Was kann die Schule für eine intensivere Wertevermittlung leisten? Oder soll die Schule
überhaupt einen Anteil erbringen? Seit Mitte der 90er Jahre gibt es in ganz Deutschland eine
intensive Debatte darum, wie man dem sogenannten „Werteverlust“ entgegentreten kann.
Dabei gibt es nicht wenige Stimmen, die eine intensivere Werteerziehung in der Schule als
zwingend notwendig erachten und dabei gerade die auf Werte-Bildung spezialisierten Fächer
wie Ethik und Religion aber eben auch Politik und Wirtschaft in die Pflicht nehmen. Doch
welchen Beitrag kann (und soll) die Schule und die Fächer eigentlich leisten?
Aufgabe dieser Arbeit soll es sein zu untersuchen, welche Rolle dabei insbesondere dem
Unterrichtsfach Politik und Wirtschaft zukommt. Dabei möchte ich mit Hilfe kontroverser
Diskussionen der Politikdidaktik eben die Möglichkeiten aber eben auch die Grenzen des
Politikunterrichts bezüglich der Vermittlung von Werten aufzeigen. Da es schier unmöglich
ist den Aspekt der Wertevermittlung vollständig auf den Politikunterricht zu beschränken,
wird die Position der sozialen Institution Schule-im Zuge der Debatte- Gegenstand dieser
Arbeit sein.
Den 2. Schwerpunkt neben der Wertevermittlung stellt die Herausbildung von sachgerechten
Werturteilen bei den Schülern als Teildisziplin der politischen Urteilsfähigkeit dar. Im
Gegensatz zum Problem der Vermittlung von Werten stellt sich hier die Frage einer
grundsätzlichen Diskussion über die Berechtigung im Politikunterricht nicht, da eben diese
Herausbildung fester Bestandteil des Politikunterrichts ist.1 Daher soll hier der Fokus auf der
Frage nach einer schülergerechten Realisierung dieses Kompetenzzuwachses liegen.
Sicher kann eine Arbeit in diesem Rahmen nicht alle Bereiche dieses sehr komplexen
Themenfeldes abdecken, doch zumindest dem Anspruch genügen, grundlegende Positionen
widerzuspiegeln und die engen thematischen Verflechtungen von Wertevermittlung und
Herausbildung von Kompetenzen im Umgang mit Werturteilen zu verdeutlichen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wertevermittlung als Aufgabe der Schule?
3. Möglichkeiten und Grenzen der Wertevermittlung im Unterricht und deren Konsequenzen für die Werte-Bildung
3.1. Wertevermittlung als demokratische Verpflichtung
3.2. Der schmale Grad zur Indoktrination
3.3. Modelle der Werte-Erziehung im Politikunterricht
4. Werturteile als Teilprinzip der politischen Urteilsfähigkeit
4.1. Berücksichtigung im GPJE-Entwurf
4.2. Darstellung der quantitativen und qualitativen Verwendung
5. Herausbildung von Werturteilen im Fach Politik und Wirtschaft
5.1. Konzeptuelle Ansätze zur Verwirklichung im Unterricht
5.1.1. Modell nach Lawrence Kohlberg
5.1.2. Alternative Modellvorschläge
5.2. Evaluation von Werturteilen
6. Fazit
7. Bibliographie
1. Einleitung
Was kann die Schule für eine intensivere Wertevermittlung leisten? Oder soll die Schule überhaupt einen Anteil erbringen? Seit Mitte der 90er Jahre gibt es in ganz Deutschland eine intensive Debatte darum, wie man dem sogenannten „Werteverlust“ entgegentreten kann. Dabei gibt es nicht wenige Stimmen, die eine intensivere Werteerziehung in der Schule als zwingend notwendig erachten und dabei gerade die auf Werte-Bildung spezialisierten Fächer wie Ethik und Religion aber eben auch Politik und Wirtschaft in die Pflicht nehmen. Doch welchen Beitrag kann (und soll) die Schule und die Fächer eigentlich leisten?
Aufgabe dieser Arbeit soll es sein zu untersuchen, welche Rolle dabei insbesondere dem Unterrichtsfach Politik und Wirtschaft zukommt. Dabei möchte ich mit Hilfe kontroverser Diskussionen der Politikdidaktik eben die Möglichkeiten aber eben auch die Grenzen des Politikunterrichts bezüglich der Vermittlung von Werten aufzeigen. Da es schier unmöglich ist den Aspekt der Wertevermittlung vollständig auf den Politikunterricht zu beschränken, wird die Position der sozialen Institution Schule-im Zuge der Debatte- Gegenstand dieser Arbeit sein.
Den 2. Schwerpunkt neben der Wertevermittlung stellt die Herausbildung von sachgerechten Werturteilen bei den Schülern als Teildisziplin der politischen Urteilsfähigkeit dar. Im Gegensatz zum Problem der Vermittlung von Werten stellt sich hier die Frage einer grundsätzlichen Diskussion über die Berechtigung im Politikunterricht nicht, da eben diese Herausbildung fester Bestandteil des Politikunterrichts ist.[1] Daher soll hier der Fokus auf der Frage nach einer schülergerechten Realisierung dieses Kompetenzzuwachses liegen.
Sicher kann eine Arbeit in diesem Rahmen nicht alle Bereiche dieses sehr komplexen Themenfeldes abdecken, doch zumindest dem Anspruch genügen, grundlegende Positionen widerzuspiegeln und die engen thematischen Verflechtungen von Wertevermittlung und Herausbildung von Kompetenzen im Umgang mit Werturteilen zu verdeutlichen.
2. Wertevermittlung als Aufgabe der Schule?
Bevor man sich überhaupt mit der Frage beschäftigen kann, welche Rolle dem Fach Politik und Wirtschaft bei der Problematik der Wertevermittlung zukommt, muss zunächst einmal global betrachtet werden, ob die Schule als soziale Institution überhaupt verantwortlich gemacht werden kann und soll. Einig sind sich die Fachdidaktiker zunächst einmal darin, dass –wie es Böckenförde bereits 1967 formulierte- „[d]er freiheitliche, säkularisierte Staat […] von Voraussetzungen [lebt], die er selbst nicht garantieren kann“[2]. Damit wird herausgestellt, dass es zum Erhalt des Staates in seiner Form Institutionen bedarf, die letztendlich- auch über Wertevermittlung- den Fortbestand sichern. Dabei verlieren traditionelle gesellschaftliche Einrichtungen wie allen voran die Familie an Einfluss.[3] Auch infolgedessen tritt die Schule zunehmend in den Mittelpunkt der Verantwortung.
Gerade Wolfgang Sander hat sich intensiv mit dem Pro und Kontra der Werteerziehung in der Schule auseinandergesetzt. Kritisch sieht er unter anderem den Aspekt, dass sich somit natürlich die Frage auftut wie eine solche Werteselektion aussehen soll. Einhergehend damit beruft er sich auf Hermann Giesecke, der durch den Wertepluralismus die Verhinderung eines tragfähigen Konsens sieht. Über dies hinaus hat die Schule lediglich einen Bildungsauftrag zu erfüllen und ist nicht für soziales Lernen verantwortlich.[4] Jedoch kann sich die Schule als soziale Einrichtung und „bedeutsame Instanz der Sozialisation“[5] der Werterziehung nicht entziehen. Letztendlich bleibe ebenso festzustellen, dass es gar keinen wertfreien Unterricht gebe und somit definitiv eine Werteerziehung erfolgt. Außerdem „scheint es, dass hinter der […] Pluralität der Lebensvorstellungen […] ein in der Gesellschaft verankerter selbstverständlicher Basiskonsens über demokratische Grundwerte steht“[6]. Als weiteres Argument führt Sander hier die praktische Erfahrbarkeit von Werteerziehung im Schulalltag an, so dass man letztendlich auf verschiedenen Ebenen Werteerziehung in der Schule erfährt.[7]
Meiner Meinung nach wird durch das Abwegen der Argumente klar deutlich, dass sich die Schule und somit natürlich auch zwangsläufig der (Politik-)Unterricht nicht der Verantwortung entziehen kann. Denn auch „[politische] Bildung ist keine wertfreie Veranstaltung“.[8] Peter Henkenborg zählt den Beitrag der Schule und der politischen Bildung zum moralischen Lernen und zur Werteerziehung sogar zu den „normalen gesellschaftlichen Erwartungen“[9].
3. Möglichkeiten und Grenzen der Wertevermittlung im Unterricht und deren Konsequenzen für die Werte-Bildung
3.1. Wertevermittlung als demokratische Verpflichtung
Nach der grundlegenden Feststellung, dass Werteerziehung eben doch auch Aufgabe der Schule und somit der Unterrichtsfächer ist, drängt sich nun die Frage auf, wie genau die Rolle des Politikunterrichts hierbei definiert wird. Siegfried Schiele stellt zunächst einmal klar die Verantwortung des Politikunterrichts für die Aufgabe der Werteerziehung heraus. Jedoch kann das Fach niemals vollständig für die Wertevermittlung zuständig sein, da es noch immer unter einer viel zu geringen Wertschätzung leidet. Selbst bei leicht erhöhten Stundenzahlen könnte der Politikunterricht keinen entscheidenden Anteil leisten, da auch hier grundlegende Verhaltensänderungen noch nicht im Bereich des Möglichen liegen würden.[10] Auch Bernhard Sutor sieht die Chancen für den Politikunterricht als eher begrenzt an. Seiner Meinung nach ist vor allem der Religions- aber auch der Ethikunterricht für Wertfragen zuständig.[11] Auch wenn eine thematische Ausführung auf die anderen Fächer hier zu weit führen würde ist gerade Sibylle Reinhard der Ansicht, dass durch eine prinzipielle Strukturkrise dieser Fächer der Politikunterricht mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt.[12] Doch kann man dem Unterrichtsfach Politik wirklich aufgrund der geringen Stundenzahl oder der Konkurrenz mit anderen Fächern einen Großteil seiner Verantwortung absprechen? Allein die diversen Überlegungen der Politikdidaktiker zu der Integrierung der Wertevermittlung zeigen, dass dies schlichtweg unzulässig wäre.
[...]
[1] Vgl. GPJE: Nationale Bildungsstandards für den Fachunterricht in der politischen Bildung an Schulen. S.12 ff.
[2] Vgl. Reinhardt, Sibylle: Werte-Bildung und politische Bildung. Zur Reflexivität von Lernprozessen. S.149. Auch: Schiele, Siegfried: Möglichkeiten und Grenzen der politischen Bildung bei der Vermittlung von Werten. In: ders./Breit, Gotthard: Werte in der politischen Bildung. S.3.
[3] Ebd. S.3.
[4] Sander, Wolfgang: „… erkennen, als jemand, der einmalig ist auf der Welt!“ Werteerziehung als Aufgabe der Schule. In: Schiele, Siegfried/Breit, Gotthard: Werte in der politischen Bildung. S.185.
[5] Ebd. S.187.
[6] Ebd. S.188.
[7] Ebd. S.187 ff.
[8] Sutor, Bernhard: Zwischen moralischer Gesinnung und politischer Urteilskraft- Ethik als Dimension politischer Bildung. In: Schiele, Siegfried/Breit, Gotthard: Werte in der politischen Bildung. S. 116.
[9] Henkenborg, Peter: Begriff der moralischen Erziehung. In: Lange, Dirk und Reinhardt, Volker (Hrsg.): Basiswissen Politische Bildung. Inhaltsfelder der Poltischen Bildung. S.72.
[10] Vgl. Schiele, Siegfried: Möglichkeiten und Grenzen der politischen Bildung bei der Vermittlung von Werten. S.4 ff.
[11] Vgl. Sutor, Bernhard: Zwischen moralischer Gesinnung und politischer Urteilskraft- Ethik als Dimension politischer Bildung. S.116.
[12] Sibylle Reinhard übt dabei harsche Kritik an diesen „auf Werte-Bildung spezialisierten Fächern“. Gerade der Religionsunterricht kann den Anforderungen einer demokratischen Wertevermittlung in der Schule nicht entsprechen, da z.B. durch die konfessionelle Spaltung des Faches Religion die sog. Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft wie Gleichheit massiv konterkariert werden. (Vgl. Reinhardt, Sibylle: Werte-Bildung und politische Bildung. Zur Reflexivität von Lernprozessen. S.152 ff.)
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