Die vorliegende qualitative Untersuchung erforscht die Frage, ob Männer, die Sex
mit Männern (MSM) haben, auf Grundlage ihres sexuellen Risikoverhaltens - in
diesem Fall „Barebacking“, also ungeschützter, beabsichtigter Sex mit einer anderen Person als dem Primärpartner - eine eigenständige Identitätsform entwickeln können.
Diese Fragestellung wurde mithilfe der egozentrierten Netzwerkanalyse und des
qualitativen Interviews untersucht.
Sieben Interviews mit homosexuellen Männern, von denen allerdings nur sechs in
die Auswertung eingehen konnten, bilden den Ausgangspunkt dieser Analyse.
Ausgehend von der Definition von „Identität“ nach Keupp (1997) konnte gezeigt
werden, dass eine „Barebacker“-Identität existiert, welche sich aus einem
Zugehörigkeitsgefühl zu der Eigengruppe der „Barebacker“, sozialer Anerkennung
durch Sexualverhalten innerhalb dieser Gruppe, subjektiver Bedeutung des Sexes,
alltagsstrukturierender Relevanz von Sexualität und umfassenden kognitiven
Strategien in Bezug auf HIV und weiterer Risikofaktoren zusammensetzt. Ebenfalls
wurde ersichtlich, dass die „Barebacker“ dieser Untersuchung oftmals ein diffuses Verantwortungsgefühl empfanden, da sie nicht genau bestimmen konnten, inwiefern und bis zu welchem Grad sie für ihre Sexualpartner verantwortlich sind, mit denen sie sich in diese sexuelle Risikosituation begeben.
Den Abschluss bilden Überlegungen, wie diese Erkenntnisse in einem präventiven
Kontext berücksichtigt werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 Barebacking - Folge einer Normalisierung von HIV und AIDS?
- 1.2 Bareback – der Versuch einer Definition
- 1.3 Gegenwärtiger Stand der Forschung
- 1.4 Aktualität und Brisanz des Themas
- 1.4.1 Medienpräsenz
- 1.4.2 Persönliche Motivation und auslösendes Moment
- 1.5 Das Konzept Identität
- 1.5.1 Herangehensweisen an das Konstrukt in verschiedenen Ansätzen
- 1.5.2 Die konstruktivistische Sichtweise nach Heiner Keupp
- 2 Methodik
- 2.1 Die Netzwerkanalyse
- 2.1.1 Das egozentrierte Netzwerk
- 2.1.2 Methodisches Vorgehen
- 2.2 Das qualitative Interview
- 2.3 Auswahl der Interviewpartner
- 2.4 Die Auswertung
- 2.4.1 Die Grounded Theory als Ausgangsbasis
- 2.4.2 Einfluss der Netzwerkanalyse
- 2.4.3 Die Motivation der Interviewpartner als besonderer Auswertungsaspekt
- 3 Vorstellung der Interviewpartner
- 3.1 Stefan (40 Jahre, HIV-positiv): „Jeder hat für sich die Verantwortung zu übernehmen“
- 3.1.1 Kontaktaufnahme
- 3.1.2 Sein Netzwerk
- 3.1.3 Zusammenfassung des Gesprächs
- 3.2 Idefix (44 Jahre, HIV-negativ): „Barebacker – Selbstmörder auf Raten“
- 3.2.1 Kontaktaufnahme
- 3.2.2 Sein Netzwerk
- 3.2.3 Zusammenfassung des Gesprächs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, ob Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die Praxis des Barebackings – ungeschützter, beabsichtigter Sex außerhalb einer monogamen Beziehung – als Grundlage für eine eigenständige Identitätsform nutzen. Die Studie verwendet qualitative Interviews und egozentrierte Netzwerkanalyse, um diese Frage zu beleuchten.
- Identitätsbildung homosexueller Männer
- Sexuelles Risikoverhalten und Barebacking
- Der Einfluss von sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit
- Verantwortungsgefühl und Wahrnehmung von Risiken
- Implikationen für präventive Maßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Barebackings ein, definiert den Begriff und beleuchtet den aktuellen Forschungsstand. Es wird die Relevanz des Themas im Kontext von HIV/AIDS und die mediale Darstellung diskutiert, sowie die persönliche Motivation der Autorin erläutert. Abschließend wird das Verständnis des Identität-Konstrukts, insbesondere aus konstruktivistischer Sicht nach Keupp (1997), vorgestellt, um den theoretischen Rahmen für die Untersuchung zu liefern. Das Kapitel legt die Grundlage für die folgende Analyse, indem es den aktuellen Wissensstand zusammenfasst und die Forschungsfrage präzise formuliert.
2 Methodik: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die methodischen Ansätze der Studie. Die egozentrierte Netzwerkanalyse wird als Methode zur Erfassung der sozialen Beziehungen der Interviewpartner vorgestellt, ebenso wie das qualitative Interview als Methode zur Datenerhebung. Die Auswahl der Interviewpartner und die Auswertungsmethode, basierend auf der Grounded Theory, werden erklärt. Der Fokus liegt auf der Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses, um die Validität der Ergebnisse zu gewährleisten. Die Rolle der Netzwerkanalyse bei der Interpretation der Daten und die Berücksichtigung der Motivation der Interviewpartner als besonderen Aspekt der Auswertung werden ebenfalls erläutert.
3 Vorstellung der Interviewpartner: Kapitel 3 präsentiert die Profile der Interviewpartner, Stefan und Idefix, mit Angaben zu Alter, HIV-Status und einer Zusammenfassung ihrer Netzwerke. Die einzelnen Abschnitte beleuchten die jeweilige Kontaktaufnahme, das soziale Netzwerk jedes Teilnehmers und geben eine umfassende Zusammenfassung der jeweiligen Interviews. Hier wird die Grundlage für die spätere Interpretation der Daten gelegt. Diese Kapitel bietet ein detailliertes Verständnis der individuellen Erfahrungen und Perspektiven der Interviewten, was für die spätere Interpretation der Daten entscheidend ist. Die detaillierten Informationen ermöglichen eine differenzierte Analyse der individuellen Erfahrungen im Kontext der Gesamtuntersuchung.
Schlüsselwörter
Barebacking, Identität, Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), HIV, Risikoverhalten, Ungeschützter Sex, Identitätsbildung, Netzwerkanalyse, Qualitative Forschung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Barebacking - Eine Identitätsfrage?
Was ist das Thema der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht, ob Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die Praxis des Barebackings (ungeschützter, beabsichtigter Sex außerhalb einer monogamen Beziehung) als Grundlage für eine eigenständige Identitätsform nutzen.
Welche Methoden wurden verwendet?
Die Studie kombiniert qualitative Interviews mit egozentrierten Netzwerkanalysen. Die Netzwerkanalyse erfasst die sozialen Beziehungen der Interviewpartner, während die Interviews detaillierte Einblicke in ihre Perspektiven und Erfahrungen liefern. Die Auswertung basiert auf der Grounded Theory.
Wer sind die Interviewpartner?
Die Studie beinhaltet zwei Interviewpartner: Stefan (40 Jahre, HIV-positiv) und Idefix (44 Jahre, HIV-negativ). Für jeden Interviewpartner werden Kontaktaufnahme, Netzwerk und eine Zusammenfassung des Gesprächs präsentiert.
Welche Schlüsselthemen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie Identitätsbildung homosexueller Männer, sexuelles Risikoverhalten und Barebacking, den Einfluss sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit, Verantwortungsgefühl und Risikowahrnehmung sowie Implikationen für präventive Maßnahmen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Kapitel 1 (Einführung) definiert Barebacking, beleuchtet den aktuellen Forschungsstand und erläutert das Identitätskonzept. Kapitel 2 (Methodik) beschreibt detailliert die angewandten Methoden. Kapitel 3 (Vorstellung der Interviewpartner) präsentiert die Profile der Interviewpartner und die Ergebnisse der Interviews.
Was ist das Ziel der Studie?
Die Studie zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen Barebacking und der Identitätsbildung von MSM zu untersuchen und zu verstehen, welche Rolle soziale Faktoren und die Wahrnehmung von Risiken dabei spielen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Barebacking, Identität, Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), HIV, Risikoverhalten, Ungeschützter Sex, Identitätsbildung, Netzwerkanalyse, Qualitative Forschung.
Wo finde ich detaillierte Informationen zur Methodik?
Kapitel 2 der Arbeit beschreibt ausführlich die Methodik, einschließlich der egozentrierten Netzwerkanalyse, der Durchführung der Interviews und der Auswertungsmethode (Grounded Theory).
Wie werden die Ergebnisse präsentiert?
Die Ergebnisse werden durch die detaillierte Vorstellung der Interviewpartner und die Analyse ihrer Netzwerke und Aussagen präsentiert. Die Interpretation berücksichtigt sowohl die individuellen Erfahrungen als auch den breiteren Kontext.
Welche Bedeutung hat das Kapitel zur Einführung?
Das Einführungskapitel legt die Grundlage der Arbeit, indem es den Forschungsstand zusammenfasst, den Begriff Barebacking definiert und den theoretischen Rahmen (Identitätskonzept nach Keupp) für die Untersuchung bereitstellt.
- Citar trabajo
- Dipl.-Psych. (Univ.) Cindy Bönhardt (Autor), 2007, Barebacking - "Eine neue Art des Lebens"?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117539