Herrschaft im Mittelalter bedurfte einer Legitimation, um die übergeordnete Stellung des Herrschers,
gleich ob Kaiser, König oder Papst, zu erklären und ihm die Handlungsvollmacht zu erteilen.
Die Legitimation konnte im Mittelalter auf mehreren Wegen erfolgen. Herrscher legitimierten
sich durch Siege gegen Feinde und Gegner, also durch physische Stärke, durch das dynastische
Prinzip der Erbfolge, durch die Wahl eines beauftragten Gremiums und außerdem auf christlich sakraler
Ebene. Die christliche Herrschaftslegitimation im Mittelalter erhielt durch die Taufe Chlodwigs
und die daraus folgende Übernahme des Christentums als Religion des fränkischen Raumes
eine zentrale Stellung. Das Selbstverständnis der Herrscher war von nun an christlich geprägt.
Dieser Aufsatz behandelt die Funktion der Bibel im Rahmen der christlichen Herrschaftslegitimation
im Mittelalter. Der Bibel kommt schon implizit deswegen eine Funktion zu, da sie eine Grundlage
des auf Schriftlichkeit basierenden Christentums ist. Der Fokus soll auf dem Kaiser- und Königtum
liegen, wenn gleich auch der Dualismus zwischen weltlicher und geistlicher Macht notwendigerweise
angerissen werden muss. Die Funktion der Bibel soll im Rahmen des Aufsatzes differenziert
betrachtet werden. Einerseits soll herausgestellt werden, inwiefern sie die Grundlage christlich
motivierten Handelns – sowohl symbolisch, als auch faktisch – ist. Andererseits sollen einzelne
Passagen der Bibel im Kontext des mittelalterlichen Herrscherbildes im Hinblick auf ihren funktionalen
Charakter im Rahmen der Herrschaftslegitimation analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Die Funktion biblischer Texte im Rahmen der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation
- Die christliche Herrschaftslegitimation im Mittelalter
- Die Funktion der Bibel im Rahmen der christlichen Herrschaftslegitimation im Mittelalter
- Die Salbung und Weihung Pippins
- Die Könige des Alten Testaments als Vorbilder
- Römer 13, 1-7
- Die ambivalente Nutzung von Römer 13
- Die Hierarchie von weltlicher und geistlicher Macht
- Der Wert der Bibel im Rahmen der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz untersucht die Funktion biblischer Texte im Rahmen der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation. Er analysiert, wie die Bibel als Grundlage für das christlich motivierte Handeln von Herrschern diente und inwiefern sie zur Stärkung ihrer Legitimität eingesetzt wurde.
- Die Rolle der Bibel in der christlichen Herrschaftslegitimation
- Die Bedeutung der Salbung und Weihung als symbolische Akte
- Die Rezeption alttestamentlicher Herrschertypen als Vorbild für mittelalterliche Herrscher
- Die Interpretation des Römerbriefs und seine Funktion in der Legitimation weltlicher Macht
- Die Ambivalenz der Bibel hinsichtlich der Hierarchie von weltlicher und geistlicher Macht
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die These auf, dass die Bibel eine wichtige Funktion in der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation einnahm, und beleuchtet den Kontext der christlichen Herrschaftslegitimation im Mittelalter.
- Das zweite Kapitel behandelt die Salbung und Weihung Pippins im Jahr 754 und zeigt auf, wie die christliche Legitimation des Herrschers auf eine religiöse Ebene gestellt wurde.
- Im dritten Kapitel werden die Könige des Alten Testaments, insbesondere David und Salomo, als Vorbilder für mittelalterliche Herrscher vorgestellt und ihre Bedeutung für die Rezeption ihres Verhaltens und ihrer Taten im Mittelalter erläutert.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Römerbrief des Paulus (Römer 13, 1-7) und seiner Funktion in der Legitimation weltlicher Macht.
- Das fünfte Kapitel analysiert die ambivalente Nutzung von Römer 13 durch die päpstliche Gewalt und beleuchtet den Konflikt zwischen weltlicher und geistlicher Macht.
- Im sechsten Kapitel wird die Frage nach dem Wert der Bibel im Rahmen der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation gestellt und die verschiedenen Funktionen der Bibel in diesem Kontext beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Aufsatzes sind die christliche Herrschaftslegitimation, die Funktion biblischer Texte, die Rezeption alttestamentlicher Herrschertypen, die Interpretation des Römerbriefs, die Hierarchie von weltlicher und geistlicher Macht und die Ambivalenz der Bibel in diesem Kontext.
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- Philipp Prinz (Author), 2008, Die Funktion biblischer Texte im Rahmen der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116159