Die Zielsetzung der Arbeit ist es, mithilfe der angeführten Literatur aufzuzeigen, wie, beziehungsweise ob, sich das Risiko von Mittelstandsanleihen einschätzen lässt. Zudem wird das Rating der Mittelstandsanleihen genauer betrachtet. Um die Fragestellung beantworten zu können, wird zunächst ein aktueller Überblick über den deutschen Markt für Mittelstandsanleihen gegeben. Daraufhin werden die Mittelstandsanleihen betrachtet, wobei zunächst definiert wird, was eine Mittelstandsanleihe ist. Dazu werden auch die typischen Ausstattungsmerkmale einer Mittelstandsanleihe erklärt. Um zu verstehen wie Investoren die Risiken abschätzen, werden diese genauer betrachtet. Beim Rating wird zunächst das Rating definiert, bevor die Ratingsystematiken für Mittelstandsanleihen erklärt werden. Zuletzt wird ein Blick auf die Risiken des Ratings geworfen, beziehungsweise wo die Systematiken Risiken aufweisen.
Inhalt
I. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Aufbau und Zielsetzung
2. Marktüberblick
3. Mittelstandsanleihen
3.1 Definition
3.2 Ausstattungsmerkmale
3.3 Risikoeinschätzung
4. Rating
4.1 Definition
4.2 Ratingsystematik
4.3 Risiken des Ratings
5. Fazit und Zukunftsausblick
II. Literatur und Quellenverzeichnis
I. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
ABB. 1.: EMISSIONSVOLUMEN VON MITTELSTANDSANLEIHEN IN DEUTSCHLAND
TAB. 1.: HANDELSVORAUSSETZUNGEN UND FOLGEPFLICHTEN AN DEN BÖRSEN
TAB. 2.: VERHÄLTNIS RATING UND KUPON
TAB. 3.: RATINGSKALA DER CREDITREFORM
TAB. 4.: RATINGSKALA VON EULER HERMES
TAB. 5.: EHR-RATINGMATRIX
TAB. 6.: NOTCHINGTABELLE VON EULER HERMES
TAB. 7.: RATINGSKALA VON SCOPE
TAB. 8.: AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEITEN VON ANLEIHEN IN ABHÄNGIGKEIT VOM RATING
TAB. 9.: ANGABEN ZUR AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT DER CREDITREFORM
TAB. 10.: ANGABEN ZUR AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT VON SCOPE
TAB. 11.: ANGABEN ZUR AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT VON EULER HERMES
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Der Handel mit Mittelstandsanleihen an eigens dafür erschaffenen Segmenten an deutschen Börsen ist seit 2010 möglich.1 Für mittelständische Unternehmen ergaben sich dadurch neue Möglichkeiten zur Außenfinanzierung und Alternativen zur Bankfinanzierung.2 Nach der Einführung folgten schwierige Zeiten für die deutschen Mittelstandsanleihen. In den Jahren 2012 und 2013 wurden insgesamt 72 Mittelstandsanleihen emittiert, 2014 sank diese Zahl auf 14.3 Zeitgleich fielen 2014 acht Emittenten aus.4 Der Tiefpunkt wurde 2015 erreicht, als die Börse Stuttgart, welche als erste Börse ein Segment für Mittelstandsanleihen erschuf, dieses mit der Begründung auflöste, dass der Markt dafür ausgetrocknet sei.5 Bei rund einem Drittel der Anleihen kam es inzwischen zu einem Ausfall.6 Deshalb geriet die Frage nach einer korrekten Risikoabschätzung und einem aussagekräftigen Rating immer weiter in den Vordergrund.
1.2 Aufbau und Zielsetzung
Die Zielsetzung der Arbeit ist es, mithilfe der angeführten Literatur aufzuzeigen, wie, beziehungsweise ob, sich das Risiko von Mittelstandsanleihen einschätzen lässt. Zudem wird das Rating der Mittelstandsanleihen genauer betrachtet. Um die Fragestellung beantworten zu können, wird zunächst ein aktueller Überblick über den deutschen Markt für Mittelstandsanleihen gegeben. Daraufhin werden die Mittelstandsanleihen betrachtet, wobei zunächst definiert wird, was eine Mittelstandsanleihe ist. Dazu werden auch die typischen Ausstattungsmerkmale einer Mittelstandsanleihe erklärt. Um zu verstehen wie Investoren die Risiken abschätzen, werden diese genauer betrachtet. Beim Rating wird zunächst das Rating definiert, bevor die Ratingsystematiken für Mittelstandsanleihen erklärt werden. Zuletzt wird ein Blick auf die Risiken des Ratings geworfen, beziehungsweise wo die Systematiken Risiken aufweisen.
2. Marktüberblick
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1.: Emissionsvolumen von Mittelstandsanleihen in Deutschland
(Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/377698/umfrage/emissi- onsvolumen-bei-mittelstandsanleihen-in-deutschland/; 17.12.2020)
In den letzten vier Jahren hat sich der Markt für deutsche Mittelstandsanleihen stabilisiert.7 Wie in Abbildung 1, Seite fünf, zu sehen, blieb nach 2015 das Emissionsvolumen der Mittelstandsanleihen konstant. Für 2020 ist ein Rückgang an Neuemissionen, aufgrund der Corona-Pandemie, zu erwarten. Dabei wird 2021 wiederum von einem Anstieg ausgegangen, da viele Unternehmen mit der Emission neuer Anleihen auf das Ende der Pandemie warten.8
In Deutschland gibt es aktuell sechs Segmente für den Handel von Mittelstandsanleihen, eingeschlossen das „Bondm“ Segment der Börse Stuttgart, an dem seit 2015 ein Aufnahmestopp herrscht. Anbei eine Tabelle der Segmente mit ihren Unterscheidungsmerkmalen:9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1.: Handelsvoraussetzungen und Folgepflichten an den Börsen
(Quelle: https://www.bondguide.de/wp-content/uploads/2020/08/bondguide-16-2020.pdf; 18.12.2020)
Wie in Tabelle 1, Seite sechs, erkennbar, sind die Segmente „Scale FWB“ und „Prime Standard FWB“ Spitzenreiter mit jeweils sieben bisher notierten Mittel- standsanleihen.10 Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass sich die Segmente in einigen Punkten unterscheiden. Von besonderer Bedeutung für die Arbeit ist der Punkt Rating, dieses gewährt bereits Anhaltspunkte für die Risikoeinschätzung. Sowohl an der „m:acces“ in München, der „Prime Standard FWB“ als auch an der „Scale FWB“ ist ein Rating verpflichtend. An dem „Primärmarkt DÜS“ ist dieses nicht verpflichtend und an der „Mittelstand-Börse HH-H“ ist dieses optional. Betrachtet man die Segmente unter der Annahme, dass das Rating einen Rückschluss auf das Risiko der Mittelstandsanleihe gibt, ist der Handel an den Segmenten „Scale FWB“, „Prime Standard FWB“ und der „m:access“ zu bevorzugen, da dort ein Rating verpflichtend ist.11
Laut Bondguide notieren aktuell 161 Mittelstandsanleihen. Mit 46 Anleihen und einem gerundeten Marktanteil von 28,57% ist die Immobilienbranche am häufigsten vertreten. Mit elf Anleihen und einem Marktanteil von 6,8% folgt die Branche der erneuerbaren Energien, hierbei ist bereits ein deutlicher Unterschied verglichen mit dem Immobiliensektor erkennbar. Die drittgrößte Branche bei den Mittelstandsanleihen sind die Finanzdienstleister, mit aktuell acht notierten Mittelstandsanleihen und einem ungefähren Anteil von ca. 4,8%. Insgesamt weisen die Anleihen ein (Ziel-)Volumen von knapp 10,5 Milliarden Euro auf, was einem Mittelwert von 64,89 Millionen Euro entspricht. Von den 164 Anleihen wurden 95 vollplaziert, was einen Anteil von ungefähr 60% darstellt. Im Durchschnitt weisen die Anleihen einen Kupon von 5,47% auf, wobei der niedrigste bei 0% und der höchste bei 11,25% liegt. Durchschnittlich weisen die Anleihen eine Rendite von 73,47% p.a. auf, wobei besonders die Anleihe von Golfino mit einer Rendite von 4.831,30% p.a. und Mox Telecom mit 2.867,63% p.a. den Mittelwert erhöhen. Rechnet man diese extrem hohen Werte heraus, ergibt sich eine durchschnittliche Rendite von ungefähr 25,65%. Während 2018 die Ausfallquote noch bei 37% lag, sank in den folgenden Jahren die Anzahl der Ausfälle. 2018 fielen drei Anleihen aus, 2019 war es nur noch eine. Bei Betrachtung der Besicherung fällt auf, das mit 113 Anleihen und einem Gesamtanteil von 68,9%, der Großteil nicht besichert ist. Hiervon sind 80 Anleihen nicht nachrangig und nicht besichert, 23 gar nicht besichert, eine vorrangig und nicht besichert und neun nachrangig und nicht besichert. 42 Anleihen sind besichert, von denen 35 durch eine Grundschuld, Verpfändung oder Zession abgesichert sind. Eine Anleihe ist teilbesichert, fünf werden durch Garantien abgesichert. Zudem wird eine Anleihe durch eine Bürgschaft gesichert. Das entspricht einem Anteil von 25,6%. Zu sechs Anleihen lagen keine Informationen zur Besicherung vor.12
Zur Abschätzung des Risikos ist eine Betrachtung der Besicherungen sinnvoll. Aktuell ist ein Großteil der notierten Anleihen unbesichert, dabei kann es vor allem für den Anleger wichtig sein sich bei der Anlage für eine besicherte Anleihe zu entscheiden. Wichtig ist hierbei nicht nur, wie die Anleihe besichert ist, sondern auch welchen Rang die Anleger im Falle einer Insolvenz haben.13
3. Mittelstandsanleihen
3.1 Definition
Mittelstandsanleihen, im heutigen Sprachgebrauch auch Mini- oder KMU-Anlei- hen, sind wie bereits erwähnt eine relativ neue Form der Finanzierung.14 Emittenten von Mittelstandsanleihen sind mittelständische Unternehmen.15 Der Begriff „Mittelstand“ stellt hierbei eine Abgrenzungsschwierigkeit dar, da es keine gesetzlich oder allgemein gültige Definition hierfür gibt.16 Für eine Abgrenzung in der Realwirtschaft wird Bezug auf die Mitarbeiterzahl, den Umsatz und teilweise auch auf die Bilanzsumme genommen. Die angeführten Kennzahlen zählen zu den quantitativen Merkmalen. Zudem gibt es auch qualitative Aspekte, wie zum Beispiel die Eigentümerstruktur.17 Da sich die Arbeit auf den deutschen Mittelstand bezieht wird im Folgenden die Definition des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn herangezogen und nicht die Empfehlung der europäischen Union. Laut des Instituts für Mittelstandsforschung fallen alle Unternehmen mit unter 500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz bis zu 50 Millionen Euro in die Kategorie der Mittelstandsunternehmen. Zu den qualitativen Eigenschaften zählt, dass das Unternehmen eine Einheit aus Eigentum, Haftung und Führung bietet. Bis zu zwei natürlichen Personen, die auch der Geschäftsführung angehören, oder ihre Familienangehörige, müssen mindestens 50% der Anteile am Unternehmen innehaben.18
3.2 Ausstattungsmerkmale
Im Allgemeinen weisen Mittelstandsanleihen ein Volumen von unter 100 Millionen Euro auf, wobei sie häufig mit einem Volumen im Bereich von 15 bis 150 Millionen Euro emittiert werden.19 Viele Börsen, wie in Tabelle 2, Seite sechs, ersichtlich, geben ein gewisses Zielvolumen vor. Dies soll dazu führen, dass die Handelbarkeit der Anleihe nach der Emission steigt. Als sinnvolle Untergrenze gelten hierbei 25 Millionen Euro.20 Meist wird eine Stückelung von und bis zu 1.000 Euro angeboten.21 Die Laufzeit von Mittelstandsanleihen liegt in der Praxis meist zwischen drei und sieben Jahren. Bei Anleihen ist zwischen einem festen Kupon und sogenannten Nullcouponanleihen zu unterscheiden, wobei Mittelstandsanleihen in der Regel einen festen Kupon aufweisen, der, verglichen mit anderen Unternehmensanleihen, einen Risikoaufschlag berücksichtigt.22 Wichtiges Ausstattungsmerkmal ist zudem der Rang und der Status der Anleihen, dieser regelt im Insolvenzfall die Stellung der Anleihengläubiger.23 Weiter können die Anleihen auch mit Sicherheiten ausgestattet sein, welche einen Gläubigerschutz bieten und somit positiv zu bewerten sind. Dies ist aber bei den meisten Anleihen nicht der Fall, so sind, wie im vorangehenden Abschnitt beschrieben, lediglich ungefähr 25% der Anleihen besichert. Als weiteres Ausstattungsmerkmal, welches der Sicherung dienen kann, werden immer häufiger Covenants ver- wendet.24 Diese sind in der Praxis noch recht uneinheitlich, bieten aber eine gewisse Sicherheit. Zudem weisen auch Mittelstandsanleihen ein Kündigungsrecht auf. Sowohl die Anleger als auch die Emittenten haben hierbei ein außerordentliches Kündigungsrecht, so kann der Emittent, bei einer steuerlichen Mehrbelastung im Zusammenhang mit der Anleihe, von seinem Kündigungsrecht Gebrauch machen kann.25
3.3 Risikoeinschätzung
Um die Frage der Möglichkeit einer Risikoabschätzung von Mittelstandsanleihen durch Anleger beantworten zu können, ist es zunächst nötig zu klären, wer hauptsächlich in Mittelstandsanleihen investiert. Mehrere Literaturquellen geben hierbei Privatpersonen als Hauptinvestoren an. Begünstigt wird dies beispielsweise durch die kleine Stückelung, die das Investieren erleichtert.26
Als nächstes müssen die verschiedenen, potenziell zutreffenden Risiken betrachtet werden. Zum einen gibt es bei Anleihen das Währungs-/Wechselkursrisiko.
Dieses ist für folgende Einschätzung nicht ferner relevant, da alle deutschen Mittelstandsanleihen in Euro emittiert werden. Dieses Risiko existiert für die betrachteten Anleger nicht.27
Das Inflationsrisiko beschreibt die Gefahr durch Geldentwertung einen Vermögensschaden zu erlangen. Je länger eine Anleihe läuft, desto größer wird das Risiko, dass das Geld bei Rückzahlung einen Kaufkraftverlust erlitten hat.28 Mittelstandsanleihen haben, wie im vorangehenden Abschnitt beschrieben, mit drei bis sieben Jahren eine relativ kurze Laufzeit verglichen mit Staatsanleihen, welche meist erst ab einer Laufzeit von sieben Jahren erhältlich sind.29 Die Auswirkungen des Inflationsrisikos hängen zudem von der jeweiligen Inflationsrate ab. In Deutschland lag diese seit 2012 stets unter 1,8%, im November 2020 betrug sie sogar -0,3%.30 Somit lässt sich auch das Inflationsrisiko für die Investoren von Mittelstandsanleihen gut abschätzen, da die Anleihen durch ihre kurze Laufzeit und der sowieso niedrigen Inflationsrate in Deutschland keinem großen Inflationsrisiko ausgesetzt sind.
Das Zinsänderungsrisiko definiert die Gefahr einen Kursverlust der Anleihe infolge einer Erhöhung des Marktzinses zu erleiden. Das Risiko leitet sich hierbei aus dem inversen Zusammenhang des Anleihenkurses und des Marktzinsniveaus ab. Steigt das Marktzinsniveau, so sinkt der Kurs der Anleihe. Für Anleger, die ihre Anleihe bis zum Ende halten wollen, lässt sich dieses Risiko einfach abschätzen, es hat nämlich für sie keine Bedeutung, da sie zum Ende der Laufzeit ihren vollen Nennwert ausgezahlt bekommen. Aber auch für Anleger, die sich nicht sicher sind, ob sie, die Anleihe bis zum Ende halten möchten, gibt es Möglichkeiten das Risiko einzuschätzen.31 Vergleicht man die Höhe des Marktzinsniveaus, so fällt auf, dass die letzte deutliche Erhöhung 14 Jahre zurückliegt. Es gab die letzten Jahre zwar Erhöhungen, diese betrugen aber lediglich um die 0,3%. 2019 lag das Marktzinsniveau bei -0,25%.32 Der Kursverlust, den die Anleihe durch eine Erhöhung des Marktzinses erleidet, lässt sich approximativ mit der Formel X% * Y berechnen, wobei X die Differenz der Zinsänderung darstellt und Y die Restlaufzeit der Anleihe. Somit lässt sich auch dieses Risiko für die Anleger relativ leicht abschätzen. Halten sie die Anleihe bis zum Ende, hat das Risiko keine Auswirkungen auf ihren Vermögenswert. Sind sie sich nicht sicher, ob sie die Anleihe bis zum Ende halten möchten, spielt das Risiko ebenfalls keine große Rolle, da zum einen die statistische Wahrscheinlichkeit, dass das Marktzinsniveau schlagartig steigt niedrig ist und auch eine leichte Erhöhung aufgrund der kurzen Laufzeiten ebenfalls nicht von großem Ausmaß wäre.33
In der Praxis behalten sich die Emittenten von Anleihen ein Kündigungsrecht vor, was für den Anleger wiederum ein Kündigungsrisiko darstellt. Für Anleger, welche die Anleihe seit Zeichnung innehaben, stellt dieses Risiko keine Gefahr dar, da sie auf jeden Fall ihren Nennbetrag zurückerhalten. Problematisch gestaltet es sich, wenn der Anleger innerhalb der Laufzeit zu einem höheren Kurs kauft, als bei Kündigung zurückgezahlt wird. Daher ist es gerade für Investoren, die nach der Zeichnung Anleihen kaufen wichtig, sich die Bedingungen für eine Kündigung seitens des Emittenten durchzulesen, um das Risiko abschätzen zu kön- nen.34 In der Praxis ist auch der „Make Whole Call“ relevant. Dabei handelt es sich um einen „Covenant“, bei dem der Emittent zwar das Recht besitzt eine Anleihe vorzeitig zu kündigen, er sich aber zugleich verpflichtet dem Anleger eine Entschädigung zu zahlen. Zudem muss der Emittent alle Zinsen, die während der Laufzeit fällig geworden wären, auf den Barwert abdiskontiert zurückbezahlen.35
Unter dem Marktliquiditätsrisiko versteht man die Gefahr, dass Anleger ihre Anleihe nicht in der gewünschten Menge oder nicht zu dem gewünschten Preis handeln können.36 Anleger, die ihre Anleihe bis zum Ende der Laufzeit halten, sind von diesem Risiko nicht betroffen, da sie den Nennwert zurückerhalten. Problematisch wird es nur, wenn viele Anleger auf einmal ihre Anleihen verkaufen möchten, aber keine kaufwilligen Investoren vorhanden sind.37 Um das Risiko für die Anleger von Mittelstandsanleihen zu minimieren, empfiehlt es sich Anleihen zu zeichnen, beziehungsweise zu kaufen, welche ein hohes Volumen aufweisen.
Die Literatur gibt hierbei ein Volumen von über 25 Millionen Euro als sinnvoll an, jedoch sind in der Vergangenheit auch Emissionen mit geringerem Volumen erfolgreich emittiert worden.38 Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, in Anleihen mit einem höheren Volumen zu investieren, um das Risiko zu minimieren. Für Anleger die Anleihe ohnehin bis Ende halten wollen, ist dieses Risiko nicht relevant.
Das Kreditrisiko, insbesondere das Ausfallrisiko, stellt neben dem Zinsänderungsrisiko das größte Risiko für Anleihengläubiger dar.39 Es beschreibt die Gefahr, dass der Emittent die vertraglich vereinbarten Zins- und Tilgungsleistungen gar nicht oder erst verspätet leistet. Bei einem plötzlichen Ausfall, handelt es sich um ein eher selten eintretendes Ereignis, viel wahrscheinlicher ist es, dass sich die Fähigkeit des Schuldners seinen Leistungen nachzukommen, mit der Zeit verschlechtert. Je länger die Laufzeit der Anleihe, desto größer wird das Risiko, dass eine Anleihe ausfällt. Im Falle der Mittelstandsanleihen ist die Laufzeit eher kurz, nichtsdestotrotz können die Anleihengläubiger davon betroffen sein. Der Verlust aus dem Kreditrisiko lässt sich anhand der Ausfallwahrscheinlichkeit, dem Ausfallbetrag und der Wiederverwertungsrate bestimmen.40 Die Wiederverwertungsrate, Recovery Rate, ist vor allem abhängig von den Vermögenswerten, die zur Sicherung dienen. Eine genauso große Rolle spielt der Rang.41 Somit ist die Wiederverwertungsrate für die Investoren, ein relativ leicht bestimmbarer Faktor. Die Emittenten sind verpflichtet die Informationen hierzu in das Wertpapierprospekt aufzunehmen, dieses dient zeitgleich als beste Informationsquelle für die Investoren.42 Der Ausfallbetrag lässt sich von den Anlegern auch leicht abschätzen. So sind für den Fall, dass keine anderen Verbindungen zu dem Mittelstandsunternehmen bestehen, wovon bei den meisten Anlegern auszugehen ist, nur die Forderungen aus Zins und Tilgung gefährdet. Der am schwersten abzuschätzenden Punkt für die Anleger ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. Es handelt sich hierbei um einen arbeitsintensiven Prozess, welcher einer periodischen Wiederholung bedarf. Das Kreditrisiko ist für die Anleger somit das am schwersten einzuschätzende, zeitgleich aber auch das relevanteste Risiko.43
[...]
1 Vgl. Aschauer/Schüler (2017), S. 207; Vgl. https://www.bondguide.de/ (o.J.(a)).
2 Vgl. https://kapitalmarkt.blog/ (2019).
3 Vgl. https://corporatefinance.mmwarburg.de/de/ (2015); Vgl. https://www.handelsblatt.com/ (2014).
4 Vgl. https://www.handelsblatt.com/ (2014).
5 Vgl. https://www.stuttgarter-nachrichten.de/ (2015).
6 Vgl. Aschauer/Schüler (2017), S. 207.
7 Vgl. https://www.tagesschau.de/ (2020).
8 Vgl. https://www.anleihen-finder.de/ (2020).
9 Vgl. https://www.bondguide.de/ (2020 a).
10 Vgl. ebda.
11 Vgl. ebda.
12 Vgl. https://www.bondguide.de/ (2020 b) für den gesamten vorangehenden Absatz.
13 Vgl. https://finanzkun.de/ (2017); Vgl. https://www.heuking.de/ (2013).
14 Vgl. https://www.bondguide.de/ (o.J.(a)); Vgl. https://www.tagesschau.de/ (2020).
15 Vgl. https://www.finanztreff.de/ (o.J.(a)).
16 Vgl. https://www.hk24.de/ (o.J.).
17 Vgl. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/ (o.J.(a)).
18 Vgl. https://www.hk24.de/ (o.J.).
19 Vgl. https://www.gevestor.de/ (o.J.); Vgl. https://www.bondguide.de/ (o.J.(a)).
20 Vgl. Feiler/Kirstein (2014), S. 11 f.
21 Vgl. https://www.bondguide.de/ (o.J.(a)).
22 Vgl. ebda; Vgl. Bösl/Hasler (2012), S. 42 f.
23 Vgl. Bösl/Hasler (2012), S. 41.
24 Vgl. Kaufmann/Schüler (2014), S. 75.
25 Vgl. Bösl/Hasler (2012), S. 44 ff.
26 Vgl. Aschauer/Schüler (2017), S. 207; Vgl. Feiler/Kirstein (2014), S. 13.
27 Vgl. https://www.finanztreff.de/ (o.J.(b)).
28 Vgl. https://www.geldanlage.de/ (o.J.(a)); Vgl. https://investmentsparen.net/ (o.J.).
29 Vgl. https://www.deutsche-finanzagentur.de/de/ (2020).
30 Vgl. https://www.handelsblatt.com/ (2020); Vgl. https://de.statista.com/ (2020 a).
31 Vgl. https://www.gerd-kommer-invest.de/ (2019).
32 Vgl. https://de.statista.com/ (2020 b).
33 Vgl. https://www.gerd-kommer-invest.de/ (2019).
34 Vgl. https://prudentwater.com/ (o.J.(a)); Vgl. https://www.finanztreff.de/ (o.J.(b)).
35 Vgl. https://prudentwater.com/ (o.J.(b)).
36 Vgl. https://www.bafin.de/DE/Startseite/startseite_node.html (2018).
37 Vgl. https://www.fuw.ch/ (2018).
38 Vgl. Feiler/Kirstein (2014), S.11 f.
39 Vgl. Mondello (2017), S. 601; Vgl. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/ (o.J.(b)).
40 Vgl. Mondello (2017), S. 601 f.
41 Vgl. Ernst/Schlitt (2014), S. 55.
42 Vgl. https://www.bafin.de/DE/Startseite/startseite_node.html (2017).
43 Vgl. Mondello (2017), S. 601 ff.
- Citar trabajo
- Stefan Radu (Autor), 2021, Risikoeinschätzung von Mittelstandsanleihen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170282
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.