Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Fragestellung, welche Bedeutung die Autorenreflexionen, die Bestandteil der Paratexte ist, für die Autorenintention, das Verständnis des Buches und ein Verständnis der gesellschaftlichen Hintergründe der Zeit haben. Auch geht es darum, zu zeigen, welcher Zusammenhang zwischen der Paratextualität der erwähnten Textpassagen und dem strukturellen Aufbau des Buches besteht.
Giovanni di Boccaccios zwischen 1349 und 1353 entstandener Zyklus „Das Dekameron“ steht für einen geistesgeschichtlichen Paradigmenwechsel. Thema des Buches ist ein neues Menschenbild. Dabei wird der Mensch als von göttlichen Normen emanzipiert beschrieben, der sich an sozialen Konditionen seiner eigenen Existenz orientiert. Diese sozialen Konditionen werden durch das Erzählen von Novellen beschrieben. Im Dekameron erfolgt durch Erzählen eine Neudefinition des menschlichen Verständnisses als poetisches Subjekt und eine Abkehr vom Erhabenen. Wiegmann bezeichnet das Werk daher als Höhepunkt erzählender Literatur, das von einem unvergleichlichen Einfluss auf die europäische Literatur gewesen ist.
Bestandteil der 100 im Dekameron erzählten Novellen sind verschiedene Textpassagen, in denen sich der Autor in den Text einschaltet und sich sowohl an seine Leser wendet, als auch kritisch-poetologische Reflexionen unternimmt. Diese Textpassagen werden in dieser Arbeit vor dem Hintergrund der Theorie der Paratexte untersucht und vor dem Hintergrund des neuen Menschenbildes und der Modernität des Dekameron diskutiert. Die Arbeit folgt dabei dem Verständnis von Paratexten, nach dem ein literarisches Werk wie das Dekameron nicht nur als Sammlung von 100 Geschichten verstanden werden kann, sondern in das Werk eingeschobene Vorreden, Einleitungen und Schlussbemerkungen des Autors ebenso wichtig sind zum Verständnis wesentlicher Inhalte des Buches. Im Mittelpunkt steht dabei die Fragestellung, welche Bedeutung die Autorenreflexionen für die Autorenintention, das Verständnis des Buches und ein Verständnis der gesellschaftlichen Hintergründe der Zeit haben. Auch geht es darum, zu zeigen, welcher Zusammenhang zwischen der Paratextualität der erwähnten Textpassagen und dem strukturellen Aufbau des Buches besteht.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie der Paratexte
2.1 Definition und Merkmale von Paratexten
2.2 Funktion von Paratexten
2.3 Der Paratext als Schwelle
2.4 Paratexte und das literarische Werk
3 Paratextualität in Bocaccios Dekameron
3.1 Aufbau des Dekameron
3.2 Promeio und Einleitung des ersten Tages
3.2.1 Die Figur des Autors/Verfassers
3.2.2 Leseransprache und Intention der Proemio
3.2.3 Die Einleitung zu Beginn des ersten Tages
3.3 Die Vorrede zum Beginn des vierten Tages
3.4 Conclusio
4 Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Oliver Wagner (Author), 2011, Die Paratexte in Boccaccios "Das Dekameron", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1169456
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