und effektiv ist, Fitness beispielsweise einmal in der 5. Klasse und einmal in der 10. Klasse zu thematisieren und zwischen der 6. und 10. Klasse keine spezielle Auseinandersetzung mit diesem Lernbereich zu haben.
Durch wechselnde Sportarten werden auch neue Bewegungs- und Leistungsansprüche an die Schüler*innen gestellt, die es möglichst gut zu erfüllen gilt und auf die der*die Schüler*in gut vorbereitet sein sollte. Aus diesem Grund sollte der Begriff Fitness eine besondere Bedeutung im Schulsport einnehmen. Lange und Baschta (2013, S. 21) definieren den Begriff Fitness im Sportunterricht als „das Herstellen von Passformen im Bereich unserer Körperlichkeit“.
Um die Fitness der Schüler*innen zu testen, gibt es in Deutschland vielerlei Möglichkeiten und Testverfahren. Zu den bekanntesten Testverfahren zählen der Deutsche Motorik Test oder der Cooper Test. Da es im Schulsport auch immer um die Vermittlung von gesellschaftlichen Normen und Werten geht, hat Ehni (2000, S. 268) die Frage nach: Warum im Sportunterricht trainieren?, wie folgt beantwortet:
„Das Trainieren sollte deshalb im Sport der Schule stattfinden, weil [...] schließlich das Prinzip des Trainings eine gesellschaftliche wachsende Bedeutung hat und weil darin auch relevante Probleme der Fremdbestimmung, Unterwerfung und Manipulation enthalten sind.“
Ehni (2000) empfiehlt deshalb, dass bei den Schüler*innen einen Zusammenhang zwischen körperlicher Ertüchtigung und körperlicher Wahrnehmung hergestellt wird. Die Schüler*innen sollen ein Gefühl für die Intensität der Trainingsleistung an sich selbst reflektieren.
Um Fitness- und Krafttraining in der Schule durchzuführen, gibt es deshalb beliebte methodische Verfahren, wie das Zirkeltraining oder das Intervalltraining. Die Vorteile eines solchen Kräftigungstrainings haben Lange und Baschta (2013) zusammengefasst:
(1) Die Entwicklungsförderung der Kraftfähigkeit im Rahmen der Gesundheitsförderung und -erhaltung.
(2) Krafttraining dient einer individuellen Erweiterung der Bewegungsfähigkeit durch das Sammeln von Körpererfahrungen.
(3) Die Entwicklung von körper- und bewegungsbezogener Kenntnisse.
(4) Das Gemeinsame Training erweitert die soziale Handlungsfähigkeit der Schüler*innen und werden durch Training zum leistungsbezogenen Handeln angeregt.
(5) Die Kompetenz sich selbst trainieren zu können, kann das Selbstbewusstsein stärken und qualifiziert zur Teilnahme an außerschulischen Bewegungsaktivitäten.
Wenn nun die genannten Kompetenzen betrachtet werden, so bietet Krafttraining in der Schule viele Vorteile, die zur physischen und psychischen Entwicklung der Schü- ler*innen beitragen können.
Ausgehend von den in diesem Kapital genannten Erkenntnissen, bietet die Fachliteratur eine Vielzahl von Ansätzen und Erklärung zum Thema Training im Schulsport, welche aber zeitgleich an Limitationen gebunden sind.
2.1.3 Limitationen von Kraft- und Fitnesstraining in der Schule
Wie im Kapitel 2.2.2 angesprochen, liegt die Besonderheit des Krafttrainings im Sportunterricht darin, dass nicht wie im Vereins- oder Leistungssport von einem langfristigen Leistungsaufbau gesprochen werden kann. Der Schulsport wird durch den Lehrplan des jeweiligen Bundeslandes, der in der Regel auf Fertigkeitslernen ausgelegt ist und sich dementsprechend nur vereinzelt auf die Entwicklung motorischer Fähigkeiten fokussiert, bestimmt. Die sportliche Vollzugsform Trainieren kann im Sportunterricht kaum durchgeführt werden, da sie durch geringe Belastungshäufigkeit limitiert ist. Auch die Belastungszeit von acht bis zehn Minuten einer Sportstunde (45 Minuten), bei mittlerer Intensität, reicht wohl kaum aus, um sich positiv auf die aerobe Fitness oder Fettverbrennung auszuwirken (Wydra, 2009).
Unter diesen Umständen ergeben sich noch andere Einschränkungen, die es zu betrachten gibt.
Zum einen gibt es in vielen Schulen einen Mangel an Sportgeräten, Bewegungsraum und allgemein lange Wege zum Erreichen der Sportstätten (Hücklekemkes, 2010). Wenn eine Schule einen Fitnessraum innerhalb der Sporthalle bieten kann, dann ist das eine Besonderheit. Falls doch vorhanden, wird dieser viel zu selten von Lehrkräften mit einbezogen oder von den Schüler*innen sinnvoll genutzt. Wenn von einer durchschnittlich ausgestatteten Sporthalle ausgegangen wird, dann finden sich meist Großgeräte wie Recks, Barren, Kastenteile, Bänke sowie kleine und große Matten. Zu den Kleingeräten zählen Medizinbälle, verschiedene Ballarten, Springseile sowie Kegel und Hütchen. Diese Materialien würden ausreichen, um in einem Unterrichtsblock Fitness und Krafttraining einen entsprechenden Reiz bei den Schüler*innen zu setzen, vorausgesetzt die Lehrkraft hat zweimal die Woche 20 bis 30 Minuten fitnessspezifische Unterrichtszeit zur Verfügung. Da dies aufgrund des fertigkeitsbetonten Lehrplans nicht möglich ist, kann der*die Sportlehrer*in den Schüler*innen in einzelnen Stunden zum Thema Fitness- und Krafttraining nur Anreize geben, sich auch außerhalb der Schule, wie zum Beispiel zu Hause, im Sportverein oder im Fitnessstudio zu stärken und fitter zu machen. Der Sportunterricht reicht dazu in der Regel nicht aus.
Laut Feigenbaum (1996) würde sich auch bei optimalen Bedingungen, sprich zwei Kraft- und Fitnesseinheiten pro Woche, trotzdem die Frage ergeben, ob im Kompetenzbereich Fitness fair differenziert und benotet werden kann? Da Prozesse der motorischen Adaptation länger andauern und konsequent gefördert werden müssen, ist die prozessorientiert Benotung im Bereich Fitness und Gesundheit möglicherweise besser geeignet als das Überprüfen von Endleistungen.
Doch nicht nur die physiologischen Ressourcen der Schüler*innen sind zu betrachten, sondern auch die psychosozialen wie Motivation und Selbstkonzept. Bevor in der Schule mit Kraft und Fitnesstraining begonnen werden sollte, müssen die Schüler *innen „[...] mental und emotional bereit sein, die Anweisungen des Trainers umzusetzen und die Belastungen eines Trainingsprogramms aushalten zu können“ (Fai- genbaum et al., 1996a, S. 70). Schüler*innen, die nicht bereit für Krafttraining sind, werden eine negative Einstellung aufweisen und keine Motivation während des Trainings verspüren.
Aus diesen Gründen empfehlen Faigenbaum und McFarland (2016, S.20f.) folgende Punkte, für die Gestaltung von Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen, zu berücksichtigen:
(1) Progression (Anstieg der Trainingsbelastung)
(2) Regularity (Regelmäßigkeit und Kontinuität im Trainingsprozess)
(3) Overload (Setzung eines trainingswirksamen Reizes)
(4) Creativity (Vermeiden von Monotonie im Training)
(5) Enjoyment (Freude und Spaß am Training)
(6) Socialisation (eingebunden sein, gemeinsam trainieren)
(7) Supervision (Anleitung, Überwachung und Rückmeldung).
An diesen Punkten wird deutlich, dass bei zwei Unterrichtseinheiten, a 45 Minuten kaum von Progression, Regularity, und Overload gesprochen werden kann. Daraus ergibt sich, dass der Fokus im Schulsport eher auf die Punkte Enjoyment, Socialisation und Supervision gezogen werden sollte. Mit der vorliegenden Untersuchung sollen die Punkte Progression, Regularity, Enjoyment und Sozialisation stärker in den Rahmen des Sportunterrichts durch Workouts gerückt und die psychische und physische Gesundheitsförderung fokussiert werden.
Laut Zaweija (2011) wird auch im Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen eine langfristige Erhaltung von erworbenen Fähigkeiten, Wohlbefinden sowie die progressiven Steigerung über eine langen Zeitraum angestrebt.
Wenn diese Bestrebungen vernachlässigt werden, bilden sich die Fähigkeiten wieder zum Ausgangswert zurück. Zaweija (ebenda) stellt fest, dass bei Kindern die erzielten Kraftwerte, ohne langfristiges Training, nicht aufrechterhalten werden können.
„Die Kraftwerte fallen zurück auf den der Reifungswerte der Kinder, die kein Krafttraining durchführen. Ein ein bis zweimaliges Krafttraining pro Woche sichert den Erhalt des Trainingsfortschritts, also den Vorsprung vor reinen Reifungseffekten.“ (Zawieja, 2011 S. 18).
Mit dieser Aussage wird deutlich, dass der Lehrplan Sport nicht über die Kapazitäten verfügt, gewonnene Kraftwerte nachhaltig aufrechtzuerhalten, ohne den Ablauf des Rahmenlehrplans zu beeinflussen.
Fragen, die sich aus diesen Bedingungen ergeben, lauten: Wie kann ein effektiver Trainingsreiz im Sportunterricht gesetzt werden, ohne den eigentlichen Unterrichtsverlauf zu stark zu beeinflussen? Das bedeutet, wie kann die Lehrkraft, die vom Lehrplan vorgegebenen Fertigkeiten vermitteln und dennoch die motorischen Fähigkeiten der Schüler*innen verbessern?
Mögliche Umsetzungsmethoden zu dieser Problematik, abgesehen vom klassischen Zirkeltraining, werden in den folgenden Unterkapiteln erläutert.
2.2 Trainingsmethoden im Vergleich- HIIT versus HIFT
2.2.1 HIIT (High-Intensity Intervall Training)
Seit einigen Jahren wird das hochintensive Intervalltraining (HIIT) in der Wissenschaft als eine vermeintlich neue Trainingsmethode zur Verbesserung der Ausdauerfähigkeit erforscht und diskutiert. Eingeführt wurde die Terminologie des high-intensity intervall training von Laursen, Blanchard und Jenkins im Jahre 2002 unter dem Forschungsartikel „Acute high-intensity intervall training improves Tvent and peak power output in highly trained males“. Das hochintensive Intervalltraining (HIIT) stellt im Vergleich zum klassischen Grundlagenausdauertraining (GAT) eine zeitsparende, dafür aber intensivere, Trainingsbelastung dar. HIIT sollte in diesem Fall nicht mit der Methode zur Förderung der Proteinsynthese (Hypertrophie) des Krafttrainings und Bodybuildings (HIT) verwechselt werden (Darden, 2004). HIIT-Programme werden so konzipiert, dass ein großer prozentualer Anteil der VO2max über einen möglichst langen Zeitraum aufrecht erhalten werden kann (Gibala, 2008). Damit werden Belastungsphasen mit einer Intensität von 90-100% der VO2-Max über eine Dauer von 30- 300 Sekunden forciert und abhängig von ihrer Dauer unterschiedlich oft wiederholt. Dabei werden die Belastungsphasen durch aktive und passive Erholungsphasen unterbrochen, woraus sich dann das charakteristische Intervallmuster für ein HIIT ergibt (Buchheit & Laursen, 2013a). Der*die Trainierende kann somit über eine längere Zeit in hohen Belastungsbereichen trainieren, in denen er sonst nicht in der Lage wäre, die angestrebte Intensität ohne Pause zu absolvieren (Guiraud , Nigam & Cremeaux, 2012). Die Belastungen können als Lauf- oder Sprintaktivität oder unter Einbau sportartspezifischer Bewegungsmuster absolviert werden (McMillan, Helgerud, Mac- doanld &Hoff, 2005).
Arbeiten aus den 1950er Jahren weisen bereits wesentliche Anpassungserscheinungen des Herz-Kreislauf-Systems im Zuge von intensivem Intervalltraining vor, welches zuerst seine Anwendung in der Leichtathletik fand und der Intervall- und Wiederholungsmethode geähnelt hat. (Reindell & Rohkamm, 1959).
Der Unterschied zwischen der Intervallmethode und dem HIIT besteht darin, dass der *die Sportler*in in der Intervallmethode eine lohnende Pause bekommt, wohingegen beim HIIT eine fixe Dichte, beziehungsweise feste Pausendauer, festgelegt ist. Somit ist die Intensität beim HIIT höher als beim intensiven Intervalltraining. Das HIIT teilt sich die Intensität mit der Wiederholungsmethode, jedoch gibt es beim HIIT keine vollständigen Entlastungsphasen, sondern wird bewusst durch unvollständige Pausen unterbrochen (Dransmann, 2020). Dransmann (2020, S.61) beschreibt „HIIT als intervallartige Belastung mit kurzen Belastungen, maximalen bis supramaximalen Intensitäten und geringem Umfang“.
Zur Messung und Steuerung der Belastungsintensität beim HIIT werden dieselben vier Kriterien wie beim allgemeinen Ausdauertraining verwendet: Sauerstoffaufnahme, Herzfrequenz, Laktatkinetik und Leistung (Dorsemann, 2020, S. 59).
Die HIIT-Protokolle von Buchheit (2009), Gibala (2006) und Helgrund (2007) wurden in Feld- oder Laborstudien auf dem Fahrradergometer, Laufband oder auf der Tartanbahn mit einem Gesamtumfang von circa 6 bis 25 Minuten, mit einer Intensität von 90-100%, bei einer Intervalldauer von 15 Sekunden bis 4 Minuten, durchgeführt, Die Länge der Pause ist dabei immer in Relation zur Belastungszeit zu betrachten. HIIT wird vor allem im Leistungs- und Wettkampfsport genutzt, da es gegenüber klassischen Ausdauerkonzepten oder traditionellem umfangsorientierten Ausdauertraining bei einem deutlich reduzierterem Trainingsumfang zu ähnlichen Anpassungseffekten führt (Burgomaster et al., 2008; Faule, Schneittker, Schulte-Zurhau- sen, Müller, & Meyer, 2013, Gibala et al., 2006; Rakobowchuk et al., 2008).
Angesichts der komplexen Beanspruchung verschiedener Sportarten können sich für leistungs- und wettkampforientierte Sportler*innen einige Vorteile ergeben, da „HIIT als wettkampfspezifisches Ausdauertraining bezeichnet werden kann“ (Dransmann, 2020, S. 59).
In Folge eines HIIT kommt es zu einer Anpassung des Energiestoffwechsels sowie pulmonaler und kardinaler Belastungsreaktionen. Außerdem kann die Steigerung von metabolischen und kardiovaskulären Leistungsressourcen, durch beispielsweise HIIT, zur Prävention und Linderung von Beschwerden in Folge von Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall oder Übergewicht beitragen (Laukkanen, Zaccardi & Khan et al., 2016). Somit ist HIIT nicht nur im Wettkampfsport, sondern auch in der Rehabilitation und im Schulsport von großer Bedeutung.
2.2.2 HIIT in der Schule
Wie im Kapitel 2.2.1 beschrieben, belegen Studien im Gesundheits- und Leistungssport, dass HIIT in vergleichsweise geringer Trainingszeit ähnliche oder höhere Effekte auf Leistungs- und Gesundheitsindikatoren vorweisen kann als das traditionelle niedrigintensive GAT (Engel & Sperlich, 2014; Weston, Wisloff, & Coombes, 2014). Somit liegt es auf der Hand, dass das HIIT gut in den Rahmen des Sportunterrichts passen würde, da gerade im Schulsport wenig Zeit zur Verfügung steht und trotzdem ein hohes Maß an Leistung von den Schüler*innen erwartet wird. Meßler, Homberg und Sperlich (2016) gehen außerdem davon aus, dass wesentliche gesundheitliche Risikofaktoren, wie Übergewicht oder kardiovaskuläre Erkrankungen sowie psychosoziale Faktoren wie Selbstbewusstsein, Kompetenzempfinden und Aufmerksamkeit positiv durch HIIT beeinflusst werden können.
Des Weiteren gibt es noch andere biologische Begründungen, warum HIIT auch mit Kindern und Jugendlichen gut durchführbar ist. Zum einen weisen Kinder im Vergleich zu Erwachsenen geringere absolute Laktatwerte während und nach intensiven Einzel- und Intervallbelastungen auf (Beneke, 2005). Damit ergibt sich aufgrund von kürzeren Perfusionsstrecken ein schnellerer Austausch von Metaboliten und einer insgesamt geringeren Laktatkonzentration als bei Erwachsenen (Buchheit, Duche & Laursen et al., 2010). Ein weiterer Grund, warum HIIT mit Kindern gut durchführbar ist, ist das Muskelfaserspektrum. Kinder verfügen über einen höheren Anteil an Typ 1 Muskelfasern, welche dafür sorgen, dass Laktat oxidiert und der Laktatabtransport beschleunigt wird (Juel, 2001).
In einer sechswöchigen Studie von Engel et al. (2018) wurden Schüler*innen im Rahmen des Sportunterrichts auf motorische Leistungen mit Hilfe des Deutschen Motoriktest untersucht. Hierbei hatte die HIIT-Gruppe elf Trainingseinheiten (ca. 20 Minuten Lauftraining, bei 90-100% der durchschnittlichen Laufzeit des 6-Minuten- Laufes) absolviert und die zweite Gruppe GAT (circa 30 Minuten, bei 65-85% der durchschnittlichen Laufzeit). Dabei kam im Posttest heraus, dass sich die motorischen Leistungen beider Gruppen ohne signifikante Interaktion verbessert haben, die HIIT-Gruppe jedoch im Vergleich zum GAT 30% weniger Zeit benötigte. Aufgrund der limitierten Nettozeit im Sportunterricht, kann das HIIT neue Perspektiven zur Verbesserung der Ausdauer und weiterer motorischer Leistungen der Schüler*innen bieten. Bei der Umsetzung des HIIT mit Kindern und Jugendlichen, gilt es daher, einige Dinge zu beachten. Zum einen besteht eine erhöhte kardiopulmonale und metabolische Beanspruchung und führt, je nach Sportart, auch zu einer starken Beanspruchung des passiven Bewegungsapparates (Engel & Sperlich, 2014). Zum anderen kann durch steigende Belastungen das Immunsystem geschwächt werden, welches dann zum Overreaching (vor allem im Nachwuchs-Leistungssport) führen und weitere Verletzungen begünstigen kann. (Baquet, Berthoin, Dupont et al., 2002). Da Schulsport jedoch meist nur einmal pro Woche stattfindet, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Overreaching kommen.
Alexandra Heckel (2016) promovierte zu den Effekten von HIIT in verschieden Settings, unteranderem in der Schule. Während der Untersuchung in der Schule offenbarten sich jedoch einige Schwierigkeiten, die in anderen Settings in dieser Art nicht auftreten würden. Hierbei mussten aufgrund von der „Notwendigkeit von Notengebungen, Wetterbedingungen oder persönlichen Gründen der Schüler“ immer wieder Einheiten wegfallen, weshalb auch der Effekt des HIIT relativ gering ausgefallen ist (Hecker, 2016, S. 24). Dieser Umstand macht deutlich, dass es in der Schule und im Rahmen des normalen Sportunterricht sehr schwer ist, ein effektives Training durchzuführen, ohne die Rahmenbedingungen der Institution Schule zu verändern.
2.2.3 HIFT (High-Intensity Functional Training)
Im Kapitel 2.2.2 wurde das HIIT beschrieben und die Methode erläutert. Ersichtlich wurde auch, dass HIIT vor allem im Schulsport eine effektivere Alternative zum allgemeinen GAT darstellt, aber aktuelle Studien nur HIIT mit Lauftraining untersucht haben und das noch mit vergleichsweise hohem Zeitaufwand. Studien zum Thema HIIT in der Schule sind auf das Ausdauertraining in Verbindung mit allgemeinen Lauftraining (unimodal) ausgerichtet, welches durch eine Inanspruchnahme von mehr als 15% der Gesamtmuskulatur gekennzeichnet ist (vgl. Hollmann & Studier, 2009, S. 267). Aus diesem Grund wird noch eine weitere Trainingsmethode vorgestellt, die vor allem im amerikanischen Raum untersucht wurde und neben dem HIIT eine Alternative im Schulsport darstellen könnte.
Das HIFT, zu deutsch hochintensives funktionales Training, findet vor allem im Bereich des Militärs, der Polizei und Feuerwehr Anwendung, sprich in Berufsfeldern, die eine besondere physische und mentale Bereitschaft erfordern. Programme, die auf HIFT Prinzipen beruhen, sind beispielsweise CrossFit®, welches im Kapitel 2.2.4 näher beleuchtet wird, SEALFIT und das US Marine Corps hochintensive taktische Training (HITT) (Haddock, 2016, S. 1). Die erste Nennung einer HIFT-Intervention außerhalb des Militärbereichs wurde erst 2014 von Heinrich und Kollegen unter der Betrachtung der Freude und Motivation zwischen Personen, die ein HIFT Programm absolvieren und zwischen Personen, die traditionelles moderates Ausdauerdauer- und Krafttraining ausübten.
HIFT beruht auf funktionalem, mehrgelenkigem Training, welches auf aerobe oder widerstandsbasierte Arbeitsweise, die allgemeine Fitness verbessern soll (Feito et al. 2018; Heinrich, 2015).
Die Frage, die sich nun stellt ist, ob HIFT und HIIT überhaupt voneinander unterschieden werden können und wenn ja, wo der Unterschied zwischen den beiden Trainingsmethoden liegt?
Feito (2018, S.1) beschreibt die Unterscheidung von HIFT zu HIIT wie folgt:
„HIIT exercise is characterized by relatively short bursts of repeated vigorous activity, interspersed by periods of rest or low-intensity exercise for recovery, while HIFT utilizes constantly varied functional exercises and various activity durations that may or may not incorporate rest.“
Ein großer Unterschied zwischen HIFT und HIIT besteht somit in der Ausschließung von festgelegten Pausenzeiten. Die meisten HIFT Programme sind auf das Abarbei-
ten von Wiederholungszahlen oder Runden in einer schnellstmöglichen Zeit angelegt. Das bedeutet, dass das Individuum basierend auf seinem aktuellen Fitnessstand, Pausen- oder Erholungszeiten im Workout selbst festlegt.
Wie im Kapitel 2.2.1 erläutert, ist der Grundgedanke von HIIT vor allem die Verbesserung des metabolischen und kardiovaskulären Systems. Das bedeutet, dass primär energetische Determinanten (Kapillarisierung und Bereitstellung von Kohlenhydraten/ ATP) verbessert werden (Bayati et al.,2011).
Unter Betrachtung des Ziels von HIFT wird deutlich, dass durch die Aneinanderreihung von Übungen mit Widerständen ein potentieller Stimulus für die Entwicklung von Kraft, Schnelligkeit und kardiovaskulärer Anpassung aktiviert wird. Damit ist die physische Veränderung beim HIFT nicht nur energetisch, sondern primär auch strukturell determiniert.
Heinrich (2012) beschreibt HIFT als eine Methode die funktionale, mehrgelenkige (multimodale) Bewegungen, sowie aerobe und muskelstärkende Übungen betont. Beim HIFT werden im Gegensatz zu sich wiederholenden unimodalen Bewegungen mehr Muskeln rekrutiert und somit auch die kardiovaskuläre Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit gefördert. Die meisten Studien zum Thema HIFT verwenden das Bespiel CrossFit®-Training, welches auf dem Prinzip der Erhöhung der Arbeitsfähigkeit im Laufe der Zeit bei gleichzeitiger Verwendung einer Vielzahl von Übungen beruht (Glassman, 2007). So werden beispielsweise monostrukturelle Bewegungen (Rudern, Laufen usw.) sowie Körpergewichtsübungen (Kniebeugen, Liegestütze etc.) und Elemente aus dem Gewichtheben (Reißen, Stoßen etc.) verwendet. Studien von Feito et al. (2018) zeigen, dass HIFT signifikante Verbesserungen des maximalen Sauerstoffverbrauchs (+12%), einer Abnahme des Körperfetts (-8%) sowie einer Verbesserung des Knochenmineralgehaltes bewirken kann.
Auf Grundlage dieser Zusammenhänge definiert Feito (2018, S.2 ) HIFT folgendermaßen:
„Therefore, we propose the definition of HIFT as a training style [or program] that incorporates a variety of functional movements, performed at high-intensity [relatively to an individual's ability], and designed to improve parameters of general physical fitness (e.g. cardiovascular endurance, strength, body composition, flexibility, etc.) and performance (e.g. agility, speed, power, strength, etc.).“
Aktuell liegt nur eine begrenzte Studienanzahl vor, die HIIT mit HIFT-Programmen vergleichen. Eine Studie von Buckley et al. (2015) hat die Trainingsunterschiede zwischen multimodal basierten HIIT (ähnlich zu HIFT; MM-HIIT) und unimodal basiertem HIIT (Rudern, Row-HIIT) über einen Zeitraum von sechs Wochen verglichen. Beide 17
Untersuchungsgruppen haben drei Mal pro Woche trainiert, wobei sechs Runden von jeweils einer Minute Intervalle im All out Prinzip (100% der maximalen Belastbarkeit) , mit drei Minuten passivem Cool-down zwischen den Runden, durchgeführt wurden. Die Row-HIIT Gruppe hat mehrere Intervalle auf dem Ruderegometer absolviert, während die MM-HIIT mehrere Wiederholungen von schwereren Kraftübungen (Kniebeugen, Kreuzheben, Drückübungen etc.), moderaten Hilfsübungen (Ausfallschritte, Liegestütze, Rudern an Ringen etc.) und einem metabolischen AbschlussWorkout (Kastensprünge, Burpees, Battle ropes etc.) trainierte.
Beide Gruppen haben sich nach den sechs Wochen Training in Bezug auf die aerobe Kapazität und anaerobe Leistung gleichstark entwickelt, doch nur die MM-HIIT Gruppe konnte sich auch in Kraft, Schnellkraft und Kraftausdauer verbessern.
Somit ergibt sich aus der Studie, dass multimodale HIFT/HIIT eine gleiche aerobe und anaerobe Anpassung wie traditionelle unimodale HIIT Programme erzeugen, HIFT jedoch den Vorteil der Verbesserung von Kraftfähigkeiten vorweisen.
Eine weitere Studie von Butcher und Kollegen (2015) hat die durchschnittliche Herzfrequenz zwischen einem HIFT Programm und einem multimodalen HIIT Programm verglichen. Es konnte festgestellt werden, dass die altersbedingte Herzfrequenz der Teilnehmer während des HIFT Programs bei 90% und bei dem MM-HIIT bei nur etwa 76% gelegen hat. Aus dieser Untersuchung ergibt sich, dass HIFT Programme aufgrund der fehlenden festgeschriebenen Pausenzeit das Potential einer stärkeren Stimulierung des Herz-Kreislaufsystems erzeugen können als klassische HIIT-Pro- grammen.
Unter der Betrachtung der genannten Erkenntnisse und der sich daraus ergebenden Vorteile für die Trainingsteuerung, wird im nächsten Punkt das HIFT Programm CrossFit® vorgestellt und die Bedeutung für den Schulsport als Alternative zum HIIT erklärt.
2.2.4 CrossFit®
CrossFit® zählt schon seit mehr als zwei Jahrzehnten zu einem der bekanntesten globalen Fitness-Trends und hat mit der Gründung der ersten CrossFit®- Trainingsstätte (Box) in Santa Cruz (USA), den Grundstein für ein weltweit erfolgreiches Fitnessunternehmen gelegt. CrossFit®, Inc wurde im Jahr 2000 als offizielle Marke von dem Begründer Greg Glassman ins Leben gerufen. Fast neun Jahre später, im Jahr 2009, wurde die erste CrossFit®-Box in der DACH-Region in Ansbach, CrossFit® Ansbach gegründet (Homepage CrossFit® Ansbach, 2020). Die Gründung der ersten CrossFit®-Box Leipzigs erfolgte vier Jahre später, im Jahre 2013, durch CrossFit® Leipzig. Somit ist CrossFit® eines der am schnellsten wachsenden Fitnessunternehmen und Trainingsprogramme des HIFT, in dem sich auch das HIIT wiederfinden lässt (Claudino et al. 2018).
Greg Glassman (2007, S. 1) beschreibt CrossFit® als „constantly varied, high-intensity, functional movements“ - ständig variierende, hochintensive, funktionale Bewegungen - mit dem Ziel der Schaffung einer breiten, allgemeinen und inklusiven Fitness. Daher sieht Glassman (2004, S. 3) CrossFit® als Sportart, bei der die Spezialität in der Nicht-Spezialisierung („Our speciality is not spezializing“) besteht und CrossFit® die Fitness-Sportart überhaupt ist. „CrossFit is, quite simply, a sport - sport of fitness“ (Glassman, 2007, S. 2).
Bei CrossFit® hat der Begriff functional einen besonders großen Stellenwert und symbolisiert vor allem natürliche Bewegungen (natural movements), bei denen es um die Aktivierung von mehrgelenkig arbeitenden Muskelgruppen und einer hohen neuronalen und energetischen Beanspruchung geht (CrossFit journal, 2004, S. 2). Beim CrossFit® werden Elemente aus Sportarten wie Gewichtheben, Turnen, Rudern, Schwimmen oder Leichtathletik miteinander kombiniert und zu einem fordernden hochintensiven Workout zusammengefügt. Dabei kommen vor allem Geräte wie Gymnastikringe, Langhanteln, Hantelscheiben, Kurzhanteln, Klimmzugstangen, Medizinbälle, Seile, Matten, Kettlebells, Reifen oder Sandsäcke zum Einsatz (CrossFit Journal, 2004, S. 2). Die Elemente (Variationen an den Geräten) werden durch ständig veränderbare Anforderungen, in Bezug auf Wiederholungen, Gewicht oder zeitliche Faktoren, zusammengestellt - „The art is in the mixing, the magic is in the mo- vements“ (CrossFit Journal, 2004, S. 2). Dadurch erfahren die Workouts einen hochintensiven und ständig variierenden Charakter. Jede CrossFit®-Einheit (WoD) wird somit zu einer neuen körperlichen und mentalen Erfahrung für den*die Sportler*in. Das WoD (Workout of the Day) beschreibt die finale Phase einer CrossFit®-Trai- ningseinheit, auf die der Grundgedanke der Sportart beruht. Dabei setzt sich eine CrossFit®-Einheit aus einem Erwärmung (warm up), einem Kraftteil (strength part) oder einem Fertigkeitsteil (skill part) und dem eigentlichen Workout (WoD) zusammen. In den Workouts werden die Sportler*innen entweder eine Anzahl von Runden in schnellstmöglicher Zeit („For Time"), oder so viele Runden oder Wiederholungen wie möglich, in einer vorgegebenen Zeit („AMRAP“- as many rounds/ reps as possible) absolvieren. Ersteres verfolgt somit eine Aufgabenpriorität (task priority) und Zweiteres eine Zeitpriorität (time priority). In der Regel werden die Workouts mit Aufgabenpriorität zwischen 3 bis 5 Runden absolviert und die Workouts mit Zeitpriorität zwischen 3 bis 20 Minuten, wobei auch weitere Anforderungen möglich sind. Doch nicht nur Aufgaben- und Zeitanforderungen sind veränderbar, sondern auch die Anforderungen der Übungen können dem Fitnessstand der Sportler*in angepasst werden. Ein*e Sportler*in, der*die noch keine klassischen Liegestütz beherrscht, bekommt die Skalierungsvariante den Liegestütz angeschrägt an einer Box auszuführen. Hierbei ändern sich aber nicht die Wiederholungs- und Zeitanforderungen des Workouts, sondern nur die Vereinfachung der Übung, aufgrund des Fitnessstands. Die Intention der Workouts besteht in der Variation von Bewegungen und der hohen Intensität der Belastung im aeroben, aber vor allem auch im anaeroben, Bereich. Somit bietet CrossFit® eine Trainingsstätte, in der unabhängig vom Fitnessstand, Skilllevel oder Geschlecht gemeinsam trainiert werden kann
Im Vergleich zum HIIT gibt es in den meisten CrossFit®-Workouts grundsätzlich keine vorgeschrieben Pausenzeit. Meist wird der*die Sportler*in innerhalb der Workouts, aufgrund der hohen Intensität, dazu gezwungen, eine kurze Pause einzulegen. Intervall-Programme, wie EMOM (every minute on the minute), bei dem eine Übungsaufgabe zur vollen Minute, so schnell wie möglich erfüllt wird, mit dem Ziel eine größtmögliche Pause bis zur nächsten beginnenden Minute herauszuholen, können in die Kategorie multimodales HIIT zugeordnet werden, wenn sie durch festgeschriebene Pausenzeiten definiert sind (z.B.: 3 x 2 Minuten AMRAP / 2 Minuten Pause zw. Runden oder EMOM10'). Intervall-Programme, wie auf dem Ruder- oder Skiergometer werden im CrossFit®-Training angewendet, bilden aber nicht, die Hauptgrundlage wie im HIIT, sondern einen Teil des CrossFit®-Trainings mit dem Ziel der metabolischen Konditionierung. Somit findet das HIIT eine mögliche Anwendung im CrossFit®-Training, aber CrossFit® nicht grundlegend in HIIT-Programmen, da Pausenzeiten meist nicht vorgegeben sind.
Was CrossFit® von anderen Methoden des HIFT unterscheidet ist, dass es durch mediale Präsenz und die große Verbundenheit der Community auch eine gewisse Lebensweise vermitteln möchte. CrossFit® als Sport zu betreiben, bedeutet nicht nur in der Box zu trainieren, sondern auch außerhalb der Sportstätte die Grundprinzipien einer gesunden Lebensweise einzuhalten.
Wenn ein*e Athlet*in es schafft, durch hartes Training, gesunde Lebensweise und Passion an der Sportart zu wachsen, so ist das Ziel eines jeden*r CrossFit®-Athle- ten*in, sich für die Teilnahme an den seit 2008 stattfindenden CrossFit® Games (Weltmeisterschaften) zu qualifizieren. Die CrossFit® Games ermitteln den oder die Fittest on Earth über einen Vier-Tages-Wettkampf mit etwa 14 Workouts. Ausgetragen werden die CrossFit ® Games jährlich im August in Madison, Wisconsin.
Da die meisten HIFT-Programme, so auch CrossFit®, aus den USA ist kommen, werden in deutschen CrossFit®-Boxen nur englische Übungsbeschreibungen verwendet. Aus diesem Grund sind die Trainingsübungen in dieser Arbeit auch im Englischen aufgeführt.
2.2.5 CrossFit® in der Schule
CrossFit® in der Schule stellt ein noch relativ unerforschtes Gebiet auf nationaler und internationaler Ebene dar. Zu dem Schwerpunkt CrossFit® in der Schule gibt es bisher keine Studienlage. Neben CrossFit® gibt es ein Tochterunternehmen, CrossFit® Kids, welches speziell auf das HIFT mit Kindern und Jugendlichen ausgerichtet ist. Die erste CrossFit® Kids Trainingsstätte wurde 2004 in den USA gegründet und basiert auf einem kraft-, beweglichkeits- und technikbasiertem Fitnessprogramm für Kinder und Jugendliche von 3 bis 18 Jahren. Laut Mills (2014), gibt es in den USA mehr als 1300 Schulen, Freizeitzentren, Kirchen oder andere Organisationen die CrossFit® Kids-Kurse anbieten. CrossFit® Kids-Kurse finden jedoch immer außerhalb des eigentlichen Sportunterrichts statt. Meist werden diese als Sport-AG nach der Schule angeboten und dort auch von zertifizierten CrossFit®-Trainern geleitet.
In Deutschland gibt es das CrossFit® Kids Programm bisher nur in einigen CrossFit ® Boxen im urbanen Bereich. CrossFit® Potsdam hat beispielsweise ein im nationalen Vergleich gut ausgebautes CrossFit® Kids Angebot. Die Box bietet Kurse für Preschool (4 bis 7 Jahre), für „Young Kids“ (8 bis 12 Jahre) und für Teens (13 bis 17 Jahre) an. Dabei soll es in den Kursen um die allgemeine Vorbereitung der körperlichen Fitness gehen. Bis zum Erreichen des Teens -Alters werden wenig bis gar keine Zusatzgewichte verwendet. Typisch für die CrossFit® Kids Programme sind die Abwechslung und der spielerische Gedanke, der möglichst in jeder Einheit vorkommen soll (Homepage CrossFit® Potsdam, CrossFit® Training für Kinder).
Die Anforderung von CrossFit® an die motorischen Fähigkeiten wurden in der Examensarbeit von Christian Frei (2018) unter dem Titel „ Entwicklung und Evaluation von Unterrichtsstunden mit Ganzkörper High-Intensity Intervall Training“ genauer beschrieben und werden in dieser Arbeit nicht weiter erläutert.
Die Recherche zum Thema CrossFit® in der Schule in Deutschland ergab Vorschläge für Unterrichtsplanung zum Thema CrossFit® und die Umsetzung in einer Unterrichtseinheit (Sportpraxis, 2019, S. 47-49). In der vorgestellten Unterrichtsstunde sollten die Schüler*innen klären, was Sport und Gesundheit für sie bedeutet und warum Sporttreiben gut sein kann. Im nächsten Schritt wurden an vier Stationen Übungen vorgestellt, die konditionelle Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit fördern, aber auch das Wissen zur korrekten Übungsausführung vermitteln sowie die eigene Körperwahrnehmung stärken sollten. Die Stationen bestanden aus:
(1) Übungen mit dem Medizinball, (2) Übungen mit dem Springseil, (3) Übungen mit der Stange und (4) Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Für die jeweilige Station wurden dann verschieden Variationen vorgestellt, die die Übung erschweren oder erweitern sollten. Nachdem die Schüler*innen den Stationsbetrieb beendet hatten und die technischen Elemente durchgegangen sind, gab es einen Abschlusswettkampf in Form eines 15-minütigen Team-Laufs, der um das Feld der vier Stationen aufgebaut wurde. Ziel der Gruppe war es, in 15 Minuten an allen 4 Stationen 100 Wiederholungen im Team zu erarbeiten. Dabei wurde im YGIG-Prinzip (You Go, I Go) gearbeitet, bei dem immer nur eine Person am Gerät die Übung ausführen durfte.
Christian Frei (2018) hat in seiner Examensarbeit untersucht, wie CrossFit® im Rahmen des Kompetenzbereichs Fitness in einer 11. Klasse angenommen wurde. Hierbei war die Gesamteinschätzung positiv und die Umsetzung von Team-Workouts besonders beliebt.
Auch Schulen im Raum Leipzig besuchen aktuell im Rahmen des Sportunterrichts CrossFit® Boxen und erleben dort, wie CrossFit®-Training ablaufen kann. So auch im Profilsport des Kanurennsports, des Landesgymnasiums für Sport Sachsen. An der „Gemeinschaftsschule am Tegelberg“ oder an der „Gesamtschule Verl" gibt es beispielsweise eine CrossFit® AG, bei der sich Schüler*innen nach der Schule treffen, um gemeinsam Workouts zu absolvieren. Diese Workouts werden dann je nach Fitnesslevel der Schüler*innen angepasst (Homepage Gesamtschule am Tegelberg, Die neue CrossFit® AG & Gesamtschule Verl). An der Gesamtschule Verl wird die CrossFit® AG seit dem Schuljahr 2017/18 durchgeführt.
Die Vorteile von HIFT/ CrossFit®-Training in der Schule sind: (1) die kürzeren Trainingszeiten, (2) kooperierende Partner- oder Team-Workouts, die das Miteinander unter den Schüler*innen fördern, (3) der geringe Materialaufwand und somit auch geringe Kosten, (4) die ständige Variation von Übungen und Bewegungen und damit auch das Verhindern von Langeweile und Adaptationen sowie (5) Skalierungsoptionen für alle Fitnesslevel und körperlichen Einschränkungen.
CrossFit®, Inc ist ein eingetragenes Unternehmen und wird aus diesem Grund nicht als Trainingsmethode beschrieben. CrossFit® ist ein Programm der HIFT-Methode. Deshalb gilt bei der Verwendung des Begriffs CrossFit® in der Schule besondere Aufmerksamkeit. CrossFit®-Training darf als solches benannt werden, wenn der*die Lehrer*in eine Level 1 Trainerlizenz besitzt. Aus diesem Grund sollte bei der Planung einer hochintensiven funktionalen Fitnesseinheit in der Schule immer erläutert werden, dass CrossFit® ein mögliches Programm der HIFT-Methode darstellt, es aber ohne den Besitz einer Lizenz, nicht als CrossFit®-Training beschrieben werden darf. Übungen, wie Burpees oder Squats kommen in CrossFit®-Trainingseinheiten vor. Die Verwendung dieser Übungen legitimiert jedoch nicht dazu, dass die Fitnesseinheit im Schulsport als CrossFit® bezeichnet wird. Daher wird die vorliegende Arbeit nicht als CrossFit-Intervention, sondern als HIFT-Intervention beschrieben. CrossFit® dient der besseren Verdeutlichung des HIFT Grundgedankens und wird deshalb in dieser Arbeit vorgestellt. Da CrossFit® der bisher meist erforschteste Bereich des HIFT ist, werden Studien aus diesem Bereich verwendet, um die Ergebnisse der durchgeführten HIFT-Intervention in der Schule zu diskutieren.
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- Citar trabajo
- Feix Mühmert (Autor), 2020, Hochintensives funktionales Training (HIFT) im Schulsport. Anwendung, Wirksamkeit und Bedeutung für die Verbesserung von motorischen Fähigkeiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1181246
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