Die Situation in Zypern offenbart sich somit als ein Konglomerat von Konfliktherden. Dies soll zum Anlass genommen werden, den Zypernkonflikt in der vorliegenden Arbeit näher zu beleuchten. Dabei wird zunächst etymologisch auf den Begriff des ‚Konfliktes’ eingegangen, ehe die sozialwissenschaftliche Definition eben dieses der Arbeit zugrundegelegten Terminus aufgeführt, dabei Bezug zu weiteren Konfliktformen und schließlich der Theorie des Neoinstitutionalismus mit seinem vorherrschenden Konfliktverständnis, genommen wird. Weiterhin wird die Konfliktursache beschrieben und hauptsächlich auf die politischen, aber auch die historischen Gründe für den Konflikt eingegangen. Der eigentliche Konfliktgegenstand soll schließlich charakterisiert werden, indem weiter die intern wie extern beteiligten Parteien ihre Erwähnung finden. Die Arbeit schließt mit der Vorstellung institutioneller Lösungsstrategien. Auf diese Weise wird sich letztlich das Ausmaß des Zypernkonfliktes genauer erschließen lassen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Konflikt: etymologisch
2.2 Konflikt: sozialwissenschaftlich
2.2.1 Formen und Funktion von Konflikten
2.2.2 neoinstitutionalistische Konflikttheorie
2.3 Historische Hinführung
2.4 Konfliktursache
2.5 Konfliktgegenstand
2.6 institutionelle Lösungsstrategien
3. Schluss
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Hinterlassenschaft einstiger Imperien nach der 9000-jährigen wechselvollen Siedlungsgeschichte führte zur Existenz einer Vielzahl verschiedener Religionen, Ideologien und Wertvorstellungen in Zypern. Als Folge daraus ist die Entstehung ethnischer Minderheiten zu sehen, dominiert von der Konkurrenz zwischen der griechisch-zyprischen Bevölkerung und den türkischen Zyprioten. Das Ergebnis ist die nach wie vor bestehende Teilung der Insel durch die sogenannte ‚green-line’. Doch auch die räumliche Trennung der beiden Ethnien führte bis heute keineswegs zu einer Lösung des Konfliktes, so dass sich auch internationale Organisationen wie die UNO dieses Problems angenommen haben. Nachdem bereits die Ausrufung der international nicht anerkannten ‚Türkischen Republik von Nordzypern’ am 15. November 1983 auf großes internationales Interesse stieß, erlangte der seit Jahrhunderten vorherrschende Konflikt der kleinen Inselrepublik in Europa und dem Rest der Welt erneut Präsenz, als ihr, das heißt der Republik Zypern, und damit nur dem griechisch-zyprischen Südteil der Insel, durch den Beschluss von Kopenhagen am 1. Mai 2004 gemeinsam mit neun weiteren Ländern der Beitritt in die Europäische Union gewährt wurde. Zudem zog jeher auch die außenpolitisch strategisch attraktive Lage der dem Nahen Osten vorgelagerten Insel im östlichen Mittelmeer die Aufmerksamkeit vieler externer Mächte auf sich.
Die Situation in Zypern offenbart sich somit als ein Konglomerat von Konfliktherden. Dies soll zum Anlass genommen werden, den Zypernkonflikt in der vorliegenden Arbeit näher zu beleuchten. Dabei wird zunächst etymologisch auf den Begriff des ‚Konfliktes’ eingegangen, ehe die sozialwissenschaftliche Definition eben dieses der Arbeit zugrundegelegten Terminus aufgeführt, dabei Bezug zu weiteren Konfliktformen und schließlich der Theorie des Neoinstitutionalismus mit seinem vorherrschenden Konfliktverständnis, genommen wird. Weiterhin wird die Konfliktursache beschrieben und hauptsächlich auf die politischen, aber auch die historischen Gründe für den Konflikt eingegangen. Der eigentliche Konfliktgegenstand soll schließlich charakterisiert werden, indem weiter die intern wie extern beteiligten Parteien ihre Erwähnung finden. Die Arbeit schließt mit der Vorstellung institutioneller Lösungsstrategien. Auf diese Weise wird sich letztlich das Ausmaß des Zypernkonfliktes genauer erschließen lassen.
2. Hauptteil
2.1. Konflikt: etymologisch
Ein erster Zugang zum Konfliktbegriff lässt sich über seine etymologische Bedeutung erschließen, denn es erscheint sinnvoll, „den Begriff ‚Konflikt’ auf seinen eigentlichen Inhalt hin zu untersuchen und zu definieren“, da „die Worte ‚Streit’, ‚Auseinandersetzung’, ‚Kampf’, ‚Gegensatz’, ‚Widerspruch’ [...] oftmals ohne tieferes Nachdenken durch das Wort ‚Konflikt’ ersetzt“ werden, und so „das Konfliktverständnis verwischt.“[1] Der Begriff ‚Konflikt’ (lat. conflictus = Zusammenstoß[2]) weist eine doppelte Struktur auf, je nach seiner Verwendung als „transitives bzw. intransitives Verb.“[3] So beschreibt er einerseits eine „durch das Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen, Interessen o.Ä. entstandene schwierige Situation, die zum Zerwürfnis führen kann“[4] - und damit einen Zustand. Andererseits bezeichnet er eine „mit kriegerischen Mitteln ausgetragene Auseinandersetzung zwischen Gegnern“[5] und zielt somit auf eine Handlung ab.
2.2 Konflikt: sozialwissenschaftlich
Nachdem die Etymologie des Konfliktbegriffes geklärt wurde, sollen an dieser Stelle die verschiedenen Konfliktarten zunächst in allgemeiner Form dargestellt werden, ehe ihre gemeinsame Funktion erwähnt wird. Weiterhin wird dabei jenes Konfliktverständnis genauer herausgearbeitet, welches für die Analyse des Zypernkonfliktes in dieser Arbeit zugrundegelegt wird.
Aus soziologischer Sichtweise „entstehen Konflikte in einer spezifischen Situation gesellschaftlichen Wettbewerbs, in der die beteiligten Akteure miteinander unvereinbare Ziele durchzusetzen versuchen und in der jeder Akteur eine (Ausgangs-) Position bezieht, die mit den (wahrgenommenen) Interessen anderer Akteure nicht in Übereinklang steht.“[6] Hieraus lässt sich weiterhin ein sozialwissenschaftliches Begriffsverständnis ableiten, worauf im Folgenden genauer eingegangen wird.
2.2.1 Formen und Funktion von Konflikten:
Konflikte „sind unvereinbare Positions- bzw. Interessendifferenzen zwischen mindestens zwei Akteuren“, wobei „der Begriff >Konflikt< [...] kein Verhalten von Akteuren, sondern eine Interessenkonstellation zwischen Akteuren“[7] bezeichnet. Die große unterschiedliche Vielfalt an Konfliktverständnissen führt zu einer Fülle entsprechender Lösungsstrategien. Aufgrund der differierenden Systeme in denen sie existent sind, lassen sich Konflikte systemübergreifend zunächst allgemein in „gegenständliche und nichtgegenständliche“[8] Konflikte unterscheiden. Diese Differenzierung Meyers ist gleichbedeutend mit der von Lewis Coser aufgestellten Terminologie des „echten“ bzw. „unechten“[9] Konfliktes. In beiden Fällen wird die Frage nach „Anlass und Funktion“[10] gestellt. Beim gegenständlichen Konflikt wird der Anlass definiert als ein „Zusammenprall von Individuen bei der Verfolgung von Zielen, Ansprüchen und erwarteten Gewinnen“[11], funktionell gesehen also der Konflikt als Mittel zum Zweck, wohingegen man beim nichtgegenständlichen Konflikt einen wirklichen Anlass sucht, da er schlicht „einen Ausdruck aggressiver Impulse“[12] darstellt. Dieser ist in seiner Funktion nicht auf ein Ziel ausgerichtet, sondern dient vielmehr als Spannungs- bzw. Aggressionsabbau, wobei „Konflikt und Konfliktparteien [...] beliebig“[13] sind. Bei der Bearbeitung des vorliegenden Themas ist nur eine Berücksichtigung der erstgenannten Konfliktart förderlich, da der Konflikt in der Zypernproblematik durchaus das Mittel zur Durchsetzung der eigenen Ziele der jeweilig involvierten Parteien darstellt. Insgesamt reicht das Empfinden der Funktion von Konflikten in sozialwissenschaftlichen Theorien von negativen, als Bedrohung der „soziale[n] Ordnung“[14] geltend, bis hin zu einem positiven Funktionsverständnis im Sinne eines „Förderer[s] sozialen Wandels“[15]. Anders formuliert können „Konflikte [...] einen produktiv-kooperativen oder einen kompetitiv-destruktiven Verlauf nehmen.“[16]
Eine weitere Differenzierung des Konfliktbegriffes liefert Meyers im Bezug auf die Ebenen in denen Konflikte auftreten,[17] wobei zu beachten ist, dass das Spektrum politischer Konfliktaustragung von gewaltlosen Bündnissen über kompromisshafte Verhandlungen, bis hin zu totalitären Ausrottungskriegen reichen kann[18]:
- Internationale Ebene (Machtkonflikte und Kriege, Konkurrenz weltanschaulicher Systeme, globale Verteilungskonflikte, regionale Spannungen und Auseinandersetzungen)
- Innergesellschaftliche Ebene (politische, religiöse, ökonomische, soziale, ethnische, ökologische, rassische und Minoritätenkonflikte)
- Inter- bzw. intrapersonale Konflikte (psychologische Konflikte, Entscheidungskonflikte, Beziehungskonflikte)
Letztgenannter Punkt findet nur zur Komplettierung der Terminologie seine Erwähnung und wird in der vorliegenden Arbeit keine weitere Rolle spielen. Die erwähnten gesellschaftlichen Konflikte lassen sich weiterhin ihren Gründen nach in „objektive und subjektive“[19] Konflikte unterscheiden. Erstere handeln von der „Verteilung knapper Güter und Werte (Einkommen, Status, Macht, Herrschaft)“[20], während letztere die „aus bestimmten Prädispositionen (Ressentiments, Feindschaft, Aggression, Hass) ergebenden Einstellungen“[21] beschreiben.
[...]
[1] Mehlich, Julia: Analyse der theoretischen Ansätze und konzeptionellen Vorstellungen zu „Frieden“, „Gewalt“ und „Konflikt“ in der bundesdeutschen Friedensforschung. Leipzig 1994, S.44.
[2] Duden: Deutsches Universalwörterbuch, 4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Dudenreaktion (Hrsg.). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2001, S.933.
[3] Bonacker, Thorsten; Imbusch, Peter: Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung – Konflikt, Gewalt, Krieg, Frieden, in: Imbusch, Peter; Zoll, Ralf (Hrsg.): Friedens- und Konfliktforschung – Eine Einführung mit Quellen, Bd. 1, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Opladen 1999, S. 74.
[4] Duden: Deutsches Universalwörterbuch, S.933.
[5] Ebd, S.933.
[6] Meyers, Reinhard: Begriff und Probleme des Friedens. Opladen 1994, S. 28.
[7] Zangl, Bernhard; Zürn, Michael: Frieden und Krieg – Sicherheit in der nationalen und postnationalen Konstellation. Frankfurt am Main 2003, S. 83.
[8] Meyers, Reinhard: Begriff und Probleme des Friedens, S. 28.
[9] Coser, Lewis A.: Theorie sozialer Konflikte. Neuwied am Rhein 1965, S. 59/60.
[10] Meyers, Reinhard: Begriff und Probleme des Friedens, S. 28.
[11] Ebd, S. 30 (Abb. 4).
[12] Ebd, S. 30 (Abb. 4).
[13] Bonacker, Thorsten; Imbusch, Peter: Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung, in: Imbusch, Peter; Zoll, Ralf (Hrsg.): Friedens- und Konfliktforschung, S. 77.
[14] Ebd, S. 81.
[15] Ebd, S. 82.
[16] Baros, Wassilios: Konfliktbegriff, Konfliktkomponenten und Konfliktstrategien, in: Fuchs, Albert; Sommer, Gert (Hrsg.): Krieg und Frieden – Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie. Weinheim, Basel, Berlin 2004, S. 213.
[17] Vgl. Meyers, Reinhard: Begriff und Probleme des Friedens, S. 28.
[18] Ebd, S. 29 (Abb. 3).
[19] Ebd, S. 31.
[20] Bonacker, Thorsten; Imbusch, Peter: Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung, S. 78.
[21] Ebd, S. 78/79.
- Quote paper
- Sebastian Schoener (Author), 2005, Der Zypernkonflikt - Eine Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117685
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