In der vorliegenden Arbeit sollen Frequenz und Verwendungskontexte des Anglizismus
Design korpuslinguistisch analysiert werden. Zudem ist es Ziel der Untersuchung herauszufinden,
ob Design adäquat durch deutsche Synonyme substituiert werden kann – wie es von
den Sprachpflegern vielfach behauptet wird.
An die Einleitung schließt sich ein vorbereitender Teil zum Begriff „Anglizismus“ mit
zwei Definitionen, einer Typologie sowie Argumenten, die den Gebrauch von englischen
Entlehnungen rechtfertigen (sollen), an. Darauf folgt ein Forschungsüberblick zur linguistischen
Untersuchung von Anglizismen im Deutschen. In Punkt 4 wird die lexikalische
Semantik von Design erörtert. Danach werden die Ergebnisse der korpuslinguistischen
Analyse, für die die Korpussammlung COSMAS II sowie die Korpora Projekt Deutscher Wortschatz und Wortwarte einbezogen wurden, vorgestellt. Der Unterpunkt 5.2. behandelt die
aus Wortwarte und COSMAS II extrahierten Komposita, mit denen erste Erkenntnisse zur
Verwendung von Design getroffen werden können. Hiernach wird die Kookurrenzanalyse mit
Hilfe von COSMAS II und dem Projekt Deutscher Wortschatz Gegenstand der Arbeit sein.
Zuletzt sollen die Verwendungskontexte von Design mit seinen vermeintlich deutschen
Synonymen Entwurf, Form, Gestalt und Muster verglichen werden. Den Abschluss der Arbeit
bildet eine Zusammenfassung.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Propädeutische Betrachtungen zum Begriff „Anglizismus“
2.1. Definition
2.2. Die Typologie der Anglizismen nach Jürgen Spitzmüller
2.3. Motive für den potenzierten Gebrauch von Anglizismen
3. Zum Stand der Forschung
4. Der Anglizismus Design
5. Die korpuslinguistische Untersuchung zu Frequenz und Verwendungskontexten von Design
5.1. Abfrageformulierung bei COSMAS II
5.2. Komposita als Analyseobjekte für die Verwendungskontexte 10
5.3. Die Kookurrenzanalyse mittels COSMAS II und Projekt Deutscher Wortschatz
5.4. Design und seine vermeintlich deutschen Synonyme
6. Zusammenfassung
7. Literatur
1. Einleitung
„‚Die englische Sprache breitet sich in Deutschland mit solch einer halsbrecherischen Geschwindigkeit aus, dass man sich fast fragen muss, ob es sich lohnt weiterhin Deutsch zu lernen‘“.1 Mit dieser Aussage brachte The Daily Telegraph, London den evidenten Einfluss von Anglizismen auf die deutsche Sprache zum Ausdruck, der viele Kritiker eine Überfrem-dung des Deutschen befürchten lässt.
Sprachen stehen stets miteinander in Kontakt und beeinflussen sich somit gegenseitig. Dieser Sprachwandel ist als ein Resultat des Kulturkontaktes zu sehen. Stammten früher die Entlehnungen, die in die deutsche Sprache integriert wurden, aus dem Griechischen, Lateinischen und Französischen, so ist es heute das Englische, das als Lingua franca fungiert. Folglich sind „die meisten modernen Anglizismen oder Amerikanismen [.] Internationalis- men“.2
Die Thematik „Anglizismus“ wird von den Linguisten kontrovers diskutiert: Die pro-anglizistische Partei argumentiert damit, dass Anglizismen ein Bestandteil des Sprachwandel- prozesses sind und die kommunikativen Möglichkeiten erweitern. Sprachwandel und Entlehnung seien demnach nicht bedrohlich.3 Sprachkritiker hingegen befürchten, dass durch den zunehmenden Gebrauch von englischen Entlehnungen eine Vielzahl indigener ent- sprechender Lexeme verdrängt werden kann, wie dies beispielsweise bei „Sitzung“ geschieht, das oftmals durch „Meeting“ ersetzt wird.
In der vorliegenden Arbeit sollen Frequenz und Verwendungskontexte des Anglizismus Design korpuslinguistisch analysiert werden. Zudem ist es Ziel der Untersuchung herauszu-finden, ob Design adäquat durch deutsche Synonyme substituiert werden kann – wie es von den Sprachpflegern vielfach behauptet wird.
An die Einleitung schließt sich ein vorbereitender Teil zum Begriff „Anglizismus“ mit zwei Definitionen, einer Typologie sowie Argumenten, die den Gebrauch von englischen Entlehnungen rechtfertigen (sollen), an. Darauf folgt ein Forschungsüberblick zur linguisti- schen Untersuchung von Anglizismen im Deutschen. In Punkt 4 wird die lexikalische Semantik von Design erörtert. Danach werden die Ergebnisse der korpuslinguistischen Analyse, für die die Korpussammlung COSMAS II sowie die Korpora Projekt Deutscher Wortschatz und Wortwarte einbezogen wurden, vorgestellt. Der Unterpunkt 5.2. behandelt die aus Wortwarte und COSMAS II extrahierten Komposita, mit denen erste Erkenntnisse zur Verwendung von Design getroffen werden können. Hiernach wird die Kookurrenzanalyse mit Hilfe von COSMAS II und dem Projekt Deutscher Wortschatz Gegenstand der Arbeit sein. Zuletzt sollen die Verwendungskontexte von Design mit seinen vermeintlich deutschen Synonymen Entwurf, Form, Gestalt und Muster verglichen werden. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Zusammenfassung.
2. Propädeutische Betrachtungen zum Begriff „Anglizismus“
2.1. Definition
„Ein Anglizismus ist ein Wort aus dem britischen oder amerikanischen Englisch im Deutschen oder eine nicht übliche Wortkomposition, jede Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung (Lehnbedeutung, Lehnübersetzung, Lehn-übertragung, Lehnschöpfung, Frequenzsteigerung, Wiederbelebung) nach britischem oder amerikanischem Vorbild“.4
Dagmar Schütte fasst diese Definition enger: „Ein Anglizismus ist ein sprachliches Zeichen, das ganz oder teilweise aus englischen Morphemen besteht, unabhängig davon, ob es mit einer im englischen Sprachgebrauch üblichen Bedeutung verbunden ist oder nicht“.5
2. Die Typologie der Anglizismen nach Jürgen Spitzmüller
2.1. Ein aus dem Englischen entlehntes Lexem oder ein entlehnter Phraseologismus bzw. Fremdwort, Lehnwort, Lehnwendung, z. B. „Meeting“, „Keks“, „Happy Birthday“. Zu dieser Kategorie6 zählt auch Design.
2. Eine nach englischem Vorbild gebildete Konstruktion im Deutschen:
1. Lehnübersetzung („Dampfmaschine“ nach englisch „steam engine“)
2. Lehnübertragung („Wolkenkratzer“ nach englisch „skyscraper“)
3. Lehnschöpfung („Klimaanlage“ nach englisch „air conditioning“)
4. Lehnwendung („nicht wirklich“ nach englisch „not really“)
3. Eine Bedeutungserweiterung oder -verschiebung nach englischem Vorbild bzw. Lehn-bedeutung, z. B. „feuern“ im Sinne von „entlassen“ nach englisch „to fire“.
4. Ein mit englischem Sprachmaterial im Deutschen gebildetes Wort, das sich auf se-mantischer, morphologischer oder lexikalischer Ebene vom Vorbild unterscheidet bzw. Scheinentlehnung:
1. Morphologische Eigenentwicklung durch Kürzung, beispielsweise „Pulli“ nach englisch/ deutsch „pullover“/ „Pullover“.
2. Semantische Eigenentwicklung im Deutschen, wenn ein Lexem eine Bedeu-tung erhält, die es im Englischen nicht hat, wie etwa „Slip“ im Sinne von „Unterwäsche“ im Gegensatz zu englisch „briefs“, „pants“, „underpants“, „panties“.
3. Lexikalische Eigenentwicklung durch Neubildung aus englischen Morphemen, beispielsweise „Dressman“ zu englisch „dress“ und englisch „man“, oder in Analogie zu entlehnten oder englischen Komposita wie „Pullunder“ zu deutsch „Pullover“.
5. Mischkomposita aus deutschen und entlehnten bzw. englischen Morphemen als Teil-übersetzungen, z. B. „Krisenmanagement“ nach englisch „crisis management“, oder Neubildungen wie „Gelegenheitsjob“ aus deutsch „Gelegenheit(s)“ und englisch „job“, und Mischkomposita aus englischen und aus Entlehnungen aus anderen Sprachen, z. B. „Teamchef“ aus englisch „team“ und französisch „chef“.
3. Motive für den potenzierten Gebrauch von Anglizismen
Seit dem 19. Jahrhundert ist die Übernahme englischer Lexeme für Dinge, die von den Angloamerikanern übernommen werden, evident. Jedoch erreichten die Entlehnungsprozesse aus dem Englischen nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue quantitative und qualitative Dimension. Der Grund dafür ist in dem engen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland mit den USA zu suchen.
Die meisten technischen Fachbegriffe stammen seit den 1980er Jahren aus der englischen Sprache, so dass Englisch zunehmend zur Sprache der technischen Disziplinen wurde.7 Durch die fortschreitende Technisierung in der heutigen Zeit erhöht sich somit der Anteil der Anglizismen.
Isabel Kick sieht in der Globalisierung eine Ursache für die Zunahme der Anglizismen.8 Dabei ist der Gebrauch und die Intention von Anglizismen am augenscheinlichsten in der Werbung wahrnehmbar, denn die global agierenden Unternehmen führen oft international einheitliche Kampagnen durch: Englisch sei kürzer und präziser und damit sprachlich ökono- mischer. Ein Anglizismus kann eine ganze Bedeutung wiedergeben, für die es im Deutschen keinen Ausdruck gibt und außerdem können gewisse Anglizismen nicht sinnvoll durch ein deutsches Lexem ersetzt werden, wie beispielsweise „Hardware“, was alle technisch-physikalischen Teile einer Datenverarbeitungsanlage meint. Ein englisches Wort muss folg- lich bestimmte denotative oder konnotative Bedeutungsinhalte tragen, die den deutschen Wortfeldnachbarn fehlen, d. h. es sind keine exakten Äquivalente in der deutschen Sprache vorhanden.
Anglizismen werden von den Werbemachern gern dazu genutzt, ein Produkt aufzuwerten und seinen exquisiten Charakter zu vermarkten. Ziel soll es schließlich sein, das Interesse des potentiellen Käufers zu wecken, den Leser zu beeinflussen und das Produkt attraktiver erscheinen zu lassen. Außerdem wird englisches Wortmaterial dafür verwendet, ein Image für einen Artikel zu prägen und ihm Prestige zu verleihen, denn Fremdwörter werden als intensi-ver, moderner, innovativer, internationaler, pointierter, lebendiger empfunden und Anglizis-men transportieren ein Gefühl von Elite, Insiderwissen, Kompetenz und Wissenschaftlichkeit. Demzufolge werden Anglizismen in der Werbung eingesetzt, um Exklusivität, Seriosität, Individualität, Freizeitgenuss, Erfolg, Wohlgefühl, Lifestyle, Schönheit, Trendbewusstsein und gehobene Ansprüche zu formulieren.
In den Fachsprachen werden Anglizismen benötigt, da die Fachkommunikation nach Präzision verlangt und eine mehrdeutige Terminologie vermieden werden soll, denn man ist bestrebt, eine sprachlich einheitliche Terminologie zu erreichen. Darüber hinaus verfügen englische Lexeme auch im Bereich der Fachkommunikation über ein höheres Prestige und werden eher als Mitglied einer Fachgesellschaft anerkannt.
Die Funktion der Anglizismen in der Allgemeinsprache hingegen ist vornehmlich die Be- nennung neuer Objekte und Begriffe sowie den Bedarf an Bedeutungsdifferenzierung zu decken und lexikalische Lücken zu füllen.
Bei dem Prozess der „Importierung“ neuer Lehnwörter in die deutsche Sprache spielen die Medien neben der Werbung eine bedeutende Rolle: „Durch die Massenmedien vermittelt, gelangen solche Anglizismen schnell in die deutsche Umgangssprache, wo dann nicht selten eine Bedeutungsdifferenzierung stattfindet“.9
2.3. Zum Stand der Forschung
Bereits seit längerem wurden Untersuchungen zu Anglizismen durchgeführt, so betrachtete etwa Robert Arnold zu Beginn des 20. Jahrhunderts die englischen Lehn- und Fremdwörter im Gegenwartsdeutsch.10 Die intensiven Studien von Broder Carstensen und Hermann Fink brachten wichtige Impulse in die linguistische Forschung ein, die bis heute relevant geblieben sind.11
Beinahe sämtliche Untersuchungen zu Anglizismen basieren auf geschriebenem Material12 und analysieren überwiegend deren Verwendung in deutschen Zeitungen und Zeitschriften.13
Aktuell lassen sich vier Forschungsschwerpunkte konstatieren: Die meisten Studien widmen sich den Anglizismen in der Werbung und den Medien. Im Bereich der Werbung wären exemplarisch die Arbeiten von Stephanie Bohmann, Isabel Kick,– die mit Hilfe eines Messgerätes die Hautwiderstandsveränderungen bei Probanden ermittelte, während diese verschiedene Werbeslogans vorgespielt bekamen –, Katarzyna Meder, Dagmar Schütte – sie stellte fest, dass der Anteil von Anglizismen in der Werbung im Untersuchungszeitraum 1951–1991 enorm zugenommen hat –, und Dagmar Wetzler zu nennen.14
[...]
1 1 R. Pogarell/M. Schröder (Hgg.), Wörterbuch überflüssiger Anglizismen, Paderborn 22000, S. 7.
2 P. von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Band 3, Berlin/New York 1999, S. 400.
3 Vgl. J. Spitzmüller, Metasprachdiskurse. Einstellungen zu Anglizismen und ihre wissenschaftliche Rezeption (Linguistik – Impulse & Tendenzen 11), Berlin/New York 2005, S. 363-364.
4 H. Zindler, Anglizismen in der deutschen Presse nach 1945, Kiel 1959, S. 2.
5 D. Schütte, Das schöne Fremde. Anglo-amerikanische Einflüsse auf die Sprache der deutschen Zeitschriften-
werbung (Studien zur Kommunikationswissenschaft 16), Opladen 1996, S. 38.
6 Vgl. Spitzmüller, Metasprachdiskurse, S. 172-173.
7 Vgl. S. Bohmann, Englische Elemente im Gegenwartsdeutsch der Werbebranche, Marburg 1996, S. 44.
8 Vgl. I. Kick, Die Wirkung von Anglizismen in der Werbung. „Just do it“ oder lieber doch nicht?, Paderborn 2004, S. 31.
9 Schütte, Fremde, S. 42. Für die Gründe des Gebrauchs von Anglizismen in der Werbe-, Fach- und Allgemein-sprache vgl. S. Bartsch/L. Siegrist, Anglizismen in Fachsprachen des Deutschen. Eine Untersuchung auf Basis des Darmstädter Corpus Deutscher Fachsprachen, in: Muttersprache 112 (2002), S. 321; Bohmann, Elemente, S. 44, 196, 203; Kick, Wirkung, S. 10, 31, 33-34; Polenz, Sprachgeschichte, Band 3, S. 405; Schütte, Fremde, S. 32, 39, 41, 58.
10 Vgl. R. Arnold, Die englischen Lehn- und Fremdwörter im gegenwärtigen Neuhochdeutsch, in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 55 (1904), S. 97-114.
11 Bibliographie von Carstensen bis 1991 vgl. K. U. Carstensen u. a., Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, Band 1, Berlin/New York 1993, S. 137-141. Bibliographie von Fink bis 1990 vgl. ebd., S. 149-150.
12 Hingegen legte Richard Glahm eine Arbeit zum englischen Einfluss auf die gesprochene deutsche Gegen-wartssprache vor: R. Glahm, Der Einfluß des Englischen auf die gesprochene deutsche Gegenwartssprache. Eine Analyse öffentlich gesprochener Sprache am Beispiel von „Fernsehdeutsch“ (Angewandte Sprachwissenschaft 4), Frankfurt am Main u. a. 2000.
13 Vgl. Carstensen, Anglizismen-Wörterbuch, Band 1, S. 28.
14 Vgl. Bohmann, Elemente; Kick, Wirkung; K. Meder, Anglizismen in der deutschen Werbesprache. Untersucht anhand ausgewählter Frauen- und Männerzeitschriften, Berlin 2006; Schütte, Fremde; D. Wetzler, Mit Hyperspeed ins Internet. Zur Funktion und zum Verständnis von Anglizismen in der Sprache der Werbung der Deutschen Telekom (Europäische Hochschulschriften, Reihe 14: Angelsächsische Sprache und Literatur 429), Frankfurt am Main u. a. 2006.
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- Anja Großmann (Autor), 2007, Frequenz und Verwendungskontexte des Anglizismus Design in der deutschen Sprache, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116110
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