Diese Arbeit untersucht das Verständnis für die Zuordnung und Verbindung von Bild zu Klang.
Gibt es ein ähnliches gemeinsames Empfinden, wenn es darum geht, Bilder einem Klang zuzuordnen? Würde eine Mehrheit der Menschen die selben Bilder zu den selben Klängen als passend empfinden? Sind die Gründe dieser Empfindung, die Ähnlichkeiten in den Stimmungen, welche diese beiden Medien vermittelt? In dieser Arbeit wird die Hypothese aufgestellt, dass zwei der Bildkomponenten Motiv, Lichtstimmung, Farbe und Komposition besonders relevant für die Verbindung von Bild und Klang sind. Die Hypothese besagt, dass Motiv und Lichtstimmung die entscheidendsten Aspekte, für die Zuordnung von Bildern zu Musik sind.
Die Idee für dieses Thema basiert auf der Relevanz für den Durchführenden der Untersuchung. Der Verfasser dieser Arbeit ist hauptsächlich als Regisseur von Musikvideos tätig. In dieser Funktion ist er für die Erstellung des Konzeptes verantwortlich und somit für die szenische Visualisierung der Musik. In dieser Arbeit soll herausgefunden werden, welche Musik von den meisten Menschen auf welche Bilder bzw. optische Reize übertragen wird und welche Motive diesen Verbindungen zugrunde liegen. Diese Arbeit ist somit vor allem für Menschen, die zu bestehender Musik Visuelles kreieren wollen, von besonderer Relevanz.
Die Fragen, welche diese Arbeit behandelt, wurden mittels einer Online-Umfrage in Österreich mit 100 TeilnehmerInnen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren untersucht.
Anhand von Erkenntnissen aus Musikwissenschaft, Musikpsychologie und Bildsprache wurden die Ergebnisse untersucht und analysiert. Diese Ergebnisse zeigten, dass eine deutliche Mehrheit der UmfragenteilnehmerInnen die Bilder ähnlich passend bewerteten. Außerdem zeigen die Ergebnisse einen signifikanten Trend bei der Zuordnung der Stimmungen. Somit ist die Existenz eines gemeinsamen Verständnisses für die Verbindung von Bild und Klang, basierend auf das ähnliche Empfinden von Stimmung durch Bild und Klang, erkennbar. Auch die Hypothese, welche besagt, dass Bildmotiv und Lichtstimmung die entscheidendsten Bildaspekte für die Verbindung mit Klang sind, wurde dadurch bewiesen. Bei jeder Umfragen-Aufgabe wurden diese beiden Bildaspekte von der Mehrheit der Befragten als entscheidenste Bildkomponenten für die Verbindung mit Musik bewertet.
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt
Kurzfassung
Abstract
1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.1.1 Forschungsfrage
1.1.2 Hypothese
1.1.3 Zielsetzungen
1.1.4 Zielgruppe
1.1.5 Relevanz und Perspektiven
2. Kontext
2.1 Wahrnehmung von Musik
2.2 Musikanalyse
2.3 Musikpsychologie
2.4 Bildanalyse
2.5 Musik wird Bild
2.5.1 Melodie und Motiv
2.5.2 Tempo und Motiv
2.5.3 Lichtstimmung und Tonhöhe
2.5.4 Tongeschlecht und Farbe
2.5.5 Aufbau und Bildkomposition
3. Methodik
3.1 Beschreibung des Fragebogens
3.2 Begründung des Fragebogens
3.3Testgruppe
3.4 Ergebnisauswertung
4. Durchführung
4.1 Aufgabe 1
4.1.1 Hörbeispiel Sunny Theme
4.1.2 Bildbeispiele
4.2 Aufgabe 2
4.2.1 Hörbeispiel Piano Mood 2
4.2.2 Bildbeispiele
4.3 Aufgabe 3
4.3.1 Hörbeispiel Piyano Gizem
4.3.2 Bildbeispiele
5. Ergebnisse und Zusammenfassung
5.1 Darstellung der Ergebnisse
5.1.1 Frage 1
5.1.2 Frage 2
5.1.3 Frage 3
5.1.4 Aufgabe 1
5.1.4.1 Bewertung der Bilder
5.1.4.2 Stimmung
5.1.4.3 Bildaspekte
5.1.5 Aufgabe 2
5.1.5.1 Bewertung der Bilder
5.1.5.2 Stimmung
5.1.5.3 Bildaspekte
5.1.6 Aufgabe 3
5.1.6.1 Bewertung der Bilder
5.1.6.2 Stimmung
5.1.6.3 Bildaspekte
5.2 Analyse der Ergebnisse
5.2.1 Frage 2 und 3
5.2.2 Aufgabe 1
5.2.2.1 Bewertung der Bilder
5.2.2.2 Stimmung
5.2.2.3 Bildaspekte
5.2.3 Aufgabe 2
5.2.3.1 Bewertung der Bilder
5.2.3.2 Stimmung
5.2.3.3 Bildaspekte
5.2.4 Aufgabe 3
5.2.4.1 Bewertung der Bilder
5.2.4.2 Stimmung
5.2.4.3 Bildaspekte
5.2.5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen
5.3 Bedeutung der Ergebnisse für die Hypothese
5.4 Kritische Betrachtung und nennung weiterer Forschungsansätze
6. Quellen
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Online-Quellen
6.3 Abbildungen und Tabellen
7. Abbildungsverzeichnis
8. Tabellenverzeichnis
9. Anhang
9.1 Umfrage
9.2 Ergebnisse
Kurzfassung
Diese Arbeit untersucht das Verständnis für die Zuordnung und Verbindung von Bild zu Klang. Gibt es ein ähnlichesgemeinsames Empfinden, wennesdarum geht, Bilder einem Klang zuzuordnen? Würde eine Mehrheit der Menschen die selben Bilder zu den selben Klängen als passend empfinden? Sind die Gründe dieser Empfindung, die Ähnlichkeiten in den Stimmungen, welche diese beiden Medien vermittelt? In dieser Arbeit wird die Hypothese aufgestellt, dass zwei der Bildkomponenten Motiv, Lichtstimmung, Farbe und Komposition besonders relevant für die Verbindung von Bild und Klang sind. Die Hypothese besagt, dass Motiv und Lichtstimmung die entscheidendsten Aspekte, für die Zuordnung von Bildern zu Musik sind.
Die Idee für dieses Thema basiert auf der Relevanz für den Durchführenden der Untersuchung. Der Verfasser dieser Arbeit ist hauptsächlich als Regisseur von Musikvideos tätig. In dieser Funktion ist er für die Erstellung des Konzeptes verantwortlich und somit für die szenische Visualisierung der Musik. In dieser Arbeit soll herausgefunden werden, welche Musik von den meisten Menschen auf welche Bilder bzw. optische Reize übertragen wird und welche Motive diesen Verbindungen zugrunde liegen. Diese Arbeit ist somit vor allem für Menschen, die zu bestehender Musik Visuelles kreieren wollen, von besonderer Relevanz.
Die Fragen, welche diese Arbeit behandelt, wurden mittels einer Online-Umfrage in Österreich mit 100 Teilnehmerinnen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren untersucht. Anhand von Erkenntnissen aus Musikwissenschaft, Musikpsychologie und Bildsprache wurden die Ergebnisse untersucht und analysiert. Diese Ergebnisse zeigten, dass eine deutliche Mehrheit der Umfragenteilnehmerinnen die Bilder ähnlich passend bewerteten. Außerdem zeigen die Ergebnisse einen signifikanten Trend bei der Zuordnung der Stimmungen. Somit ist die Existenz eines gemeinsamen Verständnisses für die Verbindung von Bild und Klang, basierend auf das ähnliche Empfinden von Stimmung durch Bild und Klang, erkennbar.
Auch die Hypothese, welche besagt, dass Bildmotiv und Lichtstimmung die entscheidendsten Bildaspekte für die Verbindung mit Klang sind, wurde dadurch bewiesen. Bei jeder Umfragen-Aufgabe wurden diese beiden Bildaspekte von der Mehrheit der Befragten als entscheidenste Bildkomponenten für die Verbindung mit Musik bewertet.
Abstract
From a solely physical perspective, sound and image are two separate phenomena. It is only in the recipient’s mind, that they become a combined impression. A synthesis of image and sound. When perceived simultaneously, the two sensory stimuli hearing and seeing associate image and sound with each other so that they appear to belong together. As a result, something new arises, which is perceived differently than either of the media individually.
This thesis examines the common understanding of the assignment of and connection between image to sound focusing on the following questions: Do people have a common sentiment when it comes to assigning images to sound? Will a majority find the same pictures to match the same sounds? Is this feeling related to the similarities in mood that these two media express? In addition, it was assumed that of all the image components, namely, motif, lighting mood, color and composition, there are two particularly significant. The hypothesis is that motif and lighting mood are the most crucial aspects of pictures for the assignment to music.
As the author of this study mainly works as a director of music videos, the idea for this thesis originated in this personal relevance. In his position as director, he is responsible for creating a concept as well as for deciding through which scenes the music is visualized. The aim of this study is to find out how most people assign music to pictures and what the reasons for these connections are. The work is therefore most interesting for people creating visualizations for existing music.
In order to answer the questions raised in this thesis, an online survey with 100 participants from 14 to 29 years of age was conducted. The survey consisted of 3 tasks, each offering a selection of 3 images for a specific sound. The participants had to rate how suitable they perceived these pictures in relation to the sound. Following, they were asked about the perceived mood as well as for specific image components that made up the rating.
With the help of musicology, music psychology and visual language, the results were examined and analyzed. According to existing literature, some parallels between certain aspects of music and images can be detected. For the selection of the audio and visual examples and for the analysis of the results, the related components, which are most relevant according to the literature and which have been best documented, were worked on. These aspects are melody and motif, tempo and motif, sound gender and mood lighting as well as composition and image composition.
Results showed, that a clear majority of the participants rated the pictures similarly suitable. Furthermore, a recognizable trend in the allocation of moods could be demonstrated. Thus the existence of a common understanding of the connection between image and sound based on the similar experience of mood induced by image and sound is recognizable. In addition, the hypothesis that motif and lighting mood are the most crucial aspects of a picture for the connection with sound was also proven to be true. Within all tasks, the majority always rated these 2 image aspects as the most important image components for the connection of picture and music.
1. Einleitung
Welche Bilder werden von Menschen mit welchen Klängen verbunden? Warum verbinden Menschen bestimmte Bilder mit bestimmten Klängen? Gibt es ein gemeinsames Verständnis für das Verbinden dieser beiden Medien und gibt es dabei einen besonders wichtigen gemeinsamen Aspekt?
Das sind die Grundfragen mit denen sich diese Arbeit beschäftigen wird. Sie handelt vorrangig von dem Verständnis von Bildern und ihrem Zusammenspiel mit Klängen. Dafür wird mit Kategorisierung von Klängen in der Musikwissenschaft sowie in der Musikpsychologie gearbeitet. Diese Arbeit soll hauptsächlich für Menschen hilfreich sein, die Musikvideos produzieren. Außerdem für all jene, die visuelle Medien für und zur Musik herstellen. Ein Musikvideoproduzent kann nicht mehr wirklich etwas an dem Musikstück, mit dem er arbeitet, ändern. Bei dieser Herausforderung gilt es, die Musik zu analysieren um bestmöglich damit arbeiten zu können. Es besteht die Möglichkeit Soundeffekte hinzuzufügen um visuelle Effekte zu unterstreichen. Dies ist jedoch eine unelegante und auch von Musikern beziehungsweise Kunden nicht gern gesehene Vorgehensweise. Ein Musikvideoproduzent hat aber in der Hand, welche Szenen verwendet werden, um das Musikstück bestmöglich zu unterstützen.
Dabei muss auch bedacht werden, dass die erstellten visuellen Szenen für eine breite Masse zu dem Lied stimmig sein sollten. In dieser Arbeit wird also das Verständnis von Bildern und ihren Eigenschaften, die sie passend zu Klängen erscheinen lässt, untersucht.
Bei Musikvideos wird im Idealfall visuelles und musikalisches Material so zusammengefügt, dass es ineinander greift und Effekte dabei herauskommen, welche die Medien getrennt nicht erzielt hätten.
Bild und Ton sind physikalisch betrachtet getrennte Phänomene. Sie werden erst im Kopf des Rezipienten zu einem zusammengefassten Eindruck. Es entsteht die Synthese von Bild und Ton. Die zwei Sinnesreize Hören und Sehen verknüpfen bei gleichzeitiger Aufnahme Bild und Ton assoziativ miteinander, sodass sie als zusammengehörig empfunden werden. Sowohl schon der Fackeltanz in der Urzeithöhle, wie auch die Orgelmusik zum Licht gotischer Fenster, schaffen im Betrachter eine unbewusste audiovisuelle Synästhesie. Das Wort Synästhesie ist abgeleitet von den altgriechischen Wörtern syn (= zusammen) und aisthesis
(= Empfinden) und bedeutet zugleich wahrnehmen oder mitempfinden. Laut Duden bedeutet es im engeren Sinne die Miterregung eines Sinnesorgans bei Reizung eines anderen. Synästhesie ist eine zusätzliche Form der Wahrnehmung, die bei manchen Menschen so ausgeprägt ist, dass bei ihnen Beispielsweise unwillkürlich Farbeindrücke entstehen, sobald sie einen Ton hören.
(vgl. Fischer/Hubert 2005: o.S.)
Klänge haben für alle Menschen visuelle Eigenschaften, die in der Musik nicht zu fassen sind. Man beschreibt zum Beispiel einen hohen Ton als spitz und einen tiefen als stumpf. Möchte man diese Töne visualisieren, so wird man den hohen Ton als kleinen, weißen Punkt und den stumpfen Ton als einen großen, braunen Punkt darstellen, (vgl. Fischer/Hubert 2005: o.S.)
Diese Transformation, also die Umwandlung von Tönen in visuelle Eigenschaften, werden jedem Menschen nachvollziehbar sein. Wie stark ausgeprägt dieses gemeinsame Verständnis beim Verbinden von Bild und Klang ist und welche Faktoren dabei entscheidend sind, wird in dieser Arbeit untersucht.
1.1 Ausgangssituation
1.1.1 Forschungsfrage
Existiert ein gemeinsames Verständnis für die Verbindung von Bild und Klang. Wenn ja, entsteht dieses Verständnis durch die Fähigkeit, eine bestimmte Stimmung durch ein Bild und einen Klang erkennen zu können?
1.1.2 Hypothese
Ein Bild hat bestimmte Aspekte, die es eine Stimmung vermitteln und es passend zu einem Klang wirken lassen. Manche Aspekte sind dabei entscheidender als andere. Nach Literatur sind die wichtigen Aspekte eines Bildes für die Verbindung mit Klängen und für die Vermittlung von Stimmung: das Motiv, die Farbe, die Lichtstimmung und die Komposition. Nach Literatur wäre es am plausibelsten zu behaupten, dass für die meisten Menschen davon die Faktoren Motiv und Lichtstimmung den größten Einfluss haben.
Um die Hypothese zu prüfen, wurde ein Fragebogen erstellt, in dem Probanden zunächst bewerten, wie passend sie angebotene Bilder zu einer vorgegebenen Klangfolge empfinden. Im nächsten Schritt wird geprüft, welche Stimmung zu dem passendsten Bild empfunden wird und welcher Aspekt des Bildes zu ihrer Entscheidung geführt hat.
Sollte ein Großteil der Probanden sich für die gleichen Bilder entscheiden, wäre bewiesen, dass es ein gemeinsames Verständnis für die Verbindung zwischen Bild und Klang gibt. Mit den Zusatzfragen wird geprüft, ob dieses gemeinsame Verständnis auch die gleichen Hintergründe und Auslöser hat und welcher Aspekt davon am relevantesten ist.
1.1.3 Zielsetzungen
- Es soll herausgefunden werden, ob ein gemeinsames Verständnis für die Verbindung zwischen Bild und Klang existiert
- Es soll herausgefunden werden, ob die gleichen Stimmungen, ausgelöst durch Bild und Klang, empfunden werden
- Es soll herausgefunden werden, welche Aspekte eines Bildes am wichtigsten sind für die Verbindung mit Klängen
1.1.4 Zielgruppe
Angestrebtes Ziel dieser Arbeit ist es, besser zu verstehen, wie die meisten Menschen Bilder zu einem bestehenden Klang zuordnen. Es geht darum zu erfassen, warum Bilder zu einem Klang passen und wie die meisten Menschen diese Verbindung empfinden. Diese Arbeit kann vor allem für Produzenten von Musikvideos und generell für Personen, die etwas Visuelles zu bestehenden Musikstücken kreieren wollen, von Interesse sein.
Die Ergebnisse und Auswertungen der Nachforschungen werden an der SAE Wien veröffentlicht.
Es soll durch eine empirische Studie bewiesen werden, dass Menschen ein gemeinsames Verständnis für die Verbindung von Bild und Klang haben und dass die relevantesten Bildkomponenten dabei Motiv und Lichtstimmung sind.
Zusätzlich werden dem Leser Musikwissenschaftliche und Musikpsychologische Grundlagen sowie Bildsprache näher gebracht.
1.1.5 Relevanz und Perspektiven
Die Idee für das Thema ist aus Überlegungen entstanden, die ich mir während meiner aktuellen Tätigkeit als Musikvideoregisseur vorrangig zu stellen habe. Sie hat daher hohe persönliche Relevanz für mich und meine berufliche Entwicklung. Als Konzeptverantwortlicher höre ich das zu visualisierende Lied immer wieder aufmerksam durch und achte darauf, welche Bilder in meiner Vorstellung entstehen und welche Szenen oder Effekte zu bestimmten Stellen passen könnten. Da ein kommerzielles Produkt erstellt werden soll ist nicht das persönliche Empfinden vorrangig, sondern das zu erwartende Empfinden des Zielpublikums auf die Verbindung der beiden Medien.
Manchmal entwickeln zum Beispiel meine Kollegen und ich dieselbe Idee zu einem bestimmten Abschnitt eines Musikstückes, manchmal haben wir komplett unterschiedliche Vorstellungen. Genau diese Übereinstimmungen und Unterschiede werden in dieser Arbeit untersucht. Ich will herausfinden, welche Bilder zu bestimmten Tönen von den meisten Menschen als passend empfunden werden und ich will verstehen, aus welchen Gründen diese Bilder ausgewählt werden.
Das Wissen, welches ich mir durch diese Arbeit und meine Umfrage aneigne, soll mir in Zukunft helfen, noch bewusster an das Erstellen von Konzepten herangehen zu können.
Im Idealfall verstehe ich besser, welche Bild-/Tonkompositionen die breite Masse am ehesten anspricht, ohne dabei die Individualität und Originalität meiner Arbeit einzubüßen.
Kommerziell verwertbar kann meine Forschung und vor allem der Aufbau meines Fragebogens werden, wenn Firmen Kundenumfragen zu einer neuen Corporate Identity durchführen wollen. Sie könnte genutzt werden, um herauszufinden, welche Bildstile, Farbtöne und Logos von den meisten Personen am ehesten als kompatibel mit verschiedenen Corporate Sounds empfunden werden.
Im Marketingbereich kann man dieses Tool nutzen, um das Zusammenspiel von den verschieden Bereichen einer Marke, im Vorhinein an einer Gruppe von Personen zu testen oder die Corporate Identity sogar durch die Ergebnisse des Fragebogens zusammen zu stellen.
Weiterführend kann die fertige Bachelorarbeit, Musikvideoproduzenten dabei helfen die Hintergründe für die Verbindung von Bild und Klang besser zu verstehen. Es ist möglich das Prinzip meines Fragebogens für einzelne Musikvideoprojekte zu verwenden, um Konzepte zu planen. Einzelne Abschnitte eines Musikstückes könnten mit jeweils 3 Bildern vorgegeben werden, welche die möglichen geplanten Szenen dazu symbolisieren sollen. Der Fragebogen sollte von Personen ausgefüllt werden, welche die Zielgruppe des Musikers bestmöglich repräsentieren.
Wissenschaftlich wertvoll wird die Arbeit vor allem dann, wenn ein gemeinsames Verständnis für die Verbindung von Bild und Klang bewiesen und analysiert werden kann. Falls die Hypothese bestätigt werden kann, werden sich möglicherweise in Zukunft mehr Menschen mit diesem sehr speziellen Feld auseinandersetzen, um diese Hypothese zu prüfen und weiter zu untersuchen. Bis jetzt lässt sich Literatur zu diesem Thema kaum finden. Der Großteil der Literatur ist zudem relativ alt. Die fertige Arbeit soll eine Zusammenfassung bestehenden Wissens über dieses sehr komplexe Thema sein.
2. Kontext
Für das Verständnis der Arbeit sowie der Untersuchung sollen dem Leser bestimmte Themenbereiche nähergebracht werden. Jeder Abschnitt wurde auf das Relevanteste für diese Arbeit zusammengefasst.
2.1 Wahrnehmung von Musik
Beim hören von Musik ist man als Hörer sozusagen im Zentrum der Musik. Wir trennen nicht zwischen uns als dem Hörer und der Musik als dem wahrgenommenen Medium. Diese sogenannte zentripetale Ausrichtung des Hörvorgangs bildet die Basis unserer Identifikation mit dem Gehörten. Sie kann zur Verschmelzung von Zuhörer und Musik führen. Im Unterschied zum Sehsinn, der als Distanzsinn charakterisiert wird, kann der Hörsinn als involvierender Sinn beschrieben werden. Diese nicht vorhandene Differenzierung beim Hören bringt ein höheres Maß an Identifikation und an Teilhabe als bei rein visueller Wahrnehmung.
Musikhören geht oft mit körperlichen Reaktionen einher. Die körperlichen Auswirkungen sind sogar messbar, wohingegen beim bloßen Sehen von Bildern nichts derartiges gemessen werden kann. Beim Hören von Musik können Änderungen des Pulses, der Atemfrequenz und des Hautwiderstandes festgestellt werden, (vgl. Brandstätter 2008: 137)
2.2 Musikanalyse
Analyse im Bereich Musik wird so verstanden, dass man ein Musikstück in seine Bestandteile zerlegt und diese dann beurteilt und zueinander in Beziehung setzt.
Die relevantesten Bestandteile sind dabei Melodie, Harmonie und Ablauf.
Wichtig ist auch das Setting der untersuchten Musik einzubeziehen. Setting bedeutet das soziale und materielle Umfeld, in dem die Musik komponiert wurde. Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen:
- Wie wurde die Musik komponiert?
- In welcher Form ist sie festgehalten oder überliefert?
- In welchem sozialen Zusammenhang wurde sie komponiert?
- Wie war der Komponist motivational/ emotional gestimmt?
- Wie war der Aufführungsort beschaffen?
- Welche Umstände haben zur Aufführung geführt?
- Welche Beziehung hat der Hörerzur Musik: Welche Vorbildung, welche emotionale Gestimmtheit, welche Motivation bestimmen das Anhören?
(vgl. Bruhn/Rösing 1998: 493)
Den letzten Punkt kann man mit folgender Frage weiter ausführen:
Kann ein Hörer den Ausdrucksgehalt eines ihm unbekannten Musikstückes bestimmen? Seit etwa fünfzig Jahren versucht man mit Hilfe von Polaritätsprofilen diese Frage empirisch zu beantworten. Probanden mit und ohne musikalischer Vorbildung wurden Musikstücke vorgespielt und konträre ästhetischen Attribute wie zum Beispiel triumphierend/niedergedrückt, aktiv/passiv und heiter/ernst vorgelegt.
Die Versuchspersonen sollten sich jeweils für jenes Attribut entscheiden, welches sie für am angemessensten hielten. Das wichtigste Ergebnis dieser Untersuchung war, dass der musikalische Ausdruck mit recht großer Einheitlichkeit bestimmt wurde, (vgl. Floros 2008: 45)
2.3 Musikpsychologie
In der Musikpsychologie ist seit langer Zeit bekannt, dass man tiefe Töne mit Volumen und Größe, hohe Töne hingegen mit Dünne und Helle assoziiert. Hoch und tief, laut und leise, schrill und weich, dünn und dick gehören dabei in den Bereich der sogenannten Ursynästhesien. Diese sind synästhetische Fähigkeiten, die jedem Menschen von Natur aus innewohnen. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich zudem eine konventionelle Tonsymbolik. Hierbei verbanden italienische Theoretiker die beiden Tongeschlechter Dur und Moll mit fröhlicher und trauriger Musik.
Der Klang mehrerer Instrumente wird darüber hinaus mit bestimmten Vorstellungen assoziiert. So erinnert Hörnerklang an Jagd, Trompetenklang an Festlichkeiten und Insignien der Macht, Posaunen an Begräbnisse und Orgelklang an Kirchliches und Religiöses oder Transzendentes. Melodien, die auf einem Klavier gespielt werden, bewirken eher eine friedliche oder harmonische Stimmung, Streicherklänge werden mit Freude in Verbindung gebracht.
Bei der Gestaltung von Tönen geben sich folgende gestalterische Dimensionen: Lautstärke, Tonhöhe, Tondauer und Klangfarbe. Die Klangfarbe bestimmt hierbei die Wahrnehmungsqualität eines Tones. Sie ermöglicht die Unterscheidung von Tönen mit gleicher Lautstärke, Tonhöhe und Tondauer. Die Klangfarbe ist abhängig von der Instrumentierung, also von der Verteilung der Tonfolgen einer Komposition auf die einzelnen Instrumente.
Die Gestaltung von musikalischen Strukturen ergibt sich durch Melodie, Tempo, Rhythmus, und Harmonie. Diese Merkmale transportieren in erster Linie emotionale Informationen durch symbolische Kodierung, basierend auf historisch entwickelter soziokultureller Konventionalisierung. Wie man bestimmte Klänge zu empfinden hat, wurde uns vor allem im Laufe unseres Lebens durch unser Umfeld und konsumierte Medien angelernt. Der Klang von Steel Drums zum Beispiel, wird mit der Karibik verbunden. Nicht, weil es angeboren ist, sondern weil es gelernt wurde, als man oft Bilder der Karibik gesehen hat, die mit dem Klang von Steel Drums gezeigt wurden, (vgl. Schaefer 2014: 71)
Des Weiteren besteht eine Hierarchie bei der Wichtigkeit der emotionalen Wirkung von klangbezogenen und zeitbezogenen Elementen der Musik. Der Musikwissenschaftler Hevner K. fand heraus, dass neben den anderen zeit- und klangbezogenen Elementen, die Ausdruckskraft der Melodie am stärksten und am stabilsten emotional verstanden wird.
In Studien wurde herausgefunden, dass schnelle Musik als fröhlicher oder freundlicher wahrgenommen wird, als langsame Musik. Langsame Tempi werden eher als friedlich, empfindsam oder würdevoll empfunden.
Außerdem konnte man beobachten, wie stetige Rhythmen als eher ernsthaft, ehrwürdig und kräftig beschrieben werden. Weich-fließende Rhythmen werden als fröhlich, verspielt oder verträumt bewertet. Der Musikwissenschaftler Willi Grundlach hat festgestellt, dass Musik mit weichen Rhythmen als brillant oder lebhaft charakterisiert wird, Musik mit ungleichmäßigen Rhythmen wird aber als etwas wahrgenommen, dass Würde, Erhöhung oder Begeisterung ausdrückt, (vgl. Schaefer 2014: 71ff.)
In mehreren Studien wurde bestätigt, dass, wie bereits erwähnt, Molltonarten eine traurige, verärgerte oder mysteriöse Stimmung hervorrufen können. Dur-Tonarten hingegen wirken fröhlich, hell oder verspielt. Außerdem stellte man fest, dass einfache konsonante Harmonien aisfröhlich, elegant und gelassen wahrgenommen werden und komplexe Harmonien als unterhaltend, bewegt, kraftvoll und auch als traurig empfunden werden. Hellere Töne wirken zudem eher fröhlicher und tiefere Töne eher trauriger, (vgl. Schaefer 2014: 76f.)
Eine weitere Komponente ist die Lautstärke. Laute Stücke wirken triumphierend und anregend, wohingegen leise Stücke zart oder beruhigend wirken. In einer weiteren Studie fand man heraus, dass die lauten Stücke als aufregend und freudig empfunden werden und die leisen Stücke als friedlich oder ernsthaft interpretiert werden.
Aus der Zusammenfassung von vielen Studien hat Bruner (1990) eine Tabelle erstellt, welche die emotionale Wirkung der musikalischen Parameter zusammenführt. Die Tabelle ist vor allem für Berufstätige im Bereich Marketing gedacht, um eine Hilfestellung bei der Auswahl möglichst passender Musik zu geben, (vgl. Schaefer2014: 79)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Musikalische Charakeristikafür die Produktion verschiedenener emotionaler Ausdrücke
2.4 Bildanalyse
In Zeiten, in denen das Medium Sprache immer mehr vom Medium Bild abgelöst wird, spielt die Rolle des Bildes als Träger von Botschaften eine immer wichtigere Rolle. Der dem Medium Bild zugeordnete Sehsinn hat unter den menschlichen Sinnen eine hervorgehobene Priorität. Das Sehen stellt für den Menschen den wichtigsten Orientierungssinn dar. Das visuelle neuronale System nimmt den meisten Platz im Gehirn ein. Außerdem wurde der Sehsinn von allen Sinnen bis jetzt am meisten erforscht.
Der Sehsinn erfasst die Wirklichkeit in einem simultanen Vorgang. Die gesehene Welt wird vom Auge und den dazugehörenden Neuronen in Jetztzeit als wahrgenommenes Gegenüber empfunden. Beim Sehen ist man sich bewusst, dass man als Betrachter auf das wahrgenommene Objekt blickt. Es findet eine eindeutige Trennung zwischen dem Subjekt und dem Objekt statt. Diese Beziehungsrichtung oder dieser Prozess wird beim Sehen als zentrifugal beschrieben. Im Gegensatz zur bereits erwähnten Beziehungsrichtung beim Hören, die als zentripetal bezeichnet wird. Dennoch können uns Bilder natürlich emotional berühren - in ihrer Thematik, ihrer Expressivität, ihrer Farbigkeit und ihrer Machart, (vgl. Brandstätter 2008: 131)
2.5 Musik wird Bild
Um die komplexen Prozesse des Übergangs von einem Medium in ein anderes verstehen zu können, bilden sich mehrere Fragestellungen: Wie wird zeitliches hörbares Geschehen in Raum transformiert? Lassen sich Töne mit Farben in Verbindung bringen? Gibt es Überschneidungen auf inhaltlicher oder struktureller Ebene? Wie stehen Ausdruck und Darstellung zueinander? Welche Gleichheiten der Nähe und der Distanz ermöglicht Musik im Vergleich zu Bild?
Ausgangspunkt und Vergleichspunkt für die hergestellte Beziehung zwischen Musik und Bild können verschiedene musikalische Parameter sein. (vgl. Brandstätter 2008: 168)
Der Sinn für Farbe ist ein ästhetischer Grundwert, der sich durch Erleben von Natur und Kunst verändert und entwickelt. Schon rein sprachlich beziehen sich die Künste, Bild und Ton, aufeinander. Man denke an heller, dunkler, dumpfer Klang oder Begriffe wie Klangfarbe. Schon Kandinsky sprach von der Verwandtschaft zwischen Farben, Figuren, Klängen und Tönen und die Möglichkeit damit eine andere unnatürliche Wirklichkeit schaffen zu können, (vgl. Racz 2015: 128) Obwohl Musik eine akustische Kunst ist, lässt sich nicht behaupten, dass Bilder schweigen oder Musik nichts darstellt. Die Frage ob man Musik abbilden kann, soll durch die Betrachtung von Bildern beantwortet werden, die eine Beziehung zur Musik haben. Es gibt drei Arten diese Beziehung zu definieren.
Die objektive Verbindung, also zum Beispiel eine vom Bild angeregte Musikgestaltung. Die subjektive Assoziation. Darunter zu verstehen sind zum Beispiel freie subjektive Verbindungen sowie Synästhesie und die empfundene Aura eines Kunstwerkes. Außerdem die thematische Verwandtschaft, die unter anderem das Bild im Dienste der Musik, wie zum Beispiel bei einem Musikvideo, beinhaltet, (vgl. Racz 2015: 170)
Nach bestehender Literatur lassen sich einige Parallelen zwischen bestimmten Aspekten der Musik und der Bilder erkennen. Natürlich gibt es weit mehr Komponenten beider Medien, die sich miteinander in Verbindung bringen lassen. Hier werden die Faktoren aufgeführt, die am relevantesten scheinen und am meisten empirisch geprüft wurden.
2.5.1 Melodie und Motiv
Besonders wichtig scheinen die Verbindungen auf der Inhaltsebene zu sein. Also die Verbindung von Melodie zu Bildthematik beziehungsweise dem dargestellten Motiv. Als Motiv wird der wesentliche Inhalt eines Bildes bezeichnet. Es vermittelt Stimmung durch das was abgebildet ist. Stimmung überträgt sich über die Umgebung, Personen und dessen Gesichtsausdruck sowie Körperhaltung, Objekte, Aktion und die Situation im Bild. So entwickelt man Parallelen in der Musik mit charakteristischen Bewegungen, den Gefühlen, der Atmosphäre und Ähnlichem, (vgl. Racz 2015: 174)
Die Melodie wird, wie bereits erwähnt, von allen musikalischen Aspekten am stärksten emotional verstanden. Wenn die Melodie eine Stimmung vorgibt, wird man die Musik mit einem Bild verbinden, dessen Motiv dieser Stimmung entspricht. Diese Beziehungen steigern die Aufmerksamkeit beim Wahrnehmen und tragen dazu bei, Musik bildlich erleben zu können, (vgl. Schaefer 2014: 71f.)
2.5.2 Tempo und Motiv
2006 erschien der Sammelband Visuelle Musik von Gerhard Rühm, der von der vielschichtig ausgerichteten Intermedialität von Bild und Musik handelt. Jedes Musikstück, das er damit behandelt, hatte eine Fotografie als Inspirationsquelle. Basierend auf der Technik der Collage operiert Rühm hier mit jeweils einem Foto und einem Notendruck, mit der Intention, die Musik mittels Notendruck zu ersetzen beziehungsweise darzustellen. Die Tempobezeichnung korreliert hierbei immer mit der Inhaltsebene des Fotos. So zeigt Rühm etwa das Bild einer nackten, an einen Felsen gelehnten, masturbierenden Frau mit einer musikalischen Komposition, welche die Tempovorgabe lebhaft in sich trägt. Außerdem wird ein Motorrad, welches durch seine Geschwindigkeit verzerrt ist, mit einer Komposition kombiniert, dessen Imperativ so schnell als möglich lautet, während ein stimmungsvoller, wolkenverhangener Sonnenuntergang mit einem Musikstück verbunden wird, dessen Tempovorgabe langsam beschreibt.
Rühm hat für seine Collagen ausschließlich Klavierstücke verwendet. Dafür hat er manchmal auch komplexere Stücke auf ein Klavierstück heruntergebrochen. Die wenigen sichtbaren musikalischen Zeichen sollen so in Korrelation mit dem Bild klangliche Assoziationen beim Betrachter wecken, ohne tatsächlich akustisch wahrnehmbar zu sein. (vgl. Christensen/Fink 2010: 185f.)
2.5.3 Tonhöhe und Lichtstimmung
Auch die Lichtgestaltung in einem Bild ist von entscheidender Bedeutung für die Stimmung, die vermittelt wird. Im Normalstil können alle Details erkannt werden und alles ist gleichmäßig gut beleuchtet, sodass es zu keinem erhöhten Anregungspotenzial kommt. Dieses entsteht erst, wenn sehr wenig ausgeleuchtet ist und vermehrt Schattenflächen vorkommen, wobei diese meist mit Dramatik, Bedrohung oder etwas geheimnisvollem verbunden wird. Wenn Bilder sehr hell ausgeleuchtet sind, verbindet man damit oft Hoffnung, Zuversicht und Glück. Hier findet sich die Parallele zur Musik. Wie bereits erwähnt, werden hohe Töne als fröhlich und lebhaft und tiefe Töne als traurig und ernst empfunden. Die Tonhöhe wird mit der Helligkeit eines Bildes korreliert. Hohe Töne werden mit hellen Bildern und tiefe Töne mit dunklen Bildern in Verbindung gebracht.
Der Grad der Anregung kann bei Bild sowie Musik generell auf die Abweichung von durchschnittlichen, normalen Mitteln zurückgeführt werden. Auf der visuellen Ebene ist das eben bei extremer Lichtgestaltung und auf musikalischer Ebene bei sehr tiefen oder sehr hohen Tönen zu beobachten, (vgl. Christensen/Fink 2010: 186)
Weiterführend wurde belegt, dass bei Farb-Tonzuordnungen viele Personen einen Zusammenhang zwischen der Farbhelligkeit und der Tonhöhe sehen. Die charakteristische Verbindung von Farbhelligkeit und Tonhöhe wird außerdem bei vielen Farb-Ton-Modellen angeführt, (vgl. Dietrich 2007: 106f.)
2.5.4 Tongeschlecht und Farbe
Wenn Tongeschlechter wie Dur und Moll nach Stimmung charakterisiert werden können, sollte es auch möglich sein, sie mit der empfundenen Stimmung von Farben zu verbinden.
Belegt ist die häufig als gleich empfundene Stimmung durch Farbe und Tongeschlecht durch eine Studie des Professors Dr. Donald J. Polzella. Da sie auf einer stereotypen Verwendung von Dur und Moll in Westeuropa aufbaut, ist ihre Gültigkeit kulturräumlich begrenzt. Polzella spielte 216 Psychologiestudenten Ausschnitte von mehreren Stücken vor, die entweder in Dur oder in Moll komponiert wurden. Nach dem Vorspielen sollten die Versuchspersonen eine der Farben Rot, Gelb, Grün oder Blau den Stücken zuordnen. Außerdem sollten sie auf einer Werteskala angeben, wie sehr passend die Farbe dazu empfunden wurde. Es ergab sich eine besondere Häufigkeit bei der Zuordnung von Gelb zu den eher lebendigen, fröhlicheren Dursätzen. In der Farbenlehre von Goethe wird Gelb mit Heiterkeit und Wonne, in der Studie Hellers mit Optimismus und Frohsinn verbunden. Die Farbe Orange wurde in der Farbauswahl von Polzella zwar nicht angeboten, ist aber mit der Farbe Gelb verwandt. Orange wird von Goethe mit Harmonie in Verbindung gebracht. Blau wurde in der Studie Polzellas häufiger als zu Moll passend bewertet. Von Goethe wird Blau mit den eher negativ besetzten Begriffen Traurigkeit, Ferne, Flucht und Kälte in Verbindung gebracht.
(vgl. Dietrich 2007: 109f.)
2.5.5 Aufbau und Bildkomposition
Eine Theorie des Filmtheoretikers und Filmemachers Sergej Eisenstein fokussiert sich darauf, wie sich Bilder und Musik verbinden und so gemeinsam Emotion und Atmosphäre erzeugen können. Eisenstein wählte für seine Analyse zwölf Einstellungen aus einer Szene seines Filmes Alexander Nevski. Die Auswahl begründet er damit, dass die umfassendsten Entsprechungen von Ton-BildVerbindungen in der Szene geschaffen wurden. Außerdem besteht die Szene aus unbewegten Standbildern, die sich gut in gedruckter Form darstellen lassen. Eisenstein geht es darum, die Bewegung eines Musikstückes zu erfassen. Dessen Linie oder Form soll mit der Grundlage der bildlichen Komposition korrespondieren. Mit dieser Bewegung oder Bewegungslinie, wie es Eisenstein bezeichnet, soll Bild und Musik verbunden werden können. Diese Begriffe basieren auf der Wahrnehmung der Bildkomposition und der musikalischen Elemente. Bildkomposition und Musik werden von Eisenstein durch die Parallelen in der Wahrnehmung verbunden.
Durch Experimente kam man zu dem Ergebnis, dass die Wahrnehmung von Tonhöhen mit der Wahrnehmung von Raumgefühl, Größe und Gewicht der Bildkomponenten, sowie des eigenen emotionalen Zustandes, korrespondiert. Durch Tonhöhe, Tondauer und dem, sich dadurch ergebende Rhythmus, bildet sich der musikalische Aufbau.
Eisenstein analysiert zudem die Emotionsbewegung beziehungsweise Emotionsentwicklung, die beim Wahrnehmen von Musik und von Bildern entsteht. Die schnelle Wiederholung eines einzelnen Tones korrespondiert zum Beispiel mit der zunehmenden Anspannung einer im Bild vermittelten Szene. Genauso wird Entspannung in der Musik mit einer Entspannung in der Szene verbunden. Ein gleichmäßiger musikalischer Aufbau, zum Beispiel durch gleichmäßige Anordnung von Tönen in gleicher Tonhöhe, unterstreicht einen gleichmäßigen Bildaufbau durch gleichmäßig angeordnete Bildkomponenten. Die Verbindungen gelten nicht nur für den zweidimensionalen Bildaufbau, der an der Oberfläche des Bildes entsteht, sondern auch für den perspektivischen Bildaufbau, der in die Bildtiefe führt, (vgl. Guoyi 2008: 72-79)
Bisherige Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Aufteilung eines Bildes in zwei-oder dreidimensionale Räume, also Flächigkeit oder Tiefe, sich insbesondere auf die Zeitdimensionen auswirken, die im Bild zum Ausdruck gebracht werden. Die Aufteilung eines Bildes in Flächen oder Räume, erlauben Interpretationen hinsichtlich der Vermittlungsabsicht von Emotion, (vgl. Ehrenspeck/Schäffer 2003: 30)
Alleine durch die Komposition kann ein Bild ruhig oder bewegt wirken. Gerade Linien, die parallel zum Bildrand stehen, wirken ruhig, wohingegen fallende Linien bewegt wirken. Die Positionierung des Motivs am Goldenen Schnitt wirkt ausgeglichen und harmonisch.
Wenn der Horizont weiter unten im Bild liegt, wird Ferne, Weite und Leichtigkeit betont. Liegt der Horizont weiter oben im Bild, vermittelt er Geschlossenheit und Schwere. Eine absteigende Linie, die von links nach rechts führt, wirkt ruhig und spannungsvoll. Sie bringt mehr Bewegung ins Bild, als eine waagerechte oder senkrechte Linie. Eine aufsteigende Linie von links nach rechts wirkt anregend, (vgl. Brettschneider 2019:o.S.)
3 Methodik
Diese Arbeit soll beweisen, dass es ein weitgehendes Verständnis der Menschen für die Verbindung zwischen Bild und Klang gibt. Weiterführend soll untermauert werden, dass die Bildaspekte Motiv und Lichtstimmung jene Aspekte sind, welche für die Verbindung von Bild und Klang am entscheidendsten sind.
Für die Untersuchung dieser Thesen wurde eine Feldstudie durchgeführt, bei welcher 100 Probandinnen eine Online-Umfrage ausgefüllt haben. In diesem Kapitel wird die Methodik dieser Umfrage, dessen Auswertung und die Auswahl der ProbandInnen genau beschrieben. Somit sollen die einzelnen Arbeitsschritte und die Ergebnisse der Umfrage besser nachvollziehbar sein. Außerdem werden Informationen aus der Literatur offengelegt, aus denen Entscheidungen für die Methodik der Arbeit getroffen wurden.
3.1 Beschreibung des Fragebogens
Der Fragebogen beginnt mit einer Begrüßung und einer kurzen Erklärung, wozu die Ergebnisse des Fragebogens dienen sollen. Außerdem wird versichert, dass alle Teilnehmerinnen anonym bleiben und der Name des Durchführenden wird genannt. Wenn man die Umfrage beginnen will, klickt man auf den Umfrage starten -Button.
Auf der zweiten Seite wird der Proband nach seinem Alter gefragt, welches Abhörsystem er benutzt und welches Gerät er für die Umfrage verwendet. Für die Frage nach dem Abhörsystem gibt es die vorgegebenen Antworten: Laptoplautsprecher, Kopfhörer, externe Lautsprecher und Handylautsprecher. Es besteht die Möglichkeit eine eigene Antwort hinzuzufügen.
Die Frage nach dem Gerät hat die Antwortmöglichkeiten: Laptop, Handy, iPad und PC. Auch hier besteht die Möglichkeit eine eigene Antwort hinzuzufügen.
Auf dieser Seite wird außerdem darum ersucht, die Aufgaben in möglichst ruhiger Umgebung durchzuführen. Wenn alle drei Fragen beantwortet sind, kann der Proband zur dritten Seite gelangen.
Hier findet der Teilnehmer eine genaue und klare Erklärung zu den folgenden 3 Aufgaben und es wird ihm viel Spaß gewünscht. Auf der folgenden Seite beginnt die erste Aufgabe.
Ganz oben befindet sich ein Fenster, in dem ein Klang unbegrenzt oft abgespielt werden kann. Wenn nach unten gescrollt wird, sind 3 verschiedene Fotografien zu sehen, die alle im gleichen Format sind. Unter jedem Bild befindet sich eine Skala von 1-10. Als Antwort ist immer einer dieser 10 Werte auf der Skala anzugeben. Hier soll bewertet werden, wie passend der Proband das Bild zu dem Klang empfindet. 1 bedeutet nicht passend, 10 bedeutet perfekt passend. Wenn alle 3 Bilder bewertet sind, kann der Teilnehmer zur nächsten Seite gelangen.
Auf Seite 5 wird der Proband gefragt, wie er die Stimmung von Klang und Bild (oder Bildern), die er als am passendsten bewertet hat, bezeichnen würde. Hier kann er unter folgenden Optionen eine oder mehrere Antworten wählen: traurig, entspannt, mysteriös, melancholisch, bedrohlich und fröhlich. Außerdem kann auch wieder eine eigene Antwort hinzufügt werden.
Warum der Proband genau dieses Bild oder diese Bilder als am passendsten bewertet hat, soll die zweite Frageder Seite klären. Esgibt die Antwortmöglichkeiten: Farbe, Lichtstimmung, Komposition, Motiv und man kann eine eigene Antwort hinzufügen. Eine oder mehrere Antworten sind möglich.
Wenn diese 2 Fragen beantwortet sind, ist die erste Aufgabe abgeschlossen. Es folgen weitere 2 Aufgaben, nach genau demselben Prinzip und Aufbau. Generell kann der Teilnehmer immer so viele Seiten zurück gehen, wie er möchte und seine Antworten zu jeder Zeit ändern, bis er fertig ist. Nach diesen beiden Aufgaben folgt eine Danksagung, womit die Umfrage beendet ist.
Die Aufgaben sind mit der Absicht aufgebaut, bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Sie sind sozusagen mit einer aufsteigenden Schwierigkeit aufgebaut. Bei der ersten Aufgabe hat jedes Bild eine komplett andere Stimmung. Der Klang passt nur zu der Stimmung von einem Bild wirklich gut und zu der Stimmung der anderen beiden Bilder so gut wie gar nicht. Es wird also erwartet, dass bei der ersten Aufgabe die Probanden sehr eindeutig das richtige Bild als am passendsten bewerten.
Bei der zweiten Aufgabe haben alle drei Bilder schon eine ähnlichere Stimmung. Nur durch Details, welche die Intensität der Stimmung ausmachen, sollen die Bilder noch unterschiedlich passend empfunden werden. Es wurde wieder ein Bild ausgewählt, mit der Absicht und der Erwartung, dass es als am passendsten bewertet wird. Diesmal soll aber der Unterschied zu den anderen Bildern geringer sein und die anderen beiden Bilder auch als passend empfunden werden.
Bei der letzten Aufgabe wurde versucht, alle drei Bilder in genau der gleichen Stimmung auszuwählen. Es gibt also keinen erwarteten Favoriten der Bilder. Diese Aufgabe soll jene sein, bei der alle Bilder als am ausgeglichensten bewertet werden sollen.
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- Citation du texte
- Raphael Friedlmayer (Auteur), 2020, Das Verständnis für die Verbindung von Bild und Klang. Motiv, Lichtstimmung, Farbe und Komposition, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1163393
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