Die deutsche Nachrichtenlandschaft verändert sich ohne Zweifel permanent.
Im Zeitalter der zunehmenden Mediokratie wird vor allem deutlich,
dass die Medien nicht mehr nur als Informant dienen, sondern zunehmend
als Meinungsmacher agieren. Vor allem im Bereich der Fernsehnachrichten
gilt das natürlich als schwerer Vorwurf, da diese so sachlich und neutral wie
möglich sein sollten. Zahlreiche Studien widmen sich der Thematik – wie
Nachrichtenformate inhaltlich konzipiert werden und wie sie von den Rezipienten
aufgenommen werden, oder mediensemiotisch, d.h. wie mit Text
und Bildern umgegangen wird.
Diese Arbeit soll sich nun mit der Fragestellung befassen, wie
Fernsehnachrichten visualisiert werden. Als Schwerpunkt wird dabei der
Einsatz von grafischen Elementen und Computeranimationen untersucht.
Dazu wurden drei Formate über einen Zeitraum von zwei Wochen
beobachtet und ausgewertet, die Ergebnisse werden hier dargelegt. Darüber
hinaus möchte ich einen Abriss über die Möglichkeiten der Visualisierung
der Fernsehnachrichten und ihre Entwicklung geben, und mich kritisch
mit den möglichen Konsequenzen der zunehmenden Verwendung grafischer
Elemente auseinandersetzen. So soll die Frage geklärt werden, inwiefern
Nachrichten durch eben solche Visualisierungsmöglichkeiten unterstützt
werden, und wo Gefahren lauern.
[...]
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
1 Grundlagen
1.1 Entwicklung der Fernsehnachrichten
1.2 Mögliche Arten der Visualisierung
1.2.1 Das Bluebox-Verfahren
1.2.2 Das virtuelle Studio
1.2.3 Verwendung grafischer Elemente in Beiträgen
1.2.3.1 Grafische Elemente zur Steigerung der Erinnerungsquote
1.2.3.2 Anwendung von Computeranimationen
2 Analyse der Nachrichtenformate
2.1 Auswahl der Nachrichtenformate
2.2 Visualisierung im Studio
2.3 Einsatz grafischer und animierter Elemente in Beiträgen
2.3.1 Anzahl und Länge grafischer und animierter Elemente
2.3.2 Arten grafischer und animierter Elemente
2.4 Wahrnehmung der Fernsehnachrichten
3 Diskussion - Glaubwürdigkeit von Fernsehnachrichten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Anwendung des Bluebox- Verfahrens
Abb. 2: Blick ins Studio mit Bluebox
Abb. 3: Anwendung des virtuellen Studios bei ZDF heute
Abb. 4: Anzahl grafischer Elemente pro Sendung
Abb. 5: durchschnittliche Länge der Grafiken einzeln, sowie gesamt pro Sendung in Sekunden
Abb. 6: prozentualer Anteil der Länge der grafischen Einblendungen pro Sendung zur gesamten Sendungslänge
Abb. 7: Anzahl grafischer Elemente pro Sendung, ohne Grafiken zu Sport und Lotto
Abb. 8: durchschnittliche Länge der Grafiken einzeln, sowie gesamt pro Sendung in Sekunden, ohne Grafiken zu Sport und Lotto
Abb. 9: Anteile der einzelnen Grafik-Kategorien in den Sendungen
Einleitung
Die deutsche Nachrichtenlandschaft verändert sich ohne Zweifel perma- nent. Im Zeitalter der zunehmenden Mediokratie wird vor allem deutlich, dass die Medien nicht mehr nur als Informant dienen, sondern zunehmend als Meinungsmacher agieren. Vor allem im Bereich der Fernsehnachrichten gilt das natürlich als schwerer Vorwurf, da diese so sachlich und neutral wie möglich sein sollten. Zahlreiche Studien widmen sich der Thematik – wie Nachrichtenformate inhaltlich konzipiert werden und wie sie von den Rezi- pienten aufgenommen werden, oder mediensemiotisch, d.h. wie mit Text und Bildern umgegangen wird.
Diese Arbeit soll sich nun mit der Fragestellung befassen, wie Fernsehnachrichten visualisiert werden. Als Schwerpunkt wird dabei der Einsatz von grafischen Elementen und Computeranimationen untersucht.
Dazu wurden drei Formate über einen Zeitraum von zwei Wochen beobachtet und ausgewertet, die Ergebnisse werden hier dargelegt. Darü- ber hinaus möchte ich einen Abriss über die Möglichkeiten der Visualisie- rung der Fernsehnachrichten und ihre Entwicklung geben, und mich kritisch mit den möglichen Konsequenzen der zunehmenden Verwendung gra- fischer Elemente auseinandersetzen. So soll die Frage geklärt werden, in- wiefern Nachrichten durch eben solche Visualisierungsmöglichkeiten unter- stützt werden, und wo Gefahren lauern.
1 Grundlagen
1.1 Entwicklung der Fernsehnachrichten
Waren bei den Anfängen der deutschen Fernsehnachrichten noch die so- genannten „Talking Heads“, also die ursprünglichen Nachrichtensprecher, von großer Bedeutung, geht die Vorherrschaft der Sprache gegenüber Bildern bei der Nachrichtenvermittlung immer mehr verloren. Filmberichte oder Nachrichten im Film (NiF) kommen dagegen immer häufiger zum Einsatz.1
Dies zeigt deutlich, dass sich die Fernsehrnachrichten ständig entwi- ckeln, vor allem auch geprägt durch neue technische Möglichkeiten. Die Entwicklung im Hinblick auf die Verwendung grafischer und computerani- mierter Elemente soll im Folgenden kurz aufgezeigt werden.
1.2 Mögliche Arten der Visualisierung
Im Nachrichtenstudio selbst bieten sich durch moderne Technologien zwei mögliche Visualisierungsverfahren:
- das Bluebox- oder Chroma-Key-Verfahren
- das virtuelle Studio
1.2.1 Das Bluebox-Verfahren
Das so genannte Bluebox-Verfahren findet in Deutschland seit den 1970er Jahren Verwendung. Der Moderator sitzt dabei im Studio vor einer in der Regel blauen Kulisse.2 Der blaue Bildanteil wird für das letztendlich ge- sendete Fernsehbild am Bildmischer „herausgestanzt“ und durch einen be- liebigen Hintergrund ersetzt. Gängige Anwendungen sind das Einblenden von Fotos, Landkarten, Logos u.ä. während dem Verlesen von Textnach- richten, oder aber die Präsentation des Wetterberichtes.
Das Bluebox-Verfahren erleichtert bzw. ermöglicht damit erst eine aufwändige und wechselnde Bebilderung von Wortnachrichten.3 Dadurch haben sich völlig neue „Sendungs-Layouts“4 ergeben, die mittlerweile bei allen Nachrichtenformaten Verwendung finden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Anwendung des Bluebox- Verfahrens
Quelle: http://www.fontshop.de/ newsfeed/C1133814189/E1632327299/ Media/tagesschau.jpg
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Blick ins Studio mit Bluebox, oben: sendefertiges Bild
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Bluesc reen_weather.JPG
1.2.2 Das virtuelle Studio
Ein innovativeres Verfahren stellt das virtuelle Studio dar. Hierbei wird nicht nur der Hintergrund des Kamerabildes ersetzt, das gesamte Studiobild ent- steht am Computer. Der Moderator bewegt sich also frei in einem Raum ohne Kulisse und sämtliche Studioelemente werden virtuell in das Bild ein- gefügt.
1995 prognostizierte der damalige ARD-Chefredakteur Ulrich Deppendorf das virtuelle Studio als „Technik der Zukunft, auch für Nach- richtensendungen“.5 Bis heute wird es im deutschen Fernsehen jedoch nur begrenzt eingesetzt – momentan werden fast alle Nachrichtenformate noch in herkömmlichen Studios produziert. Die ARD testete das Verfahren 1994 und 1995 für drei Pilotsendungen. Für eine dauerhafte Anwendung erwies es sich allerdings noch als zu kostenintensiv.6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Anwendung des virtuellen Studios bei ZDF heute. Der Tisch ist „real“, alle anderen Elemente des Studios werden virtuell einge- fügt.
Quelle: http://www.tab-multimedia.de/ e_re/zdf_vision/zweites_deutsches_ ernsehen/programm/zdf_19ost_01.jpg
1.2.3 Verwendung grafischer Elemente in Beiträgen
Eine weitere Möglichkeit Nachrichten optisch mittels moderner Technolo- gien zu gestalten, ist die Verwendung von Grafiken in Filmberichten oder NiFs und die Rekonstruktion nicht gefilmter Vorgänge als Computeranima- tion. Die Verwendung dieser Stilmittel soll ausführlich in Kapitel 2 unter- sucht werden.
1.2.3.1 Grafische Elemente zur Steigerung der Erinnerungsquote
Ziel der Macher von Fernsehnachrichten ist natürlich, dass die Zuschauer möglichst viele Informationen behalten.7 Bei entsprechenden Studien fallen die Ergebnisse jedoch meist dürftig aus. Ein Zuschauer behält im Durch- schnitt nur ein knappes Viertel aller Meldungen. Bei diesen kann er jeweils nur ca. 40% der Informationen wiedergeben.8 Grafische Elemente sollen die Sendungen nicht nur attraktiver machen, sondern die Erinnerungsleis- tung der Rezipienten steigern.9
[...]
1 vgl. Brosius 1998, nach Zillmann 1997, 214
2 Andere Farbgebungen des Hintergrundes sind beim Chroma-Key-Verfahren genauso möglich, blau hat sich in der Praxis allerdings am meisten bewährt.
3 vgl. Meckel 1998, 204
4 vgl. Dohle 1997, 184
5 vgl. Wolf 1995, 10
6 vgl. Amlung 1997, 213
7 vgl. Goertz/ Schönbach 1998,111
8 vgl. Ruhrmann 1989, 24
9 vgl. Goertz/ Schönbach 1998,111
- Quote paper
- Christin Zabelt (Author), 2007, Visualisierung von Fernsehnachrichten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117189
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