Die vorliegende Ausarbeitung ist im Rahmen einer Facharbeit, beziehungsweise Hausarbeit entstanden und beschäftigt sich mit Fragen um die Männlichkeit: Was ist Männlichkeit? Wie hat sich das gesellschaftliche Verständnis von Männlichkeit im 20. Jahrhundert gewandelt? Ist Männlichkeit anerzogen? Ist Männlichkeit durch Genetik gegeben? Und gibt es ein aktuelles, gesellschaftliches Männlichkeitsbild? Diese Fragen versucht die Facharbeit, beziehungsweise Hausarbeit auf wissenschaftlicher Grundlage zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Männlichkeitsbilder der Vergangenheit
1.1 Das Männlichkeitsbild in ,,Deutschland’’ im frühen 20. Jahrhundert
1.1.1 Zur Zeit des Ersten Weltkriegs
1.1.2 Deutschland unter nationalsozialistischem Regime
1.2 Das Männlichkeitsbild in der Bundesrepublik Deutschland im späten 20. Jahrhundert
1.2.1 Die 68er Bewegung und Sexuelle Revolution
1.2.2 Die Hippie-Bewegung
1.2.3 Der musikalische Zeitgeist
2 Theorien und Studien zur Männlichkeit
2.1 Männlichkeit als gesellschaftliches/kulturelles Konstrukt nach Pierre Bourdieu und Raewyn Connell
2.1.1 Toxische Männlichkeit
2.1.2 Kritik an der Theorie der gesellschaftlichen Männlichkeitskonstruktion
2.2 Männlichkeit als Ergebnis biologischer Befunde
2.2.1 Der biologische Mann und sein Y-Chromosom
2.2.2 Unterschiede zwischen Mann und Frau hinsichtlich Interessen und Verhalten
3 Männlichkeit heute
4 Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturquellen
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Das Bild des Mannes in der westlichen Welt hat sich verändert. Es werden vom Mann gesellschaftlich ganz andere Dinge erwartet als noch vor 70 Jahren. Mit der Gleichstellung der Frau, hat sich einiges für die Männerwelt geändert. Alleinerziehende Väter, Hausmänner, Männer, die stricken oder basteln, Jungen werden in modernen Bildungsinstitutionen aufgerufen, ihre Gefühle zu zeigen - das alles wäre vor zum Beispiel 70 Jahren unmännlich und nicht der Norm entsprechend gewesen. Ebenfalls hört man vermehrt, dass Männer heutzutage immer weiblicher werden. Dieser Meinung sind zum Beispiel 32 Prozent einer Umfrage zum Wandel des Männlichkeitsbildes (siehe S.27, Abb. 3). 1 Was ist an dieser Behauptung dran? Und inwiefern fand und findet also ein Wandel im Männlichkeitsbild statt und was macht Männlichkeit überhaupt aus?
Um diesen Fragestellungen nachzugehen, wird sich diese Facharbeit zum Oberthema ,,Gesellschaft im Wandel’’ mit dem Wandel im Männlichkeitsbild beschäftigen und versuchen darzulegen, was Männlichkeit ist, beziehungsweise ausmacht.
Anfangs wird ein Einblick in die gesellschaftlichen Männlichkeitsbilder der Vergangenheit gegeben, um erste Unterschiede zur heutigen Zeit ersichtlich zu machen. Eine gründliche Darstellung des Männlichkeitsbildes über die gesamte Menschheitsgeschichte würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weswegen die Arbeit ausschließlich die Männlichkeitsbilder des 20. und 21. Jahrhunderts genauer behandeln wird. Dabei wird das Männlichkeitsbild zur Zeit des Ersten Weltkriegs, das Männlichkeitsbild zur Zeit des Nationalsozialismus und das mit beiden Männlichkeitsbildern einhergehende traditionelle Männlichkeitsbild in Kontrast zu den Männlichkeitsbildern, welche die aufständischen, progressiven Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre mit sich brachten, gesetzt. Anschließend werden Erklärungsansätze zur Definition von Männlichkeit behandelt. Konkret wird die Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Männlichkeit, biologischen Befunden, beziehungsweise soziologischen Studien gegenübergestellt. Hierbei wird die Frage geklärt, inwiefern Männlichkeit gesellschaftlich anerzogen ist und ob, und wenn zu welchem Teil, Männlichkeit biologisch terminiert ist. Ferner wird dabei ein besonderer Fokus auf den umstrittenen Begriff der ,,Toxischen Männlichkeit’’ gelegt. Abschließend wird der Wandel im Männlichkeitsbild erneut aufgegriffen, konkreter erläutert und die Ergebnisse der Männlichkeitsdefinition werden zusammengefasst.
1 Männlichkeitsbilder der Vergangenheit
1.1 Das Männlichkeitsbild in ,,Deutschland’’ im frühen 20. Jahrhundert
Das Männlichkeitsbild im frühen 20. Jahrhundert war ein gänzlich verschiedenes Männlichkeitsbild im Vergleich zu dem Männlichkeitsbild der letzten 30 Jahre und wurde stark von den beiden Weltkriegen geprägt. Das folgende Männlichkeitsbild wird auch als traditionelles Männlichkeitsbild bezeichnet. Dieses variiert von Kultur zu Kultur, grundsätzlich wird Männlichkeit jedoch mit folgenden Charakteristika assoziiert: ,,Aktivität, Tatkraft, physische Stärke, Härte, Disziplin, Dominanz, emotionale Kontrolle, Rationalität im Handeln.’’ 2
1.1.1 Zur Zeit des Ersten Weltkriegs
Was machte Männlichkeit zur Zeit des ersten Weltkriegs aus? Und was waren die gesellschaftlichen Anforderungen und Normen? Vor allem förderte die staatliche Propaganda im deutschen Kaiserreich das Bild eines disziplinierten Kriegers mit starken Nerven, der in der Lage war, seine Emotionen und sein Verlangen zu beherrschen. 3 Dazu sollte er gleichzeitig seine gesamte Energie für das Vaterland geben. 4 Staatlicherseits wurde versucht, das Bild des selbstaufopfernden Kriegers zu stärken, der sich voll und ganz auf die Verteidigung der Nation konzentriert. Dieses Bild des harten Frontsoldaten wurde in den damaligen Medien, sprich in Zeitschriften, auf Plakaten und in Kinofilmen, populär gemacht. 5 Im Deutschen Reich wurde jungen Männern beigebracht, "weibliche" Emotionen wie Liebe und Mitgefühl unter Kontrolle zu halten und zu unterdrücken. 6 Sowohl Ärzte, Lehrer als auch Politiker unterstützten diese Vorstellung von Männlichkeit. 7 Aus dem Raster fielen die gesellschaftlich geächteten, die sogenannten degenerierten Gruppen: Dies waren beispielsweise Homosexuelle, die zu egoistisch wären und zu sehr mit sich selbst beschäftigt seien, um sich der Nation zu widmen. 8
Ausschließlich wurden Sachlichkeit, Distanz und wie bereits erwähnt, emotionale Kälte zur Zeit des ersten Weltkriegs mit Männlichkeit assoziiert. 9 Die Eigenschaften waren Teil der kulturellen Konstruktion eines Helden, beziehungsweise dem Streben nach Heldentum und ,,Mannhaftigkeit’’. 10 Dabei spielte das Militär eine gewichtige Rolle. ,,Als Institution der männlichen Vergemeinschaftung und Disziplinierung, die die Männer von der zivilen Gesellschaft separiert, stahlharte, gepanzerte Körper formt, Kampftechniken trainiert und Gefühlskälte bzw. Affektkontrolle fördert, präsentiert sich das Militär als Ort einer ,,kalten Kultur’’ inmitten der Industriegesellschaft.’’ 11. An Stelle von diesen unterdrückten Emotionen wurden Eigenschaften wie Mut, Entschlossenheit und Kampflust anerzogen. 12 Der perfekte Mann also sollte außerdem heroische Sehnsüchte haben, danach streben Mut zu beweisen und Ruhm zu erwerben. 13 Im ersten Weltkrieg dienten circa 13,3 Millionen deutsche Soldaten bei einer Population von 67 Millionen Menschen. 14 Somit versuchte etwa ein Drittel der Männer, den damaligen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Ein gesellschaftliches Männlichkeitsbild mit Soldatenqualitäten entstand infolgedessen, welches teilweise bis zur Zeit des Nationalsozialismus überdauerte und dort wieder auflebte.
1.1.2 Deutschland unter nationalsozialistischem Regime
Zur Zeit des Faschismus spitzte sich das militärische Männlichkeitsbild noch weiter zu. Im nationalsozialistischen Staat und im faschistischen Italien wurden homogene, soldatische Männerbunde geschaffen. 15 Durch die Lehre der ,,rassischen Überlegenheit des arischen Mannes’’ wurden diese Bunde gestärkt, indem gemeinsame Feindbilder geschaffen wurden. Die Unterschiede zu politischen Gegnern und Außenstehenden wurden hervorgehoben und Differenzen und Unterschiede in den eigenen Reihen minimiert. 16 Das männliche Geschlecht war Grundvoraussetzung für den Beitritt der Wehrmacht, der Sturmabteilung (SA) und der Schutzstaffel (SS). Folglich wurde von einem deutschen Mann erwartet, Teil dieses Systems zu werden. Eine weitere fundamentale Aufgabe des Mannes war seine Familie. Familien im nationalsozialistischen Deutschland waren grundsätzlich patriarchisch aufgebaut. 17 Als gesellschaftlich auserkorenes Familienoberhaupt hatte der Mann die Aufgabe, seine Familie zu beschützen und zu versorgen und ‘’Nachkommen für das Vaterland’’ zu zeugen. 18 Auch politisches Engagement war Voraussetzung eines gesellschaftlich angesehenen Mannes, Arbeit für die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) selbst war außerdem ausschließlich Männern vorbehalten. 19 Der gesellschaftlich ideale Mann also war verantwortlich für seine Familie und schuf die äußeren Umstände, um eine Familie zu gründen, was bedeutet, dass er für das Einkommen sorgte, passenden Wohnraum suchte und sich politisch betätigte. Mit Beginn des Krieges jedoch wurde ein Großteil der Männer an die Kriegsfront deportiert. Männer, die den Kriegsdienst verweigerten wurden in der Regel exekutiert. 20 Das Resultat dieser strikten Kriegspolitik war, dass Frauen alleine zurückblieben, mehrköpfige Familien alleine versorgten und oft auch noch dazu in Fabriken oder Ähnlichem arbeiteten. 21 Die meisten Frauen meisterten diese anspruchsvollen Alltage und waren das Rückgrat des nationalsozialistischen Staates zur Kriegszeit. Demzufolge hatten Männer später Schwierigkeiten, sich erneut als Familienoberhäupter zu präsentieren, da Frauen alle bisher vom Mann beanspruchten Aufgaben bewältigten. 22 Diese Umstände trugen maßgeblich zum radikalen Wandel des Gesellschaftsbildes der Frau in den 1960er und 1970er Jahren bei und im Umkehrschluss zum Wandel des Männlichkeitsbilds.
1.2 Das Männlichkeitsbild in der Bundesrepublik Deutschland im späten 20. Jahrhundert
Die Frauenwelt erlebte gesetzlich einen drastischen Aufschwung im späten 20. Jahrhundert. Durch die Demokratisierung in der Bundesrepublik Deutschland wurde die Gleichstellung der Frau möglich. Aber auch in der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Gleichberechtigung in der Verfassung verankert. 23 Auch Faktoren wie die Erfindung und Zulassung der schwangerschaftsverhindernden Pille 1961, Abschaffung des Abtreibungsverbots 1971 und natürlich die jahrelangen Bemühungen feministischer Aktivistinnen führten zur zunehmenden Gleichstellung, beziehungsweise zur Emanzipation und Unabhängigkeit der Frau in der westlichen Welt. 24 Dieser Umschwung sorgte konsequent für Veränderungen in der Gesellschaft und brachte das vorherrschende Männlichkeitsbild ins Wanken. Zeitgleich erlebte Deutschland vielfältige Proteste und Bewegungen, wobei die populärsten Bewegungen traditionelle Werte und Normen, wie das derzeitige Männlichkeitsbild, und die bestehende Ordnung ablehnten und nach Reform strebten.
1.2.1 Die 68er Bewegung und Sexuelle Revolution
Die 68er Bewegung bezeichnet ein Kollektiv aus sozialen Bewegungen der Neuen Linken in den 1960er und 1970er Jahren. Die Bezeichnung als Neue Linke entstand, da innerhalb der Bewegung Theorien und Ideen von Karl Marx, Sigmund Freud, Herbert Marcuse und Mao Zedong zusammenkamen, jedoch die Politik von Joseph Stalin und Vladimir Lenin abgelehnt wurde. 25 Angehörige der Bewegung kamen fast ausschließlich aus der gebildeten Mittelschicht, während die Bewegung selbst ein von zwanghaften, bürgerlichen Verhaltensnormierungen befreites Leben forderte. 26 ‘’Sie strebte eine umfassende Demokratisierung der bundesdeutschen Gesellschaft als Beitrag zur Emanzipation aller Menschen von kapitalistischer Ausbeutung, Unterdrückung und Entfremdung mit antiautoritären Mitteln an. Übergreifende Ziele waren die sexuelle Selbstbestimmung und eine antiautoritäre Erziehung.’’ 27
Inwiefern aber beeinflusste die 68er Bewegung das Männlichkeitsbild?
Die 68er Bewegung führte generell zu tiefgreifenden sozialen Veränderungen, darunter auch sich verändernde Geschlechterrollen, als auch öffentliche Bekenntnisse zur Homosexualität. 28 Da die Proteste gegen zwanghafte, bürgerliche Verhaltensnormierungen gerichtet waren, verhielten sich Angehörige der Bewegung entsprechend und lehnten das traditionelle Männlichkeitsbild ab. Zum Beispiel wurde die Norm der Ehe und der eingeschränkten Sexualität strikt abgelehnt. Zuvor forderte die moralische Ordnung, dass körperliche Beziehungen zwischen den Geschlechtern grundsätzlich nur in monogamen Ehen existieren sollten, da der Zweck und das Ergebnis dieser Beziehung das Kind sein sollte. 29 Diese Vorstellung wiesen Anhänger der 68er Bewegung stark zurück, möglich war diese Entscheidung zur sexuelle Freiheit vor allem durch die schwangerschaftsverhindernde Pille. Sprüche wie ,,Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.’’ und ,,Make love not war’’, kennzeichneten den Zeitgeist. 30 Ziel einiger Studenten war es, die soziale Revolution, die stattfand, mit einer kulturellen und sexuellen Revolution zu verbinden, mit dem Endziel einer egalitären Gesellschaft, in der Liebe und Sexualität von ihren moralischen, kirchlichen und staatlichen Fesseln befreit wären. 31
Viele Männer und Frauen sagten sich also von der bestehenden Ordnung und den damals verbundenen Ansprüchen der Gesellschaft los, wie zum Beispiel bis Ende dreißig verheiratet zu sein, eine Familie zu gründen und ein Haus zu bauen. 32 Die damalig revolutionäre Befreiung von diesen gesellschaftlichen Erwartungen ist heute Normalität. Heute ist es, unabhängig vom Geschlecht, gesellschaftlich akzeptiert, eine Karriere zu verfolgen, anstatt eine Familie zu gründen und dafür legte die 68er Bewegung das Fundament. Zusammengefasst erschuf die 68er Bewegung ein neues Männlichkeitsbild, welches den Mann aus seinen traditionellen Rollen enthob.
1.2.2 Die Hippie-Bewegung
Eine extremere Version des liberalen Männlichkeitsbilds bot die aus den Vereinigten Staaten von Amerika stammende Hippie-Bewegung. Die Hippie-Bewegung waren ebenso wie die 68er Bewegung eine antiautoritäre und antitraditionelle Bewegung. Der größte Unterschied zur 68er Bewegung war, dass sie nicht versucht haben, die Gesellschaft von innen zu verändern, stattdessen haben sie sich fast gänzlich von der Gesellschaft abgewandt mit dem Ziel, andere mitzureißen. 33 Die Zielvorstellung war die Gründung einer neuen ,,enthierachisierten’’ Gesellschaft ohne Leistungsdruck und Unterdrückung. 34 Das neue, liberale Männlichkeitsbild in der Hippie-Bewegung war deutlich extremer als das der 68er Bewegung. Männer trugen Schmuck, lange Haare, oft Dreadlocks als Protest gegen das kulturelle Männlichkeitsbild. 35 Charakteristisch war auch, dass es in der Kleidung keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gab. Somit sollte das Aufbrechen von Geschlechterrollen symbolisiert werden. 36
Die Proteste der Hippies waren meist optimistisch, gewaltfrei und bunt. 37 Sie protestierten vor allem gegen Krieg und Gewalt und befürworteten im Gegenzug Pazifismus. 38 Die strikte Ablehnung des Militärs und des Krieges steht im direkten Gegensatz zur Vorstellung des nach kriegerischen Ruhm strebenden Soldaten im Ersten- und Zweiten Weltkriegs. Das Männlichkeitsbild änderte sich im Bezug auf diesen Aspekt also vollständig.
Diese Bewegungen und ihre Charakterzüge kennzeichneten den Zeitgeist der 1960er und 1970er Jahre und auch das sich wandelnde gesellschaftliche Männlichkeitsbild. Die 1960er und 1970er Jahre wirbelten die gesellschaftlichen Geschlechterrollen auf und erschufen Fundamente für größeren Wandel. Bis heute lassen sich die Spuren der Bewegungen in der Gesellschaft auffinden. Wie einflussreich diese Bewegungen tatsächlich waren, lässt sich beispielsweise in der in der Musik finden.
1.2.3 Der musikalische Zeitgeist
,,The Beatles’’- eine Band der 1960er und 1970er Jahre, ist die erfolgreichste Band aller Zeiten mit schätzungsweise 1,3 Milliarden verkauften Tonträgern. 39 Die Beatles waren Anhänger der Hippie Bewegung und zeichneten sich durch ihre Liedtexte über Frieden, Liebe und sexuelle Freiheit aus, wie zum Beispiel im Song ,,All you need is love’’(1967). 40 Die Popularität der Beatles entspricht der Popularität der Hippie Bewegung und zeigt deren Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel. Eine andere erfolgreiche Band, die ebenso wie die Beatles mit der Hippiekultur assoziiert wurde, sind die Rolling Stones. 41 Diese Tendenzen finden sich zum Beispiel im Song ,,Gimme Shelter’’(1967). 42 Die Musikzeitschrift ,,Rolling Stone’’ schätzt die Gruppe auf die viert einflussreichste Musikgruppe der Zeitgeschichte. 43 Diese Band beeinflusste vor allem die 1970er. 44
Zusammenfassend lässt sich also ein substanzieller Teil im Wandels des Männlichkeitsbilds auf den Zeitraum der 60er und 70er Jahre zurückführen. Die Bewegungen der Zeit stellten das traditionelle Männlichkeitsbild erstmals großflächig in Frage. Natürlich waren die Hippie- und 68er Bewegung lediglich Bewegungen, welche nicht von der gesamten Gesellschaft gutgeheißen und mitgetragen wurden. Jedoch zeigen die Einblicke in die Musik die Popularität der Bewegungen, zumindest die gesellschaftliche Akzeptanz der Bewegungen. Dieser erstmalige, relativ radikale und in jüngerer Vergangenheit liegende Wandel des Männlichkeitsbilds wirft die Frage auf, ob es so etwas wie eine universelle, natürliche Männlichkeit überhaupt gibt. Diese Fragen versuchen die Theorien der nächsten Kapitel zu beantworten.
2 Theorien und Studien zur Männlichkeit
2.1 Männlichkeit als gesellschaftliches/kulturelles Konstrukt nach Pierre Bourdieu und Raewyn Connell
Die meisten Menschen werden in die Welt geboren, sozialisiert und konditioniert. Entsprechend wird auch Männlichkeit gesellschaftlich konstruiert. Die verschiedenen Sozialisationsphasen des Lebens haben allesamt institutionelle Hintergründe und es werden dem Menschen gewisse Praktiken infiltriert: In Familie, Schule, Ehe, Religion und Arbeitswelt werden gesellschaftliche Standards vorgegeben, die nach der Theorie der Männlichkeit als gesellschaftliches Konstrukt von Männern für ihren eigenen Vorteil vorgegeben werden, beziehungsweise wurden. 45 Beispielsweise wurde heranwachsenden Jungen beigebracht, sie seien der Frau übergeordnet. Dafür sorgten unter anderem Übersetzungen der Bibel, so heißt es in der Lutherübersetzung von 1964: ,,Die Frauen seien untertan ihren Männern als dem Herrn.
[...]
1 (Umfrageergebnisse zur Frage in welche Richtung Männer sich durchschnittlich verändern.), Siehe Anhang
2 https://grauzonen.info/mediapool/das_konstrukt_der_maennerwelt.pdf [Stand: 20.3.21; 16:24]
3 vgl.: Szcepaniak, Monika: Militärische Männlichkeiten in Deutschland und Österreich im Umfeld des Großen Krieges, S. 10
4 vgl.: ebd. S. 10
5 vgl.: Hüppauf, Bernd: Verdun and the Myth of the New Man in Germany after the First World War, in: War and Society, 2. Auflage S.70
6 vgl.: Frevert, Ute: A Nation in Barracks: Conscription, Military Service and Civil Society in Modern Germany, S. 183
7 vgl.: ebd., S.183
8 vgl.: Mosse, George L.: The Image of Man, 3. Auflage, S. 79f., S. 110f.
9 vgl.: Szczepaniak, Monika: «Helden in Fels Und Eis.» Militärische Männlichkeit Und Kälteerfahrung Im Ersten Weltkrieg, 2. Auflage, S. 63
10 vgl.: ebd., S.63
11 Szczepaniak, Monika: «Helden in Fels Und Eis.» Militärische Männlichkeit Und Kälteerfahrung Im Ersten Weltkrieg, 2. Auflage, S. 63
12 vgl.: Szczepaniak, Monika: «Helden in Fels Und Eis.» Militärische Männlichkeit Und Kälteerfahrung Im Ersten Weltkrieg, 2. Auflage, S. 63
13 vgl.: ebd., S. 64
14 vgl.: https://www.britannica.com/place/Germany/Germany-from-1871-to-1918 [Stand: 22.2.21; 23:11]
15 vgl.: https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/197049/die-konstruktion soldatischer-maennlichkeit-im-faschistischen-weltbild [Stand: 7.3.21; 22:44]
16 vgl.: https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/197049/die-konstruktion [Stand: 14.3.21; 11:10]
17 vgl.: http://www.fvss.de/assets/media/jahresarbeiten/geschi/nazifamilie.pdf [Stand: 15.3.21; 17:35]
18 vgl.: http://www.fvss.de/assets/media/jahresarbeiten/geschi/nazifamilie.pdf [Stand: 15.3.21; 22:33]
19 vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Frauen_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus
20 vgl.: https://www.spiegel.de/fotostrecke/kriegsdienstverweigerer-im-nationalsozialismus-fotostrecke-170654.html [Stand: 15.3.21; 18:20]
21 vgl.: Badinter, Elisabeth: XY Die Identität des Mannes, S. 33 ff.
22 vgl.: ebd. S.33
23 vgl.: https://www.deutschlandfunkkultur.de/frauenrechte-in-der-ddr-es-ging-darum-die-frau.976.de.html?dram:article_id=421452 [Stand: 16.3.21; 18:23]
24 vgl.: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35287/neue-welle-im-westen [Stand: 14.3.21 23:48]
25 vgl.: Rucht, Dieter: Die Ereignisse Von 1968 Als Soziale Bewegung: Methodologische Überlegungen Und Einige Empirische Befunde., S. 122
26 vgl.: Rucht, Dieter: Die Ereignisse Von 1968 Als Soziale Bewegung: Methodologische Überlegungen Und Einige Empirische Befunde., S. 122
27 https://de.wikipedia.org/wiki/Westdeutsche_Studentenbewegung_der_1960er_Jahre [Stand: 17.3.21; 10:57]
28 vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/68er-Bewegung [Stand: 17.3.21 11:12]
29 vgl.: https://www.deutschlandfunkkultur.de/sexuelle-revolution-wer-zweimal-mit-derselben-pennt.976.de.html?dram:article_id=419832 [Stand: 17.3.21; 13:02]
30 vgl.: ebd.[Stand: 17.3.21; 12:22]
31 vgl.: https://www.dw.com/de/freiheit-oder-neue-zw%C3%A4nge-50-jahre-sexuelle-revolution/a-45106616 [Stand: 17.3.21; 18:54]
32 vgl.: https://www.dw.com/de/freiheit-oder-neue-zw%C3%A4nge-50-jahre-sexuelle-revolution/a-45106616 [Stand: 17.3.21; 12:43]
33 vgl.: https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/jugendkulturen-in-deutschland/36172/die-hippies [Stand: 19.3.21; 10:02]
34 vgl.: ebd. [Stand: 19.3.21; 10:04]
35 vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hippie [Stand: 19.3.21; 10:11]
36 vgl.: ebd. [Stand: 19.3.21; 15:29]
37 vgl.: ebd. [Stand: 19.3.21; 10:36]
38 vgl.: https://praxistipps.focus.de/hippie-bewegung-alles-wissenswerte-zur-jugendrebellion-der-hippies_110792 [Stand: 5.4.21; 20:27]
39 vgl.: https://popkultur.de/die-15-erfolgreichsten-bands-aller-zeiten/ [Stand: 19.3.21; 11:13]
40 vgl.: https://mathewstreet.co.uk/were-the-beatles-hippies/ [Stand: 19.3.21; 11:19]
41 vgl.: https://471665674241657755.weebly.com/blog/the-hippie-movement-of-the-1960s [Stand: 19.3.21; 17:06]
42 vgl.: https://www.radioeins.de/musik/die-100-besten-2019/hippiesongs/hippiesongs---die-top-100.html [Stand: 5.4.21; 20:39]
43 vgl.: https://schallplatten-junkies.de/2020/09/14/die-einflussreichsten-musiker-des-20-jahrhunderts/ [Stand: 19.3.21; 16:52]
44 vgl.: https://rockpasta.com/the-first-5-bands-to-listen-to-appreciate-the-70s-hippie-culture/ [Stand: 19.3.21; 16:47]
45 Neidhart, Stefanie: Konstruktion von Männlichkeit nach Bourdieu und Connell, Männliche Herrschaft und hegemoniale Männlichkeit. Ein Vergleich., S.2
- Quote paper
- Ayk Zieglschmid (Author), 2021, Das Männlichkeitsbild im Wandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176723
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