Diese Arbeit soll untersuchen, weshalb die Waldorfschule als Anthroposophieschule bezeichnet werden kann und inwiefern sich die Einflüsse der Anthroposophie im Unterricht zeigen. Dazu wird zunächst eine grobe Definition des Begriffs Anthroposophie gegeben, bevor aufgezeigt wird, wo sich diese im Unterricht widerspiegelt. Beispielhaft wird dabei auf die Entwicklung anhand der Unterteilung in Siebenjahreszyklen, den Epochenunterricht und die Eurythmie eingegangen.
Als Rudolf Steiner 1919 die erste Waldorfschule nach seiner anthroposophischen Weltanschauung aufbaute, vertraten auch die meisten Lehrkräfte seine Theorien und waren zum Großteil auch selbst Mitglieder in der Anthroposophischen Gesellschaft. Steiner übernahm als "Esoteriker" die "geistige" Leitung der Schule und entwickelte in den Jahren danach seine Pädagogik praxisnah anhand seiner Beobachtungen in der Schule weiter. Sie wurde hauptsächlich in Vorträgen Steiners festgehalten, woraus sich eine in der Pädagogik einzigartige Wichtigkeit des gesprochenen Wortes anstelle verfasster Schriften ergibt. Allerdings zeigt sich darin auch das größte Problem: Die Schulen basieren auf Theorien, die nur von Rudolf Steiner entwickelt wurden und unter Gesichtspunkten der modernen Entwicklungspsychologie und Schulforschung so nicht mehr vertretbar sind. Dennoch haben Waldorfschulen bis heute einen sehr guten Ruf, sie machen in Deutschland den größten Anteil an von Staat und Kirche unabhängigen Schulen aus.
Während viele Anhänger der Waldorfschulen und Rudolf Steiners heutzutage die Meinung vertreten, die Schulen seien keine "Weltanschauungsschulen" und frei von Anthroposophie, sind auch die wenigsten Waldorfeltern überzeugte Anhänger der Anthroposophie und schicken ihre Kinder aus ganz anderen Gründen auf Waldorfschulen. Dennoch lassen sich in den Vorträgen Steiners ebenso wie in den theoretischen Begründungen der Schule zahlreiche Hinweise darauf finden, dass eben doch genau das Gegenteil der Fall ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Anthroposophie
- 3. Waldorfschulen als anthroposophische Schulen
- 4. Anthroposophischer Unterricht
- 4.1 Einteilung in Jahrsiebte
- 4.2 Epochenunterricht
- 4.3 Eurythmie
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Anthroposophie Rudolf Steiners auf den Waldorfunterricht. Ziel ist es aufzuzeigen, weshalb die Waldorfschule als Anthroposophieschule bezeichnet werden kann und wie sich die anthroposophischen Einflüsse im Unterricht manifestieren. Die Arbeit beleuchtet kritisch die Verbindung zwischen Steiners Theorie und der praktischen Umsetzung im Schulalltag.
- Definition und Kritik der Anthroposophie
- Waldorfschulen als Ausdruck anthroposophischer Weltanschauung
- Analyse anthroposophischer Elemente im Unterricht (Jahrsiebte, Epochenunterricht, Eurythmie)
- Diskussion der Vereinbarkeit von anthroposophischer Pädagogik mit moderner Entwicklungspsychologie
- Bewertung des Rufs und der Akzeptanz von Waldorfschulen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss der Anthroposophie auf den Waldorfunterricht. Sie verortet die Waldorfschulen im Kontext der Reformpädagogik und benennt die Problematik, dass die pädagogischen Grundlagen auf den Theorien Rudolf Steiners basieren, welche unter modernen entwicklungspsychologischen und schulwissenschaftlichen Aspekten kritisch zu betrachten sind. Trotzdem genießen Waldorfschulen einen guten Ruf und stellen einen bedeutenden Teil der unabhängigen Schulen in Deutschland dar. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Benennung der Waldorfschule als Anthroposophieschule und die Analyse der anthroposophischen Einflüsse im Unterricht an.
2. Anthroposophie: Dieses Kapitel beschreibt die Anthroposophie als Menschenkunde nach Rudolf Steiner. Die Arbeit diskutiert den wissenschaftlichen Charakter der Anthroposophie kritisch und verweist auf die Schwierigkeit, Steiners Theorien mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden zu bestätigen. Es wird hervorgehoben, dass die Anthroposophie nach Steiner eine Erweiterung bestehender Wissenschaften darstellt und versucht, Aspekte von Geist und Seelenleben in die Betrachtung einzubeziehen. Der kosmologisch-religiöse Charakter der Anthroposophie wird ebenfalls thematisiert. Zentrale Konzepte wie Reinkarnation, Weltalter, Karma und das geistige Ich werden erwähnt. Die Einteilung des menschlichen Lebens in Siebenjahreszyklen und die Entwicklung von Leib, Seele und Geist werden als zentrale Aspekte der anthroposophischen Pädagogik präsentiert.
3. Waldorfschulen als anthroposophische Schulen: Dieses Kapitel untersucht die Behauptung, dass Waldorfschulen Anthroposophieschulen sind, obwohl Steiner dies nicht explizit formulierte und von vielen Anthroposophen bestritten wird. Es werden Beweise dafür präsentiert, dass die Waldorfschulen von der Anthroposophie geprägt sind und als Weltanschauungsschulen betrachtet werden können. Die Arbeit argumentiert, dass die Berufung auf die Anthroposophie das Alleinstellungsmerkmal der Waldorfschulen darstellt und dass sowohl Erkenntnisinteresse als auch Erziehungsziele anthroposophisch bestimmt sind. Die Waldorfschule wird als Ort der Erprobung und Weiterentwicklung von Steiners Theorien über Entwicklung und kosmische Erziehung dargestellt. Obwohl nicht alle Lehrkräfte Anthroposophen sein müssen, durchlaufen sie eine entsprechende Ausbildung und vermitteln den Kindern ein auf anthroposophischen Ansichten basierendes Weltbild.
Schlüsselwörter
Anthroposophie, Rudolf Steiner, Waldorfpädagogik, Waldorfschule, Jahrsiebte, Epochenunterricht, Eurythmie, Reformpädagogik, Entwicklungspsychologie, Weltanschauungsschule, Geisteswissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Anthroposophischer Einfluss auf den Waldorfunterricht
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Anthroposophie Rudolf Steiners auf den Unterricht an Waldorfschulen. Sie beleuchtet die Frage, inwiefern Waldorfschulen als anthroposophische Schulen bezeichnet werden können und wie sich anthroposophische Einflüsse im Unterricht manifestieren. Die Arbeit analysiert kritisch die Verbindung zwischen Steiners Theorie und der praktischen Umsetzung im Schulalltag.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Kritik der Anthroposophie; Waldorfschulen als Ausdruck anthroposophischer Weltanschauung; Analyse anthroposophischer Elemente im Unterricht (Jahrsiebte, Epochenunterricht, Eurythmie); Diskussion der Vereinbarkeit von anthroposophischer Pädagogik mit moderner Entwicklungspsychologie; und Bewertung des Rufs und der Akzeptanz von Waldorfschulen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Anthroposophie, Waldorfschulen als anthroposophische Schulen, Anthroposophischer Unterricht (inkl. Jahrsiebte, Epochenunterricht und Eurythmie) und Fazit.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Einleitung formuliert die Forschungsfrage nach dem Einfluss der Anthroposophie auf den Waldorfunterricht. Sie verortet Waldorfschulen im Kontext der Reformpädagogik und benennt die Problematik, dass die pädagogischen Grundlagen auf kritisch zu betrachtenden Theorien Rudolf Steiners basieren. Trotz des guten Rufs der Waldorfschulen wird die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den anthroposophischen Grundlagen betont.
Wie wird die Anthroposophie in der Arbeit dargestellt?
Das Kapitel zur Anthroposophie beschreibt diese als Menschenkunde nach Rudolf Steiner. Es wird kritisch auf den wissenschaftlichen Charakter der Anthroposophie eingegangen und die Schwierigkeit, Steiners Theorien mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden zu bestätigen, hervorgehoben. Zentrale Konzepte wie Reinkarnation, Weltalter, Karma und das geistige Ich werden erläutert.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Waldorfschulen und Anthroposophie dargestellt?
Das Kapitel zu Waldorfschulen als anthroposophische Schulen untersucht, ob und inwiefern Waldorfschulen trotz fehlender expliziter Formulierung Steiners als solche bezeichnet werden können. Es werden Beweise dafür geliefert, dass die Waldorfschulen von der Anthroposophie geprägt sind und als Weltanschauungsschulen betrachtet werden können. Die Arbeit argumentiert, dass die Berufung auf die Anthroposophie das Alleinstellungsmerkmal der Waldorfschulen darstellt.
Welche Aspekte des anthroposophischen Unterrichts werden analysiert?
Der Abschnitt zum anthroposophischen Unterricht analysiert die Einteilung in Jahrsiebte, den Epochenunterricht und die Eurythmie als zentrale Elemente. Es wird untersucht, wie sich diese Elemente aus den anthroposophischen Grundprinzipien ableiten und im Schulalltag umsetzen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Anthroposophie, Rudolf Steiner, Waldorfpädagogik, Waldorfschule, Jahrsiebte, Epochenunterricht, Eurythmie, Reformpädagogik, Entwicklungspsychologie, Weltanschauungsschule, Geisteswissenschaft.
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- Anonym (Author), 2021, Einflüsse der Anthroposophie Rudolf Steiners auf den Waldorfunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161333