Die Zahl der Frauen, die an ihren weiblichen Genitalien verstümmelt wurden, wird weltweit auf ca. 135 Millionen geschätzt. Jeden Tag kommen 6000 Mädchen und junge Frauen hinzu. Das Ritual wird bereits vermehrt auch an kleinen Babys durchgeführt.
Da es keinerlei gesundheitliche Notwendigkeit für eine genitale Verstümmelung gibt, ist die gesundheitsschädigende und schmerzvolle Praxis ein Schnitt in den Körper und die Seele und somit eine grundlegende Verletzung des Rechtes auf Unversehrtheit des Körpers. Zudem hängt die Genitalverstümmelung eng mit der Diskriminierung der Frau zusammen. Unter dem Vorwand, die Jungfräulichkeit zu schützen bzw. die sexuellen Wünsche der Frau zu bezähmen, steckt der Wunsch, die Frau zu kontrollieren, sie in ihrer Freiheit zu beschränken und in einer patriarchalen Gesellschaft unterzuordnen.
Die Praxis der Genitalverstümmelung ist tief in der jeweiligen Gesellschaft die diese praktizieren und in deren Traditionen seit Jahrhunderten verwurzelt. Da sie in den Intimbereich und die Sexualität eingreift, wird das Thema oft tabuisiert. Dementsprechend fällt es den Betroffenen oft schwer, sich gegen diese Praxis zu wehren. Es gibt bereits viele Organisationen in verschiedenen Ländern die sich für die Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung engagieren.
In der folgenden Arbeit wird das Thema „weibliche Genitalverstümmelung“ unter Berücksichtigung des medizinischen, soziokulturellen sowie verfassungsrechtlichen Kontextes untersucht. Dabei wird zunächst auf die begriffliche Klärung eingegangen und anschließend die historische Entwicklung der weiblichen Genitalverstümmelung erläutert um auf diese Weise einen guten Einstieg in das Thema zu gewährleisten. Nachdem die Herkunft des Rituals geklärt ist wird auf das derzeitige Ausmaß der weiblichen Genitalverstümmelung eingegangen. Der Fokus dabei liegt insbesondere auf der geographischen Verteilung ebenso wie Formen und Ablauf der Prozedur und die erheblichen physischen und psychischen Konsequenzen um anschließend auf die rechtlichen Fragen eingehen zu können. Als Fazit erläutere ich meine eigene Meinung zum Thema.
Ich habe mich speziell für dieses Thema entschieden, da ich zuvor einige Erfahrungsberichte zum Thema gelesen habe und zugleich einige Dokumentationen darüber gesehen habe. Doch finde ich, dass trotz großer gesellschaftlicher Relevanz das Wissen darüber in der breiten Öffentlichkeit zu gering ist und zu wenig darüber berichtet wird. Indem ich diese Hausarbeit zu diesem Thema schreibe, nutze ich für mich die Gelegenheit, mir mehr Wissen darüber anzueignen. Da mein Schwerpunkt „Internationale Entwicklungen und interkulturelle soziale Arbeit“ ist, so denke ich, könnte dieses Wissen von großem Nutzen für mich sein.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition der weiblichen Genitalverstümmelung
3 Die historische Entwicklung der weiblichen Genitalverstümmelung
3.1 Die Herkunft des Rituals
3.2 Die Rolle der Religion
3.3 Der Export weiblicher Genitalverstümmelung nach Amerika und Europa
4 Das heutige Ausmaß von weiblicher Genitalverstümmelung
4.1 Geographische Verteilung
4.2 Formen weiblicher Genitalverstümmelung
4.2.1 Die Sunna-Beschneidung
4.2.2 Die Exzision
4.2.3 Die Infibulation oder Pharaonische Beschneidung
4.3 Die Beschneiderinnen und Beschneider
5 Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung
5.1 Physische Folgen
5.2 Psychische Folgen
6 Die Begründungen für weibliche Genitalverstümmelung
7 Genitalverstümmelung und das Gesetz
7.1 Genitalverstümmelung ist eine Menschenrechtsverletzung
7.2 Genitalverstümmelung ist strafbar
8 Fazit
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die Zahl der Frauen, die an ihren weiblichen Genitalien verstümmelt wurden, wird weltweit auf ca. 135 Millionen geschätzt. Jeden Tag kommen 6000 Mädchen und junge Frauen hinzu. Das Ritual wird bereits vermehrt auch an kleinen Babys durchgeführt.
Da es keinerlei gesundheitliche Notwendigkeit für eine genitale Verstümmelung gibt, ist die gesundheitsschädigende und schmerzvolle Praxis ein Schnitt in den Körper und die Seele und somit eine grundlegende Verletzung des Rechtes auf Unversehrtheit des Körpers. Zudem hängt die Genitalverstümmelung eng mit der Diskriminierung der Frau zusammen. Unter dem Vorwand, die Jungfräulichkeit zu schützen bzw. die sexuellen Wünsche der Frau zu bezähmen, steckt der Wunsch, die Frau zu kontrollieren, sie in ihrer Freiheit zu beschränken und in einer patriarchalen Gesellschaft unterzuordnen.
Die Praxis der Genitalverstümmelung ist tief in der jeweiligen Gesellschaft die diese praktizieren und in deren Traditionen seit Jahrhunderten verwurzelt. Da sie in den Intimbereich und die Sexualität eingreift, wird das Thema oft tabuisiert. Dementsprechend fällt es den Betroffenen oft schwer, sich gegen diese Praxis zu wehren. Es gibt bereits viele Organisationen in verschiedenen Ländern die sich für die Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung engagieren.
In der folgenden Arbeit wird das Thema „weibliche Genitalverstümmelung“ unter Berücksichtigung des medizinischen, soziokulturellen sowie verfassungsrechtlichen Kontextes untersucht. Dabei wird zunächst auf die begriffliche Klärung eingegangen und anschließend die historische Entwicklung der weiblichen Genitalverstümmelung erläutert um auf diese Weise einen guten Einstieg in das Thema zu gewährleisten. Nachdem die Herkunft des Rituals geklärt ist wird auf das derzeitige Ausmaß der weiblichen Genitalverstümmelung eingegangen. Der Fokus dabei liegt insbesondere auf der geographischen Verteilung ebenso wie Formen und Ablauf der Prozedur und die erheblichen physischen und psychischen Konsequenzen um anschließend auf die rechtlichen Fragen eingehen zu können. Als Fazit erläutere ich meine eigene Meinung zum Thema.
Ich habe mich speziell für dieses Thema entschieden, da ich zuvor einige Erfahrungsberichte zum Thema gelesen habe und zugleich einige Dokumentationen darüber gesehen habe. Doch finde ich, dass trotz großer gesellschaftlicher Relevanz das Wissen darüber in der breiten Öffentlichkeit zu gering ist und zu wenig darüber berichtet wird. Indem ich diese Hausarbeit zu diesem Thema schreibe, nutze ich für mich die Gelegenheit, mir mehr Wissen darüber anzueignen. Da mein Schwerpunkt „Internationale Entwicklungen und interkulturelle soziale Arbeit“ ist, so denke ich, könnte dieses Wissen von großem Nutzen für mich sein.
2 Definition der weiblichen Genitalverstümmelung
Als weibliche Genitalverstümmelung wird eine Reihe von Eingriffen bezeichnet, die an den weiblichen Genitalien vorgenommen werden. In der Fachliteratur wird häufig der Begriff Femal Genital Mulation (FGM)[1] verwendet. Dabei handelt es sich um die teilweise oder vollständige Entfernung der Klitoris und der kleinen Schamlippen. In manchen Gegenden werden zusätzlich auch die großen Schamlippen bis auf eine kleine Öffnung zugenäht[2].
Der Begriff der weiblichen Genitalverstümmelung hat sich an Stelle von weiblicher Beschneidung durchgesetzt. Diese Änderung kommt dadurch zustande, weil die „weibliche Beschneidung“ deutlich schwerere Folgen hat, als die männliche Beschneidung, bei der lediglich die Vorhaut entfernt wird (Vgl.
http://assets.unicef.ch/downloads/FSheet_FGM_de.pdf sowie Lightfoot-Klein 2003, S.11-12). Da bei der „weiblichen Beschneidung“ die Verletzung wesentlich größer ist, wird der Begriff Genitalverstümmelung diesem eher gerecht.
3 Die historische Entwicklung der weiblichen Genitalverstümmelung
Die Genitalverstümmelung geht sehr weit in die Geschichte der Menschheit zurück. Verstümmelungen der weiblichen Genitalien sind weltweit uralte Blutrituale, bei denen das Blut eines Individuums vergossen werden muss, um dessen Position in einer gegebenen sozialen Gruppe zu definieren. Über die genauen Ursprünge dieser Rituale gibt es nur Vermutungen und wahrscheinlich traten sie in verschiedenen Gesellschaften zu unterschiedlichen Zeiten aus verschiedenen Gründen auf. Es ist lediglich bekannt, dass diese Rituale tief im Unterbewusstsein der Ausführenden verankert und mit kulturellen Mythen und Werten aus Jahrtausenden verwoben sind (Vgl. Lightfoot-Klein 2003, S.12).
An dieser Stelle der Hausarbeit wird zunächst die Herkunft der weiblichen Genitalverstümmelung geklärt und anschließend auf die Rolle der Religion eingegangen. Zum Schluss wird auch über den Ausmaß der FGM in Amerika und Europa berichtet.
3.1 Die Herkunft des Rituals
Spuren genitaler Verstümmelung an weiblichen Mumien, die bis ins 16. Jahrhundert vor Chr. zurückgehen, zeugen davon, dass bereits das Ägypten der Pharaonenzeit die FGM kannte. Auch in Israel wurden neben den Jungen auch die Mädchen beschnitten. Bei den Christen in Ägypten und in Äthiopien wie auch dem äthiopischen Volksstamm der Falaschas die nach jüdischen Traditionen leben, werden bis heute noch die Mädchen genital verstümmelt (Vgl. Ettenhuber in Hermann (Hg.) 2000, S.16). Darüber hinaus gibt es Nachweise, dass auch die frühgeschichtlichen römischen und arabischen Kulturen sich derartiger Methoden bedienten. Die frage an dieser Stelle lautet, was Menschen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit, geographischer Bedingungen und Lebensformen bereits so lange vor unserer Zeitrechnung zu solch grausamen Handlungen trieb. Genau kann diese Frage nicht beantwortet werden, vermutlich waren es die Vorstellungen und Lebensweisen einer archaischen Welt. Im Laufe der Zeit wurden die Beschneidungspraktiken mit der Verehrung der Jungfräulichkeit und Keuschheit[3] in Verbindung gebracht. Der Glaube der ägyptischen Pharaonen, die Götter seien bisexuell, ist eine weitere geschichtliche Begründung. Denn für sie existierte in jedem menschlichen Wesen sowohl eine männliche als auch eine weibliche Seele. Während die weibliche Seele des Mannes in der Vorhaut vermutet wurde, befand die männliche Seele der Frau sich in der Klitoris. Daraus folgte, dass junge Männer sich einer Vorhautbeschneidung unterziehen mussten um vollständig in die männliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Den Mädchen hingegen wurde die Klitoris wie auch oft Teile ihrer Schamlippen entfernt um auf diese Weise vollständig als Frau zu gelten.
Wie bereits aufgeführt zeigen verschiedene Nachweise, dass die Herkunft der genitalen Verstümmelung nicht an eine bestimmte Region gebunden ist. Selbst im englischsprachigen Europa des 19. Jahrhunderts war die Beschneidung der Klitoris weit verbreitet. Die Menschen waren damals der Überzeugung dass die Masturbation einer der Hauptgründe der Geisteskrankheiten bei Frauen war. Daraus folgte die Beschneidung der Klitoris um die geistigen Krankheiten zu bekämpfen. Zugleich versuchten sie auf diese Weise der weiblichen Homosexualität, Hyper-Sexualität und Hysterien entgegenzuwirken (Vgl.http://www.stopfgm.net/dox/RI_Formen%20und%20Folgen%20der%20weiblichen%20Genitalverst%FCmmelung.pdf).
3.2 Die Rolle der Religion
Die weibliche Genitalverstümmelung hat in ihren Ursprüngen nichts mit dem Islam zu tun, auch wenn sie insbesondere im islamischen Teil Afrikas sehr weit verbreitet ist. Der Islam kennt kein religiöses Gesetz, welches verlangt, Mädchen zu beschneiden[4]. Die Befürworter der FGM berufen sich auf eine Überlieferung des Propheten Mohammeds, der geäußert haben soll, die Beschneidung sei eine überlieferte Norm für Männer und etwas Edles für die Frauen. Dies wird in vielen Ländern, die die Genitalverstümmelung durchführen, als religiöses Gebot ausgelegt. Innerhalb dieser Länder trifft man allerdings immer häufiger auf Paradoxe Situationen. Im Sudan, wo beispielsweise 90% der Frauen beschnitten sind, gibt es kleine ethnische Gruppen, die ebenfalls unter Berufung auf den Islam, die weibliche Beschneidung strikt ablehnen. Zugleich beschneiden koptische Christen in Ägypten wie auch christliche und jüdische Ethnien in Äthiopien ebenfalls ihre Mädchen. Aber auch verschiedene Stämme, die Naturreligionen anhängen wenden die weibliche Genitalverstümmelung an.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die islamische Kultur nicht die genitale Verstümmelung mit sich bringt, wie eine ganze Reihe muslimischer und auch fundamentalistischer Länder, in denen derartige Verstümmelungen nicht praktiziert werden, zeigt (Vgl. dazu Ettenhuber in Hermann (Hg.) 2000, S.25).
3.3 Der Export weiblicher Genitalverstümmelung nach Amerika und Europa
Wenn Menschen in andere Länder auswandern, lassen sie größtenteils ihre alten Bräuche und Traditionen nicht einfach hinter sich zurück. Dies ist der Grund dafür, weshalb auch überall in Großbritannien, auf dem europäischen Festland, in Kanada wie auch in den USA heimliche Genitalverstümmelungen an afrikanischen Mädchen durchgeführt werden. Die Zahl derer steigt stetig. Allein in England werden jährlich Tausende Mädchen diesem grausamen Ritual unterzogen. Trotz alldem ist in Großbritannien kein praktizierender Beschneider deshalb verurteilt worden. Bekannt ist bisher nur ein Fall, bei dem ein britischer Gynäkologe 1993 aus der medizinischen Gesellschaft ausgeschlossen wurde, weil er genitale Verstümmelungen durchgeführt hatte. 40 000 derartiger Eingriffe werden jährlich heimlich an Migrantinnen in den Vereinigten Staaten durchgeführt (Vgl. dazu Lightfoot-Klein 2003, S.63 f.).
4 Das heutige Ausmaß von weiblicher Genitalverstümmelung
Wir leben bereits im 21. Jahrhundert und konnten erhebliche Fortschritte in der Technik und in der Wissenschaft erreichen. Trotzdem ist das Phänomen FGM nicht nur in allen Gesellschaftsschichten von mindestens 28 afrikanischen Ländern weit verbreitet. Sie wird auch teilweise auf der arabischen Halbinsel und in einigen Regionen Asiens durchgeführt[5] und wurde, wie zuvor erwähnt, auch nach Amerika und Europa exportiert und wird dort heimlich durchgeführt. Millionen Menschen sind davon betroffen und täglich tausende[6] weibliche Kleinkinder, Mädchen und junge Frauen dem grausamen Ritual hilflos ausgeliefert. Das Alter in dem die Genitalverstümmelung durchgeführt wird unterscheidet sich von Region zu Region. Während einige sie bereits im Säuglingsalter durchführen, findet dies in anderen Gesellschaften vor der Einschulung statt. Andere wiederum praktizieren das Ritual an Heranwachsenden bzw. in der Pubertät oder kurz vor oder kurz nach der Hochzeit.
[...]
[1] Die Abkürzung FGM werde auch ich in dieser Hausarbeit häufiger verwenden
[2] Zu den verschiedenen Beschneidungspraktiken wird im Folgenden genauer eingegangen.
[3] diese Vorstellungen findet man auch heute noch in vielen afrikanischen und arabischen Kulturen vor
[4] weder in der Bibel, in der Thora noch im Koran werden derartige Beschneidungspraktiken verlangt
[5] auf die genaue Verbreitung und geographische Verteilung des Rituals wird im Folgenden Punkt genauer eingegangen
[6] ca. 6000 täglich, meines Erachtens eine grausame Zahl
- Citation du texte
- Esra Poyraz (Auteur), 2007, Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118017
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