Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Problematik der veränderten Kundennachfrage und beschreibt eine Lösung, welche den stationären Einzelhandel in Deutschland dauerhaft ergänzen kann und gewisse Aspekte der Branche neu definiert. Der stationäre Einzelhandel in Deutschland ist ein fester Bestandteil im Leben eines jeden Bürgers und die erste Anlaufstelle, um den Privatbedarf an Lebensmitteln und anderen Haushaltsgütern zu decken. Die Erfolgsgeschichte des stationären Einzelhandels in Deutschland begann einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch wachsenden Wohlstand, eine aufblühende Wirtschaft und eine aufkeimende Globalisierung in sämtlichen Branchen, waren Hersteller von Lebensmitteln und Haushaltswaren nicht mehr an einen lokalen Vertrieb gebunden. Güter konnten in immer schnellerer Zeit produziert und geliefert werden, was wiederum idealer Nährboden für eine Vielzahl von Geschäften war. Deutschlandweit entstanden Supermärkte und das nicht nur in dicht besiedelten Gebieten. Die Menschen konnten sich durch diesen Fortschritt ständig mit frischen und neuen Produkten versorgen und der Markt wuchs rapide an.
Technische Innovationen wie das Internet und Smartphones veränderten das Kaufverhalten vieler Menschen drastisch und der Einzelhandel fing erneut an, sich anzupassen. Rewe, ein Marktführer im stationären Einzelhandel in Deutschland, startete eine Kooperation mit Aral, einem der größten Tankstellenunternehmen Deutschlands, um einen dauerhaften Verkauf von Lebensmitteln möglich zu machen. Tankstellen genießen Sonderrechte in Deutschland, welche ihnen erlauben, 24/7 geöffnet haben zu dürfen. Dadurch entstand Rewe To Go mit einem simplen und innovativen Konzept. Produkte des täglichen Bedarfs und Lebensmittel konnten nun zu jeder Zeit angeboten und verkauft werden. Obwohl die Idee hinter dieser Kooperation gut überlegt ist, ist das Konzept dennoch gebunden an die Lokation von Tankstellen. Um eine ortsungebundene und dauerhaft geöffnete Option im stationären Einzelhandel anzubieten, bedarf es eines komplett neuen Ansatzes.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der stationäre Einzelhandel in Deutschland 3
2.1 Begriffserklärung - Stationärer Einzelhandel
2.2 Aktuelle Situation im stationären Einzelhandel
2.3 Rechtliche Grundlagen im Einzelhandel
2.4 Innovationen im stationären Einzelhandel
2.5 Betriebsformen im stationären Einzelhandel
3 Implementierungskonzept einer vollautomatischen Betriebsform
3.1 Grundkonzept und Funktionsweise sowie Positionierung gegenüber anderen Betriebsformen
3.2 Lokale Kostenfaktoren im Vergleich zu regulären Einzelhändlern
3.3 Die 4Ps des Marketing-Mix
3.3.1 Sortimentspolitik
3.3.2 Preispolitik
3.3.3 Vertriebspolitik
3.3.3.1 Vertriebsziele
3.3.3.2 Kundenstrategie
3.3.3.3 Marktbearbeitungsstrategien
3.3.3.4 Vertriebskanäle
3.3.3.5 Ressourcenzuteilung
3.3.4 Kommunikationspolitik
3.4 Konkurrenten und mögliche Partner
3.5 Kriterien für die Lage und Anzahl der Verkaufsstellen
3.6 Logistik
3.6.1 Hauptlagerung
3.6.2 Bestellung und Belieferung
4 Umfrage
4.1 Aufbau und Stichprobe der Umfrage
4.2 Auswertung
4.3 Bewertung der Umfrage
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Umsatzentwicklung im Einzelhandel (ohne Tankstellen, Apotheken und Kfz) 2010 - 2018
Abbildung 2: Lebenszyklus der Betriebsformen im stationären Einzelhandel
Abbildung 3: Konzeptansicht Vorne
Abbildung 4: Konzeptansicht Hinten
Abbildung 5: Magisches Viereck der Positionierung
Abbildung 6: Grobe Darstellung einer Verkaufsfläche
Abbildung 7: Optimum der Sortimentsdimensionen
Abbildung 8: Kundenlebenszyklus
Abbildung 9: Die Produkt-Markt-Matrix nach Ansoff
Abbildung 10: Verhaltensdimensionen
Abbildung 11: Customer Journey
Abbildung 12: Postleitzahlen mit über 5000 Einwohnern mit Anpassung
Abbildung 13: Postleitzahlen mit über 5000 Einwohnern ohne Anpassung
Abbildung 14: Anzahl der Filialen im Lebensmitteleinzelhandel pro Postleitzahl..
Abbildung 15: Anzahl der Tankstellen pro Postleitzahl
Abbildung 16: Frage 21 - Ich könnte mir solche Automaten am ehesten vorstellen
Abbildung 17: Frage 22 - Diese Produktkategorien muss der Automat mindestens anbieten
Abbildung 18: Frage 15 - Mittelwerte der Zielgruppen
Abbildung 19: Frage 17 - Mittelwerte der Zielgruppen
Abbildung 20: Frage 18 - Mittelwerte der Zielgruppen
Abbildung 21: Frage 19 - Mittelwerte der Zielgruppen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: AGBs und Informationspflichten
Tabelle 2: Betriebsformen in Deutschland und deren Eigenschaften
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Der stationäre Einzelhandel in Deutschland ist ein fester Bestandteil im Leben eines jeden Bürgers und die erste Anlaufstelle, um den Privatbedarf an Lebensmitteln und anderen Haushaltsgütern zu decken. Die Erfolgsgeschichte des stationären Einzelhandels in Deutschland begann einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Durch wachsenden Wohlstand, eine aufblühende Wirtschaft und eine aufkeimende Globalisierung in sämtlichen Branchen, waren Hersteller von Lebensmitteln und Haushaltswaren nicht mehr an einen lokalen Vertrieb gebunden. Güter konnten in immer schnellerer Zeit produziert und geliefert werden, was wiederum idealer Nährboden für eine Vielzahl von Geschäften war. Deutschlandweit entstanden Supermärkte und das nicht nur in dicht besiedelten Gebieten. Die Menschen konnten sich durch diesen Fortschritt ständig mit frischen und neuen Produkten versorgen und der Markt wuchs rapide an. Wo anfangs nur kleine „Tante Emma“-Läden die Deutschen mit Haushaltsprodukten versorgen konnten, übernahmen moderne Geschäfte den Einzelhandelsmarkt. Mit der Zeit wuchsen viele dieser Märkte zu großen Unternehmen heran, welche anfingen, sich immer mehr in Bezug auf Qualität und Preisniveau zu spezialisieren. Durch diese Spezialisierungen entstanden komplett neue Verkaufsformen und das Angebot der jeweiligen Betriebsformen passte sich an. Die Kunden hatten durch diesen Wandel noch mehr Optionen, ihre Einkäufe zu planen und zu gestalten.1
Wie in einem Rechtsstaat üblich, wurden in diesem Zusammenhang Gesetze erlassen, die Verkäufer und Kunden schützen sollten. Bundesweit wurden Ladenöffnungszeiten eingeführt, welche genau vorgaben, von wann bis wann ein Geschäft geöffnet sein darf. Diese Regelungen sind bis heute in allen 16 Bundesländern teils sehr unterschiedlich. Abgesehen von einigen Ausnahmen (bspw. durch Tankstellen) dürfen in keinem Bundesland Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs durchgehend verkauft werden. Händler und Kunden sind somit an Öffnungszeiten gebunden und Verbraucher haben kaum eine andere Möglichkeit Lebensmittel und andere Produkte außerhalb dieser Geschäftszeiten zu kaufen.2
Technische Innovationen wie das Internet und Smartphones veränderten das Kaufverhalten vieler Menschen drastisch und der Einzelhandel fing erneut an, sich anzupassen. Es bestand fortan die Möglichkeit, rund um die Uhr Einkäufe zu tätigen und dieses Angebot wurde immer stärker nachgefragt und wahrgenommen. Dieser Trend entging dem stationären Einzelhandel nicht und somit wurden Wege gesucht, wie Lebensmittel und Haushaltsartikel von diesem ebenfalls rund um die Uhr angeboten werden können.3
Rewe, ein Marktführer im stationären Einzelhandel in Deutschland, startete eine Kooperation mit Aral, einem der größten Tankstellenunternehmen Deutschlands, um dieses Vorhaben möglich zu machen. Tankstellen genießen Sonderrechte in Deutschland, welche ihnen erlauben, 24/7 (24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche) geöffnet haben zu dürfen. Durch diese Kooperation entstand Rewe To Go mit einem simplen und innovativen Konzept. Produkte des täglichen Bedarfs und Lebensmittel konnten nun zu jeder Zeit angeboten und verkauft werden. Obwohl die Idee hinter dieser Kooperation gut überlegt ist, ist das Konzept dennoch gebunden an die Lokation von Tankstellen.4 Um eine ortsungebundene und dauerhaft geöffnete Option im stationären Einzelhandel anzubieten, bedarf es eines komplett neuen Ansatzes.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der genannten Problematik und beschreibt eine Lösung, welche den stationären Einzelhandel in Deutschland dauerhaft ergänzen kann und gewisse Aspekte der Branche neu definiert. Ein Verkaufsautomat, der kein Filialpersonal benötigt und daher nicht an Ladenöffnungszeiten gebunden ist, bietet die Chance, dauerhaft und ortsungebunden Produkte verkaufen zu können und ist somit eine logische und sinnvolle Option zum Schließen dieser Marktlücke. Neben dem Konzept der neuen Betriebsform beschreibt diese Arbeit sämtliche Prozesse und Aspekte die benötigt werden, um einen funktionierenden Betrieb dieser Automaten deutschlandweit zu gewährleisten. Die Prozesse und Aspekte, die in dieser Arbeit behandelt werden, sind lokale Kostenfaktoren im Vergleich zu regulären Einzelhändlern, die 4Ps des Marketing-Mix, Konkurrenten und mögliche Partner, Kriterien für die Lage und Anzahl der Verkaufsstellen und die Logistik. Abschließend soll mit einer Umfrage die Tauglichkeit des Konzeptes sowie die Nachfrage danach analysieren und erläutert werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein wirtschaftliches Gesamtkonzept hinter einer neuartigen Betriebsform zu erstellen, die Implementierung dieser zu beschreiben und der Frage auf den Grund zu gehen, ob Kunden ein Interesse an dieser Idee zeigen und sie nutzen würden.
2 Der stationäre Einzelhandel in Deutschland
Dieser Teil der Arbeit befasst sich mit theoretischen Grundsätzen und Hintergründen im stationären Einzelhandel in Deutschland, um eine theoretische Grundlage für den Hauptteil der Arbeit zu bieten. Die Theorie setzt sich aus den Punkten Begriffserklärung - Stationärer Einzelhandel, aktuelle Situation im stationären Einzelhandel, rechtliche Grundlagen im Einzelhandel, Innovationen im stationären Einzelhandel und Betriebsformen im stationären Einzelhandel zusammen. Diese Punkte dienen als Basis für das Konzept der neuen Betriebsform und deren Implementierung in den deutschen Markt, weil sie Rahmenbedingungen und Ausgangssituationen auf staatlicher und wirtschaftlicher Ebene erklären, die eingehalten und beachtet werden müssen.
2.1 Begriffserklärung - Stationärer Einzelhandel
Um den Begriff des stationären Einzelhandels zu definieren, muss dieser in seine Bestandteile zerlegt werden um diese getrennt voneinander zu erläutern. Abschließend werden die Begrifflichkeiten wieder zu einem Gesamtbegriff zusammengeführt, welcher daraufhin genau beschrieben werden kann. Der Einzelhandel wird dadurch definiert, dass er das Bindeglied zwischen der Produktion oder dem Großhandel und dem Endverbraucher darstellt und (in den meisten Fällen) direkt an diesen verkauft. Durch den Direktverkauf an den Endkunden wird diese Beziehung zwischen den zwei Parteien auch als B2C (Business to Consumer = Unternehmen zu Verbraucher) bezeichnet. Die Produkte, die der Einzelhandel an den Verbraucher verkauft, sind hierbei Dienstleistungen und Waren, die meist nicht von dem Einzelhandelsunternehmen selbst hergestellt oder entwickelt werden.56 Das Wort stationär bedeutet, dass etwas an einen Ort gebunden ist und sich diese Bindung nicht verändert.7 Durch die Kombination beider Begrifflichkeiten kann folgend der stationäre Einzelhandel beschrieben werden.
Der stationäre Einzelhandel ist ein an einen Standort gebundener Handelsbetrieb für Endkonsumenten, bei dem meist Produkte und Dienstleistungen anderer Hersteller vertrieben werden. Typische Formen des stationären Einzelhandels sind bei- spielsweise Warenhäuser, Supermärkte, Kaufhäuser und Discounter. Der stationäre Einzelhandel hat viele verschiedene Betriebsformen, welche jeweils unterschiedliche Spezifikationen, Waren und Ausrichtungen haben. Das Gegenstück zum stationären Einzelhandel ist der ambulante Einzelhandel, welcher nicht an einen Ort gebunden, und somit mobil ist. Unter dem ambulanten Handel stehen Konzepte wie Marktstände und Vertreterhandel aber auch E-Commerce und Versand- handel.8
2.2 Aktuelle Situation im stationären Einzelhandel
In Deutschland existierten 2017 331.858 Einzelhandelsunternehmen (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) mit über 3,6 Millionen Beschäftigten.9 Der private Konsum (private Haushalte) lag 2018 bei 1.718 Milliarden Euro, was bei einem Bruttoinlandsprodukt von 3.386 Milliarden Euro in diesem Jahr 50,7% ausmacht. Der Einzelhandelsumsatz lag im gleichen Jahr bei 526,8 Milliarden Euro was einem Anteil von 15,6% am Bruttoinlandsprodukt entspricht.10 Unter den Top 1000 Vertriebslinien im stationären Einzelhandel dominierte 2019 der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit einem Umsatzanteil von 56,9%. Es ist somit nicht verwunderlich, dass unter den umsatzstärksten Unternehmen im stationären Einzelhandel neun von zehn Teil des Lebensmitteleinzelhandels sind. Das einzige Unternehmen, welches nicht primär Lebensmittel verkauft und es auf die Liste geschafft hat, ist die Drogeriemarktkette DM. Mit einer erwirtschafteten Summe von knapp 137 Milliarden Euro, erwirtschafteten diese zehn Unternehmen 44% des Gesamtumsatzes aller 1000 Unternehmen. Die Marktmacht des stationären Einzelhandels kann durch einen Vergleich noch mehr verdeutlicht werden. Der Umsatz der drei erfolgreichsten stationären Handelsunternehmen 2019 war größer, als der des gesamten Onlinehandels in diesem Jahr, was einem Umsatz von 56 Milliarden Euro entspricht.11 Die nominale Umsatzentwicklung im Einzelhandel zum Vorjahr (ohne Apotheken, Kfz und Tankstellen) nahm von 2010 bis 2018 ständig zu. Alle jährlichen Wachstumswerte zum Vorjahr lagen bei über einem Prozent.12 Abbildung 1 zeigt den Wachstumstrend der nominalen Veränderung zu den Vorjahren in Prozent im engeren Sinn (ohne Kfz, Apotheken und Tankstellen):13
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Umsatzentwicklung im Einzelhandel (ohne Tankstellen, Apotheken und Kfz) 2010 - 2018
Quelle: Vgl. Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), 2019, S. 18.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostizierte noch im Februar 2020 einen Zuwachs im deutschen Einzelhandel zum Vorjahr von 2,5%.14 Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, welche Auswirkungen die bevorstehende COVID-19 (SARS-CoV-2) Pandemie auf die Wirtschaft haben würde. Durch die rasche Verbreitung des Virus mussten deutschlandweit viele stationäre Geschäfte schließen. Die verhängten Ausgangssperren, die soziale Distanzierung und die strengen Gesundheitsauflagen für Geschäfte schmälerten die Umsätze weiter. Mit der Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels fürchten die meisten Unternehmen aus der Einzelhandelsbranche um ihre Existenz. Laut Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung in Köln ist es eher unwahrscheinlich, dass der Einzelhandel in absehbarer Zukunft wieder Spitzenumsätze einfahren kann. Viele Händler verfügen nicht über genügend Rücklagen, um solch eine Krise zu stemmen und deshalb kann es laut Sandra Röseler von der Onlinezeitschrift taz dazu kommen, dass 50.000 Standorte im Handel wegfallen könnten. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht davon aus, dass bis zum Herbst 2020 viele Unternehmen der Branche Insolvenz anmelden müssen.1516 Da die Bundesregierung das Insolvenzrecht im März 2020 coronabedingt gelockert hatte, wurde die Insolvenzantragspflicht bis zum Ende des Jahres für Unternehmen ausgesetzt. Da diese Frist jedoch begrenzt ist, befürchtet der Handelsverband eine aufgeschobene Insolvenzwelle der oben genannten 50.000 Geschäfte für das Jahr 2021.17
Von Februar bis März 2020 gibt das statistische Bundesamt eine reale Veränderungsrate von -2,6% des Einzelhandelsumsatzes an und meldet einen weiteren prozentualen Umsatzeinbruch von März bis April 2020 von -6,5%. Diese Werte sind die niedrigsten seit 2010.18 Es kann noch nicht gesagt werden, wie hoch die Schäden der Pandemie für die Branche des Einzelhandels am Schluss sein werden, aber die Prognosen sind zu dem jetzigen Stand alles andere als positiv.
2.3 Rechtliche Grundlagen im Einzelhandel
Im stationären Einzelhandel und vor allem im stationären Lebensmitteleinzelhandel gibt es unzählige Regelungen, Gesetze und Rechte für die Verbraucher und die Anbieter. Alle aufzuzählen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen und aus diesem Grund fokussiert sich der Autor auf einige für die vollautomatische Betriebsform besonders wichtige. Die Rechte, Regelungen und Gesetze auf die genauer eingegangen wird, sind das Mindesthaltbarkeitsdatum, der Kaufvertrag, Zugangsbeschränkungen für Kinder und Jugendliche, die Informationspflicht, AGBs, die Mängelhaftung sowie das Widerrufs- und Rückgaberecht.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist grundsätzlich das Datum, bis zu dem ein Produkt mindestens seine spezifischen Eigenschaften unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen behält. Laut § 7 der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV) muss ein Mindesthaltbarkeitsdatum deutlich sichtbar mit den Worten „mindestens haltbar bis...“ gekennzeichnet werden. Hierbei ist neben einigen Ausnahmen unter Angabe von Tag, Monat und Jahr anzugeben, an welchem Datum ein Produkt seine spezifischen Eigenschaften verliert.19 Es besteht grundsätzlich keine Angabepflicht des Mindesthaltbarkeitsdatums bei:20
- Frischem Obst, Gemüse, Samen und ähnlichen Erzeugnissen,
- alkoholischen Getränken mit zehn oder mehr Prozent Alkoholgehalt,
- Fruchtsäften, alkoholfreien Getränken, Fruchtnektaren und alkoholischen Getränken, deren Behältnisse mehr als fünf Liter fassen,
- Portionspackungen mit Speiseeis,
- Backwaren, bei denen von einem Verzehr innerhalb von 24 Stunden ausgegangen wird,
- Speisesalz (Ausnahme: jodiertes Speisesalz),
- Zucker in einer festen Form,
- Waren, welche zu einem überwiegenden Großteil aus Zuckerarten, Farbstoffen und Aromastoffen bestehen,
- kaubaren Produkten wie Kaugummi,
- und weinähnlichen Getränken.
Das Zustandekommen eines Kaufvertrages in Deutschland kann auf zwei verschiedenen Wegen geschehen. Eine Möglichkeit ist, dass eine erste Willenserklärung zum Verkauf in Form eines Angebotes oder eines Antrages von einem Verkäufer ausgeht und diese von einem Käufer angenommen wird. Die zweite Möglichkeit ist, dass ein Käufer eine Willenserklärung zum Kauf in Form einer Bestellung oder eines Antrags an einen Verkäufer richtet, welcher den Antrag annimmt. Normalerweise sind Kaufverträge formlos und werden bei jeder oben genannten Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer abgeschlossen.21 Für das Zustandekommen eines Kaufvertrags bedarf es jedoch nicht zwingend einer Interaktion zwischen zwei Personen. Ein Kaufvertrag kommt auch dann zustande, wenn ein Automat Produkte anbietet, die von einem Kunden gekauft werden.22 Weil einige Produktarten jedoch altersbeschränkt sind, dürfen sie nicht an alle Altersgruppen verkauft werden.
Da Tabakprodukte und alkoholische Getränke in Deutschland nicht an Kinder und Jugendliche verkauft werden dürfen, sind Einzelhändler dazu verpflichtet das Jugendschutzgesetz einzuhalten. An Personen unter 18 Jahren gilt ein totales Verkaufsverbot für Tabakprodukte. Starke Spirituosen wie Schnaps dürfen lediglich an Erwachsene verkauft werden wobei alkoholische Getränke wie Bier oder Wein bereits ab 16 Jahren erworben werden können. Es ist die Pflicht des Händlers den Altersnachweis bei einem Kauf zu überprüfen. Die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes müssen gut lesbar und deutlich sichtbar ausgehangen werden.23 Neben den soeben genannten Bestimmungen gibt es weitere Angaben, die ein Verkäufer deutlich lesbar aushängen muss.
Im deutschen Handel gibt es notwendige Angaben von Seiten des Verkäufers, die gesetzlich festgelegt sind und wiederum andere, die ein Verkäufer in einem gewissen rechtlichen Rahmen selbst bestimmen kann. AGBs (Allgemeine Geschäftsbedingungen) werden vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben und könnten somit gänzlich weggelassen werden. AGBs sind gemäß § 305 Absatz 1 Satz 1 BGB alle vorformulierten Vertragsbedingungen, die für eine Vielzahl von Verträgen bei Abschluss eines Vertrags von einer Partei an die andere Partei gestellt werden. Anders als AGBs werden Informationspflichten vom Gesetzgeber gefordert und müssen dem Verbraucher zur Verfügung gestellt werden.2425 Folgend werden in Tabelle 1 häufig vorkommende AGB-Inhalte sowie einige vorgeschriebene Informationspflichten beispielhaft genannt:2627
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: AGBs und Informationspflichten
Quelle: Eigene Darstellung
Die Mängelhaftung, die Teil der in Tabelle 1 beschriebenen Informationspflichten ist, besteht aus Rechten, die einem Käufer nach Abschluss eines Kaufes zustehen, falls die Ware von Seiten des Verkäufers mangelhaft geliefert wurde. Diese Gesetze umfassen einen Anspruch auf Nacherfüllung, das Rücktrittsrecht, die Minderung und einen Anspruch auf Schadensersatz. Eine verkaufte Sache muss gemäß der Gewährleistung frei von Sach- und Rechtsmängeln sein. Der Verkäufer muss in einem gewissen Zeitraum nach Lieferung der Ware für sämtliche Mängel an besagter Ware haften. Diese Haftungsfrist beträgt 24 Monate, kann aber bei Gebrauchtwaren auf 12 Monate gekürzt werden.28 Ein Kunde hat nach Erkennen des Mangels ein bis zwei Tage Zeit, um eine Mängelrüge einzureichen (das Wochenende fällt nicht in die Frist), damit der Verkäufer alle Maßnahmen treffen kann um seine Interessen zu wahren.29
Abschließend für diesen Teil der Arbeit wird das Widerrufs- und das Rückgaberecht behandelt. Das Widerrufs- bzw. Rückgaberecht ist in Deutschland von Fall zu Fall unterschiedlich. Wo ein Kunde nach Abschließen eines Fernabsatzvertrages (Onlinekauf) ein 14-tägiges Widerrufsrecht hat, besteht dieses Rückgaberecht im statio- nären Einzelhandel nur auf freiwilliger Basis. Wenn kein Mangel an der Ware festgestellt werden kann und somit keine Mängelhaftung besteht, ist eine Rücknahme der Ware von Seiten des Verkäufers im stationären Einzelhandel komplett freiwillig und kann abgelehnt werden.30 Auch in den folgenden Fällen besteht bei Mängelfreiheit kein Widerrufs- und Rückgaberecht:31
- Automatengeschäfte
- Dienstleistungen
- Grundstücke
- Lebensmittel
- Fernunterricht
- Finanzgeschäfte
2.4 Innovationen im stationären Einzelhandel
Der stationäre Einzelhandel bekam in den letzten zehn Jahren verstärkt innovativen Zuwachs. Der Wandel, der durch die Digitalisierung in dieser Branche vorangetrieben wurde, zeigt sich immer mehr an neuen Ladenkonzepten und neuen Ideen, die deutschlandweit den Markt erweitern. Amazon, ein Pionier unter den Onlinehändlern und seit vielen Jahren eines der weltweit größten Unternehmen in der E-Commerce-Branche, brachte vor einigen Jahren das Amazon Go Konzept auf den US- amerikanischen Markt. Die Idee hinter Amazon Go ist es, einen stationären Laden ohne Personal zu betreiben, in dem Kunden mit ihrer Ware einfach aus dem Laden gehen können ohne diese einscannen zu müssen. Der Laden ist vollausgestattet mit Elektronik, Sensoren und den neusten Systemen und zieht bei Verlassen des Ladens den Kaufpreis direkt von der Kreditkarte ab. Das Konzept ist so begehrt, dass Amazon diese Technologie mittlerweile als Lizenz anderen Händlern zur Verfügung stellen will.32
Doch nicht nur amerikanische Unternehmen versuchen sich an der Idee der Läden ohne Verkäufer. In Thüringen öffnete Anfang 2020 der „24h Tag & Nacht Markt“ erstmals seine Pforten. Mit einer ähnlich innovativen Funktionsweise wie Amazon Go zeigt dieses Beispiel, dass der deutsche Einzelhandel ebenfalls auf die Veränderungen auf dem Markt reagiert.33 Das wachsende Interesse an innovativen und daueroffenen Läden ist ebenfalls an dem Beispiel von Rewe To Go zu sehen. Wie Patricia Andreae 2017 in der Frankfurter Allgemeine schrieb, schlossen sich die Unternehmen Rewe und Aral zusammen, um eine Geschäftsidee zu verwirklichen, die es Kunden erlaubt, rund um die Uhr frische Lebensmittel und andere Artikel einzukaufen. Laut der Autorin braucht es eine von zwei Möglichkeiten, wenn man nachts noch einen Kuchen backen will; eine gefüllte Vorratskammer oder einen Laden der dauerhaft geöffnet hat.34
Des Weiteren erfreuen sich Automaten immer größerer Beliebtheit in Deutschland. Die Einzelhandelsgrößen Aldi Süd und Edeka testen jeweils neue Verkaufsautomaten mit einer Produktpalette zwischen 25 und 30 Produkten. Diese Automaten sollen den Kunden die Möglichkeit bieten, eine gewisse Auswahl an Produkten zu jeder Zeit und außerhalb der Geschäftszeiten einkaufen zu können. Außerdem hat ein Verkaufsautomat in Oldenburg eröffnet, der eine Produktpalette von bis zu 500 Produkten anbietet.35 Der Automat in Oldenburg ist verbunden mit einem dahinterliegenden Laden, der zu den regulären Öffnungszeiten betreten werden kann. Außerhalb der Geschäftszeiten können über den Automaten Produkte erworben wer- den.36
Neben größeren Änderungen und Neuheiten gibt es auch spezifischere Innovationen, die dem Käufer das Einkaufen erleichtern sollen. Durch die Digitalisierung und die steigende Nachfrage im E-Commerce sind viele Einzelhändler dazu gezwungen, sich neu zu erfinden. Es wird verstärkt versucht Kunden in den Läden ähnliche Serviceleistungen wie in Onlineshops zu bieten. Mittlerweile gibt es Umkleidekabinen mit interaktiven Spiegeln, die einem Kunden beim Anprobieren von Kleidung beraten und Größen vorschlagen. Ferner gibt es in einigen Läden die Möglichkeit, sich scannen zu lassen, um ein maßgenaues und selbstkreiertes Kleidungsstück im Laden von einer Maschine fertigen zu lassen. Der stationäre Einzelhandel versucht sich selbst attraktiver zu machen, um den Kampf gegen den Onlinehandel nicht zu verlieren.37 Dass der stationäre Einzelhandel sich ändern und anpassen muss, um seine Kunden nicht in großen Mengen an den Onlinehandel zu verlieren, bestätigt eine Ausarbeitung über die Zukunft des stationären Einzelhandels von PricewaterhouseCooper (PWC). Innovationen müssen sich laut PWC an dem technologischen Fortschritt und an dem Kauferlebnis der Kunden ausrichten. Es wird prognostiziert und geraten, dass sich der stationäre Einzelhandel von seinen alten Gewohnheiten trennt und sich in vielerlei Hinsicht neu erfindet. PWC nennt eine Vielzahl von digitalen Innovationen wie z.B. Mobile Payment, Augmented Reality und Digital Warehousing. Obwohl der stationäre Einzelhandel versucht, seine Vertriebswege zu digitalisieren, muss dieses Vorhaben verstärkt in Angriff genommen werden, um nicht vom Onlinehandel überholt zu werden.38
2.5 Betriebsformen im stationären Einzelhandel
Der stationäre Einzelhandel in Deutschland weist verschiedene Betriebsformen (auch Betriebstypen genannt) auf, die sich alle in einigen wesentlichen Merkmalen voneinander unterscheiden. Nicht verwechselt werden sollten Betriebsformen mit Vertriebsformen. Nichtstationäre Handelsunternehmen werden als Vertriebsformen bezeichnet und stationäre Handelsunternehmen werden als Betriebsformen bezeichnet. Da der Fokus dieser Arbeit auf dem stationären Einzelhandel liegt, wird folgend nicht weiter auf Vertriebsformen eingegangen. Wegen der großen Anzahl an Betriebsformen im stationären Einzelhandel ist es wichtig, die richtige Betriebsform für eine Unternehmung zu wählen, da diese die Produkte, die Supply Chain und die Geschäftseinheiten grundlegend bestimmt und bildet.39 Tabelle 2 zeigt die am häufigsten vorkommenden Betriebsformen in Deutschland, deren Sortimentsbreiten und Sortimentstiefen, die Arten der Bedienung, die Beratungsqualitäten und die Preisniveaus:40414243444546
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Betriebsformen in Deutschland und deren Eigenschaften
Quelle: Vgl. Delissen, o.J.; Vgl. Speth/Rosenthal/Waltermann, 2018, S. 21-23; Vgl. Tallos, 2018;
Vgl. Kaufmann im Einzelhandel, 2019; Vgl. Spektrum.de, o.J.; Vgl. Hehle, 2012, S. 77; Vgl. Metro
AG (b), 2016.
Die Sortimentsbreite beschreibt die Anzahl der verschiedenen Güter im Angebot eines Unternehmens, während die Sortimentstiefe die Anzahl gleichartiger Güter einer Gütervariante bezeichnet.47
Wie in Tabelle 2 gesehen werden kann, gibt es eine Vielzahl von Betriebsformen mit verschiedensten Ausprägungen und Eigenschaften. Jede Betriebsform ist Teil des Lebenszyklus, der die Wichtigkeit der Betriebsform auf dem Markt und für den
Konsumenten beschreibt. Manche erfreuen sich großer Beliebtheit, wobei andere mit einer stagnierenden Nachfrage zu kämpfen haben. Abbildung 2 zeigt den Lebenszyklus einiger Betriebsformen und deren Zuordnung in diesem:48
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Lebenszyklus der Betriebsformen im stationären Einzelhandel
Quelle: Vgl. Jäger, 2016, S. 4-5.
Während traditionelle Geschäfte stagnieren und immer mehr an Bedeutung für die Kunden verlieren, sind modernere und innovativere Betriebsformen auf dem Vormarsch. Ein neues Konzept für Verkaufsautomaten könnte sich diesen Pionieren des stationären Einzelhandels anschließen und schnell an Wichtigkeit gewinnen.
3 Implementierungskonzept einer vollautomatischen Betriebsform
Dieses Kapitel befasst sich grundlegend mit der Idee einer neuen und vollautomatischen Betriebsform und einem möglichen Implementierungskonzept sowie Erfolgsfaktoren für den deutschen Markt. Die Hauptpunkte dieses Kapitels sind das Grundkonzept und die Funktionsweise, lokale Kostenfaktoren im Vergleich zu regulären Einzelhändlern, die 4Ps des Marketing-Mix, Konkurrenten und mögliche Partner, Kriterien für die Lage und Anzahl der Verkaufsstellen und abschließend die Logistik. Das Ziel dieses Kapitels besteht darin, für jeden der genannten Hauptpunkte eine logische und in sich stimmige Möglichkeit zu finden, eine vollautomatische Betriebsform erfolgreich in den Handelsmarkt einzubringen.
3.1 Grundkonzept und Funktionsweise sowie Positionierung gegenüber anderen Betriebsformen
Die Idee und das Grundkonzept hinter der in dieser Arbeit behandelten vollautomatischen Betriebsform basieren auf herkömmlichen Verkaufsautomaten. Verkaufsautomaten sind Maschinen, die ein gewähltes Produkt nach Bezahlung auswerfen.49 Die vollautomatische Betriebsform, die zukünftig auch als Automat oder Verkaufsautomat bezeichnet wird, soll in ihren Grundzügen gleich funktionieren. Die Idee ist ein Automat, der im Vergleich zu anderen Verkaufsautomaten ein außerordentliches Sortiment und einen außerordentlichen Service anbietet. Das Sortiment soll dem eines Convenience Stores ähneln, weil es sich bei dem Konzept in jederlei Hinsicht um die Convenience (Bequemlichkeit) der Kunden drehen soll. Convenience Stores sind grundlegend Geschäfte in gut erreichbaren Lagen, in denen verzehrfertige Produkte, gekühlte Getränke und andere Waren des täglichen Bedarfs zur kurzfristigen Versorgung der Kunden angeboten werden.5051 Convenience Stores bieten Waren schnell, ohne großen Aufwand auf Seiten der Kunden, und zu jeder Zeit an um einen Einkauf so angenehm und bequem wie möglich zu gestal- ten.52 Des Weiteren sind Convenience Stores die am schnellsten wachsende Betriebsform weltweit, was die Entscheidung einer Convenience-Orientierung der Automaten nur bestärkt.53
Der Automat soll in einem kleinen einstöckigen (maximal zweistöckigen - Tiefbauweise) Gebäude oder Raum Platz finden. Laut Jonas Ehrenfeld, einem Manager für Sales Support der „viastore Stystems GmbH“, einem internationalen Anbieter für Intralogistik-Systeme, reichen bereits wenige Kubikmeter für die kleinsten Kleinteillager aus. Die Bedien- und Bestellfelder sowie die Ausgabe- und Rückgabefächer sind mit dem Lager verbunden und befinden sich in einem kleinen Raum innerhalb der Anlage welcher 24/7 von Kameras überwacht wird.54 In diesem Raum sollen die Informationspflichten für Einzelhändler, die AGBs und die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes angebracht werden. Kunden können diesen Raum rund um die Uhr betreten, um an den Touchscreen-Bedienfeldern Waren auszuwählen, die in einer Ausgabeluke nach Bezahlung ausgegeben werden. Es sollte bestenfalls mehrere Bedienfelder und Luken geben, damit mehrere Kunden zur gleichen Zeit einkaufen können. Folgend soll durch zwei konzeptionelle Entwürfe (Abbildung 3 und Abbildung 4) dargestellt werden, wie diese Automaten ungefähr aussehen könnten:55
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Konzeptansicht Vorne
Quelle: Vgl. Schroll, 2020.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Konzeptansicht Hinten
Quelle: Vgl. Schroll, 2020.
Da die Automaten und ihre Funktionsweise eine Neuheit auf dem Markt darstellen, hatten Kunden noch keine Möglichkeit, sich mit der Handhabung vertraut zu machen. Nach Eröffnung eines Verkaufsautomaten soll daher ein „Verkaufsberater“ vor Ort Kunden bei Bedarf durch den Kaufprozess führen. Das Sortiment, die Verfügbarkeit von Produkten in den Automaten und Produktinformationen sollen online über eine App oder eine Website aufgerufen und eingesehen werden können. Die enge Verbindung des Handels mit dem Smartphone bzw. dem Internet ist laut Prof. Dr. Gerrit Heinemann, dem Autor von „Die Neuerfindung des stationären Einzelhandels“, ein zukunftsgerichteter Schritt mit starker Bedeutsamkeit für den Einzelhandel und sollte daher auch ein wichtiger Bestandteil der Interaktion zwischen Kunde und Automat werden.56
Kunden sollen die Möglichkeit haben eine Kundenkarte per Post oder im Internet zu beantragen. Das Kundenkonto, welches bei der Beantragung einer Kundenkarte automatisch erstellt wird, dient dazu, dass Kunden Produkte reservieren können und eventuelle Angebote erhalten, die sich an ihrem Kaufverhalten orientieren. Somit bekommen Kunden maßgeschneiderte Angebote, die sie am meisten ansprechen. Durch Big Data und eine künstliche Intelligenz können Sonderangebote und Rabattaktionen perfekt auf die Bedürfnisse eines jeden Kunden angepasst werden, um diesen bestmöglich ansprechen zu können.57 Big Data beschreibt die enorme Menge an Daten die durch die Digitalisierung gewonnen werden kann und die optimale Auswertung und Nutzung dieser.58 Der Informationspool, der durch Big Data erstellt wird, ist eine Zusammensetzung sämtlicher Daten aus allen vorhandenen Datenquellen eines Unternehmens. Die Nutzung von Big Data ermöglicht laut Christopher Kiel von der Online-Zeitschrift „Digitaler Mittelstand“ eine Umsatzsteigerung von durchschnittlich 8%. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass bereits jedes dritte Unternehmen in den Ländern Deutschland, Schweiz und Österreich eine gezielte Datenauswertung auf Basis von Big Data nutzt.59 Durch die gewonnenen Daten ist es einem Unternehmen unter anderem möglich seine Kunden und deren Wünsche genau analysieren und verstehen zu können, was dafür spricht, dass dieses Tool ebenfalls von der neuen Betriebsform genutzt werden sollte.
Der Kauf der Produkte kann über zwei Wege erfolgen. Die erste Möglichkeit besteht darin, die Ware direkt vor Ort an dem Ausgabeschalter zu erwerben. Die zweite Möglichkeit sieht vor, die Ware online per App oder per Website über ein Kundenkonto zu reservieren, um diese dann innerhalb einer Stunde abholen zu können. Hierbei soll eine Kulanzzeit von maximal einer Stunde nach Ablauf der Frist gegeben werden. Nachdem dieser Zeitraum verstrichen ist, wird das Geld zurücküberwiesen und der Kunde bekommt für 24 Stunden eine Bestellsperre um ein „Dauerreservieren“ zu vermeiden. Somit wird sichergestellt, dass Waren nicht dauerhaft belegt sind und andere Kunden die Möglichkeit haben diese Produkte nach Ablauf der Frist wieder erwerben zu können. Die Kundenkarte kann direkt mit einem Bankkonto verknüpft werden, um die Zahlung zu erleichtern indem man nur eine Karte zum Kauf benötigt. Wer dies jedoch nicht wünscht, kann alternativ auch mit Bargeld oder mit Geldkarte/Kreditkarte zahlen. Produkte mit einer Altersbegrenzung wie alkoholische Getränke oder Tabak sollen ausschließlich durch einen erbrachten Altersnachweis zum Kauf freigegeben werden. Der Nachweis des Alters kann per Personalausweis oder Bankkarte direkt an dem Terminal erfolgen.
Bestückt und betreten werden kann der Verkaufsautomat durch eine Zugangstür auf der Rückseite der Maschine. Der Automat meldet bei einer Fehlfunktion die Störung automatisch und umgehend, so dass ein Servicetechniker schnellstmöglich informiert werden kann, um das Problem zu beheben. Kunden, die von einer Fehlfunktion im Gerät betroffen sind, können dies melden und bekommen eine Entschädigungsleistung in Form eines Gutscheins. Die Produkte befinden sich in Kartuschen, welche in den Automaten eingeführt werden. Leere Kartuschen können schnell und einfach auf der Rückseite des Automaten entnommen werden, um dort durch neue und vollbestückte Kartuschen ersetzt zu werden. Alle Kartuschen haben eine Nummerierung und sind somit einfach zu identifizieren. Ebenfalls sollen kleine Leuchten anzeigen, welche Kartuschen leer sind, um das Befüllen zu vereinfachen. Beispielsweise könnte die leere Kartusche mit der Nummer 9, welche Kartoffelchips beinhaltet, entnommen werden und durch eine neue Kartusche mit der Nummer 9 aufgefüllt werden. Die leere Kartusche mit der Nummer 9 würde durch ein kleines rotes Lämpchen noch leichter zu finden sein. Ein automatisches Logistiksystem soll intern Produkte aus den Kartuschen entnehmen und diese zu der Ausgabe bringen, wo sie schließlich in der Luke gesammelt abgelegt werden. Der Automat hat ein Kaltlager für tiefgefrorene und gekühlte Produkte und ein Trockenlager für alle Produkte die nicht gekühlt werden müssen. Automatische Kleinteillager wie von der Jungheinrich AG dienten hierfür als Hauptvorlage für die Idee der internen Logistikanlage. Laut dem Hersteller ist es möglich das Lagersystem auf bis zu -30°C herunterzukühlen. Ebenfalls besitzen die Greifarme eine Tragfähigkeit von bis zu 300 Kilogramm und bieten somit genug Kraft, um eine Vielzahl von Produkten zur gleichen Zeit zu befördern.60
Falls ein Produkt beschädigt sein sollte, kann per eingebauter Kamera neben dem Bedienfeld Kontakt mit dem 24/7-Support-Service aufgenommen werden um den Schaden anzugeben. Dieser kann eine Rückgabeluke freigeben, in die das beschädigte Produkt hineingelegt werden kann. Beschädigte Produkte werden von einem Fließband in eine separate Box im hinteren Teil des Geräts geleitet, wo diese einfach entleert werden kann. Da es kein Personal vor Ort gibt und der Kunde keine Möglichkeit hat die Produkte genauer zu betrachten, bietet das Verkaufsterminal die Möglichkeit, sich über jedes Produkt genau zu Informieren. Hierfür werden die Produkte und deren Eigenschaften wie Aussehen, Inhaltsstoffe und Herkunft auf dem Bildschirm angezeigt. Somit hat der Kunde die Möglichkeit alle wichtigen Informationen über ein Produkt zu erhalten, bevor er sich für einen Kauf entscheidet. Des Weiteren sollen Ergänzungsprodukte angezeigt werden wie beispielsweise Feuerzeuge bei der Auswahl von Zigaretten. Es soll ebenfalls eine Sprachsteuerungsfunktion für Sehbehinderte Menschen geben, die ihnen unter anderem alles laut vorliest, was auf dem Bildschirm angezeigt wird. Da es sich bei der Idee um eine vollautomatische Maschine handelt, kann in dieser rund um die Uhr und an jedem Tag eingekauft werden. Der Automat benötigt keinen Verkäufer vor Ort und seine einzige Interaktion mit Personal besteht in der Wartung der internen Logistikanlage, der Auffüllung der Produkte, der Reinigung sowie der Entnahme beschädigter Produkte.
Wie in Tabelle 2 zu sehen ist, ist die einzige Betriebsform, die dieser soeben beschriebenen Betriebsform besonders ähnelt, der klassische Automatenhandel. Die Unterschiede werden jedoch deutlich, wenn man beide Betriebsformen genauer miteinander vergleicht. Wo der klassische Automatenhandel lediglich ein sehr enges und sehr flaches Sortiment anbietet, sollte das neue Konzept ähnlich wie ein Convenience Store ein enges und flaches Sortiment anbieten. Obwohl die Art der Bedienung weiterhin Selbstbedienung sein wird, hat der Kunde dennoch die Möglichkeit mit dem Kundenservice direkt vor Ort per Videotelefonat zu interagieren. Bei dem gängigen Automatenhandel haben Kunden keine bzw. kaum eine Möglichkeit, sich über ein gewisses Produkt zu informieren, es genau ansehen zu können oder sich beraten zu lassen. Wie bereits beschrieben, können Kunden an dem Terminal sämtliche Informationen zu einem gewünschten Produkt einsehen und haben die Möglichkeit ein 360° Bild des Produktes aufzurufen. Weiterhin sind Bestellungen möglich, die ein klassischer Automat nicht bieten kann.
Im Vergleich mit allen anderen in Tabelle 2 genannten Betriebsformen ist der größte Unterschied zu dieser neu überdachten Betriebsform (bis auf ein paar wenige Ausnahmen), dass sie kein Ladenpersonal benötigt um Produkte zu verkaufen. Ebenfalls kann diese Betriebsform ortsungebunden (nicht gebunden an Tankstellen und deren Sonderstatus) und 24/7 Kunden bedienen, was sie von den meisten anderen abhebt. Eine distinktive und genaue Positionierung im Markt ist nicht nur für die eigene Planung im Unternehmen wichtig, sondern auch für die Kunden. Es ist entscheidend die Fragen „Warum sollte ich hier kaufen?“ und „Welchen Vorteil habe ich von einem Kauf bei dir?“ für potentielle Kunden zu beantworten. Eine richtige Positionierung klärt diese Fragen gänzlich. Folgend zeigt das „magische Viereck“ (Abbildung 5) die gewünschte Positionierung der hier beschriebenen Geschäftsidee auf dem Markt:61
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Magisches Viereck der Positionierung
Quelle: Vgl. Sweet Spot (a), o.J.
3.2 Lokale Kostenfaktoren im Vergleich zu regulären Einzelhändlern
Ausnahmslos jeder Einzelhändler weltweit hat Kosten unterschiedlicher Art, für die er aufkommen muss. Die Kostenarten und -höhen sind je Betriebsform verschieden und selbst innerhalb gleicher Betriebsformen können starke Kostenunterschiede existieren. Diese Kosten zu erkennen und zu managen, ist von enormer Bedeutung für jedes Unternehmen. Die vollautomatische Betriebsform ist hierbei keine Ausnahme. Um wirtschaftlich handeln zu können, muss geklärt werden, welche Kosten bei laufendem Betrieb der Automaten anfallen. Ebenfalls ist es wichtig zu wissen, wo die größten Kostenunterschiede zu anderen Betriebsformen liegen, um diese Unterschiede, falls sie positiv sind, als Wettbewerbsvorteil zu nutzen und falls sie negativ sind, gegebenenfalls zu beheben. Da der Verkaufsautomat über kein Verkaufspersonal vor Ort und keinen betretbaren Ladenbereich verfügt, ist es klar, dass es starke Kostenunterschiede zu anderen Betriebsformen geben muss, die von großem Vorteil für das Unternehmen sein könnten.
Der erste große Kostenunterschied im Vergleich zur Branche sind daher die fehlenden Filialmitarbeiter. Im Jahre 2014 lag der Anteil der Personalkosten in Prozent vom Bruttoumsatz des Lebensmitteleinzelhandels bei 12,7%.62 Laut dem Einzelhandelsunternehmen Lidl beschäftigt dieses (Stand 2020) ca. 83.000 Mitarbeiter in ungefähr 3200 Filialen, 39 Regionalgesellschaften und an dessen Hauptsitz. Durchschnittlich sollen laut Lidl 20 Mitarbeiter pro Filiale arbeiten. Das bedeutet, dass Lidl eine Filialmitarbeiterzahl von ca. 64.000 haben sollte, was einem Prozentsatz zur Gesamtbelegschaft von gerundet 77% entspricht. Selbst bei der anfänglichen Zahl von durchschnittlich 11 Mitarbeitern pro Filiale (vor der Mitarbeitererweiterung auf 20 Mitarbeitern pro Filiale) wäre der Anteil des Filialpersonals mit 42% zur Gesamtbelegschaft immer noch eine stattliche Zahl.63 Nimmt man diese Zahlen als Referenz und geht man davon aus, dass diese für die gesamte Branche ähnlich sind, kann davon ausgegangen werden, dass die neue Betriebsform nicht unerhebliche Personalkosten einsparen kann.
Ein weiterer enormer Vorteil der neuen Betriebsform ist, dass es Kunden durch ihre Beschaffenheit so gut wie unmöglich gemacht wird, Produkte stehlen zu können. Im Jahr 2018 lag der Schaden, der durch gestohlene Waren im deutschen Einzelhandel entstanden ist, bei 3,75 Milliarden Euro. Mitarbeiter haben hierbei Waren im Wert von geschätzt einer Milliarde Euro gestohlen und Kunden Waren im Wert von 2,38 Milliarden Euro. 350 Millionen Euro werden Servicekräften und Lieferanten zugeschrieben. Projiziert man diese Zahlen auf den Lebensmitteleinzelhandel, dann bedeutet das, dass einer von 200 Einkaufswägen unbezahlt den Laden verlässt. Durch die entstehenden Inventurdifferenzen und die Sicherheitsmaßnahmen, die ergriffen werden müssen, um Diebstahl zu unterbinden, verliert der Handel ca. 1,34% seines Jahresumsatzes. Diese Kosten werden wiederum auf die Produktpreise umgeschlagen und somit trägt jeder Kunde den Schaden mit.64 Da der Verkaufsautomat kaum eine Möglichkeit bietet, Waren stehlen zu können, werden die Warenverluste im Vergleich zum restlichen Einzelhandelsmarkt sehr gering ausfallen. Durch niedrigere Verlustzahlen besteht kein Grund, verstärkt in Schutzmaßnahmen zu investieren, was dazu führt, dass hierbei nur geringe Kosten für das Unternehmen entstehen. Dieser Kostenfaktor bietet der vollautomatischen Betriebsform einen Konkurrenzvorteil.
Ein weiterer Kostenaspekt im stationären Einzelhandel ist die Ladenfläche. Grundsätzlich werden Verkaufsräume in vier Zonen eingeteilt. Folgend werden diese genannt und beschrieben:65
- Beratungszonen
Dieser Bereich eines Ladens ist für die Beratung der Kunden zuständig. Je nach Betriebsform ist diese Zone unterschiedlich groß und meist so gelegen, dass sie anderen Kunden bei ihrem Einkauf nicht blockiert.
- Warenflächen
Diese Zonen sind sämtliche Bereiche, in denen Waren ausgestellt sind. Bestandteile dieser Zonen können beispielsweise Regale oder Paletten mit Produkten sein.
- Kundenflächen
Diese Bereiche sind für die Kundenbewegung vorgesehen um in einem Verkaufsraum die angebotenen Waren erreichen zu können.
- Übrige Verkaufsflächen
Unter diesen Begriff fallen alle übrigen Bereiche eines Ladens. Diese Bereiche sind beispielsweise Kassen, Theken oder Umkleidekabinen.
Durch die Funktionsweise des Verkaufsautomaten bedarf es keiner Beratungszonen und Kundenflächen, was Platz und Kosten einspart. Jedes Bundesland hat eine sogenannte Verkaufsstättenverordnung, die Mindestanforderungen an eine Verkaufsstätte vorschreibt. Grundsätzlich gilt die Regel, dass Verkaufsflächen unter 500 m[2] eine Mindestbreite der Hauptwege von zwei Metern und eine Mindestbreite
von Nebenwegen von 1,5 Metern einhalten müssen.66 Abbildung 6 zeigt eine stark vereinfachte Flächendarstellung eines Verkaufsraums, die dazu dienen soll, eine Aussage bezüglich der prozentualen Flächennutzung einer Einzelhandelsfiliale zu tätigen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Grobe Darstellung einer Verkaufsfläche
Quelle: Eigene Darstellung
Abbildung 6 wurde ausgehend von der oben beschriebenen Verkaufsstättenverordnung erstellt. Die Hauptgänge sind 2 Meter breit und die Nebenwege haben eine breite von 1,5 Metern. Es wird davon ausgegangen, dass die Regale (Warenfläche) jeweils eine Breite von 1 Meter haben. Mit Hilfe von Abbildung 6 kann ermittelt werden, dass die Gehwege eines Verkaufsraums über 50% der Gesamtfläche ausmachen. Diese Annahme wird bestätigt durch die private Abmessung einer Aldi Süd Filiale in Markt Indersdorf im September 2020. Die Messungen ergaben eine geschätzte Gangfläche von 55% der Gesamtfläche. Diese „ungenutzte“ Fläche verursacht Mietkosten oder muss bei einem Grundstückskauf mit eingeplant werden. Diese Art von „Zusatzkosten“ entfallen bei dem Automaten gänzlich, was einen erneuten Preisvorteil ausmacht.
Ein weiterer Kostenfaktor, der betrachtet werden muss, sind die Energiekosten, da die Einzelhandelsbranche sehr stromintensiv ist und Stromkosten einen relevanten Faktor darstellen. Die Klimatisierung der Verkaufsstätte, die Beleuchtung und die Kältetechnik generieren über 75% des gesamten Stromverbrauchs. Die Energiekosten im Lebensmitteleinzelhandel belaufen sich auf durchschnittlich 57 Euro pro Quadratmeter pro Jahr.6768 Obwohl der Verkaufsautomat eine gewisse Klimatisierung für die Trockenprodukte und eine Kältetechnik für das Kühllager und die Tiefkühllagerung benötigt, ist er kosteneffizienter durch seine Größe und Funktionsweise. Die Fläche, die temperiert werden muss, ist kleiner als in einem herkömmlichen Laden und da es keine betretbare Ladenfläche für Kunden gibt, muss lediglich der kleine Vorraum angenehm temperiert sein. Somit existiert ein weiterer Kostenvorteil im Vergleich zu regulären Lebensmitteleinzelhändlern.
Im Kontrast zu den soeben genannten Punkten existieren laut Friederike Hehle, der Autorin von „Die Anwendung des Convenience-Konzepts auf den Betriebstyp Vending“, relative hohe Kosten bei dem Betrieb herkömmlicher Automaten, da diese oft nachgefüllt und regelmäßig gewartet werden müssen, sowie oft Opfer mutwilliger Zerstörung oder Diebstahls werden. Eine Nachfüllung ist hierbei schwieriger, da die Automaten oft in einem weitläufigen Gebiet verteilt sind.69 Auf die Auffüllung der Automaten und die damit verbunden Kosten wird in Kapitel 3.6 genauer eingegangen. Vergleicht man nun herkömmliche Automaten und das neue Verkaufskonzept miteinander, sind einige Unterschiede sofort erkennbar. Erstens ist Diebstahl bei der vollautomatischen Betriebsform aufgrund seiner Funktionsweise so gut wie unmöglich und zweitens wird der Verkaufsraum im Gegensatz zu herkömmlichen Automaten mit Kameras überwacht. Kameras helfen bei der Aufklärungsrate von Straftaten und laut Petra Reetz von der BVG hatten Kameras einen direkten Einfluss auf den Rückgang von Straftaten wie Vandalismus.70
Durch eine Email-Korrespondenz mit Herrn Jonas Ehrenfeld, einem Manager für Sales Support der „viastore Stystems GmbH“, konnte herausgefunden werden, dass sich die grob geschätzten Investitionen eines automatischen Kleinteillagers (hier wurde ein Kleinteillager des Unternehmens Takeoff beispielsweise genannt) ungefähr auf 3-5 Millionen Euro belaufen. Für die Wartung der Maschine würden jährlich weitere 10-30 Tausend Euro anfallen.71 Laut Alfredo Millan, dem leitenden Ingenieur von Takeoff, hat eines ihrer Kleinteilsysteme eine Fläche von gerundet 325 Quadratmetern.72 Geht man nun von den genannten Maximalkosten aus (5 Millionen Euro für das Kleinteillager und 30 Tausend Euro für die jährliche Wartung) und berechnet, wie hoch diese Kosten bei lediglich 25 Quadratmetern (Beispielhafte Größe eines Automatenlagers) wären, ergeben sich eine einmalige Investition von gerundet 380 Tausend Euro für das Logistiksystem sowie gerundete Wartungskosten im Jahr von 2 Tausend Euro. Die soeben genannten Beträge wurden auf der Annahme berechnet, dass sich die Kosten proportional zur Quadratmeterzahl verringern und sollen lediglich dazu dienen, eine grobe Aussage bezüglich der Einbau- und Wartungskosten zu treffen. Für die Berechnung konnten lediglich Quadratmeterangaben gemacht werden, da für eine Kubikmeterangabe nicht genügend Daten zur Verfügung standen.
Im Jahr 2019 investierte der Lebensmitteleinzelhandel durchschnittlich 735 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche in die Ladengestaltung und die Ladenausstattung.73 Diese Zahl soll folgend als Vergleichsmittel dienen. Teilt man die geschätzten 380 Tausend Euro für das Logistiksystem der neuen Automaten durch die durchschnittlichen Ausstattungspreise pro Quadratmeter im Lebensmitteleinzelhandel, kann ermittelt werden, dass ein circa 520 Quadratmeter großer Laden mit den oben angenommenen Kosten für ein Logistiksystem komplett eingerichtet und ausgestattet werden kann. Somit fallen die direkten Einrichtungskosten für die neue Betriebsform pro Quadratmeter viel höher aus als im herkömmlichen Lebensmitteleinzelhandel.
Durch die enormen Einsparungen der neuartigen Automaten sollten diese Investitionsausgaben auf längere Sicht jedoch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.
3.3 Die 4Ps des Marketing-Mix
Die 4Ps des Marketing-Mix fassen alle Handlungen und Entscheidungen, die für eine erfolgreiche Vermarktung von Dienstleistungen und Produkten benötigt werden unter den Punkten Produktpolitik (Product), Preispolitik (Price), Vertriebspolitik (Place) und Kommunikationspolitik (Promotion) zusammen. Der Begriff Vertriebspolitik ist auch unter dem Begriff Distributionspolitik bekannt.7475 Um einen erfolgreichen Betrieb zu gewährleisten, müssen diese Punkte auf das Konzept der neuartigen Verkaufsautomaten angewandt werden.
3.3.1 Sortimentspolitik
Da die neue Betriebsform das automatische Äquivalent zum stationären Lebensmitteleinzelhandel darstellen soll, ist es grundlegend wichtig zu klären, wie das Sortiment der Automaten gestaltet wird. Für bereits existierende und im deutschen Markt etablierte Betriebsformen bestehen bereits verhältnismäßig ähnliche und anerkannte Sortimentsmuster. Anhand dieser Muster haben Kunden bereits eine grobe Vorstellung welche Produkte sie zu welcher Breite und Tiefe in welchen Läden antreffen werden. Weil das Konzept der Großautomaten in Deutschland neu ist, besteht dieses Grundverständnis noch nicht. Um dieses schaffen zu können bedarf es einer ausführlichen Sortimentsplanung die klärt, welche Produkte in das Automatensortiment aufgenommen werden sollten. Erst nachdem ein Sortiment festgelegt wurde, ist es möglich die Automaten zu definieren und ihnen ein „Gesicht“ zu geben, das Kunden wiedererkennen und verstehen können. Da das Grundkonzept der neuen Betriebsform auf Convenience basieren soll, muss geklärt werden, welche Vorteile die neue Betriebsform durch gewisse Produkte erzielen könnte und welche Produkte zu der Idee der angestrebten Automaten passen. Um dieses Ziel erreichen zu können, befasst sich dieses Kapitel mit einer möglichen Sortimentspolitik für die neuartigen Automaten.
Das Sortiment eines Händlers besteht aus der Summe sämtlicher Absatzobjekte (Dienstleistungen, Rechte sowie Sachgüter bzw. Sachleistungen), die von diesem angeboten werden.
[...]
1 Vgl. Meyer, 2014, S. 32-35.
2 Vgl. Gumbart, 2018, S. 104-105.
3 Vgl. Meyer, o.J.
4 Vgl. Gumbart, 2018, S. 104-105.
5 Vgl. Polzin et al., 2016.
6 Vgl. digital-sales.de, o.J.
7 Vgl. Duden, o.J.
8 Vgl. Metro AG (a), 2016.
9 Vgl. Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), 2019, S. 17.
10 Vgl. Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), 2019, S. 11.
11 Vgl. Handelsjournal, 2019.
12 Vgl. Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), 2019, S. 18.
13 Vgl. Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), 2019, S. 18.
14 Vgl. Kalscheur, 2020.
15 Vgl. Bayraktar, o.J.
16 Vgl. Röseler, 2020.
17 Vgl. Schmidtutz, 2020.
18 Vgl. Statistisches Bundesamt (Destatis) (a), 2020.
19 Vgl. buzer.de, 2017.
20 Vgl. buzer.de, 2017.
21 Vgl. unternehmer.de, o.J.
22 Vgl. Minilex, o.J.
23 Vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V., o.J.
24 Vgl. HÄRTING Rechtsanwälte, 2017.
25 Vgl. §305 Absatz 1 Satz 1 BGB.
26 Vgl. HÄRTING Rechtsanwälte, 2017.
27 Vgl. IT-Recht Kanzlei Keller, o.J.
28 Vgl. JuraForum.de (a), o.J.
29 Vgl. Industrie- und Handelskammer Hannover, 2020.
30 Vgl. JuraForum.de (b), o.J.
31 Vgl. Jazvic, 2013.
32 Vgl. Fuchs, 2020.
33 Vgl. JM, 2020.
34 Vgl. Andreae, 2017.
35 Vgl. Mitsis, 2020.
36 Vgl. Kral, 2020.
37 Vgl. Hoods GmbH, o.J.
38 Vgl. Bovensiepen/Rumpff/Bender, 2016, S. 19-26.
39 Vgl. Swoboda/Foscht/Schramm-Klein, 2019, S. 73.
40 Vgl. Delissen, o.J.
41 Vgl. Speth/Rosenthal/Waltermann, 2018, S. 21-23.
42 Vgl. Tallos, 2018.
43 Vgl. Kaufmann im Einzelhandel, 2019.
44 Vgl. Spektrum.de, o.J.
45 Vgl. Hehle, 2012, S. 77.
46 Vgl. Metro AG (b), 2016.
47 Vgl. Repetico, o.J.
48 Vgl. Jäger, 2016, S. 4-5.
49 Vgl. Wortbedeutung.info (a), o.J.
50 Vgl. Kenning, o.J.
51 Vgl. Berman/Evans, 2013, S. 151.
52 Vgl. Kilian, o.J.
53 Vgl. Meyer-Hentschel, o.J.
54 Vgl. Ehrenfeld, 2020.
55 Vgl. Schroll, 2020.
56 Vgl. Heinemann, 2017, S. 118-119.
57 Vgl. Dpa GmbH, 2017.
58 Vgl. Radtke, 2019.
59 Vgl. Kiel, 2015.
60 Vgl. Jungheinrich AG, o.J.
61 Vgl. Sweet Spot (a), o.J.
62 Vgl. Glaeser, 2014, S. 12.
63 Vgl. Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG, 2020.
64 Vgl. Handelsdaten.de, o.J.
65 Vgl. k&k Consulting, 2016.
66 Vgl. Neugebauer et al., 2017, S. 38.
67 Vgl. EHA Energie-Handels-Gesellschaft mbH & Co. KG, 2020.
68 Vgl. Deutsche Energie-Agentur GmbH, 2018, S. 15.
69 Vgl. Hehle, 2012, S. 78.
70 Vgl. Krämer, 2017.
71 Vgl. Ehrenfeld, 2020.
72 Vgl. Maloney, 2017.
73 Vgl. Henkel, 2020.
74 Vgl. Heubel (a), 2019.
75 Vgl. BWLWissen.net, o.J.
- Citar trabajo
- Matthias Gumbart (Autor), 2020, Konzept für die Implementierung einer vollautomatischen Betriebsform im stationären Einzelhandel in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167217
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