Die Nacht vom 22. auf den 23. September des Jahres 1912 ist nicht nur eine ereignisreiche, sondern auch eine folgenschwere Nacht im Leben des Autors Franz Kafka. Innerhalb von nur acht Stunden schreibt Kafka die Erzählung Das Urteil „in einem Zug“ nieder. Mit der Niederschrift der Erzählung Das Urteil beendet Kafka nicht nur eine „unabsehbare Folge von [literarischen] Fehlversuchen“, sondern damit vollzieht sich „auch formal, stilistisch und motivlich [...] ein unumkehrbarer Sprung[,]“ im Schaffen des Prager Autoren. Nur wenige Tage später nimmt er die Arbeit am Romanfragment Der Verschollene5 wieder auf, „den er bereits als literarisch unzureichend abqualifiziert hatte.“ Nicht nur auf zeitlicher, sondern im Besonderen auch auf inhaltlicher Ebene, stehen die Erzählung Das Urteil und das Romanfragment Der Verschollene in engem Bezug zueinander. Beide Werke porträtieren ein Spannungsverhältnis zwischen Vater und Sohn, beschreiben ihren Kampf und letztendlichen Untergang. Daher ist folgende übergeordnete leitenden Fragestellung Untersuchungsgegenstand der hiesigen Arbeit: Wie stellt Kafka die Vater-Sohn-Problematik in der Erzählung Das Urteil und im Roman Der Verschollene dar?
In der Kafka-Forschung wurden die Texte des Schriftstellers in zahlreichen Forschungsbeiträgen immer wieder autobiographisch gedeutet und mit Kafkas problematischem Verhältnis zu seinem Vater in Verbindung gebracht. Diesen Interpretationsansatz wird diese Arbeit umgehen. Stattdessen verfolgt sie den Ansatz eines close-readings der Primärtexte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung:
2. Die Vater-Sohn-Problematik: ein Kampf um Liebe, Macht, Anerkennung:
2.1. Der Vater-Sohn-Konflikt:
2.2. Der Kampf um Anerkennung:
3. Kafkas Urteil – Der Machtkampf eines riesenhaften Vaters und eines machtgierigen Sohnes:
3.1. Eine Deutung vor der eigentlichen Interpretation:
3.2. Das Urteil als ein Spiel der Strategie und Maskerade:
4. Der Verschollene – heimatlos und vaterlos in Amerika:
4.1. Der verborgene Handlungsplan:
4.2. Die Schuld ist immer zweifellos :
5. Schlussbetrachtung:
6. Literaturverzeichnis:
Primärliteratur:
Sekundärliteratur:
1. Einleitung
Die Nacht vom 22. auf den 23. September des Jahres 1912 ist nicht nur eine ereignisreiche, sondern auch eine folgenschwere Nacht im Leben des Autors Franz Kafka. Innerhalb von nur acht Stunden schreibt Kafka die Erzählung Das Urteil[1] „in einem Zug“[2] nieder. Mit der Niederschrift der Erzählung Das Urteil beendet Kafka nicht nur eine „unabsehbare Folge von [literarischen] Fehlversuchen“[3], sondern damit vollzieht sich „auch formal, stilistisch und motivlich [...] ein unumkehrbarer Sprung[,]“[4] im Schaffen des Prager Autoren. Nur wenige Tage später nimmt er die Arbeit am Romanfragment Der Verschollene[5] wieder auf, „den er bereits als literarisch unzureichend abqualifiziert hatte.“[6] Nicht nur auf zeitlicher, sondern im Besonderen auch auf inhaltlicher Ebene, stehen die Erzählung Das Urteil und das Romanfragment Der Verschollene in engem Bezug zueinander.[7] Beide Werke porträtieren ein Spannungsverhältnis zwischen Vater und Sohn, beschreiben ihren Kampf und letztendlichen Untergang. Daher ist folgende übergeordnete leitenden Fragestellung Untersuchungsgegenstand der hiesigen Arbeit: Wie stellt Kafka die Vater-Sohn-Problematik in der Erzählung Das Urteil und im Roman Der Verschollene dar?
In der Kafka-Forschung wurden die Texte des Schriftstellers in zahlreichen Forschungsbeiträgen immer wieder autobiographisch gedeutet und mit Kafkas problematischem Verhältnis zu seinem Vater in Verbindung gebracht. Diesen Interpretationsansatz wird diese Arbeit umgehen. Stattdessen verfolgt sie den Ansatz eines close-readings der Primärtexte.
Systematisch geht die Arbeit dabei folgenden Weg: im anschließenden Kapitel wird die Vater-Sohn-Problematik näher beleuchtet. Das Kapitel betrachtet die Problematik von einer Metaebene aus und bildet einen theoretischen Rahmen für die spätere Primärtextanalyse. Eine theoretische Darstellung der Vater-Sohn-Problematik erscheint unumgänglich, da es sich bei dieser Thematik nicht um ein Kafka-spezifisches Problem handelt. Der Vater-Sohn-Konflikt zählt im Gegenteil zu den ältesten Motiven der Weltliteratur.
Das dritte Kapitel setzt sich mit der Erzählung Das Urteil auseinander. Hierbei werden die Protagonisten eingehend untersucht, die Leitmotive werden gleichermaßen berücksichtigt. Im vierten Kapitel wird das Romanfragment Der Verschollene analysiert.
Neben der leitenden Fragestellung werden folgende Fragen zusätzlich beantwortet: Welche Ursachen und Folgen hat der Vater-Sohn-Konflikt? Wer ist Sieger, wer Verlierer? Gibt es Gemeinsamkeiten oder unterscheiden sich die Texte grundlegend voneinander?
2. Die Vater-Sohn-Problematik: ein Kampf um Liebe, Macht, Anerkennung
Das folgende Kapitel setzt sich mit der Vater-Sohn-Problematik auseinander.
Im ersten Teil wird der Vater-Sohn-Konflikt näher beleuchtet. Dabei sollen Antworten auf folgende Fragen gegeben werden: Welche Ursachen hat der Vater-Sohn-Konflikt? Welche Folgen bringt dieser mit sich? Dabei wird herausgearbeitet, dass die Vater-Sohn-Problematik stark mit gescheiterten Wunschvorstellungen zusammenhängt.
Der zweite Teil dieses Kapitels nähert sich der Problematik von einer anderen Seite. Hierbei geht es um die unerwiderte Liebe des Sohnes zu seinem Vater. Das Ziel des gesamten Kapitels ist es, einen theoretischen Rahmen für die spätere Untersuchung der Kafka´schen Texte zu begründen. Die Problematik wird also zunächst von einer Metaebene aus betrachtet, bevor eine spezifische Deutung der Primärtexte erfolgen wird.
2.1. Der Vater-Sohn-Konflikt:
' Ich erzittere beim bloßen Gedanken an die ungeplante und unbekannte, doch unausweichliche und unaufhaltsame Wucht, mit der Eltern in ihren Kindern Spuren hinterlassen, die sich, mit Brandspuren, nie mehr werden tilgen lassen. Die Umrisse des elterlichen Wollens und Fürchtens schreiben sich mit glühendem Griffel in die Seele der Kleinen, die voller Ohnmacht sind und voller Unwissen darüber, was mit ihnen geschieht. Wir brauchen ein Leben lang, um den eingebrannten Text zu finden und zu entziffern, und wir können nie sicher sein, daß wir ihn verstanden haben. '[8]
„Die Erkenntnis, daß der Konflikt zwischen Vater und Sohn schon ein archaischer und in jeder Generation neu entstehendes Motiv sei, bedarf nicht der Stützung durch einen ' Ödipuskomplex '[,]“[9] wie es sich die psychoanalytische Literaturtheorie zu Nutze macht. Es handelt sich schlicht und einfach um einen Machtkampf zweier divergenter Generationen. Dieser Machtkampf bricht aus, „wenn die junge Generation zu Selbstständigkeit herangereift ist, die alte aber die Herrschaft noch in den Händen hält und auch noch die Fähigkeit besitzt, sie auszuüben.“[10] Ein Machtwechsel droht sich abzuzeichnen. Während die junge Generation beginnt, sich Schritt für Schritt aus dem Abhängigkeitsverhältnis zu lösen, muss die alte Generation abtreten, sei es „willens oder durch Schwäche gezwungen“[11], da nur Platz für einen Mann zum Besitzen und auch zum Befehlen ist. Das Resultat des Machtwechsels ist ein Tausch der Rollen. Der frühere Gehorchende wird nun zum Befehlenden, was dazu führt, dass er an Macht und Ansehen gewinnt. Derjenige, der das Machtmonopol früher beansprucht hat, büßt damit nicht nur an Macht ein, sondern wird darüber hinaus auch degradiert. Der hier angesprochene Machtwechsel ist also in ein spürbares Spannungsverhältnis eingebettet. Als grundlegend hierfür gilt allerdings, dass „der Kampf eines gegen den anderen oder die Vernichtung eines durch den anderen [...] jedenfalls kein Naturgesetz [ist].“[12] Ganz im Gegenteil: „Bei nahezu allen Kulturnationen mit vaterrechtlicher Prägung gilt [...] liebevolle Fürsorge auf der einen, pietätvoller Gehorsam auf der anderen als naturgemäß.“[13] Dies lässt sich am Begriff 'Vater' veranschaulichen. Der Terminus „ist das häufig verwendete Epitheton für Gottheiten und Staatsoberhäupter[.]“[14] und trägt damit eine religiöse, als auch eine staatliche Dimension – oder anders formuliert, definiert die höchste überirdische und irdische Macht. Daher wird ein Streit zwischen Vater und Sohn als „abnorm und als Indiz für abnorme Zeitläufe“[15] gewertet. Überspitzt könnte man auch von einem Tabubruch sprechen.
Doch gerade dieser Bereich ist für die Literatur von Interesse. Sie hat nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Lizenz die Schattenseite des Familienlebens, das gewöhnlicherweise im Privaten verborgen bleibt, in all seinen unterschiedlichen Facetten darzustellen. Betrachtet man die jahrhundertelange Tradition der Literatur, zeigt sich, dass der Vater-Sohn-Konflikt zu den ältesten Motiven gehört. Bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus finden sich Darstellungen über den Konflikt zwischen Vater und Sohn.[16] Zahlreiche Gestaltungsweisen werfen ein unterschiedliches Licht auf die Problematik und sind entscheidend mit dafür verantwortlich, dass das Motiv auch in der heutigen Zeit noch aktuell ist, wie die eingangs zitierte Passage aus Pascal Merciers Bestseller-Roman Nachtzug nach Lissabon verdeutlicht.[17]
Trotz der Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten gelten einige Abläufe in der Konfliktsituation als charakteristisch. Die Zeit des Bruchs zwischen Vater und Sohn vollzieht sich erst in der Zeit des Heranreifens der jungen Generation. Ein Bruch zu einem früheren Zeitpunkt erscheint schwer vorstellbar, da die junge Generation in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zur älteren steht. In der Zeit des Reifens kommt es dann allerdings zu einem doppelten Erkenntnismoment. Der Vater erkennt einerseits, dass der Sohn nicht der Mensch wurde, den er gerne gesehen hätte; der Sohn seinerseits bemerkt, dass der Vater nichts mit der Idealfigur aus glücklichen Kindertagen gemeinsam hat.[18] Der Kulminationspunkt im Moment des Erkennens liegt im Scheitern von Wunschvorstellungen. Dabei handelt es sich jedoch keinesfalls um Wunschvorstellungen, die das 'eigene Ich' betreffen, sondern um solche, die auf das Gegenüber projiziert wurden. „Je größer die Liebe des einen oder des anderen Partners oder beider war, um so größer ist die Enttäuschung und Erbitterung.“[19] Nicht selten schlägt dabei die Liebe in blanken Hass um. Es erscheint nahezu unmöglich, sich im anderen selbst noch erkennen zu können. Die Ursachen hierfür können ganz unterschiedlicher Natur sein. Frenzel bemerkt, dass ebenso „Ähnlichkeit der Charaktere [...] genauso zur Feindschaft führen [kann] wie deren Gegensatz, und Ähnlichkeit der Temperamente bei Verschiedenheit der Begabung ist ebenso gefährlich wie Ungleichheit der Temperamente bei Gleichheit der Begabungen.“[20] Ebenso können geistesgeschichtliche Umwälzungen für einen Bruch zwischen Vater und Sohn verantwortlich sein. In einem solchen Fall schließt sich der Jüngere gewöhnlicherweise dem Neuen an, während sich der Ältere als Verfechter der alten Tradition sieht. Folglich kommt es zu einer „weltanschaulichen und politischen Gegnerschaft.“[21] In einem solchen Fall trägt der Vater die größere Last. Gerade weil er der Ältere und an Erfahrung reichere ist, hat er die Pflicht, das Alte gegen das Neue abzuwägen. Als größte Last empfindet er dabei „das Streben nach Selbstbewahrung, das zugleich Bewahrung des Überkommenen ist[,]“[22] bei gleichzeitigem Drang die jüngere Generation zu schützen, welcher er das Leben gegeben hat und die sein zukünftiges Leben absichert. Der Schutz der jüngeren Generation ist gleichzeitig aber auch ein Selbstschutz. Denn der Vater weiß, dass die Zerstörung des Sohnes, die Zerstörung seines eigenen Fortlebens zur Folge hätte. Daher lässt sich abschließend festhalten, dass „in den meisten Fällen der Junge der Erreger des Konflikts [wird], dessen verblendetes und tragisches Opfer er werden kann, und der Vater ist der sehende, leidende Gegenspieler.“[23]
Die Darstellung des Vater-Sohn-Konflikts hat gezeigt, dass die Problematik stark mit gescheiterten Wunschvorstellungen verbunden ist. In diesem Zusammenspiel kommt dem 'eigenen Ich' eine tragende Rolle zu. Es trägt Vorstellungen an das 'jeweilige andere Ich' und formt dieses nach eigenen Prinzipien zu einem 'idealisierten-anderem-Ich'. In der Adoleszenz kommt es zu einem Moment der Erkenntnis, in dem das 'wahre- andere-Ich' erkannt wird und eine unüberwindbare Kluft zwischen diesem und dem 'idealisierten-anderem-Ich' entsteht.
2.2. Der Kampf um Anerkennung:
' Kannst du Dir vorstellen, wie es ist, einen Sohn zu haben, der mit so viel Wahrheit und so vielen Begabungen gesegnet ist? Einen wortgewaltigen Sohn, der dem Vater das Gefühl gibt, daß ihm nur die Stummheit bleibt, um nicht wie ein Stümper zu klingen? [...] Sein Geist [d. i. Der des Sohnes] wird von nun an sein wie ein greller Scheinwerfer, der gnadenlos all meine Schwächen ausleuchtet. Ich glaube, das war der Anfang meiner Furcht vor Dir. Denn ja, ich habe Dich gefürchtet. '[24]
Im Rahmen einer näheren Beleuchtung des Vater-Sohn-Konflikts wurde gezeigt, dass häufig der Vater die schwerere Last zu tragen hat. Das Gegenteil kann aber auch der Fall sein. Denn der Gegensatz des Vater-Sohn-Konflikts ist „die Verehrung des Vaters und das Streben, ihm ebenbürtig zu sein[.]“[25] Diese Problematik ist im Wesentlichen mit dem Begriff 'Sehnsucht' zu beschreiben. Frenzel arbeitet hierzu heraus, dass es im Kern um die Sehnsucht nach „unglückliche[n], verfolgte[n], ferne[n], unbekannte[n] oder auch schon verstorbene[n] Väter[n][,]“[26] geht. Sie bezieht diesen Konflikt lediglich auf die räumliche Distanz und bezeichnet die Problematik als 'Vatersuche'. Diese Ansicht wird keinesfalls bestritten, es ist aber darauf hinzuweisen, dass eine räumliche Distanz über lange Zeit gesehen kompensierbar wäre. Als wesentlich gravierender scheint jedoch eine emotionale Distanz zu sein, auf die im folgenden Abschnitt näher eingegangen werden soll.
Ein Konflikt dieser Art ist nämlich mit unterschiedlichen Emotionen verbunden, die sich gegenseitig bedingen und abwechseln. Der Sohn durchlebt auf der einen Seite Phasen der tiefsten Melancholie und Trauer. Diese Phasen zeichnen sich dadurch aus, dass der Sohn weder Anerkennung für seine Leistung noch Mitgefühl für sein Dasein vom Vater erhält. Bezeichnend in dieser Phase ist, dass der Sohn sein 'eigenes Ich' unterdrückt. Er passt sein 'eigenes Ich' den Wünschen des Vaters an und versucht dessen Vorstellung des 'idealisiertem-anderem-Ich' zu entsprechen, um die ersehnte Anerkennung zu erhalten. Die Folge davon ist, dass sich das 'eigene Ich' des Sohnes nicht verwirklichen kann und Gefahr läuft, gänzlich hinter dem 'idealisiertem-anderen-Ich' zu verschwinden. Gerade wenn es zu einem endgültigen Bruch in der Vater-Sohn-Beziehung kommt, steht der Sohn vor der Schwierigkeit, sein 'eigenes Ich' zu finden. Denn die Loslösung vom Vater bedingt gleichsam die Loslösung dem 'idealisiertem-anderem-Ich' zu entsprechen.
Die Beziehung zum Vater kennzeichnet auf der anderen Seite tiefe Verehrung und Stolz für erbrachte Leistungen. Der Vater ist für den Sohn eine Idealfigur. Dabei kann das Bild des realen Vaters und dem des idealisierten Vaters erheblich voneinander abweichen. Bedeutend ist in diesem Zusammenhang, dass diejenigen, die negativ über den Vater reden, den Zorn des Sohnes auf sich ziehen, da sie das kindliche Idealbild in Frage stellen. Das Charakteristische dabei ist, dass dem Sohn die eigenen Leistungen im Vergleich zu denen des Vaters als nichtig und klein erscheinen. Der Jüngere glaubt, dass das 'eigene Ich' im Schatten des väterlichen 'idealisiertem-anderen-Ich' steht, das in diesem Zusammenhang als riesengroß und unfehlbar empfunden wird.
Im Ganzen betrachtet, ist das Charakteristische an dieser Problematik, dass es sich um eine einseitige Beziehung handelt. Das Kind findet keinerlei Anerkennung und wird in dem Glauben gelassen, dass es den Vater mehr liebt, als das es Liebe von ihm erfährt. Kafka selbst musste dies am eigenen Leib erfahren. Die bisherige Forschung hat die problematische Beziehung zwischen Kafka und seinem Vater in zahlreichen Arbeiten eindeutig herausgearbeitet. Daher verzichtet diese Arbeit auf eine ausführliche Darstellung des Vater-Sohn-Konflikts des Autors. Zudem können die Kafka´schen Texte nicht ausschließlich autobiographisch gelesen werden. Dennoch ist eine Schlussbemerkung festzuhalten, die in dem dargelegten Zusammenhang nicht ganz unerheblich erscheint.
Kafka hatte ein Problem mit seinem Vater; der Vater stand für die Strenge und Unnachgiebigkeit der Forderungen des Geschäftslebens im besonderen und der Realität im allgemeinen; den literarischen Ambitionen des Sohnes stand er ablehnend gegenüber; die Verteidigung der Literatur mußte also über eine symbolische Vernichtung des Vaters geführt werden.[27]
In wieweit sich Heckers These über die Vernichtung der Vaterfigur als zutreffend oder nicht anzusehen ist, soll in den Kapiteln drei und vier aufzuzeigen versucht werden.
[...]
[1] Franz KAFKA: Das Urteil. In: Franz Kafka. Die Erzählungen und andere ausgewählte Prosa. 4. Auflage. Hg. v. Roger Hermes. Frankfurt am Main: Fischer 1998. S. 47-60.
[2] Tagebuch, 23. September 1912. zitiert nach Reiner STACH: Die Jahre der Entscheidungen. Frankfurt am Main: Fischer 2002. S. 115.
[3] Stach; R.: Kafka. S. 116.
[4] Ebd.
[5] Franz KAFKA: Der Verschollene/Amerika. 3. Auflage. Berlin: Aufbau Verlag 2007.
[6] Stach, R.: Kafka. S. 119.
[7] Ebenso könnte man die Erzählung Die Verwandlung in diesem Zusammenhang betrachten. Davon sieht die gegenwärtige Arbeit jedoch ab.
[8] Pascal MERCIER: Nachtzug nach Lissabon. 26. Auflage. München: btb 2006. S. 318f.
[9] Elisabeth FRENZEL: Motive der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. 5., überarbeitete und ergänzte Auflage. Stuttgart: Kröner Verlag 1999 (= Kröners Taschenausgabe Band 301). S. 727f.
[10] Ebd., S. 728.
[11] Ebd.
[12] Ebd.
[13] Ebd.
[14] Ebd.
[15] Ebd.
[16] Elisabeth Frenzel nennt als Beispiele die Theogonie aus dem 6. Jh. v. Chr. und die Histories apodexis III aus dem 5 Jh. v. Chr. Siehe dazu S. 729 und S. 730.
[17] Einen Überblick über die verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten des Vater-Sohn-Konflikts liefert Frenzel. Vgl. dazu S. 729-744.
[18] Vgl. ebd., S. 728.
[19] Ebd.
[20] Ebd.
[21] Ebd., S. 728f.
[22] Ebd., S. 729.
[23] Ebd.
[24] Mercier, P.: Nachtzug nach Lissabon. S. 335ff.
[25] Frenzel, E.: Motive der Weltliteratur. S. 745.
[26] Ebd.
[27] Axel HECKER: An den Rändern des Lesbaren. Dekonstruktive Lektüren zu Franz Kafka: Die Verwandlung, In der Strafkolonie und Das Urteil. Wien: Passagen Verlag 1998. S. 123.
- Citar trabajo
- Sebastian Zilles (Autor), 2008, 'O Vater, warum hast du mich verlassen?' - Eine Untersuchung der Vater-Sohn-Problematik in Kafkas Erzählung 'Das Urteil' und dem Roman 'Der Verschollene/Amerika', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117401
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