In diesem Essay sollen nun zunächst Grabepigramm und Rede verglichen werden und im Anschluss herausgestellt werden, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede die Schlachten an den Thermopylen und in Stalingrad aufweisen, um zu überprüfen, ob ein Vergleich überhaupt gerechtfertigt ist. Im Anschluss soll im Hinblick auf den vorangegangenen Vergleich, das von Göring dargestellte Spartabild analysiert werden, um schließlich die Rolle Spartas in der nationalsozialistischen Propaganda aufzuzeigen.
Das Spartabild im Nationalsozialismus
Exemplarisch dargestellt an Hermann Görings Rede vom 30. Januar 1943
Am 30. Januar 1943 hielt der Reichsfeldmarschall und Oberkommandeur der Deutschen Luftwaffe, Hermann Göring, eine Rede anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Doch stand diese Rede nicht im Zeichen großer Feiern, sondern im Schatten der kurz bevor stehenden Niederlage der 6. Deutschen Armee im russischen Stalingrad. Im Hinblick auf diese verheerenden Niederlage des Deutschen Reiches, bezieht sich Göring in seiner Rede auf den Tod der von dem Spartaner Leonidas angeführten Griechen in der Schlacht bei den Thermopylen gegen die Perser, indem er das bei Herodot überlieferte Grabepigramm propagandistisch umformuliert und auf Deutschland anwendet. Der Bezug auf Sparta ist für den Nationalsozialismus an dieser Stelle in zwei Aspekten relevant. Erstens war Sparta, was aus dieser Rede nicht hervor geht, für die Nationalsozialisten ein rassenpolitisches Vorbild, wie es durch Hitlers Anmerkung über den „klarste(n) Rassenstaat der Geschichte“ in seiner Rede vom 4. August 1929 deutlich wird.[1] Zweitens verwendete Göring mit dem Beispiel der Thermopylen ein in der frühen Vergangenheit von der französischen Revolution bis in die wilhelminische Epoche verbreitetes Beispiel für heldenhaften Kampf.
In diesem Essay sollen nun zunächst Grabepigramm und Rede verglichen werden und im Anschluss herausgestellt werden, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede die Schlachten an den Thermopylen und in Stalingrad aufweisen, um zu überprüfen, ob ein Vergleich überhaupt gerechtfertigt ist. Im Anschluss soll im Hinblick auf den vorangegangenen Vergleich, das von Göring dargestellte Spartabild analysiert werden, um schließlich die Rolle Spartas in der nationalsozialistischen Propaganda aufzuzeigen.
In dem bei Herodot überlieferten und von Schiller nachgedichteten Grabepigramm heißt es:
„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkünde dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie ihr Gebot es befahl.“[2]
Göring zitiert dieses Distichon und wandelt es wie folgt auf die Situation in Stalingrad um:
„[…] kommst du nach Deutschland, so berichte, du habest uns in Stalingrad liegen gesehen, wie das Gesetz, das heißt, das Gesetz der Sicherheit unseres Volkes, es befohlen hat […].“[3]
[...]
[1] Vgl. Hitler, A., Reden, Schriften, Anordnungen. Februar 1925 bis Januar 1933, III, München 1994, S. 348
[2] Vgl. Herodot, Historien 7, 228, in: Gehrke, H. J., Geschichte der Antike. Quellenband, Stuttgart (u.a.) 2007, S. 74
[3] Vgl. Görings Rede, zit. bei Krüger, P., Etzels Halle und Stalingrad, Frankfurt a.M. 1991, S. 181 f.; Die Rede wurde in einer leicht abgeänderten Version im Völkischen Beobachter veröffentlicht. Diese Version wird an dieser Stelle nicht beachtet.
- Quote paper
- Philipp Prinz (Author), 2008, Das Spartabild im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116195