In dieser Arbeit werden juristische Hürden untersucht, die beim Einsatz von Smart Contracts auftreten können und Rahmenbedingungen formuliert, innerhalb derer eine Nutzung nach dem gültigen Recht möglich ist.
Im Bereich Legal Tech sind Smart Contracts heutzutage immer häufiger als Schlagwort vorzufinden. Sie dienen der Schließung, Automatisierung und Rechtsdurchsetzung klassischer Verträge und wollen auf diesem Weg Rechtsstreitigkeiten auf ein Minimum reduzieren. Auch wenn sie von einigen bereits als unausweichliche Technologie angepriesen werden, ist ihre regulatorische Zulässigkeit noch nicht abschließend geklärt.
Selten waren die Meinungen über eine Technologie so zwiegespalten, wie es bei der Blockchain der Fall ist. Befürworter sehen in ihrer dezentralen Natur die Lösung für eine Vielzahl an Problemen des digitalen Zeitalters. Als disruptive Technologie wird ihr nachgesagt, die Digitalisierung in verschiedenen Bereichen wesentlich voranzutreiben und die Wirtschaft grundlegend auf den Kopf zu stellen.
Gleichzeitig steht das Konzept vor dem Hintergrund der Klimadebatte massiv unter Kritik, da es teils enorme Rechenleistung und somit Ressourcen erfordert. Entgegen der häufig vorzufindenden Gleichstellung der Blockchain mit Kryptowährungen gehen ihre Anwendungsfelder aber weit über diese hinaus. Blockchain-basierte Smart Contracts sollen zukünftig zur Obsoleszenz zentraler Institutionen über alle Branchen hinweg beitragen und die traditionelle Kautelarpraxis grundlegend revolutionieren.
Verträge werden sodann direkt zwischen Parteien geschlossen und die Rechtsdurchsetzung mittels selbstausführender Software automatisiert. Der damit einhergehende Verzicht auf zentrale Intermediäre hat Zeit- und Kosteneinsparungen zur Folge und stößt damit vor allem im Finanzsektor auf Begeisterung. Dennoch werden von Gegnern sinnvolle Einsatzzwecke der Smart Contracts angezweifelt, während andere dem bestehenden Rechtssystem bereits seine Daseinsberechtigung entziehen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Darstellungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Technologische Grundlagen
2.1 Peer-to-Peer Netzwerke und Distributed-Ledger
2.2 Blockchain
2.2.1 Funktionsweise
2.2.2 Klassifikation
2.2.3 Problematik und Weiterentwicklung
2.3 Blockchain 2
3 Smart Contracts
3.1 Definition
3.2 Funktionsweise
3.3 Evaluation und Anwendungsgebiete
4 Juristische Betrachtung von Smart Contracts
4.1 Vorvertragliche Herausforderungen
4.1.1 Zurechnung von Willenserklärungen
4.1.2 Software als Vertragssprache
4.1.3 Smart Contracts und das AGB-Gesetz
4.1.4 Gefahr der unerlaubten Rechtsdienstleistung
4.2 Vertragsschluss
4.2.1 Angebot und Annahme mittels Smart Contract
4.2.2 Kryptowährung als schuldrechtliche Gegenleistung
4.3 Störungen im Vertragsverhältnis
4.3.1 Wirksamkeitshindernisse
4.3.2 Rechtsvernichtende Einwendungen
4.3.3 Leistungsstörungen
4.3.4 Digitale Konfliktlösung und Rückabwicklung
4.3.5 Automatisierte Selbstjustiz
4.4 Vereinbarkeit von Transparenz und Datenschutz
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Urteilsverzeichnis
Abstract
| Im Bereich Legal Tech sind Smart Contracts heutzutage immer häufiger als Schlagwort vorzufinden. Sie dienen der Schließung, Automatisierung und Rechtsdurchsetzung klassischer Verträge und wollen auf diesem Weg Rechtsstreitigkeiten auf ein Minimum reduzieren. Auch wenn sie von einigen bereits als unausweichliche Technologie angepriesen werden, ist ihre regulatorische Zulässigkeit noch nicht abschließend geklärt. In dieser Arbeit werden daher juristische Hürden untersucht, die bei ihrem Einsatz auftreten können und Rahmenbedingungen formuliert, innerhalb derer eine Nutzung nach dem gültigen Recht möglich ist. Eine Auseinandersetzung mit der Fachliteratur und Rechtsprechung offenbart überwiegend Probleme im Leistungsstörungs- und Datenschutzrecht. Der Vertragsschluss selbst wird hingegen ausreichend durch das technikoffene Zivilrecht abgedeckt. Im Ergebnis sind künftig stellenweise konzeptionelle oder rechtliche Anpassungen notwendig sind, um Smart Contracts für eine breite Masse an Anwendungen einzusetzen.
Schlüsselwörter | Blockchain, Smart Contracts, Zivilrecht, Datenschutzrecht
Abstract
| In the field of legal tech, Smart Contracts become increasingly more common as a buzzword these days. They are used to conclude, automate and enforce traditional contracts and thus aim to reduce legal disputes to a minimum. Even though they are already being extolled by some as an indispensable technology, their regulatory admissibility has not yet been conclusively clarified. This paper therefore examines legal challenges and formulates a juridical framework for their usage under the current law. An examination of the literature and jurisdiction reveals problems primarily in the areas of defaults and data protection. However, the conclusion of the contract itself is adequately covered by the technology-open civil law. As a result, some conceptual or legal adjustments will be necessary in the future to use smart contracts for a broad mass of applications.
Keywords | Blockchain, Smart Contracts, Civil Law, Data Protection Law
Abkürzungsverzeichnis
AGB Allgemeine Geschäftsbedingung(en)
Alt. Alternative
BAG Bundesarbeitsgericht
BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BDSG Bundesdatenschutzgesetz
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BGH Bundesgerichtshof
dApp Dezentrale Anwendung
DeFi Dezentrale Finanzprodukte
DLT Distributed-Ledger-Technologie
DS-GVO Datenschutzgrundverordnung
EuGH Europäischer Gerichtshof
h. M. herrschende Meinung
i. S. d. im Sinne der/des
i. S. v. im Sinne von
IoT Internet of Things
KG Kammergericht Berlin
KWG Kreditwesengesetz
lit. Buchstabe
OLG Oberlandesgericht
P2P Peer-to-Peer
PoS Proof-of-Stake
PoW Proof-of-Work
RDG Rechtsdienstleistungsgesetz
TX Transaktion
ZAG Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz
ZPO Zivilprozessordnung
Darstellungsverzeichnis
Abb. 1 Netzwerkstrukturen
Abb. 2 Schematischer Aufbau einer Blockchain
Tab. 1 Gegenüberstellung Öffentlicher, Konsortium- und Privater Blockchain
Tab. 2 Vergleich dreier Blockchain-Protokolle
1 Einleitung
Selten waren die Meinungen über eine Technologie so zwiegespalten, wie es bei der Blockchain der Fall ist. Befürworter sehen in ihrer dezentralen Natur die Lösung für eine Vielzahl an Problemen des digitalen Zeitalters. Als disruptive Technologie wird ihr nachgesagt, die Digitalisierung in verschiedenen Bereichen wesentlich voranzutreiben und die Wirtschaft grundlegend auf den Kopf zu stellen. Gleichzeitig steht das Konzept vor dem Hintergrund der Klimadebatte massiv unter Kritik, da es teils enorme Rechenleistung und somit Ressourcen erfordert. Entgegen der häufig vorzufindenden Gleichstellung der Blockchain mit Kryptowährungen gehen ihre Anwendungsfelder aber weit über diese hinaus. Blockchain-basierte Smart Contracts sollen zukünftig zur Obsoleszenz zentraler Institutionen über alle Branchen hinweg beitragen und die traditionelle Kautelarpraxis grundlegend revolutionieren. Verträge werden sodann direkt zwischen Parteien geschlossen und die Rechtsdurchsetzung mittels selbstausführender Software automatisiert. Der damit einhergehende Verzicht auf zentrale Intermediäre hat Zeit- und Kosteneinsparungen zur Folge und stößt damit vor allem im Finanzsektor auf Begeisterung. Dennoch werden von Gegnern sinnvolle Einsatzzwecke der Smart Contracts angezweifelt, während andere dem bestehenden Rechtssystem bereits seine Daseinsberechtigung entziehen.
Mit zunehmender Verbreitung rücken Smart Contracts daher immer häufiger in den Fokus wissenschaftlicher Debatten. Die Notwendigkeit einer genaueren Betrachtung ergibt sich aus der Uneinigkeit über ihre Definition und rechtliche Einordnung. Das Zivilrecht ist dabei nur eines von vielen Rechtsgebieten, das beim Einsatz der Technologie zu beachten ist. Doch welche juristischen Konflikte ergeben sich aus der Nutzung Blockchain-basierter Smart Contracts de lege lata in Deutschland wirklich?
Dieser Fragestellung widmet sich die Arbeit, indem Smart Contracts unter privat-, finanz- und datenschutzrechtliche Vorschriften subsumiert und mögliche Hürden herausgearbeitet werden. Eine fundierte juristische Analyse klärt die gesetzlichen Rahmenbedingungen, unter denen Smart Contracts in der Praxis eingesetzt werden können. Die Zielsetzung der Arbeit besteht unter anderem in der Beantwortung der Fragen, inwieweit ein Smart Contract überhaupt als Vertrag im Rechtssinn klassifiziert wird und in welchen Fällen durch seine Verwendung auf konventionelle Verträge oder sogar Juristen verzichtet werden kann. Es gilt final zu erörtern, wie gut die deutsche Rechtsdogmatik auf den Einsatz der Technologie vorbereit ist und ob de lege ferenda Anpassungen notwendig sind.
Hierfür wird auf die einschlägige Fachliteratur sowie Rechtsprechung zurückgegriffen und deren Aussagen auf die Problemstellung angewandt. Gleichzeitig erfolgt bei ungeklärten Rechtsfragen eine selbstständige Subsumtion des Sachverhalts unter die Tatbestände des geltenden Rechts. Die Nähe zum Gesetzestext ermöglicht dabei zuverlässige Forschungsergebnisse.
Jegliche Auseinandersetzung mit Smart Contracts erfordert sowohl ein Verständnis der Blockchain als auch eine Betrachtung ihrer zugrundeliegenden Konzepte und Eigenschaften. Daher dient der erste Teil der Arbeit als Einführung in die technologischen Grundlagen. Anschließend folgt ein tiefer Einblick in die Terminologie, Funktionsweise und die potenziellen sowie tatsächlichen Anwendungsgebiete von Smart Contracts. Bis hierhin beleuchtete Konzepte bilden die Wissensgrundlage für die vertragsrechtliche Analyse im nachfolgenden Kapitel. Untergliedert ist diese chronologisch und umfasst neben dem eigentlichen Vertragsschluss ebenso die prä- sowie postvertraglichen Tatbestände. Denkbare regulatorische Probleme, die sich durch den Einsatz von Smart Contracts in den verschiedenen Phasen ergeben, werden verdeutlicht und situativ Handlungsoptionen dargelegt. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Betrachtung datenschutzrechtlicher Aspekte.
2 Technologische Grundlagen
Netzwerke stellen die Basistechnologie für alle Konzepte dieser Arbeit dar. Dabei handelt es sich um Systeme, deren Struktur als Graph modellierbar ist. Ein Graph besteht aus einer bestimmten Anzahl an Elementen (Knoten), die über Kanten miteinander verbunden sind.1 Strukturell wird primär zwischen zentralen, dezentralen und verteilten Netzwerken differenziert (Abb. 1).2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1 Netzwerkstrukturen3
Ebenjene Netzwerkarten lassen sich nun auf Datenbanken übertragen. Während bei der traditionellen zentralen Datenhaltung die Informationen von einem einzigen Knoten hierarchisch vorgegeben werden, existieren in dezentralen Datenbanken mehrere, weitestgehend eigenständige Knoten, die heterarchisch eine Verwaltungs- und Überprüfungsfunktion erfüllen und über ein Protokoll miteinander kommunizieren. Verteilte Datenbanken zeichnen sich wiederum dadurch aus, dass Kopien von ihr über das Netzwerk verteilt auf verschiedenen Knoten gespeichert sind.4 Die Kontrolle verteilter Datenbanken erfolgt aber weiterhin durch zentrale Instanzen.5 Zwar ermöglicht die zentrale Speicherung an einem Ort einen schnellen Zugriff und eine Vereinfachung der Datenhaltung, hat jedoch zusätzlich zu möglichen Engpässen beim Zugriff durch mehrere Nutzer einige Nachteile. Dazu zählt der Aspekt der Sicherheit, denn die einmalige Speicherung führt dazu, dass Informationen gezielt manipuliert oder gelöscht werden können. Außerdem stellt der zentrale Knotenpunkt den sogenannten Single Point of Failure 6 dar, da es bei dessen Ausfall keine Möglichkeit mehr gibt, auf die Daten zuzugreifen. Ein verteiltes System verlagert die Abhängigkeit hingegen auf verschiedene Netzwerkteilnehmer.7
In der Literatur kommt es oftmals zu Verwechslungen bei der Klassifikation von Netzwerken. Zurückzuführen ist das auf die lineare Herangehensweise an die Terminologie der Begriffe zentral, dezentral und verteilt, obwohl sie jeweils verschiedene Eigenschaften betreffen. Für eine vollständige Definition müssen unterschiedliche Perspektiven herangezogen werden, die es getrennt voneinander zu betrachten gilt.8 Eine Beschränkung auf Abb. 1 reicht im Bereich der Kyptoökonomie daher nicht aus. Stattdessen ist eine mehrdimensionale Betrachtung notwendig.
Dezentralisierung setzt sich zusammen aus der architektonischen, politischen und logischen Ebene. Erstere umfasst die Frage, wie viele Knoten ausfallen können, ohne dass das Netzwerk zusammenbricht. Der politische Aspekt klassifiziert hinsichtlich der (de-)zentralen Kontrolle über die restlichen Netzwerkteilnehmer. Zuletzt ordnet die logische Dezentralisierung ein System danach ein, ob zwei Hälften nach einer Teilung in der Mitte unabhängig voneinander funktionieren könnten. Die Eigenschaft der Verteilung gilt es strikt getrennt von etwaiger (De-)Zentralisierung zu betrachten, da es sich hierbei lediglich um einen technischen Aspekt handelt. Gemeint ist damit die Redundanz von Daten entlang mehrerer Knoten im Netzwerk zur Datensicherung oder Geschwindigkeitsverbesserung. Eine zentral gesteuerte Datenbank kann sich daher die Vorteile einer Verteilung zunutze machen, um Single Points of Failure zu eliminieren. Sie ist deswegen aber noch lange nicht auf allen Ebenen dezentral, sondern lediglich in ihrer Architektur.9
Auch wenn Dezentralisierung und Verteilung in der Literatur stellenweise synonym verwendet werden, ist diese Ansicht abzulehnen. Das Vorliegen einer Dezentralisierung muss aus unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Blickwinkeln analysiert werden und betrifft hauptsächlich den Ort und die Art der Entscheidungsfindung. Eine Verteilung bezieht sich stattdessen auf den Ort der Speicherung. Dezentrale Systeme beinhalten daher nicht automatisch eine Verteilung, während verteilte Systeme stets architektonisch dezentral sind.
2.1 Peer-to-Peer Netzwerke und Distributed-Ledger
Im Rahmen der hierarchischen, zentralen Datenhaltung wird auch vom Client-Server-Modell gesprochen. Dabei gibt es einen einzigen Server im Netzwerk, der einen Dienst anbietet und viele Benutzer, die darauf zugreifen.10 Dem entgegen steht das Peer-to-Peer -Konzept (P2P), das sich durch drei Eigenschaften charakterisiert: Alle Teilnehmer des Netzwerks sind (1) peer, also gleichrangig, und Benutzer als auch Server zugleich. Außerdem erfolgt die Kommunikation untereinander (2) direkt und ohne zentralen Intermediär. Weiterhin sind die Mitglieder (3) autonom und legen somit den Umfang und Zeitpunkt der Ressourcenbereitstellung selbst fest.11 Es handelt sich folglich um eine politisch dezentrale Plattform.12
Die Kombination der verteilten Datenhaltung mit den Eigenschaften von P2P-Netwerken ergibt die Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Bei diesem verteilten Kontenbuch hat jeder Teilnehmer des Netzwerks eine Schreib- und Leseberechtigung und kann somit neue Einträge zur dezentralen, verteilten Datenbank hinzufügen.13 Außerdem ist bei jedem Nutzer eine lokale Kopie des Kontenbuchs gespeichert. Wird etwas an der Datenbank verändert, stimmen die Nutzer über einen Algorithmus darüber ab, welche Kopie der Datenbank korrekt ist und die lokale Kopie aller Teilnehmer wird aktualisiert.14 Dieses Verfahren ermöglicht Konsistenz15 und somit Integrität, ohne dass sich die involvierten Parteien des Netzwerks gegenseitig vertrauen müssen. Kryptografische Signaturen und Zeitstempel garantieren zusätzlich die Sicherheit innerhalb der dezentralen Infrastruktur und ermöglichen so eine manipulationssichere Datenbank ohne jegliche zentrale Kontrolle. Als eine bedeutende Unterkategorie der DLT hat die Blockchain mit ihrer charakteristischen clusterartigen Struktur in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.16
2.2 Blockchain
Zwar hat die Blockchain ihre Ursprünge bereits im 20. Jahrhundert, bis heute gilt jedoch Satoshi Nakamoto mit dem 2008 veröffentlichten Whitepaper17 Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System als Erfinder der Technologie.18 Die Identität der Person oder Personengruppe hinter dem Pseudonym Nakamoto ist bis heute unbekannt. Den Inhalt der Arbeit bildet ein elektronisches Zahlungssystem, das basierend auf Kryptografie Transaktionen digitaler Währungen, sogenannter Bitcoins, zwischen zwei Parteien ohne eine dritte Kontrollinstanz ermöglicht. Das Vertrauen innerhalb des Netzwerks ist auf die zugrundeliegende Blockchain und deren Irreversibilität zurückzuführen.19 Sie stellt Kryptowährungen wie Bitcoin eine manipulationssichere Infrastruktur zur Verfügung und ist daher getrennt von ihren möglichen Einsatzzwecken zu betrachten.20
2.2.1 Funktionsweise
Gemäß der zu Beginn eingeführten Klassifikation handelt es sich bei der Blockchain um eine politisch (alle Akteure sind gleich) und architektonisch (kein Single Point of Failure) dezentrale, verteilte Datenbank.21 Wie der Name bereits vermuten lässt, besteht diese aus aneinandergereihten Blöcken, die zusammen eine Kette bilden (Abb. 2).22 Jeder dieser Blöcke beinhaltet eine Liste aus Transaktionen (TX), einen Zeitstempel, einen SHA-25623 Hash-Wert, den Hash-Wert des vorangehenden Blocks (Parent) sowie eine zufällige Nummer (Nonce).24 Die Transaktionen eines Blocks werden immer wieder paarweise zu Hash-Werten zusammengefasst, sodass am Ende der sogenannte Merkle Root die Hash-Werte aller Transaktionen in einem einzigen, blockspezifischen Wert zusammenfasst. Eine Ausnahme stellt der erste Block (Genesis) dar, der keinen Parent besitzt.25
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2 Schematischer Aufbau einer Blockchain26
Die generierten Hash-Werte sind kryptografische Prüfsummen zur Fälschungssicherung, mithilfe derer sich die Integrität von Daten nachvollziehen lässt.27 Bei der Manipulation von Transaktionsdaten eines Blocks ändert sich automatisch der zum Block gehörende Hash-Wert und die Referenz zum nächsten Block ist nicht mehr gegeben.28 Die gesamte nachfolgende Kette wird hierdurch ungültig. Daraus resultiert, dass nachträgliche Änderungen an der Blockchain nicht möglich sind und Daten lediglich hinzugefügt, nicht aber verändert werden können.29 Die Blockchain kann somit als irreversible Aufzeichnung von Transaktionen innerhalb von Blöcken mit dazugehörigen Zeitstempeln gesehen werden.30
Soll in einem Blockchain-Netzwerk eine Transaktion durchgeführt und somit an die Kette angehängt werden, erfordert dies einen Konsensmechanismus.31 Jede Blockchain verwendet unterschiedliche Methoden, um zwischen den Nutzern zu einer Einigung hinsichtlich der Gültigkeit der Transaktion und dem daraus resultierenden Status des Kontenbuchs zu kommen. Welcher Algorithmus zum Einsatz kommt, muss zu Beginn einer jeden Blockchain festgelegt werden und kann sich im Laufe der Zeit ändern.32 Die Notwendigkeit des Konsensverfahrens resultiert aus den bereits behandelten Eigenschaften dezentraler Systeme, bei denen Parteien ohne einen vertrauenswürdigen dritten Intermediär (bspw. eine Bank) direkt miteinander interagieren. Das Vertrauen zwischen den Parteien wird somit durch den Einsatz von Konsensalgorithmen obsolet.33 Eine weit verbreitete Methode, auf die auch im Rahmen der Bitcoin-Blockchain zurückgegriffen wird, nennt sich Proof-of-Work (PoW).34 Sogenannte Miner lösen mithilfe hoher Rechenleistung komplexe mathematische Berechnungen. Sie suchen dabei nach der zufälligen Nonce, mithilfe derer der jeweilige Hash-Wert des neuen Blocks gebildet werden kann. Diese muss der vom Blockchain-Protokoll vorgegebenen Form entsprechen und kleiner sein als eine festgelegte Obergrenze.35 Der Schwierigkeitsgrad des Minings wird über die Obergrenze algorithmisch so angepasst, dass das Finden der Kombination eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt (bei Bitcoin ungefähr zehn Minuten).36 Gelingt es jemandem, den richtigen Wert zu finden, wird der Hash-Wert von anderen Teilnehmern des Netzwerks geprüft und bei Gültigkeit als neuer Block an die Blockchain angefügt. Anschließend werden alle über das Netzwerk verteilten lokalen Kopien der Blockchain aktualisiert.37 Im Gegenzug für die aufgebrachte(n) Rechenleistung, Zeit und Stromkosten erhält der erste Miner, der die Berechnung löst, eine gewisse Menge der jeweiligen Blockchain-Währung, die der Sender als Transaktionskosten bezahlt.38 Dieser ökonomische Anreiz dient der Aufrechterhaltung des Systems.
Wird erneut die Veränderung bereits angehängter Blöcke vor dem Hintergrund des PoW-Mechanismus betrachtet, lässt sich folgendes festhalten: Möchte ein Teilnehmer des Netzwerks einen ungültigen Hash-Wert in das System integrieren, müsste er für alle folgenden Blöcke neue Hash-Werte erzeugen. Gleichzeitig würden jedoch andere Miner bereits neue Blöcke an die Blockchain anhängen. Der Teilnehmer, der die Blockchain nachträglich verändern möchte, müsste somit parallel jegliche Berechnungen schneller berechnen als alle restlichen Miner des Netzwerks.39 Die Unwahrscheinlichkeit dieses Szenarios verdeutlicht die hohe Sicherheit des PoW-Algorithmus.
Transaktionen innerhalb eines Blockchain-Netzwerks, wie bspw. der Transfer von Kryptowährungen, machen sich das Konzept asymmetrischer Verschlüsselung sowie digitaler Signaturen zunutze.40 Jeder Teilnehmer besitzt dabei sowohl einen privaten (Private Key) als auch einen öffentlichen Schlüssel (Public Key), die zueinander gehören.41 Während der Public Key innerhalb des Netzwerks für jeden sichtbar ist und als Empfangsadresse fungiert, gleicht der Private Key einem Passwort zur Entschlüsselung der empfangenen Daten.42 Letzterer sollte auf keinen Fall veröffentlich werden und ermöglicht den Zugang zu den eigenen Vermögensbeständen. Das folgende Beispiel verdeutlicht den Ablauf einer Transaktion:
Teilnehmer A nutzt bei einer auszuführenden Transaktion seinen privaten Schlüssel zur Signatur der Nachricht. Diese enthält neben weiteren Transaktionsdaten die zu übertragende Menge des digitalen Vermögenswerts sowie den öffentlichen Schlüssel des Empfängers B.43 Anschließend wird die Transaktion im Falle von PoW von Minern geprüft und bei erfolgreicher Validierung zusammen mit anderen freigegebenen Transaktionen an das Ende der Blockchain angehängt.44 Als Basis für eine sichere Signatur der Nachrichten dient der Elliptic Curve Digital Signature Algorithm 45, dessen Funktionsweise den Rahmen dieser Arbeit jedoch übersteigen würde.
Bei abschließender Betrachtung lässt sich festhalten, dass eine Blockchain die Konzepte der P2P-Netzwerke, Verteilung sowie Kryptografie mit spieltheoretischen Anreizen kombiniert.46 Die Technologie bietet eine dezentrale Infrastruktur, die Transparenz und Privatsphäre zugleich garantiert und Transaktionen zwischen Parteien ermöglicht, die sich weder kennen noch vertrauen müssen.47 Neben der (1) Dezentralisierung stellen (2) Integrität sowie (3) Pseudonymität und (4) Überprüfbarkeit die vier Hauptmerkmale einer Blockchain dar.48
2.2.2 Klassifikation
Eine Unterteilung der Blockchain erfolgt anhand ihrer Zugänglichkeit in drei Arten: Öffentlich, Konsortium und Privat (Tab. 1).49
Tab.1 Gegenüberstellung Öffentlicher, Konsortium- und Privater Blockchain50
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Während die öffentliche Blockchain der Grundidee von Satoshi Nakamoto entspricht, führen Beschränkungen sowie Zentralisierungen bei der privaten Blockchain dazu, dass es sich eher um ein durch Kryptografie gesichertes, verteiltes Register handelt. Zwar ermöglicht die Validierung durch ausgewählte Mitglieder schnelle und effiziente Transaktionen, birgt jedoch zugleich das Risiko für Manipulationen.51 Die Konsortium-Blockchain ist hingegen eine teildezentrale Mischung aus öffentlicher und privater Blockchain und eignet sich somit vor allem, wenn mehrere Organisationen Teil des Netzwerks sind. Die Involvierung unabhängiger Parteien führt zu einer erhöhten Sicherheit, da beide zusammenarbeiten müssten, um Einträge in der Datenbank zu verfälschen.52
2.2.3 Problematik und Weiterentwicklung
Innerhalb einer Blockchain besteht gemäß des Skalierbarkeit-Trilemmas grundsätzlich ein Trade-Off zwischen Skalierbarkeit53, Dezentralisierung und Sicherheit.54 Obwohl sich das Bitcoin-Protokoll als eine dezentrale und dank PoW sichere Blockchain erweist, ist es in seiner Skalierbarkeit mit ungefähr sieben Transaktionen pro Sekunde dagegen stark eingeschränkt.55 Zum Vergleich: Visa ermöglicht bis zu 1.700 Transaktionen pro Sekunde.56 Außerdem ist PoW unter allen Verfahren der energieintensivste Konsensmechanismus.57 Softwareentwickler verfolgen daher das Ziel, unter Beachtung des Trilemmas den besten Kompromiss zwischen Leistung, Sicherheit und Energieverbrauch zu finden.58
Doch oftmals hat die Ablehnung der Blockchain als Ganzes ihren Ursprung darin, dass sie von der Mehrheit automatisch mit Bitcoin in Verbindung gebracht oder sogar damit gleichgesetzt wird. Eine Technologie sollte jedoch immer separat von ihrer möglichen Anwendung betrachtet werden. Viele Weiterentwicklungen in den letzten Jahren und die Abkehr von single purpose Blockchains wie Bitcoin hin zu multi purpose Blockchains (im Folgenden als Blockchain 2.0 bezeichnet) haben neue Nutzungsmöglichkeiten hervorgebracht und den Anwendungsbereich auf viele verschiedene Branchen erweitert.59 Der Ausdruck Blockchain 2.0 zieht hierfür die Grenze zwischen bloßen Vermögenswerten wie Bitcoin und der Blockchain als programmierbare, verteilte Infrastruktur.60 Letztere dient als Plattform der Integration, Nutzung und Ausführung des Programmcodes dezentraler Software.61 Ihr Fokus liegt damit nicht primär auf der Dezentralisierung einer Währung, sondern auf der Bereitstellung eines gesamtheitlichen, dezentralen Ökosystems für jegliche Art von Austausch. Das Potenzial dieser Blockchains begründet die Relevanz einer genaueren Betrachtung zweier Beispiele im folgenden Kapitel.
2.3 Blockchain 2.0
Ethereum wurde im Jahr 2015 unter anderem vom Softwareentwickler Vitalik Buterin veröffentlicht und gilt seitdem als eine der vielversprechendsten öffentlichen Blockchains.62 Mithilfe der speziell auf Ethereum ausgelegten Programmiersprache Solidity können neben dezentralen Anwendungen (dApp) sogenannte Smart Contracts programmiert und auf der Blockchain abgebildet werden.63 Letztere stellen das Kernthema der Arbeit dar und werden deshalb an dieser Stelle nicht näher behandelt. Die Klassifikation einer Anwendung als dApp setzt voraus, dass sie open-source (öffentlich zugängiger Quellcode) ist und auf einer dezentralen Blockchain ausgeführt wird. Sie greift im Hintergrund außerdem auf Smart Contracts zu und kombiniert diese mit einer visuellen Oberfläche für Benutzerinteraktionen.64
Während Bitcoin von Beginn an als Währung konzipiert war, stellt Ethereum Entwicklern eine arbiträre, konsensbasierte Architektur bereit, die jegliche Art von P2P-Wertetausch ermöglicht.65 Zudem sind Transaktionen mit einer Überprüfungszeit von nur ca. 15 Sekunden 40-mal schneller als im Bitcoin-Netzwerk.66 Als Zahlungsmittel kommt dabei die eigene Kryptowährung Ether zum Einsatz.67
Eine weitere Neuerung ist die Umstellung des Konsensmechanismus von PoW auf Proof-of-Stake (PoS), die im Zuge des Ethereum 2.0 Upgrades im Jahr 2022 beendet sein soll.68 Statt der von Bitcoin bekannten Berechnung, Validierung und Generierung neuer Blöcke durch Miner bestätigen die Besitzer hoher Mengen Ether die Transaktionen. Ein Zufallsprinzip entscheidet unter Berücksichtigung der im Besitz befindlichen Menge darüber, welcher Teilnehmer den nächsten Block bildet.69 Der Grundgedanke des Mechanismus ist, dass Eigentümer hoher Anteile gleichzeitig das größte Interesse an der Aufrechterhaltung einer validen Blockchain haben.70 Das von PoW bekannte Mining wird somit überflüssig und die Transaktionsvalidierung deutlich energieeffizienter, da keine komplexe kryptografische Berechnung mehr durchgeführt werden muss.71
Es existieren allerdings einige Blockchain-Protokolle, die sich bereits jetzt die Vorteile von PoS zunutze machen. Exemplarisch hierfür ist die Solana-Blockchain, die bis zu 65.000 Transaktionen pro Sekunde durchführen kann.72 Zugleich dauert die Erstellung und Verifizierung eines Blocks nicht einmal eine Sekunde. Smart Contracts und dApps werden mithilfe der Programmiersprache Rust ebenso unterstützt wie bei Ethereum.73 Das Solana-Protokoll gilt daher unter Enthusiasten bereits jetzt als Ethereum-Killer, obwohl es erst im Jahr 2020 veröffentlicht wurde. Tab. 2 fasst die Merkmale der drei behandelten Blockchains noch einmal zusammen und ermöglicht so einen direkten Vergleich.
Tab.2 Vergleich dreier Blockchain-Protokolle74
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch wenn dank einiger Änderungen im Zuge des Bitcoin-Updates im November 2021 die Programmierung von Transaktionen erweitert wurde, dienen diese eher der Flexibilitäts- und Effizienzsteigerung von Zahlungen als der Unterstützung eigenständiger Software.75 76 Die Programmiersprache bleibt im Vergleich zu den Turing-vollständigen77 Sprachen Solidity und Rust, die anspruchsvolle Logiken unterstützen, weiterhin äußerst ineffizient.78 Die Bitcoin-Blockchain ist folglich für Smart Contracts in einer Art und Weise, wie sie im Ethereum- oder Solana-Netzwerk die Basis für dApps und viele weitere Anwendungen darstellen, schlichtweg nicht geeignet.79 Trotz der Vorteile von Solana nutzen zum jetzigen Stand nahezu alle Smart Contracts die Ethereum-Blockchain, die deshalb den Ausgangspunkt für alle folgenden Erläuterungen bildet.80
3 Smart Contracts
Die Grundidee der Smart Contracts existierte bereits lange vor der Entwicklung der Blockchain-Technologie und geht auf den Informatiker Nick Szabo und dessen gleichnamiges Paper Smart Contracts aus dem Jahr 1994 zurück.81 Darüber hinaus entwickelte Szabo im Jahr 1998 einen Entwurf für eine dezentrale, digitale Währung namens Bit Gold. Diese wurde jedoch nie implementiert und kann daher lediglich als konzeptioneller Vorläufer des Bitcoins gesehen werden.82 Es fehlte eine geeignete technologische Architektur, weshalb dem Konzept erst im Zuge der DLT und Ethereum-Blockchain größere Bedeutung zukam. Eine Definition der Smart Contracts ergibt sich deswegen als Kombination der Ideen von Nick Szabo und Vitalik Buterin.
3.1 Definition
Einen ersten Definitionsansatz liefert Szabo und beschreibt Smart Contracts als computergeschütztes Transaktionsprotokoll, das die Bedingungen eines Vertrags automatisch ausführt und dabei sowohl absichtliche als auch versehentliche Fehler ohne eine vertrauenswürdige dritte Partei minimiert.83 Möglich wird dies durch die Implementation der Vertragsklauseln in eine Software, die sich selbstständig und automatisiert durchsetzt.84 Er vergleicht die grundlegende Funktionsweise mit einem Automat, der bei Einwurf einer bestimmten Menge von Münzen unmittelbar das Produkt sowie Rückgeld ausgibt.85
Die Infrastruktur hierfür liefert die DLT und exemplarisch die angesprochene Ethereum-Blockchain. Vitalik Buterin sieht in Smart Contracts ein System, das digitale Vermögenswerte gemäß vorher festgelegter arbiträrer Regeln automatisch transferiert.86 Der Programmcode agiert als eigenständiger Bestandteil des verteilten, dezentralen, replizierten Kontenbuchs und ermöglicht Vertrauen zwischen fremden Vertragsparteien in die manipulationssichere Charakteristik einer Blockchain.87 Da der Smart Contract dabei exakt entlang seiner vordefinierten Regeln handelt, ist sein Präfix Smart diskussionsbedürftig.88
Während Szabo durch die Integration von Vertragsklauseln einen Bezug zu rechtlichen Verträgen herstellt, beschränkt sich Buterin lediglich auf die Automatisierung von Transaktionen durch Software. In einem Twitter-Beitrag vom 13.08.2018 distanziert er sich außerdem von dem Smart Contract-Begriff:
„To be clear, at this point I quite regret adopting the term “smart contracts”. I should have called them something more boring and technical, perhaps something like “persistent scripts”.”89
Ob und unter welchen Voraussetzungen Smart Contracts in juristisch wirksame Verträge integriert werden oder selbst Verträge darstellen können, wird in Kapitel 4 der Arbeit ausführlich untersucht. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass ein Smart Contract lediglich eine Bezeichnung für einen selbstausführenden Programmcode darstellt, der bei Eintreffen von Ereignissen automatisch vorher festgelegte Aktionen ausführt.90 Rechtliche Konnotationen resultieren unterdessen allein aus seiner fraglichen Bezeichnung als Contract.
3.2 Funktionsweise
Innerhalb der Ethereum-Blockchain existieren zwei verschiedene Arten von Accounts: Externe Accounts, denen ein Private Key zugeordnet ist und somit als Benutzeraccounts fungieren, sowie Contract Accounts ohne Private Key.91 Beide Accounts sind hingegen über ihren Public Key im Netzwerk erreichbar.92 Neben der zugrundeliegenden Programmierung besitzt ein Contract Account außerdem einen Kontostand sowie einen privaten Speicher, deren Werte in Abhängigkeit von dem Ausführungsstatus verändert werden. Der Status ändert sich immer dann, wenn der Smart Contract von einem Teilnehmer des Netzwerks aufgerufen wird.93
Zu Beginn der Erstellung eines Smart Contracts gilt es, diesen in die jeweilige Programmiersprache der Blockchain umzuwandeln (Compile). Anschließend wird der Code in die Blockchain integriert (Deploy) und erhält als eigenständiger Teilnehmer des Netzwerks einen Contract Account.94 Zur Aktivierung des Contracts ist zwingend eine Transaktion von einem externen Account erforderlich. Zwar können sich mehrere Contracts gegenseitig in einer Kette von Aktionen auslösen, den Ursprung bildet jedoch immer die Transaktion eines Nutzers.95
Sobald alle vordefinierten Bedingungen des Smart Contracts erfüllt sind, werden die festgelegten Aktionen ausgelöst (Wenn/Dann -Logik). Diese können das Lesen/Beschreiben des Speichers, das Senden von Transaktionen an Accounts oder die Erstellung eines neuen Contracts umfassen.96 Jeder dieser Schritte kann von den Netzwerkteilnehmern auf der Blockchain zurückverfolgt werden. Dabei ist zu beachten, dass der Code alle möglichen Szenarien umfasst, sodass er angemessen auf diese reagieren kann. Ist im Programmcode bspw. eine bestimmte Menge an Kryptowährungen als Bedingung festgelegt, muss der Smart Contract wissen, dass bei einer höheren Zahlung die überschüssige Menge an den Sender zurückgeschickt wird.97
Es liegt in der Absicht eines Smart Contracts begründet, dass nach erfolgreichem Deploy auf der Blockchain niemand den Programmcode verändern kann. Selbst die Korrektur von Tippfehlern oder nachträgliche Modifikation der Bedingungen oder Aktionen können nur durch einen komplett neuen Smart Contract umgesetzt werden.98 Das System arbeitet strikt nach seiner Programmierung und unabhängig vom eventuell abweichenden Willen der involvierten Personen. Hinsichtlich der im Programmcode festgelegten Vereinbarungen gilt somit auf einer technischen Ebene der kontrovers diskutierte Leitsatz Code is Law.99 Eine Analyse der rechtlichen Ebene folgt in Kapitel 4.
Während ein deterministischer Smart Contract ausschließlich die auf der Blockchain zur Verfügung stehenden internen Daten benötigt, ist sein nicht-deterministisches Pendant auf externe Daten angewiesen. Hierfür stellen sogenannte Oracles Brücken zur realen Welt (off-chain) oder anderen Blockchains her und übermitteln die notwendigen Informationen an den privaten Speicher des Smart Contracts.100 Umfasst ein Vertrag zum Beispiel einen zu zahlenden Euro-Preis, muss der Programmcode auf den Wechselkurs zwischen Euro und Ether zugreifen können. Neben Wechselkursen sind Geodaten oder Ereignisse anderer Blockchains als Oracles weit verbreitet.101 Diese Fähigkeit zur Kooperation und Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen oder sogar verschiedenen Blockchains wird Interoperabilität genannt und ist aktuell eine der größten Herausforderungen dezentraler Anwendungen.102
[...]
1 Vgl. Taha (2017), Operations Research, S. 247 f.
2 Vgl. Baran (1964), On Distributed Communications Networks, S. 1.
3 Eigene Darstellung in Anlehnung an ebd., S. 1.
4 Vgl. Benos et al. (2019), The Economics of Distributed Ledger Technology for Securities Settlement, S. 126.
5 Vgl. ebd., S. 125.
6 Exemplarisch hierfür ist die Wirtschaftskrise 2008 und der damit zusammenhängende Konkurs der Lehman Brothers, die vor allem Banken als Single Point of Failure identifizieren. Mehr dazu in Voshmgir (2016), Blockchains, Smart Contracts und das Dezentrale Web, S. 15.
7 Vgl. Baran (1964), On Distributed Communications Networks, S. 1.
8 Vgl. Buterin (2017), The Meaning of Decentralization.
9 Vgl. Buterin (2017), The Meaning of Decentralization.
10 Vgl. Oluwatosin (2014), Client-Server Model, S. 67.
11 Vgl. Schoder/Fischbach (2002), Peer-to-Peer, S. 3 f.
12 Vgl. ebd., S. 11.
13 Vgl. Maull et al. (2017), Distributed ledger technology, S. 483 f.
14 Vgl. Benos et al. (2019), The Economics of Distributed Ledger Technology for Securities Settlement, S. 121.
15 Konsistenz stellt im Rahmen des CAP-Theorems einen von drei Zuständen verteilter Datenbanken dar und führt zu Integrität, indem jeder Nutzer entweder (1) den letzten Schreibvorgang oder (2) einen Fehler erhält. Mehr dazu in Brewer (2012), CAP twelve years later.
16 Vgl. Benos et al. (2019), The Economics of Distributed Ledger Technology for Securities Settlement, S. 126.
17 Ein Whitepaper beinhaltetet themenspezifische Fachinformationen vor allem zu IT-Themen und liefert oftmals Problemlösungen. Mehr dazu in Gabler Wirtschaftslexikon, White Paper.
18 Vgl. Skwarek (2019), Eine kurze Geschichte der Blockchain, S. 161.
19 Vgl. Nakamoto (2008), Bitcoin, S. 1.
20 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2293.
21 Vgl. Buterin (2017), The Meaning of Decentralization.
22 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 355.
23 Die SHA-256 Hash-Funktion transformiert beliebig lange Zeichenketten in eindeutige 256-Bit lange Zahlenfolgen. Mehr dazu in Appel (2015), Verification of a Cryptographic Primitive.
24 Vgl. Nofer et al. (2017), Blockchain, S. 184.
25 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 355.
26 Eigene Darstellung in Anlehnung an Nofer et al. (2017), Blockchain, S. 184.
27 Vgl. Voshmgir (2016), Blockchains, Smart Contracts und das Dezentrale Web, S. 13.
28 Vgl. Nofer et al. (2017), Blockchain, S. 184.
29 Vgl. Lemieux et al. (2019), Blockchain Technology & Recordkeeping, S. 11.
30 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2293.
31 Vgl. Nofer et al. (2017), Blockchain, S. 184.
32 Vgl. Lemieux et al. (2019), Blockchain Technology & Recordkeeping, S. 11 f.
33 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2293.
34 Vgl. Nakamoto (2008), Bitcoin, S. 3.
35 Vgl. Vukolić (2015), The Quest for Scalable Blockchain Fabric, in: Camenisch/Kesdoğan (Hrsg.), S. 113.
36 Vgl. Nofer et al. (2017), Blockchain, S. 184.
37 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 359.
38 Vgl. Nakamoto (2008), Bitcoin, S. 3.
39 Vgl. ebd., S. 3.
40 Vgl. Merkle (1980), Protocols for Public Key Cryptosystems, in: Institute of Electrical and Electronics Engineers (Hrsg.), S. 125.
41 Vgl. Lemieux et al. (2019), Blockchain Technology & Recordkeeping, S. 8.
42 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 356.
43 Vgl. Lemieux et al. (2019), Blockchain Technology & Recordkeeping, S. 8.
44 Vgl. ebd., S. 8.
45 Mehr dazu in Johnson et al. (2001), The Elliptic Curve Digital Signature Algorithm (ECDSA).
46 Vgl. Voshmgir (2016), Blockchains, Smart Contracts und das Dezentrale Web, S. 13.
47 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2293.
48 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 357.
49 Vgl. Buterin (2015), On Public and Private Blockchains.
50 Eigene Darstellung in Anlehnung an Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 358.
51 Vgl. Lemieux et al. (2019), Blockchain Technology & Recordkeeping, S. 15.
52 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 357 f.
53 Die Skalierbarkeit beschreibt die Limitation einer Blockchain hinsichtlich der Verarbeitung mehrerer Transaktionen. Mehr dazu in Hafid et al. (2020), Scaling Blockchains.
54 Vgl. Buterin (2021), Why sharding is great.
55 Vgl. Vukolić (2015), The Quest for Scalable Blockchain Fabric, in: Camenisch/Kesdoğan (Hrsg.), S. 113.
56 Vgl. Hafid et al. (2020), Scaling Blockchains, S. 125246.
57 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 359.
58 Vgl. Sedlmeir et al. (2020), The Energy Consumption of Blockchain Technology, S. 606.
59 Vgl. Wilkens/Falk (2019), Smart Contracts, S. 8.
60 Vgl. Haller Grønbæk (2016), Blockchain 2.0, Smart Contracts and Legal Challenges, S. 2.
61 Vgl. Swan (2015), Blockchain, S. 9.
62 Vgl. Voshmgir (2016), Blockchains, Smart Contracts und das Dezentrale Web, S. 15.
63 Vgl. Buterin (2013), A Next-Generation Smart Contract and Decentralized Application Platform, S. 13.
64 Vgl. Douglas (2021), Introduction to dapps.
65 Vgl. Buterin (2013), A Next-Generation Smart Contract and Decentralized Application Platform, S. 13.
66 Vgl. o. V., Ethereum Average Block Time Chart.
67 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2298.
68 Vgl. Buterin (2021), Vitalik Buterin On 'The Future of Ethereum'.
69 Vgl. Wang et al. (2018), Blockchain challenges and opportunities, S. 354.
70 Vgl. Völkle (2021), Ethereum 2.0, S. 540.
71 Vgl. Sedlmeir et al. (2020), The Energy Consumption of Blockchain Technology, S. 604.
72 Vgl. Yakovenko (2021), Solana (SOL).
73 Vgl. Yakovenko (2019), Solana, S. 30 f.
74 Eigene Darstellung.
75 Vgl. Sedlmeir et al. (2020), Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen bei Blockchains und deren Auswirkungen auf den Energieverbrauch, S. 401 f.
76 Die Kosten variieren stetig (Stand: 04.12.2021). Vgl. o. V., Bitcoin Average Transaction Fee; o. V., Ethereum Average Transaction Fee; o. V., Why Are Solana's 'Gas' Fees For Transactions So Low?.
77 Die nach dem Mathematiker Alan Turing benannte Turing-Vollständigkeit ermöglicht das Erstellen von Programmen, die jedes gängige Rechenproblem darstellen und lösen können. Mehr dazu in Tikhomirov et al. (2018), SmartCheck, in: Association for Computing Machinery/Institute of Electrical and Electronics Engineers (Hrsg.).
78 Vgl. Alharby/Moorsel (2017), Blockchain Based Smart Contracts, in: Nagamalai/Özcan (Hrsg.), S. 128.
79 Vgl. Próspero (2021), Does Taproot Actually Enable Smart Contracts On Bitcoin?.
80 Vgl. Qasse et al. (2020), A Study on ĐApps Characteristics, in: Institute of Electrical and Electronics Engineers (Hrsg.), S. 90.
81 Vgl. Szabo (1994), Smart Contracts.
82 Vgl. Szabo (2005), Bit Gold.
83 Vgl. Szabo (1994), Smart Contracts.
84 Vgl. Szabo (1997), Formalizing and Securing Relationships on Public Networks, S. 2.
85 Vgl. ebd., S. 2.
86 Vgl. Buterin (2013), A Next-Generation Smart Contract and Decentralized Application Platform, S. 1.
87 Vgl. Haller Grønbæk (2016), Blockchain 2.0, Smart Contracts and Legal Challenges, S. 2.
88 Vgl. Antonopoulos/Wood (2019), Mastering Ethereum, S. 127.
89 Buterin (2018), o. T.
90 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2292.
91 Vgl. Buterin (2013), A Next-Generation Smart Contract and Decentralized Application Platform, S. 13.
92 Vgl. Antonopoulos/Wood (2019), Mastering Ethereum, S. 127.
93 Vgl. Alharby/Moorsel (2017), Blockchain Based Smart Contracts, in: Nagamalai/Özcan (Hrsg.), S. 127.
94 Vgl. Wilkens/Falk (2019), Smart Contracts, S. 10.
95 Vgl. Antonopoulos/Wood (2019), Mastering Ethereum, S. 128 f.
96 Vgl. Alharby/Moorsel (2017), Blockchain Based Smart Contracts, in: Nagamalai/Özcan (Hrsg.), S. 128.
97 Vgl. Christidis/Devetsikiotis (2016), Blockchains and Smart Contracts for the Internet of Things, S. 2297.
98 Vgl. Wilkens/Falk (2019), Smart Contracts, S. 11.
99 Vgl. Filippi/Hassan (2016), Blockchain Technology as a Regulatory Technology, S. 18.
100 Vgl. Alharby/Moorsel (2017), Blockchain Based Smart Contracts, in: Nagamalai/Özcan (Hrsg.), S. 128.
101 Vgl. Beniiche (2020), A Study of Blockchain Oracles, S. 9.
102 Vgl. Skwarek (2019), Eine kurze Geschichte der Blockchain, S. 163 f.
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