Diese Einsendeaufgabe analysiert zuerst die gesundheitliche Ausgangslage im Setting Betrieb und geht dazu auf gesundheitsbezogene Daten und daraus ableitbare Handlungsansätze ein. Anschließend wird auf das Thema der Gesundheitsförderung im Betrieb eingegangen. Abschließend wird eine Recherche für ein Modellprojekt durchgeführt.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt in Deutschland grundlegend verändert. Schwahn, Mai und Braig (2018) sprechen von einer Tertiarisierung in Deutschland. Damit ist die zunehmende Dominanz des tertiären, also des Dienstleistungssektors, in der Arbeitswelt gemeint. Waren im Jahr 1965 mit 49 % noch die meisten Beschäftigten im sekundären, also Industriesektor, tätig, so sind 2017 knapp 80 % der Deutschen im tertiären Sektor beschäftigt. Die heutige Arbeitswelt ist geprägt durch Globalisierung und Digitalisierung. Immer mehr Vorgänge werden automatisiert und die „Wertschöpfung entkoppelt sich von Raum und Ort“. Dadurch wird Arbeit „vernetzter, digitaler, flexibler, entgrenzter“.
Inhaltsverzeichnis
1. ANALYSE DER GESUNDHEITLICHEN AUSGANGSSITUATION IM SET- TING BETRIEB
1.1. Gesundheitsbezogene Datenlage
1.2. Ableitung von Handlungsansätzen
2. SCHWERPUNKTTHEMA FÜR EIN PROJEKT ZUR GESUNDHEITSFÖR- DERUNG IM BETRIEB
3. RECHERCHE MODELLPROJEKT
4. LITERATURVERZEICHNIS
5. TABELLENVERZEICHNIS
1. Analyse der gesundheitlichen Ausgangssituation im Setting Betrieb
1.1. Gesundheitsbezogene Datenlage
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt in Deutschland grundlegend verändert. Schwahn, Mai und Braig (2018) sprechen von einer Tertiarisierung in Deutschland. Damit ist die zunehmende Dominanz des tertiären, also des Dienstleistungssektors, in der Arbeitswelt gemeint. Waren im Jahr 1965 mit 49 % noch die meisten Beschäftigten im sekundären, also Industriesektor, tätig, so sind 2017 knapp 80 % der Deutschen im tertiären Sektor beschäftigt. Die heutige Arbeitswelt ist geprägt durch Globalisierung und Digitalisierung. Immer mehr Vorgänge werden automatisiert und die „Wertschöpfung entkoppelt sich von Raum und Ort“. Dadurch wird Arbeit „vernetzter, digitaler, flexibler, entgrenzter“ (Ohlbrecht, 2018, S. 123). Die körperliche Aktivität während der Arbeitszeit hat sich deshalb signifikant verringert. In der GEDA 2014/2015-EHIS wurde die arbeitsbedingte körperliche Aktivität geschätzt. 47,5 % der Frauen und 47,2 % der Männer sitzen oder stehen vorwiegend während der Arbeit (Finger, Mensink, Lange & Manz, 2017). Langes Sitzen (auch sedentäres Verhalten genannt) hat sich als eigenständiger Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen etabliert. So führen Vondung und Buksch (2019) sedentäres Verhalten als Risikofaktor für psychische (wie z.B. Selbstwertgefühl, Depression), physische (z.B. Übergewicht, Knochengesundheit) und sozioemotionale (z.B. prosoziales Verhalten, Erfolg) Gesundheit auf. Auch Nyhuis und Breithecker (2020) haben als Ziel ihrer BGM-Maßnahme eine Reduktion der kontinuierlichen Sitzzeiten angestrebt, um das Risiko für muskuloskelettale, metabolische und psychische Erkrankungen zu senken. Speziell nicht ergonomische Arbeitsplätze und -mittel können Gründe für psychische Erkrankungen sein (Riechert, 2015). Betrachtet man die aktuelle Datenlage, sind die am häufigsten auftretenden Beschwerden Schmerzen im unteren Rücken, im Nacken- und Schulterbereich sowie Kopfschmerzen (Lück, Hünefeld, Brenscheidt, Bödefeld & Hünefeld, 2019). Dieses Bild spiegelt sich auch in den Fehlzeiten sortiert nach Krankheitsarten wider (Lück et al., 2019; Busch, 2020): Die meisten Krankheitstage (42.508 Tage) im Jahr 2018 fallen wegen Krankheiten des Mus- kel-Skelett-Systems und des Bindegewebes an. Darauf folgen psychische und Verhaltensstörungen mit 30.231 Tagen. Zwar wurden fast dreimal so viele Krankheitsfälle wegen muskuloskelettalen Erkrankungen gemeldet, allerdings ist die Krankheitsdauer bei den psychischen und Verhaltensstörungen durchschnittlich doppelt so lange. Auf Platz drei folgen Atemwegserkrankungen mit 25.959 Tagen, gefolgt von Verletzungen und Erkrankungen des Kreislaufsystems und der Verdauung. Frauen fehlten im Jahr 2018 häufiger aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen als Männer. Die Männer waren dagegen häufiger von Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen (Busch, 2020). Bezüglich der Altersabhängigkeit der Arbeitsunfähigkeit zeigt sich, dass in der Altersgruppe der 15-19 - jährigen mit 269 Fällen pro 100 GKV-Mitgliedsjahre am meisten Fälle auftreten. Die Zahl reduziert sich kontinuierlich auf 70 Fälle pro 100 GKV-Mitgliedsjahre in der Altersgruppe der über 65-Jährigen. Allerdings steigt die Anzahl der Tage pro Krankheitsfall von fünf bei der jüngsten Altersgruppe auf 22 bei den ältesten ständig an (Lück et al., 2019). Somit fallen insgesamt auf die älteren Gruppen der Belegschaft mehr Krankheitstage an. Das bedeutet für die Betriebe einen Anstieg der Krankheitstage, da durch die demographische Entwicklung der deutschen Bevölkerung und das spätere Renteneintrittsalter das Durchschnittsalter der Beschäftigten kontinuierlich ansteigt (Gellert, Kesselmann & Wilke, 2018).
Betriebe sind als Settings der Gesundheitsförderung und Prävention von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2019 betrug die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Beschäftigten in Deutschland 34,8 Stunden. Unter allen Vollzeitbeschäftigten waren es sogar 41,0 Stunden pro Woche (Statistisches Bundesamt [Destatis], 2020a). Somit verbringen die rund 45 Millionen Erwerbstätige in Deutschland (Destatis, 2020b) einen Großteil ihrer Zeit bei der Arbeit und das über mehrere Jahrzehnte hinweg. So wird deutlich, welch großes Präventionspotenzial im Setting Betrieb steckt. Werden im Betrieb gesundheitsförderliche und präventive Maßnahmen umgesetzt, wirken die positiven gesundheitlichen Effekte auf die Mitarbeiter über mehrere Jahrzehnte jeden Tag mehrere Stunden ein. So kann die Zeit, die pro Tag im Sitzen verbracht wird, durch einen Arbeitsplatz, der mehrere Möglichkeiten der Haltung bietet, pro Tag um mehrere Stunden reduziert werden und das über den Großteil des Jahres und eine lange Zeit des Lebens hinweg. Ein weiterer Grund für die Bedeutung des Settings Betrieb ist die Erreichung sogenann- ter vulnerabler Zielgruppen. So ergab die DEGS1-Studie, dass Personen mit niedrigem Sozialstatus öfter gar keinen Sport treiben (Krug et al., 2013) und seltener an Maßnahmen zur individuellen Gesundheitsförderung und Prävention teilnehmen (Jordan & von der Lippe, 2012). Außerdem nehmen Männer seltener an solchen Maßnahmen teil (Jordan & von der Lippe, 2012). Werden jedoch im Betrieb gesundheitsförderliche und präventive Maßnahmen implementiert, so werden auch Personen mit niedrigem Sozialstatus und Männer erreicht. Dadurch sind die Maßnahmen noch effektiver, da nicht nur Personen angesprochen werden, die sich ohnehin schon um ihre Gesundheit bemühen. Als drittes Argument für die Gesundheitsförderung und Prävention im Betrieb soll das positive Kosten-Nutzen-Verhältnis aufgeführt werden. So zeigen bereits Sockoll, Kramer, Bödeker und der BKK Bundesverband (2008), dass für jeden Euro, der für die betriebliche Gesundheitsförderung im Unternehmen aufgewendet wird, zwischen 2,3 und 5,9 Euro an Krankheitskosten eingespart werden können und zusätzlich für jeden eingesetzten Euro zwischen 2,5 und 10,1 Euro an Fehlzeiten. Somit stellt das Setting Betrieb nicht nur für die einzelnen Arbeitnehmer einen Mehrwert dar, indem ihre Gesundheit gefördert, ihre Motivation gesteigert und ihre Identifikation mit der Firma verbessert wird. Sondern auch die Unternehmen selbst ziehen einen Vorteil daraus durch gesündere Mitarbeiter, die weniger Fehltage haben und somit auch produktiver sind, weniger Kosten verursachen und mehr Leistung bringen können.
1.2. Ableitung von Handlungsansätzen
Aus der Datenlage, die unter 1.1 dargestellt wurde, lässt sich vorrangig natürlich die Reduktion arbeitsbedingter muskuloskelettaler Gesundheitsprobleme ableiten. Als ein Schwerpunkt dieses Themas in Bezug auf die Zielgruppe der sitzend Tätigen ist die Vermeidung der langen Sitzperioden elementar. Wie bereits dargestellt wurde, ist ein Großteil der Beschäftigten in Deutschland vorrangig im Sitzen tätig. Ebenfalls wurde geschildert, dass sowohl psychische, aber vor allem auch physische Gesundheitsrisiken und -probleme damit einher gehen. Somit soll als ein Handlungsansatz die verbesserte Ergonomie am Arbeitsplatz genannt werden, um die Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz zu reduzieren.
Als zweiter Handlungsansatz wird dem zunehmenden Alter der Beschäftigten in Deutschland Rechnung getragen. So soll eine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung im Unternehmen angestrebt werden. Wie bereits erläutert wurde, nimmt das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen in Deutschland durch die Auswirkungen des demographischen Wandels und das damit verbundene immer spätere Renteneintrittsalter kontinuierlich zu. Damit verbunden steigt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, da diese mit zunehmendem Alter ansteigen. Dieser Entwicklung soll mit der alters- und alternsgerechten Arbeitsgestaltung entgegen gewirkt werden. Diese umfasst sowohl Weiterbildungsmöglichkeiten, die Arbeitsplatzgestaltung, betriebliche Gesundheitsförderung, aber auch das Verinnerlichen einer salutogenen Sichtweise und ein komplettes Managementsystem anstatt von Einzelaktivitäten (Gellert et al., 2018)
Wie eben schon erwähnt, ist der Aufbau eines Managementsystems elementar im Setting Betrieb. Deshalb wird dies als dritter Handlungsansatz gewählt. Der Setting-Ansatz hat sich schließlich auch deshalb etabliert, weil nicht viele Einzelmaßnahmen gestartet werden, sondern weil eben im Setting auch die Rahmenbedingungen und der Alltag, wo die Menschen „spielen, lernen, arbeiten und lieben“ (World Health Organisation [WHO], 1986) beeinflusst werden (können). Dieser große Einfluss darf nicht unterschätzt werden. Um das Potenzial vollkommen ausschöpfen zu können, bedarf es allerdings einer strukturierten Vorgehensweise, die die Bedarfsanalyse, Planung, Durchführung und Evaluation der Maßnahmen und des Konzepts im Gesamten umfasst (Schlicht & Zinsmeister, 2015). Somit bildet die Implementierung eines Gesundheitsmanagements im Betrieb den Grundstein für eine erfolgreiche Gesundheitsförderung und Prävention.
2. Schwerpunktthema für ein Projekt zur Gesundheitsförderung im Betrieb
Der unter 1.2 erstgenannte Handlungsansatz der Reduktion arbeitsbedingter muskulos- kelettaler Gesundheitsprobleme wurde als Schwerpunktthema ausgewählt und wird deshalb in der folgenden Tabelle weiter ausgeführt.
Tab. 1: Projektaufbau zur Gesundheitsförderung im Betrieb
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Citar trabajo
- Selina Glaubitz (Autor), 2020, Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176324
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