"The solution is to globalize regionalism, not to regionalize globalization." (Renato Ruggiero, ehemaliger Generaldirektor der WTO in einer Rede anlässlich der Dritten Konferenz des Transatlantischen Wirtschaftsdialogs 1997.)
Ist in der Literatur unbestritten, dass Freihandel den Wohlstand der Nationen erhöht, so findet sich ein heftiger wissenschaftlicher Streit darüber, auf welchem Weg dies erreicht werden kann.
Ein Weg Freihandel zu erreichen ist der Regionalismus, der von einigen Ökonomen bevorzugt wird. Die Debatte über Regionalismus setzte umfassend mit der Verhandlung über das General Agreement on Tas and Trade (GATT) 1947 ein. Bereits während dieser Verhandlungen gab es Fürspreche für ein Bestehen des protektionistischen Ansatzes im Welthandel und andere Fürspreche für das Prinzip einer multilateralen Liberalisierung auf dem Grundsatz einer Meistbegünstigungsregel. Dieses Spannungsfeld besteht heute noch fort und wird durch eine steigende Zahl regionaler Handelsabkommen weiter verstärkt Das Spannungsfeld der aktuellen Diskussion ist durch die Frage gekennzeichnet, ob diese Regionalisierungstendenz mit dem allgmeinen Ziel der handelsliberalisierung vereinbar ist. Ihrem Ansatz nach sollen regionale Handelsabkommen die allokative E ffizienz in einer Region erhöhen und mehr handelsschaffende als handelsumlenkende Effekte generieren. Letztlich unterstellt man regionalen Integrationsräumen, dass sie die multilaterale Handelsliberalisierung fördern.
Dieser Ansatz ist in der Wissenschaft durchaus umstritten. Im GATT 1947 und später mit den Änderungen 1994 hat man versucht dieses Spannungsfeld zu lösen, indem man regionale Integrationsräume als Ausnahme zum Meistbegünstigungsprinzip
gestattet, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Inwiefern die Regelungen des GATT diesem Ziel gerecht werden, wird in der vorliegenden Arbeit erläutert. Hierbei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Betrachtung der Situation der EG als Mitglied der WTO und zugleich als regionaler Integrationsraum. Besonders interessant ist hier die mit den Mittelmeerstaaten
geplante Freihandelszone, die 2010 gebildet werden soll. Die Probleme der Umsetzung werden daher mit Blick auf diese Entwicklungen vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Regelungen des GATT zur regionalen Integration
- 2.1 Grundsatz der Nichtdiskriminierung
- 2.2 Ausnahmen vom Grundsatz der Meistbegünstigung
- 2.2.1 Regionalausnahmen nach Art. XXIV GATT
- 2.2.2 Waiver nach Art. XXV:5 GATT
- 2.2.3 Ermächtigungsklausel nach Art. IX:3 und Art. IX:4 GATT
- 2.2.4 Spezielle Vorschriften im GATS
- 2.3 Zwischenergebnis
- 3 Umsetzung der Regelungen im europäischen Raum
- 3.1 EG als präferenzieller Integrationsraum
- 3.2 Regionale Handelsabkommen der EG
- 3.3 Blickpunkt: European Mediterranean Partnership
- 3.4 Probleme der Umsetzung am Beispiel des EMP
- 3.4.1 Probleme der Definition und Abgrenzung von nicht-tariffären Handelshemmnissen
- 3.4.2 Probleme der umfassenden Handelsliberalisierung entsprechend Art. XXIV:8 GATT
- 3.4.3 Bewertungsprobleme bei der Ursprungslandregelung
- 3.4.4 Probleme bei der Gestaltung von Kompensationsmaßnahmen
- 3.4.5 Ausgleich von Diskriminierung zwischen Vertragsparteien
- 3.5 Zwischenergebnis
- 4 Bewertung der Umsetzung der Regelungen zur regionalen Integration
- 4.1 Zusammenfassende Implikationen der wohlfahrtsökonomischen Analyse von Handelsblöcken
- 4.1.1 Wohlfahrtseffekte im bevorzugten Land
- 4.1.2 Wohlfahrtseffekte im „Geberland“
- 4.1.3 Wohlfahrtseffekte für Drittstaaten
- 4.1.4 Gesamtbewertung
- 4.2 Zusammenfassende Implikationen der polit-ökonomischen Analyse
- 4.3 Bewertung der Regelungen durch die EG
- 4.1 Zusammenfassende Implikationen der wohlfahrtsökonomischen Analyse von Handelsblöcken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die WTO-Regelungen zur regionalen Integration und ihre Umsetzung, insbesondere im Hinblick auf die Europäische Gemeinschaft (EG). Ziel ist es, die Vereinbarkeit regionaler Handelsabkommen mit dem Prinzip der multilateralen Handelsliberalisierung zu analysieren und dabei auftretende Probleme zu beleuchten.
- Analyse der GATT/WTO-Regelungen zur regionalen Integration und deren Ausnahmen.
- Untersuchung der Umsetzung dieser Regelungen in der Praxis, speziell im europäischen Kontext.
- Bewertung der Wohlfahrts- und politökonomischen Auswirkungen regionaler Handelsabkommen.
- Behandlung der Herausforderungen bei der Definition und Umsetzung nicht-tarifärer Handelshemmnisse.
- Analyse der Europäischen Mediterranen Partnerschaft (EMP) als Fallbeispiel.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der regionalen Integration im Kontext des Welthandels ein und hebt den Widerspruch zwischen dem angestrebten Freihandel und den zunehmenden regionalen Handelsabkommen hervor. Sie skizziert den Forschungsansatz der Arbeit, welcher die GATT/WTO-Regelungen, ihre Umsetzung in der EG und die damit verbundenen Probleme beleuchtet, mit einem Fokus auf der European Mediterranean Partnership (EMP).
2 Regelungen des GATT zur regionalen Integration: Dieses Kapitel beschreibt die Regelungen des GATT/WTO bezüglich regionaler Integration. Es erläutert den Grundsatz der Nichtdiskriminierung (MFN) und die Ausnahmen, die für regionale Abkommen unter bestimmten Voraussetzungen gelten (Art. XXIV GATT, Waiver nach Art. XXV:5 GATT, Ermächtigungsklauseln). Der Fokus liegt auf der Spannung zwischen der Förderung regionaler Integration und dem Ziel der multilateralen Handelsliberalisierung. Die verschiedenen Ausnahmeregelungen werden detailliert vorgestellt und ihre Bedeutung im Kontext der zunehmenden Regionalisierung des Welthandels diskutiert.
3 Umsetzung der Regelungen im europäischen Raum: Dieses Kapitel befasst sich mit der Umsetzung der GATT/WTO-Regelungen im europäischen Raum. Die EG wird als präferenzieller Integrationsraum betrachtet, und die verschiedenen regionalen Handelsabkommen der EG werden analysiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der European Mediterranean Partnership (EMP) und den Problemen ihrer Umsetzung. Hier werden Schwierigkeiten bei der Definition und Abgrenzung nicht-tarifärer Handelshemmnisse, Probleme bei der umfassenden Handelsliberalisierung, Bewertungsprobleme bei der Ursprungslandregelung und Schwierigkeiten bei der Gestaltung von Kompensationsmaßnahmen sowie der Ausgleich von Diskriminierung zwischen Vertragspartnern detailliert behandelt.
Schlüsselwörter
WTO, GATT, regionale Integration, Meistbegünstigungsprinzip, Handelsliberalisierung, Europäische Gemeinschaft (EG), European Mediterranean Partnership (EMP), nicht-tarifäre Handelshemmnisse, Wohlfahrtseffekte, polit-ökonomische Analyse, Handelsschaffung, Handelsumlenkung, Art. XXIV GATT.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: WTO-Regelungen zur regionalen Integration und ihre Umsetzung in der Europäischen Gemeinschaft
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Vereinbarkeit regionaler Handelsabkommen mit dem Prinzip der multilateralen Handelsliberalisierung im Kontext der WTO-Regelungen. Der Fokus liegt auf der Umsetzung dieser Regelungen, insbesondere in der Europäischen Gemeinschaft (EG), und den dabei auftretenden Problemen. Die European Mediterranean Partnership (EMP) dient als Fallbeispiel.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die GATT/WTO-Regelungen zur regionalen Integration, einschließlich des Meistbegünstigungsprinzips und der Ausnahmen (Art. XXIV GATT, Waiver, Ermächtigungsklauseln). Sie untersucht die praktische Umsetzung dieser Regelungen in der EG, analysiert regionale Handelsabkommen der EG und die Probleme bei der Umsetzung, insbesondere im Zusammenhang mit der EMP. Die wohlfahrts- und politökonomischen Auswirkungen regionaler Handelsabkommen sowie die Herausforderungen bei der Definition und Umsetzung nicht-tarifärer Handelshemmnisse werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und was ist ihr jeweiliger Inhalt?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein. Kapitel 2 beschreibt die GATT/WTO-Regelungen zur regionalen Integration. Kapitel 3 behandelt die Umsetzung dieser Regelungen im europäischen Raum, insbesondere die Probleme im Zusammenhang mit der EMP (Definition nicht-tarifärer Handelshemmnisse, umfassende Handelsliberalisierung, Ursprungslandregelung, Kompensationsmaßnahmen, Ausgleich von Diskriminierung). Kapitel 4 bewertet die Umsetzung der Regelungen, sowohl wohlfahrtsökonomisch als auch politökonomisch, und beinhaltet eine zusammenfassende Bewertung durch die EG.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: WTO, GATT, regionale Integration, Meistbegünstigungsprinzip, Handelsliberalisierung, Europäische Gemeinschaft (EG), European Mediterranean Partnership (EMP), nicht-tarifäre Handelshemmnisse, Wohlfahrtseffekte, polit-ökonomische Analyse, Handelsschaffung, Handelsumlenkung, Art. XXIV GATT.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist die Analyse der Vereinbarkeit regionaler Handelsabkommen mit der multilateralen Handelsliberalisierung und die Beleuchtung der damit verbundenen Probleme. Die Arbeit untersucht, wie die WTO-Regelungen in der Praxis umgesetzt werden und welche Auswirkungen dies auf die Wohlfahrt und die Politik hat.
Welche Rolle spielt die European Mediterranean Partnership (EMP) in dieser Arbeit?
Die EMP dient als Fallbeispiel, um die praktischen Probleme bei der Umsetzung der WTO-Regelungen zur regionalen Integration zu veranschaulichen. Die Arbeit analysiert die Schwierigkeiten bei der Definition und Umsetzung nicht-tarifärer Handelshemmnisse, der umfassenden Handelsliberalisierung und anderer relevanter Aspekte im Kontext der EMP.
Welche methodischen Ansätze werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet sowohl wohlfahrtsökonomische als auch politökonomische Analysemethoden, um die Auswirkungen regionaler Handelsabkommen zu bewerten.
- Quote paper
- Andrea Hanisch (Author), 2007, Die WTO-Regelungen zur regionalen Integrationen und ihre Umsetzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117053