Ziel dieser Arbeit ist es zu verdeutlichen, dass die Kognitionen eine bedeutende Rolle in den verschiedenen Lerntheorien einnehmen, und dass das Modelllernen mit Fokus auf die Prävention in der Praxis Verwendung findet. Die unterschiedlichen Lerntheorien, die klassische und die operante Konditionierung, das kognitive Lernen sowie das Modelllernen werden zur Verdeutlichung erläutert. Hierbei wird auf die Rolle der Kognition in den jeweiligen Formen des Lernens eingegangen. Anschließend werden die Einsatzfelder des Modelllernens aufgezeigt und dabei die vier basalen Prozesse detailliert erläutert. Zudem werden die Chancen und Risiken von Social Media bezüglich des Modelllernens kritisch hinterfragt.
Mit dem Begriff Lernen assoziiert die Psychologie das Verhalten und die Verhaltensänderung, wohingegen das Lernen im alltäglichen Sprachgebrauch mit dem Erlernen von Fähigkeiten oder Wissen in Verbindung gebracht wird. Aktuelle Studien von Kognitionspsychologen fanden heraus, dass die Kognition einen großen Einfluss in den verschiedenen Lerntheorien hat. Die Annahme von Behavioristen wurde somit widerlegt, welche davon ausgingen, dass die Kognition keinen Einfluss auf die verschiedenen Lerntheorien hat. In der Praxis wird sehr häufig das Lernen durch Beobachtung von anderen Personen (das sogenannte Modelllernen) sowie die daraus folgende Imitation angewandt. Social Media wird hierbei eine große Bedeutung zugeschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Lernen
2.1 Klassische Konditionierung
2.1.1 Erklärung des Konzepts: Klassische Konditionierung
2.1.2 Einfluss von Kognition auf klassische Konditionierung
2.2 Operante Konditionierung
2.2.1 Erklärung des Konzepts: Operante Konditionierung
2.2.2 Einfluss von Kognition auf operante Konditionierung
2.3 Kognitives Lernen
2.4 Modelllernen
2.4.1 Erklärung des Konzeptes: Modelllernen
2.4.2 Einfluss von Kognition auf Modelllernen
2.4.3 Imitation und Nacheifern
2.5 Zusammenfassung
3 Modelllernen in der Praxis
3.1 Einsatz des Modelllernen's in der Prävention
3.2 Grenzen des Modelllernen's in der Prävention
3.3 Zusammenfassung
4 Diskussion
4.1 Risiken und Chancen bezüglich sozialer Medien auf das Modelllernen
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Eine Studie von Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Dr. Karin Knop, die eine Untersuchung zum Umgang mit mobilen und digitalen Medien leitete, ergab, dass fast jeder zehnte Smartphone-Besitzer zwischen 8-14 Jahren suchtgefährdet ist. Ferner weisen die jungen Menschen ein erhöhtes Risiko auf Funktionsstörung des gesamten Rückens auf. Eine Studie des New Yorker Wirbelsäulenchirurgen Kenneth Hansraj zeigte auf, dass das Tippen und das Lesen am Handy besonders beim Laufen, eine starke Belastung aufweist.1 Die Ursache liegt in den meisten Fällen bei den Eltern, denn sie übernehmen in den ersten Lebensjahren eine Modellfunktion für ihre Kinder. Die Kleinen backen Sandkuchen und klettern und die Eltern schauen aufs Handy, dies ist für viele Familien der Alltag. Ein anderer Sachverhalt beschreibt, dass es Verkehrsteilnehmer gibt, die unter Alkoholeinfluss weiterhin am Straßenverkehr teilnehmen, obwohl ihr Reaktionsvermögen eingeschränkt ist. Durch das Erhalten von Strafpunkten oder dem Entzug des Führerscheines wird ihnen bewusst, dass sie verkehrswidrig gehandelt haben und es in Zukunft unterlassen werden. Hier wird deutlich, dass in beiden Fällen das Lernen eine entscheidende Rolle einnimmt, im ersten Sachverhalt durch das Modelllernen und im Zweiten mit der operanten Konditionierung.
Mit dem Begriff Lernen assoziiert die Psychologie das Verhalten und die Verhaltensänderung, wohingegen das Lernen im alltäglichen Sprachgebrauch mit dem Erlernen von Fähigkeiten oder Wissen in Verbindung gebracht wird. Aktuelle Studien von Kognitionspsychologen fanden heraus, dass die Kognition einen großen Einfluss in den verschiedenen Lerntheorien hat. Die Annahme von Behavioristen wurde somit widerlegt, welche davon ausgingen, dass die Kognition keinen Einfluss auf die verschiedenen Lerntheorien hat. In der Praxis wird sehr häufig das Lernen durch Beobachtung von anderen Personen angewandt, genannt Modelllernen sowie die daraus folgende Imitation. Den neuen Technologien durch Sozial Media wird hierbei eine große Bedeutung zugeschrieben. Ziel dieser Arbeit ist es zu verdeutlichen, dass die Kognitionen eine bedeutende Rolle in den verschiedenen Lerntheorien einnehmen und das, dass Modelllernen mit dem Focus der Prävention in der Praxis Verwendung findet. Die unterschiedlichen Lerntheorien, die klassische und die operante Konditionierung, das kognitive Lernen, sowie das Modelllernen werden zur Verdeutlichung im Kapitel 2 erläutert. Hierbei wird auf die Rolle der Kognition in den jeweiligen Formen des Lernens eingegangen. Anschließend werden in Kapitel 3 die Einsatzfelder des Modelllernens aufgezeigt und dabei die vier basalen Prozesse detailliert erläutert. Kapitel 4 hinterfragt kritisch, die Chancen und Risiken bezüglich Sozial Media auf das Modelllernen, während Kapitel 5 das Fazit sowie den Ausblick in die Zukunft beinhaltet.
2 Lernen
Eines der zentralen Phänomene menschlichen und tierischen Verhaltens ist die Fähigkeit aus früheren Erfahrungen zu lernen, um den Anforderungen einer sich ständig verändernden Umwelt, zu entsprechen. Für die meisten Organismen bedeutet die Fähigkeit zu lernen und zu erinnern, die Fähigkeit zu überleben. Besonders beim Menschen erreicht das Lernen die höchste Flexibilität. Ursächlich ist hierfür, dass der Mensch mit geringsten vorprogrammierten Verhaltensmustern ausgestattet ist und somit unverzichtbar auf das Lernen angewiesen ist. Das Lernen beginnt mit dem Beginn des Lebens und setzt sich in jedem Lebensalter fort. Durch verschiedenartige Erfahrungen im Lernen sind Menschen in der Lage, Verhaltensmuster zu modifizieren und emotionale Reaktionen wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen.2 Kaum ein Thema kommt laut Myers dem “Kern der Psychologie“ näher als das Lernen.3 In der wissenschaftlichen Psychologie unterscheidet sich die Bedeutung des Begriffs Lernens in gewissem Maße von der Alltagssprache. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet das Lernen den Erwerb von Wissen w.z.B. der motorischen und sprachlichen Fertigkeiten. In der Psychologie versteht man unter dem Begriff Lernen, das Verhalten und die Verhaltensänderungen, aufgrund von Reizen in der klassischen und operanten Konditionierung oder aufgrund von Beobachtung im Modelllernen. In der Gedächtnisforschung stellte sich zudem heraus, dass der global umrissene Lernprozess mit verschiedenen Lernarten einhergeht. Je nachdem als Lernparadigmen gewählten Forschungsansätzen, wurden so bestimmte Gesetzesmäßigkei- ten des Lernens gefunden.4 Um die unterschiedlichen Lerntheorien zu verdeutlichen, beschäftigen sich die nächsten Abschnitte mit der klassischen und operanten Konditionierung, dem kognitiven Lernen und dem Modelllernen. Zusätzlich wird hierbei auf die Rolle der Kognition, in den verschiedenen Formen des Lernens eingegangen.
2.1 Klassische Konditionierung
2.1.1 Erklärung des Konzepts: Klassische Konditionierung
Der russische Entdecker Ivan Pawlow besagt, dass im Verlauf der klassischen Konditionierung, ein zuvor neutraler Reiz mit einem anderen Reiz (der ein Verhalten auslöst), durch wiederholtes gemeinsames Auftreten assoziiert wird.5 Unterschieden wird hierbei, zwischen der unkonditionierten Reaktion/Stimulus (UCR/UCS), der konditionierten Reaktion/Stimulus (CR/CS) und dem neutralen Stimulus (NS).6 Zur Verdeutlichung hat Ivan Pawlow ein Experiment mit Hunden durchgeführt, welches den Zusammenhang von Speichelfluss und Verdauung widerspiegelt. Bei Hunden entsteht beim Anblick von Futter vermehrt Speichelbildung, dieser Reiz wird auch als unkonditionierter Reiz bezeichnet. Beim Versuch verwendete Pawlow ein Klingelzeichen (neutraler Reiz), dessen Geräusch ohne Information anfangs keinen Effekt beim Hund erzielt und somit für ihn als nutzlos erscheint. Unmittelbar vor der Verabreichung des Futters, ließ Pawlow nun das Klingelzeichen ertönen, woraufhin der Hund reagierte und nach einigen Durchgängen die Klingel mit dem Futter assoziierte. Somit wurde das Klingelzeichen zu einem konditionierten Reiz, welcher zur Konsequenz nun eine konditionierte Reaktion brachte. Eine Notwendigkeit hierbei ist, dass das akustische Signal und das Geben des Hundefutters nicht stark zeitversetzt stattfindet, denn so würde es zu keiner Konditionierung kommen. Das zweite Experiment mit dem Jungen namens Albert zeigte wiederum, dass Reizgeneralisierungen entstehen können. Hierbei wird nicht nur auf einen bestimmten Reiz reagiert, sondern auf eine Vielzahl ähnlicher Reize. Albert wurde beigebracht, dass beim Sehen von Ratten ein lautes Geräusch (unkonditionierter Reiz) passiert und er beim Anblick der Ratte Angst bekam. Diese Angst übertrug sich auf weitere Tiere mit Fell(Reiz- generalisierung). Das Gegenstück dazu ist die Reizdiskrimination, welche eine Reaktion auf einen bestimmten Reiz eingrenzt.7 Deutlich wird die Konditionierung auch an praktischen Alltagsbeispielen z.B. dem Ertönen der Schulglocke.8
Im Bereich der Verhaltenstherapie finden Konditionierungsprozesse praktische Anwendung im Rahmen der Psychologie. Ängste oder emotionale Reaktionen können somit erworben, aber auch wieder verlernt werden mit einem Angstreiz.9 Mit Hilfe der evaluativen Konditionierung ist es Forschern gelungen, durch positive oder negative Hintergrundmusik, die Kaufentscheidungen von Menschen zu beeinflussen. Diese Strategie findet Anwendung im Bereich des Marketings, um ein neutrales Produkt mit positiven Assoziationen zu belegen.10 Mit der Zeit entstanden in der klassischen Konditionierung neuere Entwicklungen und Überlegungen, die die Wirkungsweise der Konditionierung betreffen. Aus diesem Grund versucht die Forschung seit Pawlos Zeiten, den entscheidenden Faktor des Assoziierens von dem es abhängt, ob klassische Konditionierung überhaupt gelingt, genauer zu bestimmen. Im nächsten Abschnitt wird auf die Frage eingegangen, welchen Einfluss die Kognition auf die klassische Konditionierung hat.
2.1.2 Einfluss von Kognition auf klassische Konditionierung
Aus kognitionspsychologischer Sicht lässt sich die klassische Konditionierung aufgrund einer Vorhersage erläutern. Das bedeutet, dass die Folgen des eigenen Handelns für den Organismus in einem gewissen Maße vorhersagbar sein müs- sen.11 Diese Vorhersage kann dem Menschen ein negatives oder positives Gefühl vermitteln. Wenn ein Kind jeden Sonntagnachmittag die Klingel an der Haustür hört, zu einer Zeit in der immer Oma und Opa zu Besuch kommen, hat es gelernt, das wöchentliche Klingeln am Sonntag mit Oma und Opa in Verbindung zu setzen. Stellt das Kind fest, dass Sonntag statt Oma und Opa die Nachbarn kommen, da die Großeltern weggezogen sind, wird das Kind enttäuscht sein und die Assoziation (Klingel am Sonntagnachmittag = Oma und Opa) wird fast vollständig gelöscht. Nach einiger Zeit könnte das Kind dennoch eine Spontanerholung erlebt haben und somit die Hoffnung bekommen, dass die konditionierte Reaktion (Klingel am Sonntagnachmittag = Oma und Opa) wieder stimmen mag. Hierbei würde sich das Kind nun überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass Oma und Opa vor der Tür stehen, um die Entscheidung zu treffen, nachzusehen oder nicht. Eine besondere Bedeutung erhält die Vorhersagbarkeit auch bei Emotionen und den damit verbundenen Reaktionen. Bspw. kann ein Zahnarzt durch die Ankündigung von Schmerzen, besonders bei Menschen mit erhöhter Angst, die ständige Angst vor Schmerzen mindern. Wenn er jedoch andauernd versichert, dass es nicht wehtut, obwohl der Schmerz spürbar ist, verfügt der Patient nicht über die Sicherheit bei dem Signal der Ankündigung des Zahnarztes. Ein besonderes Phänomen im Rahmen der klassischen Konditionierung ist die Blockierung. Hierbei wird deutlich, dass klassische Konditionierung nicht nur stattfindet, wenn Kontiguität und Kontingenz vorherrschen, sondern wenn der Reiz zusätzliche Informationen für den Organismus enthält und keinen redundanten Prädiktor darstellt.12 Weitere Techniken der klassischen Konditionierung werden u. a. in der Verhaltenstherapie eingesetzt. In einer Alkoholentzugstherapie wurde den Teilnehmern Alkohol mit übelkeitserregenden Substanzen verabreicht. Das Ziel war, Aversion gegen Alkohol zu konditionieren. Als die Teilnehmer über diesen übelkeitserregenden Zusatz Bescheid wussten, war die Folge, dass die gelernte Verbindung, die Konditionierung zwischen Alkohol und Übelkeit, schwächer ausgeprägt war.13 Im nächsten Abschnitt wird auf eine weitere Lerntheorie, der operanten Konditionierung eingegangen und dessen Konzept näher erläutert.
2.2 Operante Konditionierung
2.2.1 Erklärung des Konzepts: Operante Konditionierung
Operantes Konditionieren bezeichnet das Lernen neuer Verhaltensweisen. Anders wie bei der klassischen Konditionierung, bei der neutrale Stimuli automatisch mit reaktionsauslösenden Reizen assoziiert werden, lernt der Organismus hierbei, sein eigenes Verhalten als Instrument mit den daraus folgenden Konsequenzen zu assoziieren, die als Belohnung, Erfolg oder Misserfolg erlebt werden. Bei diesem Konzept lernt jedes Individuum, das Ereignisse in der Umwelt (Belohnung oder Bestrafung) von der Ausführung seines Verhaltens abhängig sind. Die operante Konditionierung (bisweilen Synonym instrumentelle Konditionierung) wurde von den Psychologen E.L. Thorndike, J.B. Watson und B.F. Skinner untersucht. Dabei lässt sich dieses Konzept anhand von zwei Experimenten von Skinners und Thorndikes erläutern. In dem Experiment von Thorndikes geht es ausschließlich darum, wie Katzen lernen, sich aus einem verschlossenen Käfig zu befreien. Dabei sperrte Thorndikes die Katzen in eine Box, in der sie verschiedene Möglichkeiten hatten, zu fliehen. Außerhalb der Box befand sich ein Fisch, der als Belohnung eingesetzt wurde. Durch das wiederholte Einsperren der Katzen, gelang es den Katzen immer schneller zu entkommen. Begründend hierfür ist, dass sie über das Wissen verfügten, welches Verhalten am Effektivsten zurück in die Freiheit und zum Fisch führte. Die Verhaltensweisen die belohnt werden, im beschriebenen Beispiel die positive Konsequenz durch die Flucht aus der Box, werden öfter gezeigt. Verhaltensweisen die dagegen als Bestrafung angesehen werden, wie die negative Konsequenz, nicht so schnell aus der Kiste herauszukommen, werden seltener gezeigt bzw. schwächen sich ab oder werden gelöscht. Thorndikes bezeichnetet dies als „Law of Effect“.14
Der Unterschied zur klassischen Konditionierung besteht darin, dass kein bereits vorhandenes Verhalten neu erlernt wird. Das folgende Experiment von B.F. Skinner mit der „Skinner-Box“ zeigt, wie sich Lebewesen durch die Techniken der operanten Konditionierung verschiedenste, ungewöhnliche Verhaltensweisen antrainieren lassen. Dabei arbeitet Skinner mit Verstärkern, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das vorherige Verhalten wiederholt gezeigt wird. Bei diesem Experiment hatte Skinner, ähnlich wie beim Experiment von Thorndikes, Ratten in eine „Skinner-Box“ eingesperrt. Auch hier wurde nach Betätigen des Hebels in der Box deutlich, dass durch das Geben der Futterpille, dass Verhalten der Ratte positiv verstärkt wurde. Das Shaping oder das Chai- ning-Verfahren ermöglicht zudem, dass der Ratte schrittweise Verhaltensweisen antrainiert werden.15 Das Shaping-Verfahren funktioniert, indem die Ratte vor dem Drücken des Hebels die Futterpille bereits ausgegeben bekommt. Später bekommt die Ratte nur noch beim Berühren des Hebels und beim wünschenswerten Verhalten des Hebeldrückens eine Futterpille. Anders als beim Shaping-Verfahren setzt man die Ratte beim Chaining-Verfahren bereits beim Hebeldrücken bereit und belohnt sie für dieses Verhalten. Um das Verhalten üben zu können, eine Futterpille zu erhalten, muss die Ratte selbst dort hinlaufen.16 In der operanten Konditionierung wird jedoch noch genauer zwischen positiven und negativen Verstärkern bzw. Bestrafung unterschieden. Unter einer positiven Verstärkung wird verstanden, dass in dem Fall die Ratte eine Futterpille verabreicht bekommt und das Verhalten erneut zeigt. Eine negative Verstärkung wäre, wenn der Ratte ein unangenehmer Reiz weggenommen wird, bspw. wenn die Box unter Strom steht und dieser Strom erst abgeschaltet wird, wenn die Ratte gewünschtes Verhalten zeigt. Hierbei wird ein aversiver Reiz entfernt, um die Verhaltenswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Spricht man von einer positiven Bestrafung, wird bspw. das Gitter der Box, wenn die Ratte unerwünschtes Verhalten des Hebeldrückens zeigt, unter Strom gesetzt, um die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens zu verringern. Bei einer negativen Bestrafung dagegen, würde der Ratte, trotz Betätigen des Hebels, die Futterpille entnommen werden. Die Folge wäre, dass die Ratte in Zukunft den Hebel nicht mehr drückt. In vielen Bereichen des Lebens z.B. in Bildungseinrichtungen findet das Prinzip der operanten Konditionierung statt. Um Lernfortschritte zu verstärken werden hier Mittel in Form von Belohnungen eingesetzt. In Unternehmen wird die Methode der operanten Konditionierung häufig zur Motivation von Mitarbeitern angewandt. Bei der klassischen und operanten Konditionierung mehrten sich in den 70-er Jahren Hinweise, das kognitive Prozesse eine scheinbar größere Rolle spielen. In Folge dessen, wird im nächsten Abschnitt auf die Rolle der Kognition der operanten Konditionierung eingegangen.17
2.2.2 Einfluss von Kognition auf operante Konditionierung
Menschen lernen mit Hilfe des „Law of Effect“ das Verhalten, das positive Konsequenzen zur Folge hat, das gut ist und weiter bewahrt werden sollte. Ein Verhalten mit negativen Konsequenzen zur Folge ist eher mangelhaft und sollte verändert werden.18 Es gibt unterschiedliche Situationen, in denen Menschen aufgrund von operant konditionierten Verhalten anders handeln, da sie darüber nachgedacht haben. Nach dem Premack-Prinzip heißt es z.B., dass man eine Aktivität, welche man gerne ausführt, nur dann macht, wenn man davor eine an- dere Aktivität gemacht hat.19 Als Beispiel wäre hierfür ein Kind, welches gerne reitet. Jedoch bleibt dem Kind dies verwehrt (negative Bestrafung), bis es das eigene Zimmer aufgeräumt hat. Im Umkehrschluss bekommt das Kind eine positive Verstärkung (das Reiten), wenn es vor dem Reiten das Zimmer aufräumt. Das Kind kann sich schon vorab Gedanken machen, wann es das Zimmer aufräumt. Im Alltag kann es schnell passieren, dass Menschen ein Verhalten unwillentlich operant konditionieren. Gründe hierfür sind sogenannte unwissentliche Verstärker. Dabei kann sich z.B. ein Kind kontinuierlich beim Spaziergang weinend auf den Boden werfen, um zu signalisieren, dass es keine Lust mehr hat, zu laufen. Nun geben die Eltern allerdings nach und nehmen das Kind auf den Arm, damit das Kind aufhört zu weinen. (positive/unwissentlicher Verstärker). In dieser Situation hat das Kind gelernt, dass wenn es anfängt zu weinen, die Eltern nachgeben. Diese Information nutzt das Kind aus, um in Zukunft wieder getragen zu werden. Ein entscheidender Faktor des Erfolges bei der operanten Konditionierung scheint, ein gewisses Gefühl der Kontrolle zu sein. Kommen die am Versuch teilnehmenden Personen zu dem Entschluss, dass sie keine Kontrolle über die Situation haben, bzw. dass ihr Verhalten keine Konsequenz für auftretende Reize mit sich bringt, verharren sie in eine Art der passiven hilflosen Haltung. In einem Tierexperiment von Seligman wurde dieses Phänomen untersucht und wird heute auch als gelernte Hilflosigkeit bezeichnet.20
Ein wesentlicher Faktor der operanten Konditionierung besteht in der Kontrolle bzw. der Erwartung einer Kontrollmöglichkeit. Für eine erfolgreiche operante Konditionierung ist es wichtig, dass der Organismus das Erlebnis hat, dass die Bekräftigung unter seiner Kontrolle steht und erwarten kann, dass die Handlung wirksam ist.21 Zu einer weiteren Lerntheorie gehört das kognitive Lernen, auf das im nächsten Abschnitt genauer eingegangen wird.
[...]
1 Vgl. Handelsblatt GmbH, 2021 / Bartens, 2014
2 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 292
3 Vgl. Myers 2014, S. 290
4 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 292
5 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 292
6 Vgl. Myers 2014, S. 294
7 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 298-303
8 Vgl. Bak 2019, S.19
9 Vgl. Jansen 2015, S. 32 ; Myers 2014, S. 711
10 Vgl. Kiesel & Koch 2012, S.26 ; Rieger 2017, S. 348-349
11 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 305
12 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 305
13 Vgl. Jansen 2015, S.58 ; Myers 2014, S. 316
14 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 317
15 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 318-319 ; Koch, Stahl 2017, S. 324
16 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 328
17 Vgl. Jansen 2015 a, S. 53-55
18 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S. 318
19 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S.325 ; Linderkamp 2009, S.212
20 Vgl. Maier/Seligmann 1976, S.346
21 Vgl. Becker-Carus & Wendt 2017, S.329-335 ; Jansen 2015a, S.58 ; Myers 2014, S.316
- Citar trabajo
- Louisa Papke (Autor), 2021, Einfluss der Kognition auf verschiedene Lerntheorien und Anwendung des Modelllernens in der Prävention, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1163510
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