Nach dem 1. Weltkrieg 1918 stand die erste Demokratie auf deutschem Boden von Beginn an auf wackeligen Beinen. Es gab mehrere Putschversuche von Rechtsextremistischen Vereinigungen und eine große Mehrheit für die Parteien, die dem Weimarer Staat kritisch gegenüberstanden. Durch entscheidende rechtliche Erneuerungen im Bereich der sozialen Arbeit gelang es dennoch, die Bezeichnung „Wohlfahrtsstaat“ einzuführen. Aufgrund der im Versailler Vertrag festgelegte Maßnahmen entstand eine massive Geldentwertung. Durch die wirtschaftlichen Maßnahmen kamen massive soziale Verwerfungen auf.
In dieser Hausarbeit wird die Soziale Arbeit in dieser Epoche näher erörtert. Es werden drei Theorien gegenübergestellt und verglichen, um zu konkludieren, welche der Theorien heutzutage noch gelehrt und angewandt werden und welche nicht. Beschränkt wird sich auf drei der Theorien, da es eine Vielzahl an anderen Theoretiker gab, die zur Zeit der Weimarer Republik ihren Theorien entwickelt haben.
Erläutert werden die entwickelten Theorien der sozialen Gerechtigkeit von Alice Salomon und die „Wirtschaftlich-Machung“ von Christian Jasper Klumker sowie die Theorie von Herman Nohl, die geistige Energien zur Behebung der Not. Zuerst werden diese biographisch beleuchtet, danach wird näher auf deren entwickelten Theorien eingegangen. Die Ausarbeitung schließt mit einem Fazit ab.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit
2. Wegbereiter der sozialen Arbeit und deren Theorien
2.1. Biographischer Abriss zum Leben von Alice Salomon (1972 -1938)
2.2 Theorie der Wiederherstellung der sozialen Gerechtigkeit
2.3 Biographischer Abriss zum Leben von Christian J. Klumker (1868 - 1942)
2.4 Theorie der Wirtschaftlichmachung
2.5 Biographischer Abriss zum Leben von Herman Nohl (1879 - 1960)
2.6 Geistige Energien zur Behebung der Not erwecken
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Nach dem 1. Weltkrieg 1918 stand die erste Demokratie auf deutschem Boden von Beginn an auf wackeligen Beinen. Es gab mehrere Putschversuche von Rechtsextremistischen Vereinigungen und eine große Mehrheit für die Parteien, die dem Weimarer Staat kritisch gegenüberstanden. Durch entscheidende rechtliche Erneuerungen im Bereich der sozialen Arbeit gelang es dennoch, die Bezeichnung „Wohlfahrtsstaat“ einzuführen (Vgl. Kuhlmann 2008, S.25). Aufgrund der im Versailler Vertrag festgelegte Maßnahmen entstand eine massive Geldentwertung. Durch die wirtschaftlichen Maßnahmen kamen massive soziale Verwerfungen auf.
In dieser Hausarbeit wird die Soziale Arbeit in dieser Epoche näher erörtert. Es werden drei Theorien gegenübergestellt und verglichen, um zu konkludieren, welche der Theorien heutzutage noch gelehrt und angewandt werden und welche nicht. Beschränkt wird sich auf drei der Theorien, da es eine Vielzahl an anderen Theoretiker gab, die zur Zeit der Weimarer Republik ihren Theorien entwickelt haben.
Erläutert werden die entwickelten Theorien der sozialen Gerechtigkeit von Alice Salomon und die „Wirtschaftlich-Machung“ von Christian Jasper Klumker sowie die Theorie von Herman Nohl, die geistige Energien zur Behebung der Not. Zuerst werden diese biographisch beleuchtet, danach wird näher auf deren entwickelten Theorien eingegangen. Die Ausarbeitung schließt mit einem Fazit ab.
1. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit
Wie in der Einleitung erwähnt befand sich die Welt zur Zeit der Weimarer Republik in einem Umbruch. „Unter turbulenten Bedingungen wird eine Regierung (Rat der Volksbeauftragten) gebildet, werden im Reich Wahlen zu den Nationalversammlungen abgehalten und wird eine Verfassung verabschiedet (1918/19). Diese enthält erstmal einen Grundrechtekatalog und legt einen föderalistischen Staatsaufbau fest; es wird ein Wahlrecht für Frauen eingeführt“ (Vgl. Engelke, 2008 S. 179).
Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Krieges und des Friedensvertrages haben weitreichende Folgen. Über sechs Millionen Soldaten scheiden aus dem Wehrdienst und müssen in Arbeit gebracht werden. Die vorhergehende Kriegswirtschaft muss auf eine Friedenswirtschaft umgestellt werden. Deutschland erlebt eine Zeit in Not und Elend. Viele Menschen benötigen Unterstützung, zuerst wirtschaftliche Hilfen. Infolge des Krieges und der Wirtschaftskrise sind viele Familien auseinandergerissen oder sogar komplett ausgelöscht (Vgl. Engelke, 2008, S.179f) Durch die Nachkriegsjahre und die allerseits veränderte Umwelt übertrifft jeden Rahmen der traditionellen Fürsorge. Daher soll der Staat hier eine weitergehende Verantwortung für die Lebensumstände der Bevölkerung übernehmen. Zunächst wurden ein Bündel von Sonderfürsorgen um das Elend zu bekämpfen gegründet (Vgl.Engelke 2008, S.180). „Damit einher geht die weitere Verfachlichung (Professionalisierung) der Handlungsformen Sozialer Arbeit. Berufs- und Interessenverbände werden gegründet “(Vgl. Engelke, 2008 S.181).
2. Wegbereiter der sozialen Arbeit und deren Theorien
Zu den theoretischen Grundlagen und zur praktischen Gestaltung der sozialen Arbeit erscheinen eine große Zahl an Veröffentlichungen. Zu diesen Wegbereiter der sozialen Arbeit gehören unter anderem die Theorien von Alice Salomon (1872 - 1938), Christian J. Klumker (1842 - 1942), Herman Nohl (1879 - 1960).
2.1. Biographischer Abriss zum Leben von Alice Salomon (1972 - 1938)
Alice Salomon wurde 1872 in Berlin geboren und war eine prominente Vertreterin der nationalen und internationalen Frauenbewegung, anerkannte Wegbereiterin der Sozialen Frauenschulen und Pionierin der sozialen Arbeit (Vgl. Toppe 2018). Durch ihre Reformbestrebungen in der Mädchenbildung veranlasste sie 1909 die Gründung der ersten interkonfessionellen Frauenschule in Berlin, die sie bis 1925 leitete (Vgl. Ebd.). „Sie wurde schnell national wie international aktiv, bereits 1896 nahm sie am internationalen Kongress für Frauenwerke und Frauenbestrebungen in Berlin teil und 1899 sprach sie auf dem Internationalen Frauenkongress in London in Vertretung der erkrankten Jeannette Schwerin“ (Toppe zitiert in Feustel,2021).
„Alice Salomon gilt als einflussreiche Vertreterin der bürgerlichen Frauenbewegung und bedeutende Protagonistin in der Entwicklung von Ausbildung und Praxis der sozialen Arbeit, beides sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Von ihr gegründete Einrichtungen und Organisationen im Bereich der Sozialen Ausbildung existieren noch heute, ihr schriftliches Werk umfasst mehr als 550 Titel. Seit den 1980er-Jahren wurden Alice Salomons Werk und ihre Leistungen wiederentdeckt, ihr Name fehlt in keiner soliden Veröffentlichung über die Geschichte der sozialen Arbeit“ (Ebd.).
Von 1899 bis 1933 übernahm sie viele verschiedene Ämter, diese verlor sie durch die Machtübernahme der NSDAP, da sie jüdischer Abstammung war (Vgl. Ebd.).
2.2 Theorie der Wiederherstellung der sozialen Gerechtigkeit
Die Theorie zur Wiederherstellung der sozialen Gerechtigkeit beruht auf „den Leitgedanken, das aus Lernenden, Lehrende und Erziehende werden würden, um ihren Teil der Verantwortung für die Leistung der Gesamtheit zu übernehmen“ (Braches et al, (2013) S.79) in Schilling, (2015) S.38). Der Ausgangspunkt von Salomon beruht auf dem Entwicklungsstand der modernen Gesellschaft. Je vielseitiger und entwickelter die Kultur der Gesellschaft ist desto weniger komplexe Hilfeangeboten werden eingesetzt. Es ermöglicht eher familiäre oder nachbarschaftliche Hilfen und Forderung (Vgl. ebd.). Salamon schreibt, dass eine Not in einer Gesellschaft durch Ursachen entsteht, worauf keiner einen Einfluss hat. Diese kann viele Grunde haben, gesundheitlich, wirtschaftlich oder auch in den einzelnen Personen liegenden Ursachen. Wohlfahrt sowie Wohlfahrtspflege sind notwendig, um Beistand zu bieten (Vgl. ebd.). Unter Wohlfahrtspflege versteht Salomon:
„Die planmäßige Förderung der Wohlfahrt von Bevölkerungsgruppen in Bezug auf solche Bedürfnisse, die sie nicht selbst auf dem Weg der Wirtschaft befriedigen können und für die auch nicht deren Familien oder der Staat durch allgemeine Leistungen sorgt“ (Engelke zitiert in Schilling, (2015) S.38). „Ziel der Wohlfahrtspflege ist die bestmögliche Entwicklung der ganzen Persönlichkeit durch bewusste Anpassung des Menschen an seine Umwelt, aber auch umgekehrt, Anpassung der Umwelt an die besonderen Bedürfnisse und Kräfte des bestreffenden Menschen“ (Engelke zitiert in Schilling, (2015) S.39). Die Ziele von Salomon beruhen darauf, dass schon erworbene Kompetenzen gefördert und entwickelt werden. Dabei soll auf die vorhandenen Ressourcen zurückgegriffen und geschützt und Störungen abgewehrt werden. Die vorhandenen Einschränkungen sollen behoben oder ausgeglichen werden. Wenn keine Erneuerung möglich ist, soll die Grundversorgung angeboten und gewährleistet werden. (Vgl. ebd)
Um diese Ziele zu erreichen, war die Erstellung von den Grundlagen des Helfens. Die Erstellung von „soziale Diagnosen“. Diese findet man heutzutage wieder in der Soziale Diagnostik, die in Hochschulen wieder gelernt wird. In der Sozialdiagnostik geht es dabei, um alle wichtigen psychosozialen Daten zusammen mit dem Klienten zusammen zu erörtern (Vgl. ebd.). „Weiterhin entwickelte sie ein Phasenmodell professionellen Helfens, das sechs Schritte vorzieht
- Erkundigungen einziehen,
- Ressourcenvermittlung in der Lebenswelt,
- Stellvertretende Deutung,
- Hilfeplan erstellen,
- Interventionen
- Evaluation (Zimmer zitiert in Schilling (2015) S.39)
Keine Andere wie Alice Salomon prägte mit ihren Werken und der Eigeninitiative die Soziale Arbeit Deutschlands der 20. Jahre. (Vgl. Engelke, 2008, S.247) „Durch ihr internationale Präsenz und ihr Austausch mit führenden Persönlichkeiten der Sozialen Arbeit und der bürgerlichen Frauenbewegung gehören zu den wichtigsten Verknüpfungen der deutschen mit der Internationale Soziale Arbeit.[. ]. Die Entstehung und die erfolgreiche Ausweitung der Schulen für Soziale Arbeit zu einem flächendeckenden Ausbildungssystem für soziale Berufe in Deutschland ist nicht zuletzt Salomons Verdienst. (ebd).
2.3 Biographischer Abriss zum Leben von Christian J. Klumker (1868 - 1942)
Christian Jasper Klumker wurde 1869 auf die Insel Juist geboren und besuchte die Volkshochschule in Michaelis und ab 1883 das Gymnasium in Emden. Nachdem er sein Abitur abgeschlossen hat, studierte er Evangelische Theologie, Philosophie und Nationalökonomie in Leipzig. In den Jahren, wo er studierte, wurde er Mitglied im nationalen Verein Deutscher Studenten. Sein erstes theologische Examen legte er 1891 ab. Nachdem er in 1894 seine zweite theologische Prüfung bestand, blieb er nicht im Pfarrdienst, sondern studierte Nationalökonomie, Geschichte und Statistik in Leipzig (Vgl. Lambers 2020, S. 62f). „1899 wurde Klumker Geschäftsführer der Centrale für private Fürsorge. Zwei Jahre später erhielt er einen Lehrauftrag für „Armenpflege und Soziale Fürsorge“ an der Frankfurter Akademie für Sozial- und Han- delswissenschaften“(Lambers (2020) S. 63). „Von 1902 bis 1933 gehörte Klumker dem Hauptausschuss des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge und von 1918 bis 1933 dem Vorstand des Deutschen Vereins an. 1903 wurde Klumker Geschäftsführer des Instituts für Gemeinwohl. Die Koordination der Arbeit aller bestehenden Einrichtungen der privaten Fürsorge war ihm ein besonderes Anliegen; hier insbesondere die Themen Jugendgerichtshilfe, Kinderschutz und Vormundschaften,“(Ebd). In 1908 war er einer der Gründer einer Arbeitskolonie und Beobachtungsanstalt für Schwererziehbare Jugendlichen (Vlg. ebd.). „1914 übernahm Klumker eine außerordentliche Professur für „Armenpflege und Soziale Fürsorge“ an der neu gegründeten Universität Frankfurt am Main. Dieser Ruf ging ebenfalls auf Wilhelm
Merton zurück. In den Jahren 1914-1934 war Klumker der Inhaber des ersten und einzigen deutschen „Lehrstuhls für Fürsorgewesen“. Mit der Schrift Fürsorgewesen, eine Einführung in das Verständnis der Armut und der Armenpflege schuf Klumker 1918 eine wissenschaftliche Grundlage der Sozialarbeit (Lambers, (2020) S.62F).
2.4 Theorie der Wirtschaftlichmachung
Auch Sprache kann soziale Realitäten beeinflussen, wie uns Christian Klumker in seinen Theorien verdeutlicht. In seiner Theorie stellt er einen Hilfsbedürftigen als Faktor der Wirtschaft da. Ein „Armer“ (Hilfsbedürftiger) soll auf dem Weg gebracht werden, um von der Unwirtschaftlichkeit zur Wirtschaftlichkeit zu gelangen. Die öffentliche und privaten Fürsorge soll laut Klum- ker zwei Aufgaben erfüllen. Zuerst hat sie die Aufgabe den Hilfsbedürftigen zu helfen, zudem hat sie die wissenschaftliche Aufgabe zu erörtern, warum dieser diese Hilfe benötigt (vlg. En- gelke, (2008) S. 209). „Armut und Verarmung sind für Klumker vielfach mit seelischer Not und sittlichen Mangeln verbunden, aber ihr wesentliches Kennzeichen liegt auf wirtschaftlichem Gebiet; der Mangel wirtschaftlicher Güter ist ihr Hauptmerkmal. Die Verarmung erscheint stets als Verlust Wirtschaftlicher Selbstständigkeit, und so muss ihre Untersuchung von den Begriffen der Wirtschaftlichkeit ausgehen“ (Klumker, (1918) S.13).
Wirtschaftlich und Unwirtschaftlich stellt für Klumker eine „Vorgehensweise“ da, wobei durch wenig Aufwendung großer Erfolg erreicht wird. Wenn das Wort wirtschaftlich auf den Lebensstil eines Individuellen verwendet wird, geht dieses zurück auf die individuelle Beschaffenheit und Kompetenzen, solange die Voraussetzung der Beschaffung von wirtschaftlichen Gütern zu tun haben (Vgl. ebd.). „Wirtschaftlich ist dann, wer sich aus eigenen Kräften zu erhalten versteht“ (ebd.) Laut Klumker versteht sich das Wort „unwirtschaftlich“ als wirtschaftlicher Fehlschlag, der zu Verarmung führt und so als das unwirtschaftliche Fragment der Öffentlichkeit besteht (Vgl. ebd.). Diese Deutung der Unwirtschaftlichkeit ist unabdingbar mit der Wirtschaftsordnung verbunden.
Die einfachste Form von Verarmung einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung, da diese durch seine nicht vorhandene Wirtschaftlichkeit keine Arbeit verrichten kann. Manch Armer verfügt zwar über Kompetenzen, kann diese aber nicht in der Wirtschaft genügend anbringen. Der Sachverhalt „Unwirtschaftlichkeit“ gestattet nicht ein Urteil zu der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der faktischen Leistung des Individuellen.
Bei den Hilfsbedürftigen entdeckt Klumker doch einige gemeinsame Charaktereigenschaften, nämlich die des Lügens, Bequemlichkeit und Leichtfertigkeit. Diese Eigenschaften entwickeln sich laut Klumker doch nicht vor der „Verarmung“, sondern gehen mit ihr daher. „Die wirkliche Ursache der Verarmung kann für Klumker zum größten Teil erst aus einer sorgsamen Analyse der Wirtschaftlichkeits- und Unwirtschaftlichkeitsformen jeder Zeit gewonnen werden. Die Verarmung ist ein Begleitsymptom von Änderungen in der Ökonomie der Bevölkerung und mehr als geeignet, um diese Veranlagung aufzuklären und sie verstehen zu lernen“ (Vlg, Engelke, 2008, S.211f). Hieraus resultiert für Klumker, dass in der Fürsorge nicht länger mehr unter verschuldeter und unverschuldeter Armut unterscheiden wird, sondern viel entscheidender ist, ob eine Verarmung reparabel oder chancenlos ist. Die Aufgabe der Fürsorge ist es, eine Diagnose zu stellen, ob die Bedürftigkeit zu revidieren ist (Vgl. Engelke, 2008, S. 212).
Die Fürsorge soll gesehen werden als Allgemeinheit von allen Maßnahmen, um die Unwirtschaftlichen zu unterstützen. Oftmals wird hier ihre Bedeutung in der Wirtschaft übersehen. Natürlich verfügen Bedürftige über Kompetenzen und Kräfte, die sie in die Wirtschaft anwenden können, jedoch nicht für deren angedachte Wirtschaft. Die Fürsorge hat nicht nur die Aufgabe der Versorgung, sondern soll die vielfachen Kompetenzen und Kräfte dazu verwenden, um die Bedürftige wieder im Wirtschaftsleben einzubringen.
Die Gestaltung der Fürsorgearbeit soll laut Klumker nicht von vorbeugender Art sein. Weil jemand der wirtschaftlich selbstständig ist, keine Hilfe braucht. Wenn jemand aber droht abzurutschen in die Unwirtschaftlichkeit, soll die Fürsorge durch prompte und gründlich fundierte
Hilfe dies verhindern. Das Netzwerk der Fürsorge soll die Aufgaben der wirtschaftlichen Erziehung und die Erhaltung nach den Bedürftigen richten. Das wichtigste Mittel für Klumker ist der persönliche Einfluss auf der Person durch Beratung und freundliche und ernstgemeinte Leitung. (Vgl. Engelke, 2018, S.215). „Nur in Verbindung damit gewinnen alle Mittel (Arbeit, Geld, Sachmittel, Krankenfürsorge, usw.), die sich in der vielseitigsten Weise entwickelt haben, ihren richtigen Wert“(ebd.)
„Klümker gehörte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zu den in Theorie und Praxis führenden Vertreter/innen der Fürsorge im deutschen Reich“ (Engelke, (2008) S.217). Klumkers Thesen und sein Wirken sind nach dem 2 Weltkrieg fast völlig vergessen worden. Doch durch die Auseinandersetzung mit der Theoriegeschichte der sozialen Arbeit in den Studien finden diese ihre Bedeutung wieder.
2.5 Biographischer Abriss zum Leben von Herman Nohl (1879 - 1960)
Herman Nohl wird 1879 in Berlin geboren (Vgl. Engelke, 2008) S.281) „Er studiert ab 1898 Geschichte, Deutsche Literatur und Philosophie an der Universität in Berlin. [...]Im Jahr 1908 lehrt er als Privatdozent Philosophie, lernt die Jugendbewegung kennen und beteiligt sich aktiv an der Volkshochschulbewegung „(Engelke, (2008) S.281). Im Jahr 1908 schreibt Nohl seinen ersten Aufsatz als Publikation „Die pädagogischen Ansätze. Von 1915 bis 1918 nimmt er bei der Militärverwaltung in Gent am Krieg teil. Beeindruckt von die Kriegsbildern und deren Folgen öffnet Nohl sich noch mehr für die pädagogischen Probleme. (Vgl. ebd.) „Im Jahr 1922 bekleidet Nohl die neu geschaffene Professur für Pädagogik, nachdem er 1920 die Außerordentliche Professur der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogik übernahm. Seine Schwestern und andere in der Fürsorge Tätigen fordern ihn auf, sich mit der Not der Jugendlichen zu befassen, die Pädagogische Praxis zu reflektieren und Theorien dazu zu entwickeln (Vlg., ebd.). Der Höhepunkt seiner Arbeit ist die Herausgabe des fünfbändigen „Handbuch der Pädagogik“. Da Nohl den NS-Regime ablehnte, wurde er 1937 in den Zwangsruhestand versetzt. In die Zeit der Nationalsozialismus lebte er zurückgezogen mit seinen Studien.
2.6 Geistige Energien zur Behebung der Not erwecken
Wichtig zu erwähnen ist, dass Nohl „den Begriff Sozialpädagogik verwendete im Zusammenhang der Jugendwohlfahrtsarbeit, der Jugendfürsorge und der Jugendpflege,“ (Lambers, (2015) S.18). Diese sollte eine eigenverantwortliche „Erziehungsauftrag“ abseits der schulischen Bildung und die Familie wahrnehmen. (Vlg. ebd.). „Nohl griff auf die philosophische Pädagogik von Friedrich Schleiermacher (1768 - 1934) und Wilhelm Dilthey (1833 - 1911) zurück, eine Pädagogik die als erste und einzige ihrer Zeit die Geschichtlichkeit von Pädagogik erkannte“ (Wulf zitiert in Lambers, (2015) S15.) Seine Auffassung „der Pädagogik und Verständnis von Bildung und Erziehung wird in seiner Theorie der Bildung deutlich: „Die Erziehung endet da, wo der Mensch mündig wird, das heißt nach Schleiermacher, wenn die jüngere Generation auf selbstständige Weise zur Erfüllung der sittlichen Aufgabe wirkend den älteren Generation gleichsteht, die Pädagogik hat so das Ziel, sich selbst überflüssig zu machen und zur Selbsterziehung zu werden, die dann bis zu unserem Tode fortreicht, aber damit ist gerade die Grenze der Pädagogik nach oben ausgedrückt, wo sie in Ethik übergeht“ (Nohl, (1933) S.21 zitiert in Lambers ( 2015) S.15.).
Nohl sah die Bestimmung der Pädagogik als einen individualen Rahmenplan. Diese würde nicht gelehrt, sondern je nach Bedürfnissen des Individuellen angepasst. Dies sah er in dem Begriff „Volksbildung“. (Vlg. Lambers 2015, S. 17) In den vielschichtigen sozialen und politischer Bewegungen |...|sah Nohl die Parallelen und konkludierte daraus, dass alle dasselbe Streben haben, nämlich „der Erfüllung „eines neuen Ideals vom deutschen Menschen und von einer höheren Volkskultur (Nohl zitiert in Lambers, (2015) S.17) Er war der Meinung, wenn man nicht auf das Individuum innerhalb der Gesellschaft schaut, würde es innerhalb der Gesellschaft zur Spaltung kommen. (Vgl. Lambers 2015, S. 17) „Pädagogik in der „pädagogischen Bewegung“ hat laut Nohl also die Aufgabe, diese Spaltung der Gesellschaft zu verringern und dadurch eine Gemeinschaft zu bilden. So sollte laut Nohl „die Wohlfahrtspflege einer „autonomen sozialpädagogischen Idee“ folgen, deren „inhaltlicher Kern Erziehung zur Kraft und zum Mut der Selbsthilfe in der Gemeinschaft ist“ (Nohl zitiert in Lambers ebd.) Die Funktion der Pädagogik sei nicht mehr wie die Aufklärung aus dem 18. Jahrhundert oder die Bildung im 19. Jahrhundert, sondern vielmehr „Lebenshilfe“ (Nohl zitiert in Lambers (2015) S.18). In diesen Zusammenhang ging es auch um die Einführung des Begriffes „Männlich- Väterlichen Wesens“ in die Sozialpädagogik. Hierbei sollte der Mann in der familiären Tätigkeit als Beschützer von Frau und Kind auf die soziale Gemeinschaft. (Vlg. ebd.)
„Das Prinzip des „Pädagogischen Bezuges“ durchzieht Nohls gesamtes Werk und gehört zu den zentralen Themen Geisteswissenschaftlicher Pädagogik“(ebd.). Alle Wirkung eines Erziehers setzt voraus das, dass dies, was er seinen Schützlingen beibringen möchte in ihm selbst lebhaft ist. Damit er dies denen vermitteln kann. Die Wirklichkeit seiner eigenen Existenz und Bildung ist wichtiger als jeder theoretischen Ansatz. Sie motiviert und prägt durch ihr Dasein. (Vgl. Nohl in Lambers, 2015, S.19.
Im Grunde geht es darum, dass die Pädagogik für Nohl einen zwischen mehrere Personen ablaufenden Geschehen ist. Dabei haben die Veranlagung und soziales Umfeld keine bedeutende Rolle in für pädagogische Veränderungen (Vgl ebd.). „Vor diese Faktoren setzt Nohl die „Geistige Energie“, die sich im „pädagogischen Bezug“ (Nohl zitiert in Lambers (2015) S.19) in der „Selbsterziehung“ entfaltet, deren Ziel die Erreichung „sittlicher Geistigkeit“ sei.“ (ebd.) Nohl war der anthroposophischen Grundannahme, dass die menschliche Seele aus drei horizontalen Schichten besteht. Die untere Schicht der Seele ist die Triebschicht, die darauf liegende Schicht der vitalen Willensenergie und der oberen Schicht die der freien Geistigkeit. Die Schichten sind laut Nohl Bedürfnis orientiert und werden in der Pädagogik von unten nach oben erarbeitet. Wenn die wesentlichen Bedürfnisse befriedigt, wird die zweite Schicht und zuletzt die letzte Schicht (die geistigen) bedient. (Vgl. ebd.) Die Pädagogik hat alle Schichten der Seele zu beachten, um sukzessiv der Mensch als Einheit zu entwickeln. Der Erzieher soll eine vertrauensvolle Bindung zu seinem Schutzbefohlenen aufbauen, so erfährt diese, Liebe, Vertrauen und Achtung dahingegen auch den Appell zu Selbsthilfe und die Aufgabe der eigenen Entwicklung. Nur durch eine vertrauensvolle Basis kann eine Lehrperson die Anerkennung seiner Schutzlinge erlangen und bekommt dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit und ein höheres Interesse für das Gemeinschaft orientiere Gesamtgeschehen. (Vgl. ebd.
[...]
- Citation du texte
- Berend Brouwer (Auteur), 2021, Die Theorien der Sozialen Arbeit zu Zeiten der Weimarer Republik und deren Auswirkungen auf das 21. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1175662
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