Ökonomische Gesellschaftsformationen bestimmen auch den quantitativen und qualitativen Gehalt ideologischer Ausprägungen im Überbau. Was in einer bestimmten Formation nur peripher zur Geltung kommen kann, kann sich in einer anderen zu einer wesentlichen Thematik entwickeln. In der Antike, unter den Bedingungen einer Sklavenhaltergesellschaft, konnten die Relationen zwischen Hand- und Kopfarbeit nicht im Zentrum ideologischer Auseinandersetzungen stehen, da die Bereiche von Hand- und Kopfarbeit eindeutig abgezirkelt waren. Sklaven galten hier nicht als Menschen, ihre Tötung durch den Sklavenhalter wurde juristisch nicht als Mord verfolgt. Aristoteles, für den Sklaven vernunft- und seelenlose Werkzeuge waren, reagierte auf die Aussage des atheistischen Materialisten Anaxagoras, der Mensch sei das klügste Wesen, weil er Hände habe, dementsprechend; er kehrte diese Aussage um: Weil der Mensch das klügste Wesen ist, hat er Hände. Der Philosoph denkt vom Kopf her und schreibt Inhumanes fest. Obwohl dieser Gegensatz äußerst gehaltvoll ist, konnte er nicht zum Ausbruch kommen, er wurde vertagt und schlummerte in der Ideologiegeschichte sozusagen vor sich hin.
Ökonomische Gesellschaftsformationen bestimmen auch den quantitativen und qualitativen Gehalt ideologischer Ausprägungen im Überbau. Was in einer bestimmten Formation nur peripher zur Geltung kommen kann, kann sich in einer anderen zu einer wesentlichen Thematik entwickeln. In der Antike, unter den Bedingungen einer Sklavenhaltergesellschaft, konnten die Relationen zwischen Hand- und Kopfarbeit nicht im Zentrum ideologischer Auseinandersetzungen stehen, da die Bereiche von Hand- und Kopfarbeit eindeutig abgezirkelt waren. Sklaven galten hier nicht als Menschen, ihre Tötung durch den Sklavenhalter wurde juristisch nicht als Mord verfolgt. Aristoteles, für den Sklaven vernunft- und seelenlose Werkzeuge waren, reagierte auf die Aussage des atheistischen Materialisten Anaxagoras, der Mensch sei das klügste Wesen, weil er Hände habe, dementsprechend; er kehrte diese Aussage um: Weil der Mensch das klügste Wesen ist, hat er Hände. Der Philosoph denkt vom Kopf her und schreibt Inhumanes fest. Obwohl dieser Gegensatz äußerst gehaltvoll ist, konnte er nicht zum Ausbruch kommen, er wurde vertagt und schlummerte in der Ideologiegeschichte sozusagen vor sich hin.
Um im Spätfeudalismus, in der Epoche des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus, schwerpunktmäßig zum Ausbruch zu kommen. Die Bourgeoisie stand vor der historischen Aufgabe, als dritter Stand die parasitär-klerikal-adelige Herrschaft zu stürzen und die Führung der Nation zu übernehmen. Sie selbst war aber auch keine produktive Klasse und befand sich selbst in der Minderheit. Um eine Mehrheit zu formen, um aus Schwäche Stärke zu binden, waren auf einmal die Handtätigen angesagt. Es war eine Sensation, als sich der Kreis um Diderot, die Enzyklopädisten, in ihrem Universallexikon der Handwerke annahm und alle gängigen Handwerke mit Texten und Abbildungen vorstellten, was bisher lexikalisch verpönt war. Das Profane wurde neben dem Sakralen mit politischer Absicht in Stellung gebracht, denn die städtisch-kleinbürgerlichen Handwerker und die große Masse der Bauern sollten bzw. mussten im Agrarland Frankreich mit Hand anlegen, Gewehre in die Hand nehmen, sollte der epochale Regimewechsel erfolgreich sein.
Zwecks Mobilisierung der Massen wurden die Menschenrechtsfragen aufgetischt und unter dem Banner der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Nation politisch fraternisiert. “Nur im Namen der allgemeinen Rechte der Gesellschaft kann eine besondere Klasse sich die allgemeine Herrschaft vindizieren“ 1. Ab 1789 setzte die Masse der Ausgebeuteten zeitweise die politischen und juristischen Interessen der Bourgeoisie durch, die politische Gleichheit. Aber der dritte Stand, einmal zur Macht gekommen, erwies sich als undankbar, die Thematisierung der sozialen Gleichheit wurde systematisch abgewürgt. Die politische Revolution ist eine halbe Revolution, 1789 war nur eine halbe Sternstunde der Menschheit. Und mit dem Sturm auf die Bastille siegte zwar der Materialist Anaxagoras über den durch die Aufklärung arg gebeutelten Idealisten Aristoteles, aber nicht in der berauschenden Weise, die ihm zugestanden hätte.
Die materialistischen Philosophen der französischen Aufklärung kann man dafür nicht verantwortlich machen, sie haben, in der cartesianisch-mechanisch-mathematischen Tradition stehend, den reaktionären Charakter des Aristotelismus unablässig aufgedeckt. Keiner der großen, alten Philosophen hat von ihnen mehr bittere Hiebe abbekommen als Aristoteles. Dieser vertrat: “ … weil der Mensch das klügste aller Wesen ist, hat er Hände“. Aristoteles stellt die Sache nicht von der menschlichen Tätigkeit aus dar, sondern nach einer vom Menschen aus unabhängiger, selbsttätiger zweckmäßig waltender Objektivität. Das Arbeitsfeld des Menschen ist von der Natur immanenten Zwecken vorformuliert, er kann nicht selbst gestalten, der Kopf kann diese Zweckkonstellationen nur passiv vernunftmäßig vernehmen, die Hand bleibt völlig unterbelichtet. Dass das keinen aufstrebenden Klassen gemäß ist, versteht sich von selbst, es kommt Klassen entgegen, die ihre Hände nur zum Gebet falten und weiteren müßigen Klassen. Dem französischen Adel war es generell untersagt, überhaupt handwerklich tätig zu werden. Und diese Abstinenz musste früher oder später zur Fäulnis und zur Senilität führen. Die Feudalität fiel in Frankreich in einer Nachtsitzung der Nationalversammlung am 4. August 1789 mit einem Schlag. Und der große Jakobiner Marat bezeichnete die armen Bauern auf dem Lande und die kleinen Handwerker in den Städten als die gesündesten Teile des Volkes, ohne doch die Aufhebung des Privateigentums zu verlangen. Halbe Sachen führen eben nicht zum Durchbruch, dieser sollte in England im 19. Jahrhundert erfolgen.
Marx und Engels hielten Papin und Watt stets für größere Revolutionäre als Robespierre und Danton. Die technisch-industrielle Revolution rückte die Welt der Arbeit in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Analyse, erstmals in der Geschichte der Menschheit war es gegeben, die Produktion ins Unendliche zu vermehren. 1876 bezeichnete Engels die Arbeit als “die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und zwar in einem solchen Grade, daß wir in gewissen Sinn sagen müssen: Sie hat den Menschen selbst geschaffen“ 2. Es entstand eine umfangreiche, mehr oder minder wissenschaftliche, von Marx oft zerpflückten Fachliteratur über das Verhältnis von Hand- und Kopfarbeit und ihrer Reziprozität. Endlich wartete Darwin 1871 mit dem Gesetz der Korrelation des Wachstums auf, Hand und Gehirn entwickeln sich gegenseitig beeinflussend weiter. Und in diesem Sinne ist auch Anaxagoras zu interpretieren: “Der Mensch ist das klügste Lebewesen, weil er Hände hat“. Ohne kreative Hand keine Entwicklung des Gehirns.
Eine Arroganz der sich als Führungspersonal missverstehenden Kopfarbeiter über die Handarbeiter ist völlig unangebracht. Aus der Tatsache, dass andere Hände ausführen können, was andere Köpfe geplant haben, folgt keineswegs, dem Gehirn allein den Fortschritt der Zivilisation zuzuschreiben. Mehr als bei allen anderen schwebt über den Köpfen der Kopfarbeiter die Gefahr, die Grundfrage der Philosophie: Materialismus oder Idealismus? falsch zu beantworten. Dies ist schon geschehen, wenn sie das menschliche Handeln aus dem menschlichen Denken herleiten, statt aus den menschlichen Bedürfnissen. Das ist ein Umstand, den Stefan Engel und Konsorten nicht begriffen haben. In diesem Zusammenhang ist aufschlussreich, was Engels über die materialisttischten Darwinisten 1876 schreibt: Die idealistische Weltanschauung “herrscht noch so sehr, daß selbst die materialistischsten Naturforscher der Darwinschen Schule sich noch keine klare Vorstellung von der Entstehung des Menschen machen können, weil sie unter jenem ideologischen Einfluß (dem idealistischen /H.A.) die Rolle nicht erkennen können, die die Arbeit dabei gespielt hat“ 3. Auch Anaxagoras war ein materialistischer Naturforscher, der uns 450 Jahre vor unserer Zeitrechnung richtige Erklärungen der Sonnen- und Mondfinsternisse gab. Mann der Arbeit aufgewacht und erkenne Deine Macht. Und obwohl die menschliche Hand und mit ihr das menschliche Gehirn einen so fließenden hohen Grad von Vollkommenheit erreicht haben; noch ist die Menschheit nicht in der Lage, diese Künste ungetrübt zu genießen, dazu ist eine weitere Kunst erforderlich, die Kunst des bewaffneten Aufstandes. Dessen müssen sich die Werktätigen bewusst sein, um in der militärischen Praxis das Gewehr gegen die “eigene“ Bourgeoisie zu kehren. Die menschliche Hand hat heute einen Grad von Vollkommenheit erreicht, auf dem sie Raffaelsche Gemälde, Thorvaldsensche Statuen und Paganinische Musik hervorzaubern kann. 4. In der bürgerlichen Gesellschaft kommt Kunstgenuss nur den parasitären Mitgliedern zu, nicht den vom monotonen kapitalistischen Produktionsprozess tagein tagaus körperlich und seelisch Deformierten. Ihnen steht der Sinn nicht nach Politik, Piano, Philosophie und Kunst.
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- Magister artium Heinz Ahlreip (Autor), 2022, Der späte Sieg des Materialisten Anaxagoras über den Teleologen Aristoteles, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1165472
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