Inwieweit trugen die von externen Akteuren bereits am Anfang der Friedenskonsolidierung begangenen Fehler während der Übergabe von Verantwortung auf die ehemaligen Kriegsgegner dazu bei, dass state-building in Bosnien und Herzegowina sich zu einem Fiasko entwickelte und eine Erweiterung der Autorität von HR sogar erforderlich machte, um die zentrifugale Einwirkung der Konfliktparteien einzudämmen und sie zum Aufbauen gesamtstaatlicher Institutionen zu mobilisieren? Um dieser Frage nachgehen zu können, skizziere ich im ersten Teil des Hauptteils der vorliegenden Arbeit zunächst das Konzept des ownership. Dabei wird der Schwerpunkt auf die von Chesterman in seiner Studie aufgearbeiteten, zentralen Aspekte des ownership in Post-Konflikt-Operationen gelegt und an bestimmten Stellen durch zusätzliche Sekundärliteratur ergänzt. Der Schwerpunkt liegt hier in einer akteurbezogenen Ergänzung des Konzeptes betreffs seiner Operationalisierung in einer multiethnischen Postkonfliktgesellschaft, wo eine Demokratisierung als Friedensstrategie angewendet wird. Hierdurch soll der theoretische Rahmen für den zweiten, empirischen Teil des Hauptteils gegeben werden. Im empirischen Teil dieser Untersuchung gilt es, vorab den Kontext, in dem statebuilding statt zu finden hatte zu umreißen. Dabei soll zunächst die Rolle der Kriegsparteien bei den Friedensverhandlungen in Dayton skizziert werden, um die spoiler-capacities der Konfliktparteien und deren Einstellung zum Friedensvertrag zu bestimmen. Angelehnt an die Thematik dieser Arbeit, wird darauf folgend der Fokus auf den im Dayton-Friedensabkommen manifestierten Aufbau einer Konkordanzdemokratie gelegt. Anschließend analysiere ich die Involvierung der internationalen Gemeinschaft in die Arbeit der staatlichen Institutionen. Hier beleuchte ich, wie das Fehlen klarer Ziele einer einheitlichen Strategie sowie Mangel an Koordination und Kooperation unter den externen Akteuren in den ersten zwei Jahren zum Entstehen paralleler Strukturen führte und damit den geplanten Aufbau gesamtstaatlicher Institutionen hemmte. Darauffolgend diskutiere ich die Problematik der Übertragung von Verantwortung auf die internen Akteure in Bosnien und Herzegowina und die daraus resultierende Dysfunktionalität der gesamtstaatlichen Institutionen, um anschließend die daraus hervorgegangene Situation zu analysieren, die eine Erweiterung des Mandates der OHR-Mission in Form der Deklaration von Sintra und Bonner Vollmachten unumgänglich machte.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- OWNERSHIP IN POST-KONFLIKT-OPERATIONEN
- Die Herkunft und Einordnung des Konzeptes
- Ownership im Kontext des Post-Konflikt-State-Building in multi-ethnischen Gesellschaften
- Die Problemfelder und die Operationalisierung
- STATE-BUILDING IN DER POST-DAYTON-ÄRA
- Der Vertrag ohne Partner: Das Dayton-Friedensabkommen
- Komplexitätssyndrom – oder das politische System Bosnien und Herzegowinas
- Die (Dys) Funktion der externen Akteure
- DIE KONFERENZEN VON SINTRA UND BONN: ENTSTEHUNG EINES SEMI-PROTEKTORATS
- Wechsel der Agenda: Die Konferenz von Sintra und die ersten Erfolge
- Die Bonner Vollmachten
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Konzept des „Ownership“ im Kontext des „statebuilding“ in ethnisch definierten Post-Konflikt-Gesellschaften. Am Beispiel der OHR-Mission in Bosnien und Herzegowina zwischen 1995 und 1999 wird untersucht, wie die Übertragung von Verantwortung auf lokale Akteure im Zuge des Friedensaufbaus gestaltet werden kann.
- Die Herausforderungen des State-Building in post-konfliktgesellschaften
- Das Konzept des Ownership und seine Relevanz im Kontext des Peacebuilding
- Die Rolle der internationalen Gemeinschaft im State-Building-Prozess
- Die Herausforderungen der Umsetzung von Ownership im Kontext ethnischer Konflikte
- Die Erfahrungen der OHR-Mission in Bosnien und Herzegowina als Fallbeispiel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des State-Building im Anschluss an Bürgerkriege vor und thematisiert die Rolle der internationalen Gemeinschaft im Peacebuilding-Prozess. Dabei wird die Bedeutung des Ownership-Konzeptes für die nachhaltige Stabilisierung von Post-Konfliktgesellschaften hervorgehoben.
Kapitel 2 analysiert das Konzept des Ownership, seine Herkunft und seine Einordnung im Kontext des Peacebuilding. Es werden die Herausforderungen und Problemfelder der Operationalisierung von Ownership im Kontext multi-ethnischer Gesellschaften beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit dem State-Building in Bosnien und Herzegowina nach dem Dayton-Friedensabkommen. Es werden die Komplexitäten des politischen Systems und die (Dys) Funktion der externen Akteure im State-Building-Prozess dargestellt.
Kapitel 4 untersucht die Konferenzen von Sintra und Bonn und ihre Bedeutung für die Erweiterung der Befugnisse des Office of the High Representative (OHR). Es werden die ersten Erfolge und die Auswirkungen der Bonner Vollmachten auf den State-Building-Prozess in Bosnien und Herzegowina beschrieben.
Schlüsselwörter
Ownership, State-Building, Post-Konfliktgesellschaften, Peacebuilding, Ethnische Konflikte, Internationale Missionen, Dayton-Friedensabkommen, OHR-Mission, Bosnien und Herzegowina, Sintra-Konferenz, Bonner Vollmachten.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Damir Hajric (Autor:in), 2008, „Ownership“ und „Statebuilding“ in ethnisch definierten Post-Konflikt-Gesellschaften. Die OHR-Mission in Bosnien und Herzegowina 1995-1999, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116180
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