Die Diagnose Demenz - oder auch das dementielle Syndrom genannt - ist nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die An- und Zugehörigen das Resultat einer oftmals langen Phase der Ungewissheit, die unter anderem geprägt ist bzw. sein kann durch Beeinträchtigungen der einstigen Lebensführung und zunehmender Verhaltensauffälligkeiten.
Dieses Sachbuch ist ein objektiver Leitfaden für Betroffene, An- und Zugehörige und Interessierte an Demenz Erkrankter. In leicht verständlicher Sprache werden die demenzielle Erkrankung, ihre Differenzialdiagnosen und konkrete Handhabungsempfehlungen im Umgang mit den Betroffenen erläutert. Ziel ist der professionelle Umgang unter anderem auch mit der oftmals emotionalen Symptomatik der Demenz im Kontext gelebter (Mit-)Menschlichkeit.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Checkliste, an was alles gedacht werden sollte nach der ärztlichen Diagnosestellung
2. Pflegebedürftigkeit
2.1 Einführung und Statistik
3. Demenz
3.1 Demenzformen
3.2 Beispiele für Primäre Demenzen
3.3 Vaskuläre Demenzen
3.4 Differentialdiagnosen der Demenzen
3.5 Mögliche auftretende Probleme dementieller Erkrankungen
4. Einteilung der Demenzen
5. Alltagsbewältigung/Betreuung/Pflege
5.1 Veränderungen für den Partner und/oder Familie und/oder Freunde
5.2 Umgang mit an Demenz Erkrankten
5.3 Wozu Validation an Demenz und psychisch Kranker u.a. ?
5.3.1 Verbale Techniken, die hilfreich sein können, um z.B. mit an Demenz erkranktem Klientel zu kommunizieren
5.4 Repräsentationssystem der einzelnen Sinne
5.5 Umgang mit nicht alltäglichen psychischen Belastungssituationen
5.6 Der biologische Wahrnehmungsprozess
5.7 Inkontinenz
5.8 Sturzprophylaxe
6. Beschäftigungsmöglichkeiten/Angebote/ Freizeitgestaltung
6.1 10 Minuten Aktivierung
7. Wohnumfeldanpassung/Gefahrenquellen
8. Angehörigenunterstützung
8.1 Entlastungsmöglichkeiten
8.2 Betreuungsangebote
9. Rechtsfragen
9.1 Betreuungs- und Vorsorgevollmacht/ Patientenverfügung
9.1.1 Muster einer Vorsorgevollmacht mit Betreuungs- und Patientenverfügung (gemäß der Bundesnotarkammer)
9.2 Gesetzliche Änderungen ab dem 01.01.2022 im Pflegebereich
9.3 Mini-Mental-Statustest (MMST)
10. Literaturverzeichnis
11. Hinweise zum Buch
1. Einleitung
Die Diagnose Demenz oder auch das dementielle Syndrom genannt, ist nicht nur für die Betroffenen sondern auch für die An- und Zugehörigen das Resultat einer oftmals langen Phase der Ungewissheit, die u.a. geprägt ist bzw. sein kann durch Beeinträchtigungen der einstigen Lebensführung und zunehmender Verhaltensauffälligkeiten.
Tatsache ist, dass eine chronische dementielle Erkrankung eine Ernst zu nehmende Krankheit ist.
Sowohl für die Betroffenen als auch für alle anderen (zwangsläufig) Beteiligten stellt sie mit zunehmendem Verlauf nicht nur eine gravierende Änderung der einstigen Lebensweise dar sondern erfordert diese sogar in Anbetracht der jeweiligen Symptomatik(en).
Neben dem sukzessiven Verlust der kognitiven Fähigkeiten sind es insbesondere die psychischen Veränderungen der an Demenz Erkrankten, die von den An- und Zugehörigen als sehr viel belastender erlebt werden als die physische Betreuung und/oder Pflege.
Je eher die Diagnose akzeptiert und dem entsprechend gehandelt wird, desto leichter ist der ganzheitliche Umgang damit.
Wer begreift oder bereits begriffen hat, dass die Akzeptanz von Unabänderlichkeiten ein lebenswichtiger und essentieller Baustein unseres Lebens ist, der wird ohnehin durch den lebenslangen Lernprozess den Umgang mit Herausforderungen effektiver und sinnvoller meistern.
Primäres Ziel ist es, die Lebensqualität für alle Beteiligten zu optimieren indem hilfreiche und dem jeweiligen Krankheitsstadium angemessene Bewältigungsstrategien angewendet werden um einen adäquaten Umgang mit der Demenz zu finden und obwohl der Beeinträchtigungen diese große Herausforderung an den/die Betroffenen würde- und respektvoll bewältigen zu können in einem vernünftigen Verhältnis zur Umwelt.
Menschen mit Demenz haben nicht nur einen höheren sondern vor allem einen anders gearteten Bedarf an professioneller Pflege und psychosozialer Betreuung als anderes Klientel.
Deshalb gilt es, (Berührungs-) Ängste, Befürchtungen, Vorurteile und Halbwissen abzubauen bzw. zumindest zu relativieren.
Es sollte niemals vergessen werden, dass das, was heute „den Anderen“ passiert, zu einem späteren Zeitpunkt einem selbst widerfahren kann.
Empathie, Verständnis für Andersartigkeit, die Aneignung von Fachwissen und der professionelle objektive Umgang mit der Thematik sind der Schlüssel zum Eintritt in die Lebenswelten z.B. an Demenz Erkrankter.
Dieses Sachbuch soll den Betroffenen, An- und Zugehörigen und allen Interessierten ein objektiver Leitfaden im professionellen Umgang mit der oftmals emotionalen Symptomatik der Demenz sein im Kontext gelebter (Mit-) Menschlichkeit.
1.1 Checkliste, an was alles gedacht sollte nach der ärztlichen Diagnosestellung:
Beratung in Anspruch nehmen (Pflegeberatung, Casemanager, Krankenkasse, Pflegestützpunkte, Alzheimergesellschaft)
Beratungsgespräch mit Konsiliarärzten (gemeinsam) führen
Medikamentenplan aktualisieren u.a.
Therapieempfehlungen: Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie,
- Fußpflege (Podologie)
- Zahnarzt, Ohrenarzt, Augenarzt
Klärung rechtlicher Fragen
- Haftpflichtversicherung mit Zusatzklausel für an Demenz Erkrankte/Unfallversicherung/KFZ
- Betreuung (Gesundheitsfürsorge, Aufenthaltsbestimmung, Postverkehr, finanzielle Angelegenheiten)
- Vorsorgevollmacht
- Betreuungsverfügung
- Testament
- Regelung aller finanzieller Angelegenheiten einschließlich staatlicher finanzieller Unterstützungsangebote u.a. Leistungen der Pflegeversicherung; Hilfsmittel räumlich und persönlich; Wohnraumanpassung; Schwerbehindertenausweis; Medikamentenzuzahlungsbefreiung; Hinweise zur Beerdigung
Unterstützungs- und Entlastungsangebote kennenlernen
- Selbsthilfegruppen
- Informationsveranstaltungen/Schulungen/
konkrete Handhabungsempfehlungen
ggf. Reduzierung der
Arbeitszeit/Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Organisation
- häuslicher Betreuung (Hauswirtschaft, Pflege)/soziale Netzwerke
- Tagespflege/Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege
- betreute Urlaubsangebote
- Rehabilitationsmaßnahmen
Sportvereine
Ernährungsberatung
psychologische Betreuung/Unterstützung
2. Pflegebedürftigkeit
2.1. Einführung und Statistik
- Als Pflegebedürftige werden Menschen beschrieben, die pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) sind, das heißt aufgrund einer körperlichen oder psychischen Erkrankung oder Behinderung in einem solchen Ausmaß in ihrer Selbstständigkeit beeinträchtigt sind, dass es der Unterstützung anderer bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben bedarf.
Die Bedürftigkeit der Menschen klassifiziert das Gesetz von gering (Pflegegrad 1) bis hin zu schwersten Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder Fähigkeiten (Pflegegrad 5).
Im Dezember 2019 waren in Deutschland ~ 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI).
Laut dem Statistischen Bundesamt Deutschland hat die Zahl der Pflegebedürftigen im Dezember 2017 noch bei 3,41 Millionen gelegen. Die starke Zunahme um 0,71 Millionen Pflegebedürftige (+21 %) ist zum großen Teil auf die Einführung des neuen, weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriff zum 01.01.2017 zurückzuführen. Seither werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor.
Eckdaten der Pflegestatistik 2019:
Pflegebedürftige 2019
4.127.605 Pflegebedürftige insgesamt im Sinne des SGB XI (zum Vergleich dazu ~ 3,4 Millionen Pflegebedürftige 2017) davon wurden
3.309.288 Pflegebedürftige zu Hause
2.116.451 Pflegebedürftige alleine durch Angehörige
982.604 Pflegebedürftige mit Unterstützung von ambulanten Betreuungs- und Pflegediensten betreut.
Statistiken des Dachverbands nationaler Alzheimer Gesellschaften zur Folge wird die Anzahl der an Demenz Erkrankten bis zum Jahr 2050 auf 2,7 Millionen ansteigen. Derzeit leben in Deutschland ~ 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung.
Prognostiziert wird, dass sich auf Grund des europäischen Bevölkerungswachstum und des demografischen Wandels mit immer mehr betagten und hochbetagten Menschen die Anzahl der an Demenz Erkrankten europaweit bis zum Jahr 2050 verdoppelt.
3. Demenz
- Unter Demenz wird wörtlich „weg vom Geist“ oder „ohne Geist“ verstanden. Der Verlust an zuvor vorhandenen Gehirnfunktionen grenzt die Demenz von einer angeborenen Minderbegabung ab.
- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert das demenzielle Syndrom als Folge einer chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns, das eine Reihe von schwerwiegenden Folgen hat:
Eine Demenz führt zu Störungen von Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen.
Die Symptome müssen über mindestens 6 Monate bestehen.
Es kommt auch zu Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation.
Sie führt zum Tod durch Sekundärerkrankungen.
Ca. 5 % der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre leiden an Demenz. Demenz bedeutet nicht zwangsläufig Gedächtnislosigkeit und Verwirrtheit.
Ursachen können sein:
- entzündliche Erkrankungen
Bakterien (Tbc)
Pilze (Kryptokokken)
Parasiten
Viren (Herpes simplex Encephalitis)
- metabolische Erkrankungen
Sauerstoffmangel aufgrund einer pulmonalen oder kardialen
Erkrankung
chronische Niereninsuffizienz
hepatische Encephalopathie
Polyneuropathie
- endokrine Störungen
Cushing-Syndrom Morbus Addison
- Blutzuckerdysregulationen
Unterzuckerung
- Elektrolytabweichungen
besonders Natrium
- Über- und Unterfunktion der Schilddrüse - Vitaminmangelerkrankungen
B1, B12, Folsäure, Niacin - intrakranielle Raumforderungen
Blutungen, Tumore, Abszesse, Stress
3.1 Demenzformen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Primäre Demenz
- Nervenzellen im Gehirn sterben ab und das Gehirn schrumpft
- wichtige Schaltstellen im Gehirn werden irreversibel zerstört
- betragen ca. 90 % aller Demenzerkrankungen (Tendenz steigend)
- Heilung ist zur Zeit noch nicht möglich
- Krankheitsverlauf lässt sich durch Therapien leicht verzögern
- ca. 5 % der Demenzen sind erblich bedingt
- verlaufen 20 - 30 Jahre unentdeckt bis zum endgültigen
Sichtbarwerden aller Krankheitssymotome
(Betroffene und Angehörige halten psychische Verhaltensauffälligkeiten oftmals für Charaktereigenschaften.)
Sekundäre Demenzen
- betragen 10 % aller Demenzerkrankungen, diese Form der Demenzen sind Folge einer anderen Erkrankung
- lässt sich die Grunderkrankung heilen, kann sich das Gehirn im Idealfall erholen und die demenziellen Symptome können sich weitestgehend zurückbilden
Forschungsergebnissen zur Folge sind mittlerweile mehr als 150 verschiedene Demenzformen bekannt.
Unter dem Begriff Demenz wird ein Komplex aus verschiedenen Symptomen zusammengefasst, von Medizinern wird sie als Krankheitssyndrom, dem „dementiellen Syndrom“ bezeichnet, das gekennzeichnet ist durch:
- anhaltende Vergesslichkeit, das Vergessene wird auch nicht nach längerem Nachdenken erinnert
- das Vergessen, auch das Verlegen von z.B. Gegenständen verursacht Probleme mit den jeweiligen Folgen
- die Betroffenen ziehen sich oftmals zurück, vereinsamen (Deprivation)
Bei Verdacht auf die Diagnose Demenz erfolgt ein Basisprogramm des Hausarztes =
- Anamnese:
- Fremdanamnese
- Überprüfung der Medikation
- Überprüfung etwaiger Differentialdiagnosen (Delir, Depression u.a.)
- Assessmentinstrumente z.B.:
- Minimental Status Test
- Ischämie Skala
- Uhrenzeichentest
- körperliche und neurologische Untersuchung bei Verdacht:
- Überprüfung sensorischer Funktionen (Augen,Ohren)
- Blutdruckkontrolle/EKG/Labor
- insofern keine Überweisung zum Neurologen/Psychiater oder zur Gedächtnissprechstunde erfolgt CT/MRT
- Neurologe/Psychiater und/oder Gedächtnissprechstunde =
- psychiatrische Anamnese und Untersuchung
- ausführlicher Neurostatus
- ausführliche neuropsychologische Untersuchung:
- Indikationsstellung für EEG, Dopplersonographie, Liquoruntersuchung, ggf. - Druckmessung, CT/MRT, genetische Analysen, Laboruntersuchungen
- Ausschluss Differentialdiagnosen Delir und Depressionen u.a
Früherkennung:
Forscher auf dem Gebiet der Demenz haben drei microRNAs, deren
Menge im Blut mit sinkender geistiger Leistungsfähigkeit zusammenhängt, identifiziert. Sie stellen einen Zusammenhang her zu Personen mit stark erhöhten Mengen dieser drei microRNAs und dem Ausbruch der Alzheimer-Demenz zu 90% innerhalb der nächsten zwei Jahre.
Es wird davon ausgegangen, dass diese Moleküle direkt an der Entstehung der Erkrankung Demenz beteiligt sind und deswegen auch Ziel zukünftiger Therapien sein könnten.
3.2 Beispiele für Primäre Demenzen
Demenz vom Alzheimer-Typ
- ist gekennzeichnet durch Hirnatrophie (Abbau von Hirngewebe) mit pathologischen Fibrillenveränderungen und senilen Plaqueablagerungen im Gehirn, d.h.,
- im Gehirn bilden sich senile Plaques, die aus Amyloid-ß-Peptiden bestehen und fehlerhaft gefaltet sind und sich zusammen mit den Neurofibrillen, welche aus sog. TAU-Proteinen bestehen, ebenfalls in den Neuronen anlagern (diese beiden Faktoren sollen ursächlich für die Entstehung der Krankheit sein)
- unaufhaltsamer und i.d.R. langsam fortschreitender Verlauf
Symptome
- Beginn meist erst nach dem 65. Lebensjahr
- intellektuelle Fähigkeiten lassen nach
- zunehmender allgemeiner Interessenverlust
- Merkleistungs- und Wortfindungsstörungen
- Konzentrations- und Orientierungsstörungen
(Schwierigkeiten im Alltag, vor allem in ungewohnten Umgebungen)
- Depressionen
- Angst, Scham, Misstrauen bei Verkennungen und Verlegungen, aber die Persönlichkeit bleibt lange erhalten
Insbesondere bei dieser Form der Demenz hängt das Sichtbarwerden der Ausprägung der Symptomatik von der jeweiligen Selbständigkeit, der sozialen Integration, der jeweiligen Bildung und den geistigen und sozialen Aktivitäten ab.
Handhabungsempfehlungen für dieses Klientel
- pharmakologische Therapie genau abklären lassen und
Wechselwirkungen mit anderen (z.B. Beruhigungs-) Medikamenten beachten, ggf. Hausarzt/Konsiliararzt über eventl. paradoxe Reaktionen zeitnah informieren
- wichtig sind Orientierungshilfen und lebenspraktische Hilfen, auch wenn die Betroffenen das anders sehen sollten
- feste Bezugspersonen, geregelter Tagesablauf
- gesunde Lebens- und Ernährungsweise, Sport
- Ressourcen- und kompetenzorientiertes Handeln (das Klientel so lange wie möglich an Entscheidungssituationen und -prozessen aktiv teilhaben lassen)
- Verständnis für Andersartigkeit, Empathie, personenzentrierte Pflege
- CAVE! Selbst- und Fremdgefährdung beachten.
- Therapieformen:
- Krankengymnastik/Ergotherapie/ggf. Logotherapie/Musiktherapie und ggf. Psychotherapie
- Schulung des Langzeitgedächtnisses
- insbesondere bei leichter und mittelschwerer Demenz hat sich die Förderung und der Erhalt des Autonomieerlebens als hilfreich erwiesen
Idiopathisches Parkinson Syndrom
Es handelt sich um eine extrapyramidale Störung; konkret kommt es zu einem Untergang der Neuronen in der substantia nigra in den Basalganglien im Mittelhirn, was zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin und Acetylcholin führt. Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch Dopaminmangel, bei ca. 60% Substanzverlust in der substantia nigra bricht die Erkrankung vollständig ist.
Verlauf und Symptomatik
diffus
- anfangs Muskelverspannungen, Missempfindungen, depressive Verstimmungen, unspezifische Schmerzen
- später Symptomtrias (Kardinalsymptome)
Rigor = Muskelsteifigkeit aufgrund starker Spannung in den
Muskeln mit typischem Zahnradphänomen (ruckartiges
Stoppen von Bewegungen bei passiver Bewegung)
Akinese = Bewegungsarmut, geringe Mimik, Maskengesicht, schlurfender und kleinschrittiger Gang, nach vorn gebeugte Haltung, on-off-Symptomatik
Ruhetremor = Zittern der Glieder, das bei Bewegung und beim
Schlafen verschwindet.
„Pillendrehtremor“
weitere Symptome
- leise, monotone Sprache bis zum Sprachverlust (Aphasien)
- vegetativ: erhöhter Speichelfluss, Schluckstörungen und
Salbengesicht, Hitzewallungen, Inkontinenz, Verstopfungen u.a.
psychische (seelische) Symptome
- dysphorische Verstimmungen
- Depressivität (oftmals nicht erkannt oder beachtet)
- Antriebsminderung
- Rigidität (Starrheit in jeder Hinsicht)
- unaufhaltsamer und langsam fortschreitender Verlauf
Therapie
- Medikation nach Arztanordnung (Dopaminpräparate u.a.)
- Physiotherapie/Ergotherapie/Logopädie
Handhabungsempfehlungen für dieses Klientel
- wichtig sind Orientierungshilfen und lebenspraktische Hilfen
- feste Bezugspersonen, geregelter Tagesablauf
- gesunde Lebens- und Ernährungsweise, Sport
- Ressourcen- und kompetenzorientiertes Handeln
(das Klientel so lange wie möglich an Entscheidungssituationen
und -prozessen aktiv teilhaben lassen)
- Verständnis für Andersartigkeit, Empathie, personenzentrierte Pflege
- empathische, personenzentrierte Pflege
Frontotemporale Demenz/Frontale Demenz/Frontallappendemenz
- ehemals bekannt als Morbus Pick -
- ist gekennzeichnet durch scharf umrissene fokale aber auch temporale Hirnatrophie mit typischen Befunden z.B. Einschlusskörperchen
Symptome
- zunächst Persönlichkeitsveränderungen
- Kritiklosigkeit/plötzliche Aggression (Reizbarkeit)
- Gleichgültigkeit oder Distanzlosigkeit
- Sozialverhalten ist beeinflusst (negativ geprägt) sowohl beruflich als auch privat
- maßlose Ernährung, Heißhungerattacken
- keine Krankheitseinsicht
- Aphasien (Sprachstörungen)
- schleichender Verlust geistiger Fähigkeiten
- Verlust des objektiven Urteilsvermögens
- Ausprägung von Stereotypien und Verallgemeinerungen
- Schlafstörungen
- Inkontinenz
- gebeugte Körperhaltung, Kleinschrittigkeit
- motorische Parkinson-Symptome
- Stürze
- Synkopen (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust)
- Halluzinationen in allen Sinnesmodalitäten
- ausgeprägte Demenzkriterien im Endstadium
- u.a. ausgeprägter Gedächtnis- und Orientierungsverlust
- kognitive Leistungseinbrüche sind sukzessive mit dem unaufhaltsamen Voranschreiten und der deutlich erkennbaren Degeneration aller Hirnareale erkennbar
Im letzten Stadium ist die Symptomatik klinisch nur noch bedingt von denen der Alzheimer-Demenz zu unterscheiden.
mindestens zwei der folgenden drei Kriterien müssen erfüllt sein:
- fluktuierende kognitive Defizite (besonders Aufmerksamkeit)
- wiederholte detaillierte visuelle Halluzinationen
- extrapyramidalmotorische Störungen
(unwillkürliche motorische Störungen)
Therapie
- eine ursächliche Therapie gibt es (noch) nicht
- Pharmakologische Therapie genau abklären lassen!
- Wechselwirkungen und eventl. paradoxe Wirkungen mit anderen
Medikamentengruppen dem behandelnden Arzt mitteilen
- Krankengymnastik/Ergotherapie/Musiktherapie/Entspannungs- techniken
Handhabungsempfehlungen für dieses Klientel
- wichtig sind Orientierungshilfen und lebenspraktische Hilfen, auch wenn die Betroffenen das anders sehen sollten
- feste Bezugspersonen, geregelter Tagesablauf
- gesunde Lebens- und Ernährungsweise, Sport
- Ressourcen- und kompetenzorientiertes Handeln
(das Klientel so lange wie möglich an Entscheidungssituationen und -prozessen aktiv teilhaben lassen)
- Verständnis für Andersartigkeit, Empathie, personenzentrierte Pflege
- CAVE! Selbst- und Fremdgefährdung beachten
3.3 Vaskuläre Demenzen
- resultieren aus arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen im Sinne von Hirninfarkten mit anschließendem Absterben der betroffenen Areale.
Kennzeichnend ist hier die erworbene Gedächtnisstörung. Zudem muss noch eine weitere kognitive Störung (z.B. Lesen, Schreiben, Denken) vorliegen.
Pathogenese
- Hirninfarkte infolge von Mikro- und Makroangiopathie
(die vaskuläre Demenz resultiert aus dem Untergang wichtiger
Schaltstellen des Gehirns und den daraus resultierenden Folgen)
Verlauf und Symptomatik
- Apathie
- Aufmerksamkeitsdefizit
- Erschöpfbarkeit
- Umkehr des Tag- und Nachtrhythmus
- Harn- und ggf. Stuhlinkontinenz
- die spezifischere Symptomatik richtet sich nach dem jeweiligen Infarktgebiet und der Ausprägung
Therapie
- Logopädie/Ergotherapie/Physiotherapie
- Medikation nach Arztanordnung
- angestrebt wird zumindest ein Erhalt des Istzustands
Handhabungsempfehlungen für dieses Klientel
- wichtig sind Orientierungshilfen und lebenspraktische Hilfen
- feste Bezugspersonen, geregelter Tagesablauf
- gesunde Lebens- und Ernährungsweise (ggf. Einhalten von Diät(en),
Sport (soweit wie möglich)
- Hilfsmittel entsprechend der Fähigkeiten und Ressourcen
- Krankengymnastik/Ergotherapie/Logotherapie/Musiktherapie
- ggf. Psychotherapie
Was wird unter Selbstgefährdung verstanden?
Eine Handlung wird ausgeführt, um sich selbst (bewusst oder unbewusst) zu schädigen, bzw. das Risiko einer Schädigung auf sich zu nehmen.
Selbstverletzendes Verhalten ist beispielsweise eine bewusste Selbstgefährdung. Eine unbewusste Selbstgefährdung ist z.B. zu schnelles Autofahren (es wird sich nicht gewollt in Gefahr gebracht).
Was wird unter Fremdgefährdung verstanden?
Eine Handlung wird ausgeführt, um (eine) andere Person/en (bewusst oder unbewusst) zu schädigen, bzw. das Risiko einer möglichen Schädigung billigend in Kauf zu nehmen. Beispiele für Fremdgefährdung können Brandstiftung, Tötungsdelikte und (gefährliche) Körperverletzung sein.
3.4 Differentialdiagnosen der Demenzen
Organisch bedingte psychische Störungen (Psychosen)
- Verschiedene psychische Störungen, denen eine vorübergehende oder dauerhafte Störung der Hirnfunktion gemeinsam ist, werden unter organisch bedingten psychischen Störungen zusammengefasst.
Bei einer Psychose können die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren, da sie Ihre Umwelt auf veränderte (ihre eigene) Art und Weise wahrnehmen.
Neben verändertem Denken und Fühlen sind Bewusstseinsstörungen, Realitätsverlust und Wahnvorstellungen dominierend.
Diese organisch bedingten psychischen Störungen werden eingeteilt in akut (vorübergehend) und chronisch (anhaltend).
Symptome
- Konzentrationsstörungen
- Denkstörungen
- Zwangsgedanken
- Gedankenflut
- Halluzinationen (es werden von den Betroffenen Dinge gesehen,
gehört und gerochen, die nicht real sind)
akute symptomatische (organisch bedingte) psychische Erkrankungen, die Folge einer mittelbaren oder unmittelbaren (meist reversiblen) Schädigung des Gehirns sind
- akute Störungen des ZNS
- Hirntraumen, Entzündungen, Tumore, Drogen
- Delir
- Symptomkomplex: Verwirrtheitszustände, Desorientiertheit,
Halluzinationen, Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsstörungen
- vegetativ bedingte Reaktionen
- Schwitzen
- erhöhte Psychomotorik
- Zittern
Differentialdiagnose Delir (Bewusstseinseintrübung, Desorientiertheit auf den 4 Ebenen - einzeln oder kombiniert)
- Unter einem nicht durch Alkohol oder sonstige psychotrope Substanz verursachtem Delir wird eine akute aber rückbildungsfähige Bewusstseinsstörung verstanden. Dem Delir liegt in der Regel eine therapiebedürftige Erkrankung zu Grunde.
Ein Delir ist immer ein internistischer Notfall, da es zu lebensbedrohlichen vegetativen und Wahrnehmungsstörungen kommt.
Ursachen
- Stoffwechselentgleisung(en)
- hohes Fieber
- Diabetes mellitus
- Tumorerkrankungen
- Zysten in Gehirnarealen
- Flüssigkeitsmangel
- hohes Alter mit degenerativen Hirngefäßschäden
- Encephalitis/Postencephalitisches Syndrom
- Noxenabusus u.a.
Symptome
- Verwirrtheit/Halluzinationen
- Unruhe
- Ängstlichkeit
- erhöhte Irritierbarkeit
- Weitschweifigkeit
- Sprunghaftigkeit
Nach der Abklärung der Ursache klart das Bewusstsein sukzessive wieder auf, Betroffene können jedoch Monate später noch an den Folgen leiden und pflegebedürftig bleiben und/oder werden.
Einteilung gemäß dem ICD-10 Kapitel V (F)
Internationale Klassifikation psychischer Störungen:
F05 Delir, nicht durch Alkohol oder sonstige psychotrope Substanzen bedingt
F05.0 Delir ohne Demenz
F05.1 Delir bei bevorstehender Demenzen
F05.8 sonstige Formen des Delirs
F05.9 nicht näher bezeichnete Formen eines Delirs
Auch der vorübergehende Missbrauch von sogenannten psychotropen Substanzen, zu denen Alkohol, Opioide, Cannabis, Sedativa und Hypnotika, Kokain, Stimulanzien wie z.B. Koffein und Appetitzügler, Halluzinogene, Tabak und Schnüffelstoffe wie z.B. flüchtige Lösungsmittel zählen, hat immer (gewollte und ungewollte) Auswirkungen auf das Nervensystem.
Es ist zwar erwiesen, dass das menschliche Gehirn erstaunlich widerstandsfähig gegen Polytoxikomanie (gleichzeitige Abhängigkeit von mehreren Substanzen) ist, dennoch ist es hochempfindlich und abgestorbene Neurone wachsen i.d.R auch nicht wieder nach.
Es gilt, nicht in dauerhafte Gewohnheitsmechanismen und Abhängigkeit zu geraten. Ein Beispiel für eine schwere Abhängigkeit mit hohem Suchtpotential ist das Korsakow-Syndrom (Alkoholkrankheit).
Das Delirium tremens ist häufig eine schwere Komplikation des Alkoholentzugs.
Differentialdiagnose Depression - Unter einer Depression wird eine psychische Erkrankung verstanden.
Diese ist gekennzeichnet durch anhaltend gedrückte Stimmung, gehemmtes Denkvermögen, Antriebslosigkeit u.a.
Vorboten (Auftreten ohne konkreten Anlass oder als Reaktion auf belastende physische und psychische Ereignisse)
- unspezifische Kopf- und/oder Bauchschmerzen
- Müdigkeit/Abgeschlagenheit
- nachlassendes sexuelles Interesse
- Reizbarkeit
- Angstsymptomatik und Interessenverlust an der Umwelt
Hauptsymptome gemäß ICD 10 Kapitel V (F)
- depressive Stimmung (keine Trauer)
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebslosigkeit
- erhöhte Ermüdbarkeit
Zusatzsymptome gemäß ICD 10 Kapitel V (F)
- Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Denkvermögensstörungen
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- negative und pessimistische Zukunftsvorstellungen
- Selbsttötungsabsichten und dem entsprechende Handlungen
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit bis Nahrungskarenz
- Schmerzen
- Atemnot, ggf. Brustenge
Depressive Patienten beklagen immer mindestens 2 Symptome aus beiden beschriebenen Symptomgruppen.
[...]
- Quote paper
- Sabine Schmidt (Author), 2022, Leitfaden für Interessierte sowie An- und Zugehörige an Demenz Erkrankter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167765
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