Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des Health Technology Assessments
(HTA) auf die Entscheidungen im Gesundheitswesen der USA. Gegenstand der Arbeit bildet
dabei die Darstellung der in den USA derzeit existierenden zahlreichen staatlichen und nichtstaatlichen
HTA-Einrichtungen.
Die Arbeit ist in drei Abschnitte untergliedert. Um die Fragestellung in den thematischen
Kontext einzuordnen, befasst sich der erste Abschnitt allgemein mit den Health Technology
Assessment als Konzept. Hierzu werden zunächst die Ursprünge des HTA beschrieben,
anschließend erfolgt die Definition, um abschließend die einzelnen Prozessphasen des HTA
zu darzulegen. Anhand der Definition werden die wesentlichen Charakteristika eines HTA
aufgezeigt. Im zweiten Abschnitt werden vor dem Hintergrund der Einordnung der
Programme in ein ausgewähltes Kriteriengerüst die diversen staatlichen und nicht-staatlichen,
privaten HTA-Einrichtungen und –Programme dargestellt. Zum Ende des zweiten Abschnittes
wird festgestellt, dass die US-amerikanische HTA-Infrastruktur im Vergleich zu
Gesundheitssystemen anderer Industriestaaten einen hohen Grad an Dezentralisierung und
Fragmentierung vorweist. Die Arbeit schließt im dritten Abschnitt mit einer
Zusammenfassung und einem Fazit.
INHALTSVERZEICHNIS
0. EINFÜHRUNG IN DIE HAUSARBEIT
1. HEALTH TECHNOLOGY ASSESSMENT (HTA)
1.1. DIE URSPRÜNGE VON DES HTA
1.2. DIE DEFINITION VON HTA
1.2.1. ZUM BEGRIFF DER MEDIZINISCHEN TECHNOLOGIE
1.2.2. HTA ALS INSTRUMENT ZUR ENTSCHEIDUNGSUNTERSTÜTZUNG
1.2.3. DER MULTIDISZIPLINÄRE UND UMFASSENDE ANSATZ VON HTA
1.3. DER HTA-PROZESS
2. HEALTH TECHNOLOGY ASSESSMENT IN DEN USA
2.1. STAATLICHE EINRICHTUNGEN
2.1.1. STAATLICHE EINRICHTUNGEN DER LEGISLATIVE
2.1.2. STAATLICHE EINRICHTUNGEN DER EXEKUTIVE
2.2. NICHT-STAATLICHE EINRICHTUNGEN
2.2.1. PRIVATE VERSICHERER UND MANAGED CARE ORGANISATIONEN (MCOS)
2.2.2 MEDIZINISCHE FACHGESELLSCHAFTEN UND KRANKHEITSSPEZIFISCHE INTERESSENSGRUPPEN
2.2.3. LEISTUNGSERBRINGER UND IHRE VERBÄNDE
2.2.4. HERSTELLERUNTERNEHMEN UND INDUSTRIEVERBÄNDE
2.2.5. UNIVERSITÄTEN UND PRIVATE FORSCHUNGSGRUPPEN
2.3. DAS FEHLEN EINER HTA-EINRICHTUNG MIT NATIONALER PERSPEKTIVE
3. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Der Zyklus des HTA-Prozesses
Abb. 2: Übersicht über die staatlichen HTA-Einrichtungen in den USA
Tabelle 1: Entscheidungsunterstützung durch HTA im Gesundheitswesen, differenziert nach Entscheidungsträgern und Entscheidungsinhalten
Tabelle 2: Möglicher Impact von HTA-Berichten
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einführung in die Hausarbeit
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des Health Technology Assessments (HTA) auf die Entscheidungen im Gesundheitswesen der USA. Gegenstand der Arbeit bildet dabei die Darstellung der in den USA derzeit existierenden zahlreichen staatlichen und nicht- staatlichen HTA-Einrichtungen.
Die Arbeit ist in drei Abschnitte untergliedert. Um die Fragestellung in den thematischen Kontext einzuordnen, befasst sich der erste Abschnitt allgemein mit den Health Technology Assessment als Konzept. Hierzu werden zunächst die Ursprünge des HTA beschrieben, anschließend erfolgt die Definition, um abschließend die einzelnen Prozessphasen des HTA zu darzulegen. Anhand der Definition werden die wesentlichen Charakteristika eines HTA aufgezeigt. Im zweiten Abschnitt werden vor dem Hintergrund der Einordnung der Programme in ein ausgewähltes Kriteriengerüst die diversen staatlichen und nicht-staatlichen, privaten HTA-Einrichtungen und –Programme dargestellt. Zum Ende des zweiten Abschnittes wird festgestellt, dass die US-amerikanische HTA-Infrastruktur im Vergleich zu Gesundheitssystemen anderer Industriestaaten einen hohen Grad an Dezentralisierung und Fragmentierung vorweist. Die Arbeit schließt im dritten Abschnitt mit einer Zusammenfassung und einem Fazit.
1. Health Technology Assessment (HTA)
1.1. Die Ursprünge des HTA
Die Ursprünge des Health Technology Assessments (HTA) liegen in der parlamentarischen Technikfolgenabschätzung1 Anfang der 1970er Jahre in den USA.2 Als Einrichtung der parlamentarischen Politikberatung richtete der US-Kongress hierzu im Jahre 1972 das Office of Technology Assessment (OTA) ein. Gegenstand dieser Einrichtung war es, dem Parlament und seinen Ausschüssen objektive und zuverlässige Analaysen bezüglich komplexer wissenschaftlicher und technischer Belange vorzulegen.3 Mit Hilfe dieser ersten Technology Assessments (TA) sollten Fragen der Allokation von Forschungsgeldern, der Kontrolle der Einführung von Technologien4 sowie sozialer Implikationen neuer Technologien beantwortet werden.5 Dabei wurden Prozesse u.a. aus dem Bereich der Chemie, Industrie und Landwirtschaft sowie Dienstleistungen des Transportwesens, des Ressourcenmanagements aber zunehmend auch des Gesundheitswesens anhand von Technology Assessements bewertet.6
Der Begriff „technology assessment“ wurde erstmals bereits 1965 vom Unterausschuss für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung (Subcommittee on Science, Research and Development) im Repräsentantenhaus des 90. US-Kongressess verwendet.7 Nach diversen Anhörungen und Diskussionen definierte der Unterausschuss den Begriff als „a comprehensive form of policy research that examines short- and longterm social consequences (e.g. societal, economic, ethical and legal consequences) of the application of technology”8.
Immer neuere medizinische Technologien brachten die Notwendigkeit mit sich, diese Überlegungen und Analysen auf den Gesundheitssektor auszuweiten. So begann das OTA mit Technology Assessments im Bereich des Gesundheitswesens; zuerst mit kleineren Fallstudien, später aber arbeitete es auch längere Assessments aus – wie beispielsweise eines zur Computertomografie (CT).9
Seit Mitte der 1960er Jahre steigen die Gesundheitsausgaben in den USA drastisch an, sowohl absolut, als auch relativ zum Bruttoinlandsprodukt.10,11 Neben dem Anstieg und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung, ist auch der medizinische Fortschritt im Bereich der Wissenschaft und der technologischen Innovationen maßgeblich als Kostentreiber zu sehen.12 Die Diffusion und Anwendung von medizinischen Technologien wird angetrieben von den Medien, der Medizingeräte- und Arzneimittelindustrie, aber auch der Ärzteschaft, die dem sogenannten „technological imperative“ nachkommen möchte; damit folgt sie dem Willen der Bevölkerung alles medizinisch Mögliche für den Patienten zu tun.13 Innerhalb dieser Rahmenbedingungen gewinnt das Health Technology Assessment zunehmend an Bedeutung.
1.2. Die Definition von HTA
Die Gliederung dieses Abschnittes orientiert sich an der folgenden Definition von Health Technology Assessment der Priority Setting Subgroup des EUR-ASSESS Projektes – ein Projekt mehrerer internationaler HTA-Einrichtungen mit dem Ziel der Methodenstandardisierung von HTA:
„Health Technology Assessment (HTA) ist eine Form der Politikfeldanalyse, die systematisch kurz- und langfristige Konsequenzen der Anwendung einer medizinischen Technologie , einer Gruppe verwandter Technologien oder eines technologiebezogenen Sachverhalts untersucht. Das Ziel von HTA ist die Unterstützung von Entscheidungen in Politik und Praxis . Grundlegend für HTA ist die Ausrichtung auf die Entscheidungsfindung sowie der multidisziplinäre und umfassende Ansatz .“14 [Hervorh. d. Verf.]
1.2.1. Zum Begriff der medizinischen Technologie
Im Kontext von HTA ist der Begriff der medizinischen Technologien sehr breit definiert. So umfasst er pharmakologische Wirkstoffe, Medizinprodukte, die von Ärzten bei medizinischen oder chirurgischen Prozeduren genutzt werden, Medizinprodukte, die von Patienten direkt genutzt werden (Hilfsmittel), ambulante und stationär durchgeführte ärztliche und nicht- ärztliche Prozeduren, Großgeräte, sowie medizinische Verfahren und Methoden .15 Aber auch Methoden und Maßnahmen, die für den Betrieb und die Steuerung eines Gesundheitssystems als erforderlich angesehen werden – also auch Organisations- und Supportsysteme (z.B. Gesundheitstelematik), können als medizinische Technologien betrachtet werden.16 Dies Auslegungen gehen zurück auf die Definition des OTA, die den Begriff medical technology wie folgt definierte: „drugs, devices, medical and surgical procedures used in patient care, and the organizational and supportive systems within which such care is provided“17.18
1.2.2. HTA als Instrument zur Entscheidungsunterstützung
Das wesentliche Ziel des HTA ist die evidenzbasierte (vgl. Abschnitt 1.3.) Unterstützung von gesundheitspolitischen Entscheidungen über die Einführung neuer – d.h. innovativer – Technologien bzw. die Neubewertung bereits im Gesundheitswesen eingeführter Verfahren.19 Dabei unterstützten HTAs Entscheidungsträger auf unterschiedlichen Ebenen des Gesundheitswesens und somit in unterschiedlichen Kontexten. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Entscheidungsunterstützung durch HTA im Gesundheitswesen, differenziert nach Entscheidungsträgern und den Entscheidungsinhalten, wieder.
Tabelle 1:Entscheidungsunterstützung durch HTA im Gesundheitswesen, differenziert nach Entscheidungsträgern und Entscheidungsinhalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
a: Der Arbeitgeber fungiert hier als Versicherer; diese Arte von Versicherung ist im USramerikanischen Gesundheitswesen bekannt als ‚employerıprovided health insurance‘ (vgl. Abschnitt 2).
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an G OODMAN , C. S. (2004): S. 15.
Die aus der obigen Tabelle ersichtliche große Bandbreite der Entscheidungen gründet auf dem ebenso breiten Technologiebegriff.20 Während Entscheidungen zur Kostenübernahme (coverage decision-making) im Rahmen von Versicherungssystemen auf Basis von HTA- Berichten getroffen werden können, unterstützen HTAs gleichzeitig Gesetzgeber bzw. politische Entscheidungsträger im Rahmen von Regulierungsbeschlüssen und bei Fragen der Forschungsfinanzierung und –förderung. Letztgenanntes geht auf die historische Genese des HTA als Instrument der parlamentarischen Politikberatung zurück (vgl. Abschnitt 1.1.).
1.2.3. Der multidisziplinäre und umfassende Ansatz von HTA
Das Health Technology Assessment ist ein multidisziplinäres Feld der Politikanalyse und ist nicht zuletzt deshalb keine eigenständige Disziplin.21 Vielmehr werden die unterschiedlichen Facetten einer Technologie mit Hilfe einer breiten Expertise aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen untersucht. Somit bezieht das HTA bei der Bewertung die medizinische, ökonomische, soziale, ethische aber auch juristische Perspektive mit hinein.22 Diesem umfassenden Ansatz wird zunehmend auch der Einbezug von Patienten sowie der Öffentlichkeit gerecht.23
1.3. Der HTA-Prozess
Die systematische Eigenschaft des HTA wird nun anhand der HTA-Prozessphasen deutlich gemacht. Die einzelnen prozessualen Phasen sind als Kreislauf in der folgenden Darstellung abgebildet.
Darstellung 1: Der Zyklus des HTA-Prozesses
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung.
[...]
1 Im Deutschen werden die Begriffe Technikfolgenabschätzung (außerhalb der Medizin) und Technologiebewertung (in der Medizin) häufig synonym verwendet (vgl. Perleth, M., 2007, S. 12).
2 Vgl. Perleth, M. (2007): S. 10.
3 Vgl. Goodman, C. S. (2004): 10f.
4 Der Begriff ‚Technologie‘ kann sich hierbei u.a. auf Technik, Geräte, Werkzeuge, Computerprogramme, Systeme oder Verfahren beziehen (vgl. Perleth, M., 2007, S. 12) (zur eingehenden Begriffserklärung siehe Abschnitt 1.2.1.)
5 Vgl. Perleth, M. (2007): S. 6.
6 Vgl. Goodman, C. S. (2004): S. 10.
7 Vgl. Rüther, A. (2006): S. 225.
8 Office of Technology Assessment (1976): S. 45.
9 Vgl. Banta, D. (2003): S. 123.
10 Vgl. Perry, S. / Thamer, M. (1997): S. 178.
11 Im Jahre 1969 betrugen die Gesundheitsausgaben etwa 65 Milliarden US-Dollar, 1972 lagen sie bei 94 Milliarden während sie 1975 bereits bei 133 Milliarden US-Dollar lagen (8,3% des BIP) (vgl. Perry, S., 1988, S. 319). 2006 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf 1,9 Billionen US-Dollar (15,3% des BIP) (vgl. WHO).
12 Vgl. Perry, S. (1988): S. 317f.
13 Vgl. Perry, S. / Thamer, M. (1997): S. 178.
14 Henshall, C. / Oortwijn, W. J. / Stevens, A. et al. (1997).
15 Vgl. Medvedeva, S. (2007): S. 58 und vgl. Greiner, W. (2007): S. 449.
16 Vgl. Rüther, A. (2006): S. 225 und vgl. Perleth, M. (2003): S. 745.
17 Cohen, Alan B. / Hanft, Ruth S. (2004): S. 7.
18 Zur einer umfassenden Darstellung der Definition und Klassifizierung des Begriffes der medizinischen Technologie (‚medical technology‘) sei der interessierte Leser auf Cohen, Alan B. / Hanft, Ruth, S. (2004), S. 6-11 verwiesen.
19 Vgl. Medvedeva, S. (2007): S. 58 und vgl. Perleth, M. (2007): S. 3f.
20 Vgl. Rüther, A. (2006): S. 225f.
21 Vgl. Goodman, C. S. (2004): S. 12 und vgl. Perleth, M. (2007): S. 14.
22 Vgl. Medvedeva, S. (2007): S. 58.
23 Vgl. Perleth, M. (2007): S. 14.
- Quote paper
- Reza Fathollah Nejad Asl (Author), 2008, Health Technology Assessment in den USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117134
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