In den letzten Monaten ist besonders auffällig geworden, wie stark zwischenmenschliche Interaktion uns beeinflusst. Während der Lockdowns war es für viele nur möglich, sehr wenige, teilweise sogar gar keine Menschen zu treffen. Die Wege der Kommunikation wurden auf WhatsApp Nachrichten, E-Mails und eventuell noch Zoom Meetings reduziert. Vor allem bei den beiden Ersteren, also bei WhatsApp und E-Mail-Austausch, ist die nonverbale Kommunikation oft ausgeschlossen.
Nichtsdestoweniger ist sie ein bedeutender Bestandteil in unseren Beziehungen. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit. Aus diesem Grund wäre es interessant, zu untersuchen, welche Rolle die nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit spielt, bezogen auf die psychosoziale Beratung.
Zuerst muss zum Zwecke der Abgrenzung festgestellt werden, was zur nonverbalen Kommunikation gehört. Anschließend wird die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation für die Beziehungsarbeit untersucht. Im dritten Teil dieser Arbeit wird die psychosoziale Beratung definiert, die Rolle der Beziehungsarbeit in der psychosozialen Beratung erläutert und der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf die Beziehungsarbeit der psychosozialen Beratung thematisiert. In einem Fazit werden die hier behandelten Inhalte reflektiert und bildet damit den Abschluss dieser Abhandlung.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Bestandteile nonverbaler Kommunikation und ihre Funktionen
1.1 Mimik
1.2 Gestik
1.3 Blickkontakt
1.4 Körperhaltung
1.5 Körperkontakt
1.6 Räumliches Verhalten
1.7 Vokales Verhalten
2. Nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit
3. Psychosoziale Beratung
3.1 Definition
3.2 Beziehungsarbeit in der psychosozialen Beratung
3.3 Die nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit der psychosozialen Beratung
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
In den letzten Monaten ist besonders auffällig geworden, wie stark zwischenmenschliche Interaktion uns beeinflusst. Während der Lockdowns war es für viele nur möglich sehr wenige, teilweise sogar gar keine Menschen zu treffen. Die Wege der Kommunikation wurden auf WhatsApp Nachrichten, E-Mails und eventuell noch Zoom Meetings reduziert. Vor allem bei den beiden Ersteren, also bei WhatsApp und E-Mail-Austausch ist die nonverbale Kommunikation oft ausgeschlossen. Nichtsdestoweniger ist sie ein bedeutender Bestandteil in unseren Beziehungen. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit. Aus diesem Grund wäre es interessant zu untersuchen, welche Rolle die nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit spielt, bezogen auf die psychosoziale Beratung.
Zuerst muss zum Zwecke der Abgrenzung festgestellt werden, was zur nonverbalen Kommunikation gehört. Anschließend wird die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation für die Beziehungsarbeit untersucht. Im dritten Teil dieser Arbeit wird die psychosoziale Beratung definiert, die Rolle der Beziehungsarbeit in der psychosozialen Beratung erläutert und der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf die Beziehungsarbeit der psychosozialen Beratung thematisiert. In einem Fazit werden die hier behandelten Inhalte reflektiert und bildet damit den Abschluss dieser Abhandlung.
1. Bestandteile nonverbaler Kommunikation und ihre Funktionen
1.1 Mimik
Unter Mimik werden die Bewegungen der Gesichtsmuskulatur verstanden (vgl. Heilmann 2011, S. 54). Zu ihr gehören „die Gesichtszüge, Augenkontakt und Blickrichtung sowie Kopfbewegungen“ (Iljina et al. 2014, S. 390). Allerdings sind einige Ausdrucksformen der Mimik nicht kontrollierbar, wie z. B. wenn sich die Pupillen aufgrund von einem emotionalen Affekt signifikant vergrößern (vgl. ebd.). Eines der Hauptaugenmerkmale der Mimik ist ihre Verknüpfung mit der Stimmung oder dem Antrieb der Person (vgl. Ellgring 1986, S. 22). Dabei ist Mimik ein „universelles Signalsystem“, denn sie ist schon bei Säuglingen und zwischen unterschiedlichen Kulturen erkennbar (vgl. ebd.). Ausschlaggebend ist dabei die Verknüpfung der Mimik mit dem limbischen System, denn dieses phylogenetisch älteste System des Gehirns ist verantwortlich für Bildung von Emotionen (vgl. ebd.).
1.2 Gestik
Als Gestik werden die „Bewegungen der Arme, der Hände und der einzelnen Finger“ bezeichnet (Heilmann 2011, S. 57). Dabei hat sie eine starke Relation zur Sprache, weswegen sogar vermutet wird, dass der Ursprung der Sprache in der Gestik liegt (vgl. Hewes 1973, zit. n. Ellgring 1986, S. 31). Eingesetzt wird Gestik in einem Gespräch, um die verbal übermittelte Nachricht zu unterstreichen (vgl. Iljina et al. 2014, S. 392). Zudem werden über die Gestik dem*der Gesprächspartner*in die Emotionen und die zwischenmenschliche Einstellung mitgeteilt (vgl. Bull & Doody 2013, S. 205, Übersetzung d. A.). Michael Argyle, ein bekannter Psychologe, der nonverbale Kommunikation untersucht hat, unterscheidet zwischen fünf Arten von Gestik: die Sprache begleitende Gestik, konventionalisierte Gesten, Gestik im Bezug auf den emotionalen Ausdruck, die Persönlichkeit zum Ausdruck bringende Gestik und rituelle Bewegungen (vgl. 2005, S. 239f.).
1.3 Blickkontakt
Das Blickverhalten spielt in den sozialen Interaktionen eine wichtige Rolle, denn es übermittelt eine große Menge an sozial relevanten Informationen (vgl. Adams et al. 2013, S. 232, Übersetzung d. A.). Aus diesem Grund schauen wir auf das Gesicht des*der Gesprächspartners (*in) während des Gesprächs, denn über das Gesicht werden solche essenziellen Informationen übermittelt, wie die „Identität, Gefühlslage“ und wem wir besonders die Aufmerksamkeit schenken (vgl. ebd.). Über den Blickkontakt erfahren wir auch, welche Stimmung der*die Gesprächspartner*in hat (vgl. Iljina et al. 2014, S. 393). Fußballtrainer Udo Lattek soll bspw. über den Blickkontakt die Spielbereitschaft seiner Mannschaft festgestellt haben (vgl. Bernhardt 2019, S. 206). Eine weitere Funktion des Blickkontakts stellt sich heraus, wenn Menschen mit einem negativen Thema oder Bildern konfrontiert werden (vgl. Adams et al. 2013, S. 232, Übersetzung d. A.). Dann versuchen sie einfach wegzugucken (vgl. ebd.). Die Funktion hinter solchem Blickverhalten ist Stressregulation (vgl. ebd.).
1.4 Körperhaltung
Es gibt zwei Formen, um Körperhaltung zu differenzieren. Die erste Art ist eine imaginäre Aufteilung des Körpers unter drei Achsen. Die Mittelachse teilt den Körper in die linke und rechte Seite, die horizontale Achse in obere und untere Körperhälfte und die Transversalachse in den vorderen und hinteren Körperabschnitt (vgl. Heilmann 2013, S. 59). Die zweite Art unterscheidet zwischen vier Körperpositionen: die aufrechte, die sitzende, die hockende und die liegende Haltung (vgl. ebd., S. 59f.). Die Körperhaltung kann eine Auswirkung auf die innere Haltung haben und umgekehrt (vgl. Bernhardt 2019, S. 149). Dabei findet auch ein emotionaler Körperausdruck statt. Wenn z. B. eine Person sich pessimistisch oder unsicher fühlt, wird sie sich wahrscheinlich verkrümmen und ihre Schulter fallen lassen (vgl. ebd., S. 150). Wir sind aber auch in der Lage, unsere Körperhaltung an die Situation anzupassen, z. B. bei einer Unterhaltung mit den Freunden sitzen wir eher locker (vgl. Heilmann 2013, S. 60).
1.5 Körperkontakt
In unserer Gesellschaft existieren klare Vorstellungen darüber, wie der Körperkontakt stattfinden darf (vgl. Ellgring 1986, S. 36). Zwei gewöhnliche Geschäftspartner*innen würden sich höchstens Hände schütteln (vgl. ebd.). Eine Mutter hingegen würde Zuneigung ihrem Kind durch das auf die Arme nehmen zeigen (vgl. ebd.). Dabei besitzen die Menschen die Fähigkeit zum Körperkontakt bereits vor der Geburt und diese Fähigkeit wird auch nie verlernt (vgl. Jansen / Streit 2014, S. 10). Zudem ist eine der Funktionen vom Körperkontakt z. B. den Status zu signalisieren (vgl. Ellgring 1986, S. 36). Eine Person mit einem höheren Status berührt die mit dem niedrigeren als erste (vgl. ebd.). Dabei kann sie auch ihre Dominanz zum Ausdruck bringen, z. B. durch ein festes Händeschütteln (vgl. Bernhardt 2019, S. 191). Anzumerken ist, dass das hier erwähnte Verhalten und die damit verbundenen Regelungen, die der westlichen Kultur sind.
1.6 Räumliches Verhalten
Das räumliche Verhalten reflektiert unsere Einstellung und hat einen Einfluss auf die entsprechenden Bewegungen (vgl. Bernhardt 2019, S. 107). Verschiedene Variablen beeinflussen das räumliche Verhalten: „kulturelle Normen, persönlicher Raum, Vertrautheits- und Sympathiegrad, soziale Hierarchie, Bewegungsrichtung, Bewegungstempo und Raumgröße und -höhe“ (Heilmann 2013, S. 64). Beispielsweise eine Person, die ihren kulturellen Hintergrund im arabischsprachigen Raum hat, im Gegensatz z. B. zu einem*einer Europäer*in, präferiert eine besondere räumliche Nähe zu dem*der Gesprächspartner*in (vgl. Hall 1959, zit. n. Argyle 2005, S. 297).
Die Distanz zu der anderen Person wird nach vier unterschiedlichen Zonen differenziert: die öffentliche, die gesellschaftliche, die persönliche und die Intim-Zone. Die öffentliche Zone beginnt ab 4 m (vgl. Ellgring 1986, S. 35). Diese Distanz signalisiert oft, wie wichtig der*die Redner*in ist (vgl. ebd.). In der gesellschaftlichen Zone, also etwa zwischen 1,5 m und 3 m, findet meistens ein Gespräch zwischen zwei sich wenig kennenden Menschen statt (vgl. Preußners 2008, S. 63f.). Förmlichkeit und Distanz zwischen zwei Gesprächsteilnehmern stehen dabei in direktem Zusammenhang (vgl. Ellgring 1986, S. 35). Im Gegensatz dazu, um mit einem*einer Freund*in über ein persönliches Anliegen zu sprechen, bewegt sich der*die Gesprächspartner*in bei zwischen 35 cm und 1,20 m in der persönlichen Zone (vgl. ebd.). Fällt eine Person unter ca. 50 cm, so wird die Intim-Zone betreten, die reserviert für eine dem Menschen nahe Person wie dem*der Partner*in oder Freund*in, wenn es auch vorher ein Einverständnis dafür gab (vgl. Preußners 2008, S. 63f.).
1.7 Vokales Verhalten
Zum nonverbalen Aspekt des vokalen Verhaltens gehören die Teile der Sprache, die in keiner Relation zum Inhalt stehen (vgl. Ellgring 1986, S. 37). Diese sind „Merkmale der Stimme und des Sprech-Pausen-Verhaltens“ (ebd.). Über vokales Verhalten können sehr relevante Informationen vermittelt werden, wie die Eigenschaften des Körpers und der Psyche des Sprechers sowie seine Absichten (vgl. Patel / Scherer 2013, S. 167, Übersetzung d. A.). Zu diesen Eigenschaften gehören: biometrische wie Alter und Geschlecht, sozialer Status wie die Herkunft oder Muttersprache, Dispositionen wie Persönlichkeit und Haltung, aber auch der Gesundheits- und Gefühlszustand, sowie die Absichten der interpersonalen Haltung z. B. Höflichkeit, Freundlichkeit und der Intention bezogen auf das, was übermittelt werden soll, wie z. B. Ironie (vgl. ebd.). Im Folgenden wird der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf die Beziehungsarbeit in der Sozialen Arbeit dargestellt.
2. Nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit
Eine einzigartige Art der Beziehungen zwischen Menschen ist die sogenannte helfende Beziehung (vgl. Biestek 1970, S. 14). Eines der Ziele dieser Beziehung ist, den*die Klienten (*in) in seiner Lage zu unterstützen und zur Selbsthilfe zu leiten (vgl. ebd.). Besonders wichtig ist es für die Berater*innen folgende Fähigkeiten zu besitzen, um eine beraterische Beziehung erfolgreich zu gestalten: „positive Wertschätzung […] emotionale Wärme, Echtheit [und] einfühlendes Verstehen (Empathie)“ (Rogers 1992, zitiert nach Ningel 2011, S. 245). Das Verständnis kann z. B. den „zugewandten, freundlichen Blick“ und das Kopfnicken zum Ausdruck kommen (vgl. Ningel 2011, S. 218). Außerdem gehören zu der ethischen Rahmung solcher Beziehung die folgenden sechs Prinzipien: „das Prinzip des Akzeptierens, der Grundsatz der Kommunikation, der Grundsatz der Individualisierung, der Grundsatz der aktiven Beteiligung, der Grundsatz der Vertraulichkeit [und] der Grundsatz der Selbstkontrolle des Sozialarbeiters“ (Maas nach Ningel 2011, S. 207). Zu weiteren Merkmalen der helfenden Beziehung gehört dabei neben der Vertraulichkeit auch die Tragfähigkeit (vgl. Hackney et al. 1979, S. 18). Für den Aufbau der Vertraulichkeit ist ein Ausdruck von Gefühlen und Haltungen durch Mimik und Gestik bedeutsam (vgl. Ningel 2011, S. 218). Dem Grundsatz der Kommunikation folgend ist es eine Aufgabe des*der Sozialarbeiters (*in), für eine gelingende Kommunikation, vor allem nonverbale Kommunikation zu sorgen, denn es ist eine Grundlage für eine erfolgreiche Beziehungsarbeit. Ein Beispiel dafür wäre z. B. das aktive Zuhören, das der*die Sozialarbeiter*in durch eine zugeneigte Haltung ausdrückt (vgl. Ningel 2011, S. 218). Ferner bestimmt die nonverbale Kommunikation den Erfolg der Beziehung zwischen dem*der Berater*in und dem*der Klienten (*in), da anhand des unbewussten Austausch der Signale, oft der*die Klient*in entscheidet, ob die Beziehung zwischen ihm*ihr und dem*der Berater*in funktionieren wird (vgl. Fuchs 2003, S. 4). Außerdem gestaltet die nonverbale Kommunikation auch maßgebend die Beziehungsatmosphäre (vgl. ebd.). Im nächsten Kapitel wird erläutert, was die psychosoziale Beratung ist, welche Rolle Beziehungsarbeit in der psychosozialen Beratung spielt und anschließend, wird die nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit der psychosozialen Beratung verortert.
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- Arbeit zitieren
- Rio Lagutin (Autor:in), 2021, Nonverbale Kommunikation in der Beziehungsarbeit der psychosozialen Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1162756
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