Mit dieser Arbeit versuche ich das nicht immer leicht zu verstehende Werk Foucaults anhand
der beiden Begriffe Sexualitätsdispositiv und Bio-Macht näher zu beleuchten und die
Bedeutung dieser für das von Foucault entwickelte Verständnis von Macht herauszustellen.
Dabei werde ich zunächst auf Foucaults biographischen und bibliographischen Hintergrund
eingehen, den vorliegenden Band einordnen und eine Zusammenfassung des Werkes
erarbeiten. Im dritten Teil dieser Arbeit werde ich versuchen, die beiden Begriffe mit
geeigneten Textstellen zu erläutern, sowie deren Bedeutung für das von Foucault entworfene
Verständnis einer vielfältig wirkenden - polymorphen - Macht darstellen. Der Ansatzpunkt
Foucaults ist nämlich nicht die Gewalt von Regierung oder die Herrschaft von Klassen.
Ziel meiner Arbeit wird nicht der Vergleich des von Foucault entwickelten Machtbegriffs mit
anderen Vorstellungen von Macht sein, sondern die Klärung der beiden Begriffe mithilfe
bereits bestehender Interpretationen. Interessant scheint dabei Foucaults These, dass mit der
Entwicklung des Sexualitätsdispositiv der institutionalisierte Zwang zum Geständnis
verbunden und letztlich eine für die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse relevanten
Subjektivierung eines jeden in Gang gesetzt wurde. Am Ende meiner Arbeit werde ich die
gewonnen Erkenntnisse zusammenfassen und auf Probleme bei der Arbeit mit dem Werk
hinweisen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Paul-Michel Foucault
2.1. Biographie
2.2. Bibliographie
2.3. Sexualität und Wahrheit 1: Der Wille zum Wissen
3. Dispositiv der Sexualität
4. Bio-Macht
5. Schlussbemerkungen
6. Bibliographie
1. Einleitung
Wird die Sexualität unterdrückt? Können sich die Menschen vom Kapitalismus befreien, indem sie sich von der Unterdrückung der Sexualität befreien? Resultiert die vermeintliche Unterdrückung der Sexualität aus dem Willen einer zentralen Macht? Geht alle Macht von den Regierungen aus? Können wir uns von der Unterdrückung der Sexualität befreien, indem wir offen über diese sprechen und diese offen praktizieren?
Der französische Philosoph Michel Foucault versucht auf diese Fragen in seinem 1976 erschienen ersten Band einer Histoire de la sexualité (Sexualität und Wahrheit) unter dem Titel La volonté de savoir (Der Wille zum Wissen) neue Antworten zu geben. Ihm geht es in dem ursprünglich auf sechs Bände angelegten Werk dabei weniger um eine Geschichte sexueller Gewohnheiten und einer Anleitung zur Befreiung von der Unterdrückung, als vielmehr darum, „den Fall einer Gesellschaft zu prüfen, die seit mehr als einem Jahrhundert lautstark ihre Heuchelei geißelt, redselig von ihrem eigenen Schweigen spricht und leidenschaftlich und detailliert beschreibt, was sie nicht sagt, die genau die Mächte denunziert, die sie ausübt und sich von den Gesetzen zu befreien verspricht, denen sie ihr Funktionieren verdankt.“[1].
Ausgehen von der verbreiteten These, der Sex wird seit der Entwicklung des Kapitalismus systematisch unterdrückt, entwickelt Foucault eine Kritik an dieser Repressionshypothese um so den Blick auf ein eigentlich die Moderne bestimmendes Phänomen freimachen zu können: die Bio-Macht.[2] Der Begriff der Bio-Macht und die daraus resultierenden schlimmen rassistischen Entwicklungen in der Vergangenheit und Gegenwart sind Antworten, die Foucault den Anhängern der Repressionshypothese entgegen hält. Neben dem Begriff der Bio-Macht spielt vor allem die institutionelle Anreizung zu einer Vielzahl von Diskursen rund um die Sexualität eine große Rolle, ist doch die Summe dieser Diskurse und der damit verbundenen Praktiken - das Sexualitätdispositiv - ein wichtiges konstituierendes Element der seit geraumer Zeit wirkenden Bio-Macht. Foucault geht es in erster Linie aber nicht um eine Widerlegung der Repressionshypothese, sondern um die Analyse der juridischen Konzeption der Macht und der damit verbunden Produktivität, dem Erfindungsreichtum und der allgegenwärtigen Präsenz dieser.[3]
Mit dieser Arbeit versuche ich das nicht immer leicht zu verstehende Werk Foucaults anhand der beiden Begriffe Sexualitätsdispositiv und Bio-Macht näher zu beleuchten und die Bedeutung dieser für das von Foucault entwickelte Verständnis von Macht herauszustellen. Dabei werde ich zunächst auf Foucaults biographischen und bibliographischen Hintergrund eingehen, den vorliegenden Band einordnen und eine Zusammenfassung des Werkes erarbeiten. Im dritten Teil dieser Arbeit werde ich versuchen, die beiden Begriffe mit geeigneten Textstellen zu erläutern, sowie deren Bedeutung für das von Foucault entworfene Verständnis einer vielfältig wirkenden - polymorphen - Macht darstellen. Der Ansatzpunkt Foucaults ist nämlich nicht die Gewalt von Regierung oder die Herrschaft von Klassen.
Ziel meiner Arbeit wird nicht der Vergleich des von Foucault entwickelten Machtbegriffs mit anderen Vorstellungen von Macht sein, sondern die Klärung der beiden Begriffe mithilfe bereits bestehender Interpretationen. Interessant scheint dabei Foucaults These, dass mit der Entwicklung des Sexualitätsdispositiv der institutionalisierte Zwang zum Geständnis verbunden und letztlich eine für die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse relevanten Subjektivierung eines jeden in Gang gesetzt wurde. Am Ende meiner Arbeit werde ich die gewonnen Erkenntnisse zusammenfassen und auf Probleme bei der Arbeit mit dem Werk hinweisen.
2. Paul-Michel Foucault
Auch wenn ein biographischer Überblick zum Verständnis von Foucaults Werk wenig beitragen wird, so ist es für die Auseinandersetzung mit einem Werk doch allgemein hilfreich, dieses zunächst biographisch und bibliographisch einzuordnen. So habe ich bei der folgenden Zusammenstellung zu meiner Überraschung festgestellt, dass Foucaults vollständiger Name Paul-Michel Foucault war und dieser von seiner Familie auch immer so bezeichnet wurde, Foucault jedoch Paul nicht benutzte, weil ihn dieser zu sehr an sein Vater - Paul Foucault - erinnerte.
2.1. Biographie
Der französische Philosoph Paul-Michel Foucault wurde am 15. Oktober 1926 in der französischen Stadt Poitiers als Sohn wohlhabender Eltern geboren und genießt vor allem deshalb, aber auch wegen seiner Begabung, eine exzellente schulische Ausbildung. Nach erfolgreichem Abitur zieht Foucault 1945 nach Paris und beginnt 1946 sein Philosophiestudium an der Elite-Universität Ecole Normale Supérieure. 1949 beendet er seine Diplomarbeit (Hegel) und erlangt 1951 das Staatsexamen in Philosophie. Außerdem wird er 1950 Mitglied der Partie Communiste de France, tritt wenige Jahre später aus dieser wegen deren Haltung zur Homosexualität aber wieder aus. Dieser Lebensabschnitt in Paris ist bestimmt von persönlichen Krisen, so dass es zu 2 Selbstmordversuchen kommt. 1955 beginnt er seine Arbeit als Lehrer für französische Sprache und Kultur an der Universität Uppsala in Schweden und wird 1958 Direktor des Institut Française in Warschau, ein Jahr später des Institut Française in Hamburg. 1961 kehrt Foucault zurück nach Paris und schreibt dort an seiner Dissertation. Von 1962 bis 1966 arbeitet er als Professor für Philosophie an der Universität in Clermont-Ferrand, von 1966 bis 1968 als Gastprofessor an der Universität Tunis in Tunesien. 1968 ging er wieder zurück nach Paris und arbeitet dort bis 1970 als Professor für Philosophie. 1969 wird er ins Collège de France gewählt und erhält dort ab 1970 als Professor für die Geschichte der Denksysteme einen eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl. Von 1971 bis 1973 ist er in der Gruppe zur Information über Gefängnisse politisch aktiv und arbeitet ab 1981 mit der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarność zusammen. Am 15.06.1984 stirbt Foucault an Aids in Paris.[4]
2.2. Bibliographie
Michel Foucault hat seit seinem Studium zahlreiche Werke veröffentlicht. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen werde ich deshalb im folgendem nur die wichtigsten Bücher aufführen und weniger wichtige Werke, Artikel und andere Texte nicht besprechen.
Seine erste wichtige Arbeit sollte seine 1961 in Paris veröffentlichte Dissertation Folie et déraison, l'histoire de la folie à l'âge classique (Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft) sein, in der er untersucht, wie sich das Konzept des Wahnsinns mit der Zeit veränderte. Als Fortsetzung seiner begonnenen Untersuchungen veröffentlicht er 1963 sein zweites größeres Buch La naissance de la clinique: Une archéologie du regard médical (Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks). 1966 folgt dann Les Mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines (Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften) welches ihn in Frankreich als Intellektuellen bekannt machte. In der 1969 veröffentlichten L'archéologie du savoir (Archäologie des Wissens) beschreibt er erstmals das Verfahren, dass er in seinen vorherigen Büchern verwendet hat, und entwickelt dieses weiter. Dieses Verfahren wird später als Diskursanalyse bezeichnet. 1975 setzt er seine Untersuchungen zu den Techniken und Wirkungsweisen von Macht am Beispiel des Gefängnisses in seinem Buch Surveiller et punir. Naissance de la prison (Überwachen und Strafen) fort, bevor er dann 1976 den ersten Band (La Volonté de savoir / Der Wille zum Wissen) seines aus insgesamt 3 Bänden bestehenden Werkes L'histoire de la sexualité (Sexualität und Wahrheit) veröffentlicht. Band 2 (L'Usage de plaisirs / Der Gebrauch der Lüste) und Band 3 (Le souci de soi / Die Sorge um sich) wurden erst nach seinem Tod im Jahr 1984 veröffentlicht.[5]
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[1] Foucault, Michel: Sexualität und Wahrheit 1: Der Wille zum Wissen, S. 16, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main, 1983.
[2] Kögler, Hans-Herbert: Michel Foucault, S. 92, J.B. Metzler Verlag, Stuttgart, 2004.
[3] Urs, Marti: Michel Foucault, S. 100, Beck Verlag, München, 1988.
[4] Vgl. dazu Eribon, Didier: Michel Foucault. Eine Biographie, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main, 1993
sowie Universität Graz: Biographie Michel Foucault, http://www-classic.uni-graz.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/foucault/14bio.htm (eingesehen am 02.04.2008).
[5] Vgl. dazu: Universität Graz: Bibliographie Michel Foucault, http://www-classic.uni-graz.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/foucault/14bib.htm (eingesehen am 02.04.2008)
sowie historicum.net: Michel Foucault (1926-1984), http://www.historicum.net/themen/klassiker-der-geschichtswissenschaft/a-z/art/Foucault_Miche/html/artikel/2533/ca/09cae36599/ (eingesehen am 02.04.2008).
- Arbeit zitieren
- Michel Blumenstein (Autor:in), 2008, Sexualitätsdispositiv und Bio-Macht in Foucaults „Sexualität und Wahrheit 1: Der Wille zum Wissen“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117933
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