In den nächsten Jahren soll - glaubt man den Handyherstellern und Medienproduzenten – das
Fernsehen auf dem Handy durchgesetzt werden.
Diese neue Technik birgt sehr großes Potential, welches sich bisher in durchweg positiven
Erwartungen und Analysen niederschlägt. „Doch jede positive Seite hat auch eine Kehrseite.
Das gilt nicht nur für das Mobiltelefon, sondern allgemein für den Gebrauch von Technik. Es
bringt nämlich nicht nur negative oder positive Effekte, sondern im Sinne einer ‚Hypothese
dualer Effekte’ beides mit sich.“
Darum soll mit der vorliegenden Arbeit dieses Immer und Überall des Fernsehens auf seine
Kehrseite hin untersucht werden. Die vielfältigen Auswirkungen der Hybris Fernsehen-
Mobiltelefon sind zurückzuführen auf diverse sich gegenseitig beeinflussende Faktoren. Viele
der folgenden Feststellungen sind deshalb sehr stark ineinander verzahnt, aufeinander
aufbauend bzw. auseinander resultierend, was die Abgrenzung der Teilthemen erschwerte.
In Verbindung mit der Beschreibung menschlicher Handlungen werden im Folgenden oft die
Pronomen uns und wir gebraucht werden, weil die Verwendung von Phrasen wie „die
Menschen“ oder „menschliche Individuen“ aufgrund ihrer unangebrachten Ferne abzulehnen
sind, wenn es um Medien und Kommunikation geht, und nicht zuletzt auch, weil der Autor
sich bezüglich der dargestellten Phänomene nicht ausschließen darf.
Die Mittel der Argumentation setzen sich aus philosophischen, psychologischen,
neuropsychologischen, sprach-, kommunikations-, und populärwissenschaftlichen sowie
künstlerischen Ansätzen zusammen. Vor allem die beiden Letztgenannten sind eher
unkonventionelle Hilfsmittel beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Durch ihre
besondere Eignung und Nähe zur Thematik allerdings, die nicht nur aus dem Fehlen von
Berührungsängsten besteht, möchte ich mich hier ihrer bedienen, auf dass sie durch ihren
Drang zu praktischer Veranschaulichung dem Verständnis dienen und - natürlich - der
Argumentation nützen.
Außen vor werde ich lassen die verschiedenen Arten von mobile-TV, die sich auch in der
Entwicklung immer neuer Standards der technischen Realisation äußern. Gehen soll es hier um die pure Paarung des mit Abstand persönlichsten Gegenstands des
Menschen, den die Industrie seit Jahren hervorgebracht hat mit dem immer noch wichtigsten Medium der Massenkommunikation für die öffentlichen und privaten
Kommunikationsverhältniss bekannt unter den Namen Handy-TV, mobile-tv, Mobile TV,
mobiles Fernsehen u. Ä. und um davon ausgehende Gefährdungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gefahr kommt von gefährlich
3. mobile media - Handy-TV – eine Begriffsfindung
4. Das Mobiltelefon – absolute Beweglichkeit – Unentbehrlichkeit
5. Das Walkman-Syndrom - private Kommunikation in der Öffentlichkeit vs. öffentliche Kommunikation
5.1 Das anwesende Abwesendsein
5.2 Anwesende Abwesenheit während des Telefonierens
5.3 Anwesende Abwesenheit während des Fernsehens
5.4 Bedeutungsverlust kollokaler Kommunikation durch Handy-TV
6. Das Prinzip Einfachheit – Teil I
6.1 Ursache des Erfolgs mobiler Telefonie
6.2 Warum mediale Kommunikation einfacher ist
6.3 Warum es einfacher ist mobil erreichbar zu sein/ zu telefonieren
6.4 Warum es einfacher ist fernzusehen
7. Das Prinzip Einfachheit – Teil II
7.1 Der Ort – Die Wohnung – Menschlicher Privatbereich
7.2. Der Ort – Der Körper – Menschlicher Intimbereich
7.3 Was die Entkopplung des Fernsehens vom statischen Ort bedeutet
7.4 Was die Ankopplung des Fernsehens an den menschlichen Körper bedeutet
8. Konklusion
9. Ein Ausblick
1. Einleitung
In den nächsten Jahren soll - glaubt man den Handyherstellern und Medienproduzenten – das Fernsehen auf dem Handy durchgesetzt werden.
Diese neue Technik birgt sehr großes Potential, welches sich bisher in durchweg positiven Erwartungen und Analysen niederschlägt. „Doch jede positive Seite hat auch eine Kehrseite. Das gilt nicht nur für das Mobiltelefon, sondern allgemein für den Gebrauch von Technik. Es bringt nämlich nicht nur negative oder positive Effekte, sondern im Sinne einer ‚Hypothese dualer Effekte’ beides mit sich.“[1]
Darum soll mit der vorliegenden Arbeit dieses Immer und Überall des Fernsehens auf seine Kehrseite hin untersucht werden. Die vielfältigen Auswirkungen der Hybris Fernsehen-Mobiltelefon sind zurückzuführen auf diverse sich gegenseitig beeinflussende Faktoren. Viele der folgenden Feststellungen sind deshalb sehr stark ineinander verzahnt, aufeinander aufbauend bzw. auseinander resultierend, was die Abgrenzung der Teilthemen erschwerte.
In Verbindung mit der Beschreibung menschlicher Handlungen werden im Folgenden oft die Pronomen uns und wir gebraucht werden, weil die Verwendung von Phrasen wie „die Menschen“ oder „menschliche Individuen“ aufgrund ihrer unangebrachten Ferne abzulehnen sind, wenn es um Medien und Kommunikation geht, und nicht zuletzt auch, weil der Autor sich bezüglich der dargestellten Phänomene nicht ausschließen darf.
Die Mittel der Argumentation setzen sich aus philosophischen, psychologischen, neuropsychologischen, sprach-, kommunikations-, und populärwissenschaftlichen sowie künstlerischen Ansätzen zusammen. Vor allem die beiden Letztgenannten sind eher unkonventionelle Hilfsmittel beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Durch ihre besondere Eignung und Nähe zur Thematik allerdings, die nicht nur aus dem Fehlen von Berührungsängsten besteht, möchte ich mich hier ihrer bedienen, auf dass sie durch ihren Drang zu praktischer Veranschaulichung dem Verständnis dienen und - natürlich - der Argumentation nützen.
Außen vor werde ich lassen die verschiedenen Arten von mobile-TV, die sich auch in der Entwicklung immer neuer Standards der technischen Realisation äußern.[2]
Gehen soll es hier um die pure Paarung des mit Abstand persönlichsten Gegenstands des Menschen, den die Industrie seit Jahren hervorgebracht hat[3] mit dem immer noch wichtigsten Medium der Massenkommunikation für die öffentlichen und privaten Kommunikationsverhältnisse[4] bekannt unter den Namen Handy-TV, mobile-tv, Mobile TV, mobiles Fernsehen u. Ä. und um davon ausgehende Gefährdungen.
2. Gefahr kommt von gefährlich
Warum sollte mobile-tv gefährlich sein? Wir haben es selber geschaffen, haben viel investiert und haben viel lernen müssen, um es zu ermöglichen. Die Frage nach den Gefahren ist in der Menschheitsgeschichte recht unpopulär, wenn es um Errungenschaften geht. Meist wurde sie erst gestellt nachdem Erfindungen ihre Kehrseiten durch nicht erwarteten Gebrauch offenbarten, wie dies im Falle des Dynamits und auch nach Entdeckung der kontrolliert unkontrollierten Atomspaltung geschah. Zugegeben, der Vergleich klingt extrem oder expressionistisch oder - noch anders gesagt - unwissenschaftlich. Da aber Kunst in der Lage ist wachzurütteln und Wissenschaft eher nicht, mag man dem Autor diesen Expressionismus gestatten.[5]
Den Gefahren im Umgang mit Handy-TV stehen wiederum die mit dem Wort Gefahr verbundenen Gefahren gegenüber. Gefahr bedeutet „ursprünglich auflauern als feind (…) zum kampfe reizen.“[6] und steht heute für „drohendes Unheil“[7] Mit diesen Konnotationen bliebe als einzige menschliche Reaktion nur die Angst übrig, denn mit Angst reagiert der Mensch auf drohendes Unheil. Angst aber ist lähmend und macht somit machtlos. Wer machtlos ist, kann nichts ausrichten. Darum möchte ich mich nicht ängstigen, wohl aber in Acht nehmen und Acht geben[8] im Umgang mit mobile-tv. Wer acht gibt oder sich in Acht nimmt, der ist aufmerksam[9] wobei Aufmerksamkeit der Beginn gefühlter Verantwortung ist. Statt von Gefahren möchte ich lieber von Nebenwirkungen und Risiken sprechen. Diese Begriffe stehen weniger im Zusammenhang mit Angst, die panisch und unproduktiv machen kann, und messen mobile-tv weniger Schrecken als vielmehr Achtung bei.
3. mobile media - Handy-TV – eine Begriffsfindung
Objekt der Betrachtung soll die Möglichkeit des Fernsehens auf dem mobilen Telefon sein. Beworben wird dieses Produkt[10] auch auf dem deutschen Markt im Allgemeinen unter dem Oberbegriff mobile media und im Speziellen unter mobile-tv[11] und handy-tv[12]. Um der Tatsache gerecht zu werden, dass dieser Text auf Deutsch verfasst wird, erfolgt zunächst die Übersetzung von mobile media, wobei „mobile adj. - beweglich“[13] und „media pl. - die Medien Pl.“[14] im Deutschen zu der Formulierung bewegliche Medien werden.
Das Adjektiv beweglich „mobilis, (…) regsam, veränderlich“[15] scheint hier weniger das Problem zu sein, als sein Bezugswort Medien, dessen Bedeutung durch inflationären Gebrauch heute in Wolken von Konnotationen verschwimmt.
Medien ist ein so umfassender, wie mehrdeutiger Begriff, „(…) denn die Skala reicht – (…) schon im Bereich so genannter primärer Medien von einfachsten körpernahen Ausdrucksmitteln, über bloße Hilfsmittel der Verstärkung körperlicher Kommunikation zu Medien der Zeichenherstellung, Zeichenmaterialien und Zeichenträgern. Von sekundären Medien ist die Rede, wenn die Produktion des Kommunikats technisch geschieht wie bei den Druckmedien, von tertiären Medien, wenn auch die Übertragung und Rezeption technisch vorgenommen wird, wie bei den elektronischen Medien“[16]
Telefon und Fernsehen sind demnach tertiäre Medien, deren Eigentümlichkeiten eine weitere Einengung des Medienbegriffes verlangen. So lassen sich Medien „zunächst nach ihrer Zeichenverarbeitungskapazität in visuelle, auditive und audiovisuelle unterscheiden. Dann lassen sich nach der Funktionsweise Speicher- und Übertragungsmedien und schließlich nach der möglichen Kommunikationsrichtung unidirektionale oder Einwegmedien von interaktionalen Medien unterscheiden.“[17] Demnach ließe sich das Fernsehen als audiovisuelles, übertragenes Einwegmedium klassifizieren, das Telefon ist ein auditives, übertragenes interaktionales Medium. Das Fernsehen ist weiterhin ein Medium der Massenkommunikation, wobei der Kommunikationsbegriff in diesem Sinne nicht unumstritten ist. Jedoch gilt es mittlerweile als „(…) gerechtfertigt, Fernsehen als einen Kommunikationsprozess zu modellieren, in dem einerseits Handlungsrollen der Produktion und Vermittlung bzw. der Rezeption und Verarbeitung unterschieden werden können, in dem aber andererseits anhand der Kommunikate und ihrer Eigenschaften gezeigt werden kann, wie vermittelnde Kategorien die Kommunikate strukturieren und die unterschiedlichen Kommunikationsbeteiligten zusammenbinden.“[18]
4. Das Mobiltelefon – absolute Beweglichkeit – Unentbehrlichkeit
Im mobilen Telefon äußert sich die Beweglichkeit schlechthin. Es unterscheidet sich im Vergleich zum [Auto]Mobil darin, dass nicht wir durch es befördert werden, sondern es durch uns. Damit ist es genauso beweglich wie wir selbst. Wer es nicht bewegt, weil er sich nicht bewegt, wird trotzdem nicht das Gefühl haben, nicht mobil erreichbar zu sein. Wer sich viel bewegt und es viel bewegt, wird die Sicherheit zu schätzen wissen mobil erreichbar zu sein. Seine Mobilität ist unsere Mobilität. Die einzigen Abhängigkeiten bestehen zu externen Elektrizitätsquellen betreffs regelmäßiger Aufladung des Akkus sowie zum nächsten Sendemast, der die Funkverbindung unsichtbarerweise aufrechterhält.
Nachdem das Mobiltelefon zuvor lediglich Träger der Telefonfunktion im Sinne des auditiven, übertragenen Interaktionsmediums Telefon war, wurde es im Laufe der Jahre um andere Möglichkeiten der Medialität erweitert. „Dabei schafft das neue Medium nicht nur neue Möglichkeiten, sondern, so wird zumindest behauptet, neue Abhängigkeiten in Gestalt einer Handy- und SMS-Sucht. (…) Sie ergeben sich allein schon daraus, dass das Mobiltelefon eine Reihe anderer Medien und kommunikativer Mittel, vom Notizbuch über das Poesiealbum, vom Adressbuch, über den Taschenrechner, bis zum Wecker ersetzt hat.“[19] Durch seine multiple Funktionalität hielt das Handy Einzug in fast alle (Uhr, Kalender, Wecker, Telegramm, Musikanlage, Navigationssystem, Kamera) menschlichen Lebensbereiche. Kraft seiner Funktionen ist es Schatten eines Jeden und tritt zuweilen als Spiegelbild unseres Selbst auf, indem es in sich - ähnlich strukturiert[20] wie unser Gehirn - die Namen und Daten unseres Lebens birgt: Adressen, Termine, Freunde, Geschäftspartner, Geburtstage, Lieblingslieder, Lieblingswitze, Weckzeiten und Vieles mehr, wobei es nicht im Entferntesten so vergesslich ist wie wir selbst. „In kürzester Zeit ist das Mobiltelefon zu einem festen, ja sogar als unentbehrlich empfundenen Bestandteil der Alltagskommunikation geworden.“[21] , wobei der Kombinations- und Anschlussfähigkeit des Gerätes scheinbar kaum Grenzen gesetzt sind.
„Zugleich ist es Teil umfassender Entwicklungen der Mediatisierung des Alltags, indem es Entwicklungen vorantreibt, die dahin führen, dass es kaum noch medienfreie Zonen gibt.[22] In letzter Zeit lässt sich die Anreicherung des Mobiltelefons mit den drei Medien der Massenkommunikation beobachten.[23] Das Radio im Handy gehört mittlerweile zum Standardprogramm. In Asien boomt das E-Buch, der Roman fürs Handy.[24]
Das Einhergehen funktioneller Unentbehrlichkeit mit Beweglichkeit, infolge von Transportabilität, hat dafür gesorgt, dass sich heute an fast jedem Europäer mindestens ein Mobiltelefon befindet.
5. Das Walkman-Syndrom - private Kommunikation in der Öffentlichkeit vs. öffentliche Kommunikation
Die Menschen scheinen seit jeher danach zu trachten, die wesentlichen Bestandteile ihres Alltags beweglich zu machen. Aus diesem Antrieb heraus entstand neben dem Campingstuhl auch der Wohnwagen, mit welchem wir die Atmosphäre von Z uhause dorthin mitnehmen können, wo auch wir sind. Aus diesem Grund gibt es den MP3-Spieler, der davor ein Diskman war, der davor ein Walkman war, dessen Idee sich aus dem Kofferradio ableitete. Während jedoch das Kofferradio, als Vorfahre des Ghettoblasters, der Beschallung vor allem mehrerer Menschen dient, im Zweifelsfall auch solcher, die das gar nicht wünschen, so unterschied sich davon der Walkman in dem Punkte auffällig, dass er den privaten Genuss von Musik in der Öffentlichkeit ermöglichte. Es ist also zu unterscheiden zwischen öffentlicher Rezeption und privater Rezeption in der Öffentlichkeit. So „begann bereits mit dem Walkman ein Diskurs um eine öffentliche Regulation, gerade eben weil das privatisierte Vergnügen in die Öffentlichkeit gelangt ist und die öffentliche Kommunikationsordnung durcheinander gebracht hat.”[25] Das heute in der Gestalt der MP3-Abspielfunktion vielfach im Handy untergebrachte Phänomen Walkman ist verwandt mit dem des Handy-TV insofern, dass das Fernsehen auf dem Handy ebenfalls ein in der Öffentlichkeit getätigtes privates Vergnügen ist. So sollte nun, mit Auftreten von Handy-TV, als Synthese von Unentbehrlichkeit, Allgegenwart und Fernsehen, zu prüfen sein, inwiefern die folgende schon für den Walkman geäußerte Befürchtung zu neuer Aktualität gelangt: „ The fear soon arose that if everyone was doing their own thing in the public sphere, to what extend was that sphere any longer public? What would those people share with another? Wouldn’t society be reduced to little more than the aggregate of atomized individuals living in a particular geographical space? ”[26]
5.1 Das anwesende Abwesendsein
Der in der Öffentlichkeit privat rezipierende Mensch ist durch ein Sichabwenden von der realen unmittelbaren Umwelt zugunsten einer Hinwendung zum jeweiligen Medium charakterisiert. „Neben dem Telefon bieten Bücher, Zeitungen, Walkmans und viele andere technische Errungenschaften jedem Individuum die Möglichkeit, sich psychologisch und funktionell aus seiner unmittelbaren Umwelt auszukoppeln (…) ohne sich in irgendeiner Weise auf örtlich Mitanwesende zu beziehen.“[27] Dieser Umstand ist ein Symptom des Aufbaus unseres Bewusstseins und der Fähigkeit unsere Aufmerksamkeit zu steuern. Insofern machen „Medien (…) eine Anwesenheit an zwei Orten zugleich möglich.“[28], denn während man die gesendete Botschaft empfängt, ist man kognitiv mit dem Sendungsort, also dem Medium verbunden. Dieses Sein an zwei Orten ist mit besonderen Auffälligkeiten verbunden, denn „Wir sind da und nicht da zugleich, wir befinden uns in einer ‘anwesenden Abwesenheit’“.[29]
5.2 Anwesende Abwesenheit während des Telefonierens
Das kommunikative Abwesendsein während man physisch anwesend ist – zum Beispiel während eines Telefonates - ist erwiesen, denn „(…) die Telefonierenden nehmen während des Telefonates ihre Umwelt nur eingeschränkt wahr; trotz der Anwesenheit anderer verhalten sie sich so, als wären sie alleine.“[30] Diese Beobachtung basiert auf dem vollkommen natürlichen Umstand, dass wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf etwas richten. Im Falle eines Gespräches in Form so genannter Face-to-Face-Kommunikation[31] wenden wir unsere Sinne selektiv unserem Gesprächspartner zu. So ist es beim Telefonieren vonnöten seine Aufmerksamkeit zu Teilen aus der unmittelbaren Umwelt abzuziehen und auf sein Gegenüber zu lenken, ganz einfach um dem Gespräch folgen zu können. Geser attestiert bezogen auf die mobile Telefonie einen „langfristigen Bedeutungsverlust kollokaler sozialer Interaktionen“[32]. Dieser Bedeutungsverlust resultiert aus der vermehrten medialen Kommunikation: „Indem sie interaktionsunabhängige Zugänge zu weit entfernt erzeugten Informationsquellen, Stimmen, Tönen oder Bilder vermitteln, tragen sie zur Schwächung kollokaler Sozialsysteme bei (…).“[33] Diese Schwächung mag ein Grund dafür sein, warum sich heute in der Öffentlichkeitskommunikation große Unsicherheiten bilden.[34]
Dem Telefon bescheinigt Geser eine sehr aggressive Weise kollokaler Auskopplung, da es von seinem Nutzer im Falle eines Gespräches eine verstärkte Abwendung der Aufmerksamkeit aus dem lokalen Umwelt fordert, sowie den Mitanwesenden zugemutet wird, sich dieser Fernkommunikation als unfreiwillige Zuhörer beteiligen zu müssen.[35]
[...]
[1] Mobile Kommunikation – Perspektiven und Forschungsfelder, Höflich, Joachim R. und Gebhardt, Julian, Frankfurt am Main, 2005, S. 27
[2] Streaming vs. Broadcasting, DVB-H, DMB-H usw.
[3] http://www.flachgau.cc/?ly=sup&pg=ad&id=22&sb=sup&vi=1, Abruf: 13.05.2007, 12:22 MEZ
[4] Werner Holly, Fernsehen, S.1
[5] Man erlaube mir diesen Expressionismus, denn ich halte Wissenschaft und Kunst zu mehr fähig in der gegenseitigen Synthese. [Vgl.: „Die gängige Antithese von Kunst und Wissenschaft, die beide als Kulturbereiche voneinander reißt, um sie als Kulturbereiche gemeinsam verwaltbar zu machen, lässt sie am Ende als genaue Gegensätze vermöge ihrer eigenen Tendenzen ineinander übergehen.“ Quelle: Max Horkheimer & Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung - philosophische Fragmente, Hrsg.: Rolf Tiedemann, Frankfurt Main, 1984, S.34] Die Trennung von Kunst und Wissenschaft ist aktuell, schaut man auf die traurige Entwicklung der deutschen Bildung, die man heute einen Bildungsmarkt nennt, auf welchem das Gesetz des Marktes das Menschwerden der kurzfristigen Effizienz untergeordnet hat. So sind - und hier nehme ich den Faden wieder auf - Kunst und Wissenschaft infolge ihrer Trennung eher zur Vorabendunterhaltung verkommen, gelähmt und traurig. Und darum möge man mich diese Brücke schlagen lassen - für den Moment - und erst weiter lesen, bevor ein Urteil mangelnder Form wegen, den Genuss des Lesens im Weiteren so sehr eintrübte, dass sich die Offenheit, die ich beim Leser begrüßte in Abneigung verschlüge.
[6] Jacob & Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, ed. Zweitausendeins, Der Digitale Grimm, Frankfurt Main, Bd. 4 Sp. 2062,38
[7] Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts - http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=gefahr, Abruf: 5.07.2007, 12.11 MEZ
[8] „Acht, die; -, / ohne Pl. / veralt. Aufmerksamkeit; / heute nur in festen verbalen Verbindungen /: etw. außer acht, außer aller A. lassen etw. nicht berücksichtigen, nicht beachten: d. Vorsicht, Regeln, einen Umstand, jmds. Einwände außer acht lassen; (…) in acht nehmen sich (vor etw., jmdm). vorsehen, sich hüten: nimm dich (vor dem Hund, diesem Menschen) in acht!; etw. in acht nehmen auf etw. achten, mit etw. sorgfältig, vorsichtig umgehen: seine Gesundheit in acht nehmen“ Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts - http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=acht, Abruf: 14.06.2007, 23:05 MEZ
[9] ebd.
[10] bevor man es Medium nennen kann, ist es in erster Linie ein Produkt
[11] 551.000.000 Einträge für mobile-tv, http://www.google.de/search?q=mobile+tv&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a, Abruf: 15.06.2007, 10:17 MEZ
[12] 947.000 Einträge für handy-tv, http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&hs=Cm6&q=handy-tv&btnG=Suche&meta=, Abruf: 15.06.2007, 10:17 MEZ
[13] http://dict.leo.org/ende?lp=ende&p=/gQPU.&search=mobile, Abruf am 11.05.2007, 18:22 MEZ
[14] ttp://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed§Hdr=on&spell
Toler=on&search=media&relink=on, Abruf: 11.05.2007, 18:22 MEZ
[15] Jacob & Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, ed. Zweitausendeins, Der Digitale Grimm, Frankfurt Main, Bd. 1, Sp. 1773,72
[16] Werner Holly, Fernsehen, S.3
[17] Ebd.
[18] Werner Holly, Fernsehen, S.27
[19] Joachim R. Höflich & Julian Gebhardt, Mobile Kommunikation, S.8
[20] Nach Art der Sortierung.
[21] Joachim R. Höflich & Julian Gebhardt, Mobile Kommunikation – Perspektiven und Forschungsfelder, Frankfurt am Main, 2005, S. 8
[22] Ebd., S.7
[23] „Traditionell wird Fernsehen (nach Druck und Radio) als drittes der großen Medien der Massenkommunikation gefasst.“ Werner Holly, Fernsehen, S.1
[24] Lesen ohne Limit – Das E-Buch boomt, zumindest in Japan – dort finden Handyromane Millionen Käufer von Florian Coulmas, Süddeutsche Zeitung Nr. 88, 17.04.2007, S.11
[25] Joachim R. Höflich, An mehreren Orten zugleich, in Mobile Kommunikation – Perspektiven und Forschungsfelder, Joachim R. Höflich & Julian Gebhardt, Frankfurt am Main, 2005, S.22
[26] Ebd.
[27] Hans Geser, Soziologische Aspekte mobiler Kommunikation, – Über den Niedergang orts- und raumbezogener Sozialstrukturen, in: Mobile Kommunikation – Perspektiven und Forschungsfelder, Joachim R. Höflich & Julian Gebhardt, Frankfurt am Main, 2005, S.50
[28] Joachim R. Höflich, An mehreren Orten zugleich, S. 19
[29] Joachim R. Höflich, An mehreren Orten zugleich, S. 20
[30] Ebd.
[31] „face to face – Auge in Auge“ aus Pons Kompaktwörterbuch englisch/ deutsch – deutsch/ englisch, Hrsg.: Prof. Dr. Erich Weis, Klett: Stuttgart, 1982, S. 178 oder „f2f - face to face – von Angesicht zu Angesicht“, http://www.duden.de/deutsche_sprache/newsletter/archiv.php?id=129, Abruf: 10.07.07, 11:07 MEZ
[32] Vgl.: Hans Geser, Soziologische Aspekte mobiler Kommunikation, S.50
[33] Hans Geser, Soziologische Aspekte mobiler Kommunikation , S.50
[34] Was sich vielleicht auch darin zeigt, dass „viele Menschen nicht länger ihren Platz in der Welt kennen“ Joachim R. Höflich, S. 19
[35] Vgl.: Hans Geser, Soziologische Aspekte mobiler Kommunikation, S.51
- Citation du texte
- Eric Wallis (Auteur), 2007, Kritik des mobilen Fernsehens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116408
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