Das Thema früher Fremdsprachenerwerb, hat in den letzten Jahren immer mehr an
Bedeutung gewonnen und bietet auch immer wieder eine Basis für Diskussionen. Fremdsprachenunterricht in der Grundschule ist in einigen Bundesländern Deutschlands nun schon verpflichtend eingeführt worden; denn Stimmen wurden laut, dass der Beginn mit der Fremdsprache Englisch in der Sekundarstufe eins schon zu spät, und weniger effektiv sei, im Vergleich zu dem Beginn mit Englisch in der Grundschule. Heidemarie Sarter (1997) berichtet zum Beispiel von einem mehrjährigen Versuch in Rheinland Pfalz, dass der Lernzuwachs in den beiden ersten Schuljahren wesentlich größer war, als in den darauf folgenden Schuljahren.
Auch die Ergebnisse des europäischen Sprachlernprojekts DINOCROC, zum frühen Englischlernen, weisen überzeugend nach, wie erfolgreich Kinder in den ersten Schuljahren bei adäquatem Vorgehen eine Fremdsprache lernen können.
Inhaltsübersicht
1. Einleitung
2. Allgemeines zum Zweitsprachenerwerb
3. Sprachlernvoraussetzungen
3.1 Biologische Voraussetzungen
3.1.1 Hemisphärendominanz
3.1.2 Altersbedingte Besonderheiten
3.2 Kognitive Voraussetzungen
3.2.1 Metasprachliche Fähigkeiten
3.2.2 Metakognitive Fähigkeiten
3.3 Sozialpsychologische Voraussetzungen
3.3.1 Affektive Faktoren
3.3.2 Der Interaktionspartner
3.3.3 Motivation
4. Theorien des Fremdsprachenerwerbs
4.1 Kontrastivhypothese ( Lado)
4.2 Identitätshypothese ( Dulay,Burt)
4.3 Interlanguage Hypothese ( Selinker)
4.4 Natural Order Hypothese (Steven Krashen)
5. Das Storytelling als didaktische Konsequenz ?
5.1 Das Storytelling und die Hemisphärendominanz
5.2 Storytelling und Imitation
5.3 Der Einfluss des Storytelling auf metasprachliche und metakognitive FähiFähigkeiten
5.4 Input und Hypothesenbildung
5.5 Verstehen und verständlich machen
5.6 Storytelling vs. affektive Barriere
1. Einleitung
Das Thema früher Fremdsprachenerwerb, hat in den letzten Jahren immer mehr an
Bedeutung gewonnen und bietet auch immer wieder eine Basis für Diskussionen. Fremdsprachenunterricht in der Grundschule ist in einigen Bundesländern Deutschlands nun schon verpflichtend eingeführt worden; denn Stimmen wurden laut, dass der Beginn mit der Fremdsprache Englisch in der Sekundarstufe eins schon zu spät, und weniger effektiv sei, im Vergleich zu dem Beginn mit Englisch in der Grundschule.
Heidemarie Sarter (1997) berichtet zum Beispiel von einem mehrjährigen Versuch in Rheinland Pfalz, dass der Lernzuwachs in den beiden ersten Schuljahren wesentlich größer war, als in den darauf folgenden Schuljahren.
Auch die Ergebnisse des europäischen Sprachlernprojekts DINOCROC , zum frühen Englischlernen, weisen überzeugend nach, wie erfolgreich Kinder in den ersten Schuljahren bei adäquatem Vorgehen eine Fremdsprache lernen können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die oben genannten Untersuchungsergebnisse und der wachsende Stellenwert von Fremdsprachen, insbesondere von Englisch, in unserer globalisierten Wirtschaft, sowie die daraus resultierende Forderung nach immer effektiveren Lehrmethoden und Lernmöglichkeiten, schon für Grundschulkinder, macht diese Thematik zu einer Herausforderung.
Die Frage ist, welche Methoden für Grundschüler geeignet sind, um den frühen Einstieg in die Fremdsprache Englisch zu erleichtern und den Weg zu ebnen, für ein besseres Sprachverständnis.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich auf die Methode des Storytelling eingehen. Dazu werde ich zunächst, unter Punkt 3, einige wichtige Erkenntnisse über die Sprachlernvoraussetzungen, für die Aneignung von Fremdsprachen, in ihren wesentlichen Zügen darstellen.
Unter Punkt 4 gehe ich auf Theorien zum Zweitspracherwerb ein, um unter Punkt 5 die Bedeutung des Storytelling für den Englischunterricht in der Grundschule, auf der Basis meiner vorherigen Ausführungen zu erörtern
2. Allgemeines zum Zweitsprachenerwerb
Man unterscheidet zwischen ungesteuertem und gesteuertem Zweitsprachenerwerb.
Der ungesteuerte Erwerb vollzieht sich, ohne systematisch darin unterrichtet zu werden. Er erfolgt „in der alltäglichen Kommunikation und ohne systematisch intentionale Versuche, den Prozess zu steuern.“[1] Der Lerner muss sein Repertoire nutzen und sich immer besser an die Zielsprache anpassen. Ihm geht es dabei um Verstehen und verständlich machen und nicht um die formale Richtigkeit.
Bei dem gesteuerten Erwerb, wird der Lernprozess mit einer Fülle von Methoden beeinflusst. In diesem Rahmen wird die zu erlernende Sprache als „Fremd“ -Sprache bezeichnet, da die Sprache außerhalb der Schule nicht verwendet wird.
3. Sprachlernvoraussetzungen
Die unter Punkt 3 folgenden Darstellungen, sind weitgehend an Phänomenen und Untersuchungsergebnissen orientiert. Wir werden später sehen, dass es auch konzeptionelle Grundpositionen zum Erwerb von Fremdsprachen gibt. Ich möchte aber die allgemeinen Voraussetzungen in meine Argumentation einbeziehen. Denn die Theorien sind alleine nicht in der Lage, das komplexe Phänomen Zweitspracherwerb angemessen zu erklären, da sie sich teilweise gegenseitig widersprechen und die Problematik meist nur aus einer Perspektive betrachtet wird. Auf konzeptioneller Basis allein, lässt sich also die Bedeutung des Storytelling nicht erörtern.
3.1 Biologische Voraussetzungen
3.1.1 Hemisphärendominanz
Untersuchungen über die Funktionen der Gehirnhälften haben ergeben, dass zu Beginn s des Erwerbs einer zweiten Sprache, die rechte Gehirnhälfte eine dominierende Rolle spielt.Während der Anfangsphase ist also die Verarbeitung von „nonverbalen und Pro- sodischen Elmenten“[2] besonders wichtig. Der Lerner versucht, aufgrund seines Verständ- nisses von Bedeutungen, mit der Hilfe von Gestik und Mimik (nichtsprachlichen Elementen) zu erraten, was das Gegenüber sagentmöchte.
Das limbische System, das Zwischenhirn, ist ebenfalls von Bedeutung. Es ist für affektive und emotionale Prozesse verantwortlich. Da das System auch Motivation, Sprechflüssigkeit und Aufmerksamkeit beeinflusst, sollte Unterricht „limbisch fundiert“[3] sein. Lerner sollten also, wenn möglich, nicht nur eine Satzstruktur wiedergeben, sondern sich auch mitteilen wollen und positive Gefühle mit dem Thema und der Unterrichtssituation verbinden.
3.1.2 Altersbedingte Besonderheiten
Schon ab einem Alter von zehn Jahren nimmt die Fähigkeit, „akustisches Material zu lernen und wiederzugeben“[4], ab. Das heißt, wenn die Kinder in der dritten oder vierten Klasse der Grundschule sind. Zwischen dem fünfzehnten und dreißigsten Lebensjahr ergeben sich dann oft Schwierigkeiten, die aber nicht unüberbrückbar sind. Zu beobachten ist demnach, dass Kinder sich phonologische Aspekte der Fremdsprache leichter aneignen, als auf morphologische und syntaktische Phänomene zu achten, da auch ihre kognitiven Möglichkeiten noch eingeschränkt sind. Zudem imitieren kleinere Kinder gerne. „ Sie imitieren nicht nur die Aussprache, sondern zugleich Körperbewegungen, die Stimmführung, den Akzent.“[5] Älter Lerner hingegen, nehmen Elemente und Regeln bewusster war und haben daher oft eine fehlerhafte Aussprache. Dazu werden ältere Lerner stärker von sozialpsychologischen Faktoren beeinflusst. Sie haben, anders als Kinder, Hemmungen, die eigene, durch ihre Sprache gegebene Identität aufzugeben, denn „die korrekte Nachahmung einer fremden Aussprache ist immer mit einer Selbstentfremdung verbunden.“[6]
3.2 Kognitive Voraussetzungen
3.2.1 Metasprachliche Fähigkeiten
Metasprachliche Fähigkeiten erleichtern das Erfassen und Einordnen, die Reflektion über sprachliche Phänomene, sowie die Spielerei mit, oder Manipulation der Sprache. Kinder, die monolingual aufwachsen, haben häufig Probleme damit, z.B. ein Flugzeug auf Englisch aeroplane zu nennen, da sie nur mit dem deutschen Begriff Flugzeug die Eigenschaften dieses Objektes erfassen zu denken. Kinder, die aber schon früh eine zweite Sprache lernen, können die beiden sprachlichen Systeme vergleichen und lernen so bewusster die Regeln der anderen Sprache. So werden das abstrakte Denken und die geistige Flexibilität gefördert.
3.2.2 Metakognitive Fähigkeiten
Der Lerner besitzt Metakognitive Fähigkeiten, wenn er eigene Gedächtnis- und Lernstrategien entwickelt, also selbst Problemlösungsmöglichkeiten findet. Diese Fähigkeiten werden durch die frühe Aneignung fremder Sprachen begünstigt
3.3 Sozialpsychologische Faktoren
3.3.1 Affektive Faktoren
„Das Bedürfnis, sich sicher und unbeschwert zu fühlen, ist stärker als Neugier.“[7]
In Zusammenhang mit dem limbischen System haben wir gelernt, dass es leichter ist, sich Dinge zu merken, an denen man emotional Anteil nimmt. Negative Gefühle
erschweren den Lernprozess. Die Angst vor unverständlichen Gesten oder Betonungen kann die Sprachentwicklung „lähmen“. Ängste können zum Beispiel durch die Notengebung oder den Lehrer kultiviert werden. Die auch notwendigen Fehler, die ein Lerner macht, stellen dann eine Bedrohung dar. Das Selbstwertgefühl des Schülers ist eingeschränkt und Gefühle der Minderwertigkeit führen zur Verstummung.
3.3.2 Der Interaktionspartner
„ Das sprachliche Verhalten eines Lerners wird ja nicht nur durch seine eigenen Gefühle und Gedanken bestimmt, sondern auch durch die Reaktion seines Aktionspartners und durch dessen Gefühle.“[8] Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Reaktionen der Lehrer als Persönlichkeit und Hauptinteraktionspartner in der fremden Sprache nicht ohne Wirkung bleiben. In der Klassensituation können die Schüler den Reaktionen der Lehrer aber wesentlich schlechter ausweichen als in informellen Situationen, wo die Bedeutung der Affekte auch geringer ist, da es keine Konsequenzen wie zum Beispiel schlechte Noten gibt.
[...]
[1] Wolfgang Klein , Zweitspracherwerb/eine Einführung , Frankfurt, 1987, 28.
[2] Ernst Apeltauer, Grundlagen des Erst- und Zweitsprachenerwerbs, Berlin, 2002, 69.
[3] Ebd., 70.
[4] Werner Hüllen, Lothar Jung, Sprachstruktur und Spracherwerb, Düsseldorf, 1979, 158.
[5] Ernst Apeltauer, Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs, Berlin, 2002, 73
[6] Ebd.
[7] Ernst Apeltauer, Grundlagen des Erst- und Zweitsprachenerwerbs, Berlin, 2002, 106.
[8] Ebd., 109.
- Arbeit zitieren
- Mareike Rolef (Autor:in), 2003, Die Bedeutung des Storytelling für den Fremdsprachenerwerb in der Grundschule am Beispiel des Englischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117392
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