„Die Musik gibt die Stimmung vor, die Ihr Auge sieht. Sie ist es, die Emotionen leitet; sie ist der emotionale Rahmen für die sichtbaren Bilder.“
So verleiht auch die für den Oscar nominierte Musik Hans Zimmers den sowohl actionreichen kämpferischen Schlachtenszenen, als auch den ergreifenden gefühlvollen Bildern des von Ridley Scott gedrehten Monumentalfilms Gladiator eine emotional gesteigerte Wirkung, um den Zuschauer hollywoodtypisch mitfühlend ans
Handlungsgeschehen zu fesseln. Die von Hans Zimmer komponierte Musik entstand dabei in enger Zusammenarbeit mit der Sängerin Lisa Gerrard und Klaus Badelt und wurde zusätzlich auch als Soundtrack veröffentlicht. Laut Zimmer bestand ebenso mit dem
Cutter Pietro Scalia eine enge Kooperation, welche, u.a. durch angrenzende Schneide- bzw. Kompositionsräume im gleichen Gebäude begünstigt, wesentlichen Einfluss auf die gegenseitig beratenden und ineinander eingreifenden Arbeitsprozesse ausübte. So dass visuelle und auditive Ebene gezielter aufeinander abgestimmt werden konnten.
Welche Funktionen dabei die unterschiedlichen Musikstile in Hans Zimmers Filmmusik zu Gladiator hinsichtlich ihrer Verbindung von visueller und auditiver Ebene erfüllen und welche Wirkungen sie dies diesbezüglich bei der Filmwahrnehmung des Zuschauers
hervorrufen, soll in dieser Arbeit untersucht werden.
Eine musiktheoretische Analyse ist in diesem Rahmen jedoch nicht vorgesehen, ebenso können nur einzelne Szenen betrachtet werden.
Da zum Recherchezeitpunkt keine Quellen vorhanden zu sein scheinen, die sich, explizit mit Zimmers Filmmusik zu Gladiator auseinandersetzen, beruhen die Betrachtungen lediglich auf eigenen Beobachtungen. Wobei vereinzelt Interviewaussagen des
Komponisten hinzugezogen werden, welche den aus subjektiver Sicht betrachteten allgemeinen Arbeitsprozess berücksichtigen, jedoch keine wissenschaftliche Basis bilden.
Für die funktionalen Betrachtungen wurde dabei Kloppenburgs Publikation zugrunde gelegt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die auditive Ebene
3 Filmmusik
3.1 Vokalmusik
3.2 Ethnische Musik
3.3 Sinfonische Musik
4 Zusammenfassung
5 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
„Die Musik gibt die Stimmung vor, die Ihr Auge sieht. Sie ist es, die Emotionen leitet; sie ist der emotionale Rahmen für die sichtbaren Bilder.“1
So verleiht auch die für den Oscar nominierte Musik Hans Zimmers den sowohl actionreichen kämpferischen Schlachtenszenen, als auch den ergreifenden gefühlvollen Bildern des von Ridley Scott gedrehten Monumentalfilms Gladiator eine emotional gesteigerte Wirkung, um den Zuschauer hollywoodtypisch mitfühlend ans Handlungsgeschehen zu fesseln. Die von Hans Zimmer komponierte Musik entstand dabei in enger Zusammenarbeit mit der Sängerin Lisa Gerrard und Klaus Badelt und wurde zusätzlich auch als Soundtrack veröffentlicht. Laut Zimmer2 bestand ebenso mit dem Cutter Pietro Scalia eine enge Kooperation, welche, u.a. durch angrenzende Schneide- bzw. Kompositionsräume im gleichen Gebäude begünstigt, wesentlichen Einfluss auf die gegenseitig beratenden und ineinander eingreifenden Arbeitsprozesse ausübte. So dass visuelle und auditive Ebene gezielter aufeinander abgestimmt werden konnten.
Welche Funktionen dabei die unterschiedlichen Musikstile in Hans Zimmers Filmmusik zu Gladiator hinsichtlich ihrer Verbindung von visueller und auditiver Ebene erfüllen und welche Wirkungen sie diesbezüglich bei der Filmwahrnehmung des Zuschauers hervorrufen, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Eine musiktheoretische Analyse ist in diesem Rahmen jedoch nicht vorgesehen, ebenso können nur einzelne Szenen betrachtet werden.
Da zum Recherchezeitpunkt keine Quellen vorhanden zu sein scheinen, die sich explizit mit Zimmers Filmmusik zu Gladiator auseinandersetzen, beruhen die Betrachtungen lediglich auf eigenen Beobachtungen. Wobei vereinzelt Interviewaussagen des Komponisten3 hinzugezogen werden, welche den aus subjektiver Sicht betrachteten allgemeinen Arbeitsprozess berücksichtigen, jedoch keine wissenschaftliche Basis bilden. Für die funktionalen Betrachtungen wurde dabei Kloppenburgs4 Publikation zugrunde gelegt.
2 Die auditive Ebene
Bei Gladiator fällt auf, dass die visuelle Ebene von einer permanent aktiven auditiven Ebene, einem von kaum hörbarem bis deutlich hervortretendem Klangteppich begleitet wird und Momente der Stille bzw. der Geräuschlosigkeit kaum auftreten. Innerhalb dieses Klanggewebes, das sich zunächst in Dialoge, Musik und Geräusche differenzieren lässt, nimmt die musikalische Gestaltung einen überdurchschnittlich hohen Anteil ein. Wobei auf auditiver Ebene einerseits Musik und Geräusche eine klangliche Synthese bilden, wie beispielsweise während verschiedener Kampfszenen5. Die Geräusche, nicht immer eindeutig identifizierbar, erweitern dabei den Tonraum und steigern durch dessen akustische Ausdehnung die emotionale Erfahrbarkeit der visuellen Ebene für den Zuschauer und somit die filmische Illusion. Wobei die Geräuschkulisse in einigen Fällen stark überbetont wird6.
Neben dem narrativen Handlungsgeschehen werden andererseits auch Dialoge musikalisch untermalt. Jedoch begleitet die Musik das gesprochene Wort nie vollständig, sondern setzt in besonders expressiven Momenten ein, leitet emotionale oder narrative Wendepunkte im Gesprächsverlauf ein, charakterisiert Figuren oder Situationen oder fungiert sogar narrativ die visuelle Ebene ergänzend7. Während die musikalische Untermalung der Dialoge eine emotionalere Wirkung der visuellen Ebene beabsichtigt, tritt das ohne Musik ergänzte, narrativ besonders wichtige gesprochene Wert deutlicher hervor und erhält so gesteigerte Aufmerksamkeit.
Die hauptsächlich aus dem Off erklingende Musik präsentiert sich in verschiedenen Stilen. Neben den emotionalisierenden Vokalisengesängen der Sängerin Lisa Gerrard, stehen ethnisch anmutende und Lokalkolorit illustrierende Klänge sowie die deutlich überwiegende sinfonische Musik. Jedoch verschmelzen diese unterschiedlichen Stile letztlich zu einer empfundenen klanglichen Einheit, da die Übergänge unmerklich ineinander überfließen und teilweise sogar eine klangliche Synthese bilden. Die Musik verstärkt dabei sowohl mittels Underscoring-Technik und Mood-Technik als auch über die Leitmotivtechnik die visuelle Ebene und erfüllt dabei sowohl dramaturgische als auch syntaktische Funktionen.
3 Filmmusik
3.1 Vokalmusik
Obwohl die sinfonische Musik Hans Zimmers zwar den deutlich überwiegenden Anteil der gesamten Filmmusik einnimmt, erzeugen die sparsam verwendeten vokalen Klänge und Vokalisengesänge Lisa Gerrards eine besonders intensive emotionale Wirkung. In deutlich musikalisch kontrastierender Abgrenzung zum orchestralen Sound der Kampfszenen, der Verherrlichung des römischen Reiches, sowie der musikalischen Untermalung der Dialoge, erklingen die sowohl leisen, melancholischen als auch klagenden Gesänge in Verbindung mit Bildern, welche einerseits Maximus’ Gefühlswelt symbolisieren und andererseits Erinnerungen an seine Heimat und seine Familie, Frau und Sohn assoziieren. Diese beinahe spirituellen Klänge werden sowohl leitmotivisch als auch moodtechnisch für die Protagonistenfigur eingesetzt, jedoch nicht um Maximus in seiner Position als siegreichen Feldherren oder kämpferischen Gladiatoren zu begleiten, sondern vielmehr um seine sensitive Seite als Mensch, Bauer, Ehemann und Vater aufzuzeigen. Die stimmungsgeladenen Bilder dabei expressiv über die auditive Ebene verstärkend, evozieren diese atmosphärischen Klänge beim Zuschauer eine emotionale Anteilnahme.
Ein kurzer Vorspann mit einleitenden und kommentierenden Texttafeln, musikalisch von sich abwechselnden bzw. einzeln ergänzenden Instrumenten mystisch-melancholisch untermalt - wie Flöte, dunklen Streichern, einer Gitarre, gedämpften Pauken und einem armenischen Duduk- geht in die Naheinstellung einer Hand über, welche durch ein goldgelbes, erntereifes Kornfeld streicht, akustisch vom leisen Rascheln der Ähren, von fernem Kinderlachen und einer weiblichen Singstimme untermalt. Der Klang des Duduks scheint nahtlos, den visuellen Schnitt überbrückend und die Bilder akustisch überblendend, in die auf annähernd gleicher Tonhöhe klingende Altstimme Lisa Gerrards überzuwechseln. Diese Szene8 führt den Protagonisten Maximus als sinnlichen Menschen ein und lässt sich als die Handlung rahmende, gedankliche Rückblende deuten.
[...]
1 David W. Griffith, zit. nach Keller, Matthias: Stars and Sounds. Filmmusik- Die dritte Kinodimension, Bärenreiter: Kassel 1996, S.61.
2 Interview mit Hans Zimmer, In: Gladiator (2001). DVD 2, Kapitel „ Hans Zimmer Kämpfer mit Taktstock“.
3 Interview mit Hans Zimmer, In: Gladiator (2001). DVD 2, Kapitel „ Hans Zimmer Kämpfer mit Taktstock“.
4 Kloppenburg, Josef (Hrsg.): Musik mulimedial. Filmmusik, Videoclip, Fernsehen. Handbuch der Musik im 20. Jahrhundert. Bd.11, Laaber: Laaber 2000.
5 DVD, Kapitel 2, „Die Hölle bricht los“, oder Kapitel 11 “Schlacht in Ketten“.
6 DVD, Kapitel 26, „Der Tod lächelt uns an“. Der tödliche Dolchstoß, den Maximus Commodus in der Arena versetzt, durchdringt die Stille in seiner überdimensionierten Lautstärke umso intensiver und wirkungsvoller.
7 DVD, Kapitel 6, „Zerstörte Träume“. Die Musik deutet dabei den auf visueller Ebene angedeuteten Vatermord akustisch aus.
8 DVD, Kapitel 1, „Fern von daheim“.
- Quote paper
- Mireille Murkowski (Author), 2008, Filmmusik "Gladiator" (2000), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116079
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