Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Stellungnahme der Autoren Adorno und Horkheimer zum Verhältnis von Freiheit und Naturbeherrschung. Dazu wird sich die Arbeit insbesondere auf den Primärtext ihres Werks "Dialektik der Aufklärung" und den von Horkheimer geprägten instrumentellen Vernunftbegriff beziehen. Zunächst wird die Kritische Theorie skizziert, indem das Verhältnis Aufklärung und Mythos untersucht wird. Anschließend wird auf dieser Ebene Horkheimers Vernunft-Ideal als die naiv-humane Vision einer Gesellschaftsordnung, die nun vollständig berechenbar geworden ist, beleuchtet. Der Begriff der Vernunft gibt in der kritischen Theorie vor, die Welt so einzurichten, dass sie den Grundsätzen der Vernunft entspricht, soweit die geschichtlichen Bedingungen das zulassen. Hierbei wird die Natur zu diesem Ziele handhabbar gemacht.
Subjektive und Objektive Vernunft sei durch die gemeinsame Planung und Kontrolle des gesellschaftlichen Lebensprozesses zu erreichen. Vernunft wird in diesem Kontext als ein menschliches Vermögen angesehen, das die Überprüfung traditioneller Normen ermöglicht, während die Natur als feindliche Macht in den Blick des Subjekts gerät. Die Rolle der Vernunft bei der Beherrschung der Natur und der Menschen ist zum einzigen Kriterium gemacht worden. Das willensstarke Subjekt, das in der Zukunft etwas erreichen will, muss in der Lage sein, Mittel und Zwecke zu koordinieren, indem sie eine feste zeitliche Ordnung beachtet. Nach Horkheimer und Adorno lässt sich durch die rationale Beherrschung der Natur die gerechte Verteilung gesellschaftlicher Macht und individueller Freiheit sichern. Darüber hinaus werden die Kosten der instrumentellen Vernunft gegenüber dem einzelnen Subjekt und der Gesellschaft herangeführt.
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Stellungnahme der Autoren Adorno und Horkheimer zum Verhältnis von Freiheit und Naturbeherrschung. Dazu wird sich die Arbeit insbesondere auf den Primärtext ihres Werks „Dialektik der Aufklärung“ und den von Horkheimer geprägten instrumentellen Vernunftbegriff beziehen. Zunächst wird die Kritische Theorie skizziert, indem das Verhältnis Aufklärung und Mythos untersucht wird. Anschließend wird auf dieser Ebene Horkheimers Vernunft-Ideal als die naivhumane Vision einer Gesellschaftsordnung, die nun vollständig berechenbar geworden ist, beleuchtet. Der Begriff der Vernunft gibt in der kritischen Theorie vor, die Welt so einzurichten, dass sie den Grundsätzen der Vernunft entspricht, soweit die geschichtlichen Bedingungen das zulassen. Hierbei wird die Natur zu diesem Ziele handhabbar gemacht. Subjektive und Objektive Vernunft sei durch die gemeinsame Planung und Kontrolle des gesellschaftlichen Lebensprozesses zu erreichen. Vernunft wird in diesem Kontext als ein menschliches Vermögen angesehen, das die Überprüfung traditioneller Normen ermöglicht, während die Natur als feindliche Macht in den Blick des Subjekts gerät. Die Rolle der Vernunft bei der Beherrschung der Natur und der Menschen ist zum einzigen Kriterium gemacht worden. Das willensstarke Subjekt, das in der Zukunft etwas erreichen will, muss in der Lage sein, Mittel und Zwecke zu koordinieren, indem sie eine feste zeitliche Ordnung beachtet. Nach Horkheimer und Adorno lässt sich durch die rationale Beherrschung der Natur die gerechte Verteilung gesellschaftlicher Macht und individueller Freiheit sichern.1 Darüber hinaus werden die Kosten der instrumentellen Vernunft gegenüber dem einzelnen Subjekt und der Gesellschaft herangeführt.
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, ob Freiheit durch Naturbeherrschung zu ermöglichen sei. Horkheimer postuliert, dass, wenn der herrschaftsbesessene Freiheitswunsch, den die Kritische Theorie pflegt, verwirklicht sein wird, werden sowohl natürliche als auch gesellschaftliche Phänomene vorhersagbar sein. Adorno und Horkheimer analysieren in der Dialektik der Aufklärung den Herrschaftsbegriff als einen Teil des Naturbegriffs und kritisieren zunächst den Umgang mit der fortschreitenden Technik, die die Naturbeherrschung in die Wege leitet und die nun als Befestigung von sozialer Herrschaft auf die Gesellschaft zurückschlugen.2 Naturbeherrschung bedeutet in dem Fall nicht die Transformation oder Aneignung von Natur durch den Menschen, sondern die gesellschaftliche Sicht auf die Natur. Überdies schließt Naturbeherrschung auch Menschenbeherrschung ein. Jeglicher Verlust von Selbständigkeit scheint ebenso als bedrohlich für die Selbsterhaltung. Nur zweckgerichtetes Verhalten, was der Selbsterhaltung dient, wird als vernünftig anerkannt. Zweckrationales Handeln und der Wille zur Selbsterhaltung bedingen einander. Das Überleben wird durch Naturbeherrschung gesichert.3 Nur durch das Verfolgen eigenmächtiger Zwecke, vermag das Individuum gegen feindliche Mächte, die bedrohliche Natur, durchzusetzen. Das Prinzip der Selbsterhaltung soll das Risiko verringern, von Naturgewalten physisch vernichtet zu werden. Um sich gegen die Außenwelt durchsetzen zu können, müsse das Subjekt auch seine Innenwelt der rationalen Kontrolle unterwerfen. Um den Prozess der Herausbildung des rationalen Herrschafts- Ich zu veranschaulichen, bedient sich Horkheimer der Freudschen Psychoanalyse und charakterisiert es als Verinnerlichung.4
Abschließend wird die Dialektik der Aufklärung kritisch bewertet. Während die Aufklärung anstrebte gegen Vorurteile und Aberglauben durch autonome Selbstbestimmung vorzugehen, wird diese selbst als mythologischer Ballast abgetan.
2. Max Horkheimers Entwurf einer Kritischen Theorie
Horkheimer schreibt über die kritische Theorie: „Die kritische Theorie der Gesellschaft hat dagegen die Menschen als die Produzenten ihrer gesamten historischen Lebensformen zum Gegenstand. Die Verhältnisse der Wirklichkeit, von denen die Wissenschaft ausgeht, erscheinen ihr nicht als Gegebenheiten, die bloß festzustellen und nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit vorauszuberechnen wären. Was jeweils gegeben ist, hängt nicht von der Natur ab, sondern auch davon, was der Mensch über sie vermag." (Horkheimer, 1937) Die kritische Theorie stellt sich demzufolge insofern gegen eine traditionelle Theorie, dass sie ihren zu untersuchenden Gegenstand nicht von seiner Geschichte und den ihn umgebenden Verhältnissen trennt. Der Mensch als Teil der Gesellschaft nimmt auf zweierlei Weise Einfluss. Der Mensch nimmt zum einen Einfluss auf die Gesellschaft und ihre Widersprüche, denn im Zentrum kritischer Theorie steht die Gesellschaft selbst. Gesellschaft ist hierbei als ein ambivalentes Konstrukt zu verstehen. Die kritische Theorie nennt dies die Totalität der Gesellschaft. Damit wird ein systematischstruktureller, einheitlicher Zusammenhang von Gesellschaft bezeichnet, insbesondere einer kapitalistischen Gesellschaft. Die Teilbereiche sind folglich nicht isoliert voneinander zu denken. Zum anderen nimmt der Mensch Einfluss auf die Ergebnisse und Prozesse der wissenschaftlichen Forschung. Die Gesellschaft passe sich unreflektiert in den Forschungsprozess ein.5
Durch die Einbindung der Wissenschaft in die Totalität der Gesellschaft wird die Autonomie der Wissenschaft in eine Totalität der Wissenschaft transformiert.
Der Teilaspekt der Totalität der Gesellschaft betont die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit der Fachwissenschaften. Die Interdisziplinarität ist auch in den theoretischen Grundlagen der kritischen Theorie zu erkennen. Die Erkenntniskritik Immanuel Kants, die Geschichtsphilosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels sowie der historische Materialismus und die Kritik der politischen Ökonomie Karl Marx’ sind die Ausgangspunkte. Ebenso findet sich hier die Psychoanalyse Sigmund Freuds wieder. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die heutigen Lebensbedingungen konstruiert haben und wie sich diese Entwicklung mit ihren widersprüchlichen Präferenzen erklären lässt.6 Die wissenschaftlichen Untersuchungsgegenstände der kritischen Theorie sind ebenso vielfältig wie ihre inhaltliche Ausprägung. Einen bedeutenden Stellenwert hat die Untersuchung, wie sich der technologische Fortschritt und das Einsetzen der Industrialisierung im Kapitalismus auf die verschiedenen Bereiche in der Gesellschaft auswirken.
Die Auswirkungen des Kapitalismus sind auch in anderen Bereichen zu finden, so führen Adorno und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung den Begriff des universellen „Verblendungszusammenhangs“ (Adorno & Horkheimer, 1947) an und verknüpfen damit Kapitalismus, aufklärerische Vernunft und Nationalsozialismus. Die Auswirkungen dieser instrumentellen Vernunft sind nach den beiden Autoren universell und durchziehen alle gesellschaftlichen Lebensbereiche.7 Doch bevor die Erläuterung des Vernunftbegriffes vorangetrieben wird, folgt eine Übersicht des Hauptwerks der kritischen Theorie: Dialektik der Aufklärung.
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1 vgl. Horkheimer 2007.
2 vgl. Adorno/Horkheimer 1987.
3 vgl. Horkheimer 2007.
4 Horkheimer 2007, 382.
5 Gmünder 1985, 25.
6 Behrens 2002, 22ff.
7 Behrens 2002, 54.
- Quote paper
- Rukiye Tekin (Author), 2019, Freiheit durch Naturbeherrschung? Horkheimers Vision einer Gesellschaftsordnung durch rationale Herrschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167647
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