Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Kommunikation innerhalb einer Randgruppe. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass sich eine Randgruppe durch eine spezifische Kommunikation von der so genannten „Kerngesellschaft“ unterscheidet und diese Kommunikation in einer Form das Fortbestehen dieser Randgruppe sichert, beziehungsweise die Randgruppe festigt. Als Beispiel für eine soziale Randgruppe gilt im Folgenden die Sekte der Zeugen Jehovas. Hierzu wird zunächst in Kapitel 2 erläutert, was überhaupt unter dem Begriff „Sekte“ zu verstehen ist und warum diese Gruppe als Randgruppe gelten kann (Kapitel 2.2.). In Kapitel 3 wird dann die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas als Beispiel für eine Sekte vorgestellt und daran anschließend in Kapitel 4 die spezifische Kommunikation der Zeugen Jehovas analysiert.
Ziel dieser Arbeit ist es, die interne Kommunikation innerhalb der Randgruppe der Zeugen Jehovas zunächst einmal zu erkennen und dann auf die Frage hin zu prüfen, wie sie zur Abgrenzung von der „Kerngesellschaft“ beiträgt.
Inhaltsverzeichnis
1. Kommunikation in Randgruppen
2. Was ist eine Sekte?
2.1 Der Sektenbegriff: Schwierigkeiten bei der Definition
2.2 Sekte als Randgruppe
3. Beispiel für eine Sekte: Die Zeugen Jehovas
3.1 Geschichte
3.2 Glaube
3.3 Organisation
4. Kommunikation in Sekten am Beispiel der Zeugen Jehovas
4.1 Exkurs: Die „Sektensprache“ von Scientology
4.2 Kommunikationsmittel
4.3 Kommunikationsinhalte
5. Abschließende Betrachtung
6. Literaturverzeichnis
Internetquellen:
1. Kommunikation in Randgruppen
Die Gesellschaft, in der wir leben, setzt sich zusammen aus unterschiedlichen Gruppen. Sie differenziert sich in verschiedene – einkommensstarke und eher einkommensschwache – Schichten, in unterschiedliche Altersklassen, zum Teil auch in unterschiedliche Nationalitäten. Damit eine solche Gesellschaft fortbesteht, muss gewährleistet sein, dass die Gruppen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, eine gemeinsame Basis haben und am Weiterbestehen dieser Gesellschaft in einer Form beteiligt sind. Gruppen, die sich von dieser „Hauptgesellschaft“ abspalten, bezeichnet man als „Randgruppe“. Das Wörterbuch der Sozialpolitik sagt hierzu:
„Im Sozialarbeitsdiskurs bezeichnet der Begriff seit Ende der 1960er-Jahre Gruppen von Personen, die aufgrund von Defiziten (der Bildung, des Einkommens, der Sprache, der Lebensverhältnisse, der Wohnsituation usw.) nicht oder unvollkommen in die Kerngesellschaft integriert sind.“ (Wörterbuch der Sozialpolitik „Social Info“, Stand: 24.02.2008)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Kommunikation innerhalb einer Randgruppe. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass sich eine Randgruppe durch eine spezifische Kommunikation von der so genannten „Kerngesellschaft“ unterscheidet und diese Kommunikation in einer Form das Fortbestehen dieser Randgruppe sichert, beziehungsweise die Randgruppe festigt. Als Beispiel für eine soziale Randgruppe gilt im Folgenden die Sekte der Zeugen Jehovas. Hierzu wird zunächst in Kapitel 2 erläutert, was überhaupt unter dem Begriff „Sekte“ zu verstehen ist und warum diese Gruppe als Randgruppe gelten kann (Kapitel 2.2.). In Kapitel 3 wird dann die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas als Beispiel für eine Sekte vorgestellt und daran anschließend in Kapitel 4 die spezifische Kommunikation der Zeugen Jehovas analysiert.
Ziel dieser Arbeit ist es, die interne Kommunikation innerhalb der Randgruppe der Zeugen Jehovas zunächst einmal zu erkennen und dann auf die Frage hin zu prüfen, wie sie zur Abgrenzung von der „Kerngesellschaft“ beiträgt.
2. Was ist eine Sekte?
Da im weiteren die Sekte als eine mögliche Randgruppe betrachtet und die Kommunikation innerhalb dieser Gruppe analysiert werden soll, muss zunächst geklärt werden, was gemeint ist, wenn im Folgenden von „Sekte“ die Rede ist und weshalb diese als Randgruppe gelten kann. Dies soll in Kapitel 2.1 und 2.2. erfolgen.
2.1 Der Sektenbegriff: Schwierigkeiten bei der Definition
Der Religionspädagoge und Autor Hermann Schulze-Berndt sagt zur Bestimmung des Begriffs „Sekte“:
„Das Wort Sekte stammt aus dem Lateinischen. Zwei Vokabeln kommen als Ursprung in Frage: „secare“ (= schneiden, abspalten, trennen) und „sequi“ (= folgen). Beide Verben bieten Anhaltspunkte, den Begriff „Sekte“ inhaltlich zu bestimmen. Einerseits hat eine Sekte etwas mit Abspaltung oder Loslösung zu tun, andererseits mit Gefolgschaft. (…) Eine Sekte ist eine (religiöse und/oder weltanschauliche) Gemeinschaft, die sich von einer größeren Religion (zum Beispiel Hinduismus, Christentum) abgespalten oder sich aus deren Einflusszone (mehr oder weniger stark) entfernt hat und einer Gründer- und/oder Führungspersönlichkeit und deren Botschaft (mehr oder weniger innig) folgt.“ (Schulze-Berndt 2003: 18)
In der fast 10 Jahre älteren Abhandlung von Hansjörg Hemminger findet sich jedoch ein Hinweis darauf, dass die häufig zu findende Ableitung vom lateinischen „secare“ (abschneiden, trennen) nicht richtig sei, den Wortsinn aber geprägt habe. (vgl. Hemminger 1995 : 14) Hier wird bereits eine Differenz in der Deutung der ursprünglichen Wortbedeutung des Wortes „Sekte“ ersichtlich. Einig sind sich die beiden Autoren jedoch in den Punkten der Abspaltung und der Führerpersönlichkeit, wobei Hemminger sich in seinen Ausführungen um mehr Objektivität bemüht und die Klärung des Sektenbegriffs historisch beleuchtet:
„Schon in frühchristlicher Zeit wird Sektierertum von der christlichen Kirche also mit Verirrung oder Abfall gleichgesetzt, obwohl das Wort ursprünglich neutral gemeint ist und die Gruppe nicht bewertet.“ (Hemminger 1995: 14)
In Bezug auf die Führerpersönlichkeit sagt er an anderer Stelle:
„Meist steht am Anfang der religiösen „Partei“, der Sekte, eine charismatische Gründerpersönlichkeit. Häufig will der Gründer ursprünglich nicht die Trennung, sondern die Reform einer Religion, und erst die (aus seiner Sicht) Harthörigkeit der Gläubigen oder der Widerstand der Institutionen macht ihn zum Sektierer.“ (Hemminger 1995: 15)
Es gibt in der Literatur, die sich mit dem Thema „Sekten“ beschäftigt, also durchaus unterschiedliche Herangehensweisen an das Phänomen. Vor allem aus theologischer Sicht geht es häufig nur um die Abgrenzung der Sekte von der eigenen Religion im negativen Sinne und damit auch um das Deutlichmachen eines eigenen Absolutheitsanspruches, weniger um eine neutrale Betrachtung des Phänomens. (Vgl. u.a. Gassmann 2006)
Hemminger hingegen bemüht sich um eine Darstellung der historischen Entwicklung des Sektenbegriffs und beleuchtet verschiedene Aspekte, die bei der Definition eine Rolle spielen. Auch stellt er die Frage, wo die „offizielle“ Kirche aufhört und die Sekte beginnt. Dazu bemerkt er:
„Die Kirche als ganze darf nicht elitär werden, auch wenn sie elitäre Gruppen enthalten kann. Sie will zwar Gemeinschaft der Heiligen sein, aber nicht Gemeinschaft der Heiligeren. Die Kirche darf daher auch keine geschlossene Gemeinschaft sein. Sie muß verschiedene Grade der Nähe und Ferne zum christlichen Glauben zulassen, sie muß unklare Grenzen in Kauf nehmen, sie muß der Menschen wegen sogar Unentschiedenheit ertragen. In diesen Punkten unterscheidet sie sich von den Sekten.“ (Hemminger 1995 : 24)
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird im Zusammenhang mit der internen Kommunikation noch einmal der elitäre Charakter einer Sekte zur Sprache kommen. Zunächst einmal soll im folgenden Kapitel deutlich gemacht werden, weshalb man bei einer Sekte von einer Randgruppe sprechen kann.
2.2 Sekte als Randgruppe
Die Feststellung von Hemminger bezüglich der Unterscheidung von Kirche und Sekte im vorangegangenen Kapitel ist insofern wichtig, als das an dieser Stelle eine Randgruppe beleuchtet werden soll, eine Gruppe also, die innerhalb der Gesellschaft an den Rand gedrängt wird oder sich in hohem Maße von dieser Gesellschaft abgespalten hat. Im Fall der Sekte gelten also im europäischen Raum die evangelische und katholische Kirche als die „Hauptreligion“, das heißt die Religion, die der Staat mit seinen Zielen vereinbaren kann und die Sekte als Randgruppe, als eine Abspaltung von dieser Hauptreligion. Wie sieht nun jedoch diese Randgruppe der Sekte aus, wodurch zeichnet sie sich aus? Hierzu entwirft Hemminger ein Bild der „klassischen Sekte“. Zu diesem Bild gehört:
„- die christliche Wurzel der Gruppe
- ein Absolutheitsanspruch auf das Heil gegenüber der Ökumene der christlichen Kirchen
- Verweigerung der ökumenischen Gemeinschaft
- scharfe Kirchenkritik, aggressive Mission im Bereich der Großkirchen (Proselytismus)
- klarer Umriß der Gruppe mit deutlichen Grenzen zwischen Innenwelt und Außenwelt, soziale Konflikte mit der Außenwelt
- hierarchische, häufig zentralistische Machtstrukturen, ein geschlossenes Lehrsystem und eine normierte Lebenspraxis“ (Hemminger 1995: 29)
Wichtig ist für diese Arbeit vor allem der fünfte Punkt, der die eben angesprochene Abgrenzung der Randgruppe deutlich macht. Der Absolutheitsanspruch, das geschlossene Lehrsystem und die normierte Lebenspraxis werden im Folgenden wichtig werden, wenn es um die Darstellung der Randgruppe, beziehungsweise Sekte der Zeugen Jehovas geht.
Auch wenn bis jetzt vor allem die Sekte als Abspaltung von den „großen Kirchen“ deutlich geworden ist, führt Hemminger weiter aus, dass
„die Sektierer heute für die Öffentlichkeit nicht mehr diejenigen [sind], die vom religiösen Anerkannten abweichen. Sektierer sind diejenigen, die von den noch existierenden gemeinsamen Überzeugungen abweichen – und das sind fast nur noch ethische Überzeugungen, die den Umgang mit Menschen betreffen.“ (Hemminer 1995: 65)
Auch dieser Aspekt wird bei der Bearbeitung der Kommunikationsstrukturen innerhalb der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas noch einmal aufgegriffen werden.
3. Beispiel für eine Sekte: Die Zeugen Jehovas
Wie in Kapitel schon beschrieben, geht diese Arbeit von einer Sekte als eine Randgruppe aus. Da es jedoch eine Unmenge an verschiedenen Sekten gibt, die alle über eine unterschiedliche Organisation und somit zum Teil auch über komplett andere Kommunikationsstrukturen verfügen, die oft durch den zugrunde liegenden Glauben und die Organisation der Sekte bedingt sind, soll an dieser Stelle das Augenmerk auf nur eine bestimmte Sekte gelegt werden: Die Zeugen Jehovas. Für diese Arbeit wurde diese Glaubensgemeinschaft ausgewählt, weil der Kontakt mit den Zeugen Jehovas fast jedem bekannt sein sollte, sei es mit missionierenden Zeugen an der Haustür oder denen, die in der Fußgängerzone die neuesten Ausgaben des „Wachtturms“ und von „Erwachet“ anpreisen. Gerade weil fast jedem die Zeugen Jehovas ein Begriff sind, scheint es interessant, diese so genannte Sekte etwas näher zu beleuchten und an ihr exemplarisch eine mögliche Kommunikation in Randgruppen zu erarbeiten.
3.1 Geschichte
Begründer der Glaubengemeinschaft der Zeugen Jehovas war der Amerikaner Charles Taze Russel (1852 – 1916), der im Jahre 1879 unter anderem mit seiner Ehefrau die Zeitschrift „Zion´s Watch Tower“ („Der Wachturm“) und 1881 die „Zion’s Watch Tower Tract Society“ („Die Wachturm-Bibel- und Traktat-Gesellschaft“, im folgenden WTG) gründete. Russel erwartete für das Jahr 1914 „die Vernichtung aller Reiche dieser Welt und die buchstäbliche Auferstehung Abrahams, Isaaks u.a. sowie den Beginn des irdischen Paradieses, des Königreiches Christi.“ (Gasper/ Müller/ Valentin 2001: 1179) Diese Vorhersage erfüllte sich nicht und er verlegte das Datum auf das Jahr 1915, dann auf 1916 und letztendlich auf 1918. Nachdem Russel 1916 gestorben war, übernahm der Rechtsanwalt Joseph Franklin Rutherford (1869 – 1942) das Amt des Präsidenten der WTG und legte als neues Datum für den Untergang der Erde das Jahr 1925 fest. Der Glaubensgemeinschaft, die sich bis dahin die „Ernsten Bibelforscher“ nannte, gab Rutherford 1931 den Namen „Jehovas Zeugen“. Der Nachfolger von Rutherford war der Direktor des Wachturm-Verlages Nathan Homer Knorr (1905 – 1977) unter dessen Leitung das Endzeitdatum für das Jahr 1975 verkündet wurde. Unter Knorr erfuhr die Gemeinschaft zunächst großen Zuwachs, als der Weltuntergang jedoch nicht im Jahre 1975 stattfand, wandten sich viele der Zeugen von der Glaubensgemeinschaft ab. Unter dem vierten Präsident Frederik W. Franz (1893 – 1992) wurde unter anderem die Weltzentrale in Brooklyn verdreifacht, das deutsche Zweigbüro in Selters wurde neu erbaut und die Druckerei vergrößert. Nach dem Tod von F.W. Franz wurde Milton Henschel (geb. 1920) Präsident der WTG. Ende des Jahres 2000 bestand die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas aus weltweit 5 783 000 Predigern, davon 163 000 in Deutschland. (Vgl. Gasper/ Müller/ Valentin 2001: 1178 ff.)
Laut der Internetseite www.watchtowerinformationservice.org, die nach eigenen Angaben den Zeugen Jehovas und der WTG „ergeben“ ist, wurde die Führung der WTG im Jahre 1975 neu organisiert und nach Milton George Henschel wurde Don A. Adams Präsident der WTG. Entscheidungen die die Organisation und die Doktrin betreffen wurden jedoch seit 1975 vom regierenden Organ ausgeführt. (Vgl. Watchtower Informationservice, Stand: 24.02.2008 )
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