Es geht um die Besonderheiten im Mädchenfußball. Hierbei lag besonders das Augenmerkt auf die Anatomie und spezifische Verletzungsprophylaxe gegenüber geschlechtstypischer Verletzungen wie beispielsweise dem Kreuzbandriss. Gleichzeitig bietet das Werk eine exemplarische Trainingseinheit, welche alle für Mädchen wichtigen Inhalte beinhaltet. Der Mädchen-/ und Frauenfußball wurde lange Zeit als eine Art „Randsport“ betrachtet. Von 1955 bis 1970 wurde der Frauenfußball in Deutschland aufgrund seiner Beliebtheit und der Angst, dass der Männersport an Zuspruch verlieren würde, verboten. Vom Standpunkt der Gleichberechtigung entsteht berechtigterweise eine immer größere, aber nicht ausreichende Akzeptanz gegenüber dem Mädchen-/ und Frauenfußball.
„Trainingstipps und Besonderheiten im Mädchenfußball“
Der Mädchen-/ und Frauenfußball wurde lange Zeit als eine Art „Randsport“ betrachtet. Von 1955 bis 1970 wurde der Frauenfußball in Deutschland aufgrund seiner Beliebtheit und der Angst, dass der Männersport an Zuspruch verlieren würde, verboten.
Vom Standpunkt der Gleichberechtigung entsteht berechtigterweise eine immer größere, aber nicht ausreichende Akzeptanz gegenüber dem Mädchen-/ und Frauenfußball.
Die Frage, die ich mir nun seit Jahren, auch innerhalb meines Studiums, gestellt habe, ist folgende: Gibt es Unterschiede im Training zwischen Mädchen und Jungen? Gibt es Themen, auf welche wir als Trainer*innen achten müssen, wenn wir eine Juniorinnenmannschaft betreuen oder trainieren? Der Schlüsselmoment für diese Fragestellung lag für mich in der E-Juniorenmannschaft des Tus Quelle, als ich neben den Jungs auch zwei herausragende Mädchen trainierte, welche innerhalb der Juniorenmannschaft mit ihrer körperlichen- und technischen Qualität auffielen. Nun, sie waren genauso alt wie der Rest der Mannschaft, brauchten aber immer mehr Input, um sich zu entwickeln. Im Laufe der Zeit und mit dem Einsteigen in den Leistungsbereich im Juniorinnenfußball wurde klar: JA! Man muss geschlechterspezifische Unterschiede berücksichtigen, um im Leistungsbereich oben anschlussfähig zu bleiben!
Ich möchte euch in diesem kleinen Artikel auf ein paar der für mich wichtigsten Aspekte hinweisen. Besonders kontrovers wird die Verletzungsanfälligkeit des Knies bei weiblichen Fußballerinnen diskutiert. Knie- und Kreuzbandrisse gehören zu den häufigsten Verletzungen im Frauen-/ und Mädchenfußball mit ca. 27% (vgl. Gaulrapp & Zenker, 2010). Als Grund werden hormonelle Unterschiede zwischen Männer und Frauen genannt. Testosteron und Östrogen vermindern die Stabilität innerhalb der Bänder und Sehnen. Zusätzlich sind die Kreuzbänder der Frauen deutlich dünner und somit anatomisch bereits anfälliger für Risse und Verletzungen. Zusätzlich besitzen Mädchen und Frauen mit Beginn der Pubertät zunehmend deutlich breitere Hüften als Jungen oder Männer. Dieser signifikante, wenn auch "natürliche", Unterschied kann dazu beitragen, dass Frauen tendenziell eher zu X-Beinen neigen (siehe Abb. 1) und somit durch z.B. abruptes Stoppen oder Landen nach einem Sprung in eine ungünstige Position geraten können, welche die Bänder strapazieren (vgl. Petersen et al, 2005). Anhand Abbildung 1 lässt sich erkennen, dass beim Landen nach z.B. einem Kopfballduell die Innenbänder des Knies enorm strapaziert werden aufgrund der weiter außenstehenden Füße.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: https://www.knie-marathon.de/kreuzbandriss-im-frauenfussball-geschlecht-als-risiko/#prettyPhoto
Was können also wir als Mädchen-/ und Frauentrainer*innen leisten, damit wir diesem Phänomen entgegenwirken können?
Eine diese biologische Faktoren berücksichtigende Trainingskonzeption ist daher unerlässlich. Mädchen und Frauen haben im Fußball meist sehr ausgeprägte Quadrizeps- Muskelanteile - die vordere Oberschenkelmuskulatur, jedoch eher weniger im Bereich der Hamstrings - der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Diese ist unter anderem für das Abfangen und Stabilisieren nach abrupten Stopps oder Sprüngen zuständig. Daher empfiehlt es sich, unabhängig vom Alter, diese Muskelgruppen mit Hilfe gezielter Trainingsangebote im Individualbereich gezielt zu fördern.
Ein ideales Programm bietet Fifa11+, welches ein Aufwärmprogramm anbietet, das eine Kombination von Stabilisations-und Laufangeboten geschickt miteinander verbindet und auf diese Weise zeitsparend ist. Laut den Angaben des Herstellers sinkt die Verletzungswahrscheinlichkeit bei mindestens zwei Durchführungen erheblich (vgl. Fifa11+ Ein komplettes Aufwärmprogramm + zur Verletzungsprävention MANUAL). Dieses könnt ihr euch im Internet herunterladen. Der Link ist im Literaturverzeichnis hinterlegt.
Die Empfehlung des Programms ab 14 Jahren, also bei der C- Jugend, einzusetzen, gilt als Richtwert. Ich sehe bei einem Einsatz bereits im D- Jugendalter mit disziplinierten Spielerinnen keine Probleme, jedoch ist zu beachten, dass die Übungen ggf. auf dem Alter und dem Leistungsniveau angepasst werden sollten.
Um euch in Bezug auf Trainingsinhalte etwas Konkretes an die Hand zu geben, wird nun im Folgenden eine Trainingseinheit aus dem Bundesliganachwuchs des FSV Gütersloh 2009 (U15- Juniorinnen) dargestellt.
Auf der Grundlage meiner persönlichen Erfahrungen im Mädchenfußballbereich empfiehlt sich im Bereich „Coaching“ ein demokratischer Führungsstil. Dieser Stil berücksichtigt den Umstand, dass es (einzelnen) Spielerinnen häufig sehr wichtig ist, ihre Meinung und Ideen mit in das Training einzubringen. Auch werden Übungen oft kritisch hinterfragt oder Raum für zusätzliche Erklärungen eingefordert. Dies können wir Mädchentrainer*innen gewinnbringend für die ganze Mannschaft, uns eingeschlossen, nutzen.
Eine Auseinandersetzung mit den Trainingseinheiten verstärkt zusätzlich die Motivation und Selbstwirksamkeit der Spielerinnen.
Daher empfiehlt es sich, eure Trainingsvorhaben auch vor dem Training bereits als schriftliche Ausführung der Trainingseinheit in die Kabine zu legen. Zusätzlich kann ein separater Feedbackzettel genutzt werden, damit sich die Spielerinnen vor dem Training Ziele setzen und diese nach dem Training mit den Mitspielerinnen zu reflektieren. Dies sorgt für Transparenz und stärkt das Vertrauen in die gegenseitige Kompetenz. Außerdem bietet dieser Schritt zusätzlich die Möglichkeit zur Partizipation. Zusätzlich könnt ihr aus den Trainingszielen und Reflektionen Rückschlüsse ziehen, wie ihr die nachfolgenden Trainingswochen gestalten wollt.
Das Aufwärmen beginnt bei uns meist mit dem Aufwärmprogramm „Fifa11+“.
Hier reicht es in der Routine auch, lediglich die Laufübungen durchzuführen. (ca. 15-20 min).
Anschließend darf der koordinative „Block“ nicht fehlen. Koordinationstraining bildet im Jugendbereich einen leider oft vernachlässigten, aber sehr wichtigen Baustein in der Ausbildung. Man spricht hier auch vom „goldenen Lernalter“ im Alter also zwischen 8-12 Jahren und beschreibt damit die Tatsache, dass in diesem Zeitraum koordinative Fähigkeiten am schnellsten erlernt und angewendet werden können. Zwar beginnt die Pubertät erst am Ende dieses „goldenen Lernalters“, jedoch ist es hier eminent wichtig, die koordinativen Fertigkeiten weiter zu schulen, da sie aufgrund des Größen- u. Längenwachstums gerade die zuvor automatisierten Fertigkeiten wieder schmälern.
Koordinationsparcour: (ca. 10-12 min)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ablauf:
Station 1+3: Starten mit einem Dribbling, wobei der Ball seitlich stehend durch den Parcour (Slalom) geführt wird. Hierbei wird bei jedem Sprung der Spielerin der Ball weitergeführt. Bei Station 3 von der anderen Seite.
Vereinfachen: Spielerin darf ohne zu Hüpfen den Ball hindurchführen, freie Kontaktzahl Erschweren: Blick vom Ball lösen
Station 2: Der Ball wird im Slalom um die Stangen gedribbelt. Wichtig ist es hierbei, links um die erste Stange zu dribbeln, um den versetzten Slalom erfolgreich zu umdribbeln.
Vereinfachen: Slalom geradlinig postieren.
Erschweren: Rückwärts durchlaufen, kognitive Aufgaben wie bspw. Matheaufgaben stellen.
Station 4: Der Ball wird aufgenommen und die Koordinationsleiter wird durchlaufen. Variationen: zwei Kontakte zu Feld betreten, den Ball nebenher passen, die Koordinationsleiter durchlaufen und den Ball am Ende mitnehmen, während des Durchlaufens vor und hinter dem Körper im Wechsel klatschen.
Die Spielerinnen durchlaufen demnach von Station 1 bis 4, je Durchgang, jede Station einmal und stellen sich nach Station 4 wieder hinten bei Station 1 ganz links an. Der Weg dient der Regeneration, da jede Übung möglichst zügig, aber präzise ausgeführt werden muss, um einen optimalen Trainingseffekt zu erzielen.
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- Pascal Carlmeyer (Author), Christopher Surmann (Author), 2021, Trainingstipps im Mädchenfußball. Welche Besonderheiten gilt es im Mädchenfußballtraining zu beachten in der Trainingskonzeption?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1169928
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